Jahresbericht 2009 - World Vision
Jahresbericht 2009 - World Vision
Jahresbericht 2009 - World Vision
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Zukunft für Kinder !<br />
<strong>Jahresbericht</strong> <strong>2009</strong><br />
Unsere <strong>Vision</strong><br />
Unsere <strong>Vision</strong> ist eine gerechtere Welt, in der<br />
alle Menschen in Würde leben und ihr Dasein<br />
sinnvoll gestalten können.<br />
Eine Welt, die Hunger und Elend nicht toleriert<br />
und die geprägt ist vom Willen zur Versöhnung.<br />
Eine Welt, in der Menschen in geheilten Beziehungen<br />
leben: zu sich selbst, miteinander, zu<br />
Gott und seiner Schöpfung.<br />
Eine Welt, in der die Völker zu Verständigung<br />
und Frieden finden.<br />
Als Christen unterschiedlicher Konfessionen<br />
wollen wir durch tätige Nächstenliebe materielle,<br />
seelische und geistige Not lindern.<br />
Uns eint die Hoffnung auf eine bessere Zukunft<br />
und die Verantwortung für das Wohl der<br />
Menschen.<br />
Dabei gilt unsere besondere Aufmerksamkeit<br />
den Kindern dieser Welt.
Inhalt<br />
Über <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V.<br />
Bericht des Präsidiums 2<br />
Bericht des Vorstands 3<br />
Organisation und Trägerschaft 4<br />
Vorgestellt: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> 6<br />
Informationen für Paten und Spender 7<br />
Projektarbeit<br />
Übersicht der geförderten Projekte 8<br />
Globale Herausforderungen 10<br />
Entwicklungszusammenarbeit 12<br />
Humanitäre Hilfe 14<br />
Entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit 16<br />
Beispiele aus der Projektarbeit 17<br />
Forschung und Innovation 22<br />
Projektmanagement 23<br />
Projektcontrolling 25<br />
Risiken wirksam begegnen 26<br />
Rückschläge und Krisen in der Projektarbeit 27<br />
Kontrollmechanismen 28<br />
Wirkungsbeobachtung – den<br />
Projekterfolg messen<br />
29<br />
Gestern Patenkind, heute Lehrer 31<br />
Finanzen<br />
Finanzbericht <strong>2009</strong> 32<br />
Bilanz zum 30.09.<strong>2009</strong> 33<br />
Erträge im Finanzjahr <strong>2009</strong> 35<br />
Mittelverwendung im Finanzjahr <strong>2009</strong> 37<br />
Bestätigungsvermerk des Wirtschaftsprüfers<br />
zum vollständigen Jahresabschluss <strong>2009</strong><br />
39<br />
Ausblick auf das Geschäftsjahr 2010 40<br />
Selbstverpflichtungen 43<br />
Bericht des Präsidiums<br />
Wilfried Bohlen<br />
Hertha-Maria Haselmann<br />
<strong>2009</strong> war für <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V. ein besonderes<br />
Jahr – wir feierten unser dreißigjähriges Bestehen. Dankbar blicken<br />
wir auf Gottes Segen in der Zeit seit der Gründung im<br />
Jahr 1979 zurück. Die Projektarbeit hat sich in diesen 30 Jahren<br />
stetig weiterentwickelt. Zu Beginn stand vor allem die Hilfe für<br />
Waisenkinder im Vordergrund. Doch Kinder können nicht ihr<br />
volles Potenzial entfalten, wenn ihr Umfeld von Hunger und Not<br />
geprägt ist. Schrittweise wurde daher die Hilfe ausgeweitet – auf<br />
Kinder mit Familien, auf die Familien selbst und in den 80er<br />
Jahren dann auf ganze Dörfer. Mit der positiven Veränderung<br />
ihrer Umgebung sollte so der größtmögliche Nutzen für die Kinder<br />
in den Projektgebieten erzielt werden. Mitte der 90er Jahre<br />
wurde der Wirkungsbereich der Projekte dann noch einmal vergrößert.<br />
Die neuen „Regional-Entwicklungsprojekte“ umfassen<br />
Bezirke oder Verwaltungseinheiten und sind bis heute Schwerpunkt<br />
der Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> geblieben. Ergänzt werden<br />
sie durch die humanitäre Hilfe und die entwicklungspolitische<br />
Anwaltschaftsarbeit. Gemeinsames Ziel aller Arbeitsbereiche ist<br />
nach wie vor, bedürftigen Menschen – vor allem den Kindern<br />
Einnahmen in den Finanzjahren (FJ) 2005 bis <strong>2009</strong> in Mio. Euro<br />
2<br />
– zu helfen und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Zu<br />
den Grundsätzen unserer Arbeit zählt dabei, dass wir die Menschen<br />
in den Entwicklungsländern als Partner verstehen, die im<br />
Sinne der „Hilfe zur Selbsthilfe“ von der Planung bis zum Projektabschluss<br />
aktiv in die Projektarbeit eingebunden sind (vgl.<br />
k www.worldvision.de/entwicklunggestalten). Dass dieses<br />
Konzept greift, zeigen unsere Untersuchungen im Bereich der<br />
Wirkungsbeobachtung. Besonders erfreulich ist für uns, dass<br />
dies auch von den Paten und Spendern gewürdigt wird. Alleine<br />
im letzten Jahrzehnt gab es hier eine sehr positive Entwicklung,<br />
denn die Zahl unserer Patinnen und Paten ist von 60.000 im<br />
Jahr 2000 auf inzwischen über 150.000 angewachsen. Allein im<br />
Berichtsjahr lagen die privaten Spenden bei über 60 Millionen<br />
Euro (vgl. Grafiken). Für ihre Unterstützung möchten wir allen<br />
Spendern und Förderern anlässlich dieses Jubiläums ganz besonders<br />
herzlich danken!<br />
Anzahl der Patenkinder zum Ende der Finanzjahre 05-09<br />
Mit dem vorliegenden Bericht möchten wir Ihnen interessante<br />
Einblicke in die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> gewähren. Transparenz<br />
ist uns dabei sehr wichtig, und daher haben wir uns besonders<br />
darüber gefreut, dass unser letzter <strong>Jahresbericht</strong> im Rahmen<br />
des Transparenzpreises von PricewaterhouseCoopers mit dem<br />
zweiten Platz (unter 60 teilnehmenden Organisationen)<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Wir möchten unseren Patinnen und Paten,<br />
Spendern und öffentlichen Gebern für das Vertrauen<br />
in unsere Arbeit danken. Lassen Sie uns<br />
gemeinsam daran arbeiten, dass die <strong>Vision</strong> einer<br />
besseren Zukunft für Kinder Wirklichkeit wird!<br />
Wilfried Bohlen,<br />
Vorsitzender des Präsidiums<br />
Hertha-Maria Haselmann,<br />
Stellv. Präsidiums-Vorsitzende
Bericht des Vorstands<br />
Christoph Waffenschmidt<br />
Christoph Hilligen<br />
im letzten <strong>Jahresbericht</strong> schauten wir mit etwas Sorge auf die weitere<br />
wirtschaftliche Entwicklung. Rückblickend sind wir umso<br />
dankbarer, dass trotz der schwierigen Rahmenbedingungen im<br />
Finanzjahr <strong>2009</strong> nur leichte Rückgänge bei den Einnahmen<br />
zu verzeichnen waren. Diese sind insbesondere auf geringere<br />
Einnahmen bei den Spenden für Katastrophenhilfeprojekte zurückzuführen,<br />
aber auch bei den Patenschaften gab es das erste<br />
Mal seit vielen Jahren einen leichten Rückgang (vgl. Grafiken<br />
auf Seite 2). Die Einnahmen aus öffentlichen Mitteln sind etwa<br />
gleich geblieben. Auch bei der Förderung nach Regionen haben<br />
sich im Vergleich mit dem Vorjahr kaum Veränderungen ergeben.<br />
Der starke Asien-Fokus in den Finanzjahren 2006 und 2007<br />
(vgl. Grafik unten) hing mit der Arbeit im Tsunami-Gebiet in<br />
Südostasien zusammen.<br />
Nach Änderungen der Vereinssatzung und der Bestellung des<br />
Vorstands im Jahr 2008 wurde im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> die weitere<br />
Organisationsstruktur an die geänderten Anforderungen, u. a. auch<br />
an die Größe des Vereins, angepasst (vgl. Organigramm auf Seite<br />
4). Dies hatte zur Folge, dass auch interne Arbeitsprozesse auf die<br />
Struktur abgestimmt und optimiert wurden. Weiterhin standen<br />
die Abfolge unserer Strategie und erste Entwicklungsschritte zur<br />
