INTERNATIONALE BEZIEHUNGEN - Carl Bechstein Gymnasium
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Soweit ich informiert bin, unterstützt das<br />
„Programm für transatlantische Begegnungen“<br />
den deutsch-amerikanischen Austausch?<br />
Die Bundesregierung hat ab 1997 als Nachfolge<br />
einer Dankesspende aus Mitteln des European<br />
Recovery Programm – Sondervermögens ein<br />
„Deutsches Programm für transatlantische<br />
Beziehungen“ ins Leben gerufen. Es soll die<br />
Erinnerung an George C. Marshall wach halten<br />
und in seinem Sinne die deutsch-amerikanische<br />
Partnerschaft fördern. Die Schüler und Kollegen<br />
aus Gulfport haben aber auch sehr viel Geld<br />
eingespielt durch Konzerte in Gulfport und<br />
Umgebung. Dieses Geld stand ihnen hier zur<br />
Verfügung. So bezahlten sie zum Beispiel auch<br />
ihre Hotelzimmer selbst.<br />
Einige Schüler und Begleiter waren in Hotels<br />
untergebracht?<br />
Acht Schüler und zehn Erwachsene waren im<br />
Bildungszentrum Erkner untergebracht. 16<br />
Schüler waren bei Gastfamilien. Die 8 Schüler,<br />
die im Hotel waren, wollten oder durften nicht<br />
bei Gastfamilien schlafen, das hatte verschiedene<br />
Ursachen. Die Eltern hatten offenbar Bedenken,<br />
was die Sicherheit in Deutschland anbetrifft.<br />
In Ihrem Artikel in der MOZ „Von Gulfport<br />
nach Erkner – Besuch von Billy J. Ulmer und<br />
José Sunderland am CBG Erkner“ schreiben Sie,<br />
dass sich Ihr Bild von Amerika maßgeblich verändert<br />
habe. Warum?<br />
Ja, das stimmt. Das betraf Billy Ulmer und seine<br />
Kollegen, die von Deutschland noch nicht sehr<br />
viel wussten. Inzwischen war das anders, sie hatten<br />
sich sehr umfassend belesen. Auch die Schüler<br />
waren gut informiert, das haben wir bei den<br />
Stadtführungen in Dresden, Berlin und Potsdam<br />
gemerkt, sie hatten gute Vorkenntnisse. Sie<br />
wussten zum Beispiel sehr genau Bescheid über<br />
die deutsche Zweistaatlichkeit, über die Mauer<br />
und die deutsche Geschichte allgemein.<br />
Gab es etwas, dass Sie verblüfft oder verwundert<br />
hat?<br />
Was mich bei Amerikanern generell verblüfft, ist<br />
die Spontanität, mit der sie Neues angehen, die<br />
Lust am Ausprobieren. Das war auch in der Vorbereitung<br />
zu merken, in der Begeisterung für die<br />
Idee des Kontaktes zweier Schulen über den großen<br />
Teich hinweg. Wenn ich jetzt von den beteiligten<br />
Schülerinnen und Schülern höre, wie<br />
intensiv die Kontakte zwischen den Gästen und<br />
Gastgebern auch jetzt viele Wochen nach dem<br />
Besuch noch sind, dann finde ich das prima.<br />
Also sehen Sie in jedem Fall eine Zukunft für<br />
diese Partnerschaft?<br />
Unbedingt. Das Transatlantikprogramm fördert<br />
die kostspieligen Besuche und Gegenbesuche ja<br />
nur über einen bestimmten Zeitraum. Die ent-<br />
standenen persönlichen Kontakte halten in vielen<br />
Fällen garantiert länger.<br />
Hat sich der Leistungskurs Musik um die<br />
amerikanischen Schüler „gekümmert“?<br />
Zunächst haben sich Schülerinnen und Schüler<br />
der Stufe 11 gemeldet, die gerne einen Gast aus<br />
Gulfport aufnehmen wollten. Unser Oberstufenchor<br />
hat sich vor allem um die musikalische Seite<br />
der Begegnung verdient gemacht. Ich war schwer<br />
beeindruckt von der gesanglichen Leistung. Und<br />
das bei relativ wenigen gemeinsamen Proben von<br />
Orchester und Chor.<br />
Der Kontakt entstand damals über ein Benefizkonzert.<br />
Ja, das ging damals im September 2005 vom<br />
Fachbereich Musik aus, ganz spontan. Ungefähr<br />
zwei Wochen nach dem Wirbelsturm „Katrina“<br />
ging das Programm „An American Summer<br />
Night“ über die Bühne und brachte eine Menge<br />
Spenden ein.<br />
Wie kam es, dass das Spendengeld genau an diese<br />
Schule ging?<br />
Das geschah durch die Vermittlung des Deutschen<br />
Generalkonsulats für den Süden der USA.<br />
Die Gulfport High School war durch den Verlust<br />
von Gebäuden, Materialien und Instrumenten<br />
