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Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) Universität Dortmund ...

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<strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Schulentwicklungsforschung</strong> (<strong>IFS</strong>)<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Dortmund</strong>, 44221 <strong>Dortmund</strong><br />

Projektgruppe der bundesweiten SaN-Evaluation am <strong>IFS</strong><br />

Projektleitung: Prof. Dr. Renate Schulz-Zander<br />

Renate Schulz-Zander/ Heike Hunneshagen/ Frank Weinreich/<br />

Jens Brockmann/ Rebekka Dalmer<br />

Abschlussbericht der wissenschaftlichen<br />

Evaluation des Projektes<br />

"Schulen ans Netz"<br />

<strong>Dortmund</strong>, Mai 2000


Die wissenschaftliche Evaluation wurde im Auftrag des Vereins „Schulen ans Netz“ e. V. in<br />

Bonn durchgeführt und finanziell gefördert durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Bildung, Wissenschaft,<br />

Forschung und Technologie (BMBF).<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

I. Allgemeine Angaben 3<br />

II. Fragestellungen und Zielsetzungen der Begleitforschung 4<br />

1 Angaben zum Projekt "Schulen ans Netz" 4<br />

1.1 Population und Struktur des Einzugsgebietes 4<br />

1.2 Projektziele 4<br />

1.3 Projektmaßnahmen 4<br />

2 Angaben zur Evaluationsforschung des Projektes "Schulen ans Netz" 4<br />

III. Angaben zur wissenschaftlichen Begleitung 8<br />

1. Organisation der wissenschaftlichen Begleitung 8<br />

2. Personal der wissenschaftlichen Begleitung 8<br />

3. Zeit- und Arbeitsplan der Evaluationsforschung <strong>IFS</strong> im Berichtszeitraum 9<br />

4. Instrumente, Verfahren und Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitfor-<br />

schung 8<br />

4.1 Standardisierte Untersuchungen 10<br />

4.1.1 Basiserhebung 10<br />

4.1.2 Schulkulturbefragungen 10<br />

4.1.3 Rücklaufquoten der quantitativen Befragungen 11<br />

4.1.4 Ergebnisse der Basisbefragung und der Schulkulturerhebungen 13<br />

4.1.4.1 Flächendeckende Basisdaten 13<br />

4.1.4.2 Förderung, Finanzierung, Sponsoring 15<br />

4.1.4.3 Organisation der schulischen Arbeit mit dem Internet 19<br />

4.1.4.4 Probleme 24<br />

4.1.4.5 Zufriedenheit, Einstellungen, Meinungen 25<br />

4.1.4.6 Lernklima 30<br />

4.1.4.7 Geschlechterdifferenzen 35<br />

4.2 Qualitative Untersuchungen 40<br />

4.2.1 Forschungsfragen und -design der Fallstudien 41<br />

4.2.2 Datenerhebung 41<br />

4.2.2.1 Ziele der Interviews und methodisches Vorgehen 42<br />

3


4.2.2.2 Ziele der Beobachtungen und methodisches Vorgehen 45<br />

4.2.2.3 Eingesetzte Instrumente 48<br />

4.2.3 Qualitative Datenauswertung 48<br />

4.2.3.1 Zeitschema 49<br />

4.2.3.2 Ergebnisse der qualitativen Auswertung 50<br />

4.2.3.2.1 Technische und räumliche Installation i. d. Bildungseinrichtungen 52<br />

4.2.3.2.2 Unterrichtsprojekte 54<br />

4.2.3.2.3 Schulexterne Kooperationen 62<br />

4.2.4 Themenkomplex "Veränderungen und Visionen": eine qualitativ-<br />

quantitative Computerunterstützte Inhaltsanalyse (CUI) 65<br />

4.2.4.1 Methodik 65<br />

4.2.4.2 Fragenkomplex 65<br />

4.2.4.3 Verkodung 65<br />

4.2.4.4 Theoriegeleitetes Kategoriensystem 66<br />

4.2.4.6 Programm und technische Aufbereitung 72<br />

4.2.4.7 Analysen 73<br />

4.2.4.7.1 Häufigkeitsansprache 73<br />

4.2.4.7.2 Kontingenzen 75<br />

4.2.4.7.3 Unterschiede nach Gruppen 78<br />

4.2.4.7.4 Unterschiede nach Geschlecht 79<br />

4.3 Empfehlungen zur Implementation des Internets in Schulen 80<br />

4.3.1 Theoretische Rahmenbedingungen der Schulentwicklung 80<br />

4.3.2 Empfehlungen zur Unterstützung der Dimensionsentwicklungen 81<br />

4.3.2.1 Unterrichtsentwicklung 81<br />

4.3.2.2 Personalentwicklung 83<br />

4.3.2.3 Organisationsentwicklung 84<br />

4.3.2.4 Kooperationsentwicklung 86<br />

4.3.2.5 Technologieentwicklung 87<br />

Literatur 93<br />

4


I Allgemeine Angaben<br />

1. Projektbezeichnung<br />

Wissenschaftliche Evaluation des Projektes "Schulen ans Netz"<br />

2. Land<br />

Alle Bundesländer<br />

3. Schulformen<br />

Repräsentative und selektive Auswahl aus der Grundgesamtheit aller am Projekt "Schulen<br />

ans Netz" zu Evaluatonsbeginn beteiligten Schulen. Dies umfasste sowohl allgemein- als<br />

auch berufsbildende Schulen aller Art.<br />

4. Projektleitung<br />

Frau Prof. Dr. Renate Schulz-Zander<br />

5. Beteiligte Hochschule<br />

Das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Schulentwicklungsforschung</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Dortmund</strong> als ein Konsortialpart-<br />

ner der wissenschaftlichen Evaluation der bundesweiten Initiative "Schulen ans Netz"<br />

6. Wissenschaftliche Teilleistungen <strong>IFS</strong><br />

Erhebung, Aufbereitung und deskriptive Analyse quantitativer Daten zur Beteiligung am Pro-<br />

jekt "Schulen ans Netz" sowie zu den Teilbereichen Unterricht und pädagogische Ziele und<br />

Inhalte der schulischen Arbeit mit dem Internet mittels da<strong>für</strong> geeigneter und neu entwickelter<br />

Untersuchungsinstrumente. Durchführung von 12 Fallstudien am Projekt beteiligter Schulen in<br />

den Bundesländern Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und<br />

Schleswig-Holstein.<br />

7. Laufzeit<br />

1.1.1998 bis 29.2.2000<br />

5


II. Fragestellungen und Zielsetzungen der Begleitforschung<br />

1. Angaben zum Projekt "Schulen ans Netz"<br />

1.1 Population und Struktur des Einzugsgebietes<br />

Allgemein- und berufsbildende Schulen in der Bundesrepublik Deutschland. Bis Ende des<br />

Jahres 2001 ist angestrebt, alle allgemein- und berufsbildenden Schulen Deutschlands in das<br />

Projekt einzubinden. Zum Berichtszeitpunkt wurden ca. 12.500 Schulen gefördert.<br />

1.2 Projektziele<br />

• Öffnung von Schulen durch Kooperation und Kommunikation mit anderen Schulen in<br />

Deutschland und weltweit, mit <strong>Universität</strong>en, mit Bibliotheken sowie Unternehmen der<br />

Wirtschaft,<br />

• Förderung schulischen und außerschulischen Lernens in einer Informationsgesell-<br />

schaft sowie des interkulturellen Lernens,<br />

• verantwortlicher Umgang mit multimedialen Informations- und Kommunikations-<br />

technologien,<br />

• Qualifizierung von Lehrkräften zur interdisziplinären Zusammenarbeit.<br />

1.3 Projektmaßnahmen<br />

• Förderung und Durchsetzung der unter II.1.2 genannten Ziele durch finanzielle und<br />

Sachmittelunterstützung (Hard- und Software),<br />

• Bereitstellung des Zugangs zum und Unterstützung der Schulen beim Zugriff auf das<br />

Deutsche Forschungsnetz,<br />

• Förderung der informationstechnologischen Infrastruktur der SaN-Schulen,<br />

• Entwicklung und Durchführung geeigneter Fortbildungsmaßnahmen <strong>für</strong> Lehrkräfte,<br />

• Aufbau und Unterhalt eines Beratungsnetzes <strong>für</strong> Lehrerinnen und Lehrer,<br />

• Einrichtung, Unterhalt und kontinuierliche Entwicklung von Bildungsservern<br />

• Evaluation der Projektmaßnahmen durch wissenschaftliche Begleitung<br />

2. Angaben zur Evaluationsforschung des Projektes "Schulen ans Netz"<br />

Das <strong>Institut</strong> <strong>für</strong> <strong>Schulentwicklungsforschung</strong> wurde im Januar 1998 als eines von vier <strong>Institut</strong>en<br />

durch den Verein „Schulen ans Netz“ e. V., Bonn, mit der Evaluation des bundesweiten Pro-<br />

jektes "Schulen ans Netz" (SaN) beauftragt. "Schulen ans Netz" wurde vor dem paradigmati-<br />

schen Leitbild der Informationsgesellschaft und der durch sie veränderten Anforderungen an<br />

die Gesellschaft ins Leben gerufen. Lernen in der Informationsgesellschaft wird dabei mit<br />

einer zunehmenden Individualisierung der Lernprozesse, steigenden Anforderungen an die<br />

Eigenaktivität der Individuen sowie mit Dezentralisierung, Kommunikation und Kooperation<br />

6


verbunden. Der Begriff des Lernens in der Informationsgesellschaft kreist dabei wesentlich<br />

um die effiziente und kompetente Nutzung von Netzen. Es wird angenommen, dass Lernen<br />

unter Nutzung von Netzen stärker schülerzentriert stattfinden wird und sich somit auch die Rol-<br />

le der Lehrpersonen grundlegend verändern wird (CARNOY 1996; GRÄSEL 1998, 73 – 75;<br />

HUNTER 1995, 87; MASUDA 1980, 66; SCHULZ-ZANDER 1998, 139;). Erfahrungen, bspw. aus<br />

den USA, haben dabei gezeigt, dass die Lehrpersonen in diesem Prozess eine Schlüsselrol-<br />

le einnehmen (OTA 1995, 88). Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Frage, wie sich Schu-<br />

len, Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen auf die veränderten Lernparadigmen<br />

einstellen können. Da der Prozess schon vor Beginn der Evaluationsforschung einsetzte und<br />

währenddessen sowie in Zukunft andauert, musste die Evaluation der schulischen Arbeit mit<br />

dem Internet, ihn beschreibend begleiten und mit der Identifikation fördernder und hemmen-<br />

der Bedingungen der Lernkultur und des Rollenwechsels von Schülerinnen und Schülern auf<br />

der einen und Lehrerinnen und Lehrern auf der anderen Seite aufzeigen, wie der erstrebte<br />

Wandel auf Schulebene unterstützt und forciert werden kann.<br />

Die Forschungsziele des vom <strong>IFS</strong> vertretenen Teilbereichs der Evaluation wurden unter dem<br />

allgemeinen theoretischen Aspekt der Schulentwicklung formuliert. Die Implementation der<br />

neuen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ist nach Meinung der Forsche-<br />

rinnen und Forscher untrennbar mit der Gesamtentwicklung der Schulen verbunden (FULLAN<br />

1996; ROLFF 1998; SCHULZ-ZANDER 1999, 50). Die Dimensionen, die <strong>für</strong> die Schulentwick-<br />

lung entscheidend sind, umfassen die Begriffe der Unterrichtsentwicklung, der Personalent-<br />

wicklung, der Organisationsentwicklung, der Kooperationsentwicklung und der technischen<br />

Entwicklung. Die angeführten Dimensionen können nicht voneinander getrennt werden. Die<br />

erfolgreiche Implementation der neuen Medien ist darauf angewiesen, dass die Entwicklun-<br />

gen parallel verlaufen und ineinander greifen. Das lässt sich beispielhaft daran illustrieren,<br />

dass die Entwicklung des Unterrichts — also die Veränderung unter Einsatz der IKT dahin-<br />

gehend, dass Unterricht geöffnet wird und selbständiges Arbeiten und eigenverantwortliches<br />

Lernen begünstigt werden —, davon abhängt, dass die Lehrpersonen Medienkompetenz<br />

besitzen und vermitteln können (Personalentwicklung), die Lehrerinnen und Lehrer dies in<br />

Zusammenarbeit mit dem Kollegium, anderen Schulen und außerschulischen Partnern um-<br />

setzen (Kooperationsentwicklung), dazu Gestaltungsfreiheit innerhalb schulischer und curricu-<br />

larer (Frei-)Räume haben (Organisationsentwicklung) und dass ihnen da<strong>für</strong> eine adäquate<br />

Technik zur Verfügung steht (technologische Entwicklung). Analoge Dependenzen lassen<br />

sich unabhängig davon aufzeigen, mit welcher Dimension man die Entwicklungskette begin-<br />

nen lässt. In Fragen der Schulentwicklung ist aus diesem Grund von einem "Systemzusam-<br />

menhang" auszugehen (LINDAU-BANK/MAGENHEIM 1998, 5). Der bewusst gewählte Grund-<br />

begriff der 'Entwicklung' weist dabei darauf hin, dass es sich um einen Gesamtprozess han-<br />

delt. Die konkreten Forschungsfragen umfassten vor dem skizzierten Hintergrund die Punkte:<br />

7


• Bestandsaufnahme der Bedingungen der Nutzung von Informations- und Kommunika-<br />

tionstechnologien in Schulen (Ausstattung, Kosten, Einsatzbreite, Nutzungsweisen,<br />

Probleme),<br />

• Ermittlung der Einstellungen von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und<br />

Schülern als Hauptakteur/-innen der schulischen IKT-Nutzung zu den neuen Medien,<br />

• Bestandsaufnahme der an den Schulen laufenden Arbeit mit dem Internet durch Er-<br />

mittlung von Art und Umfang des Einsatzes des Internets im normalen Unterricht, in kon-<br />

kreten Unterrichtsprojekten sowie in Modellvorhaben,<br />

• Identifikation fördernder und hemmender Bedingungen der Nutzung von Computernet-<br />

zen an Schulen,<br />

• Bestimmung und Darstellung von Modellprojekten mit Vorbildcharakter, die sich als <strong>für</strong><br />

die Netznutzung implementationsfördernd und pädagogisch wirksam erwiesen haben,<br />

• Darstellung typischer und exemplarischer Verläufe der Medienimplementation als Teil<br />

des Schulentwicklungsprozesses.<br />

Die benannten Forschungsziele wurden mit quantitativen und qualitativen Methoden der em-<br />

pirischen Sozialforschung umgesetzt.<br />

Die Forschungsschritte umfassten folgende Datenerhebungen:<br />

• Erhebung grundlegender quantitativer Daten der Schulen (i.w. Basiserhebung). Onlineba-<br />

sierte Befragung einer <strong>für</strong> die Population der an SaN teilnehmenden Schulen repräsentativen<br />

Stichprobe von 1200 Schulen (20% der damaligen Grundgesamtheit) im Frühjahr und Som-<br />

mer 1998.<br />

• Befragungen von Lehrerinnen und Lehrern, Schülerinnen und Schülern sowie Schulleitungen<br />

zum schulischen Einsatz der neuen Medien insbesondere der Internetnutzung (i.w. Schulkul-<br />

turerhebungen). Konventionelle 'Pen and Paper'-Befragung einer <strong>für</strong> die Population der an<br />

SaN teilnehmenden Schulen repräsentativen Stichprobe von insgesamt 135 Schulen in der<br />

ersten Jahreshälfte 1999.<br />

• Durchführung von zwölf Fallstudien in sechs Bundesländern zur Bestimmung und Darstel-<br />

lung handlungsanleitender Bedingungen der Implementation von Informations- und Kommuni-<br />

kationstechnologien. Auswahl aus der Gruppe der an der Basisbefragung teilnehmenden<br />

Schulen nach dem 'best-practice'-Prinzip. Die Fallstudien werden in Abstimmung mit den<br />

Teilprojekten ISSING und SCHOLL im Jahre 1999 durchgeführt.<br />

8


III. Angaben zur wissenschaftlichen Begleitung<br />

1. Organisation der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Die wissenschaftliche Begleitung fand parallel zu den Projektarbeiten statt. Sie evaluierte die<br />

Arbeit mit dem Internet der durch "Schulen ans Netz" geförderten Schulen mit Methoden der<br />

empirischen Sozialforschung.<br />

2. Personal der wissenschaftlichen Begleitung<br />

Die Projektgruppe am <strong>IFS</strong>, <strong>Dortmund</strong> umfasste:<br />

Prof. Dr. Renate Schulz-Zander (Projektleitung)<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen:<br />

Dipl.-Päd. Rebekka Dalmer<br />

Dipl.-Päd. Heike Hunneshagen<br />

Frank Weinreich, M.A.<br />

3. Zeit- und Arbeitsplan der Evaluationsforschung <strong>IFS</strong> im Berichtszeitraum<br />

1.1.1998 Beginn der Evaluationsforschung<br />

1.1.1998 - 31.3.1998 Initiierungsphase<br />

Sichtung und Aufbereitung der im Forschungsvorfeld vom Verein "Schulen ans Netz e.V."<br />

zusammengestellten Daten über die am Projekt beteiligten Schulen. Entwicklung des Befra-<br />

gungsinstruments zur Erhebung grundlegender quantitativer Daten der Schulen (i.w. Basiser-<br />

hebung) und Pretestung. Abstimmung des Instruments zur Basiserhebung mit den weiteren<br />

an der Evaluationsforschung beteiligten <strong>Institut</strong>en. Vorbereitung von Fallstudienplänen und<br />

Abstimmung der Pläne mit den Forschungspartnern.<br />

1.4.1998 - 30.9.1998 Erste Evaluationsphase<br />

Überarbeitung des Instrumentes der Basiserhebung unter Berücksichtigung der Erkenntnisin-<br />

teressen der Forschungspartner sowie des vorliegenden Fragenkatalogs und des Pretests.<br />

Entwicklung geeigneter Software <strong>für</strong> die Basiserhebung. Durchführung der Basiserhebung<br />

auf Grundlage einer <strong>für</strong> das Projekt "Schulen ans Netz" repräsentativen Stichprobe bundes-<br />

weit verteilter Schulen.<br />

Entwicklung von quantitativen Befragungsinstrumenten zur Erhebung empirischer Daten mit<br />

den Schwerpunkten Unterricht, pädagogische Ziele und Inhalte sowie Internetnutzungsmus-<br />

tern (i.w. Schulkulturerhebungen). Entwicklung von Instrumenten der teilnehmenden Beobach-<br />

tung und themenzentrierten Interviewleitfäden <strong>für</strong> die qualitativen Fallstudienerhebungen.<br />

9


1.10.1998 - 31.3.1999 Zweite Evaluationsphase<br />

Analyse der quantitativen Daten aus der Basiserhebung.<br />

Weiterentwicklung der Befragungsinstrumente der quantitativen Schulkulturerhebungen auf<br />

Grundlage der Basisbefragungsergebnisse. Durchführung der Schulkulturerhebungen ab<br />

Februar 1999.<br />

Durchführung einer Pilotfallstudie im Herbst 1998. Weiterentwicklung der Fallstudieninstru-<br />

mente aufgrund der vorgängigen Forschungsergebnisse und deren Abstimmung mit den<br />

Teilprojekten, die ebenfalls Fallstudien durchführen. Auswahl der Fallstudienschulen auf<br />

Grundlage der Ergebnisse der quantitativen Erhebungen. Erste Fallstudien.<br />

1.4.1999 - 30.9.1999 Dritte Evaluationsphase<br />

Inferenzstatistische Analysen der Basisbefragung. Publikation der Basisbefragung auf den<br />

Internetseiten von SaN e.V (http://checkup.san-ev.de).<br />

Durchführung der Fallstudien. Dateneingabe der Fallstudien (Transkriptionen, Codierung).<br />

Weitere Durchführung der Schulkulturerhebungen. Dateneingabe der Schulkulturerhebungen.<br />

1.10.1999 - 31.5.2000 Vierte Evaluationsphase: Auswertungsphase, Berichterstellung<br />

Eingabe der restlichen Daten aus den Fallstudien, abschließende Vercodung. Auswertung<br />

des Fallstudienmaterials.<br />

Auswertung der quantitativen Erhebungen.<br />

Abschließende Berichterstattung.<br />

4. Instrumente und Verfahren der wissenschaftlichen Begleitforschung<br />

Bei der Evaluation kommen sowohl quantitative als auch qualitative Methoden der empiri-<br />

schen Sozialforschung zur Anwendung. Im Einzelnen sind dies zum einen standardisierte Be-<br />

fragungen von Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften, die online im Internet und in Pa-<br />

pierform durchgeführt werden. Zum anderen werden im Rahmen der Fallstudien teilstandar-<br />

disierte, themenzentrierte Befragungen in Interviewform und das Instrumentarium der teilneh-<br />

menden Beobachtung angewandt. Im Folgenden die Dokumentation der im Berichtszeitraum<br />

erarbeiteten Untersuchungsinstrumente:<br />

Sämtliche zum Einsatz gekommenen Instrumente sind im Anhang des Berichtes als separa-<br />

tes Dokument/ separate Dateien beigefügt.<br />

10


4.1 Standardisierte Untersuchungen<br />

Die standardisierten, quantitativen Befragungen wurden in zwei Schritten durchgeführt. Zu<br />

Evaluationsbeginn stand eine Basisbefragung von schulischen Koordinatorinnen und Koordi-<br />

natoren. Dann folgten die sog. Schulkulturerhebungen mit Befragungen von Lehrerinnen und<br />

Lehrern, Schülerinnen und Schülern sowie Schulleitungen.<br />

4.1.1 Basisbefragung<br />

Für die Untersuchung wurde aus der Grundgesamtheit der durch SaN bis zum Februar 1998<br />

geförderten 6038 Schulen eine Stichprobe im Umfang von 20% gezogen. Diese 1200 Schu-<br />

len sind bezüglich der Verteilung der Schulformen und der Verteilung über die Bundesländer<br />

hinweg repräsentativ innerhalb der spezifischen Grundgesamtheit. Abgesehen von einer Ü-<br />

berrepräsentation der Gymnasien im Vergleich zu anderen allgemein bildenden Schulformen<br />

— im SaN-Sample stellen sie ca. ein Drittel aller Schulen — bildet die Grundgesamtheit al-<br />

lerdings auch annähernd die Schulstruktur der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1997 ab<br />

(BMBF 1998, 48f.), so dass vorsichtige Rückschlüsse auf alle bundesdeutschen Schulen als<br />

haltbar erscheinen. In einem Zeitraum von dreieinhalb Monaten im Sommer 1998 gingen 520<br />

komplett ausgefüllte Fragebögen ein, das entspricht einem Rücklauf von 43% der Stichpro-<br />

be. Die Struktur des Untersuchungssamples bildet die der Stichprobe hinsichtlich der Vertei-<br />

lung nach Schulformen und Bundesländern ab und bildet demnach einen repräsentativen<br />

Ausschnitt aus der Gruppe, der durch SaN geförderten Schulen.<br />

4.1.2 Schulkulturbefragungen<br />

Die Schulkulturbefragungen wurden standardisiert durchgeführt, um ein möglichst weitgefass-<br />

tes Bild vom schulischen Einsatz der Neuen Medien zu bekommen. Sie beinhalteten Befra-<br />

gungen von Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern von zu-<br />

erst 105 Schulen. Die Schulauswahl stellt eine <strong>für</strong> die SaN-Schulen repräsentative Stichpro-<br />

be aus der Menge der bis Frühjahr 1998 geförderten Schulen dar. Die Befragungen bedurf-<br />

ten der Genehmigung durch die zuständigen Kultusministerien. Es wurde eine Auswahl der zu<br />

beteiligenden Bundesländer getroffen (s. Tab. 3). Die Erhebungen wurden in den gleichen<br />

Ländern durchgeführt wie die Fallstudien des <strong>IFS</strong> plus Baden-Württemberg als eines Süd-<br />

landes und Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen als zweier östlicher Bundesländer. In<br />

forschungstheoretischer Hinsicht stellte sich als ein dieses Vorgehen begünstigendes Argu-<br />

ment heraus, dass es in der Basisbefragung hinsichtlich aller wichtigen Parameter keine län-<br />

derspezifischen Unterschiede gab. Um eine Vergleichbarkeit besonders <strong>für</strong> die Schülerbe-<br />

fragungen zu gewährleisten, wurden <strong>für</strong> die Schulkulturbefragungen Grund- und Volksschulen<br />

11


sowie berufsbildende Schulen ausgeschlossen. Zielgruppe der Schülerbefragungen waren<br />

die neunte Jahrgangsstufe an allen einbezogenen Schulen sowie die Stufe 12 an den Schu-<br />

len, die eine solche unterrichten.<br />

Die Befragungen wurden in der Zeit von Februar bis Ende Juli 1999, dem Zeitpunkt, an dem<br />

das letzte Bundesland in die Sommerferien ging, durchgeführt. Die bis Ende März sehr<br />

schlechten Rücklaufdaten veranlassten zu umfangreichen mündlichen und schriftlichen Erin-<br />

nerungsaktionen und der Nachnominierung 30 weiterer Schulen aufgrund einer zweiten<br />

Stichprobenziehung. Letztlich konnten 43 Schulen <strong>für</strong> die Teilnahme an den Schulkulturerhe-<br />

bungen gewonnen werden.<br />

4.1.3 Rücklaufquoten der quantitativen Befragungen<br />

Die verwirklichten Rückläufe stellen sich gemäß der Tabellen 1, 2 und 3 dar:<br />

Tabelle 1: Beteiligung der Untersuchungsgruppen an den Befragungsteilen<br />

Untersuchungsgruppe Projektleitungen Schulleitungen Lehrer/innen Schüler/innen<br />

Anzahl Befragte ges. 520 29 248 943<br />

Weiblich 424* 3* 106* 398*<br />

Männlich 72* 25* 139* 470*<br />

Anzahl Schulen 520 29 43 43<br />

Befragungszeitpunkt Sommer 1998 1. Hälfte 1999 1. Hälfte 1999 1. Hälfte 1999<br />

* an Gesamtzahl Fehlende = keine Angabe zum Geschlecht<br />

12


Tabelle 2: Anteile der Bundesländer und Schulformen/Quelle: Basisbefragung Frühjahr/Sommer 1998<br />

Bundesland Absolut/Prozent<br />

(N = 520)<br />

13<br />

Schulform Absolut/Prozent<br />

(N = 520)<br />

Baden-Württemberg 48/9,2 Grund-, Volksschule 30/5,8<br />

Bayern 99/19,0 Sonderschule 22/4,2<br />

Berlin 9/1,7 Hauptschule 57/11,0<br />

Brandenburg 7/1,4 Realschule 62/11,9<br />

Bremen 7/1,4 Haupt+Realsschule,<br />

Mittel- Regelschule<br />

41/7,8<br />

Hamburg 24/4,6 Gesamtschule 37/7,1<br />

Hessen 28/5,3 Gymnasium 147/28,3<br />

Mecklenburg-Vorpommern 5/1,0 Berufsschule 96/18,5<br />

Niedersachsen 51/9,8 Andere* 17/3,3<br />

Nordrhein-Westfalen 143/27,3 keine Angabe 11/2,1<br />

Rheinland-Pfalz 17/3,3<br />

Saarland 9/1,7<br />

Sachsen 29/5,6<br />

Sachsen-Anhalt 12/2,3<br />

Schleswig-Holstein 15/2,9<br />

Thüringen 12/2,3<br />

keine Angabe 5/1,0 * hauptsächlich Einrichtungen der Lehrerfort-<br />

bildung<br />

Tabelle 3: Verteilung Rücklauf der Schulkulturerhebungen/Quelle: Schulkulturerhebungen, 1. Hälfte 1999


Bundesland absolute Anzahl Schulform absolute Anzahl<br />

Baden-Württemberg 4 Sonderschule 2<br />

Hamburg 0 Hauptschule 6<br />

Hessen 6 Realschule 2<br />

Mecklenburg-Vorpommern 5 Haupt+Reals. 1<br />

Niedersachsen 9 Gesamtschule 4<br />

Nordrhein-Westfalen 12 Gymnasium 23<br />

Sachsen 6 Mischform 4<br />

keine Angabe 1 keine Angabe 1<br />

Summe 43 Summe 43<br />

4.1.4 Ergebnisse der Basisbefragung und der Schulkulturerhebungen<br />

Die Berichterstattung der Ergebnisse folgt der inhaltlichen Gliederung, dass zunächst Basis-<br />

daten, dann Daten zur Förderung, Finanzierung sowie Sponsoring, schließlich Daten zur Or-<br />

ganisation der schulischen Internetarbeit berichtet werden. Im folgenden geht der Bericht auf<br />

die Probleme ein, die Schulen mit der Implementation der neuen Medien haben und wendet<br />

sich dann Einstellungen und Meinungen der Akteurinnen und Akteure zu, beschäftigt sich da-<br />

nach mit dem spezifischen Lernklima unter IKT-Einsatz und endet mit Fragen der Geschlech-<br />

terdifferenzen. Auf Grund des unterschiedlichen wissenschaftstheoretischen Ansatzes von<br />

quantitativen Befragungen und Fallstudien mit ihrem qualitativen Evaluationsdesign wird der<br />

Bericht der Ergebnisse nach standardisierten Befragungen und Fallstudien (s. Abschnitt 4.2)<br />

differenziert berichtet. Die Berichterstattung erfolgt immer unter Angabe der jeweiligen Da-<br />

tenquelle.<br />

4.1.4.1 Flächendeckende Basisdaten<br />

Zum Zeitpunkt der Basiserhebung, nach Abschluss der ersten beiden Förderrunden wurden<br />

6.038 Schulen durch die Initiative Schulen ans Netz e.v. gefördert. Die Teilnehmer an den<br />

verschiedenen Untersuchungsschritten rekrutierten sich ausschließlich aus der Gruppe dieser<br />

Schulen. Zum derzeitigen Berichtszeitpunkt werden über 13.000 Schulen von SaN gefördert.<br />

Nimmt man an, dass nicht jede deutsche Schule am Netz durch SaN gefördert wird, so ist<br />

Anfang 2000 damit zu rechnen, dass ca. ein Viertel der öffentlichen deutschen Schulen an<br />

das Internet angeschlossen sind. Die Verteilung über die Schulformen und Bundesländer<br />

hinweg entspricht der Darstellung in Tabelle 1. Nahezu alle Schulen verfügten zum Zeitpunkt<br />

der Basiserhebung 1998 über multimediafähige Schülerarbeitsplätze, 93% waren per ISDN<br />

an das Netz angeschlossen und 80% der Schulen verfügten über Peripheriegeräte <strong>für</strong> die<br />

Erstellung multimedialer Materialien (Scanner, Farbdrucker, Digitalkameras, Videoeinrich-<br />

tungen). Die Möglichkeiten waren jedoch an den meisten Schulen begrenzt, da hochwertige<br />

14


und teure Geräte wie digitale Kameras, digitale Videoeinrichtungen, Beamer an jeweils unter<br />

20% der Schulen vorhanden waren. Die im Rahmen der Schulkulturerhebungen untersuchten<br />