Förderung nach Regionen in den Finanzjahren (FJ) 05 bis 09 in Euro<br />
Einführung einer sogenannten „Balanced Scorecard“ als zusätzliches<br />
Steuerungsinstrument für den Verein im Mittelpunkt unserer<br />
Aktivitäten.<br />
Die Weiterentwicklung der Projektarbeit bleibt eines unserer<br />
wichtigsten Anliegen. In diesem Zusammenhang kommt schon<br />
seit Jahren den Wirkungsindikatoren eine besondere Bedeutung<br />
zu. Sie sollen aufzeigen, wie die Projektarbeit über den Zeitraum<br />
der Projektlaufzeit verändert werden muss, um im Sinne von<br />
Nachhaltigkeit die größte Wirkung zu erzielen. <strong>2009</strong> gab es hier<br />
wichtige Veränderungen; bei der Erhebung der Indikatoren werden<br />
nun noch wesentlich stärker die Gesundheit und Entwicklung<br />
von Kindern erfasst (vgl. Seite 29).<br />
Die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> wird immer wieder neu von globalen<br />
Herausforderungen geprägt. Unsere Antwort auf all diese<br />
Fragen muss eine Perspektive für Kinder beinhalten, deren<br />
Wohl der Maßstab unserer Projektarbeit ist. Da sich vor allem<br />
Versäumnisse in der ersten Lebensphase später kaum noch ausgleichen<br />
lassen, stehen bei unserer Arbeit zunehmend jüngere Kinder<br />
unter fünf Jahren im Mittelpunkt. Ein Thema, das ihre Zukunft<br />
dramatisch beeinflussen wird, ist die globale Erwärmung. In den<br />
Entwicklungsländern gibt es kaum Ressourcen, um sich gegen<br />
die zunehmenden Dürren und Überflutungen zu schützen. Um<br />
den Kindern zu helfen, müssen wir daher unbedingt die wirtschaftliche<br />
Situation der Armen verbessern. Ein bewährtes Mittel<br />
dazu sind Kleinkredit- und Gewerbeförderungsprogramme, die<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> bereits seit vielen Jahren durchführt. Derzeit sind<br />
weltweit 45 Mikrofinanzinstitutionen im Auftrag von <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> tätig. Sie vergeben jährlich 600.000 Kredite und sichern<br />
oder schaffen rund eine Million Arbeitsplätze. Das verbesserte<br />
Familieneinkommen bewirkt nicht nur eine bessere Versorgung<br />
mit Nahrungsmitteln, sondern auch, dass Kinder häufiger zur<br />
Schule gehen können, weil sie seltener arbeiten müssen. Der gezielten<br />
Förderung von Kleinkindern haben wir in diesem Bericht<br />
zusammen mit den Themen Klimawandel und Kleinkredite einen<br />
eigenen Artikel gewidmet (vgl. Seite 10).<br />
Nach den leichten Rückgängen bei den Einnahmen im<br />
Finanzjahr <strong>2009</strong> hoffen wir nun, dass wir im<br />
kommenden Jahr die Projektarbeit zugunsten bedürftiger<br />
Menschen in den Entwicklungsländern<br />
auch wieder quantitativ ausweiten können. Auf<br />
jeden Fall wünschen wir Ihnen mit diesem<br />
Bericht interessante Einblicke in unsere Arbeit.<br />
Christoph Waffenschmidt<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Christoph Hilligen<br />
Stellv. Vorstandsvorsitzender<br />
3
Organisation und Trägerschaft<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V. ist als eingetragener Verein rechtlich,<br />
organisatorisch und finanziell selbstständig und hatte im<br />
Finanzjahr <strong>2009</strong> (Stand: 30.9.<strong>2009</strong>) 19 Vereinsmitglieder. Sitz des<br />
Vereins ist Friedrichsdorf. Träger des Vereins nach §§ 32 ff. BGB<br />
ist die Mitgliederversammlung. Ihre Aufgabe liegt insbesondere in<br />
der Wahl des Präsidiums, in der Entgegennahme des <strong>Jahresbericht</strong>s<br />
und in der Entlastung von Präsidium und Vorstand. Die Mitglieder<br />
erhalten für ihre ehrenamtliche Tätigkeit keine Vergütung, allerdings<br />
werden nachgewiesene Auslagen vom Verein erstattet.<br />
Das Präsidium von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland bestand im Finanzjahr<br />
<strong>2009</strong> aus acht Mitgliedern. Es ist unter anderem zuständig<br />
für die strategische Ausrichtung des Vereins, die Genehmigung<br />
der jährlichen Haushaltsplanung und die Überwachung der<br />
Geschäftsführung des Vorstands. Die Mitglieder des Präsidiums<br />
– mindestens sieben, höchstens aber elf Personen – werden von<br />
der Mitgliederversammlung für einen Zeitraum von drei Jahren<br />
gewählt. Es sind maximal zwei Wiederwahlen eines Präsidiumsmitgliedes<br />
möglich. Die Mitglieder des Präsidiums erhalten für<br />
Medien<br />
Anwaltschaft<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Institut<br />
Paten-und<br />
Spenderservice<br />
Organigramm von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V. – Vereinsorgane und Abteilungen<br />
4<br />
Fundraising<br />
Marketing<br />
Werbung &<br />
Kommunikation<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Fachberatung &<br />
Quaitätssicherung<br />
Projekt-Finanzen<br />
Humanitäre Hilfe<br />
ihre ehrenamtliche Tätigkeit keine Vergütung, nachgewiesene<br />
Auslagen werden vom Verein erstattet. Im Berichtsjahr wurden<br />
den Vereins- und Präsidiumsmitgliedern Reisekosten in Höhe von<br />
1.470 Euro erstattet.<br />
Der Vorstand bestand im Finanzjahr <strong>2009</strong> aus zwei Personen,<br />
dem Vorstandsvorsitzenden Christoph Waffenschmidt und dem<br />
stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Hilligen. Der Vorstand<br />
wird vom Präsidium ernannt und ist verantwortlich für die operative<br />
Führung des Vereins. Die Mitglieder des Vorstands – nach<br />
Satzung mindestens zwei Personen – sind hauptamtlich tätig.<br />
Der Finanzausschuss ist ein Unterausschuss des Präsidiums.<br />
Die ehrenamtlichen Mitglieder werden vom Präsidium ernannt<br />
und beraten es insbesondere in Finanzfragen und hinsichtlich des<br />
Risikofrüherkennungssystems. Im Finanzjahr <strong>2009</strong> bestand der<br />
Finanzausschuss aus zwei Mitgliedern: Harald Dürr (Vorsitzender)<br />
und Wilfried Bohlen. Details zu den Organen von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland e. V. sind in der Satzung geregelt, die Sie im Internet<br />
finden: k www.worldvision.de/satzung.<br />
Mitgliederversammlung<br />
Präsidium Finanzausschuss<br />
Internationale<br />
Programme<br />
Regionalabteilung<br />
Afrika /<br />
Lateinamerika<br />
Regionalabteilung<br />
Asien / Osteuropa<br />
Stellv. Vorstandsvorsitzender<br />
Personal &<br />
Unternehmenskultur<br />
IT & Systeme<br />
Controlling<br />
Finanzen<br />
Administration
Unser Präsidium<br />
Wilfried Bohlen<br />
Vorsitzender<br />
Pastor i.R., Leichlingen<br />
Theologe, Groß- und Außenhandelskaufmann<br />
Hertha-Maria Haselmann<br />
Stellvertretende Vorsitzende<br />
Leiterin Rehabilitationszentrum<br />
für Drogenabhängige, Frankfurt, Betriebswirtin<br />
Harald Dürr<br />
Direktor, Deutsche Bank, Frankfurt<br />
Betriebswirt<br />
Dr. Thomas Kreuzer<br />
Geschäftsführer Dt. Fundraising Akademie<br />
Frankfurt am Main<br />
Theologe und Kommunikationswissenschaftler<br />
Heino Masemann<br />
Geschäftsführer Landesverein<br />
für Innere Mission, Hannover<br />
Theologe<br />
Elke Werner<br />
Autorin und Referentin, Marburg<br />
Pädagogin für Kunst und Religion<br />
Bärbel Wilde<br />
Pfarrerin i.R., Lüdenscheid<br />
Theologin<br />
Dr. Dean Hirsch<br />
Kooptiertes Präsidiumsmitglied, Monrovia (USA)<br />
Präsident <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International<br />
Informatiker<br />
Unsere <strong>Vision</strong> für jedes Kind:<br />
Leben in Fülle.<br />
Unser Gebet für jedes Herz:<br />
