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INNOVATIVE 22.indd - Nordelbisches Frauenwerk - Nordkirche

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13<br />

i n n o v a t i v e<br />

Etwas davon wird bleiben<br />

Frauen begegnen im Land der Bibel<br />

„Meistens steht am Anfang ein Felsen“ sagt unsere Reiseleiterin. „Auf<br />

ihm wird dann eine Kirche gebaut, später vielleicht auch eine Moschee.“<br />

Noch später vielleicht wieder eine Kirche. Wer in Israel/Palästina<br />

die „heiligen Stätten“ besucht, hat es mit vielen solcher Orte zu<br />

tun. Die Menschen, die zu diesen Stätten pilgern, suchen den<br />

Kontakt, legen die Hand auf den Felsen, berühren etwas, das älter<br />

und größer ist als sie selbst. Und in diesem Kontakt suchen sie<br />

Stärkung und Kraft. Da ist der Berg Moriah, auf dem heute der Felsendom<br />

steht, da ist der Felsen Golgatha, heute in der Grabeskirche,<br />

der Felsen in Gethsemane, wo Jesus das Gebet sprach „Lass diesen<br />

Kelch an mir vorüber gehen!“<br />

Die Frauen, die im März auf den Spuren der Bibel unterwegs sind,<br />

suchen ihren eigenen Umgang mit den Orten und Texten. Gemeinsam<br />

mit der Theologin Dr. Klara Butting und der Deutsch-Israelin Gaby<br />

Levy besichtigen wir die Stätten und Orte und lesen Texte der Bibel.<br />

„Ihr seid mit vielen Fragen hierher gekommen. Wenn ihr wieder nach<br />

Hause fahrt, werdet Ihr noch mehr Fragen haben“ sagt Gaby zur<br />

Begrüßung. Genauso ist es. Die Fragen werden mehr, nicht weniger.<br />

Im Garten Gethsemane stellte Jesus die Frage „Warum könnt ihr nicht<br />

eine Stunde mit mir wachen?“ Und wir fragen: „Was könnte es heute<br />

heißen zu wachen?“ Am Berg der Versuchung gehen wir der Erzählung<br />

nach, in der Jesus vom Teufel versucht wird, der ihm die Heilige<br />

Schrift zitiert und vorhält: „wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab,<br />

denn es steht geschrieben. Er wird seinen Engeln befehlen, dich<br />

auf den Händen zu tragen.“ Und am Abend kommen wir miteinander<br />

ins Gespräch darüber, wie es ist, wenn die Schrift selbst zur<br />

Versuchung wird – in einem Land, wo der Fundamentalismus<br />

erstarkt und das Zitieren heiliger Schriften gebraucht wird, um<br />

Macht und Land zu legitimieren. Und: Was bedeutet uns selbst die<br />

Bibel? Wie verstehen wir sie? Wer ist Jesus Christus für uns? Warten<br />

wir auf den Messias oder warten wir überhaupt auf etwas? Was können<br />

wir vom Judentum lernen? Und dazwischen immer wieder die<br />

Frage: Wie kann Frieden werden in diesem Land? Denn das Land<br />

der Bibel ist ein Land voller Spannung, voller Gewalt. Hoffnung und<br />

Hoffnungslosigkeit liegen vielleicht nirgendwo näher beieinander.<br />

P r o j e k t e ı A k t i o n e n<br />

Neben den Begegnungen mit den Stätten und Texten, gibt es die<br />

Begegnung mit Frauen. In Bethlehem treffen wir Faten, eine Palästinenserin.<br />

Sie erzählt von einem Alltag mit Einschränkungen.<br />

Von Patriarchat. Von Besatzung. Von der Mauer, die den kurzen<br />

Weg nach Jerusalem oder zum Meer unmöglich oder zumindest zu<br />

einem seltenen Ereignis macht. Wir begegnen den Frauen im<br />

Flüchtlingscamp Dheisheh. Dort gibt es ein Projekt von Amica e.V., in<br />

dem traumatisierte Frauen betreut werden. Viele der Frauen haben<br />

einen Ehemann oder Sohn, der schon lange im Gefängnis sitzt. Von<br />

Amica finanziert gibt es Selbsthilfegruppen, Einzelberatung und auch<br />

andere Angebote, in denen die Frauen Unterstützung für ihren<br />

schwierigen Alltag finden. Wir kommen als Touristinnen ohne Probleme<br />

durch die Checkpoints an Grenzzaun und Mauer.<br />

Und am anderen Tag tauchen wir ein in eine andere Welt. Wir besuchen<br />

die Har-El-Synagoge in Jerusalem. Die Gemeinde wurde gegründet<br />

von Shalom Ben Chorin als erste Reformsynagoge in<br />

Jerusalem. Jetzt begrüßt uns die Leiterin der Gemeinde Rabbinerin<br />

Ada Zavidov. In dieser Gemeinde gibt es nicht nur die Bar Mizwa für<br />

Jungen, sondern auch die Bat Mizwa, das Ritual der ersten Toralesung<br />

vor der Gemeinde auch für Mädchen. Frauen und Männer sitzen gemeinsam<br />

im Gottesdienst. Die Sprache der Liturgie ist verständlich<br />

und egalitär. Ada erzählt mit leuchtenden Augen warum sie gerade<br />

hier Rabbinerin ist. Dann kommt noch Avital Ben Chorin, die<br />

Witwe Shalom Ben Chorins. Sie spricht einige Worte auf Deutsch zu<br />

uns. (Die gebürtige Eisenacherin kam 1936 nach Palästina.) Dann<br />

beginnt der Gottesdienst. Wir werden hinein genommen in das<br />

Singen und Beten der jüdischen Gemeinde. Wir sind Gäste, erleben<br />

Verbundenheit trotz aller Fremdheit. Etwas davon wird bleiben.<br />

Auf den Golanhöhen Rabbinerin Ada Zavidor zeigt die Torarolle<br />

G u n d u l a D ö r i n g

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