Schulen verfügten zu 82% über lokale Netzwerke. Ein <strong>für</strong> den Einsatz von Computern und<br />

Internet kritischer Parameter ist das Verhältnis von Computerarbeitsplätzen zu Schülerinnen<br />

und Schülern. Es betrug zum Zeitpunkt der Basisbefragung in den USA bspw. durchschnitt-<br />

lich 6:1. Die Basiserhebung ergab <strong>für</strong> Deutschland ein Verhältnis von 36 Schülerinnen und<br />

Schülern, die sich einen schulischen Computerarbeitsplatz teilen mussten. Tabelle 4 gibt das<br />

Verhältnis nach Ländern und Schulformen aufgeteilt wieder.<br />

Tabelle 4: Verhältnis von Computern und Schüler/innen in den Bundesländern und Schulformen/<br />

Basisbefragung Frühjahr/Sommer 1998<br />

Bundesland (N = 520) Schulform (N = 520)<br />

Baden-Württemberg 31,6 : 1 Grund-, Volksschule 32,5 : 1<br />

Bayern 35,6 : 1 Sonderschule 28,9 : 1<br />

Berlin 34,2 : 1 Hauptschule 29,0 : 1<br />

Brandenburg 48,3 : 1 Realschule 32,8 : 1<br />

Bremen 38,3 : 1 Haupt+Realsschule,<br />

Mittel- Regelschule<br />

33,5 : 1<br />

Hamburg 33,0 : 1 Gesamtschule 43,5 : 1<br />

Hessen 44,0 : 1 Gymnasium 40,6 : 1<br />

Mecklenburg-Vorpommern 31,0 : 1 Berufsschule 33,4 : 1<br />

Niedersachsen 34,3 : 1 Andere 29,8 : 1<br />

Nordrhein-Westfalen 38,9 : 1<br />

Rheinland-Pfalz 25,1 : 1<br />

Saarland 40,0 : 1<br />

Sachsen 33,0 : 1<br />

Sachsen-Anhalt 40,6 : 1<br />

Schleswig-Holstein 39,6 : 1<br />

Thüringen 38,3 : 1<br />

Angabe Schülerzahl und/oder<br />

Rechnerzahl fehlte<br />

159 Schulen<br />

15<br />

154 Schulen<br />

Es bestehen statistisch signifikante Unterschiede zwischen der Computer-Schüler-Ratio zwi-<br />

schen den Ländern und den Schulformen, jedoch nicht in der Weise, dass Stadtstaaten, Ost-,


West- und Südländer oder die Schulformen in der Tendenz auseinander klaffen würden. So<br />

waren die Länder mit dem günstigsten und dem zweitungünstigen Verhältnis, Rheinland-Pfalz<br />

und Hessen, beides Südländer. Ein tendentiell stabiler Unterschied zeigt sich nur bei Be-<br />

trachtung der Schulgröße anhand ihrer Zahl von Schülerinnen und Schülern. Schulen bis zu<br />

300 Schülern/Schülerinnen wiesen mit 23,6:1 das beste Verhältnis auf. Es betrug <strong>für</strong> Schulen<br />

mit 300 – 600 Schülern/Schülerinnen 31,6:1, <strong>für</strong> Schulen mit 600 bis 900 Schü-<br />

lern/Schülerinnen 43,1:1 und <strong>für</strong> Schulen mit mehr als 900 Schülern/Schülerinnen 41,7:1. Für<br />

alle Computer-Schüler-Ratios wurden die Perzentile herausgerechnet, um Extremfälle in der<br />

Ausstattung außen vor zu lassen.<br />

4.1.4.2 Förderung, Finanzierung, Sponsoring<br />

62% der an der Basisbefragung teilnehmenden Schulen hatten Fördermaßnahmen im ersten<br />

Bewerbungsfenster beantragt, 30% im zweiten und 3% im gerade angelaufenen dritten Be-<br />

werbungsfenster. Die übrigen befragten Koordinatoren/Koordinatorinnen wussten dies nicht.<br />

Die weitaus meisten Förderungen wurden naturgemäß im Bereich Einstiegsförderungen be-<br />

antragt, die meisten Schulen waren 1998 noch nicht soweit, dass sie weitere Förderungs-<br />

maßnahmen in Angriff genommen hätten. Tabelle 5 gibt einen Überblick über die beantrag-<br />

ten Förderungen nach Ländern und Schulformen differenziert. Die neben der Einstiegsförde-<br />

rung beantragten Projekte verteilen sich ungleichmäßig und ohne auffälligere tendenzielle<br />

Gewichtungen über die Bundesländer und Schulformen hinweg. Gymnasien und Berufsschu-<br />

len haben insgesamt mehr Modellprojekte beantragt als die anderen Schulformen, was mit<br />

der in beiden Schulformen höheren Orientierung an Unterrichts- und Lernprojekten zusam-<br />

menhängen dürfte.<br />

16


Projekte: Angaben in<br />

% (N = 520)<br />

Tabelle 5: Beantragte Projekte nach Ländern und Schulformen/Quelle: Basisbefragung<br />

Einstiegs-<br />

projekt<br />

Modellprojekt Infrastruktur-<br />

Bundesland<br />

17<br />

projekt <br />

Anschlussför-<br />

derung <br />

Sonderaus-<br />

schreibung<br />

Baden-Würtemberg 83,3 22,9 2,1 4,2 0<br />

Bayern 34,8 11,1 0 17,2 3,0<br />

Berlin 77,8 22,2 0 11,1 0<br />

Brandenburg 71,4 42,9 0 28,6 14,3<br />

Bremen 57,1 28,6 0 0 14,3<br />

Hamburg 83,3 12,5 4,2 16,7 4,2<br />

Hessen 64,3 32,1 0 14,3 0<br />

Mecklenb.-Vorpom. 60,0 40,0 0 20,0 0<br />

Niedersachsen 92,2 15,7 2,0 15,7 2,0<br />

NRW 84,5 11,3 0 32,4 2,1<br />

Rheinland-Pfalz 82,4 17,6 5,9 29,4 0<br />

Saarland 77,8 22,2 0 22,2 0<br />

Sachsen 79,3 31,0 0 6,9 3,4<br />

Sachsen-Anhalt 66,7 16,7 0 8,3 0<br />

Schleswig-Hol. 66,7 46,7 0 6,7 0<br />

Thüringen 75,0 16,7 0 8,3 8,3<br />

Schulform<br />

Grund-/Volksschule 83,3 13,3 0 20,0 3,3<br />

Sonderschule 95,5 0 0 18,2 0<br />

Hauptschule 86,0 7,0 0 17,5 1,8<br />

Realschule 87,7 13,6 0 18,5 0<br />

Haupt+RealsschuleM<br />

ittel-/Regelschule<br />

95,5 9,1 0 13,6 0<br />

Gesamtschule 86,5 8,1 0 24,3 5,4<br />

Gymnasium 76,9 23,8 2,0 20,4 3,4<br />

Berufsschule 75,0 31,3 0 16,7 2,1<br />

Andere 88,2 17,6 5,9 17,6 5,9


Gesamt 81,3 17,9 0,8 18,8 2,3<br />

Die 17,9 % der Koordinatoren/Koordinatorinnen, die angaben, Modellprojekte beantragt zu<br />

haben, entsprechen 93 Schulen. Tabelle 6 schlüsselt die beantragten Modellprojekte inhalt-<br />

lich auf. Der Interessenschwerpunkt der Schulen, der sich durch die beantragten Modellpro-<br />

jekte ausdrückt, liegt eindeutig erstens auf der Technik selbst ("Nutzung elektronischer Infor-<br />

mationsquellen") und auf Kooperationsprojekten ("Länderübergreifende Projekte", "Schuli-<br />

sche Kooperationen".<br />

Tabelle 6: Inhaltliche Aufschlüsselung der Modellprojekte/Quelle: Basisbefragung<br />

Beantragte Modellprojekte Angaben in % (N = 93)<br />

Schwerpunktbereich (SB) Deutsche Schulen im Ausland 3,2<br />

SB Länderübergreifende Projekte innerhalb der BRD 14,0<br />

SB Schulische Kooperationen mit Betrieben/Ausbildungsstätten 29,0<br />

SB Mädchen und Lehrerinnen mit Computern in Netzen 7,5<br />

SB Moderation von Diskussionsforen 3,2<br />

SB Nutzung elektronischer Informationsquellen 61,3<br />

Abbildung 1 schlüsselt die beantragten Maßnahmen inhaltlich auf und zeigt, welche Förde-<br />

rungen nach Aussage der schulischen Projektleitungen beantragt, bewilligt und erbracht wur-<br />

den. Die Diskrepanz zwischen beantragten und bewilligten Maßnahmen einerseits und der<br />

tatsächlich erbrachten Leistungen andererseits, führte zu einigem Widerwillen der Koordina-<br />

toren/Koordinatorinnen, den sie in begleitenden Kommentaren und per E-Mail verfasster Kri-<br />

tik zum Ausdruck brachten. Unserem Eindruck nach belastete diese Diskrepanz da, wo sie<br />

empfunden wurde, dass Verhältnis zwischen Schule und SaN erheblich.<br />

18


Angaben in % (n = 520)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anschlusskosten<br />

Telefonkosten<br />

Providerkosten<br />

Software<br />

Multimedia-PC<br />

Abbildung 1: Beantragte, beiwilligte und erbrachte Förderleistungen/Quelle: Basisbefragung<br />

Die weitaus meisten Schulen realisieren ihr Internetangebot über eine Mischfinanzierung, bei<br />

der die Initiative SaN allerdings den wichtigsten Eckpfeiler darstellt (s. Tab. 7).<br />

Tabelle 7: Finanzierung des schulischen Internets/Quelle: Basisbefragung<br />

Die Schule finanziert das Internet durch Angaben in % (N = 520)<br />

die Initiative "Schulen ans Netz" 75,4<br />

Eigenmittel 48,5<br />

Zusätzliche kommunale Mittel 16,5<br />

Förderverein 11,3<br />

Hochschulen 3,5<br />

Private Mittel von mir/Kollegen 15,8<br />

Sonstige Mittel 4,2<br />

Sponsoren 28,1<br />

Leistungen von Sponsoren spielten nach Aussagen der Koordinatoren/Koordinatorinnen nur<br />

bei einem geringen Anteil von 13% der Schulen eine Rolle. Dass sich Sponsorschaften bei<br />

bestimmten Schultypen oder in einzelnen Bundesländern stärker oder weniger stark zeigten,<br />

konnte nicht beobachtet werden. Nur Grund- und Volksschulen sowie die 'anderen' Schulty-<br />

19<br />

Sonstiges<br />

Beantragte Förderung<br />

Bewilligte Förderung<br />

Erbrachte Förderung<br />

Beantragte Fördermaßnahmen


pen, hinter denen sich mehrheitlich Lehrerseminare verbargen, konnten mit 6,7% bzw. 5,9%<br />

nur deutlich weniger Sponsoren <strong>für</strong> sich gewinnen. Die von Sponsoren erachten Leistungen<br />

schlüsselten sich im Rahmen der Basisbefragung nach Angaben der 146 Schulen, die solche<br />

Leistungen empfingen, gemäß Tabelle 8 auf.<br />

Tabelle 8: Sponsorenleistungen/Quelle: Basisbefragung<br />

Schulen, die von Sponsoren unterstützt wurden Angaben in % (n = 146)<br />

Finanzielle Leistungen 48,6<br />

Hardware wird gestellt 43,1<br />

Software wird gestellt 47,3<br />

Installation von Hard- und Software 19,8<br />

Pflege von Hard- und Software 15,1<br />

Schulungsmaßnahmen 17,8<br />

anderes 13,7<br />

Bei den Sponsoren handelte es sich nach Angaben der Projektleitungen am häufigsten um<br />

lokale Firmen und dabei oft um die lokale Sparkasse. An zweiter Stelle wurden Softwareher-<br />

steller und Computerfirmen mit Ausnahme von Microsoft genannt. Die Telekom folgte an drit-<br />

ter Stelle der Nennungen als erster Großsponsor, vor Microsoft an vierter und Apple an fünfter<br />

Stelle. 63 der 146 Schulen (43,5%), die Erfahrungen mit Sponsoren gemacht haben, planen<br />

Sponsoring auch <strong>für</strong> die Zukunft als Finanzierungsquelle <strong>für</strong> die schulische IT-Arbeit ein. 46<br />

Schulen ohne bisherige Sponsorenförderung gaben an, eine solche in Zukunft anzustreben.<br />

Insgesamt ist Sponsoring in der Mehrheit der Schulen nicht der Fall und wird auch nicht in die<br />

Zukunftsplanungen einbezogen.<br />

4.1.4.3 Organisation der schulischen Arbeit mit dem Internet<br />

Die Internetarbeit liegt an den meisten Schulen in den Händen einiger weniger Lehrpersonen<br />

oder sogar nur einer einzigen. Dies ist <strong>für</strong> die entsprechende hauptverantwortliche Lehrper-<br />

son in der Regel eine große Belastung, die allerdings oft trotzdem als befriedigend empfun-<br />

den wird (s.u.). Allerdings führt diese Belastung auch zu Unmut und - wie einige E-Mails von<br />

Befragten zeigen - zum drohenden oder tatsächlichen Abbruch echter Bemühungen um die<br />

Integration der neuen Medien. Zeitprobleme werden denn auch (s.u.) am häufigsten genannt,<br />

wenn nach Problemen der Internetarbeit gefragt wird. Dies wird illustriert durch die Auskunft<br />

der Koordinatoren/Koordinatorinnen, dass 84% von ihnen keine Stundenentlastung <strong>für</strong> die<br />

Betreuung der IT-Medien gewährt wird.<br />

20


Die Basisbefragung ergab, dass die Antragstellung auf Gewährleistung der Fördermaßnah-<br />

men von SaN an 77% der Schulen auf Engagement der betreffenden Koordinato-<br />

ren/Koordinatorinnen zustande kam. An einem Drittel der Schulen waren auch die Schullei-<br />

tungen oder einzelne Lehrpersonen treibende Kräfte. Ganze Fachbereiche oder gar komplet-<br />

te Kollegien wurden nur in 8% bzw. 2% der Fälle benannt. Die Konzentration auf den Einsatz<br />

des Internets in der Schule seitens allenfalls kleiner Gruppen in den Lehrerkollegien zieht sich<br />

im übrigen durch alle weiteren Untersuchungsschritte wie die Schulkulturbefragungen und die<br />

Fallstudien hindurch und ist demnach <strong>für</strong> den Untersuchungszeitraum charakteristisch.<br />

An 57,5% der Schulen der Basisbefragung existierte ein Projektteam <strong>für</strong> die Arbeit mit den<br />

neuen Medien. Dies setzte sich mehrheitlich aus Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler<br />

zusammen. Hier ist anzumerken, dass Lehrer doppelt so häufig in den Projektteams mitar-<br />

beiteten wie Lehrerinnen. An 18,7% der Schulen waren auch die Schulleitungen in das Pro-<br />

jektteam mit eingebunden. Eine Unterstützung <strong>für</strong> die Arbeit mit dem Internet wurde von einer<br />

großen Mehrheit der Befragten bestätigt. 57,5% beurteilten die Unterstützung als "voll und<br />

ganz" weitere 23,7% als "ziemlich".<br />

Neben der Nutzung des Internets <strong>für</strong> und durch die Schülerinnen und Schüler wurden die<br />

durch das Internet bereitgestellten Dienste an den Schulen von durchschnittlich 20% eines<br />

jeweiligen Lehrerkollegiums genutzt. Die Anteile nutzender Lehrpersonen schwankten dabei<br />

zwischen den Schulformen gemäß Tabelle 9 (das n von 323 ergibt sich daraus, dass nur 323<br />

von 520 Befragten Angaben zur Größe des Kollegiums und/oder der Zahl nutzender Kol-<br />

leg/innen machten). Die Schulleitungen selbst nutzten das Internet an 34% der Schulen aktiv<br />

<strong>für</strong> eigene Belange.<br />

Tabelle 9: Anteil Lehrpersonen, die das Internet an der Schule nutzen/Quelle: Basisbefragung<br />

Angaben in % (n = 323)<br />

Grund- und Volksschule 18,4<br />

Sonderschule 20,4<br />

Hauptschule 19,1<br />

Realschule 30,3<br />

Haupt- + Real-, Mittel- u. Regelschule 16,7<br />

Gymnasium 17,7<br />

Gesamtschule 12,1<br />

Berufsschule 23,7<br />

21


Die Auswertung der Frage nach den Installationen der Computerarbeitsplätze in den Schulen<br />

ergab sich gemäß Tabelle 10. Es zeigte sich, dass die Rechner in der Regel in speziellen<br />

Computerlaboratorien sowie in Bereichen aufgestellt sind, die Schülerinnen und Schüler un-<br />

zugänglich sind. Computer im Klassenraum, 'öffentliche' Terminals und mobile Computer sind<br />

nur in wenigen Fällen vorhanden und auch die Planung läuft nicht in diese Richtung. Allerdings<br />

fällt auf, dass die Angaben an Vollständigkeit zu wünschen übrig lassen, da viele Befragte<br />

sich hierzu nicht äußerten.<br />

Tabelle 10: Aufstellung der Computer/Quelle: Basisbefragung<br />

Orte an denen die Computerarbeitsplätze in ja nein geplant fehlend<br />

der Schule vorhanden sind Angaben in % (n = 520) absolut<br />

nur Lehrpersonen zugängliche Räume 34,0 25,6 6,5 176<br />

geschlossener Computerraum (-labor) 81,3 3,3 6,0 49<br />

normale Unterrichtsräume 11,0 32,7 9,6 243<br />

Funktionsräume (z.B. Sprachlabor) 16,5 28,7 12,5 219<br />

offen zugängliche Räume (Flur, Aula) 9,6 38,7 6,7 259<br />

mobile Computer (Notebook, Laptop) 5,6 37,7 4,8 270<br />

In das Bild einer eher restriktiven Installation und Zugangsweise der neuen Medien passte<br />

auch die Aussage, dass Computer mit unbeaufsichtigtem Zugang in das Internet nur an<br />

16,7% der Schulen vorhanden waren. Auch die Möglichkeit, über die Schule eigene E-<br />

Mailadressen an Schülerinnen und Schüler und Lehrpersonen zu vergeben, war an einer<br />

Mehrheit von 57,3% der Schulen der Basisbefragung nicht gegeben.<br />

Ist das Internet einmal vorhanden, zeigen sich in den Schulen keine stärkeren Präferenzen <strong>für</strong><br />

den Einsatz im Unterricht in bestimmten Alterskohorten. Die Einsatzbreite des Internets über<br />

die Fachbereiche hinweg wird in Tabelle 11 dargestellt. Die Nutzungsweisen des Internets<br />

können Tabelle 12 entnommen werden. Auch <strong>für</strong> diese Aspekte fällt der vergleichsweise ho-<br />

he Anteil von Antwortverweigerungen auf.<br />

22


Tabelle 11: Einsatzbreite des Internets/Quelle: Basisbefragung<br />

Einsatzbereiche des Internets; Angaben in % (N = 520) wird eingesetzt k.A. (absolut)<br />

Wahlpflichtbereich 59,2 124<br />

Medienerziehung 49,4 164<br />

Informationstechnische Grundbildung 69,2 100<br />

Informatik 67,1 99<br />

sprachlicher Bereich 54,2 129<br />

Mathematisch/naturwissenschaftlicher Bereich 45,0 148<br />

Arbeitslehre/Technik 25,2 195<br />

Gesellschaftswissenschaftlicher Bereich 49,4 205<br />

musisch künstlerischer Bereich 16,7 205<br />

Religion, Philosophie, Ethik 15,2 205<br />

kaufmännischer Bereich (nur Berufsschulen, n = 96) 73,3 21<br />

gewerblich/technischer Bereich ( - " - , n = 96) 68,0 21<br />

Bzgl. der Fachbereiche war eine Konzentration auf Informatik/Informationstechnik zu beo-<br />

bachten, während der geisteswissenschaftlich/künstlerische Bereich noch wenig involviert<br />

schien.<br />

Angaben in %<br />

(N = 520)<br />

Tabelle 12: Schulische Nutzungsweisen des Internets/Quelle: Basisbefragung<br />

sehr häufig<br />

häufig<br />

23<br />

manchmal<br />

kaum<br />

nie<br />

fehlend<br />

(absolut)<br />

E-Mail 21,2 28,8 31,7 11,0 3,3 31<br />

WWW 39,8 39,2 15,6 0,6 0 25<br />

Newsgroups 0,4 4,0 19,0 32,1 30,8 71<br />

Chat 4,6 4,8 21,5 27,5 30,0 60<br />

FTP 2,5 15 32,5 23,1 15,6 59<br />

Gopher 0 0,2 3,7 15,6 62,5 94<br />

TelNet 0 1,2 6,9 20,2 54,8 88<br />

Spiele 0,6 3,3 10,2 18,7 51,5 82<br />

MUD´s 0 0 1,9 7,3 67,5 121


Die schulische Nutzung des Internets konzentriert sich eindeutig auf die Angebote des World<br />

Wide Web und die Kommunikation/Kooperation per E-Mail.<br />

Die im Rahmen der Schulkultuererhebungen befragten Schulleiter/innen waren gebeten, an-<br />

zugeben, was sich an ihren Schulen im Zusammenhang mit dem Einsatz von IKT bezüglich<br />

der Organisation des Unterrichtsgeschehens verändert hatte (Tab. 13). Das Aufbrechen des<br />

Unterrichtsrhythmusses findet an den meisten Schulen noch nicht statt. Neue Lernmethoden<br />

wurden an knapp der Hälfte der Schulen erprobt. Das Aufbrechen der Klassenraumsituation<br />

und fächerübergreifender Unterricht wird an den meisten Schulen praktiziert. Eine außerun-<br />

terrichtliche Nutzung des Internets <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler ist an den meisten Schu-<br />

len unter Aufsicht möglich und an einem Drittel auch in unbeaufsichtigter Form. Die Lehrper-<br />

sonen der Schulkulturerhebungen zeigten sich tendenziell eher zufrieden mit der Organisation<br />

des Interneteinsatzes an ihren Schulen (Tab. 14).<br />

Tabelle 13: Schulleitungsangaben zu Veränderungen im Unterrichtsgeschehen/<br />

Quelle: Schulkulturerhebungen, Schulleitungen<br />

Beim Einsatz von IKT an unserer Schule ergaben sich folgende Veränderungen (Angaben<br />

in %; N = 29):<br />

trifft zu<br />

Aufbrechen des 45-minütigen Unterrichtsrhythmus 16<br />

Aufbrechen der üblichen Klassenraumsituation (dezentrale Lernorte, Klassenteilung) 58<br />

Erprobung neuer Lehrmethoden (z.B. Team-Teaching, Moderation etc.) 46<br />

Fachübergreifender Unterricht 80<br />

Nutzung der Computer durch Schüler/-innen außerhalb des Unterrichts, beaufsichtigt 69<br />

Nutzung der Computer durch Schüler/-innen außerhalb des Unterrichts, unbeaufsichtigt<br />

35<br />

Tabelle 14: Beurteilung der IKT-Organisation/Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Angaben in % (N = 248)<br />

sehr zufriedenstellend<br />

24<br />

eher zufriedenstellend<br />

eher nicht zufriedenstellend<br />

gar nicht<br />

zufriedenstellend<br />

Aufstellung der Computer in der Schule 27,2 49,0 19,8 4,0<br />

Zugänglichkeit der Computer 22,2 48,8 26,1 3,0<br />

Organisatorische Regelungen 21,0 50,8 23,1 5,1<br />

Bedienungsfreundlichkeit der Computer 21,5 63,1 13,3 2,1<br />

technische Zuverlässigkeit der vorhandenen<br />

Computer<br />

11,3 64,5 19,9 4,3<br />

Einweisung/Schulung 21,6 38,9 30,5 8,9<br />

Informationsangebot über den Nutzen<br />

von Computern/Internet<br />

12,4 38,2 41,9 7,5<br />

vorhandene Handbücher, Anleitungen<br />

und Dokumentationen<br />

5,2 33,5 43,9 17,3


4.1.4.4 Probleme<br />

Bei der schulischen Arbeit mit dem Internet zeichnen sich eine Reihe von Problemen ab, die<br />

zum Zeitpunkt der Untersuchung von den befragten Koordinatorinnen und Koordinatoren und<br />

Lehrerinnen und Lehrern im wesentlichen auf Seiten mangelnder Kapazitäten verortet wur-<br />

den. Die Abildungen 2 und 3 zeigen die Reihenfolge, in der die entsprechenden Probleme<br />

genannt wurden.<br />

(n = 520)<br />

Abbildung 2: Probleme bei der schulischen Arbeit mit dem Internet I/Quelle: Basisbefragung<br />

(n = 248)<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Zeitaufwand unzureichende<br />

Ausstattung<br />

Zeitaufwand unzureichende<br />

Ausstattung<br />

Abbildung 3: Probleme bei der schulischen Arbeit mit dem Internet II/<br />

Quelle: Schulkulturerhebungen; Lehrerbefragung<br />

25<br />

unzureichende<br />

Finanzen<br />

unzureichende<br />

Finanzen<br />

technische<br />

Probleme<br />

technische<br />

Probleme<br />

pädagogische<br />

Probleme<br />

pädagogische<br />

Probleme


Die Koordinatoren/Koordinatorinnen und die Lehrpersonen waren gefragt, anhand vorgege-<br />

bener Probleme, jene zu benennen, die ihnen am gravierendsten erschienen. Übereinstim-<br />

mend wurde der hohe Zeitaufwand von beiden Gruppen an erster Stelle genannt. Die Aus-<br />

stattung, ihre Qualität und die Finanzierung erschienen beiden Gruppen als problematisch,<br />

den Projektleitungen jedoch in viel stärkerem Maße. Dies lag wahrscheinlich daran, dass sie<br />

mit der Behebung von Engpässen, die in diesem Mangel wurzeln, eher zu tun haben. Umge-<br />

kehrt erscheint den Lehrerinnen und Lehrern, die nicht so tief in der Materie IT-Medien ste-<br />

cken, wie die Koordinatoren/Koordinatorinnen die Integration der Technologien in den Unter-<br />

richt als schwieriger.<br />

4.1.4.5 Zufriedenheit, Einstellungen, Meinungen<br />

Die Einstellungen zu den neuen Medien und die Beurteilung der mit ihnen gemachten Erfah-<br />

rungen nahmen einen breiten Raum in allen Untersuchungsschritten ein. Insgesamt zeigte<br />

sich bei allen Befragtengruppen eine eher positive Grundhaltung zu den Informationstechno-<br />

logien. Diese war bei den Schülerinnen und Schülern am deutlichsten ausgeprägt und war<br />

bei den Koordinatoren/Koordinatorinnen stärker als in ihren Kollegien, die sich den Medien<br />

mit „vorsichtigem“ Interesse näherten. Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler gemein<br />

war der wichtige Befund, dass steigende Vertrautheit mit den Technologien zu größerer Ak-<br />

zeptanz und Anwendungsbereitschaft führten. Bei der Interpretation der Einstellungen und<br />

Erfahrungen ist unserer Meinung nach jedoch zu beachten, dass eine Positivauswahl der Ko-<br />

ordinatoren/Koordinatorinnen und der Lehrpersonen der Schulkulturerhebungen angenom-<br />

men werden muss. Beide Personengruppen entschieden aus freien Stücken, ob sie an den<br />

Befragungen teilnehmen wollten, während die Schülerinnen und Schüler klassenweise be-<br />

fragt wurden, so dass Selbstselektionseffekte hier weitgehend ausgeschlossen werden kön-<br />

nen.<br />

Befragt nach der Einschätzung der bisherigen Erfahrungen mit dem Internet in der Schule<br />

drückten die Koordinatorinnen und Koordinatoren insgesamt Zufriedenheit mit dem bisheri-<br />

gen Verlauf aus (Tab. 15).<br />

26


Tabelle 15: Zufriedenheit mit der Internetarbeit/Quelle: Basisbefragung<br />

Angaben in % (N = 520) sehr zufrieden zufrieden wenig zufrie-<br />

Mit dem jetzigen Stand der Arbeit mit<br />

dem Internet bin ich ...<br />

Bezogen auf die vorherigen Er-wartungen<br />

ans Internet bin ich ...<br />

Die Möglichkeiten des Internets <strong>für</strong> Schule<br />

und Unterricht sind ...<br />

Bei der Arbeit mit dem Internet ist die<br />

Motivation von<br />

7,7<br />

11,7<br />

27<br />

58,7<br />

48,5<br />

den<br />

31,0<br />

35,5<br />

sehr nützlich nützlich weniger nütz-<br />

39,4<br />

sehr hoch<br />

55,1<br />

hoch<br />

lich<br />

5,3<br />

gering<br />

gar nicht zu-<br />

frieden<br />

2,6<br />

4,7<br />

gar nicht nütz-<br />

lich<br />

0,2<br />

sehr gering<br />

Lehrerinnen und Lehrern ... 8,4 39 45,7 6,9<br />

Schülerinnen und Schülern ... 55,6 41,1 3,3 0<br />

Einschätzung der Zukunft der Internetar-<br />

beit an der Schule<br />

sehr positiv positiv eher negativ ganz negativ<br />

19,4<br />

Trotz der vorhandenen Probleme (s.o., Abb. 2) wurde die laufende Arbeit mehrheitlich als<br />

zufriedenstellend eingeschätzt. Die Erwartungen von knapp zwei Drittel der Befragten wurden<br />

erfüllt und die Möglichkeiten des Interneteinsatzes wurden weitestgehend als nützlich bis sehr<br />

nützlich eingeschätzt. Allerdings sollte auch nicht übersehen werden, dass knapp ein Drittel<br />

der Befragten mit dem Stand der Internetarbeiten wenig zufrieden war. Ein aus den sechs<br />

Items von Tabelle 13 gebildeter Index zur Zufriedenheit mit der schulischen Internetarbeit<br />

(Cronbach´s Alpha= .66) ergab auf einer 4-fach abgestuften Zustimmungsskala einen arith-<br />

metischen Mittelwert von 2,01 ("sehr zufrieden"=1 etc.). Insbesondere die Motivation der<br />

Schülerinnen und Schüler <strong>für</strong> die Arbeit mit dem Internet wurde als außerordentlich hoch be-<br />

schrieben. Statistisch signifikante Unterschiede (t-Tests, p < .01) zur Zufriedenheit mit dem<br />

Interneteinsatz ergab die Frage nach der Existenz eines an der Schule eingesetzten Projekt-<br />

teams <strong>für</strong> die Internetarbeit. Schulen, die Projektteams eingerichtet hatten, erwiesen sich als<br />

zufriedener als Schulen ohne ein solches Team. Ein weiterer in diese Richtung gehender Un-<br />

terschied war die signifikant höhere Zufriedenheit von Schulen, deren Koordinatorinnen und<br />

Koordinatoren angaben, dass die Schulleitung die Arbeit mit dem Internet unterstützte. Ein<br />

weiteres Indiz <strong>für</strong> die Bedeutung der Schulleitung ist, dass die Zufriedenheit an den Schulen<br />