Tatkraft und Wille.<br />
5
Vorgestellt: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Unsere Ziele<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ist ein christliches Hilfswerk mit den<br />
Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit,<br />
humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische<br />
Anwaltschaftsarbeit. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die<br />
Unterstützung von Kindern, Familien und ihrem Umfeld im<br />
Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit. Als Christen unterschiedlicher<br />
Konfessionen helfen die Mitarbeiter von <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> weltweit Menschen in Not, unabhängig von ethnischer<br />
Herkunft, Religion oder Nationalität.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V. wurde 1979 gegründet. Im<br />
Finanzjahr <strong>2009</strong> hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland 236 Projekte<br />
in 47 Ländern gefördert.<br />
Christliche Motivation<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> hat christliche Wurzeln, Werte und<br />
Arbeitsgrundsätze. Die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> folgt dem diakonischen<br />
Auftrag der Bibel, sich in christlicher Nächstenliebe<br />
für die Benachteiligten, Notleidenden und Entrechteten dieser<br />
Welt einzusetzen.<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Unsere Projekte der Entwicklungs zusammenarbeit sind als<br />
umfassende und nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe konzipiert.<br />
Ermöglicht werden diese Projekte vor allem durch<br />
Kinderpatenschaften – eine Unterstützungsform, die<br />
durch die Kontakte zwischen Menschen in Deutschland<br />
und in den Entwicklungsländern auch einen wichtigen<br />
Beitrag zur Völkerverständigung leistet. Lesen Sie mehr zur<br />
Entwicklungszusammenarbeit ab Seite 12.<br />
6<br />
Humanitäre<br />
Hilfe<br />
Entwicklungs-<br />
zusammenarbeit<br />
Entwicklungspolitische<br />
Anwaltschafts-<br />
arbeit<br />
Projekte der humanitären Hilfe<br />
Einen weiteren Schwerpunkt der Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
bildet die Versorgung von Katastrophenopfern sowie<br />
Kriegs- und Hungerflüchtlingen. Die Finanzierung dieser<br />
Projekte erfolgt zum Teil über private Spenden, vor allem<br />
aber über Kooperationen mit „Aktion Deutschland Hilft“,<br />
dem Auswärtigen Amt, der Europäischen Union und dem<br />
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP).<br />
Weitere Informationen dazu finden Sie ab Seite 14.<br />
Entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit<br />
Der dritte Arbeitsbereich von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutsch land ist<br />
die entwicklungspolitische Anwalt schaftsarbeit. Mit diesem<br />
Arbeitszweig möchten wir die Menschen in Deutschland über<br />
die Ursachen von Hunger, Armut und Benachteiligung in den<br />
Entwicklungsländern aufklären und sie zum verantwortungsvollen<br />
Handeln motivieren. Lesen Sie mehr dazu ab Seite 16.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland ist Teil der weltweiten <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong>-Partnerschaft, die in derzeit 96 Ländern aktiv ist.<br />
Weltweit wurden im Finanzjahr <strong>2009</strong> mehr als 3,1 Millionen<br />
Patenkinder von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Paten gefördert.<br />
Arbeitsbeziehungen<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International unterhält offizielle<br />
Arbeitsbeziehungen zur Welt gesundheitsorganisation (WHO)<br />
und zu UNICEF und hat Berater status beim Flüchtlingskommissariat<br />
(UNHCR) sowie beim Wirtschafts- und<br />
Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC). Vom<br />
Weltkirchenrat ist <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> als ökumenische Organisation<br />
anerkannt. Weitere Informationen über Verpflichtungen und<br />
Mitgliedschaften finden Sie auf den Seiten 43-44.
Informationen für<br />
Paten und Spender<br />
Um unsere Projekte der Entwicklungszusammenarbeit mit den<br />
notwendigen finanziellen Mitteln ausstatten zu können, ist Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Werbung unverzichtbar. Auch Opfern von<br />
Naturkatastrophen können wir nur helfen, wenn wir mit Spendenwerbung<br />
die erforderlichen Mittel einwerben. Dabei möchten<br />
wir Spender nicht emotional „überrumpeln“, sondern sie von der<br />
langfristigen Sinnhaftigkeit der Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> überzeugen.<br />
Daher legen wir bei unserer Werbung großen Wert darauf, die<br />
Würde bedürftiger Menschen nicht zu verletzen, und verzichten<br />
beispielsweise auf Bilder, die Personen in entwürdigenden Situationen<br />
zeigen.<br />
Transparenz durch Informationen<br />
Über umfassende Informationen wollen wir dann eine größtmögliche<br />
Transparenz für unsere Paten und Spender erreichen.<br />
Beispielsweise erhalten Patinnen und Paten regelmäßig Informa-<br />
Hilfe Direkt Bericht aus unserem Regional-Entwicklungsprojekt<br />
August 2008<br />
Magazin für Förderer von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e.V.<br />
Nahrungsmittelkrise<br />
Ursachen der Nahrungsmittelknappheit<br />
und Wege aus der Krise (S. 4)<br />
Erfolge der Entwicklungszusammenarbeit<br />
am Beispiel Vietnam (S. 16)<br />
Projektarbeit<br />
Anwaltschaftsarbeit<br />
Rückblick auf den G8-Gipfel im<br />
japanischen Hokkaido (S. 18)<br />
Zu Besuch beim Patenkind in<br />
Mosambik (S. 24)<br />
Paten unterwegs<br />
Katastrophenhilfe<br />
Nothilfe und Wiederaufbau nach<br />
Wirbelsturm in Myanmar (S. 26)<br />
Aufbaunahrung für unterernährte<br />
Kleinkinder in Somalia (Rückseite)<br />
Spendenaufruf<br />
Bausteine zur Selbsthilfe<br />
Dialla in Mali (MLI-187711)<br />
Im Zentrum Malis, etwa 800 Kilometer von der Landeshauptstadt<br />
Bamako entfernt, startet das neue <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-<br />
Regionalentwicklungsprojekt „Dialla“. Die meisten der rund<br />
Wissenswertes zum Projekt<br />
74.000 Einwohner leben hier in einfachsten Verhältnissen.<br />
Geringe Ernten, unzureichende Gesundheitsversorgung und<br />
Laufzeit <strong>2009</strong> bis voraussichtlich 2021<br />
ein mangelhaftes Bildungssystem machen den Familien zu<br />
schaffen und verhindern, dass Kinder sich optimal entwickeln<br />
können. Doch das soll sich in den kommenden Jahren<br />
ändern: Nach intensiven Vorbereitungen ist die Planungs-<br />
etwa 74.000, knapp die Hälfte unter<br />
Bewohner<br />
15 Jahre<br />
Geförderte Dörfer 84 Dörfer in 5 Gemeinden<br />
phase des Projekts abgeschlossen. Nun wollen die Bewohner Ethnische Gruppen: Dogon, Fulani, Mosso, Dafing, Samago<br />
mithilfe der Patinnen und Paten aus Deutschland und gemeinsam<br />
mit den einheimischen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Mitarbeitern<br />
die Lebensbedingungen in ihrer Heimat Schritt für Schritt<br />
Sprachen:<br />
Religion:<br />
Dogon, Fulani<br />
überwiegend Muslime<br />
verbessern.<br />
Lebensgrundlage: Landwirtschaft und Viehzucht<br />
heiß und trocken; durchschnittlich<br />
Klima:<br />
500 bis 600 mm Niederschlag im Jahr<br />
Grund zur Hoffnung: Vor allem den Kindern von Dialla will<br />
das Entwicklungsprojekt neue Chancen eröffnen.<br />
tionen über das Projektgebiet, in dem ihr Patenkind lebt. Dieser<br />
