Kulturelle Vielfalt erleben - Bundesvereinigung Kulturelle Kinder ...
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außerhalb der heilen Welt der internationalen Begegnung, war plötz-<br />
lich real. Nach dem rassistischen Übergriff auf die Projektteilneh-<br />
merInnen standen alle unter Schock. Die Gewalt erzeugte bei vielen<br />
Jugendlichen eine enorme Angst, so dass einige keinen Schritt mehr<br />
vor die Tür der Jugendherberge setzen wollten – die Fortsetzung des<br />
Projekts war gefährdet.<br />
Die Diskussion in der großen Runde am Abend konfrontierte die<br />
Teilnehmenden mit einer bitteren Wirklichkeit und erinnerte aber zugleich<br />
an die wichtige friedensstiftende Rolle einer internationalen<br />
Begegnung.<br />
Die gemeinsame Auffassung aller Beteiligten war eindeutig:<br />
„Wir machen weiter!“ Nicht nur die Jugendlichen wurden durch diesen<br />
Zwischenfall zum couragierten Handeln bewegt. Viele VertreterInnen<br />
der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, breite Schichten der<br />
Öffentlichkeit und der Bevölkerung wurden sensibilisiert. Nationale<br />
und internationale Presse hatten es zu ihrer Pflicht gemacht, über<br />
das Projekt und das Geschehen zu berichten. Insbesondere die beteiligten<br />
Jugendlichen kamen im Rahmen der Berichterstattung deutlich<br />
zu Wort. Die OrganisatorInnen des Projekts legten in den Gesprächen<br />
mit den MedienvertreterInnen konsequent darauf Wert, dass die<br />
Inhalte der Begegnung im Mittelpunkt der Interviews standen und<br />
nicht nur der Überfall.<br />
„Jetzt erst recht muss dies gemacht werden. Wir haben uns vorge-<br />
nommen hier zwei Wochen zu verbringen, um etwas Tolles auf die<br />
Beine zu stellen, da werden wir uns nicht von ein paar Leuten, die es<br />
nicht anders oder besser kennen, irritieren lassen.“ (Yadigar Uzun,<br />
Teilnehmerin)<br />
Kulturfest auf der Freilichtbühne<br />
Die ausführliche Berichterstattung hat nicht zuletzt dazu beigetragen,<br />
dass sehr viele Gäste kamen, um das bunte Treiben, den orientalischen<br />
und modernen Tanz, die Hip-Hop-ArtistInnen, Theatersketche<br />
Die Angst vor dem Fremden _ 41<br />
und Atelierarbeit einmal aus der Nähe anschauen. Die Vorstellung ging<br />
reibungslos über die Bühne und am Ende waren sich alle einig: Die<br />
turbulenten, manchmal recht kräftezehrenden Tage der Vorbereitung<br />
haben sich wirklich gelohnt. Im Anschluss spielten verschiedene<br />
Jugendbands der Region. Trotz einsetzenden Regens blieben ihnen<br />
die Fans und die ProjektteilnehmerInnen die gesamte Zeit treu. Die<br />
Premiere-Party rundete das einmalige Erlebnis einer gelungenen<br />
internationalen Aktion ab und verkündete den bevorstehenden<br />
Abschied, der sicherlich keinem leicht viel.<br />
Ein rassistischer Überfall, ein schier unüberschaubarer Pressean-<br />
sturm, unzählige Sponsoren und viele freundliche und hilfsbereite<br />
Schweriner BürgerInnen – diese zwei Wochen führten die Jugendlichen<br />
wahrlich durch ein Wechselbad der Gefühle. Mit ihren eigenen<br />
Worten hat es Sinem aus Duisburg auf der Bühne auf den Punkt<br />
gebracht: „Am Anfang waren wir Jugendliche aus unterschiedlichen<br />
Regionen, aber jetzt, jetzt sind wir eine Familie.“ Ein internationales<br />
Projekt schafft Verständigung über kulturelle Unterschiede hinweg<br />
und hilft auch, die eigenen Grenzen im Kopf zu überwinden. Diese Tage<br />
haben den TeilnehmerInnen Eindrücke vermittelt, die sie ein Leben<br />
lang bewahren werden. Und im nächsten Jahr treffen sich alle wieder<br />
– in Marseille.<br />
„Trotz einem geringen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
gibt es in Mecklenburg-Vorpommern eine verstärkte rechtsradikale<br />
Tendenz, die auf Ängsten vor Fremden aufbaut. Und gerade hier, in<br />
einer infrastrukturell abgeschnittenen Region bilden internationale<br />
Jugendbegegnungen eine einmalige Chance, junge Menschen mit<br />
kosmopolitischen Standpunkten und Ideen vertraut zu machen, ihr<br />
Interesse für die Länder und Menschen Europas, deren Geschichte<br />
zu wecken und aufzuzeigen, dass weniger die Unterscheidungsmerkmale<br />
als die bestehenden Gemeinsamkeiten Zusammenarbeit und<br />
Zusammengehen befördern. Gerade mittels solcher Veranstaltungen