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16 grandIOS Durch unsere ganz unterschiedlichen Zugänge ist uns das Schubladendenken nicht so geläufig. Bei mir ist es der Blick auf den Menschen, nicht so sehr auf Rollen und Muster. Grundlage für meine Arbeit ist ein respektvoller Umgang mit den Menschen, egal, was sie vorher gemacht haben. Dadurch ernten wir auch Respekt von den Jugendlichen. Afra Riemer: Schon allein, dass wir die Möglichkeit haben, im Projekt z.B. über das Thema „Respekt“ zu sprechen, ist bereichernd und förderlich für die weitere Zusammenarbeit. Außerdem lesen wir vorher keine Schülerakte, wir wissen also nichts von den Jugendlichen, wir können auch ganz unvoreingenommen rangehen. 3. Frage Welche Erfahrungen haben Sie in der Zusammenarbeit mit Lehrkräften in IOS-Projekten gemacht? Afra Riemer: Ein IOS-Projekt ist abhängig davon, mit welchen Lehrerinnen und Lehrern man zusammenarbeitet. Meine Zusammenarbeit mit den beiden Lehrkräften in Ziesar ist gewachsen. Wir arbeiten jetzt schon das zweite Jahr zusammen und ich mache gute Erfahrungen. Wir lernen uns immer besser kennen. Beide Lehrerinnen sind sehr engagiert und offen für die Arbeit in Projekten oder der Arbeit in Gruppen. Das ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass das Projekt erfolgreich laufen wird, sodass Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte und wir als Kooperationspartner die Arbeit als Bereicherung empfinden. Frank Schubert: Ich habe auch gute Erfahrungen gemacht, weil die beiden Pädagoginnen, mit denen wir zusammenarbeiten, ein offenes und sichtbares Interesse an der Zusammenarbeit sowohl mit uns als auch mit den Schülern haben. Sie kennen ihre Schüler sehr gut, das ist für mich auch immer ein Zeichen, dass es da eine Verbindung gibt und man nicht nur nebeneinanderherlebt. Die Fragen stellte Katrin Leubner vom IOS-Regionalpartner Potsdam Landstreicherei Afra Riemer Weberplatz 1 14482 Potsdam fon: 0331-704 86 57 information@Landstreicherei.de
„Auf den Blickwinkel kommt es an …“ Wie können Schülerinnen und Schüler in IOS-Projekten individuell gefördert werden? Interview mit Afra Riemer und Frank Schubert – Landstreicherei Potsdam Was heißt für Sie, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern? Frank Schubert: Wir haben das Projekt so aufgebaut, dass der Anteil von Jugendlichen an der Kommunikation, am Austausch sehr hoch ist. Wichtig ist uns auch, dass die Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Gruppenarbeitsphasen ganz unterschiedliche Möglichkeiten haben, selbst aktiv zu werden. Die Zeit in einem solchen Projekt ist aber nicht ausreichend, um grundlegende Veränderungen bei denen hervorzurufen, die sich sehr verschlossen haben. Darüber hinaus habe ich gute Erfahrungen im erlebnispädagogischen Bereich gemacht: Sobald ich mit den Jugendlichen in diesem Bereich tätig bin, können sie Fähigkeiten zeigen, die sonst in der Schule nicht so gefragt sind. Afra Riemer: Ein Beispiel dazu: Es wurde im Wald, zwischen alten Bäumen, der sogenannte „Mohawk Walk“ aufgebaut. Dieser besteht aus einer Abfolge mehrerer, etwa 50 cm oberhalb des Bodens installierter Seilelemente. Die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, dass die gesamte Klasse über den ca. 25m langen Seilparcour kommen muss, ohne das eine/r hinabfällt. Sobald eine/r das Seil verlässt, musste die gesamte Klasse von vorn beginnen. Der Clou daran ist, es funktioniert nicht ohne gegenseitige Hilfe. Da ist die ganze Klasse gefragt. Ein Schüler ist dabei sehr aus sich herausgegangen, er hat viel Verantwortung übernommen. So hatte er die Möglichkeit, den anderen Schülern, aber auch seiner Lehrerin zu zeigen, ich kann hier was. Ein zweites Beispiel: Es gibt einen Schüler, der im Projekt zwar präsent ist, der aber immer malt. So bekommt er von uns immer solche Aufgaben, die er malerisch umsetzen kann. Oft verweigert er sich, aber in diesem Bereich nie. Welche Gelingensbedingungen für individuelles Lernen gibt es aus Ihrer Sicht? Afra Riemer: Eine Grundvoraussetzung für individuelles Lernen ist, dass man sehr gut beobachtet. Wir haben den großen Vorteil, dass wir zu zweit im Projekt arbeiten. Wenn einer von uns etwas erklärt, dann beobachtet der andere sehr genau. Dadurch ist es leichter herauszufinden, wo die Stärken des jeweiligen Schülers sind, die wir dann unterstützen können. Dadurch, dass wir z.B. diesen malenden Schüler bei seiner Stärke ansprechen, tritt er uns auch viel offener entgegen. Wenn wir also den Blickwinkel verändern und es uns gelingt, dieses Malen nicht mehr als Desinteresse, als störend zu interpretieren, dann eröff<strong>net</strong> man den Jugendlichen unter Umständen die Möglichkeit, sich auch aktiver z.B. in Gruppenarbeitsprozesse einzubringen. So hat dieser Schüler beispielsweise in einer Gruppenarbeit die Gedanken und Ergebnisse bildhaft für eine Präsentation dargestellt und war nicht mehr passiv und verschlossen wie sonst, sondern hat auch Anerkennung von der Gruppe bekommen. Er konnte jetzt seine Stärke für die Gruppe einbringen. grandIOS 17
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