download-pdf - Deutsch-Rumänische Gesellschaft
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Erfahrungen auf der anderen Seite.<br />
Ich erinnere mich gut, dass ich nach<br />
der ersten Reise nach Rumänien und<br />
der Rückkehr nach <strong>Deutsch</strong>land die<br />
,,emotionale Kompetenz" der Menschen<br />
in <strong>Deutsch</strong>land unter einem anderen<br />
durchaus kritischen Blickwinkel sah.<br />
Für die Projekte in Bochum, in denen<br />
deutsche und rumänische Studenten<br />
in einem intensiven ganztägigen 14tägigen<br />
Arbeitsprozess verbunden waren,<br />
gilt : Alle kulturellen Differenzen,<br />
Erfahrungen unterschiedlicher politischer<br />
Systeme, ökonomisch extrem unterschiedliche<br />
Lebensbedingungen vermochten<br />
nicht das Gemeinsame in den<br />
Zukunftsinteressen und Lebensenergien<br />
der Studenten aus <strong>Deutsch</strong>land und<br />
Rumänien zu<br />
verdecken. Das Gemeinsame, Verbindende<br />
ist stärker als das Trennende!<br />
Das ist die Erfahrung der Theaterprojekte<br />
mit Studierenden der Babes-<br />
Bolyai-Universität Klausenburg und<br />
der Ruhr-Universität-Bochum. In den<br />
jungen Menschen, die ich in den Theaterprojekten<br />
kennenlernen durfte, lebt<br />
ein enormes Potential an Kreativität,<br />
Engagement und Willen mit<br />
anderen Menschen gestalterisch zusammenzuarbeiten<br />
(eine Erfahrung,<br />
mit der sich die Hoffnung verbindet,<br />
dass in den Ländern Ost- und Südosteuropas<br />
mit dem Heranwachsen einer<br />
neuen Generation die Schrecken und<br />
Leiden totalitärer Herrschaftsformen<br />
der Vergangenheit und die ökonomischen<br />
Probleme der Gegenwart überwunden<br />
werden können.)<br />
Es gehört zu den beglückenden Erfahrungen<br />
der gemeinsamen Theaterarbeit,<br />
das Zusammenwachsen der deutschen<br />
und rumänischen Teilnehmer<br />
zu erleben. In den kurzen Zeitspannen<br />
der gemeinsamen Arbeit an den Stücken<br />
realisierte sich gewissermaßen<br />
ein Stück,,Utopie<br />
eines verbundenen Europa", in dem jeder<br />
seine Fähigkeiten und Qualitäten<br />
einsetzen kann.<br />
Die unterschiedlichen gesellschaftlich-kulturellen,<br />
materiellen und auch<br />
universitären Vorerfahrungen (in Rumänien:<br />
ein sehr verschultes, vergleichsweise<br />
unfreies Studiensystem,<br />
in dem sehr viel gepaukt werden muss)<br />
prägten die Qualitäten der Teilnehmer<br />
der Projekte:<br />
die Fähigkeit zum Management und<br />
der eigenständigen Organisation von<br />
Arbeitsprozessen (inklusive medialer<br />
Kompetenz) sowie eine eher individualistische<br />
Lebenshaltung zeichneten die<br />
deutschen Teilnehmer aus, wo hingegen<br />
die rumänischen bzw. ungarischen<br />
Teilnehmer<br />
(ungarische Minderheit in Siebenbürgen)<br />
auf der Ebene der Sprache, der<br />
Kommunikation über Erlebtes, des<br />
emotionalen Austausches und Zusammenhaltes<br />
innerhalb der Gruppe eine<br />
hohe Kompetenz bewiesen. Bemerkenswert,<br />
dass einige der rumänischen<br />
Studenten vier Sprachen (Rumänisch,<br />
Ungarisch, <strong>Deutsch</strong>, Englisch, :undf<br />
oder Französisch) nahezu<br />
perfekt beherrschten. Enorm die Fähigkeit<br />
der rumänischen Studenten<br />
sich in der deutschen Sprache in den<br />
Arbeitprozess einzubringen und sich<br />
in die schwierige Sprachwelt Büchners<br />
oder Shakespeares einzuarbeiten.<br />
Die Rückmeidung der rumänischen<br />
Teilnehmer der Projekte über die gemachten<br />
Erfahrungen war immer sehr<br />
positiv. Hier einige Zitate aus dem Programmheft<br />
zum Sturmprojekt 2000,<br />
die ein bisschen die Bedeutung der<br />
Erlebnisqualität der Theaterprojekte<br />
verdeutlicht:<br />
CziIIa LaszLo (Lehramtsstudentin):<br />
,,Eigentlich ist ein Lehrer auch Schauspieler,<br />
der jeden Tag auftritt. Ein guter<br />
Lehrer kann gut improvisieren und<br />
sich frei im Raum ohne Hemmungen<br />
bewegen. Und diese zwei Wochen haben<br />
mir dabei total viel geholfen."<br />
Reka Magyarosi: ,, Ich fühle mich unheimlich<br />
gut und die Freiheit der Ariels<br />
auf der Bühne passt vollkommen zu<br />
meiner Freude am Tanzen. Ich freue<br />
mich sehr, dass ich hier sein kann.<br />
DRH 3-4/2OO2 Seite 29