71,5<br />

5,4<br />

0,4


signifikant höher war, an denen auch die Schulleitung die Dienste und Möglichkeiten des In-<br />

ternets nutzte.<br />

Auf Seiten der Lehrerinnen und Lehrer ist zu beobachten, dass sie sich im Umgang mit<br />

Computern deutlich sicherer fühlen als im Umgang mit dem Internet (Tab. 16). Die Lehrper-<br />

sonen waren aufgefordert, ihre Fähigkeiten im Umgang mit Computer und Internet anhand<br />

des schulischen Notenschemas (ohne die Note "ungenügend") einzuschätzen. Diese Selbst-<br />

einschätzung wird durch den Befund gestützt, dass 92% der Befragten angaben, einen Com-<br />

puter zu besitzen, aber dass nur 52% auch einen privaten Internetzugang unterhalten. Das<br />

bedeutet allerdings auch, dass die Befragten hinsichtlich ihrer Nutzung der neuen Medien<br />

eine Positivauswahl darstellen, denn der Anteil der Lehrpersonen mit Internetzugang lag zum<br />

Untersuchungszeitpunkt weit vor dem der Gesamtbevölkerung Deutschlands. Der GfK-<br />

Onlinemonitor ermittelte im Januar 1999, dass 15% der Bevölkerung im Alter von 14 - 59<br />

Jahren über private Internetanschlüsse verfügten (GFK 1999, Folie 5). Auch innerhalb der<br />

Gruppe deutscher Lehrpersonen stellen die Befragten hinsichtlich des Besitzes von IKT eine<br />

Positivauswahl dar. Eine bundesweite Repräsentativbefragung von Lehrpersonen im Jahr<br />

1999 ergab, dass in rund 80% der Lehrerhaushalte Computer vorhanden sind und dass rund<br />

25% der Lehrpersonen über einen privaten Internetzugang verfügen (KANDERS 2000, 30).<br />

Die Angaben der Befragten der vorliegenden Untersuchung liegen deutlich über diesen Ver-<br />

gleichszahlen und stellen somit hinsichtlich der Nutzung von IKT ein positiv verzerrtes Sample<br />

dar.<br />

Tabelle 16: Selbsteinschätzung der IKT-Fähigkeiten/Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Selbsteinschätzung<br />

Lehrpersonen:<br />

alle Angaben in Prozent alle (N =<br />

"Ich kann mit dem Computer umgehen "Ich kann mit dem Internet umge-<br />

..."<br />

hen ..."<br />

248) Regelmäßige<br />

Nutzungsfrequenz alle (N = Nutzungsfrequenz<br />

Nutzer/innen<br />

(n = 128)*<br />

Unregelmäßige<br />

Nutzer/- innen<br />

(n = 120)<br />

28<br />

248) Regelmäßige<br />

Nutzer/innen<br />

(n = 128)<br />

Unregelmä-<br />

ßigeNutzer/- innen<br />

(n = 120)<br />

sehr gut 11,7 15,0 8,3 5,9 10,2 0<br />

gut 31,6 43,3 19,2 17,6 26,8 5,3<br />

befriedigend 32,0 30,7 33,3 25,7 36,2 11,6<br />

ausreichend 15,0 11,0 19,2 25,2 23,6 27,4<br />

mangelhaft 9,7 0 20,0 25,7 3,1 55,8<br />

* "regelmäßig" definiert als Internetnutzung mindestens einmal wöchentlich privat oder beruflich.<br />

Der wichtigste Befund zur Frage der Voraussetzungen <strong>für</strong> den Einsatz der neuen Medien auf<br />

Seiten der Lehrpersonen war das Ergebnis, dass eine regelmäßige Nutzung des Internets –


gemäß der in Tabelle 16 gegebenen Definition – durch die Lehrpersonen mit durchweg sta-<br />

tistisch signifikant positiveren Einstellungen zur persönlichen und beruflichen Nutzung der<br />

neuen Medien einhergeht (t-Tests, p < .01). Die Nutzungshäufigkeit ist dabei unabhängig von<br />

unterrichteten Fächern oder dem Alter der Befragten und auch die Differenz zwischen Ge-<br />

schlechtern ist vergleichsweise gering.<br />

Rund die Hälfte der Lehrpersonen aus den Schulkulturbefragungen sah <strong>für</strong> sich einen drin-<br />

genden (so die Frage) Fortbildungsbedarf. Ebenfalls fast die Hälfte (49%) be<strong>für</strong>wortete so-<br />

gar eine Pflicht zum Besuch von Fortbildungen im Bereich neue Medien. Unterschiedliche<br />

Gewichte zeigten sich bei den Inhalten. Während die regelmäßig Nutzenden eigene Defizite<br />

eher im methodisch-didaktischen Bereich beheben wollen, sehen die unregelmäßig Nutzen-<br />

den eher Fortbildungsbedarf im Bereich technischer Fragen.<br />

Eine Itembatterie erfragte spezifischere Unterpunkte der Selbsteinschätzung im Umgang mit<br />

IKT. Die Batterie wurde aus sechs Aussagen gebildet, die Gefühle der Sicherheit bzw. Unsi-<br />

cherheit beim Einsatz von IKT erfragte: "In der Arbeit mit dem Computer fühle ich mich sehr<br />

sicher", " In der Arbeit mit dem Internet fühle ich mich sehr sicher", " Es kommt häufig vor,<br />

daß ich manches am Computer nicht bewerkstelligen kann", "Es kommt häufig vor, daß ich<br />

manches im Internet nicht bewerkstelligen kann", "Ich habe genügend Vorerfahrung mit dem<br />

Computer, so daß ich ihn gerne im Unterricht einsetze" und "Ich habe genügend Vorerfah-<br />

rung mit dem Internet, so dass ich es gerne im Unterricht einsetze". Die Items wurden anhand<br />

einer 4-stufigen Skala mit den Ausprägungen "trifft völlig zu" (Codierung=1), "trifft eher zu",<br />

"trifft eher nicht zu", "trifft gar nicht zu" (Codierung=4) beurteilt. Aus den Items konnte eine<br />

Skala konstruiert werden, die die selbsteingeschätzte Sicherheit im Umgang mit Computer<br />

und Internet misst (Cronbach´s Alpha .90). Über die Skala wurde ein Summenscore berech-<br />

net und durch die Anzahl der Items dividiert, der als Index <strong>für</strong> die selbsteingeschätzte Sicher-<br />

heit im Umgang mit IKT dient. Der Index weist im t-Test einen hochsignifikanten Unterschied<br />

(p< .01) zwischen regelmäßigen und unregelmäßigen Nutzer/innen des Internets auf. Die Ge-<br />

samtstichprobe (N=248) erreichte einen arithmetischen Mittelwert von 2,5. Regelmäßige Nut-<br />

zer/innen des Internets (n=128) erreichten einen Wert von 2,2 und sahen sich auch durchweg<br />

(bezüglich aller Einzelitems) sicherer im Umgang mit den neuen Technologien. Das arithme-<br />

tische Mittel des Summenscores der Gruppe der unregelmäßigen Nutzer/innen (n= 120) be-<br />

trug 3,0.<br />

Die Befragung der Schülerinnen und Schüler ergab bezüglich der grundsätzlichen Einstellun-<br />

gen und Voraussetzungen ein Bild durchgängigen Interesses <strong>für</strong> die IKT. Die meisten Befrag-<br />

ten können auf Erfahrungen mit den Informationstechnologien zurückgreifen und werden von<br />

ihren Eltern in der Beschäftigung mit ihnen bestärkt. Im privaten Bereich ist ein hoher Anteil<br />

an Computernutzung zu beobachten, während die Internetnutzung demgegenüber allerdings<br />

29


noch deutlich abfällt. Insgesamt gaben nur 5,1% der Befragten an (N=943), gar keine Compu-<br />

ter zu nutzen. Überhaupt keine private Internetnutzung bzw. keine Angaben zur entsprechen-<br />

den Frage lagen im Falle von 33,7% der Schülerinnen und Schüler vor. Die private Compu-<br />

ter- und Internetnutzung wird nach Meinung der Befragten von den Eltern gerne gesehen. 60%<br />

der Schülerinnen stimmten der Aussage "Meine Eltern finden es toll, dass ich mich mit dem<br />

Computer beschäftige" zu. Dies drückt sich auch darin aus, dass die Eltern ihre Kinder auf<br />

verschieden Weise bei der Computernutzung unterstützen. 31% der Schülerinnen und Schü-<br />

ler gaben an, dass die Eltern ihnen einen Computer gekauft hätten und ihn auch bei Bedarf<br />

aufrüsten (27%) sowie mit aktueller Software ausstatten (21%). 38% bekundeten, dass sie<br />

den elterlichen Computer mitbenutzen dürfen. Die Rolle der IKT im Leben der Schülerinnen<br />

und Schüler wie auch die allgemeine Bedeutung der Technologien wird dabei hoch einge-<br />

schätzt, wie die Ergebnisse der Beurteilung von Statements ergab, die zu den Punkten Com-<br />

puter und Internet auf der Basis von Gemeinplätzen formuliert wurden, die Einstellungen zu<br />

Computer und Internet wiedergeben. (Abb. 4).<br />

30


(n = 943, Kategorien "stimme voll/eher zu")<br />

Computer interessieren mich nicht<br />

Ich fühle mich unsicher im Umgang mit Computern<br />

Ich werde in meinem späteren Beruf viel mit Computern zu<br />

tun haben<br />

Computer werden immer wichtiger<br />

Wissen über den Computer gehört zur Allgemeinbildung<br />

Heutzutage muss man sich im Internet bewegen können<br />

Der Mensch wird immer abhängiger von Computern<br />

Der Computer komm mir wie ein neuartiges Lebewesen vor<br />

In Zukunft werden Computer all wichtigen Entscheidungen<br />

treffen<br />

Der Einsatz von Computer/Internet in der Schule ist von<br />

großem Vorteil<br />

Computer im Unterricht machen das Lernen leichter<br />

Im Internet Informationen zu finden ist schwieriger, als die<br />

gleiche Information in Büchern zu finden<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Abbildung 4: Schülerinnen und Schülern: Persönliche Einstellungen zu IKT/<br />

Quelle: Schulkulturerhebungen, Schüler/innen<br />

Die schulische Computernutzung war nicht ganz so ausgeprägt wie die private, denn 18,5%<br />

der Schülerinnen und Schüler gaben an, dass sie in der Schule nie mit Computern arbeiten.<br />

Sie findet auch bei weitem nicht so regelmäßig statt: 41% der Befragten meinten, dass<br />

Computer nur "manchmal" und 42%, dass sie "niemals oder ganz selten" benutzt würden,<br />

während die private Computernutzung in dieser Regelmäßigkeit von 69% benannt wurde.<br />

Allerdings wünschen 61% der Schülerinnen und Schüler, dass Computer "sehr oft" genutzt<br />

werden sollten. Diese Frage nach Ist- und Soll-Zustand der unterrichtlichen Computernutzung<br />

wurde der Untersuchung "Das Bild der Schule aus der Sicht von Schülern und Lehrern II" ent-<br />

nommen. Die Ergebnisse sind nahezu äquivalent zu der bundesweiten Repräsentativbefra-<br />

gung von rund 2000 Schülerinnen und Schülern, die das <strong>IFS</strong> im gleichen Jahr durchgeführt<br />

hat (KANDERS 2000, 18). Gegenüber dem Kontakt mit Computern ist die Schule in der Nut-<br />

zung des Internets <strong>für</strong> die Schülerinnen und Schüler etwa so wichtig wie die außerschulische<br />

31


Nutzung, denn wiederum gut ein Drittel der Schülerinnen und Schüler (35%) gaben an, das<br />

Netz in der Schule gar nicht zu nutzen.<br />

4.1.4.6 Lernklima<br />

Die Wirkung des Einsatzes von IKT auf das schulische Lernklima wurde von den im Rahmen<br />

der Studie untersuchten Personengruppen insgesamt positiv eingeschätzt. Die Schul- und<br />

Projektleitungen, die Lehrpersonen und die Gruppe der Schülerinnen und Schüler schätzen<br />

die Einbindung von Computer und Internet in Lernprozesse mehrheitlich als motivierend und<br />

effizienzsteigernd ein und es wird zumindest von den Lehrkräften zum Ausdruck gebracht,<br />

dass sich traditionelle Lernformen ändern.<br />

Den Lehrpersonen wurde eine ganze Reihe von Aspekten mit der Bitte vorgelegt, zu beurtei-<br />

len, inwieweit der Einsatz von IKT helfen kann, diese Aspekte zu fördern (Abb. 5).<br />

Die meisten Lehrpersonen beurteilen diejenigen Aspekte, die das reine Lernen betreffen, als<br />

durch die neuen Medien durchaus positiv beeinflussbar. Auch hier wird der Faktor Lernfreude<br />

und Motivation besonders betont. Für weitere Lernaspekte wird seitens der befragten Lehr-<br />

personen eine ausgeprägte Multifunktionalität angenommen. Unterstützende Funktionen der<br />

IKT werden mehrheitlich sowohl der Vertiefung eigenverantwortlicher und selbständiger Ar-<br />

beits- und Lernweisen zugeschrieben als auch der Förderung der Befähigung zu Gruppen-<br />

und Teamarbeit. Des weiteren wird eine Verbesserung der Projektarbeitsfähigkeit, der all-<br />

gemeinen Leistungsförderung, des Erlernens interdisziplinärer Arbeitstechniken sowie der<br />

Förderung der Medienkompetenz im allgemeinen wie auch im besonderen der Informations-<br />

analyse erwartet. Einzig die Aussage, dass IKT bei der Förderung leistungsschwächerer<br />

Schülerinnen und Schüler dienlich sein können, wird von über 60% der Befragten kritisch be-<br />

urteilt.<br />

Zurückhaltender stellte sich die Beurteilung sozialer Aspekte dar. Dass der schulische Ein-<br />

satz von IKT zur Entwicklung sozialer Fähigkeiten und Empfindsamkeiten beitragen könnte,<br />

wird mehrheitlich verneint. Die Einstellung zur Förderung der Chancengleichheit ist ambiva-<br />

lent ausgeprägt. Die Einbeziehung der Außenwelt in den schulischen Rahmen wird tenden-<br />

ziell als durch die neuen Medien förderungsfähig eingeschätzt.<br />

32


(Kategorien trifft voll/eher zu)<br />

Förderung von Lernfreude und Motivation<br />

Befähigung zu selbständigem Arbeiten der Schüler/innen<br />

Befähigung zu eigenverantwortlichem Arbeiten der Schüler/innen<br />

Befähigung zu Gruppen- und Teamarbeit<br />

Befähigung zu projektorientiertem Arbeiten<br />

Maßnahmen zur Förderung der Leistungen der Schüler/innen<br />

Erlernen interdisziplinärer Arbeitstechniken<br />

Erlernen von Methoden der Informationsgewinnung und –analyse<br />

Entwicklung sozialer Fähigkeiten und Empfindsamkeiten der Schüler/<br />

innen<br />

Entwicklung eigener Problemlösungsstrategien durch die Schüler/innen<br />

Berücksichtigung der unterschiedlichen Lerntempi der Schüler/innen<br />

Lernerfolgskontrolle der Schüler/innen durch die Lehrpersonen<br />

Schwächere Schüler/innen werden in besonderem Maße gefördert<br />

Förderung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen<br />

Förderung von Medienkompetenz.<br />

Schüler/innen kontrollieren ihren eigenen Lernerfolg<br />

"Learning by doing"<br />

Einbeziehung der "Außenwelt" in die Schule (Eltern, Firmen, Behörden).<br />

Abbildung 5: Eignung IKT zur Veränderung der Lernkultur/Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Lehrpersonen, die das Internet regelmäßig nutzen, schätzen alle vorgelegten Aspekte durch-<br />

gängig positiver ein als die Kolleg/innen, die das Internet nicht regelmäßig oder gar nicht nut-<br />

zen. Bis auf das Item "Schülerinnen und Schüler kontrollieren ihren eigenen Lernerfolg sind<br />

alle Unterschiede im t-Test statistisch signifikant (p < .05).<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

regelmäßige Nutzer/innen (n = 128) unregelmäßige Nutzer/innen (n = 120)<br />

Das Unterrichtsgeschehen unter Einsatz von IKT ändert sich nach Angabe derjenigen Lehr-<br />

personen, die Erfahrung mit Informationstechnologien im Unterricht gemacht haben in der<br />

33


Summe zum Positiven. Die Befragten waren gebeten worden, vorformulierte Aussagen zum<br />

Unterricht mit IKT darauf hin zu beurteilen, ob sie mit ihren eigenen Erfahrungen überein-<br />

stimmen (Tab. 17). Die hohe Anzahl von Lehrpersonen, die keine Angaben machten, erklärt<br />

sich durch die Frage nach Erfahrungen, die mit dem Medieneinsatz im Unterricht gemacht<br />

wurden – Erfahrungen, auf die eine große Anzahl der Lehrpersonen nicht zurückblicken kann<br />

(90 Lehrpersonen bzw. 36% setzen keine Computer und 158 bzw. 64% kein Internet im Un-<br />

terricht ein).<br />

Tabelle 17: Erfahrungen mit IKT-Einsatz im Unterricht/Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Inwieweit stimmen die folgenden Aussagen mit ihren im Unterricht gemachten<br />

Erfahrungen überein?<br />

34<br />

Angaben in %,<br />

(N = 248);<br />

trifft voll/eher<br />

zu<br />

Der Unterricht ist stärker schülerzentriert als ohne Computer und/oder Internet.<br />

78,0 98<br />

Die Rolle der Lehrperson verändert sich. 83,2 99<br />

Das Verhältnis zwischen den Schüler/innen und mir hat sich verbessert. 39,1 102<br />

Schüler/innen sind aufmerksamer, wenn Computer/Internet im Unterricht<br />

eingesetzt werden.<br />

64,2 100<br />

Die Kooperation zwischen den Schüler/innen hat sich verbessert. 58,8 100<br />

Die Unterrichtsvorbereitung mit Computer-/ Interneteinsatz ist anspruchsvoller<br />

als ohne.<br />

62,6 101<br />

Die Unterrichtsvorbereitung mit Computer-/ Interneteinsatz ist zeitintensiver<br />

als ohne.<br />

74,8 101<br />

Der Unterricht macht mir mehr Spaß. 72,3 100<br />

Der Unterricht macht Schüler/innen mehr Spaß. 93,8 101<br />

Das Unterrichten ist anstrengender. 52,4 99<br />

Die Ergebnisse zeigen einen Wandel im Unterricht hin zu mehr Aufmerksamkeit und Koope-<br />

ration. Für die Lehrpersonen ändert sich ihre Rolle hin zu mehr schülerzentriertem Unterricht,<br />

ohne dass sich allerdings mehrheitlich das Verhältnis zu den Schülerinnen und Schüler ver-<br />

bessert hätte. Die Unterrichtsvorbereitung wird als anspruchsvoller und zeitraubender emp-<br />

funden. Das Unterrichten selbst wird von den Lehrpersonen ebenfalls als anstrengender emp-<br />

funden, trotzdem macht es auch ihnen mehr Spaß. Dass angegeben wird, auch den Schüle-<br />

rinnen und Schüler mache der Unterricht mehr Spaß, passt in das allgemeine Bild und ent-<br />

spricht der Schülerbefragung. Die Items bilden eine Skala, die die Einschätzung von Verän-<br />

derungen im Unterricht unter Einsatz der neuen Medien misst (Cronbach´s Alpha = .80). Dif-<br />

ferenziert man den Summenscore der Skala nach regelmäßigen und unregelmäßigen Nut-<br />

zer/innen so zeigt sich wiederum, dass regelmäßige Nutzer/innen die Items positiver ein-<br />

schätzen. Das arithmetische Mittel <strong>für</strong> die regelmäßigen Nutzer/innen (n=128; k.A.=47) be-<br />

trägt 2,1 gegenüber 2,3 <strong>für</strong> die unregelmäßig nutzenden Probanden (n=120; k.A.=75). Dieser<br />

Unterschied ist im t-Test statistisch signifikant (p< .05).<br />

k. A.


Analog zu den Veränderungen im Unterricht erwarteten die Lehrpersonen auch zumindest<br />

teilweise Veränderungen ihrer Rolle als Lehrperson (s.o. Tab. 17, 2. Item). Tabelle 18 zeigt<br />

die Beurteilung gegebener Rollenmodelle in den Augen der Lehrpersonen.<br />

Tabelle 18: Einschätzung der Rollenveränderungen/Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Bedeutung der pädagogischen Rollen<br />

...<br />

35<br />

Angaben in Prozent (N = 248)<br />

nimmt zu bleibt gleich nimmt ab<br />

Erzieher/in 13,8 63,8 22,4 15<br />

Wissensvermittler/in 24,8 43,8 31,4 11<br />

Moderator/in v. Lernprozessen 40,7 44,9 14,5 16<br />

Berater/in von Schüler/innen 29,0 60,3 10,7 10<br />

Berater/in von Lehrpersonen 24,6 61,1 14,4 18<br />

Gestalter/in v. Lernumgebungen 31,6 47,4 21,1 21<br />

Projektmanager/in 47,5 40,2 12,3 19<br />

Experte/Expertin <strong>für</strong> Evaluation 25,8 59,6 14,6 33<br />

andere Rolle(n) 9,1 81,8 9,1 206<br />

Die Lehrpersonen erwarten und/oder erleben beim Einsatz von IKT in der Schule einen Rol-<br />

lenwandel besonders bezüglich der Rollen Moderator/in von Lernprozessen, von der viele<br />

Befragte eine Bedeutungszunahme erwarten, und Projektmanagement, deren Bedeutung von<br />

fast der Hälfte der Befragten als zunehmend angesehen wird. Nahezu ein Drittel nimmt au-<br />

ßerdem an, dass in Zukunft die Gestaltung von Lernumgebungen stärker in den Vordergrund<br />

tritt. Auf der anderen Seite erwarten ein knappes Viertel und fast ein Drittel, dass die Erzie-<br />

herrolle und die Rolle als Wissensvermittler/in abnehmen wird. Eine Differenzierung der Ant-<br />

worten nach regelmäßigen und unregelmäßigen Nutzer/innen unter den befragten Lehrerper-<br />

sonen ergibt keine zufallskritisch abgesicherten Einschätzungsunterschiede.<br />

Die Erwartungen und Erfahrungen, die Lehrpersonen mit dem Einsatz von IKT in der Schule<br />

verbanden, sollten an den Erfahrungen reflektiert werden, welche die Schülerinnen und Schü-<br />

ler mit dem Unterricht machen. Die Ergebnisse zeichneten ein eher uneinheitliches Bild (Tab.<br />

19; die hohe Anzahl nicht antwortender Schülerinnen und Schüler erklärt sich wiederum mit<br />

den vielfach geringen Erfahrungen auf Befragtenseite). Einig waren sich die Schülerinnen<br />

und Schüler nur darin, dass der Unterricht mit dem Internet mehr Spaß macht und dass au-<br />

ßerschulische Kooperationen kaum stattfinden. Zu den meisten anderen Items gingen die<br />

Erfahrungen auseinander. Statistisch signifikante Differenzen zwischen Befragtengruppen<br />

lassen sich im t-Test (p< .05) nur über Einzelitems nachweisen. So gaben Jungen häufiger<br />

an, sich mehr Mühe zu geben und meinten auch, es werde "weniger rumdiskutiert". Eine<br />

k.A.


gleichlautende Differenz bestand auch zwischen den Jahrgangsstufen dahingehend, dass die<br />

Jüngeren ausdrückten, dass sie sich mehr Mühe gäben und weniger diskutieren. Schülerin-<br />

nen und Schüler der Stufe 9 vermeinten außerdem, "selbständiger", "aufmerksamer" und<br />

"besser zusammenzuarbeiten" sowie mehr "Einfluss auf den Unterricht" zu haben. Differen-<br />

zen bestanden auch zwischen Schülerinnen und Schüler an Gymnasien und denen anderer<br />

Schulformen. Allerdings wiesen diese nicht in eine Richtung, denn <strong>für</strong> einige Items äußerten<br />

sich Gymnasiast/innen skeptischer während andere Items mehr Zustimmung erfuhren als von<br />

Schülerinnen und Schüler anderer Schulformen.<br />

Tabelle 19: Unterrichtserfahrungen mit dem Internet/Quelle: Schulkulturerhebungen, Schüler/innen<br />

Was hat sich in den Fächern, in denen an Ihrer Schule das<br />

Internet eingesetzt wird, verändert?<br />

36<br />

(Angaben in %,<br />

N = 943)<br />

stimme voll/eher zu<br />

In den Fächern, in denen wir das Internet einsetzen, macht<br />

der Unterricht mehr Spaß.<br />

84,7 242<br />

Wir arbeiten mit Gruppen außerhalb der Schule zusammen. 16,1 290<br />

Es wird weniger rumdiskutiert, wenn wir mit dem Internet<br />

arbeiten.<br />

46,7 287<br />

Ich gebe mir mehr Mühe, wenn ich Aufgaben mit Hilfe des<br />

Internets lösen soll.<br />

50,2 282<br />

Wir Schüler/innen bearbeiten Aufgaben selbständiger als<br />

ohne das Internet.<br />

54,6 308<br />

Wir arbeiten mehr in Gruppen 42,3 306<br />

Wir haben mehr Einfluss auf den Unterricht. 47,0 315<br />

Die Klasse arbeitet im Unterricht besser zusammen, wenn<br />

das Internet genutzt wird.<br />

47,3 312<br />

Bei der Arbeit m. d. Internet passt die Klasse besser auf als<br />

im normalen Unterricht.<br />

59,1 306<br />

Einig waren sich die Schülerinnen und Schüler auch darin, dass der bis dato erfahrene Unter-<br />

richt mit dem Einsatz von Computer und Internet nicht ihren Wunschvorstellungen entspricht<br />

(Tab. 20). Sie wünschten sich einheitlich mehr Selbständigkeit, Teamarbeit und Entschei-<br />

dungsfreiheit im Unterricht als sie es bis dahin erfahren hatten. Die Items aus Tabelle 20 be-<br />

stehen aus modifizierten Fragen der bundesweiten Untersuchung "Das Bild der Schule II" des<br />

<strong>IFS</strong> (KANDERS 2000). Außer den berichteten Items wurde außerdem die gesamte Fragenbat-<br />

terie der <strong>IFS</strong>-Untersuchung repliziert. Die Ergebnisse stimmen weitestgehend mit den bun-<br />

desweiten Ergebnissen überein (Kanders 2000, 18f.).<br />

k.A.


Tabelle 20: Soll/Ist-Zustand des Unterrichts mit dem Internet/Quelle: Schulkulturerhebungen, Schüler/innen<br />

Angaben in % (N = 943)<br />

Die Arbeit mit dem Internet wird in der<br />

sehr oft manchmal niemals/<br />

ganz selten<br />

Klasse, dem Kurs diskutiert.<br />

Die Lehrerin/der Lehrer sagt genau,<br />

7,9 31,4 60.7<br />

was mit Hilfe des Internets gemacht<br />

werden soll<br />

Die Schülerinnen und Schüler bearbei-<br />

23,7 32,5 43,9<br />

ten Aufgaben selbständig mit Hilfe des<br />

Internets.<br />

Die Schülerinnen und Schüler bearbei-<br />

10,5 36,3 53,1<br />

ten im Team Aufgaben mit Hilfe des<br />

Internets.<br />

Die Schülerinnen und Schüler führen<br />

7,4 31,1 61,5<br />

eigene Untersuchungen mit Hilfe des<br />

Internets durch.<br />

6,4 28,3 65,3<br />

4.1.4.7 Geschlechterdifferenzen<br />

37<br />

so ist es so sollte es sein<br />

sehr oft manchmal niemals/<br />

ganz<br />

selten<br />

Die oben dargestellten Ergebnisse zeigten, dass der Einsatz von Informationstechnologien in<br />

der Schule erste Veränderungen des Unterrichts zur Folge hat. Ferner rechnen die Lehrper-<br />

sonen damit, dass die IKT die Art und Weise des Unterrichtens nachhaltig verändern wird:<br />

Sie erwarten, dass die Schülerinnen und Schüler selbständiger, eigenverantwortlicher und<br />

insgesamt emanzipierter an den Lernprozessen teilnehmen.<br />

Aus der empirischen Forschung ist bekannt, dass erhebliche Defizite bei der Verwirklichung<br />

von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern im Computerbereich bestehen. Vor dem<br />

Hintergrund dieser Debatte und der zunehmenden gesellschaftlichen Bedeutung, die den<br />

neuen Medien zugebilligt wird, untersuchten wir, wie es mit der Beteiligung der Geschlechter<br />

im IKT-Bereich in der Schulpraxis aussieht.<br />

Die erste Differenz war in der Beteiligung weiblicher und männlicher Projektleitungen zu beo-<br />

bachten. In der Gruppe der 520 verantwortlichen Projektleitungen waren Lehrerinnen zu ledig-<br />

lich 14% vertreten. Eine Reihe von Fragen der Basisuntersuchung befaßten sich mit der Be-<br />

teiligung der Geschlechter in den Gruppen der Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler.<br />

An insgesamt 58% der Schulen sind Projektteams eingerichtet. In den Teams waren doppelt<br />

so viele Lehrer wie Lehrerinnen vertreten. Die schulische Nutzung des Internets wies eine<br />

ähnliche Differenz auf, da nach Angabe der Projektleitungen durchschnittlich 7,1 Lehrer pro<br />

Schule das Internet nutzen aber nur 3,6 Lehrerinnen. Die Beteiligung von Schülerinnen und<br />

35,1<br />

36,1<br />

47,3<br />

42,8<br />

40,6<br />

55,8<br />

54,7<br />

46,1<br />

48<br />

50,1<br />

9,1<br />

9,2<br />

6,7<br />

9,1<br />

9,4


Schülern lag enger beieinander: Schüler waren in 29% der Projektteams vertreten, während<br />

Schülerinnen in 20% der Teams mitarbeiteten. Die im Zusammenhang mit der Rollenverän-<br />

derung erwähnten Funktionsposten der Schülerinnen und Schüler wurden nach Geschlech-<br />

tern differenziert erfragt. Betrachtet man diese Verteilung, so nahm die Beteiligungsdifferenz<br />

zwischen den Geschlechtern auch auf Seiten der Schülerinnen und Schüler zu. Die Anleitung<br />

von Lehrpersonen übernahmen an 24% der Schulen auch Schüler, aber nur an 8% Schüle-<br />

rinnen. Die Anleitung von Mitschülerinnen und Mitschülern wurde in 62% der Fälle von Schü-<br />

lern übernommen und in 43% von Schülerinnen. Die größte Differenz trat in der Betreuung<br />

der Hard- und Software auf, an der Schüler an 21% der Schulen beteiligt waren, Schülerinnen<br />

hingegen nur an 4%.<br />

Die Lehrerinnen und Lehrer lagen in der Angabe ihrer Nutzung deutlich weniger weit ausein-<br />

ander, als das von den Projektleitungen angenommen wurde: 43% der Lehrerinnen und 58%<br />

der Lehrer gaben an, das Internet regelmäßig zu nutzen. Allerdings ist hier zu berücksichti-<br />

gen, dass es sich bei der Gruppe der Lehrpersonen – wie oben diskutiert – um eine Positiv-<br />

auswahl handelt.<br />

Die Lehrpersonen wurden gebeten, ihre Computer- und Internetkenntnisse einzuschätzen (s.<br />

a. oben Tab. 16; hier Tab. 21, geschlechtsspezifisch). Dabei beurteilten Lehrerinnen ihr<br />

