green technology - Verantwortung Zukunft
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„Ungehobenes Potential in der Industrie“<br />
Interview mit Dr. Michael Süß, Vorstandsmitglied der Siemens AG und CEO des Sektors Energy<br />
Siemens will sich „an die Spitze der grünen<br />
Revolution“ stellen. Was bedeutet das konkret,<br />
und was wird diese Revolution uns bringen?<br />
Nachhaltigkeit wird angesichts von mittlerweile<br />
mehr als 7 Milliarden Erdenbürgern<br />
und des damit wachsenden Energiehungers<br />
immer wichtiger. Unsere fossilen Ressourcen<br />
sind nun einmal begrenzt, auch wenn sie<br />
dank neuer Funde weit länger reichen werden,<br />
als wir das noch vor einem Jahrzehnt<br />
für möglich gehalten haben. Unser Ziel muss<br />
sein, die vorhandenen Ressourcen effizienter<br />
zu nutzen, also beispielsweise durch hocheffiziente<br />
Kraftwerke mehr Strom aus derselben<br />
Menge Erdgas zu gewinnen. Zudem<br />
findet ja bereits zunehmend eine Integration<br />
von erneuerbaren Energien in unseren Energiemix<br />
statt. Alles zusammen wird unsere<br />
CO 2 -Bilanz deutlich verbessern.<br />
Sie beschäftigen sich mit Solar- und Windenergie.<br />
Sind das DIE Wege gegen Klimawandel<br />
und für den Schutz der Umwelt?<br />
Seite 14 //<br />
Die Erneuerbaren selbst sind natürlich<br />
Schlüsselelemente für eine nachhaltige Energieversorgung<br />
– Windkraft, Biomasse, Solarenergie<br />
und Wasserkraft liefern aktuell schon<br />
ein Viertel des deutschen Stroms. Wir dürfen<br />
allerdings nicht vergessen, dass der Ausbau<br />
schwankungsanfälliger Energiequellen nicht<br />
ohne den gleichzeitigen Ausbau der Stromnetze<br />
funktionieren kann. Neue oder aufgerüstete<br />
Überlandtrassen brauchen wir, um<br />
größere Mengen Windenergie zum Verbraucher<br />
zu bringen - für die Photovoltaik müssen<br />
die Verteilnetze in den Städten sowie auf<br />
dem Land ausgebaut werden, da sie sonst<br />
überlastet werden.<br />
Die Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern<br />
bleibt im Übrigen weiterhin unverzichtbar.<br />
Für die verbliebenen Kernkraftwerke, die<br />
derzeit rund um die Uhr Strom liefern, müssen<br />
wir einen adäquaten Ersatz finden. Hierfür<br />
wären hocheffiziente und emissionsarme<br />
Gaskraftwerke ideal, zumal sie zu überschaubaren<br />
Kosten gebaut werden können. Ange-<br />
sichts der wirtschaftlich schwierigen Situation<br />
in Europa werden die Kosten generell<br />
stärker in den Vordergrund rücken.<br />
Sollte die Energiewende also den<br />
Spar zwängen geopfert werden?<br />
Nein, das heißt nicht, dass wir die Klimaziele<br />
zur Disposition stellen müssen. Wir sollten<br />
nur schauen, wie wir diese Ziele zu möglichst<br />
geringen volkswirtschaftlichen Kosten erreichen.<br />
Moderne Gaskraftwerke sind emissionsarm<br />
und können zur Erreichung der<br />
Klimaziele ihren Beitrag leisten. Wenn wir<br />
sie da hinbauen, wo heute Kernkraftwerke<br />
stehen, können wir auf vorhandene Stromnetze<br />
zurückgreifen und dabei zusätzliche<br />
Infrastrukturkosten vermeiden. Da Gaskraftwerke<br />
zudem äußerst flexibel betrieben<br />
werden können, bieten sie sich auch zum<br />
Ausgleich längerer Flautezeiten an. Mittels<br />
Wasserkraft aus Pumpspeichern können wir<br />
in Deutschland die Einspeisung von Sonnen-<br />
und Windkraft nur wenige Stunden lang<br />
Ausgabe 3-2012 // Im Gespräch<br />
puffern. Ich bin überzeugt, dass der Umbau<br />
unserer Stromerzeugung nur im Verbund<br />
aller Elemente funktionieren wird.<br />
Worauf kommt es bei den Erneuerbaren<br />
vor allem an – auf Preis- oder Technologieführerschaft?<br />
Das schließt sich gegenseitig nicht aus.<br />
Investoren treffen ihre Anlageentscheidungen<br />
normalerweise vor allem aufgrund von<br />
Renditeerwartungen, wobei der Preis dann<br />
mehr als den reinen Kaufpreis ausmacht –<br />
entscheidend sind die Kosten über den<br />
gesamten Lebenszyklus der Anlage. Technologieführerschaft<br />
muss in der Regel auch<br />
die Kosten über die Lebensdauer von<br />
Anlagen senken, damit sie zu einem Wettbewerbsvorteil<br />
führt.<br />
China hat auch bei der Solar- und Windenergie<br />
die globale Marktführerschaft übernommen.<br />
Welche Rolle spielen deutsche<br />
Hersteller im weltweiten Wettbewerb?