download-pdf - Deutsch-Rumänische Gesellschaft
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tiert. Die Axt im Haus erspart denZimmermann.<br />
So haben sich beide Seiten<br />
durch Geben und Nehmen ergänzt.<br />
Einmal kam ich von einer Wochenendreise<br />
zurück. Einer der beiden Handwerker<br />
lag mit einem blauen, geschwollenen<br />
Fuß im Bett. Ein Klavier war ihm<br />
auf den Fuß gefallen. Ich besitze keins.<br />
Sie hatten bei einem Urrrzug geholfen.<br />
Ich bin mit ihm sofort ins Krankenhaus<br />
gefahren, und er lag 14 Tage im<br />
Bett. Danach konnte er deutlich besser<br />
<strong>Deutsch</strong>.<br />
Manchmal hatte ic}a zusätzlich Studentinnen<br />
im Haus. Das machte aus manchem<br />
Mann einen Gockel, und es kam<br />
zu Konflikten. Die Folge war, dass der<br />
eigentlich recht gutmütige ,,Koch" den<br />
,,Gockel" nicht mehr bekochte. Wütend<br />
sagte er: ,,Du benimmst Dich wie ein<br />
Pascha. Ich bin nicht Deine Frau!"<br />
Die meisten Handwerker waren umgängliche,<br />
hilfsbereite Menschen, bemüht,<br />
sich anzupassen, sich sinnvoll<br />
einzubringen. Und dennoch hatte jeder<br />
seine Eigenart, auf die ich mich mit<br />
Toleranz einstellen musste. Manche<br />
waren Polterjochen, manche waren<br />
Leisetreter, die man nicht hörte, wenn<br />
sie kamen. Manche entschuldigten<br />
sich ständig, wenn ich sie auf einen<br />
Missstand hinwies, der aber nichtsdestotrotz<br />
beibehalten wurde. Manche<br />
erregten sich bei jeder Kleinigkeit, wurden<br />
aber im Laufe der Zeit sanft wie ein<br />
Lamm. Manche konnten Fehler nicht<br />
zugeben, logen oder stritten ab, obwohl<br />
alles klar auf der Hand lag.<br />
Manche konnten gut kochen, waren<br />
mit Leib und Seele dabei. Parasolpilze<br />
gab es in einem Jahr in Massen.<br />
Kombiniert mit Mamaliga oder anderen<br />
Beilagen schmeckten sie sehr gut.<br />
Und alle Handwerker haben gern ihren<br />
selbstgebrannten Schnaps getrunken.<br />
Wir haben manche gesellige Stunde<br />
am Tisch verbracht. Und am nächsten<br />
Morgen um halb 5 klingelte der Wecker,<br />
weil um 5 Uhr der Bus fuhr.<br />
Ganz das Gegenteil sind meine Erfahrungen<br />
mit den Studentinnen. Eine<br />
war sehr schüchtern und zurückhaltend,<br />
sie stand gegen 11 Uhr auf, verließ<br />
gegen 13 Uhr das Haus. Nach ihrer<br />
Rückkehr verschwand sie wie ein Geist<br />
in ihr Zimmer und ward nicht mehr gesehen.<br />
Und nach Beendigungihrer Zeit<br />
in Berlin hat sie sich nie mehr gemeldet.<br />
Die andere war genau das Gegenteil:<br />
damenhaft und kindlich in einer<br />
Person. Sie suchte ständig Kontakt,<br />
wir haben viel unternommen. So hat<br />
sie durch mich das Radfahren gelernt,<br />
und wir haben viele schöne Touren unternommen.<br />
Sie hält bis heute Telefonund<br />
Briefkontakt.<br />
So könnte ,,Frau Wirtin" noch viele andere<br />
Erlebnisse schildern aus ihrem<br />
Erfahrungsschatz mit Handwerkern<br />
und Studenten aus Rumänien unter<br />
ihrem Dach.<br />
DRE 3-4/2OO2 Seite 23