Know-how deutlich schlechter als Lehrer.<br />

Tabelle 21: Selbsteinschätzungen der IKT-Fähigkeiten, geschlechtsspezifisch/<br />

Quelle: Schulkulturerhebungen, Lehrpersonen<br />

Angaben in % (N = 248)<br />

Ich kann mit dem Computer ...<br />

umgehen<br />

Lehrerinnen (n = 106) 6 22 40 22 11<br />

Lehrer (n = 139)<br />

Ich kann mit dem Internet<br />

... umgehen<br />

16 40 26 9 9<br />

Lehrerinnen (n = 106) 2 11 30 24 33<br />

Lehrer (n = 139) 9 22 22 27 21<br />

sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft<br />

sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft<br />

Lehrerinnen setzten Computer und Internet seltener im Unterricht ein: 50% der befragten Leh-<br />

rerinnen aber 73% der Lehrer gaben an, mit dem Computer im Unterricht zu arbeiten. Beim<br />

Einsatz des Internets waren die Unterschiede noch ausgeprägter: 25% der Lehrerinnen im<br />

Gegensatz zu 43% der Lehrer bestätigten, das Internet im Unterricht zu nutzen.<br />

Auch Schülerinnen und Schüler schätzten ihre Fähigkeiten am Computer und im Internet un-<br />

terschiedlich ein. Während Mädchen ein eher negatives Selbstbild aufweisen, beurteilen Jun-<br />

gen ihren Kenntnisstand deutlich positiver (Tab. 22).<br />

38


Tabelle 22: Selbsteinschätzungen Computernutzung, geschlechtsspezifisch/<br />

Wie ich Computer sinnvoll nutzen kann<br />

Quelle: Schulkulturerhebungen, Schüler/innen<br />

Angaben in % (N = 943)<br />

39<br />

Darüber weiß ich ...<br />

sehr viel/viel<br />

Schülerinnen (n = 398) 71 33<br />

Schüler (n = 470) 93 17<br />

Wie ich das Internet sinnvoll nutzen kann<br />

Schülerinnen (n = 398) 44 101<br />

Schüler (n = 470) 69 51<br />

Hinsichtlich der Anwendung des Computers von Schülerinnen und Schülern ist besonders<br />

relevant, dass der Ort der ersten Nutzung <strong>für</strong> einen Großteil der Mädchen die Schule war:<br />

30% der Schülerinnen und 12% der Schüler gaben an, den Computer zum ersten Mal in der<br />

Schule genutzt zu haben. Aus dem Unterricht erwarb ein Großteil der Mädchen ihr Grundwis-<br />

sen über die Arbeit am Computer bzw. im Internet. Zwischen den Geschlechtern bestanden<br />

außerdem im t-Test statistisch signifikante Erfahrungsunterschiede. Mädchen besaßen be-<br />

züglich der Computer- und Internetnutzung deutlich weniger Vorerfahrung als Jungen. Die Er-<br />

fahrung wurde <strong>für</strong> den Computer wie auch <strong>für</strong> das Internet erfragt (Tabelle 23). 52% der Mäd-<br />

chen aber 71% der Jungen gaben an, seit mehr als 3 Jahren mit dem Computer zu arbeiten.<br />

Bezüglich des Internets waren es <strong>für</strong> den Zeitraum zwischen ein bis drei Jahren 25% der<br />

Mädchen im Gegensatz zu 42% der Jungen.<br />

Tabelle 23: Erfahrung mit Computer und Internet/Quelle: Schulkulturerhebungen, Schüler/innen<br />

Seit wann arbeiten Sie mit ...<br />

seit mehr als<br />

drei Jahren<br />

Angaben in Prozent<br />

seit 1 bis 3<br />

Jahren<br />

seit einem 1/2<br />

bis 1 Jahr<br />

unter einem<br />

1/2 Jahr<br />

... Computern?<br />

Schülerinnen (n = 398) 52 32 12 3 9<br />

Schüler (n = 470) 71 21 4 2 12<br />

... dem Internet?<br />

Schülerinnen (n = 398) 2 25 29 23 83<br />

Schüler (n = 470) 4 42 25 13 66<br />

Mädchen schienen nicht nur weniger Vorkenntnisse zu haben, sondern sie gaben auch an,<br />

den Computer seltener zu nutzen. Alle Lokalitäten zusammengenommen, an denen die Schü-<br />

lerinnen und Schüler mit Computern in Berührung kommen, gaben 13% der Schülerinnen und<br />

48% der Schüler tägliche Computernutzung an. Die Geschlechterdifferenzen <strong>für</strong> das Internet<br />

k.A.<br />

k.A.


waren weniger stark ausgeprägt, was in erster Linie auf die deutlich geringere Netz- im Ver-<br />

gleich zur Computernutzung zurückzuführen ist. Außerhalb der Schule hatten Mädchen selte-<br />

ner als Jungen Zugang zu Computern. 72% der Mädchen und 87% der Jungen antworteten<br />

auf die Frage "Wann können Sie den Computer nutzen?", dass sie im außerschulischen Be-<br />

reich "immer" einen Zugang zu einem Rechner haben (3-stufige Skala: "wann immer ich will",<br />

"nur zu bestimmten Zeiten" und "gar nicht"). Auch dieser Unterschied war statistisch signifi-<br />

kant.<br />

Bei der Frage nach Nutzungsweisen des Internets gaben Jungen über fast alle Aspekte hin-<br />

weg eine höhere Nutzung an als Mädchen. Es wurde nach folgenden Tätigkeiten gefragt:<br />

"Chatten", "E-Mail", "Newsgroups", "Informationssuche", "Surfen", "Softwarebeschaffung",<br />

"Shoppen". Die Nutzungshäufigkeit konnte innerhalb wie außerhalb der Schule als "häufig",<br />

"selten" oder "nie" angegeben werden. Im t-Test statistisch signifikante Unterschiede traten<br />

bei der Informationssuche ("häufig": 27% der Schülerinnen zu 36% der Schüler in der Schule,<br />

26% zu 46% außerhalb der Schule), der Softwarebeschaffung (1% zu 6% bzw. 2% zu 24%),<br />

dem 'Surfen' (13% zu 26% bzw. 15% zu 43%) sowie der außerschulischen E-Mail (17% zu<br />

32%) und dem außerschulischen Chatten (10% zu 21%) auf.<br />

Bei den Inhalten der schulischen Computer- und Internetarbeit traten unterschiedliche Präfe-<br />

renzen zutage: Während Mädchen alle Dienste, Nutzungsweisen und Projekte, die mit Kom-<br />

munikation zusammenhängen ("Projekte mit ausländischen Gruppen", "Chatten", "E-Mail-<br />

Projekte mit anderen Gruppen") bevorzugten, waren Jungen eher an technischen Fragestel-<br />

lungen interessiert ("Technische Grundlagen bearbeiten", "Etwas über Computeranwendun-<br />

gen erfahren"). Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind bis auf die Items "Chat-<br />

ten" und "Etwas über Computeranwendungen erfahren" im t-Test (p< .01) hochsignifikant.<br />

An etwa einem Viertel der in der Basisbefragung untersuchten Schulen (23%) bestanden<br />

spezielle Aktivitäten zur Berücksichtigung von Mädchen im Computerbereich. Diese Maß-<br />

nahmen umfassten u.a. Internet-AG’s oder Projekte ausschließlich <strong>für</strong> Schülerinnen, teilweise<br />

monoedukativen Unterricht sowie die Einrichtung von Kursen, die gezielt je zur Hälfte mit<br />

Mädchen und Jungen besetzt wurden. Befragt danach, ob die Beteiligung von Schülerinnen<br />

und Schülern am Computer und im Internet gleich ausgeprägt ist, gaben 46% der Projektlei-<br />

terinnen an, dass dieses Ziel voll bzw. teilweise erreicht wird. Auf Seiten der Projektleiter be-<br />

jahten rund 10% mehr diese Frage (58%). Auf die Frage nach der Wichtigkeit der gleichen<br />

Beteiligung von Mädchen an der Arbeit mit Computer und Internet geben 25% der Projektlei-<br />

ter und 40% der Projektleiterinnen an, dass sie ihnen wichtig sei.<br />

Nur eine kleine Gruppe der in den Schulkulturerhebungen befragten Lehrerinnen (8%) und<br />

Lehrer (17%) hatten Erfahrung mit monoedukativem Unterricht. Die Frage, in welchem Um-<br />

fang die Förderung der Chancengleichheit von Mädchen und Jungen an der Schule verwirk-<br />

licht wird, beantworteten 70% der befragten Lehrerinnen und 72% der befragten Lehrer posi-<br />

40


tiv ("trifft voll zu" und "trifft eher zu"). 65% der Lehrerinnen und 50% der Lehrer glaubten au-<br />

ßerdem, dass Computer und Internet in Zukunft helfen könnten, die Förderung der Chancen-<br />

gleichheit zu verwirklichen.<br />

Ein Teil der befragten Schülerinnen und Schüler votierte in ihren Angaben <strong>für</strong> die Einrichtung<br />

einer Mädchen-AG. 40% der Mädchen wünschten sich eine solche und auch 27% der Jun-<br />

gen. Die Frage, ob die Schülerinnen und Schüler eine zeitweilige Trennung während des Un-<br />

terrichts wünschen, bestätigten 11% der Jungen und doppelt so viele Mädchen (20%). Insge-<br />

samt verfügten nur 9% der Schülerinnen und Schüler über Erfahrungen mit monoedukativem<br />

Unterricht.<br />

41


4.2 Fallstudien im Rahmen der Evaluationsforschung<br />

4.2.1 Forschungsfragen und -design der Fallstudien<br />

Um ein „rundes“ Bild der Schulwirklichkeit zu erhalten, wurden ergänzend zu den quantitativen<br />

Erhebungen 12 Fallstudien in allgemeinbildenden Schulen durchgeführt. Bis auf zwei Aus-<br />

nahmen erfolgte die Auswahl der Schulen auf Grundlage der Daten der Basisbefragung (On-<br />

line durchgeführte Befragung von Projektleitungen).<br />

Das Vorgehen war zunächst so geplant, dass zu gleichen Teilen Schulen einbezogen werden<br />

sollten, in denen die Internetarbeit nach Angabe der befragten Projektleitung „gut“, „normal“<br />

wie auch „problematisch“ verlief. Die drei wesentlichen Ziele der Fallstudien lassen sich fol-<br />

gendermaßen benennen:<br />

1. Beobachtung und Darstellung der pädagogischen Interaktion bei der Arbeit mit dem Inter-<br />

net (vgl. Kap. 4.2.3.2.2).<br />

2. Rekonstruktion von Innovationsverläufen (Entwicklungsgeschichte, wichtige Ereignisse,<br />

Dokumentation von schulischen Gegebenheiten, Darstellung von Kooperationsformen)<br />

(vgl. Kap. 4.2.3.2.2, 4.2.3.2.3).<br />

3. Bedingungen benennen, die bei der Vernetzung von Schulen anleitend wirken können.<br />

Konkret: Maßnahmen und Modelle bestimmen, die sich qualitätsverbessernd auf Schule<br />

und Unterricht auswirken. Dabei werden wirksame und einfallsreiche Lösungen heraus-<br />

gestellt (vgl. Kap. 4.3).<br />

Eine der ersten Schulen, die im Rahmen von Fallstudien untersucht werden sollte, war eine<br />

„problematische“ Schule. Diese Schule ließ sich nur nach langen Absprachen von der Wich-<br />

tigkeit der Teilnahme an unserer Untersuchung überzeugen. Schließlich gelang es, den Pro-<br />

jektleiter zu interviewen. Bei diesem Gespräch gewannen wir den Eindruck, dass er von sei-<br />

nem Schulleiter eindringlich „aufgefordert“ wurde, an unserer Untersuchung teilzunehmen. Nur<br />

widerwillig gab der Interviewte Auskunft auf unsere Fragen. Es gelang nicht, weitere Perso-<br />

nen dieser Schule zu befragen. Andere Personen gäbe es nicht, die bereit und in der Lage<br />

wären, uns Auskunft zu geben und Unterrichtsbeobachtungen könnten nicht stattfinden, da die<br />

Internetnutzung bisher zu eingeschränkt stattfände, so die Begründung des Projektleiters.<br />

Eine weitere von uns untersuchte Schule arbeitete zum Zeitpunkt der Fallstudie nur sehr be-<br />

grenzt mit dem Internet. Es gab lediglich einen internetfähigen Computer, der sich in einem<br />

separaten Raum befand. Unterricht mit einer Klasse, in dem mit dem Internet gearbeitet wur-<br />

de, fand nicht statt. Daher konnten an dieser Schule ebenfalls keine Unterrichtsbeobachtun-<br />

gen durchgeführt werden.<br />

Unter anderem aufgrund dieser Erfahrung entschlossen wir uns, Schulen zu wählen, die eine<br />

gewisse Motivation an der Teilnahme mitbringen. Grundlage bildete auch hier die online<br />

42


durchgeführte Koordinator-Befragung. Aus diesem Datenmaterial wurden die Schulen an-<br />

hand verschiedener Variablen (u.a. breiter Einsatz im Unterricht, Projektteam, Zufriedenheit<br />

der Lehrpersonen) ausgewählt. Dabei handelte es sich um Schulen, die nach Aussage der<br />

Projektleitungen die Internetarbeit an ihrer Schule positiv einschätzen. Ein weiterer Grund<br />

dieser Positivauswahl lag in den o.g. Zielsetzungen. Um die innovativen Arbeiten von Schulen<br />

dokumentieren zu können, bietet sich die Konzentration auf „erfolgreiche“ Schulen an.<br />

Da die Auswahl der Schulen auf den Daten der Basisbefragung beruhte, und die Gymnasien<br />

in dieser Untersuchung überrepräsentiert waren (s.o.), haben wir <strong>für</strong> die Fallstudien ebenfalls<br />

eine entsprechend höhere Beteiligung von Gymnasien gewählt.<br />

Die Verteilung über die Bundesländer und die Schulformen ist in Tabelle 24 abgebildet:<br />

Tabelle 24: Verteilung der Fallstudienschulen/Quelle: Fallstudien<br />

Bundesland Anzahl Schulform Anzahl<br />

Bremen 1 Hauptschule 3<br />

Hamburg 1 Realschule 2<br />

Hessen 2 Gesamtschule 3<br />

Niedersachsen 2 Gymnasium 3<br />

Nordrhein-Westfalen 5 Gymnasiale Oberstufe 1<br />

Schleswig-Holstein 1<br />

Gesamt 12 12<br />

Etwa neun Monate nach Projektbeginn wurde mit der Durchführung der Fallstudien begon-<br />

nen. Der Kontakt zu den untersuchten Schulen erfolgte telefonisch. In der Regel wurde das<br />

weitere Vorgehen und der Zeitpunkt der Untersuchung während des Telefonats besprochen.<br />

Lediglich eine Schule wünschte ein persönliches Vorgespräch. Zu diesem Zweck besuchte<br />

ein Mitarbeiter die Schule und informierte vor Ort den Schulleiter und den Projektleiter über<br />

Inhalte und Ziele der Untersuchung.<br />

4.2.2 Datenerhebung<br />

Die ersten vier Fallstudien wurden in den Monaten 09/98 bis 02/99 durchgeführt. Ergänzend<br />

zu der Durchführung von Interviews und Unterrichtsbeobachtungen haben die Projektmitarbei-<br />

terinnen und –mitarbeiter direkt im Anschluss an die Untersuchungen Erlebnisprotokolle ge-<br />

schrieben, damit Eindrücke und Hintergrundinformationen nicht verloren gingen. Nach Been-<br />

digung der Fallstudien wurden die Interviews transkribiert und die handschriftlichen Beobach-<br />

tungsprotokolle in den Computer eingegeben.<br />

43


Das ursprüngliche Ziel, die Datenerhebung bis zu den Sommerferien 1999 abzuschließen,<br />

konnte nicht eingehalten werden. Das lag vor allem in der zeitlich sehr aufwendigen Koordi-<br />

nierung der Fallstudienteams zur Vereinheitlichung der Instrumente. Diese Vereinheitlichung,<br />

seitens des Auftraggebers gewünscht, sollte zu einer besseren Vergleichbarkeit der Unter-<br />

suchungen beitragen.<br />

Die Schwierigkeit, die aus der Koordination resultierte, lag im Wesentlichen darin, dass alle<br />

Forschungsteams viel Zeit und Mühe in die Entwicklung ihrer Instrumente investiert hatten, die<br />

bereits in Untersuchungen erprobt und modifiziert worden waren. Das vorliegende Instrumen-<br />

tarium musste überarbeitet und angeglichen werden, was einen erheblichen Diskussions-<br />

und Koordinierungsbedarf zwischen den Teams aber auch erneut innerhalb der einzelnen<br />

Forschungsgruppen notwendig werden ließ.<br />

Die Durchführung von Fallstudien mit mehreren Forschungsinstituten erfordert einen hohen<br />

Abstimmungsbedarf, wodurch viel Zeit gebunden wird. Die stattgefundenen Koordinations-<br />

treffen, zwischen den Forschungsinstituten und dem Auftraggeber haben sehr wenig Raum<br />

<strong>für</strong> diese Abstimmungen gelassen, da häufig große Teile der Tagesordnung durch den Auf-<br />

traggeber vorgegeben wurden. Dadurch blieb weniger Zeit <strong>für</strong> projektbezogene inhaltliche<br />

Diskussionen. Gerade aber die inhaltliche Abstimmung hätte während der Koordinationstref-<br />

fen stattfinden sollen, da es sich auch um Interessen des Auftraggebers handelte. Trotzt des<br />

zeitlich sehr hohen Aufwandes hat sich letztlich die Abstimmung bewährt, da durch die unter-<br />

schiedlichen Blickwinkel der Forschungsinstitute eine Vielzahl von Aspekten eingeflossen ist.<br />

4.2.2.1 Ziele der Interviews und methodisches Vorgehen<br />

Um tiefergehende Informationen über den Forschungsgegenstand zu erkunden und (ungelös-<br />

te) Probleme benennen zu können, bot sich die Methode des Interviews an. Zu diesem Zweck<br />

sind Leitfaden-Gespräche gut geeignet, da sie den Interviewten die Möglichkeit bieten, ihre<br />

Sichtweise frei zu verdeutlichen. Daher wurden zunächst Interviewleitfäden <strong>für</strong> die (SaN-) Pro-<br />

jektleitung wie auch <strong>für</strong> die Schulleitung entwickelt. Der Entscheidung <strong>für</strong> diese Personen-<br />

gruppen lagen folgende Überlegungen zugrunde: Die Projektleitungen sind diejenigen Per-<br />

sonen, die umfassende Kenntnisse über den Stand der Implementation des Internets in Schu-<br />

len aufweisen. Zudem sind sie in der Regel die Hauptakteure der schulischen Internetarbeit.<br />

Die Schulleitung wurde gewählt, um die Sicht der Leitung einer Schule einzubeziehen und um<br />

organisationsbezogene und auf zukünftige Planungen bezogene Informationen zu erheben.<br />

Obwohl sie zumeist nicht die Hauptakteure sind, ist der Einsatz des Internets von ihrer Zu-<br />

stimmung abhängig.<br />

44


Grundsätzlich sollten im Interview nicht noch einmal Daten erhoben werden, die schon auf<br />

andere Weise gewonnen wurden oder durch Beobachtungen bzw. von den Forschungsteams<br />

während der Schulbesuche erfasst werden konnten (z.B. Computerräume).<br />

Die Erhebungen der vier ersten Interviews bezogen sich dementsprechend auf:<br />

- Angaben zur Person<br />

- Skizze des momentanen Stands der Internetarbeit<br />

- (Vor)Geschichte der Internetarbeit<br />

- Aktuelle Nutzung<br />

- Veränderungen<br />

(Instrumente im Anhang).<br />

Um ein umfassenderes Bild der Schulwirklichkeit zu erhalten, wurde nach Durchführung der<br />

ersten vier Fallstudien beschlossen, ergänzend die Schülervertretung sowie mindestens eine<br />

Lehrperson zu interviewen. Das Interview mit der Schülervertretung dient dazu, Informationen<br />

darüber zu sammeln, wie sich die Einführung des Internets aus der Sicht von Schülerinnen<br />

und Schüler darstellt und inwieweit bzw. ob sie überhaupt informiert sind. Durch die Befra-<br />

gung von Lehrpersonen sollte gewährleistet werden, ein komplexeres Bild über die schuli-<br />

sche Internetarbeit zu gewinnen und nicht nur die Sichtweise der sehr involvierten Projektlei-<br />

tungen und der (zumindest formal) verantwortlichen Schulleitungen als Realität einzubeziehen.<br />

Nach dem dritten Workshop der SaN-Begleitforschung, der im Februar 1999 im <strong>Institut</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Schulentwicklungsforschung</strong> der <strong>Universität</strong> <strong>Dortmund</strong> stattfand, wurde beschlossen, zentrale<br />

Themen und Fragestellungen der einzelnen Teilprojekte anzugleichen, wobei jedes For-<br />

schungsteam aber weiterhin auch eigene Schwerpunktsetzungen verfolgte. In Kooperation<br />

der Forschungsgruppen wurden vorhandene Instrumente angeglichen bzw. ergänzende Er-<br />

hebungsinstrumente entwickelt (s.o.).<br />

Dadurch änderte sich auch die Struktur der Leitfadeninterviews. In den überarbeiteten Inter-<br />

viewleitfäden wurden insbesondere folgende Bereich einbezogen (Instrumente im Anhang).<br />

- Angaben zur Person<br />

- Schulprofil/Schulprogramm<br />

- Zur Rolle der Interviewten<br />

- Internetarbeit<br />

- Organisation<br />

.- Unterstützung<br />

- Veränderung/Pläne/Visionen<br />

Bei der Schülervertretung lag der Schwerpunkt etwas anders, da es insbesondere um die<br />

Informiertheit der Schülerschaft ging (s.o.). Die Fragen betrafen die Bereiche<br />

45


Rolle der Schülervertretung<br />

- Interneteinführung<br />

- Internetnutzung<br />

- Zugänglichkeit<br />

- Informiertheit der Schülerinnen und Schüler<br />

- Veränderungen/Visionen<br />

Bei den Interviews handelt es sich bis auf wenige Ausnahmen um Einzelinterviews. Dies er-<br />

wies sich als sehr wichtig, da auch heikle Themen (z.B. Fragen nach der Rolle der Schullei-<br />

tung, nach der persönlichen Rolle) angesprochen wurden, so dass bei Gruppeninterviews zu<br />

be<strong>für</strong>chten gewesen wäre, dass das Antwortverhalten durch Vorgesetzte oder auch durch<br />

Kolleginnen und Kollegen beeinflusst worden wäre. Die Befragungen dauerten in der Regel<br />

zwischen 60 und 90, zum Teil aber auch bis zu 150 Minuten.<br />

Es gibt unterschiedliche Methoden, um die Antworten zu dokumentieren: 1) Anfertigung von<br />

Notizen während des Interviews, 2) Erstellung von Gedächtnisprotokollen nach dem Interview<br />

und 3) Tonbandaufzeichnungen.<br />

Die letztgenannte Möglichkeit ist die zeitaufwendigste, gleichzeitig aber auch genauste, da<br />

sie gewährleistet, dass keine Gesprächsinformationen verloren gehen, wie das z.B. bei der<br />

Erstellung von Notizen oder Gedächtnisprotokollen der Fall sein kann. Obwohl es sehr auf-<br />

wendig ist, bietet es sich an, die Befragung zu verschriftlichen. Zu diesem Zweck wurden die<br />

Interviews aufgezeichnet und vollständig transkribiert. Die Transkripte bildeten die Grundlage<br />

<strong>für</strong> die weiteren Auswertungsschritte.<br />

Tabelle 25:Übersicht über die interviewten Personen/Quelle: Fallstudien<br />

Funktion der Interviewpartner Anzahl (absolut)<br />

Schulleitung 10<br />

Projektleitung 10<br />

Schul-/Projektleitung in einer Person 2<br />

Lehrpersonen 15<br />

Schülervertretung/Schüler 17<br />

Gesamt 54<br />

4.2.2.2 Ziele der Beobachtungen und methodisches Vorgehen<br />

Um hinreichende Aussagen über die konkrete Nutzung des Internets treffen zu können, wur-<br />

den über die Interviews hinaus Beobachtungen im Unterricht mit Interneteinsatz durchgeführt.<br />

46


Bei diesen Beobachtungen wurden nicht nur die Fächer einbezogen, in denen überwiegend<br />

mit dem Internet gearbeitet wird (Informatik), sondern gerade auch die Bereiche Gesell-<br />

schaftswissenschaften und Fremdsprachen berücksichtigt. Die nachfolgenden beiden Tabel-<br />

len, einmal sortiert nach Jahrgängen, einmal sortiert nach Fachbereichen, geben einen diffe-<br />

renzierten Überblick darüber, welche Unterrichtsbeobachtungen im Einzelnen durchgeführt<br />

worden sind, Tabelle 28 gibt einen Gesamtüberblick über die Fallstudien:<br />

Tabelle 26: Zusammensetzung der Unterrichtsbeobachtungen/Quelle: Fallstudien<br />

Klasse/Jahrgang Beobachtete Fächer<br />

Gemischt Internet-AG<br />

Gemischt Globe-AG<br />

5 Biologie<br />

5 WPU Internet AG<br />

6 Mathe<br />

6 Gesellschaftslehre<br />

8 Geschichte<br />

8 IKG<br />

9 Informatik<br />

9 WPU Internetgestaltung<br />

9 WPU Internet/Homepage<br />

10 Französisch<br />

10 Französisch<br />

10 Informatik<br />

10 Polytechnik<br />

10 Wirtschaft/Politik<br />

11, GK Biologie<br />

11, LK Gemeinschaftskunde<br />

11, LK Geographie<br />

12, GK Englisch<br />

12, LK Geographie<br />

13, GK Englisch<br />

Tabelle 27: Unterrichtsbeobachtungen pro Fachbereich/Quelle: Fallstudien<br />

Fachbereich Anzahl Unterrichtsbeobachtungen<br />

Informatikbereich 7<br />

Mathe/NW 3<br />

47


Fremdsprachen<br />

Gesellschaftswissenschaften<br />

Gesamt<br />

48<br />

4<br />

8<br />

22


Nr. Schul-<br />

form<br />

Tabelle 28: Gesamtübersicht der qualitativen Untersuchungen/Quelle: Fallstudien<br />

Land Größe (Anz.<br />

Schüler)<br />

Schul-<br />

leitung<br />

49<br />

Interviewte Personen<br />

Projektl. LehrerIn Schüler/SV Insges.<br />

1 GYM NRW 955 1 1 0 0 2<br />

2 RS NRW 675 1 1 0 0 2<br />

3 GS NRW 1200 1 1 1 0 3<br />

4 GS Hessen 1169 1 1 0 0 2<br />

5 RS Nieders. 500 1 1 2 1 5<br />

6 GyO Stadtstaat 370 1 1 1 1 4<br />

7 GYM Stadtstaat 700 1 1 1 2 5<br />

8 GS Hessen 750 1 1 2 2 6<br />

9 HS Nieders. 540 1 * 3 4 8<br />

10 HS NRW 268 1 1 1 1 4<br />

11 GYM NRW 550 1 1 2 3 7<br />

12 RS SH 323 1 * 2 3 6<br />

Nr. Informationstechn.<br />

Bereich<br />

Gesamt 12 10 15 17 54<br />

Mathe/<br />

NW<br />

Beobachtungen Fragebögen<br />

Fremd -<br />

sprachen<br />

Gesellschafts-<br />

wissensch.<br />

Insges. Rücklauf L-<br />

fragebög.<br />

Verteilte<br />

L-frageb.<br />

1 0 0 0 0 0 0 0<br />

2 1 0 0 0 1 0 0<br />

3 0 0 0 1 1 0 0<br />

4 1 0 1 0 2 0 0<br />

5 2 0 0 0 2 10 15<br />

6 0 1 1 2 4 15 15<br />

7 0 0 1 1 2 4 15<br />

8 1 0 0 1 2 0 15<br />

9 1 1 0 0 2 6 15<br />

10 0 0 0 1 1 5 15<br />

11 0 0 1 1 2 11 15<br />

12 1 1 0 1 3 9 15<br />

Gesamt 7 3 4 8 22 60 120<br />

* = in der Gesamtzählung zu Schulleitung gerechnet


4.2.2.3 Eingesetzte Instrumente<br />

Im Einzelnen wurden in den Fallstudienschulen folgende Daten erhoben:<br />

Fälle 1-4: - Interview mit der Schulleitung<br />

- Interview mit der SaN-Projektleitung<br />

- Unterrichtsbeobachtungen im Unterricht mit Interneteinsatz<br />

Fälle 5-12: - Checkliste zu Schuldaten und Technikausstattung<br />

- Fragebogen <strong>für</strong> Lehrpersonen<br />

- Interview mit der Schulleitung<br />

- Interview mit der SaN-Projektleitung<br />

- Interview mit mindestens einer aktiven Lehrperson<br />

- Interview mit der Schülervertretung bzw. mit Schülerinnen und<br />

Schüler<br />

- Mindestens eine Beobachtung im Unterricht mit Interneteinsatz<br />

4.2.3 Qualitative Datenauswertung<br />

Um dem Material und den Zielen der Untersuchung gerecht zu werden, wurde, wie schon im<br />

ersten Zwischenbericht erwähnt (vgl. dort S. 61), die Methode des Thematischen Kodierens<br />

gewählt. Im Groben lässt sich dieses Vorgehen in zwei Schritte unterteilen (vgl. ausführlicher<br />

dazu u.a. Flick 1998):<br />

In einem ersten Schritt werden Einzelfallanalysen erstellt. Dabei wird das gewonnene Material<br />

jeder Schule in die Analyse einbezogen. Diese vertiefenden Analysen bieten den Vorteil,<br />

dass der Sinnzusammenhang des einzelnen Falls, d.h. in unserem Fall der Einzelschule, er-<br />

halten bleibt. In einem zweiten Schritt werden fallübergreifende Analysen durchgeführt.<br />

Die Entwicklung des Kategoriensystems erfolgte induktiv, d.h. am Material orientiert. Als hilf-<br />

reich und notwendig erwiesen sich Diskussionen im Forschungsteam, die zu einer Schärfung<br />

der Kategorien beitrugen.<br />

Während der im November 1999 stattfindenden Projekttagung, die in Berlin stattfand, wurde<br />

vom Auftraggeber der Wunsch nach einer stärkeren Vergleichbarkeit der Fallstudien geäu-<br />

ßert. Um dieser Vergleichbarkeit gerecht zu werden, wurde in Kooperation der Fallstudien-<br />

teams das Kategoriensystem überarbeitet. Dieser Entwicklungsprozess dauerte mehrere<br />

