OBERSCHULEN GESTALTEN ZUKUNFT - kobra.net
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„Auf den Blickwinkel kommt es an …“<br />
Wie können Schülerinnen und Schüler in IOS-Projekten<br />
individuell gefördert werden?<br />
Interview mit Afra Riemer und Frank Schubert – Landstreicherei Potsdam<br />
Was heißt für Sie, Schülerinnen und Schüler individuell zu fördern?<br />
Frank Schubert: Wir haben das Projekt so aufgebaut, dass der Anteil von Jugendlichen<br />
an der Kommunikation, am Austausch sehr hoch ist. Wichtig ist uns auch, dass die<br />
Schülerinnen und Schüler in Einzel- oder Gruppenarbeitsphasen ganz unterschiedliche<br />
Möglichkeiten haben, selbst aktiv zu werden. Die Zeit in einem solchen Projekt ist aber<br />
nicht ausreichend, um grundlegende Veränderungen bei denen hervorzurufen, die sich sehr<br />
verschlossen haben.<br />
Darüber hinaus habe ich gute Erfahrungen im erlebnispädagogischen Bereich gemacht:<br />
Sobald ich mit den Jugendlichen in diesem Bereich tätig bin, können sie Fähigkeiten zeigen,<br />
die sonst in der Schule nicht so gefragt sind.<br />
Afra Riemer: Ein Beispiel dazu: Es wurde im Wald, zwischen alten Bäumen, der sogenannte<br />
„Mohawk Walk“ aufgebaut. Dieser besteht aus einer Abfolge mehrerer, etwa 50 cm oberhalb<br />
des Bodens installierter Seilelemente. Die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist<br />
es, dass die gesamte Klasse über den ca. 25m langen Seilparcour kommen muss, ohne das<br />
eine/r hinabfällt. Sobald eine/r das Seil verlässt, musste die gesamte Klasse von vorn beginnen.<br />
Der Clou daran ist, es funktioniert nicht ohne gegenseitige Hilfe. Da ist die ganze<br />
Klasse gefragt. Ein Schüler ist dabei sehr aus sich herausgegangen, er hat viel Verantwortung<br />
übernommen. So hatte er die Möglichkeit, den anderen Schülern, aber auch seiner<br />
Lehrerin zu zeigen, ich kann hier was.<br />
Ein zweites Beispiel: Es gibt einen Schüler, der im Projekt zwar präsent ist, der aber immer<br />
malt. So bekommt er von uns immer solche Aufgaben, die er malerisch umsetzen kann.<br />
Oft verweigert er sich, aber in diesem Bereich nie.<br />
Welche Gelingensbedingungen für individuelles Lernen gibt es aus Ihrer Sicht?<br />
Afra Riemer: Eine Grundvoraussetzung für individuelles Lernen ist, dass man sehr gut<br />
beobachtet. Wir haben den großen Vorteil, dass wir zu zweit im Projekt arbeiten. Wenn<br />
einer von uns etwas erklärt, dann beobachtet der andere sehr genau. Dadurch ist es<br />
leichter herauszufinden, wo die Stärken des jeweiligen Schülers sind, die wir dann unterstützen<br />
können. Dadurch, dass wir z.B. diesen malenden Schüler bei seiner Stärke ansprechen,<br />
tritt er uns auch viel offener entgegen.<br />
Wenn wir also den Blickwinkel verändern und es uns gelingt, dieses Malen nicht mehr als<br />
Desinteresse, als störend zu interpretieren, dann eröff<strong>net</strong> man den Jugendlichen unter<br />
Umständen die Möglichkeit, sich auch aktiver z.B. in Gruppenarbeitsprozesse einzubringen.<br />
So hat dieser Schüler beispielsweise in einer Gruppenarbeit die Gedanken und Ergebnisse<br />
bildhaft für eine Präsentation dargestellt und war nicht mehr passiv und verschlossen wie<br />
sonst, sondern hat auch Anerkennung von der Gruppe bekommen. Er konnte jetzt seine<br />
Stärke für die Gruppe einbringen.<br />
grandIOS<br />
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