Forschungsatlas Sachsen 2012 - Wirtschaftsjournal
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Interview<br />
VSW-Präsident Bodo Finger im<br />
WJ-Interview.<br />
VSW President Bodo Finger interviewed<br />
by the WJ.<br />
12 <strong>Forschungsatlas</strong> <strong>Sachsen</strong> <strong>2012</strong><br />
Für öffentliche Grundfinanzierung<br />
Interview mit Bodo Finger, Präsident der Vereinigung der sächsischen Wirtschaft<br />
(VSW)<br />
<strong>Wirtschaftsjournal</strong>: Euro-Schuldenkrise, schwer kalkulierbare<br />
Preisentwicklungen bei Energie und Rohstoffen<br />
– dies sind nur zwei Faktoren, die derzeit<br />
zu starken Verunsicherungen auf den Märkten führen.<br />
Immer kürzere und heftigere Konjunkturzyklen<br />
sind die Folge. Wie können gerade mittelständische<br />
Unternehmen in einem Umfeld unsicherer Märkte<br />
dem Auf und Ab trotzen und durch mutiges, agiles<br />
Handeln dauerhaft erfolgreich sein?<br />
Bodo Finger: Die aktuellen Unsicherheiten haben die<br />
Unternehmen ja nicht selbst verursacht. Daher fordere ich<br />
zunächst eine Politik in Europa, die durch eine konsequente<br />
Haushaltskonsolidierung und eine verlässliche Energiepolitik<br />
die richtigen Rahmenbedingungen setzt. Um langfristig<br />
erfolgreich zu sein, müssen sich unsere Unternehmen<br />
aber ungeachtet der aktuellen Unsicherheiten an bestehenden<br />
Trends orientieren und die sich ergebenden Chancen<br />
erkennen und nutzen. Hierfür sind wiederum eigene<br />
Produkte und Systemlösungen – verbunden mit dem Anspruch,<br />
technisch an der Spitze zu sein – entscheidend. Dies erfordert<br />
Innovationen sowie kontinuierliche Konstruktions- und<br />
Entwicklungsleistungen und stellt vor allem die kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen (KMU) vor eine enorme<br />
Herausforderung.<br />
WJ: Welche Möglichkeiten gibt es – insbesondere<br />
für KMU – Wissenschaft und Wirtschaft stärker zu<br />
verzahnen, um innovative und marktfähige Produkte<br />
erzeugen zu können?<br />
Bodo Finger: Angesichts der Größenstruktur der sächsischen<br />
Wirtschaft ist interne Forschung und Entwicklung<br />
(FuE) in vielen Betrieben nur schwer realisierbar. Die KMU<br />
sind schlichtweg zu klein und haben keine eigene Forschungsabteilung<br />
beziehungsweise Kapazitäten. Gleichzeitig<br />
verfügt <strong>Sachsen</strong> über eine breite technische Hochschul-<br />
und Forschungslandschaft mit einer guten In frastruktur,<br />
modernen Ausrüstungen und qualifizierten Forschern. Beide<br />
Seiten müssen wir zusammenbringen. Gerade vielen kleinen<br />
und mittleren Unternehmen können Partnerschaften<br />
mit einer Hochschule oder Forschungseinrichtung überhaupt<br />
erst einmal den Zugriff auf diese FuE-Ressourcen ermöglichen.<br />
WJ: Wie kann der Austausch zwischen Wirtschaft<br />
und Forschung gefördert werden?<br />
Bodo Finger: Mit der Innovationsstrategie des sächsischen<br />
Wirtschaftsministeriums und der Enquete-Kommission<br />
im Sächsischen Landtag werden richtigerweise aktuell<br />
strategische Leitlinien für die zukünftige sächsische Technologiepolitik<br />
diskutiert. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der sächsischen Betriebe zu steigern, um so die Entwicklung<br />
eines breiten, leistungsfähigen Mittelstandes zu<br />
forcieren. Dies verlangt zum einen eine Innovationsförderung,<br />
die mittelstandsorientiert und technologieoffen ausgestaltet<br />
ist. Außerdem sollten u. a. diejenigen Hochschulen<br />
und vom Freistaat grundfinanzierten Einrichtungen der<br />
Forschungsgesellschaften höhere Zuschüsse erhalten, die<br />
nachweislich überdurchschnittlich stark mit sächsischen<br />
Betrieben zusammenarbeiten (local-content-Klausel). Mit<br />
den richtigen Anreizstrukturen – davon bin ich überzeugt<br />
– kann die Zusammenarbeit weiter verbessert werden.<br />
WJ: Externe Industrieforschungseinrichtungen sind<br />
eine der wesentlichen Voraussetzungen für die indus -<br />
trielle Weiterentwicklung der sächsischen Wirtschaft.<br />
Wird die Industrieforschung ihrer Rolle in <strong>Sachsen</strong><br />
schon gerecht?<br />
Bodo Finger: Angesichts von Globalisierung und kürzeren<br />
Innovationszyklen geht nichts an einer Stärkung der<br />
Innovationskraft in den sächsischen Unternehmen vorbei.<br />
Innovationen ermöglichen den Zutritt zu neuen Märkten,<br />
sichern die internationale Wettbewerbsfähigkeit und erhöhen<br />
die Chance, auch schwierigeren konjunkturellen Phasen<br />
zu entgegnen.<br />
Die externen Industrieforschungseinrichtungen sind ein<br />
Baustein, um über Kooperationen die Innovationskraft der<br />
sächsischen Unternehmen zu stärken. Diese Einrichtungen<br />
sind – nicht zuletzt durch das Fehlen einer öffentlichen<br />
Grundfinanzierung – in ihren Strukturen an die Bedürfnisse<br />
der mittelständischen Wirtschaft angepasst. Daher kann<br />
man gerade hier einige erfolgreiche Beispiele für gelungene<br />
Innovationsvorhaben mit sächsischen Unternehmen<br />
be obachten. Ich hoffe, dass diese positive Tendenz in den<br />
nächsten Jahren weiter an Breite gewinnt.<br />
Gespräch: Wolfgang Baltzer n