Wochen. Die sieben bereits erstellten Einzelfallanalysen wurden dementsprechend überar-<br />

beitet und den neuen Kategorien angepaßt.<br />

Um zu Ergebnissen zu gelangen, die den Qualitätsanforderungen wissenschaftlicher For-<br />

schung genügen, wurde beschlossen das Material u.a. in Zusammenarbeit mit externen Ko-<br />

dierern kommunikativ zu validieren. Dazu wurden zwei Kodiererinnen eingestellt, die durch<br />

die Projektmitarbeiter/innen eine ausführliche Kodiererschulung erfuhren. Neben der zum Teil<br />

50


erfolgten doppelten Kodierung gesamter Interviews, wurden immer wieder Kodierungen zu<br />

einzelnen Bereichen durchgeführt. Hierbei wurden insbesondere solche Bereiche gewählt,<br />

die sich als schwierig zu kodieren erwiesen, bzw. von denen dieses vermutet wurde.<br />

Das nachfolgende Zeitschema gibt einen detaillierten Überblick über das Vorgehen während<br />

der Untersuchung. Neben der Entwicklung der Instrumente wurden die Zeitpunkte der Daten-<br />

erhebung wie auch der Auswertung aufgenommen.<br />

4.2.3.1 Zeitschema<br />

Daten Vorgehen<br />

06-08/98 Auswahl der FS-Schulen aus den Daten der Basisbefragung<br />

06-08/98 Entwicklung der Datenerhebungsinstrumente <strong>für</strong> die Fallstudien plus<br />

Pretest<br />

09/98 Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen<br />

01/99 Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen (diese Schule<br />

wurde aufgrund der schwierigen Situation nicht weiter in der Analyse<br />

berücksichtigt, siehe dazu auch Anmerkungen oben. Da<strong>für</strong> haben wir<br />

eine Fallstudie mehr als vorgesehen durchgeführt, so dass sich die<br />

Gesamtzahl von 12 ergibt)<br />

01/99 Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen<br />

02/99 Durchführung einer Fallstudie in Hessen<br />

09/98-02/99 Entwicklung eines Kategoriensystems und Durchführung der Analysen<br />

von fünf Fallstudien<br />

02/99 3. SaN-Workshop, auf dem eine Vereinheitlichung der Datenerhebung<br />

beschlossen wurde<br />

02-04/99 Überarbeitung der Fallstudieninstrumente, damit Bereiche der einzel-<br />

nen Forschungsteams angeglichen werden können<br />

05/99-06/99 Durchführung von fünf Fallstudien in Bremen, Hamburg, Hessen und<br />

06/99 und<br />

09/99<br />

08/99 und<br />

12/99<br />

Niedersachsen<br />

Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen (aus zeitlichen<br />

Gründen konnten die Beobachtungen nicht mehr im Juni sondern erst<br />

nach den Sommerferien durchgeführt werden)<br />

Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen (aufgrund schul-<br />

spezifischer Gründe konnten nicht alle Untersuchungen an einem<br />

Stück erfolgen)<br />

09/99 Durchführung einer Fallstudie in Schleswig Holstein<br />

12/99 Durchführung einer Fallstudie in Nordrhein-Westfalen<br />

11/99 SaN-Workshop in Berlin mit dem Beschluss, die Auswertungen der<br />

Fallstudienteams zu vereinheitlichen<br />

51


12/99-02/00 Überarbeitung des Kategoriensystems, damit Bereiche der einzelnen<br />

Forschungsteams angeglichen werden können<br />

02/00-05/00 Überarbeitung der bereits erstellten sieben Einzelfallanalysen und<br />

Durchführung der restlichen fünf Analysen<br />

01-05/00 Durchführung einer quantitativen Inhaltsanalyse<br />

02-03/00 Kodierung des Materials<br />

4.2.3.2 Ergebnisse der qualitativen Auswertung<br />

Bei der Ergebnisdarstellung der Fallstudien konzentrieren wir uns, wie dargestellt, auf die<br />

Fragen, die zu Beginn des Projektes in Kooperation mit dem Auftraggeber entworfen wur-<br />

den.<br />

Da die erstellten Einzelfallanalysen zwar anonymisiert, aufgrund der detaillierten Darstellung<br />

jedoch trotzdem rückführbar sind, stellen wir diese Analysen nicht im Rahmen des Endbe-<br />

richts vor. Vielmehr werden fallübergreifende Ergebnisse sowie einzelne Beispiele beschrie-<br />

ben. Es ist geplant, den beteiligten Schulen jeweils ihre Analyse zukommen zu lassen und sie<br />

um ihr Einverständnis zur Veröffentlichung bzw. Weitergabe der Daten zu bitten.<br />

Bevor detaillierte Ergebnisse zu den Bereichen technische und räumliche Installation in den<br />

Bildungseinrichtungen, Unterrichtsprojekte und schulexterne Kooperationen wiedergegeben<br />

werden, erfolgt zunächst die Darstellung der Ergebnisse, die nicht in diese Kategorien pas-<br />

sen. Bei allen Ergebnissen und auch bei den Empfehlungen muss jedoch auf die Fallspezifik<br />

der Einzelschule hingewiesen werden. Jede Schule hat ihren spezifischen Kontext (u. a. Ge-<br />

schichte, soziales Umfeld, Größe). Was <strong>für</strong> die eine Schule bezüglich ihrer Internetarbeit gut<br />

und sinnvoll ist, kann sich <strong>für</strong> andere Schulen als problematisch erweisen. Ein Beispiel: In den<br />

Fallstudien hat sich gezeigt, dass es <strong>für</strong> die Implementation des Internets und <strong>für</strong> die Heran-<br />

führung der Lehrpersonen an dieses Medium sinnvoll ist, (Internet-)Computer an zentralen<br />

Orten aufzustellen. Befindet sich ein frei zugänglicher Internetcomputer im Lehrerzimmer, so<br />

werden durch dessen Benutzung leicht fachfremdere Kolleginnen und Kollegen ans Internet<br />

„gewöhnt“. Das Internet und dessen Möglichkeiten werden zudem schneller zum Gesprächs-<br />

thema, eine Diskussion oder ein Austausch kann leichter stattfinden. In einer von uns unter-<br />

suchten Schule (Fall 12) hätte ein Internetcomputer nach Aussage der Befragten jedoch eher<br />

hinderlich gewirkt. Das lag daran, dass der Schulleiter, der gleichzeitig auch SaN-<br />

Projektleiter war, die Ausstattung der Klassen mit Computern in den großen Ferien veran-<br />

lasst hat. Die Möglichkeit an die Geräte zu kommen ergab sich spontan und so stattete er<br />

einen Großteil der Klassen mit Rechnern aus. Als die Ferien beendet waren, und die Lehr-<br />

personen die Klassenraumcomputer entdeckten, reagierten sie wenig begeistert. Die Kritik<br />

bezog sich vor allem darauf, dass ihre Klassenräume ohnehin schon zu klein wären und dass<br />

52


sie bei der Planung übergangen worden sein. Das Resultat war, dass kaum eine Lehrperson<br />

dieser Schule mit dem Rechner in ihrer Klasse arbeitete. Sie ignorierten ihn einfach. Hätte<br />

der Schulleiter nun <strong>für</strong> die Installation eines weiteren Rechners in dem ausgesprochen kleinen<br />

und vollgestellten Lehrerzimmer plädiert, so wäre es wahrscheinlich zu weiteren Konflikten<br />

gekommen.<br />

Dieses Beispiel legt auch dar, dass die Offenlegung der Planung und die Kommunikation<br />

darüber eine herausragende Bedeutung <strong>für</strong> die Implementation des Internets hat. Dies kann<br />

auch im Rahmen der Schulprogrammarbeit, insoweit neue Medien hier eine Rolle spielen<br />

sollen, gewährleistet werden.<br />

Als sinnvoll erweist sich ferner die Durchführung einer Bestandsaufnahme. In Fall vier wurde<br />

diese mittels eines Fragebogens durchgeführt. Das zentrale Ergebnis dieser Untersuchung<br />

war, dass ein Großteil der Schülerinnen und Schüler privat einen Computer- und zum Teil<br />

sogar einen Internetzugang hat. Aufgrund dieses Ergebnisses beschlossen die Lehrperso-<br />

nen, die Arbeit mit neuen Medien als einen integralen Bestandteil ihrer schulischen Arbeit<br />

und auch in das zu erstellende Schulprogramm aufzunehmen. Zuvor plädierte ein großer Teil<br />

der Lehrerinnen und Lehrer gegen die Arbeit mit neuen Medien, da die Schülerinnen und<br />

Schüler nicht noch mehr, als sie es ohnehin schon täten, vor dem PC „hängen“ sollten. Da sie<br />

den Computer aber ohnehin schon <strong>für</strong> diverse Zwecke nutzten, wollten die Lehrpersonen ge-<br />

währleisten, dass die Medienkompetenz (und damit eben auch der reflektierte und kritische<br />

Umgang mit dem Internet) der Schülerinnen und Schüler gefördert werde.<br />

Ein weiteres zentrales Ergebnis aus den Fallstudien ist, dass technische Aspekte im Vorder-<br />

grund stehen. Pädagogische und didaktische Fragestellungen finden bisher kaum Berück-<br />

sichtigung. Das liegt an der bisher sehr problematischen Ausstattungssituation, vor allem a-<br />

ber daran, dass die Lehrpersonen <strong>für</strong> die Wartung und Administration allein zuständig sind.<br />

Lediglich in zwei (Fall 3, 6) der untersuchten 12 Schulen gab es externe Techniker, die diese<br />

Arbeiten übernahmen. Alle Befragten in den anderen Fallstudienschulen forderten eine Ent-<br />

lastung in diesem Bereich und sahen zum Teil die schulische Arbeit mit neuen Medien sogar<br />

als ernstlich gefährdet an, wenn sie weiterhin diese Aufgaben übernehmen müssten. Das lag<br />

an mangelnden zeitlichen Ressourcen, wie auch an mangelnden Kompetenzen in diesem<br />

Bereich. Lehrerinnen und Lehrer, so wurde uns immer wieder gesagt, seien <strong>für</strong> etwas ande-<br />

res ausgebildet worden, als sich um die Vernetzung zu kümmern. Als weiterer Grund wurden<br />

fehlende Anreizsysteme, in Form von Entlastungsstunden oder Aufstiegschancen genannt.<br />

4.2.3.2.1 Technische und räumliche Installation in den Bildungseinrichtungen<br />

53


In den Fallstudienschulen gab es ein bis drei Computerräume. Der größte Teil der untersuch-<br />

ten Schulen (fünf) verfügt über einen Computerraum. Vier Schulen haben zwei Computer-<br />

räume eingerichtet und drei Schulen besitzen drei Räume.<br />

Die Anzahl vorhandener Computer schwankt je nach Schule von 13 bis 200 (!) Computern.<br />

Der Großteil der Schulen hat zwischen 13 und 35 Computer. Lediglich zwei Schulen weisen<br />

mehr Computer auf: Eine Schule besitzt 54 und die andere – wie bereits geschildert – 200<br />

Rechner. Bei der letztgenannten Schule sind allerdings nicht alle Computer im Einsatz, son-<br />

dern ein Teil lagert im Keller und wird, wenn Lehrpersonen Interesse signalisieren, in deren<br />

Klassenzimmern eingerichtet.<br />

Alle untersuchten Fallstudienschulen verfügen über separate Computerräume. In vier Schulen<br />

ist ergänzend ein Computer-Pool eingerichtet worden. Darüber hinaus gibt es in sechs Schu-<br />

len Computer in Klassenzimmern und in zwei Schulen in Fachräumen. In fast der Hälfte (fünf)<br />

der Lehrerzimmer befinden sich ebenfalls Computer. Zwei Schulen haben PCs in der Biblio-<br />

thek/Mediothek eingerichtet. Eine weitere Schule verfügt über Computer in einer Schreib-<br />

wie auch in einer Filmwerkstatt (vgl. Tab. 29).<br />

Die Zugriffsmöglichkeiten auf das Internet bilden eine wichtige Grundlage <strong>für</strong> die Möglichkei-<br />

ten der schulischen Internetnutzung. In Tabelle 29 ist dargelegt, dass lediglich zwei Schulen<br />

über eine Totalvernetzung der Rechner verfügen.<br />

Besonders hingewiesen werden soll auf die Fälle eins und vier, die beide jeweils nur über<br />

einen einzigen Computer einen Internetzugang haben.<br />

In Fall eins befand sich zum Zeitpunkt der Fallstudie der einzige Computer mit Internetzugang<br />

in einem kleinen, separaten Raum. Unterricht mit einer gesamten Klasse war aufgrund der<br />

Raumgröße nicht möglich. Es gab einen weiteren Computerraum, der mit 28 Rechnern aus-<br />

gestattet war. Der Einsatz des Internets im Unterricht war zum Zeitpunkt der Erhebung auf<br />

vereinzelte Recherchen und einem - halb schulischen, halb privaten - E-Mail-Kontakt mit einer<br />

amerikanischen Partnerschule begrenzt. Dieser E-Mail-Kontakt bestand mit Schülerinnen<br />

und Schülern einer amerikanischen Partnerschule auf einer eher persönlichen Basis.<br />

Fall vier verfügte ebenso wie Fall eins lediglich über einen einzigen Internetzugang. Es waren<br />

zwei Computerräume (jeweils einmal zehn und einmal sieben Computer) vorhanden. Der In-<br />

ternetzugang befand sich in größeren Raum. Die Mitglieder dieser Schule hatten sich sehr<br />

differenzierte Gedanken zu den Computerräumen gemacht. Da die Einrichtung mit dem Ziel<br />

verbunden war, ein Informationszentrum zu schaffen, wurde ein Raum in unmittelbarer Nähe<br />

zur Schulbibliothek als Computerraum gewählt. Trotz der schlechten Ausstattung führte die<br />

Schule eine Vielzahl von Projekten und Internetanwendungen durch. Neben Recherchen zu<br />

diversen Themen fanden unter anderem mehrere E-Mail-Projekte statt. Ein E-Mail-Projekt<br />

dieser Schule ist im Kapitel Unterrichtsprojekte (Beschreibung 3) beschrieben, so dass an<br />

dieser Stelle nicht näher darauf eingegangen wird.<br />

Die Gegenüberstellung dieser beiden Schulen verdeutlicht die unterschiedlichen Möglichkei-<br />

ten, die sich trotz einer sehr beschränkten Ausstattung ergeben: Durch die Wahl der Aufstel-<br />

54


lung (Internetcomputer im Computerraum vs. im separaten Raum) wurden unterschiedliche<br />

Voraussetzungen geschaffen. In Fall eins war es nicht möglich, Unterricht mit Interneteinsatz<br />

mit einer gesamten Klasse durchzuführen. Fall zwei zeigt, dass trotz eines einzelnen Internet-<br />

zugangs eine Nutzung erfolgen kann, die qualitativ sehr hochwertig ist.<br />

Anzahl Computerräume<br />

Tabelle 29: Computeraufstellung/Quelle: Fallstudien<br />

Anzahl Computer<br />

Standorte der Computer<br />

55<br />

Internetzugriffsmöglichkeiten (wie viele<br />

Rechner können gleichzeitig auf das<br />

Internet zugreifen?)<br />

Fall 1 2 28 Computerraum 1 (es gibt nur einen Internetcomputer<br />

und der befindet sich in einem separaten<br />

Raum)<br />

Fall 2 1 13 Computerraum 12<br />

Fall 3 3 200 Computerräume<br />

Klassenräume<br />

Fachräume<br />

Lehrerzimmer<br />

Bibliothek/Mediothek<br />

40<br />

Fall 4 2 17 Computerräume 1 (es gibt nur einen Internetcomputer;<br />

er befindet sich im Computerraum)<br />

Fall 5 2 15 Computerräume<br />

Extra-Pool<br />

15 (alle)<br />

Fall 6 3 35 Computerräume<br />

Fachräume<br />

Lehrerzimmer<br />

31<br />

Fall 7 3 33 Computerräume<br />

Klassenräume<br />

Schreibwerkstatt<br />

Filmwerkstatt<br />

25<br />

Fall 8 1 25 Computerraum 24<br />

Fall 9 1 27 Computerraum<br />

Klassenräume<br />

Computer-Pool<br />

Lehrerzimmer<br />

19<br />

Fall 10 1 21 Computerraum<br />

Klassenräume<br />

Lehrerzimmer<br />

Computer-Pool<br />

21 (alle)<br />

Fall 11 2 23 Computerräume<br />

Klassenräume<br />

Lehrerzimmer<br />

16<br />

Fall 12 2 54 Computerräume<br />

Klassenräume<br />

Computer-Pool<br />

Lehrerzimmer<br />

Bibliothek<br />

25<br />

Bezüglich der Peripherieausstattung, d.h. Geräte, die an den Computer angeschlossen wer-<br />

den können, wurden verschiedene Angaben erhoben: Alle Schulen verfügen über Drucker.<br />

Die jeweiligen Modelle sind Tabelle 30 zu entnehmen.<br />

Fast alle Schulen (11) besitzen einen Scanner. Die Hälfte der Schulen gibt jeweils an, eine<br />

Digitalkamera sowie einen CD-Brenner zu haben. Über einen Streamer/Zip-Laufwerk verfü-


gen sieben Schulen, über eine Soundkarte und Lautsprecher fünf Schulen. Immerhin vier<br />

Schulen besitzen einen Beamer und drei ein LC-Display (vgl. Tab. 30).<br />

Laserdrucker<br />

(Farbe)<br />

Laserdrucker<br />

(s/w)<br />

Tabelle 30: Peripheriegeräte, Quelle: Fallstudien<br />

Tintenstrahldrucker<br />

(s/w)<br />

Tintenstrahldrucker<br />

(Farbe)<br />

Scanner<br />

56<br />

Digitalkamera<br />

CD-<br />

Brenner<br />

Soundkarte/Lautsprecher<br />

Beamer Streamer/Zip<br />

-<br />

Laufwerk<br />

Fall 1 0 0 0 1 1 0 0 0 0 1 0<br />

Fall 2 0 0 1 0 1 0 0 0 1 0 0<br />

Fall 3 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0<br />

Fall 4 0 0 0 1 1 1 1 0 1 0 0<br />

Fall 5 0 1 1 1 0 0 0 0 0 0 0<br />

Fall 6 0 1 0 1 1 0 0 1 1 1 1<br />

Fall 7 0 1 1 1 1 1 1 1 0 1 0<br />

Fall 8 0 1 1 0 1 0 1 0 0 1 1<br />

Fall 9 0 0 1 1 1 0 0 1 0 1 0<br />

Fall 10 0 1 1 1 1 0 0 0 0 1<br />

Fall 11 0 0 1 1 1 1 1 0 0 0 0<br />

Fall 12 0 1 1 1 1 1 1 1 0 1 0<br />

GESAMT 0 7 2 10 11 6 6 5 4 7 3<br />

4.2.3.2.2 Unterrichtsprojekte<br />

LC-<br />

Displ<br />

ay<br />

Die Grundlage jeglicher Internetnutzung einer Schule bilden die Lehrerinnen und Lehrer, die<br />

letztlich mit diesem Medium arbeiten und es im Unterricht einsetzen. Bevor auf inhaltliche<br />

Fragestellungen eingegangen wird, wird zunächst ein Überblick über die Anzahl der nutzen-<br />

den Lehrpersonen gegeben. Die Einschätzung der Nutzung geht im Wesentlichen auf die<br />

Angaben, die uns die Projektleitungen gemacht haben, zurück. Das heißt, dass bei diesem<br />

Ergebnis immer davon auszugehen ist, dass es sich um Angaben der Projektleitungen bzw.<br />

anderer an der Schule befragter Personen und nicht um die Aussagen der gesamten Lehrer-<br />

schaft einer Schule handelt (vgl. Tab. 31).<br />

Tabelle 31: Nutzende Lehrerinnen und Lehrer/Quelle: Fallstudien<br />

F 1 F 2 F 3 F 4 F 5 F 6 F 7 F 8 F 9 F 10 F 11 F 12<br />

Anzahl nut- n. 2 9 21 20 28 25 k.A. 14 26 15 20<br />

zenderLehrpersonen in<br />

Prozent<br />

bekannt<br />

Gesamt Durchschnittlich setzten in den Fallstudienschulen 16 Prozent des Lehrerkollegiums das Internet<br />

im Unterricht ein<br />

Zu Beginn der Forschung wurde die Frage nach den Arten von Unterrichtsprojekten gestellt.<br />

Unseres Erachtens macht es wenig Sinn das qualitative Datenmaterial hinsichtlich dieser<br />

Fragestellung quantitativ auszuwerten. Vielmehr legen wir Wert auf die Präsentation gelunge-<br />

ner Unterrichtsbeispiele, die <strong>für</strong> Schulen anleitend wirken können und die einen wertvollen


Einblick in die schulische Arbeit mit dem Internet ermöglichen. Zu diesem Zweck werden<br />

Beispiele aus den folgenden Bereichen vorgestellt: 1) Informatik, 2) Mathematisch-<br />

naturwissenschaftlicher Bereich, 3) Fremdsprachen, 4) Gesellschaftswissenschaften, 5) Bei-<br />

spiel <strong>für</strong> fächerübergreifenden Unterricht, 6) Arbeitsgemeinschaften, 7) Anderes. Die kursiv<br />

hervorgehoben Aussagen geben einen Hinweis auf die Kernpunkte der nachfolgenden Unter-<br />

richtsbeschreibung. Zu jedem Bereich haben wir jeweils mindestens ein Beispiel gewählt,<br />

dass u.E. einen Vorbildcharakter aufweist.<br />

Bereich 1: Informatikbereich<br />

Gelungener Unterrichtsbeginn (Fall 4)<br />

Bei dieser Unterrichtsbeobachtung handelte es sich um eine Doppelstunde im<br />

Bereich des Wahlpflichtunterrichts in einem 9. Jahrgang. Thema des Unter-<br />

richts war die Gestaltung der schulischen Homepage. Es wurde am Computer,<br />

nicht aber im Internet gearbeitet. Insgesamt waren 16 Schüler anwesend,<br />

Mädchen nahmen nicht teil. Diesen Umstand führte der Lehrer bedauernd auf<br />

den sehr technischen Titel des Kurses WPU-HTML zurück, mit dem dieser<br />

Wahlpflichtunterricht zum Schuljahresbeginn angekündigt wurde.<br />

Direkt zu Beginn der Doppelstunde ergab sich ein organisatorisches Problem:<br />

Zeitgleich mit der ersten Unterrichtsstunde dieses Kurses wurde eine verbind-<br />

liche Praktikumveranstaltung <strong>für</strong> den 9. Jahrgang durchgeführt. Aufgrund die-<br />

ses Umstandes kamen die Schüler nach und nach in den Unterricht, so dass<br />

es keinen gemeinsamen Anfang gab. Trotzdem war die Situation wenig prob-<br />

lematisch, da fast ausschließlich Freiarbeit stattfand. Während der beobachte-<br />

ten Stunde stand die Überprüfung und Überarbeitung der Homepage an, die<br />

auf 88 Dateien „angewachsen“ war. Der Lehrer hatte Disketten mit Arbeitsan-<br />

weisungen vorbereitet. Die eintreffenden Schüler nahmen sich jeweils selbst-<br />

verständlich und ohne zuvor aufgefordert zu werden, eine Diskette vom Pult,<br />

starteten die Computer und öffneten die einzige Datei, die sich auf der Disket-<br />

te befand. In ihr waren die Aufgaben, die während der Unterrichtsstunde zu<br />

erfüllen waren, vermerkt.<br />

Die Arbeitsaufgaben wurden in Gruppen ausgeführt. In einigen Gruppen wurde<br />

diskutiert und die gestellten Aufgaben wurden gemeinsam erledigt. Andere<br />

Gruppen führten die Anweisungen arbeitsteilig aus.<br />

Der Lehrer gab offen zu, dass er sich auf „Neuland“ bewegt. Er teilte uns mit,<br />

dass er sich langsam an die neuen Medien „rantastet“ und dass hin und wie-<br />

der etwas nicht klappt.<br />

Vorteilhaft war dieser Unterrichtsanfang besonders in dieser Stunde, in der<br />

die Schüler sukzessive im Computerraum eintrafen. So musste der Lehrer<br />

nicht auf einzelne Schüler warten oder immer wieder die gestellten Aufgabe<br />

57


wiederholen. Aber auch in der Arbeit mit gerade zu Beginn einer Unterrichts-<br />

stunde sehr unruhigen und lauten Klassen kann in dieser Vermittlung von Auf-<br />

gaben eine sinnvolle Möglichkeit liegen.<br />

Bereich 2: Mathematisch-naturwissenschaftlicher Bereich<br />

Freiarbeit am vernetzten Klassenraumcomputer (Fall 9)<br />

Beobachtet wurde eine 5. Klasse im Fach Biologie, die bereits seit einigen<br />

Stunden an der Erstellung von Referaten zum Thema „Tiere auf dem Bauern-<br />

hof“ arbeitete. Dazu wurde die Klasse in sechs Gruppen aufgeteilt. Auf<br />

Wunsch der Schülerinnen und Schüler wurde die Zusammensetzung der<br />

Gruppen ausgelost, da sie offensichtlich nicht immer ausschließlich mit ihren<br />

Freundinnen und Freunden zusammenarbeiten wollten. Zur Recherche zu den<br />

Tieren (u.a. gab es jeweils eine Gruppe Hunde, Katzen, Schweine) standen<br />

klassen- und schuleigene Bücher und Zeitschriften, persönliche Bücher, Inter-<br />

netausdrucke und das Internet selber zur Verfügung. In jeder Stunde durfte ei-<br />

ne Gruppe die ganze Stunde das Internet zu Recherchezwecken nutzen. Da<br />

jede Gruppe einmal dran war, konnten wir keinen Neid auf die „Internetgruppe“<br />

feststellen. Die Lehrerin widmete der Gruppe am Rechner genauso viel Auf-<br />

merksamkeit wie den anderen Gruppen. Die Arbeit fand überwiegend in<br />

Kleingruppen statt. Zwischendurch kam es häufiger zum Austausch zwischen<br />

den Gruppen. Auch gingen immer wieder einzelne Schülerinnen und Schüler<br />

selbständig an die Regale und holten sich Literatur, die sie dann untereinan-<br />

der austauschten. Abschließend soll noch erwähnt werden, dass die Lehrerin<br />

sehr viel Erfahrung mit Freiarbeit hat und in diesem Bereich Fortbildungen<br />

durchführt.<br />

Bereich 3: Fremdsprachen<br />

Interkulturelles E-Mail-Projekt mit einem einzigen Internetzugang (Fall 4)<br />

Es fand eine Unterrichtsbeobachtung einer Französich-Doppelstunde in einer<br />

10. Klasse statt, an der 16 Mädchen und 6 Jungen teilnahmen. Zum Zeitpunkt<br />

der Untersuchung wurde das E-Mail-Projekt „Immeuble“ mit einer Partnerschu-<br />

le in Frankreich durchgeführt, mit der es bereits einen realen Schüleraus-<br />

tausch gab. Ziel dieses Projekts ist die sprachliche Verbesserung der Schüle-<br />

rinnen und Schüler. In diesem Projekt ging es darum, ein virtuelles Haus auf-<br />

zubauen. Dabei waren die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, sich über<br />

bestimmte Themenbereiche (z.B. Silvester, Karneval) auszutauschen und so<br />

Sprachanlässe zu bieten.<br />

In der beobachteten Stunde, die in einem der beiden Computerräume statt-<br />

fand, wurden E-Mails zum Thema Fasching verfasst. Dabei schrieben die<br />

58


deutschen Schülerinnen und Schüler auf französisch und die französischen<br />

Schülerinnen und Schüler auf deutsch. Die angekommenen E-Mails waren,<br />

bevor sie zurückgeschickt wurden, zu korrigieren. Besonders hervorzuheben<br />

ist, dass alle Schülerinnen und Schüler dieses Kurses über die Möglichkeit<br />

verfügten, privat einen Computer zu benutzen. Zuhause wurden dann jeweils<br />

die E-Mails, die in der nächsten Stunde verschickt werden sollen, geschrieben<br />

und auf Diskette zur nächsten Unterrichtsstunde mitgebracht. Die E-Mails wur-<br />

den in Gruppen (größtenteils geschlechtshomogene Kleingruppen, mit je 2-5<br />

Schülerinnen und Schülern) diskutiert und verschickt. Anschließend wurden<br />

die neuen E-Mails der französischen Schülerinnen und Schüler abgerufen.<br />

Die Lehrperson bemängelte bewusst keine Fehler in der Rechtschreibung<br />

bzw. Grammatik, sondern ließ zu, dass die E-Mails mit Fehlern verschickt<br />

wurden. Beispielhaft ist nachfolgend im Original eine E-Mail, die von zwei<br />

französischen Schülerinnen verfasst wurde, zu sehen:<br />

Heute ist Fasching . Alle Leute schminken sich. Ich denke , dass ich mich gut amu-<br />

sieren werde. Ich , Romeo, werde mich als Wampir verkleiden. Ich werde im Hochhaus<br />

die Angst herreschen lassen. Für der Faschingsball Prune und Lionel verkleiden sich<br />

als Beatniks . Prune zieht Jeans mit die roten und grünen Blumen und ein Kleid dar-<br />

über an. Sie macht sich Zöpfchcn Lionel zieht Felljacke und die rosane Jeans an. Pru-<br />

ne bäckt den Kuchen und die Bowle. (Romeo) Ich finde die Bowle sehr appetitlisch. Ich<br />

tauche darein . Hum ! Es ist gut. Ich finde ,dass Prune zu viel Alcohol . Hic... .darein<br />

getan. Ich höre Music in dem Flur. Ich werde Stimmung hic!... machen. Ich kann bro-<br />

bachten hic!... May hic! ... Stephanie hic! ...und Anita, die sich amusieren. Plotslisch ,<br />

fühle ich mich hic! ... schlecht! Ach! May wird schreien, denn ich habe mein essen auf<br />

ihr weiße Sofa zu kotzen. Ich erinnere sich nicht das essen zu haben. Ich weiße nicht,<br />

wo Prune und Lionel sind. Ich gehe in das Zimmer , um zu schlafen. Aber Anita ist mit<br />

ein Jungen. Die Fete ist zu Ende . Ich habe mich sehr amüsieren. Ich warte auf denn<br />

andere Faschingsball.<br />

Auffällig war, dass niemand in der Gruppe über die zum Teil sehr fehlerhaften<br />

E-Mails der französischen Schülerinnen und Schüler lachte. Die Lehrerin ant-<br />

wortete, nach dem Grund gefragt, dass E-Mails, die von den deutschen Schü-<br />

lerinnen und Schüler auf französisch verfasst wurden, ebenso fehlerhaft wären<br />

und dass die Kinder das auch wüssten.<br />

Die Schülerinnen und Schüler waren sehr konzentriert und motiviert und schie-<br />

nen großen Spaß an diesem Unterricht zu haben. Sie waren ausgesprochen<br />

kooperativ und arbeiteten sehr intensiv und selbständig. So diskutierte bei-<br />

spielsweise eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern ausführlich über die<br />

