INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche
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i n n o v a t i v e<br />
Besondere Orte für Frauen<br />
Die Klöster Medingen, Lüne und Ebstorf<br />
Das Ev. <strong>Frauenwerk</strong> Hamburg-West/Südholstein hat gemeinsam<br />
mit dem Frauenreferat Düsseldorf die Klöster<br />
Medingen, Lüne und Ebstorf besucht und die besondere<br />
Atmosphäre dieser Orte für Frauen erkundet.<br />
„Schweige und höre, neige deines Herzens Ohr, suche den Frieden“<br />
– diese Liedzeile war das Motto einer Fahrt zu drei Heideklöstern<br />
rund um Lüneburg, Uelzen und Bad Bevensen. Neben den Besuchen<br />
standen die Themen Spiritualität, Lebensgemeinschaften,<br />
Frauenbildung in den Klöstern, die Klöster und ihre Bedeutung<br />
für die Region zu unterschiedlichen Zeiten auf dem Programm.<br />
Die Klöster werden verwaltet von der Klosterkammer Hannover, zu<br />
der insgesamt 17 Klöster und Stifte gehören im niedersächsischen<br />
Raum, in der Lüneburger Heide und an der Weser. Alle liegen in<br />
schönen, charakteristischen Landschaften.<br />
Klöster können Orte der Besinnlichkeit und Glaubensgewissheit<br />
sein. Weibliche Spiritualität prägte in den Jahrhunderten ihr Leben.<br />
Heute leben in den Klöstern Frauen in Gemeinschaften, evangelische<br />
Damenstifte genannt. Aktuell sind es 129 alleinstehende Frauen,<br />
die diese Lebensform gewählt haben. Die meisten ziehen nach<br />
ihrer Berufstätigkeit ein, es gibt aber auch einige jüngere Bewohnerinnen.<br />
Entstanden sind die Damenstifte aus katholischen Nonnenklöstern,<br />
denen in der Reformationszeit das Ende drohte. Der Adel<br />
und die Patrizierfamilien wollten auf diese Versorgungseinrichtung<br />
für unverheiratete Töchter nicht verzichten und so nahmen die Klöster<br />
das evangelische Bekenntnis an. Aus den Klöstern sind Orte<br />
kulturellen, kirchlichen und sozialen Engagements geworden.<br />
Jedes der Klöster und Stifte der Klosterkammer Hannover hat ein<br />
eigenes Profil und Schwerpunkte entwickelt.<br />
Als wir den Klöstern im Oktober einen Besuch abstatteten, um die<br />
Orte vorab kennenzulernen, hatte die herbstliche Schließungszeit<br />
begonnen und die zahlreichen Führungen durch die alten Backsteingebäude,<br />
die Klostergärten und zu den jeweiligen Kunstschätzen<br />
waren nur eingeschränkt möglich. Die besondere Atmosphäre,<br />
eine Mischung aus Beständigkeit, Stille und lebendiger Aktuali-<br />
„Klöster können Orte der Besinnlichkeit und<br />
A u s d e n F r a u e n w e r k e n<br />
tät war aber deutlich spürbar. So präsentierte das Kloster Ebstorf<br />
eine beeindruckende Fotoausstellung zu den Ereignissen um den<br />
Fall der Mauer vor 20 Jahren. Ebstorf wurde im 12. Jahrhundert<br />
gegründet und nach einem Brand im Kloster Walsrode von Benediktinerinnen<br />
bewohnt. Dieses Kloster wurde berühmt durch seine<br />
Weltkarte aus dem 13. Jahrhundert. Die im Mittelalter bekannten<br />
Länder mit Jerusalem als Mitte der Welt sind dargestellt, umfasst<br />
und getragen von der Gestalt Jesu Christi. In der Nähe des Klosters<br />
befindet sich ein meditativer Auferstehungsweg, große Bildtafeln<br />
mit Texten sind auf einem Weg durch die Waldlandschaft aufgestellt<br />
und regen zur Meditation und Betrachtung an. Wir sind ihn<br />
gemeinsam gewandert.<br />
Wahrzeichen des Klosters Lüne ist ein über 600 Jahre alter Brunnen,<br />
der Handstein. Diese Klosteranlage konnte durch die Jahrhunderte<br />
in ihrer Gesamtheit erhalten bleiben und so gelingt das<br />
Eintauchen in eine andere Welt besonders gut, viele Kunstschätze<br />
sind erhalten. Das Textilmuseum zeigt die textilen Kunstwerke der<br />
Benediktinernonnen und evangelischen Stiftsdamen. Das Kloster<br />
Medingen gibt es seit 1336, es war ursprünglich ein Zisterzienserinnen-Frauenkloster.<br />
Die Nonnen widersetzten sich der Anordnung,<br />
den evangelischen Glauben anzunehmen beständig, die<br />
Lutherbibel die ihnen der Herzog 1524 schickte, ließ die Äbtissin<br />
verbrennen. Nach einem Brand im Jahr 1781 wurde es wieder aufgebaut<br />
und ist der einzige Klosterneubau des Protestantismus in<br />
Norddeutschland. In Medingen leben heute 18 Konventualinnen, es<br />
ist der größte Konvent in Niedersachsen.<br />
Mit 18 Frauen aus der rheinischen und nordelbischen Frauenarbeit<br />
haben wir diese drei Orte besucht und auch unsere Spiritualität thematisiert.<br />
Wir haben bereits gemeinsame Erfahrungen auf Fahrten<br />
nach Worpswede und Weimar gemacht und erleben die teilweise<br />
unterschiedlichen Mentalitäten bereichernd. Das <strong>Frauenwerk</strong><br />
Hamburg-West/Südholstein wird die Kontakte zu den Klöstern,<br />
die für uns „vor der Haustür“ liegen, fortsetzen.<br />
Glaubensgewissheit sein, weibliche Spiritualität prägte<br />
in den Jahrhunderten ihr Leben.“ Karin Kluck<br />
K a r i n K l u c k