besonders schwer vom Hurrikan betroffen.<br />
Auf welcher Ebene sollte dieser Austausch spezifisch<br />
stattfinden, auf dem der Musik?<br />
Als der Orchesterleiter Billy Ulmer im Dezember<br />
2005 hier war, um sich für das Geld zu<br />
bedanken, hörte er ein Stück von unserem<br />
Oberstufenchor: Das „Ave Verum Corpus“ aus<br />
einer Mozart-Messe und er sagte: „Wenn wir zu<br />
euch kommen, dann würde ich ganz gerne mit<br />
diesem Chor zusammen genau dieses Lied aufführen.“<br />
Und wie gut das mit einem großen<br />
Kammerorchester klingt, haben wir ja bei den<br />
Konzerten in der Aula und in der Bonifatiuskirche<br />
gehört. Absolute Gänsehautgarantie. Wer´s<br />
nicht glaubt, sollte in die CD-Aufnahme reinhören.<br />
In einem anderen Artikel der MOZ heißt es, die<br />
meist gestellte Frage der deutschen Schüler wäre<br />
die nach dem Ende der Probezeit.<br />
Dem Reporter der MOZ waren offenbar vereinzelte<br />
Fragen von Chormitgliedern nach dem<br />
Ende der Probe aufgefallen. Das war für mich<br />
nachvollziehbar, da ja Schüler am Nachmittag<br />
und Abend noch Hausaufgaben erledigen oder<br />
andere Termine wahrnehmen wollen. Als Zeichen<br />
von Ungeduld oder mangelnder Motivation<br />
habe ich das jedenfalls nicht verstanden. Schade<br />
nur, dass der Artikel die acht Unterrichtsstunden<br />
nicht erwähnte, die der gemeinsamen Probe von<br />
Chor und Orchester vorangegangen waren.<br />
Sonderausgabe · Internationale Beziehungen · USA 21<br />
Das Interview (1) Jörg Schulze zum Transatlantik Projekt<br />
Um die Organisation haben ausschließlich Sie<br />
sich gekümmert?<br />
Die intensive Phase der Vorbereitung umfasste<br />
etwa 4 Monate, in denen reger Schriftverkehr<br />
mit den Amerikanern herrschte und der Plan für<br />
den Besuch auch im Detail besprochen wurde.<br />
Das hätte ich ohne die Hilfe meiner Frau nicht<br />
geschafft. Frau und Herr Elsner haben mir sehr<br />
beim Austausch der Noten geholfen.<br />
Gab es Probleme wegen vorhandener Sprachbarrieren,<br />
immerhin konnten die Amerikaner kein<br />
Wort Deutsch?<br />
Ja, es gab kleine Verständigungsprobleme, aber<br />
da viele Gastgeber-Schüler schon einmal in<br />
Amerika oder einem anderen englischsprachigen<br />
Land waren, gab es zwischen den Schülern überhaupt<br />
kein Problem, die haben sich gut verstanden,<br />
auch im Sinne des Wortes.<br />
Gab es für Sie ein Highlight?<br />
Gefühlsmäßig sehr intensiv war hier der Abend<br />
in der Aula, das hat sicher alle sehr bewegt.<br />
Höhepunkt für die Amerikaner war wohl der<br />
Tag in Dresden, besonders die Orgelandacht in<br />
der Frauenkirche.<br />
War das der erste Austausch, den Sie begleiteten?<br />
Ja, für mich war es eine Premiere. Aber auch für<br />
die Amerikaner, viele von ihnen hatten noch<br />
nicht einmal Mississippi verlassen, geschweige<br />
denn die USA. Es war alles Neuland.<br />
Das große Ziel war der „kultureller Austausch“,<br />
sehe ich das richtig?<br />
Die Amerikaner wollten sich mit ihren Konzertauftritten<br />
natürlich zuerst bedanken für die<br />
erfahrene Hilfe. Die Musik und das gemeinsame<br />
Musizieren war freilich auch eine tolle Möglichkeit<br />
sich näher zu kommen. Aber kultureller<br />
Austausch bedeutet ja mehr. Auch das Kennenlernen<br />
der Schulsyteme, der Landes- und Regionalgeschichte<br />
oder des familiären Lebens gehören<br />
dazu. Und auch die Grillparty bei Buchaliks<br />
in Schöneiche war zweifellos eine Kulturtat. Wir<br />
werden bei den noch folgenden Begegnungen<br />
ganz in diesem Sinne weitermachen.<br />
Können Sie den Austausch kurz zusammenfassen?<br />
Neue Freundschaften schließen ist einfach,<br />
bestehende Freundschaften bedürfen der sorgfältigen<br />
Pflege.<br />
Ich bin sehr erfreut darüber, dass die zwölf Tage<br />
Ende März von den Schülern mit so vielen Ideen<br />
und großem Engagement vorbereitet und begleitet<br />
wurden. Vielen Dank auch an dieser Stelle an<br />
die gastgebenden Familien.<br />
Das Interview führte<br />
Juliane Wandt, Jg. 11