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Gyps fulvus - Nationalpark Berchtesgaden

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gab. Ein andermal genügten wenige imitierte Rufe, um<br />

ihn zum Singen oder gar zum Angriff zu veranlassen.<br />

Man sollte allerdings den Vogel nicht unnötig reizen.<br />

Das "Hassen« der Kleinvögel auf den Gesang des Sperlingskauzes<br />

wird erlernt (König 1970, Curio et al. 1978)<br />

und von den Vögeln aber auch innerhalb mehrerer Wochen<br />

wieder vergessen. Deshalb ist die "Meisenreaktion«<br />

ein guter Hinweis auf das Vorkommen des Sperlingskauzes.<br />

Näheres hierüber ist einer späteren Publikation<br />

vorbehalten. Neben der eigenen Suche nach<br />

Sperlingskauzvorkommen wurde ein Rundschreiben mit<br />

einem kleinen Merkblatt an die Forstämter mit der Bitte<br />

um Unterstützung der Arbeit geschickt. Auf diese Weise<br />

erhielten wir weitere Hinweise, die natürlich überprüft<br />

wurden.<br />

Diese Bestandserhebungen liefen während mehrerer<br />

Jahre, um durch natürliche Bestandsschwankungen<br />

hervorgerufene Fehler zu vermeiden. Es ist ja bekannt,<br />

daß Eulenbestände - je nach Nahrungsangebot - sehr<br />

stark schwanken können, vor allem im Hinblick auf die<br />

Brutdichte. Solche galt es auszuscheiden, zumindest<br />

weitgehend, da ja noch nicht alle Faktoren, die solche<br />

Phänomene verursachen, bekannt sind. Zwischen 1962<br />

und 1967 waren zwei sehr gute" Eulenjahre« mit hohem<br />

Nahrungsangebot an Mäusen. Auf den Bestand des<br />

Sperlingskauzes hatten sie jedoch keinen feststellbaren<br />

Einfluß. Die Population im Schwarzwald nahm weiter ab.<br />

Während 1962 noch mindestens 10 Reviere besetzt waren,<br />

fand 1966 die letzte nachgewiesene Brut statt. 1967<br />

verschwand, wie bereits erwähnt, der letzte Sperlingskauz<br />

nach einem schweren Winterrückfall Ende März/<br />

Anfang April. Kontrollen in diesem Jahr erbrachten keinen<br />

Nachweis, auch nicht in Form einer Meisenreaktion.<br />

Die Art mußte im Schwarzwald als ausgestorben gelten.<br />

Faktoren, die zum Verschwinden des<br />

Sperlingskauzes führten<br />

Wie kam es nun zum Rückgang und schließlich zum Verschwinden<br />

des "Spauzes«, wie wir den Sperlingskauz<br />

nennen? Die Antwort ist nicht ganz einfach, sondern in<br />

einem komplexen Vorgang zu sehen. Zunächst sind hier<br />

Umwandlungen im Waldcharakter verantwortlich zu machen.<br />

Zwar hat sich in den Waldstücken, in denen die<br />

letzten Späuze lebten, nichts oder nicht viel verändert;<br />

aber es fanden gewaltige E;ingriffe in das Gesamtgefüge<br />

des Schwarzwaldes durch großflächige Abholzungen,<br />

besonders durch die sogen. "Franzosenhiebe« statt.<br />

Dadurch wurde der bisher weitgehend geschlossene<br />

Waldbestand vielerorts stark aufgelockert. Die Anlage<br />

neuer Schneisen und vor allem breiter Holzabfuhrwege<br />

trugen weiterhin zu einer Zergliederung des Waldes bei.<br />

Somit war vielerorts ein völlig anderer Waldcharakter<br />

entstanden und Altholzbestände waren zu regelrechten<br />

»Inseln« zusammengeschrumpft.<br />

Diese Waldveränderung brachte natürlich auch Änderungen<br />

in der Fauna mit sich. Der Waldkauz (Strix aluco),<br />

der den geschlossenen Wald gemieden hatte, konnte<br />

jetzt höher aufsteigen, da mit der Aufgliederung der<br />

Waldungen das Nahrungsangebot besser geworden<br />

war. So erreichte er die höchsten Lagen des Schwarzwaldes<br />

und entwickelte gebietsweise eine hohe Popula-<br />

18<br />

Abbildung 2: Sperlingskauzweibchen mit Maus in der Nähe der Bruthöhle.<br />

tionsdichte. Der kleine Spauz war hier natürlich im Nachteil.<br />

Es ist ja bekannt, daß der Waldkauz kleinere Eulenarten<br />

als Beute schlägt. Besonders ausgeflogene Junge<br />

sowie Altvögel in schneereichen Wintern, wenn diese<br />

u.U. sogar noch in tiefere Lagen ausweichen, sind gefährdet.<br />

Dazu kam noch, daß der Hauptfeind des Waldkauzes,<br />

der Habicht (Accipiter gentilis) durch gnadenlose<br />

Verfolgung sehr selten geworden war. Dazu wurden<br />

die in gut durchforsteten Wäldern nur noch in geringer<br />

Zahl vorhandenen Spechthöhlen von den beiden häufiger<br />

gewordenen Marderarten kontrolliert.<br />

Kein Wunder, daß die auf die verbliebenen Altholzbestände<br />

und andere extensiv bewirtschaftete Wälder zurückgedrängten<br />

Sperlingskäuze unter dem verstärkten<br />

Feinddruck zu leiden hatten (vgl. Bezzel & Ranftl 1974<br />

sowie Scherzinger 1974). Obwohl sich die Wunden im<br />

Wald durch die Anlage von Jungkulturen allmählich immer<br />

mehr schlossen und manche Regionen dadurch sowie<br />

durch die schutzbedingte Zunahme des Habichtbestandes,<br />

verbunden mit schneereichen Wintern, für den<br />

Waldkauz kaum noch bewohnbar wurden (was gebietsweise<br />

sogar zum Verschwinden der Art führte), wurden<br />

die Späuze immer seltener. Offensichtlich war die verbliebene<br />

Restpopulation zu klein, um sich aus eigener<br />

Kraft erholen zu können. Sie brach schließlich zusammen,<br />

obwohl sich die Bedingungen verbessert hatten.<br />

Ob Pestizide noch im Spiel waren, konnte nicht geklärt

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