1887_Jahrbuch_Teil2.pdf
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eschrieb einen Giftmord durch Dynamit in der Wiener mediciniscken<br />
Wochenschrift 1871, Nr. 8, und der Sammlung gerichtsärztlicher Gutachten<br />
1873, IV, S. 157, Wolff einen Giftmord an 2 Personen mittels Dynamit<br />
in der Vierteljahrsschrift für gerichtliche Medicin 1878, XXVIII, S. 1—18.<br />
Nach letzterem reichten „wahrscheinlich schon 10—20 g Dynamit zur Vergiftung<br />
zweier Individuen hin". „Der Tod erfolgte in einem Falle nach<br />
G 1 /» Stunden, in zwei anderen erst nach 3 Tagen." Als Vergiftungserscheinungen<br />
giebt Wolff an: Kopfweh, Leibschmerzen, Brennen im ganzen<br />
Körper, blutigen Stuhlgang, große Mattigkeit.<br />
2. Weniger krankheiterregend wirken die immer mit dem süßlichen<br />
Dynamitdampfe mehr oder minder auskochender Sprenglöcher verbunden<br />
auftretenden salpetrigsauren Dämpfe, welche bei auskochenden Schüssen<br />
ihr höchstes Maß erreichen. Man empfindet bei Einathmung salpetrigsaurer<br />
Dämpfe einen erstickenden Geruch mit dem Gefühl, als ob die Kehle<br />
zugeschnürt würde. Von den salpetrigsauren Dämpfen sagt Professor Dr. Hirt<br />
in Breslau im Handbuch der Hygiene und der Gewerbekrankheiten, 2. Theil,<br />
4. Abtheilung, S. 21, daß „die mit der Einathmung salpetrigsaurer<br />
Dämpfe zusammenhängenden Krankheitszustände das Leben der Arbeiter nur<br />
in ganz seltenen Ausnahmefällen in ernste Gefahr setzen." Und doch beschreibt<br />
Professor Dr. j: o 11 in oaalle in der Deutschen medicinischen<br />
Wochenschrift 1884 Nrn. 29 und 30 eine Massenvergiftung von über 30<br />
meist kräftigen gesunden Männern durch salpetrigsaure Dämpfe, von denen<br />
einer nach 12 Stunden, ein anderer nach 40 Stunden starb, die übrigen davon<br />
kamen.<br />
3. Am giftigsten bei auskochenden Schüssen wirkt ohne Zweifel das<br />
dabei sich entwickelnde Kohlenoxydgas, welches schon in kleinen Mengen<br />
im Einathmenden dumpfen Kopfschmerz, Flimmern vor den Augen und<br />
Schwindel erzeugt. Die große Gefährlichkeit des Kohlenoxydgases ist<br />
allgemein bekannt.<br />
Dahingegen liegen keine Erfahrungen etwa dafür vor, daß<br />
voll explodirende Dynamitschüsse Kohlensäure in stärkerem<br />
Maße als Pulverschüsse erzeugen oder gar die Bildung lebensgefährlicher<br />
Schwaden zur Folge hätten.<br />
Darum wird — nach Anhalten der oben entwickelten Grundsätze für<br />
das Vorrichten und Laden der Schüsse — danach zu trachten sein, daß<br />
möglichst nur volle Explosionen vorkommen können. Hier wird vornehmlich<br />
der Hebel anzusetzen sein, wenn man die Klagen der Bergarbeiter über gesundheitliche<br />
Schädigungen durch Dynamitrauch zum Verstummen bringen will.<br />
Dabei darf aber nicht mit Stillschweigen übergangen werden, daß bei<br />
Dynamitschüssen im Allgemeinen eine stärkere Staubbildung vor sich geht,<br />
als bei Pulverschüssen. Es liegt dies bekanntlich daran, daß Dynamit zerschlagend<br />
(brisant), Pulver zertreibend wirkt.<br />
Schon seit langer Zeit hat man aber in der Staubbeimengung zur<br />
Athmungsluft einen wesentlichen krankmachenden Grund bei der Grubenarbeit<br />
gesehen. Denn nach den Arbeiten von Brockmann, Merkel,<br />
Seitmann, Traube und Zenker ist als unzweifelhaft zu betrachten,<br />
daß der in unsere Athmungswerkzeuge gelangende Staub nicht vollständig