baff 4-2008.indd - Bayerisches Jugendrotkreuz
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ganz einfach: Ich setze bei mir selbst an und mache mir<br />
bewusst, dass ich Neues immer aus meiner persönlichen<br />
Perspektive heraus wahrnehme. Ich sage z.B. nicht „Wie komisch,<br />
dass der arabische Mann von gegenüber einen Turban<br />
trägt!“, sondern ich frage „Warum fi nde ich es eigentlich<br />
komisch, dass der arabische Mann von gegenüber einen<br />
Turban trägt?“ In einem nächsten Schritt versetze ich mich<br />
dann in die Lage des Fremden und überlege, was ihn wohl<br />
zu seinem Verhalten bewegt. In unserem Beispiel mit dem<br />
arabischen Nachbarn überlege ich mir “Welche Gründe hat<br />
er wohl dafür, einen Turban zu tragen?“ (Übrigens: Ist der<br />
Mann überhaupt Araber? Und: Nicht alle arabischen Männer<br />
tragen Turban, genauso wenig wie alle deutschen Männer<br />
gern Bier trinken!)<br />
Ich beobachte, stelle mir – und ruhig auch den anderen – Fragen<br />
und mache mir dabei bewusst, dass meine Lebensweise<br />
nicht die einzig wahre ist. Klingt einfach. Aber bilden wir uns<br />
nicht ganz oft automatisch Urteile, ohne vorher nachzudenken?<br />
In einem weiteren Schritt beginne ich, das Neue mit meinen<br />
Erfahrungen und Kenntnissen zu verarbeiten und versuche,<br />
es anzuerkennen. Das ist gar nicht so leicht, denn es schließt<br />
ein, dass ich meine eigene Auffassung hinterfrage, sie durchrüttle<br />
und mir selbst ein Stück Sicherheit nehme. Indem ich<br />
bestimmte Teile der anderen Wertordnung auswähle und versuche,<br />
sie meiner eigenen Lebensweise anzupassen, verändere<br />
ich mich. Dabei geht es nicht darum, dass ich meine<br />
Auffassung durch ein neue ersetze – ich muss nicht werden<br />
wie der Andere! Wichtig ist, dass ich mich offen auf Neues<br />
einlassen und mein Weltbild erweitern kann. Nur wer bereit<br />
ist, seinen Standpunkt zu verändern, ist dialog- und konfl iktfähig<br />
und kann damit umgehen, dass verschiede Selbstverständlichkeiten<br />
aufeinander prallen. Er kann Veränderungen<br />
zulassen und Fremdes als gleichberechtigt anerkennen.<br />
Natürlich sollen wir uns auch in Zukunft über ein „Bleib so,<br />
wie Du bist“ freuen! Aber vielleicht haben wir im Hinterkopf,<br />
dass ein bisschen Veränderung schon auch ganz gut ist.<br />
Macht Euch doch in einer Gruppenstunde mal Gedanken<br />
über Fremdes und wie Ihr es wahrnehmt!<br />
Anregungen dazu gibt es im EIS unter der Rubrik „Interkulturelle<br />
Öffnung!“<br />
© ig3l / photocase.de<br />
NEUE<br />
PROJEKT<br />
MITARBEITERIN<br />
Hallo <strong>Jugendrotkreuz</strong>lerInnen,<br />
mein Name ist Melek Turan, ich bin 32 Jahre alt, in Augsburg<br />
geboren und meine Familie kommt aus der Türkei. Ich arbeite<br />
seit November im BRK-Kreisverband Aichach-Friedberg<br />
für das Projekt zur interkulturellen Öffnung „Die Mischung<br />
macht`s… Take part“.<br />
Meine Aufgabe ist, Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />
für das <strong>Jugendrotkreuz</strong> zu gewinnen. Zu meinen<br />
ersten Tätigkeiten zählen das Übersetzen des Jahresprogramms<br />
2009 auf türkisch oder auch Veröffentlichungen über<br />
JRK-Aktivitäten bei einer türkischen Zeitung.<br />
Als ich beim Roten Kreuz angefangen habe, war ich sehr<br />
überrascht, dass es so viele Aktivitäten für Kinder und Jugendliche<br />
gibt. Vom Roten Kreuz kannte ich eigentlich nur<br />
den Rettungsdienst und die Blutspende. Ich bin sicher, dass<br />
es den meisten meiner Landsleute ähnlich geht und ich<br />
möchte gerne dazu beitragen, dass die ausländischen Familien<br />
hier im Landkreis mehr über das Rote Kreuz erfahren,<br />
vor allem natürlich über das <strong>Jugendrotkreuz</strong>.<br />
01<br />
01 Melek Turan (links), Projektmitarbeiterin bei „Die<br />
Mischung macht`s… Take part“ und Elke Kinner (rechts),<br />
Beauftragte für das Ehrenamt im KV Aichach-Friedberg<br />
Text: ds