Fortschrittsbericht hält die Leser darüber auf dem Laufenden, welche<br />
Maßnahmen in den einzelnen Sektoren, etwa medizinische<br />
Versorgung, Wirtschaftsförderung oder Bildung, durchgeführt<br />
werden. Zweimal im Jahr senden wir unseren Förderern außerdem<br />
das Magazin „Hilfe Direkt“, das ebenfalls über aktuelle Entwicklungen<br />
der Projektarbeit informiert. Direkt aus dem Projektland<br />
erhalten die Paten auch die sogenannten „Entwicklungsberichte“<br />
der Patenkinder, in denen zum Beispiel die schulische und gesundheitliche<br />
Entwicklung beschrieben wird. Natürlich können die Patinnen<br />
und Paten auch über Briefe in direkten Kontakt mit dem<br />
Patenkind treten und sich so ein besseres Bild von den Wirkungen<br />
der Projektarbeit verschaffen. Auch Besuche beim Patenkind sind<br />
eine gute Möglichkeit, das Patenkind und sein Land besser zu verstehen<br />
und sich vor Ort mit eigenen Augen vom sinnvollen Einsatz<br />
der Spendengelder zu überzeugen.<br />
Wenn Sie sich detailliert über unser Verständnis von Entwicklungszusammenarbeit<br />
informieren möchten, können<br />
Sie die Broschüre „Entwicklung gestalten“ bestellen oder<br />
im Internet herunterladen (www.worldvision.de).<br />
Hier lebt Ihr Patenkind mit seiner Familie<br />
Transparenz durch Informationen (v. l.): Paten erhalten<br />
jährlich einen Bericht über ihr Patenkind aus dem<br />
Projektgebiet. Unser Patenmagazin „Hilfe Direkt“<br />
informiert halbjährlich Paten und Spender über<br />
unsere Arbeit. Mit Projekt- und Länderinformationen<br />
halten wir unsere Paten über die Projektarbeit auf<br />
dem Laufenden. Der <strong>Jahresbericht</strong> bietet transparent<br />
alle wichtigen Zahlen und Fakten über <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland. Der monatliche Newsletter versorgt<br />
Interessierte mit Aktuellem. Informationen zur Arbeit<br />
von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> gibt es übrigens auch auf Facebook,<br />
Xing und Youtube.<br />
7
Übersicht der<br />
geförderten Projekte<br />
Über 150.000 Paten und Spender haben im Finanzjahr <strong>2009</strong> mit<br />
ihren Spenden unsere Arbeit zugunsten bedürftiger Menschen<br />
ermöglicht. Insgesamt konnten so 236 Projekte in 47 Ländern<br />
durchgeführt werden.<br />
Wir unterscheiden vier verschiedene Projekttypen: Regional-<br />
Entwicklungsprojekte werden durch persönliche Kinderpatenschaften<br />
ermöglicht. Bei Projekten in der Startphase handelt<br />
es sich um neue Regional-Entwicklungsprojekte, aus denen<br />
Lateinamerika<br />
Regional-<br />
Entwicklungsprojekte<br />
Projekte<br />
in der<br />
Startphase<br />
Schwerpunktprojekte<br />
noch keine Patenkinder vermittelt wurden. Schwerpunktprojekte<br />
widmen sich der Lösung einzelner Probleme in den<br />
Entwicklungsländern, darunter AIDS-Bekämpfung oder Gewerbeförderung.<br />
Projekte der humanitären Hilfe unterstützen<br />
Opfer und Betroffene von Naturkatastrophen oder kriegerischen<br />
Auseinandersetzungen. Diese Projekte werden maßgeblich durch<br />
öffentliche Zuschüsse finanziert, erfordern aber auch Eigenmittel<br />
von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>.<br />
Projekte der<br />
humanitären Hilfe<br />
Patenkinder<br />
Zahl der<br />
Begünstigten<br />
Förderung<br />
in Euro<br />
Bolivien 6 4 1 12.532 77.380 3.098.418<br />
Dominikanische Republik 1 1 2 2 2.026 107.014 721.486<br />
Guatemala 5 2 8.476 78.550 2.038.018<br />
Honduras 1 2 1.128 17.000 485.280<br />
Nicaragua 4 1 4.909 57.600 1.404.539<br />
Peru 3 2 2.386 63.100 812.564<br />
Lateinamerika gesamt 20 3 11 3 31.457 400.644 8.560.305<br />
8
Asien<br />
Osteuropa,<br />
Naher und<br />
Mittlerer Osten<br />
Regional-<br />
Entwicklungsprojekte<br />
Regional-<br />
Entwicklungsprojekte<br />
Projekte<br />
in der<br />
Startphase<br />
Projekte<br />
in der<br />
Startphase<br />
Schwerpunktprojekte<br />
Schwerpunktprojekte<br />
Projekte der<br />
humanitären Hilfe<br />
Projekte der<br />
humanitären Hilfe<br />
Patenkinder<br />
Patenkinder<br />
Zahl der<br />
Begünstigten<br />
Zahl der<br />
Begünstigten<br />
Förderung<br />
in Euro<br />
Bangladesch 4 3 1 8.831 680.765 2.075.017<br />
Indien 3 1 5.542 128.029 854.375<br />
Indonesien 2 2 2.591 111.654 894.417<br />
Kambodscha 3 1 1.526 50.856 402.107<br />
Mongolei 4 3 1 6.204 128.000 1.982.424<br />
Myanmar 1 5 257 264.008 973.122<br />
Papua Neuguinea 1 1.750 19.024<br />
Philippinen 4 1 7.484 80.000 1.079.727<br />
Sri Lanka 1 231 10.000 360.230<br />
Thailand 1 125 35.253<br />
Vietnam 5 2 6.288 107.515 1.541.775<br />
Länderübergreifend 1 122.519<br />
Asien gesamt 27 13 10 38.954 1.562.712 10.339.992<br />
Förderung<br />
in Euro<br />
Afghanistan 2 40.800 229.497<br />
Armenien 4 320 71.350<br />
Georgien 2 33.666 690.044<br />
Jerusalem, Westjordanland, Gaza 3 85.780 430.072<br />
Jordanien 1 1.559 174.535<br />
Kosovo 1 2.000 46.671<br />
Pakistan 3 216.387 461.154<br />
Rumänien 1 118 14.353<br />
Russische Föderation 2 291.934 11.249<br />
Usbekistan 1 1 1.300 149.947<br />
Osteuropa/Naher und Mittlerer Osten gesamt 7 14 673.864 2.278.873<br />
Afrika<br />
Regional-<br />
Entwicklungsprojekte<br />
Projekte<br />
in der<br />
Startphase<br />
Schwerpunktprojekte<br />
Projekte der<br />
humanitären Hilfe<br />
Patenkinder<br />
Zahl der<br />
Begünstigten<br />
Förderung<br />
in Euro<br />
Angola 1 100.000 403.861<br />
Äthiopien 4 3 1 9.554 147.161 2.228.303<br />
Burundi 1 2 3 756.482 490.922<br />
DR Kongo 2 53.000 256.198<br />
Ghana 3 3 1 5.150 253.820 1.670.051<br />
Kenia 6 5 1 8.988 353.367 3.469.118<br />
Lesotho 1 39.000 61.245<br />
Malawi 5 3 9.948 119.123 1.937.195<br />
Mali 4 4 7.599 195.100 2.000.390<br />
Mauretanien 3 6.155 166.000 1.207.389<br />
Mosambik 1 1 2.440 42.107 190.022<br />
Senegal 3 1 2 4.993 267.950 1.538.483<br />
Sierra Leone 1 1 2 489 39.327 317.830<br />
Simbabwe 3 4 7.236 788.836 3.582.973<br />
Somalia 8 352.497 378.717<br />
Sudan 20 2.395.779 6.158.047<br />
Swasiland 2 1 3.162 49.630 820.295<br />
Tansania 7 1 13.913 428.500 2.402.005<br />
Tschad 3 1 5.266 105.878 1.036.540<br />
Uganda 8 819.424 904.602<br />
Länderübergreifend 1 1 30.654<br />
Afrika gesamt 46 2 28 52 84.893 7.472.982 31.084.841<br />
Überregionale Förderung 4.853.098<br />
Zugesagte Förderung, die zu Beginn des nachfolgenden Geschäftsjahres transferiert wird (vgl. „Verbindlichkeiten“, Seite 34) 610.540<br />
Gesamtsumme 93 5 59 79 155.304 10.110.202 57.727.649<br />
9
Globale Herausforderungen<br />
Globale Entwicklungen wie die internationale Finanzkrise, die weltweite Nahrungsmittelknappheit und der Klimawandel<br />
bedrohen die gesunde Entwicklung von Kindern in den Entwicklungsländern stärker als je zuvor. Um den<br />
Kindern – und vor allem den Kleinsten unter ihnen – nachhaltig zu helfen, müssen wir ihre Bedürfnisse noch stärker<br />
als bisher in den Mittelpunkt unserer Projektarbeit stellen. Dazu gehört neben der direkten Unterstützung auch die<br />
Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Menschen in den Entwicklungsländern und, vor dem Hintergrund<br />
der globalen Erwärmung, auch ein stärkerer Fokus auf die Prävention von Katastrophen.<br />
Kleinkinder: Frühe Förderung<br />
Die Weltbevölkerung wächst und damit die Nachfrage nach<br />
Nahrungsmitteln. Gleichzeitig mehren sich durch zunehmende<br />
