Kulturelle Vielfalt erleben - Bundesvereinigung Kulturelle Kinder ...
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11 Stunden Fahrt einfach nur ins Bett.“ (Lasse Riediger, Teilnehmer)<br />
Das Programm der Begegnung war sehr umfangreich. Vormittags fan-<br />
den die verschiedenen Werkstätten statt, in denen eigene Produkte<br />
erarbeitet wurden, die auf dem Jahrmarkt in Ostróda am Ende des<br />
Projekts verkauft werden sollten: Keramik und Ton, Papierschöpfen,<br />
Wachskerzen gießen, Serviettentechnik, Weben, Steinschmuck<br />
basteln, Waldungeheuer aus natürlichem Material herstellen, Karten<br />
basteln und Aquarell malen.<br />
Aber auch Ausflüge in die nächste Großstadt (Olsztyn), in einen<br />
ethnografischen Park und auf einen Bauernhof bereicherten das<br />
Zusammenleben der TeilnehmerInnen.<br />
„Unsere <strong>Kinder</strong> wurden aufgeteilt, so dass wir immer in gemischten<br />
Gruppen arbeiteten. Bei fröhlichen Liedern, Spielen und Tänzen wurden<br />
wir miteinander bekannt gemacht. Unsere Jungen stellten die ersten<br />
Kontakte her, in dem sie die litauischen und polnischen Jungen zum<br />
Fußballspiel einluden. Die polnischen <strong>Kinder</strong> luden dafür alle zu einer<br />
Geburtstagsfeier ein. Die Sprache, die alle etwas konnten, war Englisch.<br />
In den Workshops wurden in gemischten Gruppen viele Sachen<br />
für unseren Abschlussbasar gestaltet, der an der Strandpromenade<br />
von Ostróda am vorletzten Tag stattfand . Alle Gruppen zeigten ein<br />
kleines Programm und unsere selbst gefertigten Sachen wurden durch<br />
die TeilnehmerInnen verkauft. Von den Einnahmen konnten wir dann<br />
Pizza essen und alle bekamen noch ein Eis.“ (Marion Adler, Lehrerin)<br />
Ein anderer Blickwinkel<br />
Es gab viele kleinere und größere Herausforderungen, die die <strong>Kinder</strong><br />
meistern mussten. Sie haben geübt, genügsam und anpassungsfähig<br />
zu sein. Die spartanische Unterkunft im 4-Bett-Zimmer in einem Internat<br />
war für die meisten <strong>Kinder</strong> das geringste Problem. Dafür hat das<br />
gewöhnungsbedürftige Essen und Trinken einige Diskussionen verursacht.<br />
Doch viel wichtiger war es, die Grenze der Kontaktaufnahme<br />
zu überwinden, mit anderen <strong>Kinder</strong>n und mit den BesucherInnen, die<br />
Mit offenen Augen _ 67<br />
auf dem Jahrmarkt die künstlerischen Kreationen erwerben wollten.<br />
Selbstbewusstsein, Mut, Bruchteile Englisch und ein paar gelernte<br />
Wörter Polnisch waren dabei sehr hilfreich.<br />
Bei so viel Neuem und Unbekannten waren die kreativen Werkstätten<br />
wie „ein Stück Zuhause“. Die Arbeit mit künstlerischen Methoden<br />
in der Gruppe war etwas Vertrautens, was nicht nur die <strong>Kinder</strong><br />
aus drei Ländern näher in Kontakt brachte, sondern auch Sicherheit<br />
und Vertrauen gab, allen ungeplanten und ungeahnten Herausforderungen<br />
zu begegnen. Ein Schritt nach dem anderen. Immer mehr<br />
gelernt, über das Land, über die <strong>Kinder</strong> aus Polen und Litauen und<br />
über sich selbst.<br />
Rückblick<br />
Bei dem Nachtreffen der deutschen Gruppe in Berlin wurden Fotos<br />
angeschaut, Erinnerungen ausgetauscht und mit einem Seufzen an<br />
das schöne Sommererlebnis gedacht. Beim Betrachten der Gruppenbilder<br />
auf dem Anhänger eines Traktors beim Ausflug kamen Fragen<br />
über die Verkehrsregeln in Polen und Deutschland auf. Diese mündete<br />
in eine Diskussion über das Verbotene und Erlaubte, über die<br />
Gesetze und Regeln und vieles andere, was vor Ort noch nicht so<br />
bewusst war. Das Nachbarland ist vertrauter geworden. Die Nachrichten<br />
über Polen wecken mehr Aufmerksamkeit als vorher, es ist<br />
greifbarer geworden. Jetzt können sie den Namen des Landes mit<br />
Bildern, Gerüchen, Geschmäckern und vielen schönen Gedanken über<br />
das unvergessliche Erlebnis und außergewöhnlich gastfreundliche<br />
Menschen füllen.<br />
Blickfang<br />
Das Abschiedsgeschenk des litauischen Mädchens hat längst einen<br />
Platz auf dem Schreibtisch gefunden und erinnert daran, dass im<br />
Schubkasten der angefangene Brief wartet. Die letzte Herausforderung<br />
– Fremdsprachkenntnisse verbessern – gilt es noch zu überwinden.<br />
Vielleicht gelingt es, einen großen Schritt in diese Richtung bei<br />
der Rückbegegnung in Berlin zu machen.