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JAHRESBERICHT 2001 - Jugend- und Drogenberatungsstelle

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Veranstaltung mit Reinhard Niermann<br />

06.09. <strong>2001</strong> - Donnerstagabend 19.00 Uhr - Diskussionsabend mit einem ehemaligen<br />

Drogenkonsumenten. Nach neun St<strong>und</strong>en am heutigen Tag, der angefüllt war mit<br />

Beratungsgesprächen, Telefonberatungen, Teamabsprachen <strong>und</strong> der Dokumentation habe ich<br />

mir auch noch den Vortrag von Herrn Niermann eingeplant. Ein Mensch, der es nach langem<br />

Weg geschafft hat abstinent zu leben <strong>und</strong> sich nun für das Wohnprojekt, in dem er derzeit<br />

noch lebt, der Initiative 89 in Berlin, <strong>und</strong> damit auch für andere abstinent lebende Menschen<br />

engagiert.<br />

Meine Lust hält sich in Grenzen, was vorrangig der späten St<strong>und</strong>e geschuldet ist. Neugierig<br />

bin ich auf Herrn Niermann. Was erzählt er aus seinem Leben <strong>und</strong> wie hat er seinen Weg aus<br />

der Sucht bewältigt? Unterscheidet sich seine Geschichte von denen der Klienten, welche ich<br />

betreue? Ebenfalls bin ich gespannt auf das Publikum. Wer wird wohl alles kommen, wen<br />

spricht die Einladung an?<br />

Als ich ankomme sind schon eine ganze Reihe von Zuhörern da, Klienten der Beratungsstelle,<br />

Angehörige <strong>und</strong> Kooperationspartner. Das ganze Spektrum mit welchem wir hier in der<br />

<strong>Jugend</strong>- <strong>und</strong> <strong>Drogenberatungsstelle</strong> arbeiten. Es ist sehr ungewohnt, alle auf einmal <strong>und</strong><br />

beieinander zu sehen <strong>und</strong> ich beobachte wie sich alle etwas vorsichtig beäugen <strong>und</strong> versuchen<br />

zu ergründen, in welcher Rolle wohl der Nachbar da ist. Als Herr Niermann kommt, deutet<br />

nur sein vorsichtiges Fragen nach einem Mitarbeiter darauf hin, dass er im wesentlichen die<br />

Gestaltung des Abends übernimmt. Er wirkt auf mich sehr aufgeschlossen <strong>und</strong> begeistert, dass<br />

so viele Zuhörer gekommen sind. Er beginnt. Seinen Ausführungen über das Wohnprojekt<br />

kann man gut folgen <strong>und</strong> die Einbindung seiner eigenen Lebensgeschichte zeichnet sehr<br />

authentisch den beschwerlichen Weg in ein abstinentes Leben nach. Die Ausführungen<br />

stimmen mich nachdenklich <strong>und</strong> lassen mich mein eigenes Verhalten als Beraterin<br />

reflektieren. Mir wird wieder einmal deutlich, wie schwierig es ist eine <strong>Drogenberatungsstelle</strong><br />

aufzusuchen, Termine einzuhalten, Anträge zur Therapiebeantragung zu koordinieren,<br />

Arzttermine zu organisieren, Sozialamt, Arbeitsamt, Krankenkasse ... wenn einen die Sucht<br />

fest im Griff hat.<br />

Nachfragen aus dem Publikum greift Herr Niermann gut auf <strong>und</strong> es gefällt mir, wie er auf die<br />

Fragenden eingeht, offen gegenüber Eltern <strong>und</strong> bestärkend auf Menschen, die in dem selben<br />

Prozess stehen wie er selbst.<br />

Gegen 22.00 Uhr verlasse ich trotz der späten St<strong>und</strong>e ziemlich aufgedreht die Beratungsstelle.<br />

Viele Gedanken <strong>und</strong> Eindrücke schießen mir durch den Kopf <strong>und</strong> ich bereue es nicht, den<br />

Abend noch rangehängt zu haben. Rückblickend kann ich sagen, dass ich schon in vielen<br />

Momenten an den Vortrag gedacht habe, wenn es um die geduldige Begleitung von Klienten<br />

ging.<br />

Vivien Tonn<br />

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