Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka
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354 Elisabeth Pauli<br />
des Ordens sogleich mit Aufgaben im Kirchenstaat betraut, sodass nicht<br />
er, sondern die beiden englischen Trinitarier John Anglik und William<br />
Scot die erste „Redemption“ (also „Erlösung“), wie die konkreten Unternehmungen<br />
zur Gefangenenbefreiung genannt wurden, durchführten.<br />
Mit einem Empfehlungsschreiben von Papst Innozenz III. an „Miramolin“,<br />
den damaligen König von Marokko, machten sich die beiden schon<br />
1199 auf den Weg nach Nordafrika und feierten einen großen Erfolg, als<br />
sie wenig später mit 186 befreiten Christen wieder in Marseille an Land<br />
gingen. 10 Während sich Jo hannes de Matha in der Folge eher den Re -<br />
demptionsaktivitäten widmete, organisierte Felix de Valois Seelsorge und<br />
Krankenpflege für die Befreiten, indem er „Häuser der Barmherzigkeit“<br />
gründete. Im Jahr 1209 existierten insgesamt bereits 30 Niederlassungen<br />
des Ordens, wobei zehn davon mit einem derartigen Hospital <strong>aus</strong>gestattet<br />
waren. 11 Die Rechtmäßigkeit des Ordens wurde durch Papst Hono -<br />
rius III. 1217 abermals bestätigt, außerdem wurde allen Bischöfen und<br />
Prälaten geraten, seine Ausbreitung zu unterstützen, was dieselbe sicher<br />
erleichterte. Der Höhepunkt der Ausdehnung war im 15. Jahrhundert<br />
mit angeblich 800 Niederlassungen erreicht. 12<br />
Hierauf folgte ein gewisser „Niedergang“, wie er ja im Ordenswesen<br />
jener Zeit generell zu beobachten war. Die Trinitarier zählten nun zu den<br />
„etablierten“ Ordensgemeinschaften, und sowohl die konkreten Ziele der<br />
Gefangenenbefreiung als auch die – wegen des Charakters als Bettelorden<br />
– strenge religiöse Disziplin wurden vielfach vernachlässigt. Im Spätmittelalter<br />
bestanden Ordensniederlassungen in Frankreich, Spanien,<br />
Flandern, Luxemburg, Portugal, Italien, England, Schottland, Irland,<br />
Griechenland und Palästina. 13 In Frankreich hatte die Anteilnahme<br />
König Ludwigs IX., des Heiligen, der 1250 von den Trinitariern <strong>aus</strong> muslimischer<br />
<strong>Gefangenschaft</strong> freigekauft worden war, zu einem besonders<br />
großen Erfolg des Ordens beigetragen. 1259 stiftete Ludwig das berühmte<br />
Kloster Fontainebleau und schenkte den Trinitariern einen „Dorn <strong>aus</strong><br />
der Dornenkrone Jesu“; außerdem wurde er persönlich Mitglied des<br />
10 Vgl. Max HEIMBUCHER, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche,<br />
Bd. 1, Paderborn 31933, S. 450.<br />
11 Vgl. KOBLIZEK, Niederlassung (wie Anm. 1), S. 16.<br />
12 Vgl. Joseph HERGENRÖTHER, Franz KAULEN, Wetzer und Welte’s Kirchenlexikon<br />
[...], Bd. 12, Freiburg 1901, S. 84–90.<br />
13 Vgl. GMELIN, Weißspanier (wie. Anm. 1), S. 345.