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Aus den Bezirken<br />
Herbert Klamt wohnt seit mehr als 46 Jahren in einer<br />
GESOBAU-Wohnung<br />
Ein Leben für die Zauberei und die Fliegerei<br />
Wenn Herbert Klamt von seinem Leben<br />
erzählt, fängt er ganz vorne an. „Schon<br />
meine Geburtsurkunde ist ein Kuriosum.<br />
Als Beruf des Vaters steht da drin: Kino-<br />
Erklärer.“ Was das ist? „Na, der musste<br />
beim Stummfilm die Geräusche erzeugen.“<br />
So verbrachte der heute 87-jährige<br />
Herbert Klamt seine ersten Lebensjahre<br />
im Kino. „Erst der Stummfilm, die ersten<br />
Tonfilme, der erste Farbfilm, der noch in<br />
schwarz-weiß aufgenommen und nachträglich<br />
coloriert wurde…“, lässt Klamt<br />
Filmgeschichte Revue passieren.<br />
Doch mit dem Aufkommen des Tonfilms<br />
war sein Kino-Leben passé. Kino-Erklärer<br />
wurden nicht mehr gebraucht.<br />
Klamts Vater musste umsatteln, die Eltern<br />
übernahmen die Kantine in einem großen<br />
Zirkus. Was für den Dreikäsehoch Herbert<br />
ein ziemlich unstetes Leben bedeutete:<br />
„Ich bin alle drei bis vier Tage an einem anderen<br />
Ort zur Schule gegangen.“<br />
Noch war der Krieg nicht zu Ende, als<br />
Herbert Klamt im Februar 1945 in amerikanische<br />
Gefangenschaft geriet. Trotz harten<br />
Arbeitseinsatzes im Lager Mourmelon le<br />
Grand in Frankreich gründete er mit<br />
Gleichgesinnten eine Theatergruppe.<br />
Klamt, der Zauberer der Truppe, bekam<br />
ein Papier in deutscher und englischer<br />
Sprache ausgestellt, das ihn als Mitglied<br />
der Theatergruppe auswies. Und: in dem<br />
man ihm zugestand, alle für das Theaterspiel<br />
notwendigen Unterlagen mit sich zu<br />
führen. „So konnte ich alle Unterlagen mit<br />
nach Hause bringen“ – einschließlich der<br />
Hundehaufen sorgen nie für gute Laune<br />
und schon gar nicht unter der eigenen<br />
Schuhsohle. In den letzten „<strong>Hallo</strong> <strong>Nachbar</strong>“-Ausgaben<br />
wurde immer wieder darauf<br />
hingewiesen und um Rücksicht der<br />
Hundehalter gegenüber anderen Mietern<br />
gebeten. Trotzdem kann festgestellt werden,<br />
dass es teilweise eine hohe Tretminendichte<br />
um die Häuser im Märkischen<br />
Viertel und in der Schillerhöhe gibt.<br />
Ein gedankenverlorenes Herumschlendern<br />
oder Spielen der Kinder auf<br />
Gedichte, die er schrieb, um Krieg und Gefangenschaft<br />
zu überstehen. Geschrieben<br />
hat er auf alten Haferflockentüten. Den<br />
Einband nähte er aus dem Stoff von Leinensäcken<br />
zusammen.<br />
Vom Krieg möchte er heute nicht<br />
mehr sprechen. „Diese schweren Zeiten beschreiben<br />
meine Gedichte genug“ – die er<br />
unter dem Titel „Zeitlos – Gedichte<br />
hinterm Stacheldraht“ erst jetzt als Buch<br />
herausgebracht hat. Nur so viel sei hier zu<br />
dieser Zeit gesagt: „Im April 1939 wurde<br />
ich eingezogen zum Arbeitsdienst, den<br />
Westwall bauen, anschließend zur Luftwaffe.“<br />
Vermutlich, weil er schon vorm<br />
