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12 Einfache mechanische Systeme - THEP Mainz

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Aufgabe <strong>12</strong>.13 Für kleine Auslenkungwinkel α, β ≪ 1 lassen sich die Winkelfunktionen in<br />

(<strong>12</strong>.32) in eine Taylor-Reihe entwickeln. Man vernachlässige alle Terme, die von vierter Ordnung<br />

oder höher in α, β, ˙α oder ˙ β sind. Man zeige, dass sich dann die Lagrange-Funktion für einen<br />

gekoppelten harmonischen Oszillator ergibt. Welches sind die Eigenfrequenzen dieses Systems,<br />

und wie sehen die Eigenmoden aus?<br />

Aufgabe <strong>12</strong>.14 Um einen Eindruck von den Bewegungen des Doppelpendels zu bekommen, kann<br />

man die Bewegungsgleichungen (<strong>12</strong>.33) numerisch integrieren. Man gibt als Anfangsbedingungen<br />

α(t0), β(t0), ˙α(t0) und ˙ β(t0) vor, und berechnet anschließend die Funktionen α(t) und β(t)<br />

mit einem geeigneten numerischen Verfahren. Solche sind in den gängigen “intelligenten” Programmiersprachen<br />

wie Mathematica oder Maple vorprogrammiert, so dass man letztlich nur die<br />

Differenzialgleichungen und die Anfangsbedingungen eingeben muss. Es ist sogar möglich, das<br />

Verfahren so weit zu automatisieren, dass man nur die Lagrange-Funktion eingeben muss.<br />

Aufgabe <strong>12</strong>.15 In Abbildung <strong>12</strong>.2(d) ist ein weiteres <strong>mechanische</strong>s System mit nur einem Freiheitsgrad<br />

dargestellt. Zwei Körper sind über eine starre Rolle miteinander verbunden. Die Seile,<br />

an denen die Körper hängen, sind jedoch auf verschiedenen Radien aufgewickelt. Als verallgemeinerte<br />

Koordinaten kann wahlweise der Drehwinkel der Rolle oder die Länge eines der beiden<br />

herabhängenden Seile verwendet werden. Welche Beziehung besteht zwischen diesen Größen?<br />

Man finde die Lagrange-Funktion und löse die Bewegungsgleichungen. Die kinetische Energie<br />

der Rolle kann entweder vernachlässigt werden, oder es kann der weiter unten hergeleitete Ausdruck<br />

(<strong>12</strong>.36) verwendet werden.<br />

Das fixierte Rad<br />

Ein etwas anspruchsvolleres <strong>mechanische</strong>s System ist in Abbildung <strong>12</strong>.3 dargestellt. Es dient zur<br />

Vorbereitung auf ein späteres Kapitel, in dem wir uns mit den Drehbewegungen eines starren<br />

Körpers beschäftigen werden. In der hier gezeigten vereinfachten Version lässt es sich jedoch mit<br />

den bereits zur Verfügung stehenden Mitteln beschreiben.<br />

In der einfachsten Version von Abbildung <strong>12</strong>.3(a) betrachten wir ein Rad, dessen Achse im<br />

Raum fixiert ist. Es kann sich also nur um diese vorgegebene Achse drehen, und besitzt folglich<br />

nur einen Freiheitsgrad. Dies ist der Drehwinkel χ. Wir machen außerdem die vereinfachte<br />

Annahme, dass sich die gesamte Masse M des Rades auf die Lauffläche konzentriert, also auf<br />

einen Kreisring vom Radius R. Sie verteilt sich dort auf N Teilchen, die in gleichmäßigen Winkelabständen<br />

auf dem Kreis angeordnet sind.<br />

Es sei rn, mit n ∈ {1, . . . , N}, der Ort des n-ten Teilchens, und das Koordinatensystem sei so<br />

gewählt, dass die Achse des Rades in Richtung der x-Achse zeigt. Dann ist<br />

rn = o + R � �<br />

sin χn ey − cos χn ez , mit χn = χ −<br />

2π n<br />

. (<strong>12</strong>.34)<br />

N<br />

Der Koordinatenursprung o ist natürlich der Mittelpunkt des Rades. Die Teilchen haben wir so<br />

durchnummeriert, dass sich das Teilchen mit der Nummer n genau dann “unten”, also auf der<br />

