30. Jahrgang Nummer 4/5 - 30.07.1989 - der Gruppe Arbeiterpolitik
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Ausland aus wirtschaftlichen Gründen mehr als an <strong>der</strong> engen<br />
Verknüpfung <strong>der</strong> einzelnen Teile Jugoslawiens. Zwar konnte<br />
es sich nicht durchsetzen, seine Motive aber stießen auf viel<br />
Resonanz bei den Slowenen, denen das eigene Hemd schon<br />
damals in <strong>der</strong> Regel näher war als <strong>der</strong> jugoslawische Rock.<br />
Die innere Dynamik <strong>der</strong> Selbstverwaltung unter den<br />
Bedingungen von Unterentwicklung und Angewiesenheit auf<br />
die kapitalistischen Industriestaaten wies Jugoslawien eine<br />
eindeutige Entwicklungsrichtung. Je<strong>der</strong> Konflikt wurde letz-<br />
lich zugunsten von mehr Marktwirtschaft und weniger Plan<br />
bzw. Staat entschieden. Dies galt selbst in Fällen, in denen<br />
sich die regionalen Einzelinteressen bei oberflächlicher<br />
Betrachtung gegen gesamtjugoslawische Interessen nicht<br />
durchsetzen konnten.So wurde 1971 <strong>der</strong> Versuch <strong>der</strong> kroati-<br />
schen Parteiführung, politisch ein größeres Maß an Selbstän-<br />
digkeit von <strong>der</strong> Zentralregierung zu erreichen, durch ihren<br />
erzwungenen Rücktritt zwar vereitelt und die noch radikaler<br />
in dieselbe Richtung gehenden Studentenunruhen wurden<br />
sogar von Polizei- und Armeekräften beendet, ökonomisch<br />
erreichte Kroatien aber dennoch ein entscheidendes Ziel.<br />
Die bis dahin noch sehr große Macht <strong>der</strong> zentralen Belgra<strong>der</strong><br />
Banken und Außenhandelsgesellschaften wurde zugunsten<br />
<strong>der</strong> einzelnen Regionen und schließlich auch Betriebe gebro-<br />
chen. Dies war eine zentrale For<strong>der</strong>ung Kroatiens gewesen,<br />
das endlich über die in seinem Bereich erwirtschafteten<br />
Devisen selbst verfügen wollte. Denn da <strong>der</strong> Großteil des<br />
Tourismusgeschäfts an <strong>der</strong> fast völlig zu Kroatien gehören-<br />
den Adriaküste abgewickelt wurde und noch wird, bedeutete<br />
diese Verän<strong>der</strong>ung eine enorme Schwächung <strong>der</strong> zentralen<br />
Staatsorgane und Banken und eine ebensolche Stärkung <strong>der</strong><br />
Republik Kroatien. Dieses Ziel war erreicht.<br />
Zersplitterung <strong>der</strong> Arbeiterklasse und Wirtschaftskrise<br />
Die Konsequensen dieser Entwicklung werden heute<br />
unübersehbar. Die Unterschiede und Gegensätze in <strong>der</strong><br />
Gesellschaft wachsen. Dies gilt für die Betriebe wie Regionen.<br />
Wer arm ist, wird immer ärmer. Die Arbeitslosenzahl wächst,<br />
weil die Belegschaften sich angesichts <strong>der</strong> Wirtschaftskrise<br />
gegen Neuzugänge wehren und dies angesichst ihrer Ent-<br />
scheidungsbefugnis auch durchsetzen können. Wer draußen<br />
ist, bleibt draußen. Die Arbeiterklasse wird zersplittert in<br />
Arbeitende und Arbeitslose, Belegschaften gut und schlecht<br />
verdienen<strong>der</strong> Unternehmen, Bewohner reicher und armer<br />
Regionen. Zersplitterung und sich verschärfende Gegensätze<br />
sind aber nur die eine Seite <strong>der</strong> Medaille. Die an<strong>der</strong>e ist die<br />
wachsende Wirtschaftkrise und Abhängikeit von den füh-<br />
renden kapitalistischen Län<strong>der</strong>n. Denn die jugolawische<br />
Wirtschaftsentwicklung zeichnet sich durch zwei entschei-<br />
dende Nachteile im Vergleich mit industriell entwickelten<br />
Län<strong>der</strong>n aus. Obwohl dem Markt immer mehr Platz einge-<br />
räumt wird, verhin<strong>der</strong>te das System <strong>der</strong> Arbeiterselbstver-<br />
waltung den Aufbau einer eigenständigen Basis in <strong>der</strong>