Die Ausgabe 03/12 als PDF - Wirtschaftsjournal
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Braunkohle <strong>als</strong> Copilot der<br />
Erneuerbaren<br />
Der Kohlemisch- und Stapelplatz im<br />
Tagebau Profen wird vom Leitstand aus<br />
gesteuert. Hier werden ausreichend Vorräte<br />
angelegt und für gleichbleibend<br />
gute Kohlequalitäten gesorgt.<br />
Foto: Rainer Weisflog<br />
MIBRAG kompakt<br />
Das Bergbauunternehmen<br />
MIBRAG förderte 2011 in ihren<br />
beiden Tagebauen Vereinigtes<br />
Schleenhain (Sachsen) und Profen<br />
(Sachsen-Anhalt) etwa 19 Millionen<br />
Tonnen Rohbraunkohle.<br />
Hauptabnehmer sind die Kraftwerke<br />
Lippendorf (Sachsen) und<br />
Schkopau (Sachsen-Anhalt). Weitere<br />
MIBRAG-Geschäftsfelder<br />
sind die Produktion und der Verkauf<br />
von Fernwärme, Braunkohlenstaub<br />
und Briketts. MIBRAG<br />
beschäftigt 2.500 Mitarbeiter,<br />
davon über 130 Auszubildende,<br />
und unterhält Verträge mit über<br />
1.000 Zulieferern aus der Region.<br />
Darüber hinaus profitierten zahlreiche<br />
Vereine, Stiftungen und der<br />
Nachwuchs- und Breitensport<br />
vom regionalen Engagement des<br />
Unternehmens.<br />
www.mibrag.de<br />
wirtschaftsjournal.de/id<strong>12</strong><strong>03</strong>2301<br />
<strong>Die</strong> Energiewende braucht flexible, hochmoderne<br />
Braunkohlekraftwerke. Deshalb startete MIBRAG<br />
Ende des vergangenen Jahres den behördlichen<br />
Genehmigungsprozess für das Kraftwerksprojekt<br />
Profen. Dr. Joachim Geisler, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
MIBRAG, über den Balanceakt Energiewende,<br />
eine intelligente Rollenverteilung zwischen<br />
Erneuerbaren und der Braunkohle und die Zukunfts -<br />
pläne des mitteldeutschen Unternehmens.<br />
<strong>Wirtschaftsjournal</strong>: <strong>Die</strong> Energiezukunft in Deutschland<br />
ist grün. Welche Perspektiven hat da noch ein<br />
Kohle- und Bergbauunternehmen wie MIBRAG?<br />
Dr. Geisler: Durchaus gute. <strong>Die</strong> Braunkohleindustrie ist<br />
Partner der Energiewende, und nicht etwa ihr Widersacher.<br />
Für einen Abgesang auf die Kohle ist die Zeit noch längst<br />
nicht reif. Im Gegenteil. Sie wird auf dem Weg in die grüne<br />
Energiezukunft mehr denn je gebraucht, wenn auch in einer<br />
anderen Rolle. Unsere unternehmerische Verantwortung ist<br />
es, die Kohle darauf vorzubereiten.<br />
WJ: Was meinen Sie damit genau?<br />
Dr. Geisler: <strong>Die</strong> Erneuerbaren sollen in Zukunft die Hauptrolle<br />
in der Energieversorgung übernehmen, gleichzeitig<br />
kommt das Aus für die Atomkraft. In dieser Situation das<br />
Potenzial der Kohle zu ignorieren, wäre fahrlässig. Windund<br />
Sonnenenergie unterliegen naturgegebenen Schwankungen.<br />
Und Techniken zur Stromspeicherung sind noch in<br />
der Laborphase. <strong>Die</strong> Erneuerbaren brauchen deshalb einen<br />
erfahrenen Copiloten, der jederzeit für Energiesicherheit<br />
und vor allem auch für Netzstabilität sorgt, bis ein ausreichender<br />
Ausbau der Netze erfolgt ist. Genau das wird der<br />
Job der Kohle sein.<br />
WJ: Sind behäbige Kohlekraftwerke dazu überhaupt<br />
in der Lage?<br />
Dr. Geisler: Moderne Kraftwerksanlagen, wie wir sie jetzt<br />
Energie und Umwelttechnik<br />
am Standort Profen planen, sind exakt auf diese Aufgabe<br />
ausgelegt. Das sind hocheffiziente und flexible Kraftwerke,<br />
die bei Bedarf Schwankungen ausgleichen können. Sie<br />
machen damit das Handicap der Erneuerbaren wett.<br />
WJ: Doch die Ökobilanz der Kohle können Sie nicht<br />
schönreden.<br />
Dr. Geisler: Es geht mir nicht darum, die Kohle grün zu<br />
waschen. Sondern schlichtweg um eine Güterabwägung:<br />
Kann Deutschland es sich leisten, bei allen ökologischen<br />
Nachteilen der Kohle auf ihre unbestrittenen Vorteile zu verzichten?<br />
Heimische Braunkohle sichert hier in großem Umfang<br />
Arbeit und Wertschöpfung, ist quasi vor unserer Haustür<br />
und preisgünstig verfügbar. In modernen Kraftwerken verfeuert,<br />
können wir ihre Umwelt- und Klimabilanz in Zukunft<br />
deutlich verbessern. Zugegeben: Das macht die fossile Kohle<br />
nicht zu einer grünen Energie. Aber doch zu einem wichtigen<br />
Brückenpfeiler ins regenerative Zeitalter. Es ist für mich<br />
eine Frage der Energievernunft, die Stärken der Erneuerbaren<br />
und der Kohle intelligent zu kombinieren.<br />
WJ: Was leistet die ostdeutsche Braunkohlenindus -<br />
trie schon heute?<br />
Dr. Geisler: Eine aktuelle Studie der Prognos AG kommt<br />
zu dem Schluss: Auf jeden Beschäftigten in der ostdeutschen<br />
Braunkohlenindustrie kommen rechnerisch zwei<br />
weitere Erwerbstätige in der Region – bei Maschinenlieferanten<br />
und Bauunternehmen, aber auch in entfernteren<br />
Branchen, denn von den Löhnen der Beschäftigten profitiert<br />
das ganze Revier. Das heißt: Das Unternehmen sichert<br />
direkt und indirekt etwa 7.500 Arbeitsplätze. Und es setzt<br />
auf die Zukunft: Gegenwärtig erlernen bei MIBRAG rund<br />
150 Auszubildende einen Beruf. Das schafft Perspektive für<br />
ganze Generationen in der Region.<br />
WJ: Selbst wenn die Braunkohle eine lange Brücke<br />
ist – irgendwann ist das andere Ufer erreicht. Was<br />
dann? Wofür wird MIBRAG in zwanzig Jahren stehen?<br />
Dr. Geisler: Braunkohle heißt ja nicht nur Stromgewinnung.<br />
Wir sind heute schon intensiv an der Erforschung der<br />
Kohlechemie beteiligt. Außerdem werden wir unser Windkraft-Engagement<br />
in den nächsten Jahren weiter voranbringen.<br />
Wir bauen nicht nur die Brücke – wir wollen auch<br />
nach dem Überqueren erfolgreich sein.<br />
Vielen Dank für das Gespräch<br />
<strong>Wirtschaftsjournal</strong> | März 20<strong>12</strong><br />
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