BMI 4 / 2011 - Ernest Kupfer, Bürgermeister
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(Fortsetzung von Seite 31) Rechtsanwältin Dr. Gerda Schildberger: Die ehelichen Rechte und Pfl ichten<br />
34 <strong>BMI</strong> 4 / <strong>2011</strong><br />
Verschulden und<br />
Unterhalt<br />
Der Streit um das Verschulden<br />
von Ehepartnern ist häufi g unter<br />
dem Hintergrund zu sehen,<br />
dass damit die Unterhaltsfrage<br />
für die Zeit nach der Scheidung<br />
verbunden ist.<br />
Der allein- oder überwiegend<br />
schuldige Teil an einer<br />
Ehescheidung ist nämlich<br />
unbefristet auch nach der<br />
Scheidung verpfl ichtet, dem<br />
anderen Ehepartner den gesetzlichen<br />
Unterhalt zu bezahlen,<br />
sofern dieser nicht<br />
in der Lage ist, den eigenen<br />
Lebensunterhalt aus seinem<br />
Erwerbseinkommen zu fi nanzieren.<br />
Die Unterhaltspfl icht bedeutet,<br />
dass der schuldig geschiedene<br />
Ehepartner dem anderen<br />
im Bedarfsfalle je nach Eigeneinkommen<br />
des Ehepartners<br />
rund ein Drittel seines Nettodurchschnittseinkommens<br />
monatlich zu Verfügung zu<br />
stellen hat, dies auch aus allfälligen<br />
Abfer� gungsansprüchen.<br />
Daher wird im Ehescheidungsverfahren<br />
dem Verschuldensausspruch<br />
besondere Bedeutung<br />
zukommen.<br />
Einvernehmliche<br />
Scheidung<br />
Für eine rasche und konfl iktfreie<br />
Regelung bietet sich die<br />
einvernehmliche Scheidung<br />
an, die allerdings nur dann<br />
möglich ist, wenn die Ehepartner<br />
Einigung über alle<br />
Punkte der ehelichen Belange<br />
erzielen können. Dazu gehört<br />
die Frage des gegenseitigen<br />
Unterhaltes, die Klärung des<br />
Sorgerechtes zwischen Eltern<br />
und Kindern einschließlich<br />
der Unterhaltspfl icht, die Regelung<br />
der Ehewohnung, des<br />
ehelichen Vermögens und der<br />
ehelichen Schulden. Bleibt nur<br />
ein Punkt ungeklärt, ist eine<br />
einvernehmliche Scheidung<br />
nicht möglich. Die einvernehmliche<br />
Scheidung hat den<br />
Vorteil, dass sie rasch und<br />
kostengünstig durchgeführt<br />
werden kann.<br />
Trennungszeit<br />
Wenn eine Einigung mit dem<br />
anderen Ehepartner nicht<br />
möglich ist und ein langwieriges<br />
Scheidungsverfahren<br />
wegen Zustimmung des anderen<br />
vermieden werden<br />
soll, sieht das Gesetz auch die<br />
Möglichkeit vor, dass nach<br />
dreijähriger oder sechsjähriger<br />
Trennungszeit die Scheidung<br />
der Ehe jedenfalls zu erfolgen<br />
hat. Diese Scheidung erfolgt<br />
zwar nicht automa� sch, sondern<br />
muss nach dreijähriger<br />
oder sechsjähriger Trennung<br />
ebenfalls das Gericht angerufen<br />
werden. Nach dreijähriger<br />
Trennungszeit hat der verlassene<br />
Ehepartner nur mehr<br />
die Möglichkeit einzuwenden,<br />
dass ihn die Scheidung aus<br />
besonders berücksich� gungswürdigen<br />
Gründen härter<br />
treff e, als den anderen. Wenn<br />
gleichzeitig nachgewiesen<br />
werden kann, dass der andere<br />
Ehepartner die Scheidung<br />
alleine oder überwiegend<br />
verschuldet hat, ist das Scheidungsbegehren<br />
abzuweisen.<br />
Wenn also der Ehemann, der<br />
aus der Ehewohnung wegen<br />
einer anderen Frau auszieht,<br />
nach dreijähriger Trennungszeit<br />
die Scheidung verlangt,<br />
er dem so genannten Härteeinwand<br />
ausgesetzt ist. Nach<br />
sechsjähriger Trennungszeit<br />
ist ein Widerspruch gegen die<br />
Scheidung nicht mehr zulässig<br />
und auch nicht mehr beachtlich.<br />
Das heißt, die Ehe ist nach<br />
sechsjähriger Trennungszeit<br />
immer zu scheiden, allerdings<br />
hat der verlassene Ehepartner<br />
auch hier die Möglichkeit,<br />
die Klärung des Verschuldens<br />
über die Zerrü� ung der Ehe zu<br />
verlangen.<br />
Abschließend<br />
ist festzuhalten, dass bei jeder<br />
scheidungsrechtlichen Regelung<br />
besonderes Augenmerk<br />
darauf gerichtet werden sollte,<br />
dass mit einer Scheidung<br />
auch sozialversicherungsrechtliche<br />
Folgen verbunden<br />
sind (Ausscheiden aus der<br />
Mitversicherung in der Krankenversicherung,<br />
Verlust des<br />
Pensionsanspruches nach<br />
dem Ehega� en). Diese wich-<br />
� gen Belange erfordern eine<br />
fundierte rechtliche Beratung<br />
in Zusammenhang mit der<br />
Scheidung.