59


ichtige Grammatik. Sie gingen sehr selbstverständlich und vertraut mit dem<br />

Computer um, so dass wir den Eindruck gewannen, dass der Umgang mit<br />

dem Computer <strong>für</strong> sie nichts besonderes (mehr) ist.<br />

Die fertigen E-Mails wurden auf Disketten gespeichert und einem Schüler ge-<br />

geben, der an dem Internetcomputer arbeitet. Er sammelte die Nachrichten<br />

und schickte sie dann zusammen ab.<br />

Die Lehrerin bezog die Schülerinnen und Schüler ein, wenn sie selber Fragen<br />

hatte. Sie gab offen zu, wenn sie in bestimmten Bereichen nicht weiterkam. Im<br />

Anschluss an die Beobachtung sagte sie zwei sehr charakteristische Sätze <strong>für</strong><br />

den Unterricht mit dem Internet: „Ich kann auch nicht immer alles“ und „man<br />

verzettelt sich manchmal.“ Die zweite Aussage bezog sich auf die Neuartig-<br />

keit, den Unterricht mit Computer zu gestalten. Vieles laufe einfach anders ab,<br />

als ursprünglich geplant. Über ihre genaue Rolle in der Computer- und Inter-<br />

netarbeit ist sie sich nicht sicher. Hierzu befragt sagte sie lächelnd, „vielleicht<br />

bin ich jemand, der die Kennwörter kennt, um ins Internet zu kommen.“ Sie<br />

scheint keine Schwierigkeiten damit zu haben, dass sie nicht die einzige Per-<br />

son ist, die über Kenntnisse verfügt. Eher im Gegenteil, da sie das Know-how<br />

der Schülerinnen und Schüler bewusst einbezieht.<br />

„Die Schüler sollen ans Buch herangeführt werden“ (Fall 11)<br />

Da die oben dargestellte Unterrichtsbeobachtung sehr speziell ist und auf ei-<br />

nem Kontakt zu einer Partnerschule beruht, wird nachfolgend <strong>für</strong> den Fremd-<br />

sprachenbereich eine weitere Beobachtung dargestellt, die <strong>für</strong> einen größeren<br />

Teil von Lehrpersonen anleitend wirken kann. Bei dem beobachteten Unter-<br />

richt handelte es sich um einen Englisch-Grundkurs des 13. Jahrgangs. In ver-<br />

gangenen Stunden wurde das Buch „Man of the Moment“ von Alan Ayckourn<br />

gelesen. In der beobachteten Stunde sollten die Schülerinnen und Schüler ei-<br />

ne Rezension dieses Buches auf die Seite des Internet-Buchversandes Ama-<br />

zon schicken. Sie hatten zu Hause handschriftliche Rezensionen zu diesem<br />

Buch verfasst, die sie nun mitbrachten. Bevor sie jedoch ihre Rezensionen in<br />

den Computer tippten, sollten sie sich Rezensionen anderer Bücher anschau-<br />

en, um zu überprüfen wie diese geschrieben waren. Die Lehrerin teilte uns im<br />

Gespräch mit, dass sie hiermit das Ziel verfolgt den Horizont der Schülerinnen<br />

und Schüler zu erweitern und dass sie hofft, dass diese dadurch auf andere<br />

Bücher aufmerksam werden. Sie sollten sich durch diesen virtuellen Buchla-<br />

den „schnüffeln“, vergleichbar mit einem wirklichen Buchladen. Sie erzählte<br />

weiter, dass in der letzten Stunde diskutiert wurde, inwieweit es sinnvoll sei<br />

einem kommerziellen Buchversand kostenlos Rezensionen zur Verfügung zu<br />

stellen. Trotz Argumenten, die dagegen sprachen, wollten die Schülerinnen<br />

60


und Schüler gerne ihre Rezensionen einreichen. Der Reiz lag <strong>für</strong> die Schüle-<br />

rinnen und Schüler offenbar in der Frage, ob sich der Buchversand <strong>für</strong> die<br />

Aufnahme ihrer Rezensionen entscheiden würde.<br />

Bereich 4: Gesellschaftswissenschaften<br />

„Trockenes“ Thema spannend aufbereitet (Fall 10)<br />

Im Fach Geschichte einer 8. Klasse wurde das Thema des ersten Weltkrieges<br />

behandelt. Ein Thema also, dass erfahrungsgemäß nicht gerade dazu geeig-<br />

net ist, die Schülerinnen und Schüler zu besonderer Motivation anzustiften.<br />

Nach einer kurzen Wiederholung der letzten Unterrichtsstunde, teilt der Lehrer<br />

der Klasse mit, dass er mit ihnen ein Experiment durchführen wolle: Statt mit<br />

dem Buch soll im Internet zu dem Thema recherchiert werden. Zunächst wurde<br />

darüber gesprochen, wie Informationen im Internet zu einem bestimmten The-<br />

ma gefunden werden können. Anschließend schrieb der Lehrer die Internetad-<br />

resse einer Suchmaschine an die Tafel, die die Schülerinnen und Schüler ab-<br />

schreiben sollen. Ergänzend schrieb er noch drei Recherchebegriffe an, die in<br />

der Suchmaschine einzugeben waren:<br />

"1. Weltkrieg verdun<br />

2. weltkrieg frankreich entente<br />

3. imperialismus kolonien afrika"<br />

Die Schülerinnen und Schüler sollten sich – jeweils zu einem der drei Punkte –<br />

in Gruppen zusammenfinden:<br />

Nach der Klärung des Vorgehens wechselte die Klasse in den Computerraum.<br />

Der Lehrer machte am Lehrercomputer vor, was im Einzelnen zu tun war. Es<br />

erfolgte eine Übertragung mittels eines Projektors an die Wand, so dass die<br />

Klasse sein Vorgehen nachvollziehen konnte. Bevor die Schülerinnen und<br />

Schüler die Suchbegriffe eingaben, gab er eine kurze Einführung in die<br />

Suchmaschine. Die Schülerinnen und Schüler sollten dann selbst entscheiden,<br />

welche aufgelisteten Seiten wichtig seien. Während des Unterrichts war der<br />

Lärmpegel unterschiedlich hoch. Insbesondere wenn Schülerinnen und Schü-<br />

ler auf interessante Seiten stießen, teilten sie dies lauthals mit. Es war zu be-<br />

obachten, dass nur wenige Gruppen unruhig waren. Der Großteil der Schüler-<br />

schaft arbeitete sehr engagiert und motiviert zum Thema. Die letzten Minuten<br />

des Unterrichts durften sie, aufgrund der guten Mitarbeit, frei im Internet surfen.<br />

Bereich 5: Fächerübergreifender Unterricht<br />

Kunst/Informatik, virtuelles Kunstmuseum (Fall 2)<br />

Es wurde an einem virtuellen Kunstmuseum gearbeitet. Dieses Projekt fand in<br />

den Fächern Kunst und Informatik statt und wurde von dem Projektleiter durch-<br />

geführt. Im Kunstunterricht erstellten die Schülerinnen und Schüler digitale Bil-<br />

61


der am Computer. Diese Bilder wurden von einem Informatik-Kurs internetge-<br />

recht gestaltet.<br />

Bereich 6: Arbeitsgemeinschaften<br />

Globe-AG: Internationale Zusammenarbeit (Fall 11)<br />

Eine von uns untersuchte Schule arbeite bei dem internationalen Globe-<br />

Projekt (global learning and observation to a benefit environment) mit. Dabei<br />

handelt es sich um ein weltweites Projekt, das von den USA gestartet wurde.<br />

Ziel ist die Erhebung von Umweltdaten (u.a. Wasser, Klima, Boden). Diese<br />

Daten werden über eine Datenmaske im Internet in eine zentrale Stelle in US-<br />

Amerika eingegeben. Dort werden weltweite Daten zusammengetragen. Die<br />

Messungen werden nach bestimmten Protokollen gemacht, d.h., jede Schule<br />

setzt die gleichen Maßstäbe zugrunde, damit sie tatsächlich auch weltweit<br />

vergleichbar sind. In Amerika werden die Daten gesammelt und ausgewertet.<br />

Die Ergebnisse können weltweit von Interessierten, also auch von Nicht-<br />

Globe-Mitgliedern, abgerufen werden. Bei diesem Projekt arbeiten auch Wis-<br />

senschaftlerinnen und Wissenschaftler mit, z.B. von der NASA, Bodenkundler,<br />

Astronomen usw., die ebenfalls die Globe-Daten verwenden. Gleichzeitig wird<br />

versucht, mehr und mehr mit Organisationen, <strong>Institut</strong>ionen in der Umgebung<br />

der jeweiligen Schule zusammenzuarbeiten.<br />

Auf Schulebene werden im Rahmen des Globe-Projektes u.a. Kooperationen<br />

mit Wasserwerken, Landwirten der Umgebung, <strong>Universität</strong>en und auch mit<br />

anderen Schulen untereinander, angestrebt und verwirklicht.<br />

Das Globe-Programm bietet eine Vielzahl von Messmöglichkeiten an. Die<br />

Schwerpunkte dieser AG wurden und werden gemeinsam mit den teilneh-<br />

menden Schülerinnen und Schüler bestimmt. Die Arbeit der Schule fand im<br />

Rahmen einer fächer- und jahrgangsübergreifenden Arbeitsgemeinschaft<br />

statt, die sich seit zwei Jahren einmal wöchentlich trifft. Zum Zeitpunkt der Fall-<br />

studien nahmen eine Schülerin und zehn Schüler an dieser AG teil. Sie führten<br />

Temperatur- und Regenmessungen durch und entnahmen Bodenproben. Die<br />

Ergebnisse wurden über die genannte Datenmaske an den us-<br />

amerikanischen Server übermittelt.<br />

„Wir haben eine eigene Schülerfirma“ (Fall 3)<br />

An einer von uns untersuchten Schulen wurde im Rahmen des WP-Unterrichts<br />

der neunten und zehnten Klasse eine Schülerfirma gegründet. Die Schülerin-<br />

nen und Schüler dieses Kurses leiten die Firma, machen das Management<br />

und sind verantwortlich <strong>für</strong> den Produktionsprozess. Die Hauptaufgabe dieser<br />

Firma ist in erster Line die kostengünstige Aufrüstung älterer PCs durch neue<br />

62


Bauteile. Diese Rechner werden verkauft, in der Regel zu einem Festpreis von<br />

398,- DM (Aufrüstung eines 3- oder 486 zu einem Pentium PC). In der Regel<br />

werden schuleigene Computer aufgerüstet. Hin und wieder kommen aber<br />

auch Anfragen von Außen, vor allem von Grundschulen. Neben technischen<br />

Kenntnissen werden wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen vermittelt und<br />

erlernt. Darüber hinaus beteiligte sich dieser Kurs an der konzeptionellen Wei-<br />

terentwicklung der schulischen Medienarbeit und half beim Aufbau eines Intra-<br />

nets.<br />

Bereich 7: Anderes<br />

Team-teaching (Fall 7)<br />

Nachfolgend wird eine Unterrichtsbeobachtung einer 10. Klasse im Fach<br />

Französisch vorgestellt. Wir haben sie der Rubrik „Anderes“ zugeordnet, da<br />

der Blick der Leserinnen und Leser vor allem auf der Zusammenarbeit zwi-<br />

schen den Lehrpersonen gelenkt werden soll. Darüber hinaus eignet sich die-<br />

ses Beispiel aber auch, um es unter fachlichen Gesichtspunkten zu betrachten.<br />

In dem beobachteten Unterricht war außer der Lehrperson der Projektleiter<br />

anwesend. Ziel seiner Anwesenheit – die von der unterrichtenden Lehrperson<br />

sehr begrüßt wurde – war, dass bei technischen Problemen ein Ansprech-<br />

partner vorhanden war. Da einige Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten<br />

mit ihren E-Mail-Passwörtern hatten, konnte er auch gleich tätig werden. Inhalt-<br />

lich wurde mit der französischen Suchmaschine „Yahoo Francais“ nach Asterix<br />

und Obelix recherchiert. Die gefunden Seiten wurden von den Schülerinnen<br />

und Schülern ausgedruckt und jeweils eine Kopie der Lehrerin gegeben.<br />

Grundlage der Recherche war, dass zuvor ein Asterix-Film geguckt wurde. Die<br />

gefundenen Ergebnisse sollten in der nächsten Stunde auf französisch vorge-<br />

stellt werden.<br />

Die Schülerinnen und Schüler schienen sehr routiniert im Umgang mit der<br />

Suchmaschine wie auch mit dem Internet insgesamt zu sein. Die Lehrerin war<br />

selber verblüfft über das Know-how der Schülerinnen und Schüler. Sie vermu-<br />

tete, dass sie bereits in anderen Unterrichtsfächern Vorerfahrung mit dem In-<br />

ternet sammeln konnten. Sie selber war mit diesem Kurs nur einmal zum Chat-<br />

ten im Internet, was jedoch nicht so gut gewesen wäre: Die französischen<br />

Chat-Partner/innen hätten nicht mit den deutschen Schülerinnen und Schüler<br />

chatten wollen, und überwiegend seien „Schweinereien“ geschrieben worden.<br />

Es stellt sich die Frage, inwieweit eine Unterrichtsverbesserung durch den Einsatz neuer Me-<br />

dien festgestellt werden kann. Aufgrund des uns vorliegenden Materials können über direkte<br />

Unterrichtsverbesserungen keine Aussagen getroffen werden. Um diese Frage beantworten<br />

63


zu können, wäre auch eher eine Langzeitstudie angemessen. Positiv erwähnt werden sollte<br />

allerdings, dass sich eine überaus hohe Motivation der Schülerinnen und Schüler beim Ein-<br />

satz des Internets im Unterricht feststellen lässt. Selbst bei eher „trockenen“ Themen konnten<br />

wir beobachten, dass konzentriert und aktiv mitgearbeitet wurde. Auch war die Motivation<br />

häufig so hoch, dass die Schülerinnen und Schüler noch außerhalb der Unterrichtszeit am<br />

Thema weiterarbeiten wollten und sich zu diesem Zweck mit einer aufsichtsführenden Lehr-<br />

person verabredeten (Fall 6) oder die Internet-AG besuchten bzw. die Computerraumöff-<br />

nungszeiten der Schule nutzten, sofern sie nicht über einen privaten Internetzugang verfügten.<br />

Ein Großteil der Lehrperson setzt zudem das Internet ein, um die Medienkompetenz der<br />

Schülerinnen und Schüler zu fördern und sie auf die Wissensgesellschaft vorzubereiten. So<br />

berichtete beispielsweise die Lehrerin - deren Unterricht in Bereich 7 beschrieben wurde -<br />

dass sie keine sprachlichen Erfolge bei der Arbeit mit dem Internet feststellen könnte, sie<br />

jedoch die Arbeit mit diesem Medium <strong>für</strong> sehr wichtig als Vorbereitung der Schülerinnen und<br />

Schüler <strong>für</strong> den Beruf erachte.<br />

4.2.3.2.3 Schulexterne Kooperationen<br />

Neben den Veränderungen der schulinternen Kooperationen, die sich beispielsweise in fä-<br />

cherübergreifenden Unterricht und team-teaching äußern (vgl. 4.2.3.2.2 Unterrichtsprojekte 5<br />

und 7), lassen sich auch Veränderungen hinsichtlich der schulexterne Kooperationen bei der<br />

Implementation der neuen Medien in den Schulen feststellen. So wurden Kooperationen mit<br />

anderen Schulen durch die Arbeit mit den neuen Medien in besonderer Weise gefördert bzw.<br />

sind aus der Medienarbeit hervorgegangen. Ferner ermöglichte die Zusammenarbeit mit Un-<br />

ternehmen und Sponsoren die Arbeit mit den Informationstechnologien in einem größeren<br />

Umfang an den Schulen. Die vielfältigen Kooperationsformen, die durch die Computer- und<br />

Internetarbeit an den einzelnen Schulen entstanden sind, lassen sich in verschiedene Sparten<br />

einteilen: Kooperationen mit anderen Schulen im In- und Ausland, mit Organisationen (wie<br />

<strong>Universität</strong>en, Volkshochschulen, Medienzentren, Weiterbildungsinstitute usw.), mit Wirt-<br />

schaft/ Unternehmen und mit Sponsoren. Im folgenden werden <strong>für</strong> jede Art der Kooperationen<br />

Beispiele aus den Fallstudienschulen vorgestellt, die sich in ihrer Ausprägung im Vergleich zu<br />

den anderen Fallstudienschulen unterscheiden.<br />

Koopera-<br />

tionsform<br />

extern<br />

Mit Schu-<br />

len<br />

Kurzbeschreibung<br />

Fast alle Fallstudienschulen beschreiben Kooperationen mit anderen Schu-<br />

len, die zumeist im europäischen Ausland aber auch z.B. in den USA be-<br />

heimatet sind (11 der 12 Fallstudienschulen). Der Austausch mit den ande-<br />

ren Schulen erfolgt in den meisten Fällen per E-Mail oder Chatten (vgl.<br />

64


Mit Or-<br />

ganisati-<br />

onen<br />

Unterneh<br />

men/Wirt<br />

schaft<br />

Sponso-<br />

ren<br />

4.2.3.2.2).<br />

Bei einer Schule (Fall 6) wurde der Kontakt mit einer englischen Partner-<br />

schule neben dem E-Mail-Austausch über eine Video-Konferenzschaltung<br />

ermöglicht. Mit Hilfe der Video-Konferenz konnten die Schülerinnen und<br />

Schüler in Deutschland und in England zur gleichen Zeit miteinander über<br />

ihren Schulalltag diskutieren, was ohne diesen technischen Einsatz nur in<br />

einem direkten Kontakt in einem der beiden Länder möglich gewesen wä-<br />

re. Die Video-Konferenz schaffte so die Voraussetzung <strong>für</strong> „grenzenlosen“<br />

Projektunterricht.<br />

An dieser Stelle wurden Kooperationen mit Organisationen, <strong>Universität</strong>en,<br />

Medienzentren und Weiterbildungsinstituten und dergl. aufgenommen. Bei<br />

der Fallstudienschule 12 bestehen Kontakte zu dem Medienzentrum der<br />

nächstgelegenen größeren Stadt. Das Zentrum wird <strong>für</strong> Beratungen über<br />

Lernsoftware und anderer Software in Anspruch genommen, ebenso sind<br />

schulinterne Lehrerfortbildung in dem Angebot des Medienzentrums enthal-<br />

ten. Das Medienzentrum wirkt <strong>für</strong> die Schule im Bereich der neuen Medien<br />

unterstützend und beratend. Diese Kooperation wäre ohne die Implementa-<br />

tion der Medien an der Schule nicht entstanden.<br />

Kooperationen mit Unternehmen/Wirtschaft sind in den einzelnen Fallstu-<br />

dienschulen eher selten anzutreffen (5 von 12 Fallstudienschulen), sieht man<br />

von Kooperationen zu den Firmen ab, die <strong>für</strong> die Schulen als Sponsoren<br />

auftreten.<br />

Beim Fall 11 besteht eine Kooperation zu dem Deutschen Zentrum <strong>für</strong> Luft-<br />

und Raumfahrt (DLR), die der Schule zum einem einen kostenlosen Inter-<br />

netzugang zur Verfügung gestellt hat, zum anderem ist durch diese Zusam-<br />

menarbeit auch die Möglichkeit <strong>für</strong> Betriebspraktika <strong>für</strong> die Schülerinnen<br />

und Schüler der Schule gegeben.<br />

Der pädagogische Gesprächskreis mit Vertreterinnen und Vertretern aus<br />

der Wirtschaft ist ein weiteres Beispiel <strong>für</strong> Kooperationen mit Unternehmen<br />

und der Wirtschaft. Dieser Zirkel wurde von der Fallstudienschule vier initi-<br />

iert, um die Frage zu diskutieren, welche Qualifikationen hinsichtlich der<br />

Medienkompetenz die Wirtschaft von den Schülerinnen und Schüler zu Ein-<br />

stellungsbeginn erwartet.<br />

Die Finanzierung der Internetarbeit durch Sponsoren ist <strong>für</strong> die meisten<br />

Fallstudienschulen eine Möglichkeit, den geringen Etat <strong>für</strong> den Informatik-<br />

bereich aufzustocken. Die Fallstudienschule drei spielt im Vergleich zu den<br />

anderen Fallschulen hinsichtlich der Anzahl der Sponsoren eine herausra-<br />

gende Rolle. So ist sie Microsoft-Partnerschule, das bedeutet, dass die<br />

Schule jetzt und auch in Zukunft Software von Microsoft kostenlos bekommt.<br />

65


Andere,<br />

welche?<br />

Weitere Sponsoren sind neben anderen: Hewlett Packard, Linux, Novell,<br />

Apple. Die Kooperationen mit den Sponsoren werden aufgrund der finan-<br />

ziellen Anspannung, in denen sich Schulen befinden, aufgenommen, um die<br />

Computer- und Internetarbeit, die mit einem hohen finanziellen Aufwand<br />

verbunden ist, anbieten zu können.<br />

Eine Schule (Fall 1) lehnt die Finanzierung der technischen Ressourcen<br />

über Sponsoren explizit ab. Der Projektleiter verweist auf die staatliche<br />

Pflicht der Finanzierung von Schule. Lediglich <strong>für</strong> einen kleinen Bereich<br />

(Schüler- und Abiturzeitung) akzeptiert er das Schulsponsoring. Dieses<br />

Beispiel zeigt, dass es auch möglich ist, Internetarbeit ohne die Hilfe von<br />

Sponsoren finanzieren zu können.<br />

Der Projektleiter der Fallstudienschule eins arbeitet mit seinem Bruder zu-<br />

sammen, wenn er Unterstützung bei technischen Fragen benötigt.<br />

Eine weitere Kooperation besteht bei der Fallstudienschule 12, die sehr gut<br />

mit dem städtischen Bauamt zusammenarbeitet. Dies erwies sich als sehr<br />

hilfreich beispielsweise bei der baulichen Realisierung des Intranets an der<br />

Schule.<br />

66


4.2.4 Themenkomplex "Veränderungen und Visionen": eine qualitativ-quantitative<br />

Computerunterstützte Inhaltsanalyse (CUI)<br />

"Schulen ans Netz" war <strong>für</strong> viele der teilnehmenden Schulen ein Initialprojekt zur Implementa-<br />

tion von IKT. Aus vielen Interviews wurde deutlich, dass damit zwar ein Anfang gemacht wor-<br />

den ist, jedoch die schnelle technologische Entwicklung und die damit verbundenen Möglich-<br />

keiten, IKT noch stärker und einfacher in den Unterricht integrieren zu können, die Schulent-<br />

wicklung auch in Zukunft maßgeblich beeinflussen werden wird.<br />

Vor diesem Hintergrund ist der Fragenkomplex "Veränderungen und Visionen" von besonde-<br />

rem Interesse.<br />

4.2.4.1 Methodik<br />

Die Ergebnisse, die in diesem Kapitel vorgestellt, basieren auf einem quantitativ-qualitativen<br />

Ansatz. Auf Grundlage eines theorieorientierten Kategoriensystems (siehe X.4) werden Aus-<br />

sagen in den Interviews verkodet, d. h. inhaltlichen und damit qualitativen Bereichen zugeord-<br />

net, und schließlich in ein quantitatives Maß überführt.<br />

Ziel ist dabei nicht, schulspezifische Fallbeschreibungen zu liefern, sondern zu beschreiben-<br />

den und vergleichenden Aussagen nach Inhaltskategorien mit Hilfe von statistischen Analysen<br />

zu gelangen.<br />

4.2.4.2 Fragenkomplex<br />

Vergleichbarkeit von Aussagen erfordert einen vergleichbaren Fragenkomplex, auf die der<br />

Interviewte antwortet. Der Fragenkomplex VII „Veränderungen (Ergebnisse)/Pläne/Visionen“<br />

findet sich in den verwendeten Interviewleitfäden <strong>für</strong> alle Interviewgruppen wieder. Obwohl der<br />

genaue Wortlaut in den Leitfäden nicht derselbe ist und auch die Frageabfolge teilweise ab-<br />

hängig vom gesamten Interviewverlauf variiert, werden bei den Interviewten jeweils dieselben<br />

inhaltlichen Dimension angesprochen und können somit <strong>für</strong> die CUI herangezogen werden.<br />

4.2.4.3 Verkodung<br />

Die Verkodung erfolgte Satz <strong>für</strong> Satz; d. h. angelehnt an einer rein quantitativ orientierten In-<br />

haltsanalyse, bei der gleiche Wörter gezählt werden, werden hier qualitative Inhaltskategorien<br />

gezählt. Jede Äußerung zu den Fragen des Fragenkomplexes „Veränderungen (Ergebnis-<br />

se)/Pläne/Visionen“ wurde auf ihren inhaltlichen Gehalt in Bezug auf das Kategoriensystem<br />

geprüft und dann einer oder mehreren Kategorien zugeordnet. Die inhaltlichen Kategorien<br />

wurden streng ausgelegt, jedoch ggf. in den Kategoriendefinitionen erweitert.<br />

Dieses Verfahren führt dazu, dass beispielsweise in einem aus drei Sätzen bestehenden<br />

Absatz, in dem es ausschließlich um Lehrerfortbildung geht, die Kategorie PE-Fortbildung<br />

dreimal angesprochen wurde. Dadurch wird gewährleistet, dass über den gesamten Text<br />

67


etrachtet, eine Gewichtung der Kategorien über die Häufigkeitsansprache in die Analysen<br />

mit eingehen.<br />

4.2.4.4 Theoriegeleitetes Kategoriensystem<br />

Das Kategoriensystem geht auf das erweiterte Schulentwicklungsmodell nach Schulz-Zander<br />

(1999) zurück und umfasst fünf „Dimensionen der systematischen Einbeziehung von Medien<br />

und IuK-Technologien in die Schulkultur“ (S. 50) zurück. Die Dimensionen Organisationsent-<br />

wicklung, Kooperationsentwicklung, Personalentwicklung, Technologieentwicklung und Unter-<br />

richtsentwicklung umfassen jeweils eine Reihe von Aspekten, die hier als Kategorien <strong>für</strong> die<br />

CUI herangezogen werden. Die folgenden fünf Tabellen sollen anhand von Beispielen einen<br />

Einblick darin geben, welche Aussagen welchen Kategorien bzw. Dimensionen zugeordnet<br />

worden sind.<br />

Tabelle 32: Organisationsentwicklung. Kategoriendefinitionen und Beispiele/Quelle: Fallstudien<br />

Kategorie Beschreibung Beispiele<br />

Organsationsentwicklung<br />

OE-<br />

Planung/Lenkung<br />

OE-Umsetzung<br />

• Entwicklungstendenzen auf Or-<br />

ganisationsebene<br />

• Rechtliche Grundlagen<br />

• Rolle des Schulträgers<br />

• Schulprogramm<br />

• Visionen/Leitbilder<br />

• Übernahme von Beispielen<br />

• Rolle der Schulleitung<br />

• Projektteam/Steuergruppe (Zu-<br />

sammensetzung, Rolle)<br />

• Rolle/Ansehen nutzender<br />

Lehrpersonen<br />

• Anreizsysteme, -möglichkeiten<br />

• Zugangsregelungen<br />

68<br />

„....und keiner hat die Notwendigkeit ge-<br />

sehen, dass es in Schulen Einzug halten<br />

sollte.“<br />

„...Es gibt das niedersächsische Schulge-<br />

setz, da steht drin, der Staat ist zuständig<br />

<strong>für</strong> die Ausstattung der Schulen‘...“.<br />

„...Und das man da Schule und Unterricht<br />

machen kann und auch neue Profile, neue<br />

Kompetenzen bei Schülerinnen und Schü-<br />

lern entwickeln kann, zugrunde legen<br />

kann....“<br />

„...Das ist die Vorgabe <strong>für</strong> Schleswig-<br />

Holstein, ich glaube, es ist fast bundes-<br />

weit, und letzten Endes so, die Eigenstän-<br />

digkeit der Schulen mal herauszustellen,<br />

was zeichnet eine Schule eigentlich aus...“<br />

„...Die (Lehrpersonen) finden das span-<br />

nend, aber ich weiß immer nicht, die –<br />

weil viele wahrscheinlich nicht verstehen,<br />

was da wirklich dahinter steckt....“<br />

„...In der Folge hat der Schulleiter schon<br />

einen erheblichen Einfluß auf die Frage,<br />

welche Innovation wie ankommt...“


Tabelle 33: Personalentwicklung. Kategoriendefinitionen und Beispiele/Quelle: Fallstudien<br />

Kategorie Beschreibung Beispiele<br />

Personalent-<br />

wicklung<br />

PE-<br />

Innovationsfä-<br />

higkeit<br />

PE-<br />

Innovationsbe-<br />

reitschaft<br />

PE-<br />

Medienkompe-<br />

tenz<br />

• Schulpersonal generell<br />

• Voraussetzungen<br />

• Ist-Zustand<br />

• Anreizmöglichkeiten<br />

• Ist-Zustand<br />

• Vertrautheit<br />

• Einsatz<br />

69<br />

„... Wichtigste Voraussetzung, auf die ich<br />

hoffe, daß wir sehr viele Lehrer haben, die<br />

auch mit den wichtigsten Elementen neue-<br />

rer Lernkultur in dieser Zeit schon aufge-<br />

wachsen sind und deswegen nicht so viele<br />

Schwierigkeiten haben sich das erst er-<br />

werben zu müssen...“<br />

„...Ich seh‘ wirklich das so, daß dann<br />

nicht 20% befähigt sind, sondern 20%<br />

nicht befähigt sind der Kollegen...“<br />

„....Deswegen werden die Bemühungen,<br />

daß all dessen was ich gesagt habe auch<br />

an natürliche Grenzen stoßen weil die 55-<br />

bis 65-jährigen nicht mehr grenzenlos die<br />

Kraft haben sich auf ganz viel neues einzu-<br />

stellen und bis zu einem gewissen Grad<br />

muß man auch Verständnis haben...“<br />

„....Und wenn ich jetzt sagen wollte, alle,<br />

die hier nebenan in der Pause sitzen, sind<br />

es irgendwann mal, wäre das gelogen. Die<br />

alle bestimmt nicht...“<br />

„...Aber an den richtigen Platz gebracht,<br />

ist das Internet trotzdem sinnvoll. Ich bin<br />

trotzdem <strong>für</strong> Internet. Ich bin trotzdem<br />

da<strong>für</strong>, daß in jeder Klasse ein Anschluß<br />

ist...“<br />

„...Meine Klassenlehrerin kann das über-<br />

haupt nicht, die hat ihren Computer an<br />

ihren Sohn verschenkt...“<br />

„...Man muß sich schon im Kopf vor-<br />

strukturieren ein bißchen, wie eine Inter-<br />

netarbeit laufen könnte...“


PE-Fortbildung<br />

• schulintern<br />

• schulextern<br />

70<br />

„...Gut wäre natürlich, gute Fortbildungen<br />

zu haben, daß ich, egal welches Pro-<br />

gramm ich lernen möchte, irgendwo hin<br />

könnte, wo ich das lernen kann...“<br />

„...Dann können wir allein von der ganzen<br />

Entwicklung nur hinterherhinken, weil wir<br />

uns im Prinzip nur immer privat aus eige-<br />

nem Interesse schulen müssen.“<br />

Tabelle 34: Unterrichtsentwicklung. Kategoriendefinitionen und Beispiele/Quelle: Fallstudien<br />

Kategorie Beschreibung Beispiele<br />

UE-<br />

Mediennutzung<br />

thematisch<br />

UE-Didaktische<br />

Funktion der<br />

neuen Medien<br />

• Computer/Internet als Thema<br />

bzw. als Werkzeug<br />

• Projekte (Schülerzeitung, AG’s<br />

etc.)<br />

• Einbettung neuer Medien in<br />

Curricula<br />

• Recherche<br />

• Publikation<br />

• Kommunikation<br />

• Kooperation/Kollaboration<br />

„...Man kann auch nicht nur mit dem<br />

Computer und Internet arbeiten. Das muß<br />

alles ein ganz gesundes Maß haben, daß<br />

es <strong>für</strong> das Kind zu seinem Lernfortschritt<br />

beiträgt...“<br />

„...Bilder in Büchern werden oft nicht<br />

mehr wahrgenommen, die bewegen sich<br />

nicht. Das Medium Computer hat da die<br />

Chance Bilder, statische Bilder, die sich<br />

nicht bewegen, wieder wahrnehmbarer zu<br />

machen...“<br />

“...Das man Epochen hat, beispielsweise<br />

einen Epochenplan, sagen wir mal ein<br />

Thema fachübergreifend Geographie, von<br />

mir aus, Wetter und Klima...“<br />

„...Wir haben 5 die in Amerika sind. Und<br />

ich weiß, die E-mails fließen im Moment<br />

hin und her...“<br />

„...Die Geschwindigkeit der Informatio-<br />

nen, die Möglichkeit schneller an Informa-<br />

tionen zu kommen, das ist sicherlich nicht<br />

<strong>für</strong> alle relevant...“<br />

„...‘Leute, wir haben digitale Kameras,<br />

wenn ihr was machen wollt, hier habt ihr<br />

die Möglichkeit‘...“.


