2004-giglio - Fachbereich Biologie
2004-giglio - Fachbereich Biologie
2004-giglio - Fachbereich Biologie
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
aufgenommen werden soll, wurde in 30 m Tiefe bei einem Tauchgang gefunden und für uns<br />
mitgebracht.<br />
Vorwiegend werden Weichböden besiedelt, aber in Hartsubstraten können Spalten und Höhlen<br />
genutzt werden. In Felsspalten sind die hemisessilen Echiuriden am häufigsten anzutreffen. In<br />
Chile und Korea sollen Igelwürmer auch gegessen werden und in Japan werden sie immerhin<br />
als Fischköder genutzt. Die Tiere sind mikrophag, sie streichen mit der Proboscis vor ihrer<br />
Wohnhöhle über den Untergrund und befördern die Nahrungspartikel mit Cilien zum Mund.<br />
Bauplan<br />
Der Körper dieser Tiere ist zweigliedrig mit einem sackförmigen Rumpf und einem Rüssel, der<br />
als Proboscis bezeichnet wird. Im Rumpf befindet sich eine einheitliche Coelomhöhle. Als<br />
Exkretionsorgane fungieren Analschläuche, die in den Enddarm münden. Der Darmkanal hat<br />
sowohl eine Mund- als auch Afteröffnung. Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring<br />
und einem unpaaren ventralen Markstrang. Komplexe Sinnesorgane fehlen, aber auf dem<br />
Prostomium finden sich Sinnespapillen. Aus diesem Bau des Nervensystems leitet sich die Idee<br />
ab, dass die Echiurida nahe mit den Sipunculida verwandt sind.<br />
Das Blutgefäßsystem ist ebenso einfach aufgebaut, aber als geschlossen zu bezeichnen. Es<br />
besteht aus einem Ventralgefäß und einem dorsalem Gefäß. Daneben gibt es drei kleine<br />
prostomiale Gefäße. Das Blut ist farblos und die Atmung erfolgt über die Körperoberfläche.<br />
Als wichtige Autapomorphie der Gruppe sind paarige Borsten an der distalen Ventralseite des<br />
Rumpfes zu nennen. Hieraus leitet sich eine These über die Verwandtschft der Gruppe zu den<br />
Anneliden ab.<br />
Fortpflanzung und Entwicklung<br />
Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und die Befruchtung erfolgt äußerlich im freien Wasser.<br />
Die dann folgende Spiralfurchung führt zu einer Trochophora-Larve, die planktisch lebt. Die Larve<br />
ist ursprünglich in zwei Teile gegliedert, die Episphäre und die Hyposphäre. In einer graduellen<br />
Metamorphose entwickelt sich erstere zum Prostomium und die zweite zum Rumpf.<br />
Besonders erwähnenswert bei einer Familie der Igelwürmern, den Bonellidae, ist der extrem<br />
ausgeprägte Sexualdimorphismus. Die Weibchen können bis zu 1,5 m lang werden und haben<br />
so auf jeden Fall die Regimentsführung, da die Männchen nicht größer als 1- 3 mm werden. In<br />
Giglio wurde ein Weibchen Art Bonellia viridis gefunden: Das Tier war ca. 10 cm groß. Ob wir<br />
auch ein Männchen gefunden haben?<br />
Bonellia viridis ist das klassische Beispiel für phänotypische Geschlechtsbestimmung und das<br />
extremste Beispiel für Zwergenmännchen im ganzen Tierreich. Der Mechanismus dieses Phänomens<br />
ist noch nicht vollständig aufgeklärt, enthält aber auf jeden Fall eine genetische Komponente.<br />
Larven, die in einem entscheidenden Alter ohne Kontakt zu Weibchen bleiben, werden<br />
selbst feminin. Wenn eine Larve aber auf ein Weibchen trifft, muss es von diesem einen<br />
„Maskulinierungsfaktor“ übertragen bekommen und wird dann zum Männchen. Was dieser<br />
„Faktor“ ist, bleibt unbekannt. Genetisch bedingte Geschlechtsbestimmung ist dahingegen das<br />
jeweilige Auftreten von Männchen und Weibchen unabhängig von der Anwesenheit eines Faktors.<br />
Systematik<br />
Die Stellung der Echiuriden im Tierreich ist nicht letztendlich geklärt. Es gibt auf Grund des<br />
Baus des Nervensystems Anregungen, eine nähere Verwandtschaft zu den Sipunculida zu po-<br />
- 39 -