Dürreperioden Produktionsausfälle in der Landwirtschaft. Das<br />
Ergebnis ist eine weltweite Nahrungsmittelkrise, unter der vor<br />
allem Kleinkinder leiden. Sie brauchen für eine gesunde Entwicklung<br />
nicht nur genügend, sondern vor allem protein- und<br />
nährstoffreiche Lebensmittel. Andernfalls drohen Entwicklungsdefizite,<br />
die kaum wieder aufgeholt werden können.<br />
Jedes Jahr sterben fast 9 Millionen Kinder noch vor ihrem<br />
fünften Lebensjahr, wobei Fachleute davon ausgehen, dass mehr<br />
Entwicklungsdefizite in der ersten Lebensphase lassen sich später kaum ausgleichen. <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> hilft deshalb verstärkt Schwangeren und Kleinkindern.<br />
10<br />
als die Hälfte der Todesfälle mit unzureichender Ernährung<br />
zusammenhängen. Fatalerweise liegt die Staatengemeinschaft<br />
bei der Verwirklichung der Millenniumsziele bezüglich der<br />
Kinder- und Müttergesundheit (Ziele 4 und 5) besonders weit<br />
zurück. <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> konzentriert sich daher noch stärker auf<br />
die Bedürfnisse von Schwangeren, Kleinkindern und jungen<br />
Müttern. Ernährungsprogramme und eine medizinische Grundversorgung<br />
sollen Kinder vor Langzeitschäden bewahren, spezielle<br />
Frühförderprogramme die Entwicklung unterstützen (siehe auch<br />
Projektbeispiel Seite 21).
Die Finanz- und Wirtschaftskrise, für deren Bewältigung in<br />
den westlichen Ländern Hunderte Milliarden Euro bereitgestellt<br />
wurden, wirkt sich dramatisch auf die Armen aus. Die Zahl der<br />
absolut Armen ist um bis zu 150 Millionen gestiegen.<br />
Unterdessen haben sich Kleinkredite als wirksames Mittel<br />
der Armutsbekämpfung bewährt. Ziel dieses Instruments ist es,<br />
armen Familien mit guten Ideen und unternehmerischem Talent<br />
Startkapital zu bieten, das sie bei klassischen Banken nicht<br />
bekämen. Diese Familien nutzen die Kredite, um Geschäfte<br />
zu starten und auszubauen. Das eigene Einkommen aus einem<br />
Kleinunternehmen ist nach der Erfahrung von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
der effektivste und zugleich kostengünstigste Ansatzpunkt zur<br />
Armutsminderung, zumal es oft der ganzen Familie zu einem<br />
besseren Lebensstandard, einer besseren Ausbildung und einer<br />
besseren Gesundheit verhilft.<br />
Das weltweite Kleinkreditportfolio der internationalen <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong>-Partnerschaft beläuft sich derzeit auf knapp 350 Mio. US-<br />
Dollar. Es sind inzwischen 45 Mikrofinanzinstitute weltweit im<br />
Auftrag von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> tätig. Mithilfe der 600.000 jährlich<br />
vergebenen Kleinkredite werden fast eine Million Jobs geschaffen<br />
oder gesichert. Rund 1,7 Millionen Kinder werden durch<br />
das gestiegene Familieneinkommen besser ernährt und können<br />
länger die Schule besuchen. Alle Mikrofinanzinstitutionen sind<br />
unter der globalen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Dachorganisation „<strong>Vision</strong>Fund“<br />
zusammengefasst und werden von dieser begleitet und kontrolliert<br />
(Siehe Projektbeispiel Seite 20).<br />
Klimaschutz: Neue Konzepte<br />
für die Projektarbeit<br />
Kleinkredite: Wirksames Mittel der Armutsbekämpfung<br />
Der globale Klimawandel trifft zuallererst die Armen. <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland arbeitet nun verstärkt daran, seinen Beitrag<br />
zur globalen Erwärmung Schritt für Schritt zu reduzieren.<br />
Dazu erfassen wir künftig unsere eigenen CO 2 -Ausstöße<br />
und stellen unsere Entwicklungsarbeit auf den Prüfstand. Mittelfristig<br />
streben wir die Klimaneutralität an, indem wir für<br />
jede emittierte Tonne CO 2 entsprechende Programme zur<br />
CO 2 -Absorption anstoßen.<br />
Eines unserer bereits jetzt erfolgreichen Projekte zum Ausgleich<br />
von CO 2 -Emissionen ist das „Beysatol Project“ im Senegal:<br />
An den Rändern der Felder werden Laub- und Obstbäume<br />
gepflanzt, die nicht nur CO 2 absorbieren, sondern auch das<br />
Ackerland vor Erosion schützen und den Bauern ein Zusatzeinkommen<br />
durch die Gewinnung von Pflanzenöl und Obst ermöglichen.<br />
Darüber hinaus beinhaltet das Projekt ein Wiederaufforstungsprogramm,<br />
bei dem Baumstümpfe und Reststräucher<br />
beschnitten, verjüngt und zu neuem Wachstum angeregt werden.<br />
Diese Methode ist wirksamer als neue Bäume zu pflanzen.<br />
Die Fachleute vor Ort gehen davon aus, dass sich durch<br />
diese Art der schnellen Wiederaufforstung auf einer Fläche von<br />
50.000 Hektar Land 860.000 Tonnen CO 2 absorbieren lassen.<br />
Mit Fischfang das Familieneinkommen steigern: Ein Kleinkredit kann<br />
helfen, die notwendige Ausrüstung dafür zu erwerben.<br />
11
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Im Finanzjahr <strong>2009</strong> wurden 93 Regional-Entwicklungsprojekte<br />
in insgesamt 29 Ländern durchgeführt. 5 Projekte befanden<br />
sich in der Startphase. Regional-Entwicklungsprojekte, die vor<br />
allem durch Kinderpatenschaften ermöglicht werden, leisten<br />
umfassende und nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe in verschiedenen<br />
Bereichen wie Trinkwasser, Ernährung, Gesundheit und<br />
Bildung. Zusätzlich wurden auch 59 Schwerpunktprojekte<br />
durchgeführt. Diese Projekte sind in der Regel in die regionalen<br />
Entwicklungsprojekte eingebunden und richten ihren Fokus<br />
auf einen besonderen Problembereich, wie etwa HIV/AIDS-<br />
Aufklärung oder Kinderrechte. Schwerpunktprojekte werden<br />
häufig neben Privatspenden auch durch Unternehmenskooperationen<br />
und öffentliche Geber finanziert. Das Geld, das in die<br />
Entwicklungszusammenarbeit fließt, kommt nicht nur einzelnen<br />
Kindern zugute. Obwohl sie im Zentrum unserer Arbeit<br />
stehen, profitieren auch ihre Familien, ihr Umfeld und sogar<br />
ganze Gemeinden von der Unterstützung. Unsere Arbeit basiert<br />
dabei auf Konzepten, in die über 50 Jahre Erfahrung aus der<br />
Entwicklungszusammenarbeit eingeflossen sind.<br />
Wir sind Partner<br />
Ein Kernelement unserer Arbeit ist das Prinzip der Partnerschaft.<br />
Die Menschen im Projektgebiet werden eng in die Entwicklung<br />
und Durchführung der Maßnahmen einbezogen und bringen,<br />
je nach ihren Möglichkeiten, auch eigene finanzielle<br />
Ressourcen ein. So wird sichergestellt, dass nur Maßnahmen<br />
12<br />
durchgeführt werd en, die wirklich notwendig sind. Außerdem<br />
wird die Ei genverantwortung bedürftiger Menschen gestärkt.<br />
Sie lernen in Selbsthilfegruppen und Projektkomitees,<br />
neue Entwicklungsmöglichkeiten zu erschließen und ihre<br />
Interessen zu vertreten. Wir stärken die se Gruppen und<br />
Strukturen und helfen ihnen, während der Projektlaufzeit immer<br />
mehr Verantwortung zu übernehmen. Denn die positiven<br />
Entwicklungen sollen auch ohne uns weitergeführt werden –<br />
das trägt außerdem zum Aufbau einer aktiven Zivilgesellschaft<br />
bei, die auf demokratischen Grundsätzen basiert. Durch diese<br />
Hilfe zur Selbsthilfe erzielen wir eine nachhaltige Wirkung.<br />
Ebenfalls auf partnerschaftlicher Ebene arbeiten wir mit lokalen<br />
Behörden und anderen Nichtregierungsorganisationen zusammen.<br />
Mehr zu unserem Projektmanagement finden Sie auf Seite 23.<br />