UE-<br />

Nutzungsbreite<br />

UE-<br />

Rollenverände-<br />

rung<br />

UE-<br />

Lernveränderung<br />

• Nutzende Fächer<br />

• Fächerübergreifender Unter-<br />

richt<br />

• Nutzergruppen<br />

• Rollen von Schülerinnen und<br />

Schüler (z.B. Übernahme von<br />

Funktionen)<br />

• Rolle der Lehrperson (Modera-<br />

tor/in, Mentor/in, Fortbildner/in)<br />

• Lebenslanges Lernen<br />

• Eigenverantwortliches Lernen<br />

• Soziales Lernen<br />

• Interkulturelles Lernen<br />

• Lernen zu lernen/Lernstrategien<br />

71<br />

„...Da wird also nicht so <strong>für</strong>chterlich viel<br />

fachübergreifend "..." Da hat jeder Lehrer,<br />

der Lateinlehrer der guckt sein Lateinfach<br />

an, der Physiklehrer seine Physik...“<br />

„...Das haben wir ja hier gemacht, indem<br />

wir neben den festgelegten Zeiten freien<br />

Zugang unter Aufsicht zur Zeit gewährleis-<br />

ten...“<br />

„...Ich könnte mich theoretisch überflüssig<br />

machen. Wenn die Rechner nicht abstür-<br />

zen würden...“<br />

„...Dann brauchen die nicht immer den<br />

Lehrer fragen, denn es gibt ja nur einen<br />

Lehrer und der kann ja nicht zu allen ge-<br />

hen und da können wir da ja auch mithel-<br />

fen...“<br />

„... Also von email rausholen und fangen<br />

dann an zu arbeiten. Ich könnte mich<br />

theoretisch überflüssig machen...“<br />

„... Ansonsten müssen die Sozialformen,<br />

die Kommunikationsformen von Unter-<br />

richt sich nicht um den Rechner, vor dem<br />

Rechner sondern neben dem Rechner<br />

ergeben...“<br />

„...Hauptaufgabe <strong>für</strong> die Zukunft wird<br />

sein, Suchstrategien zu entwickeln, Me-<br />

thodiken zu entwickeln, in diesem Chaos<br />

zu Ergebnissen zu kommen. 'Ein Mehr an<br />

Informationen im Meer der Informatio-<br />

nen', das ist so eine wichtige Aufgabe...“


Tabelle 35: Kooperationsentwicklung. Kategoriendefinitionen und Beispiele/Quelle: Fallstudien<br />

Kategorie Beschreibung Beispiele<br />

KE-Intern<br />

KE-Extern<br />

• Kooperation/ Kommunikation<br />

in den Kollegien<br />

• Kooperationen, Teamarbeit im<br />

Rahmen des Unterrichtes (kol-<br />

laborative, virtuelle Lerngemein-<br />

schaften)<br />

• Assoziierte Gruppen (Förder-<br />

verein, Elternbeirat)<br />

• Andere Schulen<br />

• Organisationen (<strong>Universität</strong>en,<br />

Weiterbildungsinstitute, Me-<br />

dienzentren, VHS etc.)<br />

• Unternehmen (Beratung, Prak-<br />

tika, Ausbildung einerseits –<br />

Sponsoring, public-private-<br />

partnership etc. andererseits)<br />

72<br />

„...Das wäre natürlich schön, wenn zu den<br />

Ags dann auch Elternteile kommen, die<br />

vielleicht auch Fachwissen haben und sich<br />

entsprechend einbringen...“<br />

„...ich persönlich biete an, daß man mit in<br />

meinen Unterricht reinkommt, daß man<br />

quasi Teamteaching macht, sicherlich zu-<br />

erst sehr einseitig, um einfach auch zu se-<br />

hen, was klappt...“<br />

„...Aber es ist natürlich schon so, daß<br />

man leichter auch mal eher gleichwertige<br />

Schüler, ja gleichinformierte Schüler stößt<br />

und einfach austauscht...“<br />

„...Wo man mit gezielten Projekten sich<br />

bewerben kann und dann auch eine etwas<br />

tiefergehende Förderung, eine etwas um-<br />

fangreichere Förderung zu bekommen...“<br />

„...Aber inhaltlich wollen wir das auf jeden<br />

Fall weiterführen, d.h., die Kontakte wol-<br />

len wir aufrecht erhalten. Wir kennen per-<br />

sönlich und privat jetzt Kollegen in Eng-<br />

land, in Österreich, in Frankreich...“<br />

„...Ich habe einen Sponsor, willst du 13<br />

Rechner haben. In dem Augenblick, wo<br />

ich denen sagen würde, ich muss erst mal<br />

beantragen, ob ich die nehmen kann, sa-<br />

gen die, du hast sie doch nicht mehr al-<br />

le...“<br />

Tabelle 36: Technikentwicklung. Kategoriendefinitionen und Beispiele/Quelle: Fallstudien<br />

Kategorie Beschreibung Beispiele<br />

TE-<br />

Bestandsaufnahme/<br />

Bedarfsanalyse<br />

• Vorgehensweisen<br />

• Quantität<br />

• Logistik<br />

• Produkte<br />

„...Also ich finde, in jeder Klasse sollte ein<br />

Rechner sein, damit die alle Zugriff darauf<br />

haben...“<br />

“...Alle beteiligten Schulen haben Homepages,<br />

auf denen sie ganz ordentlich arbeiten...“


TE-<br />

Anforderungen<br />

an<br />

die Technik<br />

TE-Betreuung<br />

TE-Finanzierung<br />

• Leistungsfähigkeit<br />

• Zuverlässigkeit<br />

• Sicherheit<br />

• Adäquatheit (der Hard- und<br />

Software <strong>für</strong> die pädagogischen<br />

Anforderungen)<br />

• Interne Kräfte/externe Kräfte<br />

• Professionalität der Betreuung<br />

• Administration<br />

• Art<br />

• Umfang<br />

• Andere Ressourcen<br />

4.2.4.6 Programm und technische Aufbereitung<br />

73<br />

„...Gut, ansonsten wäre es sicherlich nicht<br />

schlecht, so ein Display zu haben, daß<br />

man den Computer auch mal an die Wand<br />

schmeißen kann...“<br />

„...Und dabei müßte man ein System haben,<br />

daß einfach praktikabel ist und nicht<br />

fehleranfällig ist...“<br />

„...Wenn man ein Tier streichelt, fühlt sich<br />

das anders an, als wenn man das per Videofilm,<br />

auf CD-Rom streicheln läßt...“<br />

„...Dann wird es auch einfacher an der<br />

Schule. Dann wird das auch breiter auf<br />

mehrere Schultern verteilt. Mit drei Personen<br />

ist das relativ...“<br />

„...Was man wirklich braucht, wenn man<br />

da an vorderster Front kämpft, ist ein<br />

direkter Ansprechpartner, der hochkompetent<br />

ist und mir sofort einen Tip geben<br />

kann. Damit kommt man dann weiter...“<br />

„...Und dass man dann auch mit einem<br />

schlechten Gewissen - was heißt schlechten<br />

Gewissen fast ins Internet geht, weil<br />

man denkt, ja wie ist das denn jetzt mit<br />

unserer Kasse...“<br />

„...Also ich hab bei dem Schulträger einmal<br />

informell vorgefühlt und gesagt, wie ist<br />

denn das, wenn die Förderung ausfällt,<br />

wovon sollen wir das dann bezahlen.“<br />

„...Das sind 2 1/2 Monatsgehälter eines<br />

Lehrers, und damit ein ganzes Jahr eine<br />

Schule betreiben, das ist wirklich, deswegen<br />

sagte ich Mängelverwaltung...“<br />

Die Verkodung erfolgte mit Hilfe des Programms „winMAX“ (Kuckartz, 1999). Nach Ab-<br />

schluss der Verkodung wurde eine Matrix ausgelesen, deren Spalten die Kategorien und de-<br />

ren Zeilen die Interviews bilden. Diese Matrix wurde in SPSS eingelesen und <strong>für</strong> weitere Ana-<br />

lysen aufbereitet.<br />

4.2.4.7 Analysen<br />

Die Ergebnisse müssen stets vor dem Hintergrund des Fragenkomplexes „Veränderungen<br />

(Ergebnisse)/Visionen/Pläne“ interpretiert werden. Sämtliche Kategorien werden meist in<br />

allen Interviews auch an anderen Stellen angesprochen. Das Augenmerk <strong>für</strong> diese Teilunter-<br />

suchung ist auf die Dynamik gerichtet, die an den Schulen bereits durch IKT entstanden ist


(Veränderungen) und voraussichtlich weiter wirken wird (Visionen/Pläne). Im Sinne einer<br />

Zieldimension <strong>für</strong> Schulentwicklung sollen aus den Interviews Ergebnisse gewonnen werden,<br />

die einer aktiven Gestaltung von Schulentwicklungsprozessen förderlich sind. Dies kann da-<br />

durch geschehen, dass die Kreativität, Ansichten und Ängste der an Schulentwicklungspro-<br />

zessen Beteiligten – und dies sind Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Projektleitung<br />

und Schulleitung (Eltern wurden aus Ressourcengründen nicht befragt) – aufgegriffen und <strong>für</strong><br />

den Prozess fruchtbar gemacht werden.<br />

Es werden zunächst deskriptive Ergebnisse zur Häufigkeitsnennung in den Kategorien prä-<br />

sentiert. Anschließend behandeln drei analytische Komplexe gemeinsam angesprochene<br />

Kategorien sowie Unterschiede in der Kategorienansprache nach Interviewtengruppe und<br />

nach Geschlecht.<br />

4.2.4.7.1 Häufigkeitsansprache<br />

Ein Prinzip der quantitativen Inhaltsanalyse lautet, dass die Häufigkeit der Nennung mit der<br />

Wichtigkeit korrespondiert. Wörter oder Kategorien, die sehr häufig genannt werden, schei-<br />

nen in den Köpfen der Interviewten stärker repräsentiert zu sein, als solche, die nur sehr we-<br />

nig genannt werden.<br />

Tabelle 37 präsentiert aggregierte Ergebnisse über die Dimensionen von Schulentwicklung<br />

einerseits <strong>für</strong> die Ansprache der Dimension überhaupt und die Gesamthäufigkeit der Nen-<br />

nungen über alle Interviews (vgl. Tabelle 37). Für beide Rangreihen zeigen sich zwei qualita-<br />

tive Sprünge. Am wenigsten häufig wird mit 60% die Dimension Organisationsentwicklung<br />

angesprochen, bedeutend häufiger dann Kooperations- und Personalentwicklung (je in 80%<br />

der Interviews angesprochen). Am häufigsten schließlich die Dimensionen Technologie- und<br />

Unterrichtsentwicklung, wobei zwischen diesen in nahezu jedem Interview angesprochenen<br />

Dimensionen ein erheblicher Unterschied bei den Gesamtnennungen zu verzeichnen ist.<br />

Vermutlich ist die Unterrichtsentwicklung <strong>für</strong> alle beteiligten Gruppen der Schule im Unter-<br />

schied zur Technologieentwicklung das zentralere Thema. Ein Unterschied nach Interview-<br />

tengruppe lässt sich jedoch nicht nachweisen.<br />

Allerdings zeigen nach Interviewtengruppe differenzierte Häufigkeiten, dass die Schul- und<br />

Projektleitung die Dimension Organisationsentwicklung häufiger und Schülerinnen und Schü-<br />

ler diese fast überhaupt nicht ansprechen.<br />

Tabelle 37: Rangreihe der Häufigkeitsansprache nach Dimensionen der SE/Quelle: Fallstudien<br />

Rang Dimension Anzahl<br />

(Nennung)<br />

74<br />

Dimension Anzahl<br />

(Gesamtnennun-<br />

gen)


1 Technologieentwicklung 40 Unterrichtsentwicklung 386<br />

2 Unterrichtsentwicklung 39 Technologieentwicklung 294<br />

3 Personalentwicklung 34 Kooperationsentwicklung 153<br />

4 Kooperationsentwicklung 34 Personalentwicklung 148<br />

5 Organisationsentwicklung 25 Organisationsentwicklung 104<br />

Die folgende Tabelle 38 differenziert das obere Ergebnis auf Ebene der Kategorienhäufig-<br />

keiten aus. Bei den „Nennungen absolut“ werden alle Kodierungen über alle Interviews ge-<br />

zählt, während mit „Nennung/Nicht-Nennung“ erfasst wird, in wie vielen der Interviews die Ka-<br />

tegorie angesprochen wird. Der Wert in Klammern gibt an, wie häufig eine Kategorie durch-<br />

schnittlich angesprochen wird, wenn sie im Interview genannt wird. Beispielsweise werden<br />

über alle Texte 50 Mal Aussagen zu TE-Betreuung gemacht. Diese 50 Aussagen finden sich<br />

jedoch nur in der Hälfte der untersuchten Interviews, während in der anderen Hälfte diese Ka-<br />

tegorie nicht angesprochen wird. In beiden Aufstellungen entspricht dies von 21 Kategorien<br />

Rang 5. Wenn allerdings TE-Betreuung thematisiert wird, dann im Durchschnitt pro Interview<br />

zwei- bis dreimal.<br />

In fast zwei Drittel der Interviews wird - als am häufigsten genannte Kategorie - TE-<br />

Bestandsaufnahme/Bedarfsanalyse genannt bzw. dann auch öfter genannt. Für die Meisten<br />

ist also der technische Bereich und hier besonders die hardwaremäßige Ausstattung an ihrer<br />

Schule eine Schlüsselthema <strong>für</strong> Veränderungen und Visionen/Pläne.<br />

75


1<br />

Rang<br />

Tabelle 38: Rangreihe der Häufigkeitsansprache nach Kategorien/Quelle: Fallstudien<br />

Nennung/Nicht-Nennung<br />

(durchschnittliche Häufigkeit bei Nennung)<br />

Nennungen absolut<br />

27 (2,4)<br />

TE-Bestandsaufnahme/Bedarfsanalyse<br />

KE-intern 79<br />

2 UE-Didaktische Funktionen 25 (2,3) TE-Bestandsaufnahme/Bedarfsanalyse 68<br />

3 UE-Mediennutzung thematisch 23 (2,9) UE-Mediennutzung thematisch 61<br />

4 KE-intern 22 (3,2) UE-Didaktische Funktionen 60<br />

5 TE-Betreuung 21 (2,5) TE-Betreuung 50<br />

6 TE-Anforderungen an Technik 20 (2,2) UE-Rollenveränderung 49<br />

7 UE-Nutzungsbreite 20 (1,8) TE-Anforderungen an Technik 45<br />

8 PE-Innovationsbereitschaft 18 (2,4) TE-Finanzierung 45<br />

9 PE-Medienkompetenz 18 (2,3) Organisationsentwicklung(OE) 42<br />

10 Unterrichtsentwicklung 18 (2,5) PE-Medienkompetenz 42<br />

11 UE-Rollenveränderung 18 (2,6) PE-innovationsbereitschaft 41<br />

12 KE-extern 15 (2,8) Unterrichtsentwicklung 41<br />

13 TE-Finanzierung 15 (3,2) KE-extern 40<br />

14 Organisationsentwicklung(OE) 14 (2,9) UE-Lernveränderung 37<br />

15 OE-Umsetzung 14 (2,4) UE-Nutzungsbreite 34<br />

16 UE-Lernveränderung 13 (3,2) OE-Umsetzung 33<br />

17 PE-Fortbildung 12 (2,1) Technologieentwicklung(TE) 29<br />

18 OE-Planung/Lenkung 11 (1,4) PE-Fortbildung 22<br />

19 Technologieentwicklung(TE) 11 (2,5) OE-Planung/Lenkung 16<br />

20 PE-Innovationsfähigkeit 9 (1,3) PE-Innovationsfähigkeit 12<br />

21 Personalentwicklung 2 (1,3) Personalentwicklung 3<br />

Die interne Kooperationsentwicklung wird häufig bzw. in mehr als der Hälfte der Interviews<br />

angesprochen und bei den absoluten Nennungen sogar am häufigsten.<br />

Die Kategorien der Ränge 1 bis 7 <strong>für</strong> Nennung/Nicht-Nennung werden in etwa in der Hälfte<br />

und mehr Interviews angesprochen. Im Zusammenhang mit Veränderungen und Visio-<br />

nen/Pläne werden vornehmlich technische Aspekte der vorhandenen und zukünftigen Compu-<br />

ter, deren inhaltlich gebundener Einsatz im Unterricht und Fragen der schulinternen Zusam-<br />

menarbeit (KE-intern; TE-Betreuung) behandelt.<br />

4.2.4.7.2 Kontingenzen<br />

Mit Kontingenzkoeffizienten kann bei quantitativ orientierter Computerunterstützter Inhaltsana-<br />

lyse in Augenschein genommen werden, inwieweit eine Kategorie eine andere mittranspor-<br />

tiert. Die wichtigsten Zusammenhänge sollen an dieser Stelle herausgestellt werden.<br />

76


Auf Grundlage der Phi-Kontingenzkoeffizienten wurde eine statistische Dimensionierung der<br />

Kategorien vorgenommen, d. h. anhand einer Faktorenanalyse 1 überprüft, welche Katego-<br />

rienbündel signifikant gemeinsam in Interviews angesprochen worden werden.<br />

Tabelle 39 gibt Kategorienblöcke wieder, die gemeinsam und statistisch bedeutsam in den<br />

Interviews angesprochen worden sind. Die Nummerierung der Blöcke ist hierbei arbiträr. Die<br />

Spalte „Ladung“ gibt ein Maß wieder, daß abbildet wie stark die Kategorie zum inhaltlichen<br />

Zusammenhalt des Blocks beiträgt- Bei Werten über .40 leistet die jeweilige Kategorie einen<br />

bedeutsamen Beitrag.<br />

Es zeigt sich nach Block 1, dass nach Meinung der Interviewten der Aspekt Organisations-<br />

entwicklung offensichtlich mit externer Kooperationsentwicklung und damit mit dem Aspekt<br />

Finanzierung im Zusammenhang steht.<br />

Block 2 bezieht sich vor allem auf die quantitative Ausstattung der Schulen mit Computern in<br />

Verbindung mit den Anforderungen an die Technik. Inhaltlich herauszustellen ist hierbei, dass<br />

immer wieder auf die Einfachheit der Bedienung des Computerequipments als wichtigste<br />

technische Anforderung abgehoben wird.<br />

Block 3 repräsentiert die interpersonale Komponente bei den „Veränderungen und Visionen“:<br />

Hier stehen Innovationsfähigkeit und –bereitschaft, interne Kooperationsentwicklung als Be-<br />

standteil der Betreuung im Rahmen der Technologieentwicklung und die Umsetzung im Hin-<br />

blick auf Organisationsentwicklung in einer Linie. Es bildet sich somit ab, dass ohne enga-<br />

giertes und <strong>für</strong> technologische Entwicklungen offenes Lehrpersonal, das Kolleginnen und Kol-<br />

legen hilfreich zur Seite steht und ohne Unterstützung und Anerkennung von Seiten der Schul-<br />

leitung, Veränderungen und Visionen nur schwer denkbar sind.<br />

1 Erklärte Va rianz: 57,1%; varimaxrotiert bei 5 voreingestellten Faktoren<br />

77


Tabelle 39: Blöcke gemeinsam angesprochener Kategorien/Quelle: Fallstudien<br />

Block 1<br />

Block 2<br />

Block 3<br />

Block 4<br />

Block 5<br />

Kategorie Ladung<br />

KE-extern 0,76<br />

Organisationsentwicklung(OE) 0,76<br />

OE-Planung/Lenkung 0,69<br />

TE-Finanzierung 0,51<br />

TE-Bestandsaufnahme/Bedarfsanalyse 0,80<br />

TE-Anforderungen an Technik 0,72<br />

PE-Innovationsfähigkeit 0,74<br />

PE-Innovationsbereitschaft 0,65<br />

KE-intern 0,54<br />

TE-Betreuung 0,52<br />

OE-Umsetzung 0,49<br />

UE-Lernveränderung 0,71<br />

UE-Mediennutzung thematisch 0,70<br />

UE-Rollenveränderung 0,60<br />

Unterrichtsentwicklung 0,53<br />

UE-Nutzungsbreite 0,49<br />

UE-Didaktische Funktionen 0,76<br />

PE-Medienkompetenz 0,67<br />

PE-Fortbildung 0,60<br />

Technologieentwicklung(TE) 0,48<br />

Für Block 4 gibt es bei Betrachtung des Kategoriensystems nahezu eine theoretische Ent-<br />

sprechung. Mit Ausnahme der Kategorie UE-Didaktische Funktionen (des Blocks 5) stehen<br />

hier die Kategorien der Dimension Unterrichtsentwicklung zusammen. D. h. in den Interviews<br />

wird Unterrichtsentwicklung als komplexes Gefüge angesehen, bei dem die technische An-<br />

wendung der neuen Medien mit den nicht-technischen, pädagogischen Kategorien bezüglich<br />

der Lern- und Rollenveränderung eine Einheit bildet.<br />

Der zuletzt aufgeführte Block 5 schließlich spricht den Umgang mit den neuen Medien an. Die<br />

Kategorie Technologieentwicklung beinhaltet vor allem Äußerungen auf der gesellschaftli-<br />

chen Ebene bzw. inwieweit neue Medien nicht nur in der Schule sondern auch im Alltag Fuß<br />

fassen. Lehrpersonen, die neuen Medien in ihren Unterricht integrieren wollen, müssen kom-<br />

petent mit diesen umgehen können, was z. T. über interne und externe Fortbildungsmaßnah-<br />

men erreicht werden kann. Dies heißt ferner, neue Medien kompetent in das didaktische<br />

Konzept einpassen zu können und sich über die didaktischen Funktionen bewusst zu sein.<br />

78


4.2.4.7.3 Unterschiede nach Gruppen<br />

Auf Unterschiede nach Gruppen wurde mit Hilfe einer einfaktoriellen Varianzanalyse geprüft.<br />

Dabei wurden die Interviewtengruppen Schulleitung, Projektleitung, Lehrpersonen und Schü-<br />

lerinnen und Schüler ins Blickfeld genommen, bzw. ob diese sich in ihrem Mittelwert der Ka-<br />

tegoriennennung unterscheiden.<br />

Die Analyse ergibt, dass die Projektleitung offenbar das differenzierteste Bild entwickelt hat.<br />

Für diese Gruppe lassen sich am häufigsten Unterschiede zu anderen Gruppen nachweisen.<br />

Die Projektleitung macht jeweils signifikant häufiger gegenüber allen anderen Interviewten-<br />

gruppen Aussagen, die den Kategorien Organisationsentwicklung, TE-Anforderungen an<br />

die Technik, Unterrichtsentwicklung sowie UE-didaktische Funktionen neuer Medien zu-<br />

zuordnen sind. Ferner unterscheidet sich diese Gruppe gegenüber Lehrpersonen und Schü-<br />

lerinnen und Schülern in der Häufigkeit ihrer Aussagen bzgl. UE-Nutzungsbreite.<br />

Auf der anderen Seite steht die Gruppe der Schülerinnen und Schüler. Sie machen signifi-<br />

kant weniger Aussagen als die Gruppe Projektleitung in den Kategorien PE-<br />

Medienkompetenz und UE-Mediennutzung thematisch und als die Gruppe Schulleitung in<br />

den Kategorien PE-Innovationsbereitschaft und TE-Finanzierung.<br />

Mit großer Vorsicht kann das Ergebnis dahingehend interpretiert werden, dass die Projektlei-<br />

tung durch ihre Schlüsselrolle an der Schule am ehesten den Prozess der Integration neuer<br />

Medien pädagogisch begleitet und reflektiert hat und dadurch möglicherweise <strong>für</strong> Visionen<br />

die meisten Ideen entwickeln kann.<br />

Die Schüler hingegen, bei denen <strong>für</strong> viele der Computer bereits zur Lebenswelt gehört, ha-<br />

ben deutlich weniger zu den Themenkomplexen zu sagen. Dennoch fällt es schwer, da<strong>für</strong><br />

sinnvolle Interpretationen zu liefern, die über die Annahme weniger ausgeprägtem analyti-<br />

schem Verständnis im Hinblick auf Schule als System einerseits und der nicht notwendig zu<br />

reflektierenden Alltäglichkeit des Computers andererseits hinausgehen.<br />

Einschränkend muss ferner gesagt werden, dass die Betrachtung von Gruppenunterschieden<br />

sehr unter der geringen Fallzahl innerhalb der Gruppen leidet. Die Ergebnisse fallen stets mit<br />

einem erheblichen Messfehler behaftet aus und es kann davon ausgegangen werden, dass<br />

bei einer größeren Fallzahl vor allem auch Unterschiede zwischen Lehrpersonen und Schul-<br />

und Projektleitung zu erwarten sind.<br />

79


4.2.4.7.4 Unterschiede nach Geschlecht<br />

Abschließend sollen Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Befragten herausge-<br />

arbeitet werden. Jedoch lässt sich lediglich <strong>für</strong> die Kategorie Unterrichtsentwicklung ein Un-<br />

terschied nachweisen. Männliche Befragte äußeren sich signifikant häufiger zu diesem As-<br />

pekt.<br />

Visionen und Veränderungen im Zusammenhang mit dem Einsatz neuer Medien scheinen<br />

daher – zumindest statistisch gesehen – ein wenig geschlechtsspezifisches Thema zu sein.<br />

80


4.3 Empfehlungen zur Implementation des Internets in Schulen<br />

Im folgenden fasst der Bericht Empfehlungen zusammen, die sich aus der Evaluationsfor-<br />

schung des <strong>IFS</strong> <strong>für</strong> "Schulen ans Netz" ergeben haben. In die Formulierung der Empfehlun-<br />

gen fanden die Daten sowohl aus den standardisierten Befragungen wie aus den qualitativen<br />

Fallstudien Eingang. Die Empfehlungen orientieren sich an den Dimensionen eines theoreti-<br />

schen Modells von Schulentwicklung, das zunächst erläutert wird.<br />

4.3.1 Theoretische Rahmenbedingungen der Schulentwicklung<br />

Der Ansatz des Modells von Schulentwicklung, von dem die Begleitforschung ausging, wurde<br />

ansatzweise schon oben unter II.2 formuliert. Ausgangspunkt ist die Prämisse, dass die<br />

Implementation der neuen Medien in die schulische Arbeit vor dem Hintergrund von Schul-<br />

entwicklung gesehen werden muss (vgl. LINDAU-BANK/MAGENHEIM 1998; SCHNOOR 1998,<br />

SCHULZ-ZANDER 1999). Die gesellschaftlichen und beruflichen Anforderungen, auf welche die<br />

Schulen mit der Förderung von Medienkompetenz und dem Einsatz von Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien (IKT) vorbereiten sollen, sind geradezu darauf angelegt, den<br />

engen Kontext von fixierter Lernzeit, festem Lernort und fachlich gebundenem Lerngegens-<br />

tand zu transzendieren (vgl. z.B. CARNOY 1996, 609; SCHULZ-ZANDER 1997). Schulentwick-<br />

lungsforscher wie Michael Fullan haben denn auch zu Recht darauf hingewiesen, dass die<br />

Implementation der neuen Medien ein komplexer und die Gesamtorganisation Schule umfas-<br />

sender Prozess ist (FULLAN 1996). Dieser ist als ein sozialer Gestaltungsprozess mit den<br />

Dimensionen der Unterrichtsentwicklung, der Personalentwicklung, der<br />

Organisationsentwicklung, der Kooperationsentwicklung und der Technologieentwicklung zu<br />

begreifen (SCHULZ-ZANDER 1999, vgl. Abbildung 1).<br />

Unterrichtsent-<br />

wicklung<br />

Kooperations-<br />

entwicklung<br />

Dimensionen der systematischen Einbeziehung<br />

von Medien und IuK-<br />

Technologien in die Schulkultur<br />

Schule und<br />

neue Medien<br />

Organisationsentwicklung<br />

Abbildung 6: Dimensionen des Schulentwicklungsprozesses (Quelle: SCHULZ-ZANDER 1999, 50)<br />

81<br />

Personalent-<br />

wicklung<br />

Technologische<br />

Entwicklung


Die Dimensionen können nicht voneinander getrennt werden. Die erfolgreiche<br />

Implementation der neuen Medien ist darauf angewiesen, dass die Entwicklungen parallel<br />

verlaufen und ineinander greifen. Das lässt sich beispielhaft daran illustrieren, dass eine<br />

Entwicklung des Unterrichts unter Einsatz der IKT zur weiteren Öffnung des Unterrichts, zur<br />

Förderung selbständigen, eigenverantwortlichen und kooperativen Lernens bedingt, dass die<br />

Lehrpersonen über Medienkompetenz, aber auch über medienpädagogische Kompetenz<br />

verfügen, um diese auch fördern zu können (Personalentwicklung) und dass sie eine<br />

Zusammenarbeit im Kollegium, mit anderen Schulen und außerschulischen Partnern<br />

praktizieren können (Kooperationsentwicklung). Dies bedarf einer gewissen<br />

Gestaltungsfreiheit mit schulischen und unterrichtlichen (Frei-)Räumen<br />

(Organisationsentwicklung) und einer adäquaten Technik (technologische Entwicklung).<br />

