green technology - Verantwortung Zukunft
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So entfallen beim deutschen Privathaushalt<br />
derzeit 85 Prozent des Energiebedarfs auf<br />
Heizung und Warmwasserbereitung. Aber<br />
ein sehr gut wärmegedämmtes Haus kommt<br />
mit bis zu 90 Prozent weniger Heizenergie<br />
aus als ein altes, unsaniertes Objekt. 40 Prozent<br />
der kostbaren fossilen Energieträger Öl<br />
und Gas verbrennen wir beim Heizen. Stattdessen<br />
wäre es viel besser, Strom in hocheffizienten<br />
Gaskraftwerken zu erzeugen,<br />
diesen zu den Häusern zu leiten und mit<br />
Hilfe einer Wärmepumpe in Wärme umzuwandeln.<br />
Verglichen mit einer herkömmlichen Heizung,<br />
kann auf diese Weise aus der gleichen Menge<br />
Gas bis zu dreimal so viel Wärme erzeugt<br />
werden! Bei Gaskraftwerken, die auch noch<br />
den Abwärmestrahl für den Betrieb einer<br />
Dampfturbine nutzen, haben wir uns mit<br />
rund 61 Prozent Wirkungsgrad in der sogenannten<br />
H-Klasse dem physikalisch größtmöglichen<br />
praktischen Wert von 70 Prozent<br />
bereits deutlich angenähert. Anfang der<br />
Seite 16 //<br />
neunziger Jahre lag der erzielte Wirkungsgrad<br />
in dieser Kraftwerkstechnik noch bei<br />
etwa 50 Prozent. Die weltweite Umrüstung<br />
aller Kraftwerke auf heute erreichbare Wirkungsgrade<br />
würde jährlich circa 2,5 Milliarden<br />
Tonnen CO 2 sparen – das ist das Zweieinhalbfache<br />
der Emissionen Deutschlands.<br />
Auch die Leitungsverluste bei Überlandleitungen<br />
lassen sich deutlich reduzieren.<br />
Eine Leitung in HGÜ-Technik (Hochspannungsgleichstromübertragung)<br />
kann große<br />
Mengen Energie mit typischerweise 30 bis<br />
50 Prozent weniger Verlust über große Entfernungen<br />
hinweg transportieren.<br />
Nicht zu vergessen ist das sehr hohe Effizienzpotential<br />
bei der Beleuchtung. Weltweit<br />
werden fast 19 Prozent des Stromverbrauchs<br />
für Beleuchtung aufgewendet.<br />
Energiesparlampen und LED-Leuchten<br />
reduzieren den Stromverbrauch um bis<br />
zu 80 Prozent gegenüber konventionellen<br />
Glühlampen.<br />
In der Industrie gibt es ebenfalls ungehobenes<br />
Potential: Durch Energiesparelektromotoren<br />
und die Drehzahlregelung mittels Frequenzumrichtern<br />
lassen sich bis zu 60 Prozent der<br />
Stromkosten einsparen. Die Investitionen in<br />
solche neuen Antriebe amortisieren sich<br />
in weniger als zwei Jahren. Elektroantriebe<br />
machen rund zwei Drittel des gesamten<br />
industriellen Stromverbrauchs aus.<br />
Sie haben einmal gesagt, „jeder Strommast<br />
ist umkämpft“. Lassen sich Großprojekte in<br />
Deutschland überhaupt noch zeitverträglich<br />
und ohne massive Gegenwehr umsetzen?<br />
Das ist tatsächlich derzeit eine der größten<br />
Herausforderungen. Anfang der siebziger<br />
Jahre wurde die heutige 400-Kilovolt-Ebene<br />
als Standard in Europa eingeführt. Binnen<br />
etwa 15 Jahren wurde das heutige Transportnetz<br />
weitgehend neu gebaut – ohne<br />
nennenswerte Protestbewegungen und in<br />
einem Umfang, der weit über die aktuellen<br />
Ausbaupläne hinausgeht.<br />
Ausgabe 3-2012 // Im Gespräch<br />
Es ist paradox, dass die Mehrzahl der Deutschen<br />
für den Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
ist, sich aber lokal schnell Widerstand<br />
gegen jeglichen Netzausbau vor der eigenen<br />
Haustür formiert. An mangelnder Information<br />
kann es eigentlich nicht liegen, schließlich<br />
wird in den Medien die Notwendigkeit des<br />
Netzausbaus regelmäßig thematisiert.<br />
Letztlich lassen sich vorhandene Trassen<br />
zwar auch teilweise aufrüsten, so dass sie<br />
mehr Energie transportieren können. Aber<br />
ganz ohne neugebaute Strecken wird es<br />
nicht gehen, und Erdverkabelung ist deutlich<br />
teurer als Freileitungen. Wahrscheinlich wird<br />
es eine Kombination geben: Erdkabel in der<br />
Nähe stark bebauter Gebiete, eine Aufrüstung<br />
von vorhandenen Trassen sowie den<br />
Bau neuer Freileitungen. Die preiswerteste<br />
Lösung ist das dann natürlich nicht unbedingt.<br />
Was hat die Rio-Konferenz aus Ihrer Sicht<br />
gebracht?