BMI 4 / 2011 - Ernest Kupfer, Bürgermeister
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Als ehewidrig<br />
festgestellte<br />
Verhaltensweisen<br />
Welche Ausformungen solche<br />
zwischenmenschlichen Strei-<br />
� gkeiten nach sich ziehen können,<br />
zeigen folgende von den<br />
Gerichten als ehewidrig festgestellte<br />
Verhaltensweisen: Die<br />
Wegnahme der Zahnprothese<br />
mit der Bemerkung, der Ehepartner<br />
habe sie bezahlt, stellt<br />
eine schwere Eheverfehlung<br />
dar. Ebenso die Abnahme<br />
des Autoschlüssels, um den<br />
Ehepartner wegen eines nicht<br />
genehmen Verhaltens zu bestrafen,<br />
die Weigerung die<br />
Wäsche zu waschen, das Verbot<br />
der Benützung der Dusche,<br />
das Quälen der Katze des Ehepartners,<br />
oder das Versenden<br />
von anonymen Telegrammen<br />
mit Beschimpfungen an die<br />
Mu� er des Ehepartners. Auch<br />
die Qualität einer schweren<br />
Eheverfehlung erreicht, wenn<br />
jemand sich aus Sportgründen<br />
häufi g geschlechtlich enthält<br />
oder wenn jemand ein uneheliches<br />
Kind verheimlicht.<br />
Es besteht darüber hinaus die<br />
Verpflichtung, das Einkommen<br />
dem anderen Ehepartner<br />
offen zu legen und ihm die<br />
gewünschten Auskünfte zu<br />
erteilen. Zuwendungen aus<br />
dem gemeinsam geschaff enen<br />
Vermögen an den Sohn ohne<br />
Wissen des Ehega� en wurden<br />
als schwere Eheverfehlung<br />
gewertet.<br />
Hingegen wurde<br />
nicht als Eheverfehlung<br />
angesehen,<br />
wenn ein Ehepartner auszieht,<br />
weil ihm auf Grund des Verhaltens<br />
des anderen Ehepartners<br />
ein Zusammenleben mit ihm<br />
unzumutbar ist bspw. wegen<br />
dessen Alkoholmissbrauch<br />
oder schwerer Beschimpfungen,<br />
wobei diesbezüglich ein<br />
Antrag auf Feststellung der<br />
Rechtmäßigkeit der abgesonderten<br />
Wohnungsnahme<br />
empfohlen wird. Gebilligt wurde<br />
von den Gerichten ferner<br />
das Verlassen des ehelichen<br />
Schlafzimmers nach wiederholten<br />
Auff orderungen hierzu,<br />
oder nach Verlangen von sexuellen<br />
Perversionen. Zulässig<br />
ist auch die Aufnahme einer<br />
Berufstä� gkeit ohne Zus� mmung<br />
des Partners jedenfalls<br />
in Form einer Teilzeitbeschä� igung.<br />
Provozierte Tätlichkeiten<br />
oder Beleidigungen werden<br />
selten als Eheverfehlung gewertet.<br />
Ebenfalls wurde das<br />
Austauschen der Türschlösser<br />
nach Ausziehen des anderen<br />
Partners aus der Ehewohnung<br />
nicht als Eheverfehlung gewertet.<br />
Entschuldbare<br />
Reaktion<br />
Verhaltensweisen, die an sich<br />
als schwere Eheverfehlung<br />
gewertet würden, jedoch im<br />
Anlassfall als entschuldbare<br />
Reak� on gelten, sind:<br />
Beschimpfungen als Reaktion<br />
auf vorangegangene Beleidigungen,<br />
Verweigerung<br />
des ehelichen Verkehrs bei<br />
feststehendem Ehebruch des<br />
Mannes zu einer anderen<br />
Frau oder wegen ständiger<br />
Trunkenheit; Eifersuchtsszenen<br />
in Zusammenhang mit<br />
einem sta� gefundenen Ehebruch,<br />
die Einstellung der<br />
Wirtscha� sführung nach wiederholten<br />
Beschimpfungen,<br />
die Äußerung, der Ehemann<br />
möge seine Sachen nehmen<br />
und gehen, wenn dieser vorher<br />
wiederholt seinen Auszug angekündigt<br />
hat, das Versetzten<br />
einer Ohrfeige als Spontanreak�<br />
on auf eine Beleidigung der<br />
Eltern, auf Missachtung durch<br />
höhnisches Auslachen oder<br />
in Abwehr tätlicher Angriffe<br />
des Partners. Ebenso wurde<br />
toleriert, dass die Post des<br />
Eheteiles überwacht wird, an<br />
dessen ehelicher Treue Grund<br />
zum Zweifeln bestand, oder die<br />
Verweigerung der Verkös� gung<br />
und Haushaltsführung bei Fehlen<br />
eines fi nanziellen Beitrages<br />
des anderen Ehepartners.<br />
Nicht toleriert wurden<br />
Reak� onen dergestalt, dass das<br />
Hochzeitsbild wegen zu knappem<br />
Wirtscha� sgeld zerrissen<br />
wurde, dass die Wohnungstüre<br />
verschlossen und der Schlüssel<br />
stecken blieb, als Reak� on auf<br />
das späte Heimkommen des<br />
Ehepartners, Beschimpfungen<br />
und Eifersuchtsszenen bei<br />
bloß unbegründetem Verdacht<br />
auf ehewidrige Beziehungen,<br />
das Anfertigen eines Nachschlüssels<br />
zum Schreibtisch<br />
des Ehepartners, das zwei Tage<br />
und zwei Nächte dauernde<br />
Fernbleiben nach einem heftigen<br />
Streit, das Werfen von<br />
Gegenständen nach Kenntnis<br />
eines Ehebruchs, die Ersta� ung<br />
einer falschen Anzeige gegen<br />
den Ehepartner, Beschimpfungen<br />
und Anschü� en mit einem<br />
Getränk vor den Gästen eines<br />
Gasthauses. Niemals als zulässige<br />
Reak� onshandlung wurde<br />
ein Ehebruch bewertet. Unberech�<br />
gt ist auch das Setzen von<br />
Tä� gkeiten gegen verbale Provoka�<br />
on oder ehebrecherische<br />
Beziehung.<br />
Recht<br />
<strong>BMI</strong> 4 / <strong>2011</strong> 33