INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche

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P r o j e k t e ı A k t i o n e n Entlassung aus der Vormundschaft Aktuelles zur Frauenemanzipation „Emanzipation“ heißt Entlassung aus der Vormundschaft oder – wörtlich – Freigabe aus der (behütenden und beherrschenden) Hand des Vormunds. Diese Worterklärung hat Barbara Sichtermann an den Anfang ihrer Vorrede gestellt. Mit großem Vergnügen habe ich das Buch gelesen, gut recherchiert, mit Blick auf die Entwicklungen in England, Frankreich, Amerika; klug zusammengefasst und interpretiert, mit vielen Aspekten, die auch mir neu waren. Beim Lesen sind mir viele Beispiele eingefallen für eine ungleiche Behandlung von Frauen und Männern. Manchmal waren es nur kleine Absonderlichkeiten, an die ich mich erinnerte und die heute zum Glück keine Rolle mehr spielen: z. B. die Damenhosen, die nur seitlich einen Reißverschluss haben durften. Kreuzunglücklich war ich, als ich die achte Klasse wiederholen musste und noch ein Jahr „Handarbeiten“ als Pflichtfach hatte, während die Jungen zwei Freistunden hatten. Oder das Verbot, als Praktikantin in der Stadtbücherei Hosen zu tragen. Auf meine Nachfrage hin sagte der Stadtrat: „Stellen Sie sich doch einmal Ihre Leiterin in Hosen vor, das sähe bei der Figur doch ganz unmöglich aus.“ Ich war damals nicht schlagfertig genug, um zu kontern: „Dann müssten ja auch alle dicken Männer einen Kilt tragen.“ Es sind oft diese kleinen schmerzhaften Stiche, die die scheinbar „natürliche“ Dominanz der Männer untermauern sollten. „Fräulein“ statt „Frau“, „Vikarin“ statt „Pastorin“. Wie gut, dass es immer mehr Männer und Frauen gibt, die heut einen anderen Blick auf die Welt haben, doch es bleibt notwendig, wachsam zu sein und sich zu wehren. Sichtermann beginnt die Geschichte der Frauenemanzipation mit dem Jahr 1733, als sich Emilie du Chátelet, eine junge selbstbewusste Dame mit herausragendem Wissen, durch das Tragen von Männerkleidung Zutritt verschafft in das Pariser Café Gradot, das, wie alle anderen Kaffeehäuser, Frauen den Besuch verbat. Nach ihrem Tod schreibt Voltaire, der lange Zeit ihr Geliebter war: „Sie war ein großer Mann, dessen einziger Fehler es war, eine Frau zu sein.“ Barbara Sichtermann: Kurze Geschichte der Frauenemanzipation Verlagshaus Jacoby & Stuart Berlin 2009 ISBN 978-3-94-1087-38-5 14,95 Euro i n n o v a t i v e 10 Auch Simone de Beauvoir (1908 - 86) steht als junge Frau der Frauenbewegung fern, überzeugt davon, dass jede Frau die Chance habe, durch Anstrengungen und Beharrlichkeit ihre Ziele zu erreichen. Doch das Leben hat sie anscheinend eines Besseren belehrt und uns ihr Buch „Das andere Geschlecht“ geschenkt. Viele Frauen und manche Männer sind dadurch ermutigt worden, ungleiche Verhältnisse zu ändern. Für die Frauenemanzipation in der Bundesrepublik von grundsätzlicher Bedeutung - im wahrsten Sinne - war die Juristin und SPD-Politikerin Elisabeth Selbert. Nur ihrer Beharrlichkeit haben wir es zu verdanken, dass der Artikel 3 im Grundgesetz ergänzt wurde durch die Sätze “Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ Für uns heute ist kaum noch vorstellbar, wie heftig der Widerstand der Männer war, ins besondere aus der CDU und beiden großen Kirchen. Barbara Sichtermann beendet ihre „Kurze Geschichte der Frauenemanzipation“ mit einem Ausblick in die Zukunft: „Maßstab … der erfolgten Frauenemanzipation ist …, ob und wie die Frau den Schirm der männlichen Projektion, der über ihr und um sie herum aufgespannt ist, durchbricht und beseitigt und sich ihren Teil der Welt und der Öffentlichkeit und der Selbstbestimmung holt – und ihn genießt.