Unsere Partnerschaft mit deutschen Spendern und Paten verpflichtet<br />
uns dazu, Einblicke in die Arbeit zu geben und regelmäßig<br />
über Aktivitäten und besondere Herausforderungen zu informieren.<br />
So können wir der Öffentlichkeit Rechenschaft ablegen<br />
und um Verständnis für die besonderen Herausforderungen in<br />
der Entwicklungszusammenarbeit werben. Auch hilft uns der<br />
Dialog mit unseren Paten und Spendern, die Arbeit immer wieder<br />
anzupassen und zu verbessern.<br />
Umfassende Hilfe und Kleinkindfokus<br />
Armut kann viele Ursachen haben. Unsere Projektmaßnahmen sollen<br />
dieser Komplexität der Verhältnisse in den Entwicklungsländern
Rechnung tragen. Wichtigster Maßstab für den Erfolg unserer<br />
Programmarbeit ist das Wohlergehen der Kinder, das wir durch<br />
Wirkungsindikatoren wie die sogenannten „Child Well-Being-<br />
Outcome Indicators“ beobachten, messen und auswerten (vgl.<br />
Seite 29). Da die frühen Entwicklungsjahre für die kindliche<br />
Entwicklung von entscheidender Bedeutung sind, wollen wir noch<br />
stärker als bisher die Mütter während der Schwangerschaft und die<br />
Kleinkinder im Alter bis 59 Monaten fördern (vgl. Seite 10).<br />
Entwicklungszusammenarbeit, die weitergeht<br />
Wir machen den Menschen in den Projektgebieten deutlich,<br />
dass unser beratendes und finanzielles Engagement ein zeitlich<br />
begrenzter Beitrag zur Entwicklung ihrer Region ist. Durch<br />
unsere Unterstützung möchten wir die Menschen befähigen,<br />
Engpässe und Hindernisse zu überwinden und Eigeninitiative<br />
Kinderschutzmaßnahmen 2,84 %<br />
Projektförderung nach Sektoren <strong>2009</strong><br />
zu entwickeln. Nach rund 15 Jahren zieht sich <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> aus<br />
dem Projektgebiet zurück, die Entwicklungsarbeit führen die<br />
Menschen vor Ort weiter.<br />
Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung<br />
Unsere wirtschaftliche Förderung zielt auf die langfristige<br />
Einkommenssicherung für die arme Bevölkerung.<br />
Wachsender Wohlstand darf dabei aber nie auf Kosten von<br />
Entwicklungschancen zukünftiger Generationen gehen.<br />
Nachhaltigkeit muss demzufolge nicht nur wirtschaftlich sein,<br />
sondern auch sozial und ökologisch verträglich. So suchen wir<br />
nach Entwicklungswegen, die die natürlichen Ressourcen schonen.<br />
Aufforstung und kleinbäuerliche Landwirtschaft nach ökologischen<br />
Gesichtspunkten tragen beispielsweise dazu bei, dem<br />
Klimawandel entgegenzuwirken.<br />
Bildung 22,83 % •<br />
•<br />
Landwirtschafliche Entwickung und<br />
Ernährungssicherung 17,44 %<br />
Sonstiges 4,36 %<br />
Qualifizierung/Aufbau Zivilgesellschaft 6,22 %<br />
Einkommen schaffende Maßnahmen 7,33 %<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Gesundheit und HIV/AIDS-<br />
Bekämpfung 15,65 %<br />
Nothilfe und Katastrophenschutz 14,34%<br />
Wasserbeschaffung und sanitäre Anlagen 8,99 %<br />
13
Humanitäre Hilfe<br />
Humanitäre Hilfe<br />
Im Finanzjahr <strong>2009</strong> hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland 79 Projekte der<br />
humanitären Hilfe in 26 Ländern durchgeführt. Die humanitäre<br />
Hilfe von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland wird hauptsächlich finanziert<br />
über öffentliche Mittel von Bundesregierung und Europäischer<br />
Union, aber auch durch Spenden von Unternehmen und Einzelpersonen<br />
sowie durch das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“.<br />
Schnelle Hilfe weltweit<br />
Als internationales Hilfswerk mit Büros und lokalen Strukturen<br />
in fast einhundert Ländern kann <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> in den allermeisten<br />
Fällen in kürzester Zeit auf Krisen und Katastrophen reagieren.<br />
Dabei stellt das lokale Personal sicher, dass die Hilfe bedarfsgerecht<br />
und an die sozialen und kulturellen Gegebenheiten<br />
angepasst geleistet wird. Im Rahmen der Soforthilfe wird bei<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> darüber hinaus ein internationales Netzwerk von<br />
Nothilfeexperten aktiviert, das innerhalb von 24 bis 72 Stunden<br />
Hilfsmaßnahmen organisieren kann. Zur Finanzierung der Soforthilfe<br />
steht ein Nothilfefonds zur Verfügung. Außerdem hat<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ein weltweites Netzwerk von Lagerhäusern aufgebaut,<br />
in denen die wichtigsten Hilfsgüter bereitgehalten werden.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland beteiligt sich mit seinem Lager in<br />
Frankfurt/Main an diesem Netzwerk.<br />
Hilfe für Opfer von chronischen Krisen<br />
Im Berichtsjahr <strong>2009</strong> hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland die Hilfe<br />
für Menschen in „chronischen“ Krisen- und Konfliktgebieten<br />
weiter ausgebaut. Besonders engagiert haben wir uns im Nord-<br />
und Südsudan, in Norduganda, Somalia, im Osten der DR<br />
Kongo, in Simbabwe, Afghanistan und Sri Lanka.<br />
Unser Schwerpunkt liegt auf komplexen Krisen, die sich nicht<br />
(mehr) im Fokus der Weltöffentlichkeit befinden und durch<br />
14<br />
menschliches Handeln entstehen, oft verschärft durch Naturereignisse<br />
wie etwa Dürren. Wesentliche Merkmale solcher Krisen<br />
sind meist andauernde, gewalttätig ausgetragene Konflikte<br />
zwischen verschiedenen Parteien, teilweise mit gezielter Gewalt<br />
gegen Zivilisten, der Zusammenbruch staatlicher Strukturen,<br />
viele Vertriebene und große Flüchtlingsströme, extreme wirtschaftliche<br />
Not, die Entstehung von Kriegsökonomien sowie<br />
eine schlechte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.<br />
Hilfe für Kinder in Krisen<br />
Unter solchen Bedingungen leiden ganz besonders die Kinder.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland hilft daher gezielt Kindern und<br />
Kleinkindern in Krisengebieten, etwa durch Zusatzernährungsprogramme<br />
für Kleinkinder oder durch spezielle Kinderbetreuungs-<br />
und Schutzeinrichtungen („Child Friendly Spaces“). Hier<br />
erhalten Kinder Nahrung, Pflege und eine medizinische Grundversorgung.<br />
Darüber hinaus können die Jungen und Mädchen<br />
spielen, singen, basteln, oft auch lesen, schreiben und rechnen<br />
lernen. Viele Kinder haben Gewalt und Zerstörung erlebt – hier<br />
bieten die Helfer behutsame Betreuung und Zuwendung und<br />
damit die Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zumindest teilweise<br />
zu verarbeiten. So sind die Child Friendly Spaces Orte der<br />
Hoffnung und der Zuversicht.<br />
Naturkatastrophen im Jahr <strong>2009</strong><br />
Vor allem die großen Naturkatastrophen in Südostasien standen<br />
<strong>2009</strong> im Vordergrund: das Erdbeben auf Java in Indonesien,<br />
danach die schweren Stürme und Überflutungen in Vietnam<br />
und auf den Philippinen und schließlich das zweite schwere Erdbeben<br />
auf der Insel Sumatra, das einen großen Teil der Stadt<br />
Padang zerstörte. <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> leistete in den Katastrophengebieten<br />
Soforthilfe und ist weiterhin mit umfangreichen und län-
Europäisches Amt für humanitäre<br />
Hilfe (ECHO) 25,9 %<br />
Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit (BMZ) 0,60 %<br />
Entwicklungsprogramm der<br />
Vereinten Nationen (UNDP) 8,20 %<br />
gerfristigen Wiederaufbauprogrammen vor Ort tätig. Das gilt<br />
