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2004-giglio - Fachbereich Biologie

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aufgenommen werden soll, wurde in 30 m Tiefe bei einem Tauchgang gefunden und für uns<br />

mitgebracht.<br />

Vorwiegend werden Weichböden besiedelt, aber in Hartsubstraten können Spalten und Höhlen<br />

genutzt werden. In Felsspalten sind die hemisessilen Echiuriden am häufigsten anzutreffen. In<br />

Chile und Korea sollen Igelwürmer auch gegessen werden und in Japan werden sie immerhin<br />

als Fischköder genutzt. Die Tiere sind mikrophag, sie streichen mit der Proboscis vor ihrer<br />

Wohnhöhle über den Untergrund und befördern die Nahrungspartikel mit Cilien zum Mund.<br />

Bauplan<br />

Der Körper dieser Tiere ist zweigliedrig mit einem sackförmigen Rumpf und einem Rüssel, der<br />

als Proboscis bezeichnet wird. Im Rumpf befindet sich eine einheitliche Coelomhöhle. Als<br />

Exkretionsorgane fungieren Analschläuche, die in den Enddarm münden. Der Darmkanal hat<br />

sowohl eine Mund- als auch Afteröffnung. Das Nervensystem besteht aus einem Schlundring<br />

und einem unpaaren ventralen Markstrang. Komplexe Sinnesorgane fehlen, aber auf dem<br />

Prostomium finden sich Sinnespapillen. Aus diesem Bau des Nervensystems leitet sich die Idee<br />

ab, dass die Echiurida nahe mit den Sipunculida verwandt sind.<br />

Das Blutgefäßsystem ist ebenso einfach aufgebaut, aber als geschlossen zu bezeichnen. Es<br />

besteht aus einem Ventralgefäß und einem dorsalem Gefäß. Daneben gibt es drei kleine<br />

prostomiale Gefäße. Das Blut ist farblos und die Atmung erfolgt über die Körperoberfläche.<br />

Als wichtige Autapomorphie der Gruppe sind paarige Borsten an der distalen Ventralseite des<br />

Rumpfes zu nennen. Hieraus leitet sich eine These über die Verwandtschft der Gruppe zu den<br />

Anneliden ab.<br />

Fortpflanzung und Entwicklung<br />

Die Tiere sind getrennt geschlechtlich und die Befruchtung erfolgt äußerlich im freien Wasser.<br />

Die dann folgende Spiralfurchung führt zu einer Trochophora-Larve, die planktisch lebt. Die Larve<br />

ist ursprünglich in zwei Teile gegliedert, die Episphäre und die Hyposphäre. In einer graduellen<br />

Metamorphose entwickelt sich erstere zum Prostomium und die zweite zum Rumpf.<br />

Besonders erwähnenswert bei einer Familie der Igelwürmern, den Bonellidae, ist der extrem<br />

ausgeprägte Sexualdimorphismus. Die Weibchen können bis zu 1,5 m lang werden und haben<br />

so auf jeden Fall die Regimentsführung, da die Männchen nicht größer als 1- 3 mm werden. In<br />

Giglio wurde ein Weibchen Art Bonellia viridis gefunden: Das Tier war ca. 10 cm groß. Ob wir<br />

auch ein Männchen gefunden haben?<br />

Bonellia viridis ist das klassische Beispiel für phänotypische Geschlechtsbestimmung und das<br />

extremste Beispiel für Zwergenmännchen im ganzen Tierreich. Der Mechanismus dieses Phänomens<br />

ist noch nicht vollständig aufgeklärt, enthält aber auf jeden Fall eine genetische Komponente.<br />

Larven, die in einem entscheidenden Alter ohne Kontakt zu Weibchen bleiben, werden<br />

selbst feminin. Wenn eine Larve aber auf ein Weibchen trifft, muss es von diesem einen<br />

„Maskulinierungsfaktor“ übertragen bekommen und wird dann zum Männchen. Was dieser<br />

„Faktor“ ist, bleibt unbekannt. Genetisch bedingte Geschlechtsbestimmung ist dahingegen das<br />

jeweilige Auftreten von Männchen und Weibchen unabhängig von der Anwesenheit eines Faktors.<br />

Systematik<br />

Die Stellung der Echiuriden im Tierreich ist nicht letztendlich geklärt. Es gibt auf Grund des<br />

Baus des Nervensystems Anregungen, eine nähere Verwandtschaft zu den Sipunculida zu po-<br />

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