DIE GEMEINDE
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„Führung von Altenheimen –<br />
eine rein öffentliche Aufgabe?“<br />
CHRISTOPH GUFLER<br />
ist als Bürgermeister der Marktgemeinde Lana und<br />
als Ausschussmitglied der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt<br />
mit der Thematik Altenheime vertraut.<br />
Ja. Für mich wäre es ein Armutszeugnis, wenn sich die öffentliche<br />
Hand ausgerechnet bei den alten Menschen aus der Verantwortung<br />
stehlen würde. Abgesehen davon, dass wir nicht vergessen<br />
sollten, wem wir unseren heutigen Wohlstand verdanken, ist es<br />
ganz einfach unsere gesetzliche Pflicht den älteren Mitbürgerinnen<br />
und Mitbürgern eine gute und sichere Altersversorgung<br />
zu garantieren.<br />
Dies kann in diesem sensiblen Bereich auf Dauer und in der<br />
angebrachten Qualität am besten von der öffentlichen Hand<br />
gewährleistet werden.<br />
Private Unternehmen – und ich meine damit natürlich nicht Stiftungen,<br />
Sozialgenossenschaften oder andere Non-Profit-Organisationen<br />
– sondern Wirtschaftsunternehmen, wollen und müssen<br />
Gewinne machen. Der Profit und nicht der Mensch steht dabei im<br />
Mittelpunkt. Profite werden im Bereich der Altenbetreuung aber<br />
entweder auf Kosten der Betreuungsintensität und -qualität, oder<br />
aber auf Kosten des Auftraggebers, und das heißt der öffentlichen<br />
Hand, erzielt. Dafür gibt es im Ausland genug Beispiele und die<br />
sind beschämend für die Verantwortungsträger.<br />
Im Lebensabend von Menschen betreut zu werden, die nicht<br />
unsere Sprache sprechen und schlecht bezahlt sind, das kann<br />
wohl nicht das Ziel sein.<br />
Private Trägerschaften für öffentliche Dienste mögen in manchen<br />
Bereichen durchaus angebracht und sinnvoll sein. Wo es aber um<br />
Menschen geht und um deren ureigensten Bedürfnisse, sollte die<br />
öffentliche Hand weiterhin der erste und wichtigste Ansprechpartner<br />
bleiben.<br />
PRO & CONTRA<br />
DOROTHEE WAGNER<br />
ist Gerontologin; sie arbeitet als Präsidentin,<br />
Pflegekoordinatorin und Altenpflegerin im<br />
Haus „Sonnenschein“ in Meran.<br />
Ich denke nicht, dass die Führung von Altersheimen eine rein<br />
öffentliche Aufgabe ist. Durch das Subsidiaritätsprinzip jeder<br />
Sozialdemokratie wird dies etwa rechtlich verankert. Hinsichtlich<br />
der demographischen Entwicklung wird die öffentliche Hand die<br />
Kosten der stationären Altenbetreuung auch nicht mehr lange<br />
tragen können. Folglich sind neue Wege in der Altenbetreuung<br />
unumgänglich.<br />
Außerdem bringt die private Trägerschaft viele Vorteile, 14 Jahre<br />
Erfahrung geben mir dabei Recht. Neue Konzepte oder Pflegeplanungsmaßnahmen<br />
können viel schneller und kreativer eingesetzt,<br />
umgewandelt und revidiert werden, da der lange Weg der Bürokratie<br />
entfällt. Budgetgelder können effizienter eingesetzt werden, genau<br />
an der Stelle, an der sie jetzt im Augenblick gebraucht werden<br />
(Personalaufstockung, Anschaffungen usw.), da die Verwaltung<br />
minimiert werden kann. Dies steigert die Qualität der Pflege.<br />
Das Personal kann in Bezug auf das Konzept ausgesucht werden,<br />
beispielsweise entfallen Ranglisten. Allerdings dürfen keine<br />
Dumping-Löhne oder Billigarbeit entstehen. Altenpflege ist ein<br />
anspruchsvoller Beruf, der ordentlich honoriert werden muss. Genau<br />
so wie der zu Pflegende ein Recht auf sein Kulturgut und seine<br />
Sprachgruppe innerhalb der stationären Betreuung hat.<br />
Außerdem sind private Trägerschaften kostengünstiger; die Einsparungen<br />
liegen im Verwaltungsbereich. Dies sind nur einige<br />
Punkte, die für eine Privatisierung der stationären Altenbetreuung<br />
sprechen. In Bereichen, wie Konzepte der Pflege, direkte Betreuung<br />
des alten Menschen aber auch Arbeitsklima usw., gibt es unendlich<br />
viele Argumente, die für die Privatisierung sprechen.<br />
Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass eine Privatisierung<br />
der Altenpflege nur auf Non-Profit-Basis stattfinden kann. Die<br />
soziale Dienstleistung am Nächsten darf nicht zum Profit eines<br />
Einzelnen führen.<br />
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