“ Ein weiteres Buch zum Thema „Emanzipation“ hat Irma Hildebrandt geschrieben: “Frauen setzen Akzente“. Biografien u. a. von Hannah Ahrendt, Hildegard Hamm-Brücher, Petra Kelly und Dorothee Sölle. Ein interessantes Buch – einen Kritikpunkt muss ich jedoch anmerken: Auch wenn ich berücksichtige, dass eine Auswahl von Personen immer lückenhaft bleiben muss, ist mir unverständlich, dass I. Hildebrandt zwar Artikel 3 des Grundgesetzes zitiert, aber im ganzen Buch kein Hinweis auf Elisabeth Selbert zu finden ist, die so heftig dafür gekämpft und damit die Bundesrepublik bis heute entscheidend mitgeprägt hat. Irma Hildebrandt: Frauen setzen Akzente Prägende Gestalten der Bundesrepublik Diederichs-Verlag München 2009 ISBN 978-3-424-35003-6 14,95 Euro M a r i a n n e L i n d e n b e r g
11 i n n o v a t i v e P r o j e k t e ı A k t i o n e n Frauen-Friedens-Tag Neuer Termin! Am 7. (!) November 2010 von 11 bis 15.30 Uhr (Achtung: Terminänderung gegenüber unserem Programm), zu Beginn der Friedensdekade „Es ist Krieg, entrüstet euch“, findet der zweite Frauen- Friedens-Tag statt, dieses Mal in St. Nikolai Flensburg. Frauen aus ganz Nordelbien sind herzlich willkommen! Angelehnt an das Motto des Weltgebetstages „Informiertes Beten, betendes Handeln“ setzen wir uns in einem thematischen und einem gottesdienstlichen Teil mit den Fragen „Gibt es einen Frieden um jeden Preis?“ „Kann mit Gewalt wirklich Frieden hergestellt werden?“ auseinander. Das Thema Frieden geriet in den letzten Jahren immer wieder in den Hintergrund. Mit dem Frauen-Friedens-Tag bleiben wir an dem Thema dran und wollen mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen. An diesem Tag wird ein Teil der Ausstellung „1.000 Frauen für den Frieden“ zu sehen sein, bei der Porträts von Frauen aus aller Welt gezeigt werden, die sich tagtäglich mutig und oft wenig beachtet auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene für Frieden und Sicherheit einsetzen. 2005 wurden die 1.000 Frauen für den Frieden stellvertretend für hunderttausende Friedensstifterinnen für den Friedensnobelpreis nominiert. Mehr unter www.1000peacewomen.org. Mit der Kollekte des Gottesdienstes werden wir wieder AMICA e.V. in ihrer Arbeit mit traumatisierten Frauen in Kriegsgebieten unterstützen. Anmeldung erbeten unter 0431 – 55 779 112 oder seminare@ne-fw.de. J u l i a L e r s c h www.ne-fw.de Service für Sie: Unser neuer Internet-Auftritt startet immer mit „Aktuelles“ – damit Sie gleich auf dem Laufenden sind! Außerdem finden Sie das Nordelbische <strong>Frauenwerk</strong> auch unter www.Kirche-im-Norden.de, der Internetseite „Gemeinsam auf dem Weg“ des Verbandes der Evangelisch-lutherischen Kirchen in Norddeutschland. Wir geben Antworten zu: l Was kennzeichnet unseren Arbeitsbereich? l Was wünschen wir uns für die gemeinsame Kirche? l Welche Befürchtungen haben wir? l Was wird sich durch eine <strong>Nordkirche</strong> bei uns ändern? l Wie soll die neue Kirche heißen? A n n e t t e P a w e l i t z k i
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