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<strong>in</strong>tern<br />
Darf’s auch<br />
e<strong>in</strong> bisschen<br />
weniger se<strong>in</strong>?<br />
Manchmal wird auch mir angst und bange. Ich habe Angst um me<strong>in</strong>e Familie<br />
und Freunde, Angst vor schwerer Krankheit und Tod oder vor Dummheit<br />
und Gier. Aber heute möchte ich lieber darüber schreiben, wovor wir<br />
BISSler ke<strong>in</strong>e Angst haben. Vielleicht trägt das ja dazu bei, anderen e<strong>in</strong><br />
wenig die Angst zu nehmen. Überhaupt s<strong>in</strong>d die besten Vorbilder für die<br />
Überw<strong>in</strong>dung der Angst diejenigen unserer BISS-Verkäufer, die nach vielen<br />
Jahren (manchmal Jahrzehnten!) wieder den Gang zum Zahnarzt gewagt<br />
haben. Schlotternd vor Angst beim ersten Term<strong>in</strong> und strahlend vor Stolz<br />
nach dem letzten! E<strong>in</strong> Hoch auf unsere Helden!<br />
Am meisten fürchtet man sich vor dem Unbekannten. Deshalb gehen wir<br />
BISSler auf Menschen mit Problemen zu. Wir stellen Menschen <strong>in</strong> sozialen<br />
Schwierigkeiten fest an und gehen gegenseitige Verpflichtungen e<strong>in</strong>. Angst<br />
davor hatten wir weder vor zehn Jahren bei der Straßenzeitschrift BISS,<br />
noch haben wir sie jetzt bei unserem neuen Projekt, Hotel BISS. Wir haben<br />
ke<strong>in</strong>e Sorge, dass ausgegrenzte junge Menschen, denen wir die Chance<br />
geben, e<strong>in</strong>e Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em erstklassigen Hotel zu machen, dies<br />
ausnutzen oder nicht schaffen könnten.<br />
Uns fehlt auch die Zeit, Ängste zu entwickeln, dass <strong>in</strong> dieser unsicheren,<br />
von Krisen gebeutelten Welt die Spenden für soziale Projekte versiegen<br />
könnten. Denn wir haben genug damit zu tun, strukturiert und gut zu arbeiten,<br />
damit wir unseren Verkäufern und anderen armen Menschen Möglichkeiten<br />
schaffen, wieder <strong>in</strong> der Gesellschaft Fuß zu fassen. Wenn uns das<br />
weiterh<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gt, dann werden wir auch weiterh<strong>in</strong> auf die Unterstützung<br />
unserer Freunde und Gönner zählen können.<br />
Wir haben auch ke<strong>in</strong>e Angst, dass Politiker ihre Wahlversprechen wieder<br />
vergessen könnten. Denn wenn sie das tun, dann riskieren sie, abgewählt<br />
zu werden. Wer an der Bildung der Jugend spart, die Alten schlecht<br />
versorgt und den Armen wenig Chancen lässt, der spaltet die Gesellschaft.<br />
Wir aber wollen e<strong>in</strong>e gerechte Gesellschaft und werben dafür – erst mit guten<br />
Worten. Wenn alle unsere guten Worte aber nichts nützen, dann haben<br />
wir BISSler auch ke<strong>in</strong>e Angst, für Bildung und Soziales auf die Straße zu gehen.<br />
Getreu dem alten Motto: „Nicht betteln und bitten, nur mutig gestritten.<br />
Nie kämpft es sich schlecht für Gleichheit und Recht.“<br />
Es grüßt Sie ganz herzlich<br />
Foto: Barbara Donaubauer