auch für die ebenfalls andauernde Instandsetzung öffentlicher<br />
und privater Infrastruktur und die Unterstützung des wirtschaftlichen<br />
Wiederaufbaus in Myanmar, wo im Vorjahr ein<br />
Zyklon große Zerstörung brachte.<br />
Abschluss von Sonderprojekten<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> beteiligte sich an einem Forschungsvorhaben von<br />
Transparency International, Tufts University, Overseas Development<br />
Institute sowie sieben internationalen Hilfsorganisationen.<br />
Abschluss und Ergebnis der Kooperation ist ein Handbuch zur<br />
Vermeidung von Korruption in Projekten der humanitären Hilfe<br />
(Preventing Corruption in Humanitarian Operations, Handbook<br />
of Good Practices, Veröffentlichung 2010). Es bietet richtungsweisende<br />
Orientierung für die Praktiker der humanitären<br />
Hilfe und hat das Potenzial, in Zukunft Standards zu setzen.<br />
Ebenfalls abgeschlossen wurde eine Wirkungsanalyse der<br />
Wiederaufbauprogramme nach der Tsunami-Katastrophe<br />
2004. Beteiligt waren die Mitgliedsorganisationen der „Aktion<br />
Deutschland Hilft“. Diese umfassende Evaluierung der Maß-<br />
Herkunft der öffentlichen Zuschüsse im Finanzjahr <strong>2009</strong><br />
• •<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Welternährungsprogramm<br />
(WFP) 42,50 %<br />
EuropeAid 6,20 %<br />
Auswärtiges Amt 16,50 %<br />
nahmen aller Mitgliedsorganisationen in Indien, Sri Lanka und<br />
Indonesien kommt zu insgesamt positiven Ergebnissen (vgl.<br />
k www.aktion-deutschland-hilft.de).<br />
Konfliktsensible Projektarbeit<br />
Experten aus Wissenschaft und Hilfsorganisationen wissen<br />
heute, dass Projekte der humanitären Hilfe insbesondere in<br />
Krisenregionen Konflikte verschärfen können. Daher müssen<br />
Hilfsorganisationen auf eine konfliktsensible Umsetzung ihrer<br />
Programme achten. Sie müssen genau analysieren, wem die Hilfe<br />
nützt oder eventuell schadet. Dabei helfen Instrumente der<br />
Konfliktanalyse sowohl auf der Makro-Ebene (nationaler/regionaler<br />
Kontext) als auch auf der Mikro-Ebene (lokaler Kontext<br />
des Einsatzgebietes). Auf der Makro-Ebene wird das von <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> selbst entwickelte Analyseinstrument „Making Sense of<br />
Turbulent Contexts / MSTC“ verwendet. Auf Projektebene arbeitet<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> regelmäßig mit der sogenannten „Do No<br />
Harm“-Analyse, die potenziell konfliktverstärkende und konfliktmindernde<br />
Faktoren erkennen hilft. Die Mitarbeiter von<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> werden regelmäßig entsprechend geschult.<br />
15
Entwicklungspolitische<br />
Anwaltschaftsarbeit<br />
Mit Veranstaltungen, Kampagnen und politischen Gesprächen<br />
ist es dem inzwischen drei Jahre alten Hauptstadtbüro von<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland gelungen, den Armen dieser Welt<br />
in Berlin eine weitere Stimme zu geben. In Gesprächen mit<br />
Verantwortlichen des Bundesministeriums für wirtschaftliche<br />
Zusammenarbeit und Entwicklung, des Auswärtigen Amtes,<br />
des Bundespräsidialamtes und mit Bundestagsabgeordneten<br />
setzen sich die Kolleginnen und Kollegen dafür ein, dass Politiker<br />
und Wirtschaftsvertreter bei ihren Entscheidungen<br />
stärker die Bedürfnisse von Kindern und Familien in den Entwicklungsländern<br />
berücksichtigen. Die entwicklungspolitische<br />
Anwaltschaftsarbeit dient aber auch dazu, die Menschen in<br />
Deutschland über die Ursachen der Armut aufzuklären und<br />
ihnen Möglichkeiten des Engagements aufzuzeigen<br />
b.<br />
d.<br />
Gesunde Kinder weltweit<br />
„Gesunde Kinder weltweit“, das ist unser Ziel<br />
und auch der Name der ersten weltweiten <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong>-Kampagne, die sich in den nächsten fünf<br />
Jahren gezielt und global für ein einziges Thema<br />
einsetzen wird: die Reduzierung vermeidbarer Todesfälle bei<br />
Kindern unter fünf Jahren. Jede Stunde sterben weltweit mehr<br />
als 1.000 Kinder in dieser Altersklasse, die meisten von ihnen<br />
an vermeidbaren oder heilbaren Krankheiten wie Lungenentzündung,<br />
Durchfall, Malaria oder Komplikationen bei der Geburt.<br />
Das ist der Grund, warum <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
diese Kampagne mit vielen anderen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Büros im<br />
Norden und im Süden Ende <strong>2009</strong> ins Leben gerufen hat. Weitere<br />
Informationen zur Kampagne finden Sie im Internet unter<br />
k www.gesundekinderweltweit.de.<br />
G8-Gipfel <strong>2009</strong><br />
Den G8-Gipfel im Juli <strong>2009</strong> im italienischen L’Aquila hat <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland genutzt, um sich gegen die Armut und für<br />
die Kinder dieser Welt einzusetzen. Erstmals fand im Vorfeld<br />
eines solchen Gipfels eine gemeinsame Aktion der <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-<br />
Büros aus Großbritannien, Kanada und Deutschland statt, die<br />
am Abend vor Beginn des G8-Gipfels in Rom durchgeführt wurde.<br />
Diese Aktion, angelehnt an den amerikanischen Hollywood-<br />
Film „Italian Job“, sollte einen Raubüberfall der G8-Führer auf<br />
einen Geldtransporter darstellen und darauf hinweisen, dass die<br />
G8-Länder nicht bereit sind, den Armen von ihrem Wohlstand<br />
abzugeben (siehe Bild rechts unten). Durch diese gemeinsame<br />
Aktion konnte <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> den Fokus der Medien auf die Situation<br />
von Millionen in Armut lebender Menschen lenken. <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> verfasste auch in diesem Jahr einen Bericht mit konkreten<br />
Empfehlungen und Forderungen an die G8-Staaten („Warum<br />
die G8 für Kinder wichtig ist“). In Berlin überreichte <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland dieses Dokument Staatssekretär Dr. Bernd<br />
16<br />
Pfaffenbach, der es stellvertretend für Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel entgegennahm (oberes Bild). Zu diesem G8-Gipfel haben<br />
sich wieder Tausende unserer Patinnen und Paten an die<br />
Seite der Benachteiligten dieser Welt gestellt und sich mit knapp<br />
4.000 Postkarten und 900 E-Mails an die Bundeskanzlerin für<br />
die Rechte der Armen eingesetzt.<br />
Ein Friedenspfahl für Friedrichsdorf<br />
Friedrichsdorf im Taunus, Sitz von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland,<br />
hat seit dem 21. September <strong>2009</strong> einen eigenen Friedenspfahl –<br />
eines von 200.000 Mahnmalen gegen Kriege und Konflikte auf<br />
dieser Welt. Anlässlich des Weltfriedenstages stellte <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland einen 2,50 Meter hohen Pfahl aus Lärchenholz<br />
auf den Houiller Platz. Der Friedenspfahl, den wir als Kinderhilfswerk<br />
ganz bewusst in der Nähe eines Spielplatzes aufgestellt<br />
haben, soll mit seiner Botschaft „Möge Friede auf Erden sein“<br />
in Englisch, Deutsch, Arabisch und Hebräisch daran erinnern,<br />
dass wir einen Beitrag dazu leisten wollen, Frieden in der Welt<br />
zu schaffen. An der Aufstellung des Friedenspfahls nahm auch<br />
der Bundestagsabgeordnete Holger Haibach, stellvertretender<br />
Vorsitzender des Menschenrechtsausschusses des Deutschen<br />
Bundestages, teil.