Krieg den Segelflugschein gemacht hatte,<br />
wurde er in der Armee zum Piloten ausgebildet.<br />
Verbandsflug, Kunstflug oder<br />
Blindflug, Sportflugzeug oder JU 52 – alles<br />
ist er geflogen. Bis Ende 1944 seine Einheit<br />
aufgelöst wurde. Wegen Spritmangels,<br />
weil die Leunawerke ausgebombt worden<br />
waren. Die Fliegerei hat ihn nie mehr los<br />
gelassen – wenn er sich ihr auch erst im hohen<br />
Alter wieder widmete: „Zum 79. Geburtstag<br />
haben mir meine Kinder eine<br />
Kunstflugstunde geschenkt“, erzählt<br />
Klamt mit leuchtenden Augen. Zum 80.<br />
Geburtstag unternahm er eine Ballonfahrt,<br />
zum 81. sprang er aus 4000 Metern Höhe<br />
mit dem Fallschirm ab, zum 82. gönnte er<br />
sich einen Rundflug mit der JU 52 und mit<br />
einem Helikopter. Mit dem Zeppelin war<br />
er am 83. Geburtstag unterwegs, mit dem<br />
Gleitschirm flog er zum 84. und im Rosinenbomber<br />
saß er zum 85. – und im Jahr<br />
darauf war das Wasserflugzeug an der Reihe.<br />
Pilotprojekt „Hunde Security“ startet im MV und in der Schillerhöhe<br />
Ärger ist vermeidbar<br />
den Grünflächen ist kaum möglich. Schon<br />
von klein an müssen Kinder lernen, dass<br />
ein wachsames Auge und das Beobachten<br />
der Umgebung ein Muss ist, um nicht Opfer<br />
einer solchen Mine zu werden.<br />
„Die Besitzer denken da einfach nicht nach<br />
und nachher schimpfen manche über die<br />
Herbert Klamt mit seinem Gedichtband<br />
„Zeitlos – Gedichte hinterm Stacheldraht“.<br />
Seine Frau hat all diese Flüge nicht<br />
mehr miterlebt. „Sie starb an unserem 52.<br />
Hochzeitstag“, blickt Klamt zurück. Sieben<br />
Jahre lang hatte er zuvor seine schwerkranke<br />
Frau gepflegt. Geheiratet hatte er sie<br />
1942 in Tegel. 1960 bezog er mit seiner Frau<br />
die Wohnung an der Drostestraße, in der er<br />
heute noch als Mieter der GESOBAU lebt.<br />
Wegen der Lage. „Es war nah zu meiner<br />
Arbeitsstätte.“ 1950 hatte Herbert Klamt<br />
bei Borsig zu arbeiten begonnen, 30 Jahre<br />
lang war er dort zuständig für die Terminplanung.<br />
Zweites Plus seiner Wohnung:<br />
„Nur wenige Schritte – und man ist im<br />
Grünen.“ Das ist Herbert Klamt bis heute<br />
wichtig. Als Mitglied im Wanderverein Rotation<br />
ist er zweimal pro Woche im Wald<br />
unterwegs – auch um Pilze zu sammeln.<br />
Und ansonsten ist er ein „typischer<br />
Rentner“ – der nie Zeit hat, weil er alles<br />
ausprobiert: Er näht, häkelt, übt sich in<br />
Stickerei auf Postkarten, bearbeitet Specksteine,<br />
gestaltet Kupferbilder und sammelt<br />
Briefmarken.<br />
Hunde, obwohl es die faulen Besitzer<br />
sind“, sagt eine Mieterin, die auch Hundehalterin<br />
ist. Irrtümlicherweise sind viele<br />
Hundebesitzer der Meinung, mit der Hundesteuer<br />
würde auch die Beseitigung der<br />
Hundehaufen abgegolten. Doch das ist ein<br />
Trugschluss: Die Hundesteuer fließt, wie<br />
alle anderen Steuereinnahmen, in die<br />
seite 12 gesobau mieterzeitung