09.01.2013 Aufrufe

brain

brain

brain

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

HOCHBEGABUNG UND SCHULE 11<br />

gemeinen Intelligenz „g“ darstellen. (Nachfolgend begründe ich näher, warum es ausgesprochen<br />

sinnvoll ist, an der allgemeinen Intelligenz „g“ als Kern des Hochbe ga bungs -<br />

konstrukts festzuhalten und warum „alternative“ „Modelle“ keine ernsthafte Alternative darstellen.)<br />

Intelligenztests, die „g“ ziemlich rein messen, korrelieren hoch bis sehr hoch mit einer Vielzahl<br />

externer Kriterien (Erfolg in Schule, Universität, Industrie und Training; Berufserfolg;<br />

Monatseinkommen; sozial bedeutsame schöpferische Leistung usw.) und binden bis zu<br />

80 % der durch Tests überhaupt aufklärbaren Kriteriumsvarianz. Dies ist durch eine nicht<br />

mehr zu überschauende Fülle von empirischen Studien und durch zahlreiche Metaanalysen<br />

belegt worden. Anders lautende Aussagen, die leider immer noch zu finden sind, sind<br />

schlichtweg unhaltbar und zeugen von mangelnder Literaturkenntnis der Autoren. Hinzu<br />

kommt, dass Talentierte (d.h. in einem spezifischen Bereich wie Kunst oder Musik Herausragende)<br />

auch in ihrer allgemeinen Intelligenz deutlich über dem Durchschnitt liegen. Für<br />

bestimmte Fragestellungen werden fachspezifische Fähigkeits- und Leistungstests eingesetzt,<br />

wie z. B. in Mathematik. Eine hervorragende mathematische Leistung setzt eine sehr<br />

gute Ausstattung mit „g“ voraus, erfordert zusätzlich aber auch mathematische Expertise,<br />

d.h. ein durch intensive Beschäftigung mit der Mathematik und ihren Grundlagen erworbenes<br />

solides mathematisches Wissen.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Kriteriumsvaliditäten psychologischer<br />

Intelligenztests nach wie vor zu den besten gehören, die die psychologische Forschung<br />

bislang beigebracht hat.<br />

Wie nützlich sind „mehrdimensionale“ „Konzepte“ von „Hochbegabung“?<br />

Bei den mehrdimensionalen Konstrukten sind die auf den kognitiven Leistungsbereich im<br />

weitesten Sinne zentrierten Modelle von bereichsübergreifenden Konzeptionen zu trennen,<br />

die neben kognitiven auch nicht-intellektuelle Faktoren mit einbeziehen. Ein die angloamerikanische<br />

Diskussion stark beeinflussendes Konzept wurde im Auftrag des amerikanischen<br />

Kongresses vorgeschlagen (sog. Marland-Definition). Es umfasst neben Intelligenz und<br />

Schulleistungen auch Kreativität und produktives Denkvermögen, soziale Führungsfähigkeiten,<br />

künstlerische Leistungen und psychomotorische Fähigkeiten. Später hat man dann<br />

den psychomotorischen Aspekt wieder herausgenommen. Wichtig ist: Bei der Marland-<br />

Definition handelte es sich lediglich um eine administrative Festlegung. Sie kann deshalb<br />

keineswegs als Beleg für eine angeblich voneinander unabhängige Existenz der genannten<br />

Begabungsfacetten herangezogen werden – und sie war auch nicht dafür gedacht gewesen.<br />

Ein amerikanischer Pädagoge, Joseph S. Renzulli, sieht in seinem „Modell“ der „Hochbegabung“<br />

neben Intelligenz auch „Kreativität“ und „leistungsorientierte Arbeitshaltung“ als zentrale<br />

Definitionsmerkmale vor. Die Schnittmenge dieser drei Konzepte, von Renzulli als Venn-Diagramm<br />

veranschaulicht (drei sich überschneidende Ringe, deshalb oft auch als „Drei-Ringe-<br />

Modell“ bezeichnet) macht nach Renzulli die eigentliche „Hochbegabung“ aus. Das „Drei-<br />

Ringe-,Modell’ “ stellt jedoch kein (auf das Potential zielendes) Begabungsmodell, sondern –<br />

wenn man es überhaupt als „Modell“ bezeichnen will – ein Leistungsmodell dar. Warum? Die<br />

Antwort liegt auf der Hand: Die Einbeziehung der „leistungsorientierten Arbeitshaltung“ ist entscheidend.<br />

Wer sehr intelligent ist, dazu noch „Kreativität“ mitbringt und sehr effektiv arbeitet,<br />

der kann es nämlich kaum noch bzw. gar nicht vermeiden, im Ergebnis leistungsstark zu sein.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!