INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche
INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche
INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
I n t e r v i e w<br />
Gleichzeitig wird gesagt: Wozu brauchen wir<br />
eigentlich noch eine Frauenbeauftragte?<br />
Solange Frauen in der Gesellschaft nicht die gleiche Teilhabe an<br />
Macht und Einkommen haben, brauchen wir die Frauenpolitik und<br />
brauchen wir Frauenbeauftragte, in allen Institutionen. Zukünftig wird<br />
es hier in Kiel eine Gleichstellungsbeauftragte geben. Aber die<br />
Parteilichkeit sollte erst einmal den Frauen gehören, weil es nach wie<br />
vor eine strukturelle Benachteiligung von Frauen gibt. Wenn wir diese<br />
strukturelle Benachteiligung von Frauen beseitigt haben, dann geht<br />
es darum, wie wir die Positionen für Männer und für Frauen neu gestalten,<br />
z. B. gleiche Teilhabe an Beziehungsarbeit, an Erziehungsarbeit,<br />
dann geht es um eine neue Aufteilung.<br />
Sie arbeiten mit Kirchenfrauen zusammen,<br />
wie sieht diese Zusammenarbeit aus?<br />
Eine meiner Aufgaben ist, mit den Frauen und Expertinnen vor Ort<br />
zusammen zu arbeiten, um zu erfahren, was wir strukturell für die<br />
Lebenssituation der Frauen in Kiel verbessern müssen, und dies umzusetzen.<br />
Da sind die Kirchenfrauen hier vor Ort wichtige Partnerinnen.<br />
Wir haben schon viele gemeinsame Veranstaltungen gemacht, gerade<br />
auch in der Nikolai-Kirche: die Vortragsreihe „Frauen und Armut“,<br />
die Ausstellung „Was sehen Sie, Frau Lot?“ – eine künstlerische<br />
Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt an Frauen und<br />
Mädchen, oder die jährlichen Gottesdienste für Frauen, die Gewalt<br />
erfahren haben, mit Pastorin Elisabeth Christa Markert. Sie sind immer<br />
gut besucht. Die Kirchenfrauen sind mit vielen anderen zusammen<br />
eine wichtige Gruppe bei der Vorbereitung der jährlichen großen<br />
Veranstaltung zum Internationalen Frauentag in Kiel. Das Thema<br />
war in diesem Jahr „Popkultur, Kapitalismuskritik und Widerstand –<br />
feministische Perspektiven“. Und das Labyrinth haben wir zusammen<br />
gestaltet. Kirchenfrauen sind wichtig, weil sie eine große Gruppe von<br />
Frauen erreichen. In der Kirche selbst gibt es ja auch nach wie vor<br />
noch Benachteiligungen von Frauen. Die Kirchenfrauen sind fortschrittlich,<br />
emanzipiert, feministisch. Ich habe früher schon mit den<br />
kirchlichen „Frauen für den Frieden“ zusammen gearbeitet. Das gefällt<br />
mir an den Kirchenfrauen so gut, dass sie ihre Parteilichkeit für<br />
Frauen nie aufgegeben haben. Ich war überaus glücklich, dass Frau<br />
Käßmann die höchste Repräsentantin der Ev. Kirche in Deutschland<br />
wurde – ich bedauere ihren Rücktritt sehr.<br />
Foto: Ute Boeters<br />
... und konsequent<br />
i n n o v a t i v e<br />
18<br />
Wie sind Sie aufgewachsen?<br />
Ich bin aufgewachsen in einem sehr liberalen Elternhaus, im Sinne<br />
von Akzeptanz des /der anderen. Meine Eltern waren sozialliberal geprägt.<br />
Bei uns gab es ein sehr offenes Haus, mit vielen politischen<br />
Diskussionen. Ich war evangelisch, bin aber auf eine katholische<br />
Klosterschule gegangen. Als Schülerin war mein Vorbild für Gerechtigkeit<br />
Albert Schweitzer.<br />
Was können Sie richtig gut?<br />
Wenn ich von etwas begeistert bin, dann setze ich mich dafür ein und<br />
kann oft auch andere motivieren.<br />
Was mögen Sie an sich?<br />
Dass ich mit mir, so wie ich bin, sehr zufrieden bin.<br />
Wenn Sie viel Zeit hätten, was würden Sie<br />
dann am liebsten tun?<br />
Ich nehme mir viel Zeit für mich selbst, auch für meine Familie, meinen<br />
Mann, meine Kinder und Enkelkinder. Ich gehe spazieren am<br />
Meer – oder ich mache einfach nichts, nur sitzen und gucken.<br />
Sie gehen im Sommer in den Ruhestand …<br />
Wenn ich aufhöre hier zu arbeiten, dann mache ich einen neuen<br />
Schritt, etwas ganz anderes. Dann beginnt ein neuer Lebensabschnitt<br />
für meinen Mann und für mich. Das wird spannend, das wird noch<br />
mal eine richtig interessante Lebensphase, darauf freuen wir uns. Wir<br />
werden umziehen nach Bremen und uns ein neues Zuhause aufbauen,<br />
und auch die Stadt noch einmal neu erobern – das finde ich total<br />
spannend, eine neue Stadt, mit neuen Angeboten, mit neuen<br />
Menschen. Dort leben unsere Kinder und Enkelkinder. Und wer weiß,<br />
wo ich mich dann noch einmal engagieren werde …<br />
Herzlichen Dank für das Gespräch!<br />
Bisher wurden interviewt<br />
Erika Förster, Dr. Ute Grümbel, Antje Röckemann, Susanne Jürgensen,<br />
Jutta Gross-Ricker,Charlotte Knobloch, Prof. Dr. Annelie Keil,<br />
Uta Knolle, Dr. Elisabeth von Dücker, Rut Rohrandt, Bischöfin Maria<br />
Jepsen, Annette Hillebrand, Dr. Frauke Hansen-Dix, Ursula Schele,<br />
Bischöfin Bärbel Wartenberg-Potter, Margrit Semmler, Franziska<br />
Steiof, Prof. Dr. Ulrike Wagner-Rau, Edelgard Lessing, Elisabeth<br />
Lingner, Elsbeth Süßebecker