12 Einfache mechanische Systeme - THEP Mainz
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Aufgabe <strong>12</strong>.20 Anstatt das Rad an der untersten Stelle abzubremsen, können wir uns vorstellen,<br />
dass es in der Ebene, die in Abbildung <strong>12</strong>.3 schraffiert dargestellt ist, an einem festen Ring reibt.<br />
Es wirkt dann an zwei Stellen eine Reibungskraft, nämlich jeweils auf die beiden Teilchen, die<br />
sich gerade in der x-y-Ebene befinden. Auch hier machen wir den Ansatz, dass die Reibungskräfte<br />
proportional zu den Geschwindigkeiten dieser beiden Teilchen und ihren entgegengerichtet sind.<br />
Welche der beiden Bewegungen des Rades wird jetzt schneller abgebremst, die Drehung um die<br />
Achse, oder die Drehung der Achse in der Ebene?<br />
Aufgabe <strong>12</strong>.21 In Abbildung <strong>12</strong>.3(c) ist die Achse des Rades gar nicht mehr fixiert. Sie kann<br />
nun auch kippen. Für den dritten Freiheitsgrad führen wir die Koordinate ϑ ein, die den Winkel<br />
zwischen der Achse des Rades und der z-Achse misst. Die Koordinate wird deshalb so gewählt,<br />
weil (ϑ, ϕ) dann die üblichen Kugelkoordinaten sind, die die Ausrichtung der Achse im Raum<br />
festlegen, und χ wieder der Drehwinkel des Rades um die Achse ist. Man zeige zunächst, dass der<br />
Ort des Teilchens Nummer n jetzt wie folgt gegeben ist,<br />
rn = o + R sin χn e ′ � �<br />
(ϕ) + R cos χn cos ϑ e(ϕ) − sin ϑ ez . (<strong>12</strong>.50)<br />
Man bestimme daraus die Geschwindigkeiten der Teilchen und zeige, dass die kinetische Energie<br />
durch die Funktion<br />
T = Θ<br />
2 ˙χ2 + Θ<br />
4 ˙ ϑ 2 + Θ<br />
4 (1 + cos2 ϑ) ˙ϕ 2 + Θ cos ϑ ˙χ ˙ϕ, mit Θ = M R 2 , (<strong>12</strong>.51)<br />
gegeben ist. Aus ihr lassen sich die Lagrangeschen Bewegungsgleichungen ableiten. Aus denen<br />
für die Koordinaten χ und ϕ ergibt sich, dass die Impulse pχ = ∂T/∂ ˙χ und und pϕ = ∂T/∂ ˙ϕ<br />
Erhaltungsgrößen sind, da die Ableitungen ∂T/∂ϕ und ∂T/∂χ verschwinden. Man benutze das,<br />
um die Bewegungsgleichung für ϑ mit Hilfe eines effektives Potenzial darzustellen,<br />
Θ<br />
2 ¨ ϑ = −� V ′ pχ<br />
(ϑ), mit V �(ϑ) = 2 + pϕ 2 − 2 pχ pϕ cos ϑ<br />
Θ sin 2 . (<strong>12</strong>.52)<br />
ϑ<br />
Man skizziere das effektive Potenzial und diskutiere qualitativ die möglichen Bewegungsformen<br />
des Rades.<br />
Zeitabhängige Zwangsbedingungen<br />
PSfrag replacements<br />
Als nächstes wollen wir ein paar einfache Beispiele für <strong>Systeme</strong> mit zeitabhängigen Zwangsbedingungen<br />
diskutieren, um zu zeigen, dass auch solche <strong>Systeme</strong> sehr effizient mit Hilfe der<br />
Lagrangeschen bzw. d’Alembertschen Bewegungsgleichungen beschrieben werden können. Der<br />
reduzierte Konfigurationsraum Qt ist dann zu jedem Zeitpunkt t eine andere Teilmenge des erweiterten<br />
Konfigurationsraumes � Q, und wir müssen zeitabhängige Koordinaten verwenden, um<br />
die Zwangsbedingungen zu lösen.<br />
Als erstes betrachten wir ein System, das dem Pendel mit variabler Länge sehr ähnlich ist. Es<br />
ist allerdings einfacher, da keine Gravitationskraft wirkt und die Bewegung nur in einer Ebene<br />
51<br />
(c)<br />
(d)<br />
c<br />
m<br />
ϕ<br />
ω<br />
(a) (b)<br />
Abbildung <strong>12</strong>.4: Zwei einfache <strong>mechanische</strong> System mit zeitabhängigen Zwangsbedingungen.<br />
Im ersten Beispiel gleitet der Körper auf einer Tischplatte und dabei an einem Seil nach innen<br />
gezogen (a). Der einzige Freiheitsgrad ist die Winkelkoordinaten ϕ. Im zweiten Beispiel gleitet<br />
der Körper auf einer rotierenden Stange (b). Der einzige Freiheitsgrad ist jetzt die radiale<br />
Koordinaten r.<br />
stattfindet. Es ist in Abbildung <strong>12</strong>.4(a) dargestellt. Ein Körper der Masse m befindet sich auf<br />
einem Tisch. Er ist an einem Seil befestigt, das durch ein Loch im Tisch eingezogen wird. Die<br />
Länge des Seiles ist ℓ zur Zeit t = 0, und sie soll sich mit einer konstanten Geschwindigkeit c<br />
verkürzen.<br />
Offenbar hat das System nur einen Freiheitsgrad. Die Länge des Seiles ist vorgegeben, so dass<br />
als einzige unabhängige Koordinate der Winkel ϕ bleibt, der angibt, in welcher Richtung sich der<br />
Körper, vom Loch aus gesehen, befindet. Wenn (x, y) kartesische Koordinaten in der Ebene sind,<br />
wobei sich der Ursprung im Loch befindet, so gilt für den Ort des Körpers<br />
x = (ℓ − c t) cos ϕ, y = (ℓ − c t) sin ϕ. (<strong>12</strong>.53)<br />
Daraus können wir wieder die kinetische Energie berechnen. Allerdings müssen wir jetzt die<br />
explizite Zeitabhängigkeit der Koordinaten beachten. Es ist<br />
˙x = −(ℓ − c t) ˙ϕ sin ϕ − c cos ϕ, ˙y = (ℓ − c t) ˙ϕ cos ϕ − c sin ϕ, (<strong>12</strong>.54)<br />
und daher<br />
T = L = 1<br />
2 m � ˙x 2 + ˙y 2 � = 1<br />
2 m (ℓ − c t)2 ˙ϕ 2 + 1<br />
2 m c2 . (<strong>12</strong>.55)<br />
Das gleiche Resultat hätten wir natürlich auch aus der Darstellung (11.60) der kinetischen Energie<br />
in Zylinderkoordinaten entnehmen können, indem wir dort r = ℓ − c t und z = 0 setzen.<br />
Den konstanten Term m c2 /2 können wir vernachlässigen, da er in die Bewegungsgleichungen<br />
r<br />
m