KinderschutzBund München: Jahresbericht 2007/2008
KinderschutzBund München: Jahresbericht 2007/2008
KinderschutzBund München: Jahresbericht 2007/2008
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man❘n sprich❘t<br />
Kinder schützen<br />
vor sexueller Gewalt<br />
Die Arbeit mit Männern, die sexuelle Übergriffe<br />
auf Kinder verübt haben, in Kooperation mit dem<br />
Münchner Informationszentrum für Männer e.V.,<br />
ist eine notwendige Prävention und wirkungsvoller<br />
Schutz für Kinder.<br />
Die Notwendigkeit, mit Misshandlern<br />
zu arbeiten, ergibt sich somit direkt aus dem<br />
Wunsch, Hilfen für betroffene und gefährdete<br />
Kinder anzubieten. Haft und Geldstrafe allein bewirken<br />
keine Verhaltensänderung und somit keinen<br />
Schutz auf Dauer. Unsere Arbeit setzt daher<br />
bei den Misshandlern an, um weiteren Missbrauch<br />
zu beenden und ein »Übergreifen« auf andere<br />
Kinder zu verhindern. Die Erfahrung zeigt,<br />
dass viele Kinder dem geplanten Vorgehen der<br />
Verführer keinen Widerstand leisten können.<br />
In der Arbeit folgen wir Prämissen, die<br />
sich als sinnvoll erwiesen haben: Zum einen<br />
muss der Schutz betroffener Kinder gewährleistet<br />
sein, zum anderen müssen die Männer bestimmte<br />
Anforderungen bzgl. ihrer Motivation, Sprachbeherrschung<br />
und ihrer kognitiv-emotionalen<br />
Fähigkeiten erfüllen.<br />
»Es soll nie wieder passieren!«<br />
Vor 10 Jahren wurde die erste Gruppentherapie<br />
gestartet. Im März <strong>2008</strong> wird bereits die 8. Gruppe<br />
beginnen. Anlass genug, interessierten Fachleuten<br />
in einer Fest-Tagung, unter der Schirmherrschaft<br />
der bayerischen Staatsministerin der<br />
Justiz, Dr. Beate Merk, Einblick in unsere praktische<br />
Arbeit zu gewähren. Da es uns zudem gelang,<br />
renommierte Vertreter der in Deutschland<br />
führenden Institute, der Unikliniken Hamburg-<br />
Eppendorf und der Charité Berlin, zu gewinnen,<br />
konnten wir eine hochkarätige Tagung anbieten,<br />
die auf großes Interesse stieß (siehe S. 14).<br />
Neuerungen<br />
<strong>2007</strong> sahen wir uns mit vielen Anfragen von<br />
Männern konfrontiert, deren Konsum von kinderpornographischen<br />
Seiten von der Polizei aufgedeckt<br />
und angezeigt wurde. Während bisher<br />
nur Männer aufgenommen wurden, die in einer<br />
realen Beziehung zu den betroffenen Kindern<br />
standen, werden wir die Gruppe erstmals für zwei<br />
dieser Männer öffnen, unser Konzept weiterentwickeln<br />
und neue Erfahrungen machen.<br />
Direkte Hilfen<br />
In <strong>2007</strong> wurden 32 sexuelle Misshandler betreut.<br />
In einzelnen Fällen wurden Personen aus dem sozialem<br />
Umfeld beraten, die sich an das KinderschutzZentrum<br />
gewandt hatten. 8 Männer nahmen<br />
an den jährlichen Nachbetreuungsgruppenterminen<br />
teil. 11 Männer erhielten Vorgespräche,<br />
einer wurde in die laufende Gruppe aufgenommen,<br />
5 von ihnen bilden <strong>2008</strong> den Kern der neuen<br />
Gruppe. Bei Bedarf wurden zusätzlich familientherapeutische<br />
Angebote und/oder Helferkonferenzen<br />
mit professionellen Helfern eingerichtet.<br />
Auf diese Weise wurde versucht, bestehenden<br />
Gefährdungslagen entgegenzuwirken.<br />
Evaluation<br />
In den letzten 4 Therapiegruppen (29 Männer)<br />
wurde der sexuelle Missbrauch an 71 Kindern/Jugendlichen<br />
(87,3 Prozent Mädchen, 12,7 Prozent<br />
Jungen) bearbeitet. Am häufigsten (62,1 Prozent)<br />
fanden dabei Übergriffe auf die leibliche Tochter<br />
oder die Stieftochter statt. Bei 2 Männern waren<br />
die leiblichen Schwestern/Cousinen, in mehreren<br />
Fällen die Kinder von Geschwistern und Bekannten<br />
betroffen. Außerhalb des familiären Umkreises<br />
übten 3 Männer sexuelle Gewalt in einem<br />
institutionalisierten Rahmen aus.<br />
Wissenschaftliche Begleitforschung<br />
und Kooperation mit der Justiz<br />
Eingangs- und Abschlussdaten der Männer wurden<br />
von einem externen Expertenteam erhoben.<br />
Eine erste Auswertung der Eingangs- und Anamnesedaten<br />
ist erstellt, eine zweite Studie mit den<br />
Veränderungsdaten soll <strong>2008</strong> erscheinen.<br />
48,3 Prozent der Männer erhielten eine<br />
gerichtliche Auflage zur Therapie. 24,1 Prozent<br />
kamen aufgrund von Druck aus ihrem Umfeld,<br />
27,6 Prozent freiwillig zur Therapie.<br />
Finanzierung<br />
Neben den Eigenmitteln des <strong>KinderschutzBund</strong>es<br />
<strong>München</strong> e.V., die sich auf Personal- und Sachkosten<br />
beziehen, wurden wir von der Stiftung für<br />
Bildung und Behindertenfürsorge finanziell unterstützt.<br />
Bußgelder und Spenden stellen eine<br />
weitere unverzichtbare Finanzquelle dar.<br />
Projektleitung: Reiner Kirchmann<br />
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