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FALSCHE PRIORITÄTEN - Stadtgespräche Rostock

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00.8 __ //// UNI AKTUELL<br />

Wo Faulheit regiert,<br />

der Private profitiert<br />

Wie Novus Marketing die <strong>Rostock</strong>er Universität privatisiert<br />

AUTONOME HOCHSCHULGRUPPE ROSTOCK<br />

Studierende werden zu Kriminellen gemacht<br />

Schon vor einiger Zeit hat das eigenständig organisierte Studentenwerk<br />

<strong>Rostock</strong> das Vermarktungsmonopol der Räume<br />

des Studentenwerkes, insbesondere der Mensen, an das Rostokker<br />

Marketingunternehmen Novus Marketing (NM) verkauft.<br />

Ein Graus für alle Studierenden, die in der Mensa oder vor der<br />

Mensa keine studentischen Veranstaltungen mehr bewerben<br />

oder eigene Zeitungen verteilen können und wie Kriminelle<br />

vertrieben wurden, wenn sie es dennoch taten. Ordnung und<br />

Sauberkeit oder auch Feuerschutz müssen je nach Bedarf als<br />

Begründung der neuen Spielregeln herhalten.<br />

Als die Studierenden dann zum Bildungsstreik im Sommer<br />

2010 aufriefen, taten sie es auch in der Mensa. Daraufhin bekam<br />

das Streikbüro der Studierenden im Mai 2010 eine Rechnung<br />

von NM zugesandt mit der Aufforderung, unverzüglich<br />

152 Euro Schadensersatz zu zahlen, da die Studierenden „die<br />

Rechte der Firma Novus Marketing beeinträchtigt hatten, die<br />

alleinige Inhaberin der Vermarktungsrechte der Mensa Süd ist“<br />

und die Studierenden den „Schaden gemäß § 9 UWG zu ersetzen<br />

haben“.<br />

Professorinnen und Professoren werden zu Kriminellen<br />

gemacht<br />

Seit dem 1.10.2010 hat sich Novus Marketing das Vermarktungsmonopol<br />

für die gesamte <strong>Rostock</strong>er Universität angeeignet,<br />

also für alle Fakultäten. Guten Mutes verschickte die Firma<br />

sogleich Rechnungen an Professorinnen und Professoren, die<br />

eigenmächtig, nun illegale, Aushänge für ihre Vorlesungen gemacht<br />

hatten. Der Vertrag zwischen der Uni und NM beinhaltet<br />

außerdem laut<br />

§4, dass „Werbung für religiöse Gruppierungen ausgeschlossen<br />

ist“. Ein Theologieprofessor beispielsweise hat ab dem 1. Okto-<br />

ber nicht mehr das Recht, eine Veranstaltung einer evangelischen,<br />

buddhistischen oder hussitischen Gruppierung zu bewerben.<br />

Er würde gegen §4 des Vertrages verstoßen und sich<br />

strafbar machen. Sollte Novus Marketing ihn dennoch beim<br />

Aufhängen eines Plakates erwischen, ist die Firma vertraglich<br />

verpflichtet, ihn bei der Unileitung anzuzeigen. Studierende,<br />

die im November 2010 einen Alternativen Bildungskongress<br />

bewarben, bekamen erneut Post von der Firma, die studentische<br />

Flyer aufgespürt, beweistechnisch fotografiert und sichergestellt<br />

hatte.<br />

Der Vertrag mit Novus Marketing<br />

Novus Marketing, ein auf Hochschulmarketing spezialisiertes<br />

Unternehmen eines ehemaligen <strong>Rostock</strong>er Studenten, hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, das im Studium Gelernte und die Idee der<br />

Kommerzialisierung öffentlicher Einrichtungen sogleich an der<br />

Universität auszuprobieren. Manche Geister, die die Uni ruft,<br />

wird sie nun kaum mehr los. Gleichzeitig verschafft sich das<br />

Unternehmen mit der kostenlosen Bewerbung des zu seiner<br />

Firma gehörenden „Jobshooters“ Vorteile gegenüber allen anderen<br />

kommerziellen Aushängen.<br />

Der Presse- und Öffentlichkeitsreferent der Uni hat unter vier<br />

Augen mit NM einen 3-Jahres-Vertrag ausgetüftelt, der vor allem<br />

die Gewinnaufteilung regelt. So muss die Firma jährlich<br />

mindestens 6.000 Euro an die Uni abdrücken - das sind im<br />

Monat mindestens 500 Euro plus Mehrwertsteuer. 80% der<br />

Gewinne aus digitaler Werbung/ Bildschirme und 80% der Gewinne<br />

aus Plakaten und Flyern darf NM sich selbst einstecken,<br />

die Uni bekommt nur 20%. Anders sieht es mit Werbung auf<br />

der Uni-Homepage aus: Hier bekommt die Firma nur 50% der<br />

Gewinne, allerdings soll die neue Einnahmequelle den Anreiz<br />

schaffen, sich um Werbung auf den Uni-Internetseiten zu bemühen.<br />

Wie schön wäre es doch, wenn wir demnächst gleich

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