48<br />

negativen z-Achse befindet, wenn der Drehwinkel gerade χ = 2π n/N ist. Die Nummerierung<br />

können wir als periodisch betrachten, so dass die Indizes n und n + N dassselbe Teilchen bezeichnen.<br />

Für die Geschwindigkeit des n-ten Teilchens ergibt sich<br />

˙rn = R ˙χ � �<br />

cos χn ey + sin χn ez , (<strong>12</strong>.35)<br />

denn die einzige zeitabhängige Größe ist der Drehwinkel χ, und die Winkelgeschwindigkeit ist<br />

natürlich für alle Teilchen gleich, ˙χn = ˙χ. Daraus können wir leicht die kinetische Energie berechnen.<br />

Jedes einzelne Teilchen hat eine Masse M/N. Es bewegt sich mit einer Geschwindigkeit<br />

R ˙χ, besitzt also die kinetische Energie M (R ˙χ) 2 /(2 N). Die Summe über alle Teilchen ist<br />

T = 1<br />

2 M R2 ˙χ 2 . (<strong>12</strong>.36)<br />

Auch hier ist es wieder unnötig, die Zwangsbedingungen explizit zu kennen. Es genügt, ihre<br />

Lösungen zu parametrisieren, also die Orte (<strong>12</strong>.34) der einzelnen Teilchen als Funktion der reduzierten<br />

Koordinate χ darzustellen, um die kinetische Energie T als Funktion von χ und ˙χ zu<br />

berechnen.<br />

Wenn auf das Rad keine dynamischen Kräfte einwirken, haben wir damit auch schon die<br />

Lagrange-Funktion gefunden, denn es ist L = T . Wir können unmittelbar die Bewegungsgleichung<br />

¨χ = 0 ablesen. Das Rad dreht sich gleichmäßig mit konstanter Winkelgeschwindigkeit.<br />

Das ist natürlich genau das, was wir erwartet haben.<br />

Nun wollen wir feststellen, was passiert, wenn auf die Lauffläche des Rades eine Reibungskraft<br />

wirkt. Eine solche Kraft kann nicht durch ein Potenzial beschrieben werden. Wir müssen also<br />

die d’Alembertsche Form der Bewegungsgleichungen verwenden. Dazu müssen wir zunächst<br />

die Kraftkomponente Fχ in Richtung der reduzierten Koordinate χ finden. Dafür hatten wir die<br />

Formel (11.58) angegeben. Es gilt also<br />

Fχ = � ∂rn<br />

∂χ · Fn = �<br />

R � �<br />

cos χn ey + sin χn ez · Fn. (<strong>12</strong>.37)<br />

n<br />

n<br />

Hier ist Fn die dynamische Kraft, die auf das Teilchen mit der Nummer n wirkt. Die partielle<br />

Ableitung ∂rn/∂χ haben wir aus (<strong>12</strong>.34) entnommen.<br />

Es soll nun auf ein ganz bestimmtes Teilchen, und zwar das, welches sich gerade an unterster<br />

Stelle befindet, eine Reibungskraft wirken, die proportional zu seiner Geschwindigkeit und ihr<br />

entgegengerichtet ist. Damit modellieren wir die Situation, dass das Rad an einer Stelle durch<br />

einen bremsenden Gegenstand berührt wird, zum Beispiel auf einer Standfläche aufliegt oder eine<br />

Bremse an der Lauffläche angreift.<br />

Für das Teilchen mit der Nummer ¯n, welches sich zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz unten<br />

befindet, gilt χ¯n = 0, also ¯n = N χ/2π, oder genauer, ¯n ist die ganze Zahl, die dieser am<br />

nächsten liegt. Für große N können wir aber den Fehler, den wir dabei machen, vernachlässigen.

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