marc augé orte und nicht-orte - HFBK swiki
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läßt. Die gesamte Literatur, die sich mit dem Begriff<br />
der Person, mit der Interpretation von Krankheit<br />
<strong>und</strong> mit dem Zauberwesen beschäftigt, zeugt davon,<br />
daß eine der wichtigsten Fragen, welche die Ethnologie<br />
erörtert, auch von denen gestellt wird, die sie<br />
erforscht, <strong>und</strong> diese Frage gilt dem, was man die<br />
wesenhafte oder innere Andersheit nennen könnte.<br />
Die Vorstellungen von der inneren Andersheit in<br />
den von der Ethnologie untersuchten Systemen verlegen<br />
deren Notwendigkeit in den innersten Kern<br />
der Individualität <strong>und</strong> verbieten zugleich, die Frage<br />
der kollektiven Identität von der Frage der individuellen<br />
Identität zu trennen. Hier haben wir ein überaus<br />
bemerkenswertes Beispiel dafür, wie der Inhalt<br />
der vom Ethnologen untersuchten Vorstellungen das<br />
Verfahren beeinflußt, mit dem er diese Vorstellungen<br />
zu erschließen sucht: die Vorstellung vom Individuum<br />
interessiert den Anthropologen <strong>nicht</strong> bloß<br />
deshalb, weil sie eine soziale Konstruktion darstellt,<br />
sondern weil jede Vorstellung vom Individuum notwendig<br />
eine Vorstellung des ihm konsubstantiellen<br />
sozialen Bandes ist. So kommt es, daß wir der Anthropologie<br />
ferner Gesellschaften <strong>und</strong> mehr noch<br />
jenen, die sie erforscht hat, folgende Entdeckung<br />
verdanken: Das Soziale beginnt mit dem Individuum;<br />
das Individuum ist eine Funktion des ethnologischen<br />
Blickes. Das Konkrete der Anthropologie<br />
ist das Gegenteil jenes Konkreten, welches soziologische<br />
»Schulen« gelegentlich im Bereich von Größen-<br />
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