Zum Gedenken - Kreuzbund-DV-Mainz
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Zu diesem Thema trafen sich am 25.02.08 um<br />
19.00Uhr Weggefährten(innen) aus Raunheim und<br />
Rüsselsheim zum gemeinsamen Austausch.<br />
Pfarrer Stenzel aus Raunheim hatte auf Wunsch der<br />
Raunheimer <strong>Kreuzbund</strong>gruppe ein kleines Referat<br />
vorbereitet, es regte zum Nachdenken und Diskutieren<br />
an. Was auch reichlich genutzt wurde. Hier ein Auszug<br />
davon.<br />
Abschied<br />
Wortbedeutung: Abscheiden, scheiden noch jedem geläufig.<br />
Abschied von Menschen, von Orten, von Sachen!<br />
Es gehört zum Leben dazu. Grundlegend ist, dass diese<br />
Dinge einen ein Stück vom Leben begleitet haben.<br />
Abschied ist immer Einschnitt, der sowohl einen Blick<br />
zurück als auch einen Blick nach vorne öffnet. Abschied<br />
kann also auch immer einen Neuanfang bedeuten.<br />
Bei Dingen und<br />
bei Orten nimmt<br />
man persönlich<br />
Abschied. Da<br />
fehlt das antwortendeGegenüber.<br />
Eine Art monologischerAbschied.<br />
Beispiel:<br />
Urlaub, noch<br />
einmal umdrehen<br />
und die Aussicht<br />
genießen bis zum<br />
nächsten Urlaub.<br />
Abschied von<br />
nem Lebensabschnitt-,<br />
vom vergangenen<br />
Jahr.<br />
Bei Menschen ist<br />
es anders, dort<br />
hat Abschied oft<br />
ein Gegenüber,<br />
von dem man sich verabschieden kann.<br />
Das ist der normale Abschied: bei einer Reise, bei einem<br />
Sterbenden, bei Kindern, die ausziehen. Dort kann<br />
man sich noch unterhalten und bewusst Abschied nehmen.<br />
Das ist für viele sehr wichtig, weil der andere die eigenen<br />
Gefühle widerspiegelt, sei es durch Gesten, Worte<br />
oder Blicke.<br />
Der schmerzhafte, plötzliche Abschied ist der, bei dem<br />
einer zurückbleibt, der noch gerne Dinge gesagt hätte.<br />
Unfalltod zum Beispiel oder das plötzliche Verschwinden<br />
oder aus den Augen verlieren. Das ist für<br />
viele schwer zu ertragen, weil es an Ritualen des Abschiedes<br />
gemangelt hat. (Schlimm: Suizid, schlimmer:<br />
Suizid ohne Abschiedsbrief).<br />
Abschiedsrituale gibt es einige: Die katholische Kirche<br />
hat den zelebrierten Abschied eines Sterbenden mit<br />
„Abschiede sind kleine Tode.“ -<br />
„Abschied ist immer wie ein bisschen sterben“<br />
Gruppe Raunheim<br />
dem Ritual der Krankensalbung. Das Waschen der Toten<br />
(früher)..<br />
Bei Beerdigungen: Erdwurf! Blumen auf dem Grab.<br />
Ein Handschlag zum Abschied. Eine Umarmung. Ein<br />
Wunsch für die nächste Zeit. Glück auf, Ski heil, Petri<br />
Heil. Wünsche und Abschiede, die, auch wenn sie noch<br />
so klein, ritualisiert sind. Auch der Segen gehört dazu<br />
(Gottesdienst, Lebensabschnitte – Taufe, Konfirmation,<br />
Hochzeit, Beerdigung).<br />
Aber es gibt noch eigene individuelle Rituale, die man<br />
haben kann: Briefe an den Geschiedenen schreiben,<br />
Weinen, Sachen verbrennen. Das muss man selbst für<br />
sich aufschreiben.<br />
Auch in der Bibel gibt es zwei Geschichten, die vom<br />
Abschiednehmen handeln: Abraham trennt sich von Lot<br />
im ersten Buch Mose. Sie trennen sich, weil ihr gemeinsames<br />
Leben zu viel Ärger gebracht hat. Für beide<br />
schien nicht genug Weideplatz vorhanden zu sein. Sie<br />
trennen sich und gehen jeder eigene Wege. Ein Konflikt<br />
wird hier mit einem<br />
Abschied<br />
gelöst.<br />
Als Jesus tot war,<br />
erschien der<br />
noch seinen Jüngern<br />
einmal.<br />
Zwei der Jünger<br />
waren auf dem<br />
Weg nach Emmaus<br />
(Lukas 24).<br />
Jesus gesellte<br />
sich unerkannt zu<br />
ihnen und sie<br />
sprachen miteinander<br />
den ganzen<br />
Weg entlang.<br />
Dann sprachen<br />
die Jünger: Bleibe<br />
bei uns, denn<br />
es will Abend<br />
werden und der<br />
Tag hat sich geneiget. Sie teilten Brot und Wein, aßen<br />
miteinander und sprachen miteinander.<br />
Miteinander essen kann auch ein Abschiedsritual sein<br />
(einen ausgeben). Verweis auf das Abendmahl.<br />
Bei vielen Abschieden gibt es auch ein Wiedersehen,<br />
eine Heimkehr. Eine Heimkehr zu Orten oder ein Wiedersehen<br />
mit Dingen spielt sich meistens im Innern eines<br />
Menschen ab. Bei einem Wiedersehen mit Menschen<br />
braucht es auch immer den persönlichen Kontakt.<br />
Ein Wiedersehen, eine Heimkehr, ein Wort in dem<br />
Heim, Heimat vorkommt.<br />
Ein Familienvater hat einmal zu seinen Kindern gesagt.<br />
Mein Haus ist das Nest, ihr seid wie kleine Vögel. Was<br />
auch immer passieren wird, ihr könnt immer wieder zurückfliegen.<br />
Hier bleibt eure Heimat.<br />
Vergleicht man das Leben mit einem Weg, so gibt es<br />
viele Stationen, viele Weggefährten, viele Abschiede.<br />
Eure<br />
Christine Müller<br />
Gruppe Raunheim<br />
Gemeinsam Unterwegs Ausgabe 1/2008 Seite 27