marc augé orte und nicht-orte - HFBK swiki
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Anwendung auf das ethnographische Korpus mehr<br />
als bloße Banalitäten oder evidente Einsichten vermittelt<br />
(zum Beispiel, daß Evans-Pritchard im Zeitalter<br />
des Kolonialismus lebte). Möglicherweise gerät<br />
die Ethnologie im Gegenzug auf Abwege, indem sie<br />
ihre Forschungsterrains durch die Erforschung derer<br />
ersetzt, die Terrain gewonnen haben.<br />
Die postmoderne Anthropologie (zahlen wir es ihr<br />
in ihrer eigenen Münze zurück) beruht auf einer<br />
Deutung der Übermoderne, für die ihre reduktivistische<br />
Analyse (vom Feld zum Text <strong>und</strong> vom Text<br />
zum Autor) lediglich einen besonderen Ausdruck<br />
darstellt. Jedenfalls in der westlichen Gesellschaft<br />
möchte das Individuum sich als Welt verstehen. Es<br />
interpretiert die Informationen, die zu ihm gelangen,<br />
aus sich heraus <strong>und</strong> für sich. Die Religionssoziologen<br />
haben auf die Einzigartigkeit der katholischen<br />
Praxis hingewiesen, daß der Gläubige seinen<br />
Glauben auf seine Weise begreift <strong>und</strong> lebt. Geradeso<br />
läßt sich das Problem des Verhältnisses der Geschlechter<br />
nur im Namen des <strong>und</strong>ifferenzierten<br />
Werts des Individuum lösen. Diese Individualisierung<br />
des Verhaltens kann uns <strong>nicht</strong> mehr erstaunen,<br />
wenn wir uns die oben skizzierten Analysen vergegenwärtigen:<br />
Niemals zuvor wurde die individuelle<br />
Geschichte in solchem Maße von der kollektiven Geschichte<br />
beeinflußt, aber auch niemals zuvor waren<br />
die Orientierungsmarken für die kollektive Identifikation<br />
ähnlich fließend wie heute. Die individuelle<br />
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