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06 | UMWELT Erfolgreicher Betrieb des Raugerinne-Fischpasses Fischpass Wyhlen „Wasser marsch“ hieß es vor einem Jahr am neu gestalteten Beckenfischpass beim Kraftwerk Wyhlen. Aufgrund der umfangreichen Optimierungen erwarteten alle Beteiligten entsprechende Aufstiegsraten: 14.500 Fische belegen die erfreuliche Bilanz. Nach einem Jahr Fischzählung steht fest: Die Investitionssumme von einer Million Euro und die umfangreichen Optimierungsmaßnahmen am Raugerinne-Fischpass haben sich gelohnt. Optimierter Fischpass Von einem guten Fischpass spricht man, wenn er den wanderwilligen Fischen unterhalb des Stauwehrs den Weg ins Oberwasser ermög- licht. Genauer betrachtet stellt dies aber an die Bauweise des Fischpasses recht komplexe An- forderungen. Kleinfische mit geringer Schwimm- leistung müssen ebenso den Weg finden wie starke Schwimmer. Auch hochrückige und große Fische wie Brachsen sollten durch die Schlupflöcher passen. Damit möglichst alle Der Raugerinne- Fischpass am Kraftwerk Wyhlen zeigt nach nur einem Jahr erste Erfolge. Fische den Weg in den Fischpass finden, muss der Einstieg günstig gelegen und leicht auffind- bar sein. Idealerweise befindet er sich, wie nun neu in Wyhlen, neben den Turbinenausläufen, da dort die Fische nach einer Aufstiegsmög- lichkeit suchen. Außerdem sollte eine ausrei- chende Lockströmung vorhanden sein, die die Fische in den Fischpass lotst. Im Fischpass selbst gelten spezielle Anforderungen an Strö- mungsgeschwindigkeit in den Durchlässen, Wassertiefe, Beckengröße und Turbulenz. Da- bei können sich kleine Gestaltungsfehler selek- tiv auf den Fischaufstieg auswirken. Beim Betrachten stellt man fest, dass ein Rauge- rinne-Beckenpass zwar unregelmäßig aussieht, aber genau nach Plan gebaut wurde. Durchgängigkeit verbessert Die am Beckenpass in Wyhlen vorgenom- menen Optimierungen, wie der Umbau als Raugerinne, der geringere Höhenunterschied zwischen den Becken und dadurch geringere Fließgeschwindigkeiten, die Verlegung des Ein- stiegs zum Turbinenauslauf und der Einbau einer Lockwasserleitung, zeigen bereits vollen Erfolg. Bei der Fischzählung wurden nach einem Jahr Betrieb 14.500 Fische gezählt. Das sind dreimal so viele wie bei der Zählung 2005/2006. Insgesamt wurden 24 Fischarten registriert. Drei Jahre zuvor waren es 23 Arten. Insbesondere bei Kleinfischen und der seltenen Fischart Schneider zeigt sich die wesentliche Verbesserung des Beckenfischpasses gegen-
über früher. Wurden 2005 noch keine Schnei- der im Fischpass registriert, waren es nun insgesamt 2.400 Exemplare. Die Verbesserung am Fischpass selbst wirkt sich auch maßgeb- lich auf die Bewertung der gesamten Staustufe aus. Mit dem neuen Fischpass dürfte die Stau- stufe gemäß den Beurteilungskriterien des Bundesamtes für Umwelt in Bern fast durch- gängig die Bewertung „sehr gut“ erhalten und ist damit nach heutigem Stand eine der am besten bewerteten Staustufen am Hochrhein. Zählbecken auf dem Prüfstand Mit der neuen Anlage in Wyhlen wurde erstmals am Hochrhein ein Zählbecken zur Überprüfung der Funktionstüchtigkeit der Anlage eingebaut. Das Zählbecken liegt parallel zum normalen Fischpass und funktioniert folgendermaßen: Die Fische werden über eine Öffnung in das Zähl- becken umgeleitet. Gleichzeitig wird der Durch- gang zum Fischpass mit einem Schieber ge- schlossen. Der Wasserabfluss des Fischpasses wird dann über eine Schwelle in das Zählbecken umgeleitet. Das bedeutet, dass alle aufstei- genden Fische letztendlich in das Zählbecken in eine Sackgasse geleitet werden. Zur Zählung wird die Öffnung in das Zählbecken wieder ge- schlossen und somit verbleiben alle Fische im wassergefüllten Zählbecken und können dort einfach mit Kescher gefangen, bestimmt und gezählt werden. Das Zählbecken bietet gegen- über der früheren Reusenzählung viele Vorteile, Das erste Zähl- becken am Hochrhein ist in Betrieb. Im linken Teil sieht man die Schwelle, die von einzelnen Fischen überwunden werden konnte. Seltener Gast im Fischpass: eine 38 Zentimeter lange Karausche. unter anderem Stressreduktion für die Fische und die Vermeidung von Verletzungen, da sich die Fische nirgends einklemmen oder anstoßen können. Zudem können Kleinfische besser registriert und die Zählintervalle verlängert werden. Zur allgemeinen Verwunderung zeigten Beobachtungen allerdings, dass die Schwelle am Zulauf des Zählbeckens, die ein Durch- schwimmen eigentlich verhindern soll, von eini- gen wenigen Fischen durchschwommen oder übersprungen wurde. Vergleichbare Beobach- tungen wurden an den anderen bislang realisier- ten Anlagen nicht gemacht. Um die Einzelbeob- achtungen zu überprüfen, führte Energiedienst gemeinsam mit dem Planungsbüro verschie- dene Tests durch. Diese zeigten, dass tatsäch- lich etwa zwei bis drei Prozent der Fische das Zählbecken passieren können, was bislang von Fischexperten nicht für möglich gehalten wurde. Da es sich um einen sehr geringen Prozentsatz handelt, wurde von baulichen Veränderungen zunächst Abstand genommen. Allerdings wird künftig eine kleine Barriere das Überspringen der Schwelle verhindern und bei anderen geplanten Anlagen wird die Planung nochmals überarbei- tet, um ein Durchschwimmen dort grundsätzlich auszuschließen. Weg frei für behördliche Abnahme Neben der Optimierung des Beckenfischpasses am Kraftwerk Wyhlen wurden bereits in den Jah- ren 2004 und 2005 auch der Neubau des Fisch- passes am Kraftwerk Augst als Vertical-Slot- Fischpass sowie der Ersatz des alten Denilfischpasses am Stauwehr durch einen Fischlift durchgeführt. Damit sind alle vereinbar- ten Maßnahmen zur Erfüllung der noch offenen Pendenz aus der Konzession umgesetzt. Die Bewertungen aus der Fischzählung 2005/2006 und der Fischzählung am Beckenpass in Wyhlen 2008/2009 zeigen außerdem, dass die Anlagen sehr gut funktionieren. Damit ist nun der Weg frei für die Abnahme der neuen Fischpass- anlagen an der Staustufe Augst-Wyhlen durch die Behörden. UMWELT | 07 Die Barbe ist Leitfisch am Hochrhein. Innerhalb eines Jahres durchquerten 2.300 Barben den neuen Fischpass in Wyhlen.
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