Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka
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374 Elisabeth Pauli<br />
über dort konkret gefangen ge haltene Personen vorlagen, versuchten die<br />
Ordensleute auch gezielt, von deren Verwandten, Nachbarn, Obrigkeiten<br />
usw. Beiträge zum Lösegeld zu erhalten. 65 In jeder Provinz wurden pro<br />
Redemption zwei Prokuratoren bestimmt, welche die Almosensammlung<br />
zu organisieren hatten; kurzfristig konnten zur Durchführung von<br />
Sammlungen gemäß den Ordensregeln auch Laien als zusätzliche Mitarbeiter<br />
angestellt werden, wobei sowohl H<strong>aus</strong>sammlungen veranstaltet<br />
wurden, als auch an zentralen öffentlichen Plätzen um Almosen gebeten<br />
wurde; in Wien wurden dafür Sammelbüchsen beim Stephansdom, beim<br />
Schottenkloster und bei den Klöstern der Jesuiten, Barnabiten, Hieronymiten<br />
und Minoriten aufgestellt. 66<br />
Wie schon erwähnt wurde, enthalten die Redemptionslisten vielfach<br />
Daten zum sozialen Status der Gefangenen (Geschlecht, Alter, Stand,<br />
Beruf) und über die <strong>Gefangenschaft</strong> selbst. Im Folgenden soll eine Übersicht<br />
über die bisherigen Ergebnisse statistischer Auswertungen dieser<br />
Informationen gegeben werden, welche für die Redemptionen des Zeitraums<br />
von 1760 bis 1783, also die letzte Phase der Ordenstätigkeit in der<br />
Habsburgermonarchie, vorgenommen werden konnten. 67<br />
Die sieben Redemptionen jener Jahrzehnte richteten sich immer noch<br />
nach Konstantinopel, Kleinasien, Südosteuropa und zur Schwarzmeerküste,<br />
in größerem Ausmaß nun aber auch nach Nordafrika, wo die<br />
Städte Algier (jedes Mal), Tripolis, Salé (mindestens zwei- oder dreimal),<br />
Tunis und Mascara (je mindestens einmal) angesteuert wurden. Von den<br />
insgesamt genau 600 in den Redemptionsverzeichnissen genannten Ge -<br />
fangenen wurden dabei über 350 an zwei Orten erlöst, nämlich Algier<br />
(über 200) und Konstantinopel (ca. 150). Keine andere der angefahrenen<br />
Städte war demgegenüber – im späten 18. Jahrhundert – auch nur an -<br />
nähernd so bedeutsam für den Sklavenfreikauf von Mitteleuropäern. Die<br />
bei den Redemptionen der Jahre 1765 bis 1783 bezahlten Lösegelder<br />
waren gegenüber denen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts eklatant<br />
angestiegen, und zwar auf durchschnittlich 715 Gulden pro Kopf. Hierbei<br />
müssen aber starke „Preisunterschiede“ in den einzelnen Regionen<br />
festgestellt werden: Die „Sklavenpreise“ in Nordafrika waren mit Ab -<br />
65 Vgl. BUHL, Wiederkehr (wie Anm. 1), S. 10.<br />
66 Vgl. hierzu: GMELIN, Weißspanier (wie Anm. 1), S. 369.<br />
67 Die Redemptionslisten für diesen Zeitraum (wie Anm. 38) sind im Archiv des Trinitarierkonvents<br />
in Mödling vorhanden, und konnten dort eingesehen werden, wofür die Verfasserin<br />
auch an dieser Stelle nochmals herzlich danken möchte.