Analoge Dependenzen lassen sich unabhängig davon aufzeigen, mit welcher Dimension man<br />

die Die Entwicklungskette Erfahrung, dass beginnen die Medieneinführung lässt. ein die gesamte Schulentwicklung betreffender<br />

Prozess ist, wird auch von Praktikern bestätigt. Ulrich Engelen, Leiter des Evangelisch Stifti-<br />

schen Gymnasiums in Gütersloh - einer Schule, die auf eine <strong>für</strong> deutsche Verhältnisse unge-<br />

wöhnlich lange und umfassende Erfahrung mit Medienerziehung und -einsatz zurückblicken<br />

kann - schreibt:<br />

"Medienerziehung fördert neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Lernenden<br />

und Lehrenden. Darüber hinaus verändert sie auch den interkollegialen Dialog<br />

zwischen Lehrkräften sowie deren Verhältnis zu Schulleitung und Schulaufsicht. [...]<br />

So ist das Feld der schulischen Medienpädagogik wegen seiner inhaltlichen und<br />

methodischen Struktur sowie seines relativen Neuheitscharakters eine echte<br />

Chance, um traditionelle Lern-, Arbeits- und Verwaltungsstrukturen zu überdenken."<br />

(ENGELEN 1998, 16)<br />

4.3.2 Empfehlungen zur Unterstützung der Dimensionsentwicklungen<br />

Strukturiert durch die oben ausgewiesenen Dimensionen eines ganzheitlichen Schulentwick-<br />

lungsbegriffes werden im folgenden Empfehlungen <strong>für</strong> die Unterstützung der einzelnen As-<br />

pekte des Entwicklungsprozesses im Sinne einer erfolgreichen Implementation der Informati-<br />

ons- und Kommunikationstechnologien in die Schule gegeben.<br />

4.3.2.1 Unterrichtsentwicklung<br />

Der Unterricht berührt den Kern der Schule. Er stellt das eigentliche pädagogische Handeln<br />

und somit den Arbeitsalltag von Lehrerinnen und Lehrern dar. Lernen ist in der Schule als ein<br />

zentraler Prozess zu verstehen. Zum Lernen gehören verschiedene Unterrichtsformen (Pro-<br />

jektunterricht, Freiarbeit, Wochenplan etc.). Insbesondere das Lernen mit neuen Medien bie-<br />

tet dem traditionellen Fachunterricht die Chance zu methodischer Vielfalt. Dies kann idealer-<br />

82


weise mit einer Stärkung schülerorientierter Lehr- und Lernmethoden verbunden sein. Zudem<br />

entstehen durch den Einsatz neuer Medien gerade auch fächerübergreifende Perspektiven<br />

(häufig mit Informatik).<br />

- Die Lehrpersonen wiesen in den Interviews darauf hin, dass eine gute Vorbereitung eine<br />

unerlässliche Voraussetzung <strong>für</strong> die Arbeit mit neuen Medien sei. So sollte z.B. vorher<br />

überprüft werden, ob die anzuwählenden Seiten, bei dem schnelllebigen Medium Internet,<br />

überhaupt noch existieren.<br />

- In den Gesprächen wurde immer wieder betont, dass der Unterricht mit neuen Medien<br />

nicht so planbar sei, wie das zum Beispiel bei der Arbeit mit einem Buch möglich wäre.<br />

Lehrerinnen und Lehrer sollten daher offen <strong>für</strong> Neues sein.<br />

- Als sinnvoll erweist es sich, das oftmals beträchtliche Know-how der Schülerinnen und<br />

Schüler bewusst zu nutzen und einzubeziehen. Keine der im Rahmen der Fallstudien be-<br />

fragten Lehrpersonen, die das Internet im Unterricht einsetzten, hatte Schwierigkeiten<br />

damit, mangelnde Kenntnisse gegenüber den Schülerinnen und Schülern zuzugeben. Sie<br />

verwiesen darauf, dass sie stattdessen eben über das notwendige Know-how, das sie <strong>für</strong><br />

die Förderung der Medienkompetenz und zur Vermittlung neuen Wissens benötigten, ver-<br />

fügten.<br />

- Eine weitere gute Möglichkeit zur Verbesserung des eigenen Unterrichts stellt der Aus-<br />

tausch mit anderen Lehrpersonen dar, z.B. was den Austausch „guter“ Internetadressen,<br />

schöner didaktischer Lösungen, team-teaching etc. angeht.<br />

Die Entwicklung von Unterrichtsformen, die sich an konstruktivistisch geprägten Lehr-<br />

/Lernbegriffen orientieren, sollte einhergehen mit dem Hinweis auf die Chancen, die sich da-<br />

hinter verbergen. Die Untersuchungsbefunde, dass einerseits Schülerinnen und Schüler sich<br />

als hoch motiviert erweisen, neue Lernformen mit Technologieeinsatz anzunehmen und sich<br />

in unserer Untersuchung explizit gewünscht haben, selbständiger, kooperativer und eigenver-<br />

antwortlicher zu arbeiten (s. Tab. 20) und dass sich andererseits Lehrerinnen und Lehrer, die<br />

mit den neuen Medien erste Erfahrungen im Unterricht sammeln konnten, als zwar stärker<br />

gefordert aber auch befriedigter waren (Tab. 17), zeigen, dass es augenblicklich gute Vor-<br />

aussetzungen da<strong>für</strong> gibt, in umfassende Veränderungsprozesse von Unterricht 'zu investie-<br />

ren'. In die gleiche Richtung weist der Befund, dass sich eine größere Vertrautheit mit den<br />

neuen Medien unabhängig von Alter und fachlicher Ausrichtung positiv auf Akzeptanz und<br />

Einsatzbereitschaft der IKT auswirkt. Den Anstoß dazu muss auf die eine oder andere Weise<br />

jede Lehrperson selbst finden. Die Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen, die den An-<br />

stoß schon erlebt haben zeigen, dass als Lohn der Arbeit Gewinne winken. Dieser Umstand<br />

sollte breitflächig kommuniziert und diskutiert werden.<br />

83


Damit wird allerdings keine Kausalbeziehung in dem Sinne behauptet, dass Technikeinsatz<br />

zu einer gesteigerten Bereitschaft, Unterricht zu reformieren, führt. Mindestens ebenso plau-<br />

sibel ist die Annahme, dass reformbereite und ihre Arbeit reflektierende Lehrerinnen und<br />

Lehrer Computer als Werkzeug und Medium nutzen.<br />

Die Frage, die nach wie vor vordringlich ist, bezieht sich auf gute pädagogische Konzepte<br />

und Methoden im Unterricht, damit die Informations- und Kommunikationstechnologien tat-<br />

sächlich zu einer Qualitätsverbesserung von Schule führen. Hier besteht weiterhin Ent-<br />

wicklungs- und Forschungsbedarf.<br />

4.3.2.2 Personalentwicklung<br />

Mit Personalentwicklung ist die individuelle Ebene der Organisation gemeint. Personalent-<br />

wicklung bildet die Voraussetzung <strong>für</strong> eine lernende Schule, d.h., dass sich auch Lehrerinnen<br />

und Lehrer als Lernende verstehen. Dieser Aspekt spielt insbesondere beim Einsatz neuer<br />

Technologien eine wichtige Rolle. Dieser Bereich ist <strong>für</strong> Lehrpersonen häufig mit großen Un-<br />

sicherheiten besetzt. Ein hoher Bedarf an Lehrerfortbildung ist notwendig. Damit Lehrperso-<br />

nen die <strong>für</strong> Schüler geforderte Medienkompetenz vermitteln können, ist es zunächst notwen-<br />

dig, dass sie selber lernen, mit den Medien kritisch und reflektiert umzugehen. Personalent-<br />

wicklung ist nicht nur als Angelegenheit der einzelnen Lehrerinnen und Lehrer zu verstehen,<br />

sondern bedarf entsprechender Unterstützungssysteme. Damit wird sie auch zum Handlungs-<br />

feld der Schulleitung (z.B. zur Durchführung von Gesprächen, die dazu dienen, den Unterstüt-<br />

zungsbedarf festzustellen). Mitglieder der Schulleitung benötigen dazu bestimmt Kenntnisse,<br />

wie Qualifikationen in der Gesprächsführung etc. Um die persönliche Entwicklung der Schul-<br />

leitungsmitglieder zu gewährleisten, ist eine spezifische Schulleitungsberatung notwendig.<br />

Diese zielt darauf ab, Führungsaufgaben systematischer und effektiver wahrzunehmen.<br />

- Es zeigte sich immer wieder, dass die Bereitschaft der Lehrpersonen mit dem Internet im<br />

Unterricht zu arbeiten, entscheidend von ihren Kenntnissen im Umgang mit den neuen<br />

Medien geprägt waren. Die Breite der Fächer, in denen das Internet eingesetzt wurde,<br />

spiegelte dies häufig wieder. D.h. es waren immer wieder die gleichen Lehrpersonen, die<br />

je nach Fächerkombination, das Internet in den unterschiedlichen Fächern einsetzten. Ein<br />

interviewter Projektleiter brachte es folgendermaßen auf den Punkt: „Die Frage nach Fä-<br />

chern ist falsch. Sie müssen nach den Personen fragen. Und die Personen haben zufälli-<br />

gerweise diese Fächer. Das geht nicht über die Fächer, es geht über die Personen.“<br />

- Schulinterne wie schulexterne Lehrerfortbildung wurde immer wieder als notwendige<br />

Form der Professionalisierung von Lehrpersonen benannt. Dabei bieten gerade schulin-<br />

terne Lehrerfortbildungen die Möglichkeit gezielt an eigenen Problemen und Fragestel-<br />

lungen zu arbeiten. Die Ergebnisse der Lehrerbefragung im Rahmen der Schulkulturerhe-<br />

84


ung weisen darauf hin, dass die Lehrpersonen wenigstens zur Hälfte einen eindeutigen<br />

Fortbildungsbedarf <strong>für</strong> sich sehen und sich sogar <strong>für</strong> eine Verpflichtung zur Fortbildung<br />

aussprechen (S. 28).<br />

- Eine ausgesprochen sinnvolle Möglichkeit der Professionalisierung fanden wir in einer<br />

Schule (Fall 4), die regelmäßige Computerraumöffnungszeiten (fünf Stunden pro Woche)<br />

mit Betreuung anbot. Dieses Angebot wurde rege von Schülerinnen und Schülern (z.B. zur<br />

Arbeit an Referaten), wie auch von Lehrpersonen (z.B. zu deren Unterrichtsvorbereitung)<br />

genutzt.<br />

- Team-Teaching kann eine wertvolle Unterstützung bieten, um die eigene Unterrichtspraxis<br />

zu verbessern. Insbesondere bezüglich neuer Medien bietet sich hier <strong>für</strong> unerfahrene<br />

Lehrpersonen eine Möglichkeit (zunächst) mit (technik)erfahrenen Lehrpersonen zusam-<br />

menzuarbeiten und so die ersten Schritte beim Unterricht mit dem Internet gemeinsam zu<br />

gehen. Generell ist es <strong>für</strong> die umfangreiche Verbreitung und Nutzung des Internets not-<br />

wendig, einen unkomplizierten Zugang zu den Geräten zu gewährleisten. Das Betrifft ne-<br />

ben Öffnungszeiten o.ä. auch den Bereich von Passwortregelungen usw.<br />

- Es scheint sich zu bewähren, wenn fachfremde Lehrpersonen intensiv und überzeugt mit<br />

dem Internet arbeiten. Gerade Nicht-Informatikern haftet weniger das diffuse Image des<br />

begeisterten und unkritischen Internet- und Computerfreaks an.<br />

- Die Schulleitungen sollten sich mit dem Medium Internet beschäftigen. Wenn sie sich<br />

durch eine nähere Kenntnis des Netzes dann auch zur Nutzung überzeugen lassen, hat<br />

dies wahrscheinlich erstens eine Signalfunktion <strong>für</strong> Andere und führt zweitens durch die<br />

Wertschätzung des Netzes <strong>für</strong> schulische Belange zu einem größeren Engagement der<br />

Leiterinnen und Leiter, die nach innen wie nach außen den größten Wirkungsgrad zur<br />

Forcierung des Interneteinsatzes und zur Überzeugung von dessen Sinnhaftigkeit haben<br />

dürften. Das Internet sollte deshalb auch <strong>für</strong> die Schulleitungen in Kreisen und Ländern ein<br />

Diskussionsthema sein. Die Ergebnisse der Basisbefragung (S. 26f) gaben einen Hin-<br />

weis darauf, dass Schulleitungen, die sich <strong>für</strong> den Implementationsprozess einsetzen,<br />

diesen signifikant unterstützen.<br />

4.3.2.3 Organisationsentwicklung<br />

Bei der Organisationsentwicklung steht die Frage im Mittelpunkt, wie eine Schule gemein-<br />

sam mit all ihren Mitgliedern nach breit akzeptierten Regeln und in allen schulischen Berei-<br />

chen ein Arbeiten mit neuen Medien erreichen kann. Der Einsatz neuer Medien und die Ar-<br />

beit mit ihnen muss, und das ist eine unabdingbare Voraussetzung <strong>für</strong> die erfolgreiche<br />

Implementation, vom Kollegium akzeptiert und mitgetragen werden.<br />

- In zwei der Fallstudienschulen war die Schulleitung gleichzeitig als Projektleitung tätig.<br />

Dies ist mit verschiedenen Vorteilen, aber auch Nachteilen verbunden. Gerade im Be-<br />

85


eich der OE müssen Schulleitungen, die gleichzeitig auch Projektleitungen sind, auf eine<br />

große Transparenz im Kollegium achten. Leicht kann es geschehen, dass sich eine gut-<br />

gemeinte Idee ins Gegenteil verkehrt, wie in Fall 12, wo die Ausstattung der Klassenräu-<br />

me mit Rechnern vom Schul- und Projektleiter, gegen das Wissen der Lehrpersonen ver-<br />

anlasst wurde (vgl. Kap. 4.2.3.2 Ergebnisse der qualitativen Auswertung). Der Vorteil liegt<br />

jedoch darin, dass die Projektleitungen, wenn sie gleichzeitig Schulleitungen sind, direkte<br />

Entscheidungsbefugnis haben und nicht von einer evtl. skeptischen Schulleitung gebremst<br />

werden.<br />

- Es sollte Transparenz im Kollegium über die aktuelle Internetarbeit wie auch über die<br />

Planung des weiteren Vorgehens hergestellt werden. Das Kollegium sollte in den Prozess<br />

der Implementation neuer Medien einbezogen werden, z.B. in Fragen der Raumeinrich-<br />

tung, Installation, Unterrichtsprojekte etc. Das kann u.a. durch die Einrichtung einer Pro-<br />

jektgruppe geschehen.<br />

- Es erscheint als außerordentlich wichtig, die Kommunikation über neue Medien im Kolle-<br />

gium zu erhöhen. In fast allen Schulen wurde bestätigt, dass die neuen Medien kaum ein<br />

Gesprächsthema innerhalb der Schule seien. Um die Diskussion anzuregen, bietet es<br />

sich z.B. an, gelungene und auch gerade weniger gelungene Unterrichtsprojekte innerhalb<br />

des Kollegiums oder innerhalb von Fachgruppen vorzustellen. Sinnvoll scheint es, dabei<br />

didaktische und pädagogische Möglichkeiten in den Vordergrund zu stellen, da viele<br />

Lehrpersonen in diesem Bereich verunsichert sind. Bevor sie mit den neuen Medien ar-<br />

beiten, so das Argument, solle ihnen klar sein, was der Einsatz überhaupt bringe. Das<br />

Verhältnis von Nutzen und Aufwand des Einsatzes neuer Medien ist vielen unerfahrenen<br />

Lehrpersonen nicht klar. Durch Diskussionen darüber kann somit die Akzeptanz gestärkt<br />

werden.<br />

- Die Einrichtung eines Projektteams ist unbedingt zu be<strong>für</strong>worten: Der entscheidende<br />

Grund ist, dass nicht eine Person alleine <strong>für</strong> die Medienarbeit einer gesamten Schule<br />

verantwortlich sein sollte. Das gefährdet die Internetarbeit, sobald diese Person ausfällt.<br />

Sind mehrere Personen eingebunden, wird zugleich die Transparenz innerhalb des Kolle-<br />

giums erhöht.<br />

- Anreizsysteme schaffen! Die Wartung des Computerraumes ist zeitaufwendig und zum<br />

Teil relativ schwierig. In den Befragungen wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass<br />

Lehrpersonen nicht <strong>für</strong> die Administration ausgebildet wurden, dass ihnen häufig das<br />

Know-how fehlt und dass ihr Zeitbudget zu knapp sei, als das sie dauerhaft in der Lage<br />

wären, das Funktionieren der Computer zu gewährleisten. Die Abbildungen 2 und 3 zei-<br />

gen, dass der Zeitaufwand, das dringlichste Implementationshemmnis ist.<br />

- Um über die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler Informationen zu sammeln, bietet<br />

es sich an, eine Eingangsbefragung durchzuführen. Eine im Rahmen der Fallstudien un-<br />

86


tersuchte Schule (Fall 4, s.o.) entschloss sich erst nach Durchführung dieser Befragung <strong>für</strong><br />

den Interneteinsatz an ihrer Schule.<br />

- Um die Internetarbeit zu begleiten und beurteilen zu können, bieten sich die Möglichkeiten<br />

externer wie interner Evaluation an.<br />

- Gutes Management einer Schule ist gerade im Zusammenhang mit der Einführung neuer<br />

Medien von besonderer Bedeutung. Eine der Fallstudienschulen (Fall 3) schaffte es in-<br />

nerhalb von drei Jahren, unter anderem drei Computerräume einzurichten und verfügt ü-<br />

ber eine Ausstattung von rund 200 Computern. Diese gesamte Ausstattung wurde nicht<br />

aus dem Etat der Schule, sondern ausschließlich aus anderen Fördermitteln finanziert<br />

(Sponsoring, Teilnahme an Wettbewerben/Ausschreibungen etc.). Verantwortlich ist ne-<br />

ben einem engagierten Team von Lehrpersonen in diesem Bereich vor allem die Schullei-<br />

tung.<br />

4.3.2.4 Kooperationsentwicklung<br />

Das Internet ermöglicht neue Formen von Kooperationen. Schärfer formuliert: Die Vernetzung<br />

von Schulen fordert neue Kooperationen geradezu heraus. Der traditionelle Fachunterricht ist<br />

zunächst einmal konzentriert auf das einzelne Fach, wohingegen Medienprojekte fächerüber-<br />

greifend angelegt sind. Das betrifft interne Kooperationen (z.B. im Kollegium, in der Schüler-<br />

schaft, Schüler-Lehrer, mit Eltern etc.) sowie externe Kooperationen (mit anderen Schulen,<br />

<strong>Institut</strong>ionen, <strong>Universität</strong>en, Volkshochschulen-, Wirtschaft/Unternehmen etc.)<br />

Interne Kooperationen:<br />

- Interne Kooperationsgruppen erweisen sich als sinnvoll, um neue Ideen zu entwickeln, den<br />

Austausch zu fördern und ungeklärte Fragen zu diskutieren. Hierzu bieten sich die einzel-<br />

nen Fachbereiche an, wie auch die Einrichtung von Projektteams.<br />

- Die Kooperation zwischen einzelnen Lehrpersonen im Rahmen fächerübergreifender<br />

Projekte oder team-teachings etc. ist eine gute Möglichkeit, um die eigenen Kompeten-<br />

zen zu erhöhen. Die Notwendigkeit zur Erarbeitung kooperativer Konzepte zeigt sich auch<br />

daran, dass Schulen, die die Implementation der neuen Medien in die Hände eines<br />

Teams legen, sich als zufriedener mit dem Implementationsprozess erweisen (S. 26).<br />

- Während der Unterrichtsbeobachtungen zeigte sich, dass häufig spontane und ungeplan-<br />

te Kooperationen zwischen den SchülerInnen stattfinden. Diese Kooperationen sind un-<br />

bedingt zu fördern und zuzulassen.<br />

- Gerade Eltern haben oftmals ein großes Interesse daran, dass die Medienkompetenz<br />

ihrer Kinder gefördert wird. Eine aktive Elternarbeit kann den Austausch von inhaltlichen<br />

Fragestellungen erhöhen, wie auch zu einer Verbesserung der Ausstattung beitragen (El-<br />

ternspenden, Förderverein).<br />

87


Externe Kooperationen:<br />

- Zwei der im Rahmen der Fallstudien befragten Projektleiter nahmen an schulübergreifen-<br />

den Gesprächskreisen von Projektleitungen teil. Diese Treffen hatten <strong>für</strong> sie einen hohen<br />

Stellenwert, da sie hier kompetente Ansprechpartner hatten, die sie häufig in ihren Schu-<br />

len vermissten. So fand z.B. ein Austausch über die Möglichkeiten der Vernetzung etc.<br />

statt.<br />

- Sponsoren boten 11 der 12 Fallstudienschulen die Möglichkeit einer Finanzierung. Dazu<br />

wurde mit (regionalen) Wirtschaftsunternehmen, wie auch mit Herstellern der Hard- und<br />

Software zusammengearbeitet.<br />

- Die Diskussion mit Vertretern der Wirtschaft kann dazu beitragen, dass die Berufsanfor-<br />

derungen, die seitens der Wirtschaft an ihre zukünftigen Auszubildenden gestellt werden,<br />

transparenter werden und somit die Arbeitsmarktchancen von Schülerinnen und Schülern<br />

erhöhen (vgl. Kap. 4.2.3.2.3 Externe Kooperationen).<br />

- Die Teilnahme an Modellversuchen und Wettbewerben kann zu einer höheren Akzeptanz<br />

im Kollegium beitragen. Der Gewinn von Preisen erhöht zudem häufig das Identitätsgefühl<br />

mit der Schule.<br />

- Externe Kooperationen mit anderen Schulen, vor allem im Ausland, fördern den interkultu-<br />

rellen Austausch und ermöglichen neue Unterrichtsprojekte.<br />

4.3.2.5 Technologieentwicklung<br />

Technologieentwicklung ist ein neuer Bereich <strong>für</strong> Schulen. Hier geht es um die Gebiete, die<br />

mit technischen Aspekten zusammenhängen, wie z.B. die Anforderungen, die eine Schule an<br />

die Technik hat. So ist zum Beispiel die Betreuung der Netzwerke zu regeln, es müssen Fi-<br />

nanzierungskonzepte entwickelt werden. Zudem ist zu überlegen, welches Konzept bzw. wel-<br />

che Funktion der Computerraum haben soll (z.B. Informationszentrum, Medienecke etc.). Es<br />

hat sich gezeigt, dass der Einrichtung des Computerraumes ein hoher Stellenwert in der Ar-<br />

beit mit neuen Medien zukommt. Es gibt diverse Möglichkeiten der Einrichtung. Als besonde-<br />

res hilfreich erwiesen sich die folgenden Beispiele:<br />

- Es ist wichtig, eine gute Zugänglichkeit zu den (Internet-)Computern zu gewährleisten. Da<br />

kann durch die Aufstellung von Computern an zentralen Orten (z.B. Lehrerzimmer, Biblio-<br />

thek) geschehen oder auch durch regelmäßige Öffnungszeiten des Computerraums (s.<br />

PE).<br />

- Es sollte eine gute Übersichtlichkeit des Raumes gewährleistet werden, z.B. indem alle<br />

Monitore zum Pult ausgerichtet sind. Andere Modelle, wie etwa Computerinseln, Aufstel-<br />

lung in U-Form, wobei die Monitore nach Außen zeigen, scheinen sich nicht zu bewähren.<br />

Die befragten Lehrpersonen wiesen immer wieder auf die Schwierigkeit hin, nicht kontrol-<br />

88


lieren zu können, was die Schülerinnen und Schüler, wenn diese hinter den Computern<br />

versteckt saßen, denn nun genau taten. Ein anderes interessantes Modell einer Einrich-<br />

tung fanden wir in Fall 2: Hier standen die Rechner auf hintereinander angeordneten<br />

Tischreihen. Vom Pult aus gesehen hatte die Lehrperson nun keinen direkten Einblick auf<br />

die Monitore. An der dem Pult gegenüberliegenden Wand befanden sich jedoch eine<br />

Reihe von Schränken mit Glastüren. Diese Türen spiegelten die Monitore wieder, so<br />

dass die Lehrperson, auch wenn sie sich vorne im Klassenzimmer befand, einen (zumin-<br />

dest groben) Überblick darüber hatte, welche Seiten aufgerufen waren.<br />

- Als eine gute Lösung erwies sich die Kombination eines Computer- und eines „normalen“<br />

Klassenraumes: In einer untersuchten Schule waren die Tische so angeordnet, dass in<br />

der Mitte des Raumes mehrere Reihen mit jeweils zwei Tischen nebeneinander standen.<br />

Am Rand befanden sich Tische mit Computern. Der Vorteil dieser Aufteilung lag nach<br />

Aussage der Befragten im Wesentlichen darin, dass die Schüler und Schülerinnen zu Un-<br />

terrichtsbeginn noch nicht an den Computern sitzen mussten und sich so mehr auf den Un-<br />

terrichtsbeginn konzentrieren konnten, anstatt von den Computern abgelenkt zu sein. Der<br />

Nachteil liegt darin, dass ein entsprechend großer Raum zur Verfügung stehen muss, was<br />

in vielen Schulen nicht der Fall ist.<br />

- Sinnvoll ist es, den Computerraum in „zentraler“ Lage innerhalb des Schulgebäudes ein-<br />

zurichten. D.h. nicht einen Ort zu wählen, der von allen anderen Räumen weit entfernt ist.<br />

Weiter oben wurde darauf hingewiesen, dass auch bestimmte Zielsetzungen mit der Lage<br />

des Computerraumes verbunden sein können. So wurde der Raum in einer Schule in un-<br />

mittelbarer Nähe der Schulbibliothek eingerichtet, mit dem Ziel ein Informationszentrum zu<br />

schaffen.<br />

- Es erscheint sinnvoll, ergänzend zu einem Computerraum der mit Informatikunterricht be-<br />

legt ist, extra (kleine) Computer-Pools mit Internetanbindung einzurichten, die nicht <strong>für</strong> den<br />

Informatikunterricht genutzt werden. Dadurch haben Lehrpersonen mit anderen Fächern<br />

leichter die Möglichkeit diesen Raum mit ihrer Klasse zu nutzen.<br />

- Funktionierende Technik. In allen Schulen wurde darauf hingewiesen, dass die Lehrerper-<br />

sonen mit der Administration und Wartung der Computer und des Internets sowohl zeitlich<br />

wie fachlich überfordert seien. Alle forderten die Einstellung kompetenter Fachleute, die<br />

ausschließlich <strong>für</strong> diese Dinge zuständig seien. Die untersuchten Schulen, die über exter-<br />

ne Personen verfügten, zeigten, dass ein großer Teil der immer wieder anfallenden Arbei-<br />

ten <strong>für</strong> Lehrpersonen wegfiel. Diese konnten sich dementsprechend mehr auf den Unter-<br />

richt, ihre eigentliche Aufgabe, konzentrieren.<br />

- In den Fallstudienschulen wurde immer wieder die Forderung nach bedienungsfreundli-<br />

chen Systemen aufgestellt. Die komplizierte Bedienung der Geräte macht es unerfahre-<br />

nen Lehrpersonen häufig unmöglich, dass Internet im Unterricht einzusetzen. Als sehr er-<br />

folgreich <strong>für</strong> die Verbreitung der schulischen Internetarbeit erweisen sich Schulen, die z.B.<br />

89


den Zugang über wenig oder sogar gar keine Passwörter regeln. Auch wurde darauf hin-<br />

gewiesen, dass die Software <strong>für</strong> die schulischen Anwendungen häufig zu kompliziert sei<br />

und letztendlich zu viele Möglichkeiten biete, die im Rahmen des Unterrichts keine Ver-<br />

wendung finden würden.<br />

- Durch die häufig veralterten oder kompliziert zu bedienenden Anlagen stehen in der Regel<br />

technische Fragen im Vordergrund. Aufgrund dieser Schwierigkeiten treten pädagogi-<br />

sche Anwendungen und auch Diskussionen über didaktische und pädagogische Mög-<br />

lichkeiten oftmals zurück.<br />

- In einer Fallstudienschule (Fall 7) wurde eine Problemcheckliste erstellt, die sich sehr be-<br />

währt hat. Auf dieser Liste befanden sich Lösungen <strong>für</strong> mögliche Probleme. Dadurch wur-<br />

de gewährleistet, dass die Schule mit dem Internet arbeiten konnte, selbst wenn der Pro-<br />

jektleiter/die Projektleiterin (die einzige Person dieser Schule, die über entsprechende<br />

Kenntnisse verfügte) nicht anwesend war.<br />

Um einen Überblick über diverse Möglichkeiten der Einrichtung eines Computerraumes zu<br />

geben, sind nachfolgend einige Computerraumskizzen der Fallstudienschulen abgebildet.<br />

Abbildung 7: Computerraum Fall2/Quelle: Fallstudien<br />

90


Abbildung 8: Computerraum Fall3/Quelle: Fallstudien<br />

Abbildung 9: Computerraum Fall6/Quelle: Fallstudien<br />

91


Abbildung 10: Computerraum Fall7/Quelle: Fallstudien<br />

Die Ergebnisse bezüglich der Nutzung von IKT zeigen, dass die Schulen bei der Integration<br />

der Informationstechnologien in ihren Alltag noch nicht sehr weit fortgeschritten sind. Der Ein-<br />

satz der IKT beschränkt sich in der Regel auf wenige Lehrpersonen, wenige Fächer und ist<br />

besonders auf den Bereich ITG/Informatik konzentriert. Das ist auch immer eine Ausstat-<br />

tungsfrage. Die Schulen stehen vor einer Reihe von Problemen, die die Mediennutzung<br />

schwierig macht. Die auftretenden Probleme liegen wesentlich im Bereich mangelnder Ka-<br />

pazitäten, was <strong>für</strong> eine breite Implementation der IKT in die Schule sehr hinderlich sein dürfte.<br />

Die Anzahl verfügbarer Computerarbeitsplätze reicht bei weitem nicht aus, um Schulklassen<br />

in größerem Umfang mit den IKT arbeiten zu lassen. Das vorhandene Equipment ist oft unzu-<br />

verlässig oder veraltet und schwierig zu handhaben. Hohe Netzkosten, die aus dem Schuletat<br />

nicht bezahlbar sind, ließen eine breite Nutzung nicht zu, wobei dieses Problem allerdings<br />

durch inzwischen zur Verfügung stehende, kostenfreie Anschlüsse hinfällig geworden ist.<br />

Schulen brauchen also eine ausreichende finanzielle, technische und personelle Ausstattung.<br />

Das Beispiel der USA - aber auch anderen Ländern - mit nationalen, regionalen und lokalen<br />

Förderprogrammen und dem politischen Einfluss auf (privatwirtschaftliche!) Telekommunika-<br />

tionsanbieter und Internetprovider zeigt, dass an dieser Stelle Bewegung möglich ist (KUBI-<br />

CEK 1998a). Entsprechende Finanzierungsmodelle sind auch schon überschlagsartig durch-<br />

gerechnet worden (KUBICEK 1998b).<br />

92


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