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Befreiung aus tyrannischer Gefangenschaft - Carlos Watzka

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372 Elisabeth Pauli<br />

jener Detailliertheit bekannt wie die erste Phase der Ordenstätigkeit, da<br />

der über 800 Seiten starke Bericht der Annales Provinciae 1728 endet. Für<br />

die 1730er und 1740er Jahre fehlen auch noch nähere Bearbeitungen der<br />

erhaltenen Redemptionslisten; klar ist aber, dass sich die <strong>Befreiung</strong>sfahrten<br />

jener Jahrzehnte weiterhin hauptsächlich nach dem Osmanischen<br />

Reich richteten – die Habsburgermonarchie lag 1735 bis 1739 erneut im<br />

Krieg mit der Hohen Pforte –, nun aber stärker auf den osmanisch regierten<br />

Balkan und vereinzelt bereits nach Nordafrika. In den insgesamt<br />

sieben Redemptionsfahrten zwischen 1734 und 1750 wurden zusammen<br />

etwas mehr als 1.000 gefangen gewesene „kaiserliche Untertanen“ be -<br />

freit, zu einem Preis von durchschnittlich etwa 230 Gulden pro Kopf. 60<br />

Danach nahm die Zahl der von österreichischen Trinitariern <strong>aus</strong> mus -<br />

limischen Ländern „erlösten“ Christen deutlich ab, was zweifellos in<br />

Zusammenhang mit dem kontinuierlichen Friedenszustand zwischen<br />

Habsburgermonarchie und Osmanischem Reich in der Zeit von 1739 bis<br />

1787 zusammenhängt. Dementsprechend verlagerten sich die Tätigkeiten<br />

der Ordensleute immer mehr in den Mittelmeer-Raum, wo angesichts<br />

der fortdauernden Piraterie der „Barbareskenstaaten“, der in einem<br />

beträchtlichen Ausmaß auf Seeräuberei und Sklavenhaltung gegründeten<br />

muslimischen Staatswesen in Nordafrika, weiterhin Bedarf für die karitativen<br />

Dienste der Trinitarier bestand. 61 Auch Konstantinopel als ein<br />

Zentrum des mittelmeerischen Sklavenhandels im 18. Jahrhundert blieb<br />

natürlich weiterhin Reisedestination.<br />

In den 1750er Jahren wurden insgesamt etwas mehr als 250 gefangen<br />

gehaltene Christen durch die „Deutsche Provinz“ der Trinitarier losgekauft,<br />

in den 1760er Jahren knapp 200, im folgenden Jahrzehnt aber wieder<br />

deutlich mehr, fast 270. Auch kurz vor seiner Auflösung in Österreich<br />

war der Orden durch<strong>aus</strong> noch sehr aktiv: In den vier Jahren von 1780 bis<br />

1783 kaufte der letzte Redemptor Engelbertus a Matre Dei, in Konstantinopel,<br />

Tripolis und Algier 135 Menschen frei. Insgesamt hatte der<br />

österreichische Zweig des Trinitarierordens während der nicht ganz hundert<br />

Jahre seines ersten Bestandes 62 knapp 4000 Menschen <strong>aus</strong> der<br />

60 Nach der Zusammenfassung in: PORRES ALONSO, Libertad (wie Anm. 1), S. 597–617.<br />

61 Vgl. Robert DAVIES, Christian Slaves, Muslim Masters. White Slavery in the Mediterranean,<br />

the Barbary Coast and Italy, 1500–1800, New York 2004.<br />

62 Um 1900 wurde der Orden in Österreich neu begründet; heute bestehen Häuser in<br />

Wien und Mödling.

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