Gemischtfunktionale Hochhäuser in Frankfurt - tuprints
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Kapitel 6 Vergleichende Fallstudien <strong>in</strong> Shanghai und <strong>Frankfurt</strong> am Ma<strong>in</strong><br />
Regierung die Bau<strong>in</strong>dustrie als den starken Motor des Wirtschaftswachstums erkannt hat.<br />
Hochhausbau ist aus Sicht der Investoren und der Stadtplanung die notwendige Methode,<br />
um alle städtebaulichen Vorhaben wie Ausbau der Infrastruktur, Modernisierung der alten<br />
Wohnviertel, Schaffung von Flächen für die verschiedensten Nutzungsarten etc. rentabel<br />
zu machen. Was und wo gebaut wird, ist zwar von der Stadtplanung gesteuert, aber <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er im Vergleich mit deutschen Verhältnissen viel lockereren Weise: man traut den Investoren<br />
mehr zu, die <strong>in</strong> den letzten Jahren durch immer stärker werdende Konkurrenz<br />
professioneller geworden s<strong>in</strong>d. Letztlich s<strong>in</strong>d Investoren nur dort bereit zu bauen, wo ihre<br />
Projekte funktionieren, was die absolute Voraussetzung e<strong>in</strong>es jeden Projekts ist. E<strong>in</strong>e starke<br />
Zentralregierung schafft allen Vorrang und die Bed<strong>in</strong>gungen, um ihr Ziel zu erreichen.<br />
Die Stadt <strong>Frankfurt</strong> hat den Willen e<strong>in</strong>e Hochhausstadt zu werden, und es ist ihr auch<br />
tatsächlich gelungen – zum<strong>in</strong>dest auf europäischer Ebene. Aber dieser Wille und die Zielsetzung<br />
s<strong>in</strong>d nicht mit denen Shanghais vergleichbar. Die Stadt sieht zwar e<strong>in</strong>, dass es<br />
wichtig ist, die entsprechenden Investoren für dieses Vorhaben anzulocken, gibt aber auf<br />
stadtplanerischer Ebene den Investoren<strong>in</strong>teressen nicht so eifrig nach. <strong>Hochhäuser</strong> s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> Bauordnungen nicht regulär vorgesehen. Deshalb und wegen des immer noch Ungewöhnlichen,<br />
das sie für viele Menschen darstellen, läuft im Vorfeld e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>tendierten Hochhausbaus<br />
vieles anders als bei normalen Bauvorhaben (Rogenste<strong>in</strong>, 2000, S. 268). Die<br />
Entscheidung trifft man nur auf e<strong>in</strong>e viel demokratischere Weise, und die den Hochausbau<br />
betreffende städtebauliche Richtl<strong>in</strong>ie hängt stark von der regierenden Partei ab. Demonstrationen<br />
gegen geplante Bauvorhaben und Kritik an den Hochhausbauentscheidungen<br />
komplizieren das Bauverfahren und erschweren den Investoren die Entscheidung<br />
zu bauen.<br />
Obwohl die Verantwortlichen der Stadt sich Sorgen machen, dass die Stadtbevölkerung<br />
wegen der Unwirtlichkeit auf das Land ziehen und – als e<strong>in</strong>es der Weltf<strong>in</strong>anzzentren – die<br />
Stadt für die <strong>in</strong>ternational Beschäftigten nicht attraktiv genug se<strong>in</strong> könnte: etwas dagegen<br />
tun können sie kaum. Bundesweite Unterstützung bekommt <strong>Frankfurt</strong> auch nicht; den Weg<br />
zu e<strong>in</strong>er F<strong>in</strong>anzmetropole mit Weltgeltung muss es alle<strong>in</strong> schaffen. Außerdem hat die Stadt<br />
nicht die dr<strong>in</strong>gliche Aufgabe, ihre alten Viertel zu modernisieren. E<strong>in</strong> derartiger Bauboom<br />
wie <strong>in</strong> Shanghai ist <strong>in</strong> <strong>Frankfurt</strong> auf allen Ebenen unmöglich zu schaffen.<br />
6.2.3. Gesetzliche Ebene<br />
Der Unterschied zwischen den jeweiligen Gesetzen, die den Hochhausbau <strong>in</strong> Ch<strong>in</strong>a und <strong>in</strong><br />
Deutschland regeln, lässt sich auf zwei Ebenen unterscheiden: auf städtebaurechtlicher<br />
Ebene und bauplanerischer Ebene.<br />
Hochhausbau <strong>in</strong> Deutschland hängt <strong>in</strong> den meisten Fällen von speziellen Stadtplanungsregulationen<br />
ab. Die Stadtplanungsanforderungen für die <strong>Hochhäuser</strong> s<strong>in</strong>d jedoch weniger<br />
def<strong>in</strong>iert und ersche<strong>in</strong>en oft subjektiv. Der Planungsprozess kann sehr lang dauern,<br />
und br<strong>in</strong>gt oft umfassende Verhandlungen mit sich, an denen sowohl Teilnehmer vom<br />
Fach als auch außen stehende Teilnehmer beteiligt werden.