marc augé orte und nicht-orte - HFBK swiki
marc augé orte und nicht-orte - HFBK swiki
marc augé orte und nicht-orte - HFBK swiki
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
wird, partiell fiktive, aber effektive Totalitäten, Kosmologien,<br />
von denen man meinen möchte, sie seien<br />
erdacht worden, um den Ethnologen eine Freude zu<br />
bereiten. Denn die Phantasien der Ethnologen treffen<br />
in diesem Punkt die Phantasien der von ihnen<br />
erforschten Eingeborenen. Die Ethnologie hat sich<br />
lange Zeit vor allem damit befaßt, bedeutungsvolle<br />
Räume in der Welt abzugrenzen, von identifizierbaren<br />
Gesellschaften bis hin zu Kulturen, die ihrerseits<br />
als Totalitäten verstanden wurden: Sinnwelten, in<br />
deren Schoß Individuen <strong>und</strong> Gruppen, die ihrerseits<br />
nur Ausdruck sind, sich über dieselben Kriterien,<br />
Werte <strong>und</strong> Deutungsverfahren definieren.<br />
Wir werden hier <strong>nicht</strong> noch einmal auf die oben<br />
bereits kritisierte Auffassung von Kultur <strong>und</strong> Individualität<br />
eingehen. Es genügt, anzumerken, daß<br />
diese Auffassung die Ideologie der Ethnologen<br />
ebenso zum Vorschein bringt wie die Ideologie der<br />
von ihnen Erforschten <strong>und</strong> daß die »übermoderne«<br />
Welterfahrung dem Ethnologen helfen kann, sich<br />
davon freizumachen oder, genauer, ihre Reichweite<br />
zu ermessen. Denn sie gründet unter anderem auf<br />
einer Organisation des Raumes, die der Raum der<br />
Moderne relativiert. Auch hier müssen wir festhalten:<br />
Ebenso wie die Erkenntnis der Zeit eher durch<br />
die Überfülle der Ereignisse kompliziert als von einem<br />
radikalen Umsturz in den vorherrschenden<br />
Praktiken der historischen Deutung unterminiert<br />
wird, so wird auch die Erkenntnis des Raumes weni-<br />
43