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Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka

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366 Elisabeth Pauli<br />

am Fluss Maragonia wohnen, und jenen, die Kariben oder Kannibalen<br />

genannt werden.“ 43<br />

Auch die topographischen Gegebenheiten in der damaligen „Tar tarei“<br />

werden sehr <strong>aus</strong>führlich beschrieben, was insofern von besonderem Interesse<br />

ist, da den Trinitariern bei ihren Redemptionsreisen von osmanischen<br />

und tatarischen Amtsträgern des Öfteren der Vorwurf gemacht wurde, dass<br />

sie deren Gebiete auch für militärische Zwecke <strong>aus</strong>kundschaften würden.<br />

Angesichts der sehr detailreichen Schilderungen der „Annales“, die auch<br />

Angaben zu Befestigungsanlagen, Häfen, der Anzahl der Häuser und Einwohner<br />

größerer Orte u. ä. beinhalten, 44 kann die These, dass die Reisen<br />

der Patres zumindest indirekt auch der „Spionage“ dienten, nämlich durch<br />

die Weitergabe der von ihnen gesammelten Informationen an interessierte<br />

Stellen im habsburgischen Staatswesen, wohl kaum entkräftet werden, und<br />

dies umso weniger, als der Trinitarierorden ja enge Kontakte mit der österreichischen<br />

Botschaft in Konstantinopel, mit den Wiener Regierungsbehörden<br />

und insbesondere mit dem Hofkriegsrat unterhielt.<br />

Am meisten und unmittelbarsten dienten diese Beschreibungen aber<br />

sicherlich dem Orden selbst, besonders künftigen Redemptoren. Die<br />

gefährlichen und beschwerlichen Reisen führte der „Pater Redemptor“<br />

meist gemeinsam mit einem Begleiter und Helfer <strong>aus</strong> den Reihen des<br />

Ordens, dem so genannten „Socius“ <strong>aus</strong>. Die Reiseroute führte gewöhnlich<br />

zuerst nach Osten über das relativ sichere, habsburgisch beherrschte<br />

Oberungarn (am Weg befanden sich schon bald etliche Ordensnieder -<br />

lassungen), dann entweder in die Moldaufürstentümer, nach Jassy,<br />

Fokschani u. a., und weiter ostwärts in den Budschak, oder aber zuerst<br />

südwärts nach Siebenbürgen über Kl<strong>aus</strong>enburg, Karlsburg, Kronstadt,<br />

und danach in die „Große Walachei“, nach Tergovist und/oder Bukarest<br />

zum dortigen christlich-orthodoxen Groß fürsten, der in politischer<br />

Abhängigkeit zum Sultan stand. Der Großfürst der Walachei, Constantin<br />

II. Brankowan (reg. 1688–1714), war dessen ungeachtet einer der<br />

größten Förderer der „österreichischen“ Trinitarier: Er unterstützte –<br />

ab der <strong>Befreiung</strong>sreise von 1698 – die Trinitarier sehr und versah die<br />

Redemptoren bei Bedarf mit Empfehlungsschreiben und Wachen, stellte<br />

Unterkunft und Verpflegung und vermittelte vertrauenswürdige Über-<br />

43 Ebd., S. 159: „Toto denique coelo physiognomia eorum a Christianis dissidet; similimi<br />

sunt Indis Americanis circa Maragonium fluvium habitantibus, hisque, qui Caraibes,<br />

sive Cannibali appellantur.”<br />

44 Ebd., bes. S. 148–158.

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