Jahresbericht 2010 Fair. Menschlich. Nah. - Sparkasse Vest
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Kulturleben<br />
der Stadt. Aus bis zu 40 Einsendungen wählt<br />
eine Jury zehn Autoren aus, die ihre Texte während der Autorennacht<br />
in der Altstadtschmiede in Recklinghausen vortragen.<br />
»Den besten Beitrag zeichnen wir mit der <strong>Vest</strong>ischen<br />
Literatur-Eule aus. Jede Eule ist ein Unikat. Sie entstehen in<br />
Kooperation mit dem <strong>Vest</strong>ischen Künstlerbund«, erläutert<br />
Stephan Schröder. »Wir beauftragen Jahr für Jahr einen anderen<br />
Künstler, eine Eule zu entwerfen. So bringen wir die Literatur<br />
und die bildende Kunst zusammen.«<br />
Da Stephan Schröder schon seit einigen Jahren der Jury vorsitzt,<br />
kennt er die literarische Szene im Kreis: »Natürlich ist<br />
die Qualität unterschiedlich, weshalb die Jury-Arbeit manchmal<br />
mühsam ist. Aber es macht Spaß zu verfolgen, wie sich<br />
einige Autoren über die Jahre entwickeln.« Man merkt ihm<br />
an, dass er sich über jeden Einzelnen freut, der sich auf<br />
das Wagnis Schreiben einlässt: »Das geht quer durch alle<br />
Schichten und Berufsgruppen. Es waren schon Sozialarbeiter,<br />
Hausfrauen, Handwerker und Sekretärinnen dabei. Oder<br />
eben Bank- bzw. <strong>Sparkasse</strong>nangestellte.«<br />
Zum Beispiel Wilfried Besser. Seine Kollegen in der <strong>Sparkasse</strong><br />
kennen ihn als stellvertretenden Leiter der Marketingabteilung.<br />
In seinem »zweiten Leben« schreibt Wilfried<br />
Besser und veröffentlichte bisher drei Bände mit Gedichten<br />
und Erzählungen. Selbstverständlich engagiert er sich<br />
in der Neuen Literarischen Gesellschaft. Er betreut die Broschüren,<br />
in der die Texte des Schreibwettbewerbs veröffentlicht<br />
werden. Mehrfach enthielt dieser Band seine Texte<br />
und zur 16. Autorennacht ging auch die Literatur-Eule an<br />
Wilfried Besser.<br />
In den 1980er und 1990er Jahren leistete die Neue Literarische<br />
Gesellschaft Pionierarbeit für das kulturelle Leben im<br />
<strong>Vest</strong>. »Wir verhandelten damals direkt mit den Autoren und<br />
trotz unserer bescheidenen Honorarmöglichkeiten kamen<br />
sie gern, um sich den Fragen ihrer Leser zu stellen«, sagt<br />
Werner Fondermann. »Bis heute arbeiten wir ehrenamtlich<br />
und finanzieren uns über die Mitgliedsbeiträge. Deshalb ist<br />
die Unterstützung durch die <strong>Sparkasse</strong> besonders erfreulich.«<br />
Mittlerweile gehören die handgemalten Plakate allerdings<br />
der Vergangenheit an, denn die <strong>Sparkasse</strong> hilft beim<br />
Druck von den Plakate und Broschüren. Auf andere liebgewonnene<br />
Traditionen wollen weder das Publikum noch die<br />
Veranstalter verzichten. Dazu zählt der alte Tisch, der aus<br />
dem Recklinghäuser Drübbelken stammt und an dem schon<br />
1987 in der ersten Autorennacht gelesen wurde.<br />
»Das literarische Angebot ist heute breiter und das Publikum<br />
verteilt sich mehr«, sagt Stephan Schröder, »das verändert<br />
unsere Arbeit. Wir setzen verstärkt auf Kooperationen<br />
mit der Stadtbücherei, mit Buchhandlungen oder der Volkshochschule,<br />
um organisatorisch aufwändige Veranstaltungen<br />
zu realisieren.« Standen früher die Autorenlesungen im<br />
Mittelpunkt, bietet die Neue Literarische Gesellschaft heute<br />
auch Vorträge und Rezitationsabende an. »Zuletzt trugen<br />
bekannte Rezitatoren aus dem <strong>Vest</strong> aus dem Werk von Thomas<br />
Bernhard oder von Annette von Droste-Hülshoff vor. Ein<br />
Auch für Literatur-Lesungen wird das Kutscherhaus gern genutzt.<br />
Die Veranstaltungsplakate repräsentieren das Programm der Gesellschaft<br />
im Veranstaltungszeitraum <strong>2010</strong>/2011.<br />
fester Termin in unserem Kalender ist der Bücherherbst der<br />
Literaturwissenschaftlerin Doris Maurer«, fügt Werner Fondermann<br />
hinzu. »Sie informiert jedes Jahr über die Neuerscheinungen<br />
der Frankfurter Buchmesse und stellt eine persönliche<br />
Auswahl vor.«<br />
Trotz aller Erfolge sorgen sich die beiden Vorsitzenden um<br />
die nächste Generation, an die sie die Neue Literarische Gesellschaft<br />
einmal übergeben wollen. »Schon junges Publikum<br />
ist selten«, sagt Stephan Schröder, und Werner Fondermann<br />
ergänzt: »Es fällt schwer, die jungen Leute zu motivieren –<br />
gelingt es aber, begeistern sie sich auch.« Der mittlerweile<br />
pensionierte Deutsch- und Lateinlehrer spricht aus Erfahrung:<br />
»Empfahl ich früher meinen Schülern eine unserer Veranstaltungen,<br />
waren die Rückmeldungen durch die Bank positiv.<br />
Gerade Jugendliche erleben in Lesungen einen Dichter wie<br />
Heinrich Heine nicht als Schulstoff, den man pauken muss,<br />
sondern merken, dass eine Welt zu entdecken ist.«<br />
Ob Thriller auf dem E-Book oder Schmöker<br />
auf dem Nachttisch – die Menschen lesen<br />
nicht weniger, sondern anders.<br />
»Wir denken über neue Wege nach«, sagt Stephan Schröder,<br />
»schließlich wollen wir eine breite Öffentlichkeit erreichen.«<br />
Aus diesem Grund führte der Verein vor drei Jahren einen<br />
Publikumspreis für die Recklinghäuser Autorennacht ein. »Im<br />
letzten Jahr stimmte das Urteil von Publikum und Jury zum<br />
ersten Mal überein«, freut er sich über das einmütige Votum.<br />
Zumal die letzte Autorennacht mit einer kleinen Sensation<br />
aufwartete. »Beide Preise gingen an den Erstlingstext einer<br />
17-Jährigen«, erzählt Stephan Schröder. Nun übernimmt<br />
die junge Autorin auch Verantwortung als Jurorin, denn der<br />
Preisträger des vergangenen Jahres ergänzt die Jury in der<br />
nächsten Autorennacht. Wir dürfen gespannt sein, wer in<br />
diesem Jahr am Vorlesetisch in der Altstadtschmiede Platz<br />
nimmt. Die Eule jedenfalls ist schon bestellt.<br />
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Zu Gast im Kutscherhaus<br />
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