Beispiele aus der Projektarbeit<br />
TSCHAD<br />
Z.A.R.<br />
Rotes Meer<br />
Atbara<br />
Kassala<br />
SUDAN ERITREA<br />
ZAIRE<br />
ÄGYPTEN<br />
Wadi-Halfa<br />
Khartoum<br />
El Fasher<br />
El Obeid<br />
Nubische Wüste<br />
Weißer Nil<br />
Port Sudan<br />
Wad Medani<br />
ÄTHIOPIEN<br />
SUDAN<br />
Projektbeispiel: Nothilfe für<br />
Binnenflüchtlinge im Sudan<br />
Ausgangslage: Die Region Süd-Darfur im Nordsudan ist seit<br />
dem Jahr 2003 Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen.<br />
Folter, Plünderungen, Afrika Zerstörung der Lebensgrundlagen der<br />
Bevölkerung und systematische Vertreibungen sind an der Tagesordnung.<br />
Etwa 300.000 Menschen fielen bisher den Gewalttaten<br />
zum Opfer; 2,5 Millionen wurden vertrieben, und etwa 1,8<br />
Millionen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Lager<br />
für die Binnenvertriebenen existieren inzwischen seit mehr als<br />
fünf Jahren und sind hoffnungslos überfüllt. Die Menschen, die<br />
dort leben müssen, sind zum größten Teil abhängig von der Nahrungsmittelhilfe<br />
des Welternährungsprogramms (WFP). Da sie<br />
Begünstigte: etwa 138.000 registrierte Flüchtlinge<br />
Projektpartner: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Nord-Sudan<br />
Projektlaufzeit: März <strong>2009</strong> bis voraussichtlich Mai 2010<br />
Finanzierung: Europäische Union (ECHO),<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
Förderung <strong>2009</strong>: 208.587 Euro<br />
Budget 2010: 790.145 Euro<br />
kein eigenes Einkommen haben, müssen sie ihre Nahrungsmittelration<br />
aber teilweise wieder verkaufen, um mit dem Erlös dann<br />
das Mahlen des ihnen zugeteilten Getreides bezahlen zu können.<br />
Projektziel: Ziel des von der Europäischen Kommission finanzierten<br />
„Milling Voucher Project“ ist es, die Nährstoffzufuhr<br />
der Binnenflüchtlinge in Süd-Darfur zu erhöhen. Dafür erhalten<br />
registrierte Flüchtlinge neben Nahrungsmitteln auch Gutscheine,<br />
die sie bei örtlichen Getreidemühlen einlösen können.<br />
Auf diese Weise sind sie nicht mehr gezwungen, einen Teil ihres<br />
Getreides zu verkaufen, um mit dem Erlös das Mahlen der restlichen<br />
Ration zu bezahlen. Statt dessen können sie die Getreiderationen<br />
nun komplett verzehren oder aber gegen Obst und<br />
Gemüse eintauschen.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen <strong>2009</strong><br />
138.000 Binnenflüchtlinge aus den drei Lagern Otash, Mosey<br />
B und Al Salam erhielten zusammen mit Nahrungsmitteln Gutscheine<br />
für das Mahlen ihres Getreides. Jeder Gutschein erlaubt<br />
das Mahlen von 2 Malwa (ca. 6,75 kg) Getreide und hat den<br />
Nennwert in Englisch und Arabisch aufgedruckt. Die Anzahl<br />
der Gutscheine richtet sich nach der Haushaltsgröße. Sie müssen<br />
innerhalb von 15 Tagen nach dem Verteilungsmonat, der<br />
auf dem Schein aufgedruckt ist, bei zuvor ausgewählten Müllern<br />
eingelöst werden. Die Müller sind mit Informationstafeln an<br />
ihren Mühlen als Projektpartner von ECHO und <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
ausgewiesen. Die Müller werden ausgezahlt nach dem Wert<br />
der eingereichten Bezugsscheine, die sie innerhalb von 30 Tagen<br />
nach dem aufgedruckten Monat einlösen müssen. Die Modalitäten<br />
sind in einem Vertrag zwischen dem Müller und <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> festgehalten.<br />
Pläne für 2010: Angesichts der Notlage in den Flüchtlingslagern<br />
plant <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>, das Projekt 2010 fortzuführen.<br />
17
A L<br />
d i<br />
I N G Z A N G<br />
H A N<br />
atnam<br />
Mt Everest<br />
BHUTAN<br />
Ausgangslage: Das Projektgebiet liegt 47 Kilometer nordöstlich<br />
von Yangon (auch Rangun oder Rangoon), der ehemaligen<br />
Hauptstadt Myanmars. Die meisten Familien leben hier<br />
von Reisanbau, Tierzucht und Gelegenheitsbeschäftigungen. 70<br />
Prozent der Bevölkerung gelten als arm, was sich fatal auf den<br />
Alltag der Kinder auswirkt: Unhygienische Wohnverhältnisse,<br />
Unterernährung und tropische Krankheiten wie Malaria tragen<br />
zu einer erhöhten Kindersterblichkeit bei. Auch eine gute Schulbildung<br />
bleibt vielen Kindern verwehrt. Im Mai 2008 hat der<br />
verheerende Tropensturm Nargis die ohnehin schwierige Lage<br />
der Menschen dramatisch verschärft.<br />
Projektziele: In der ersten Projektphase stehen Verbesserungen<br />
der Gesundheits- und Bildungssituation im Vordergrund.<br />
Darüber hinaus will <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> die Bewohner Hlegus<br />
dazu befähigen, die Entwicklung ihrer Heimat mehr und mehr<br />
selbst zu gestalten. Nur so ist eine nachhaltige Sicherung der Projekterfolge<br />
möglich.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen im Jahr <strong>2009</strong><br />
• Verhandlungen mit Regierungsvertretern, Gründung von<br />
Dorfkomitees zur Vorbereitung der eigentlichen Projektarbeit<br />
• Werbung für die Wahrung von Kinderrechten<br />
• Organisation von Sport-, Kultur- und Bildungsevents mit<br />
dem Ziel, Kinder für Gesundheits- , Ernährungs- und Umweltthemen<br />
zu sensibilisieren<br />
• Durchführung gründlicher Gesundheitsuntersuchungen bei<br />
allen Kindern des Projektgebiets<br />
• Ausstattung des örtlichen Krankenhauses mit chirurgischem<br />
Material<br />
• Ausgabe von Moskitonetzen an die ärmsten Familien zum<br />
Schutz vor Malaria<br />
• Durchführung von Informationsveranstaltungen zu Themen<br />
wie Tuberkulose, Malaria, Dengue-Fieber, Ernährung und<br />
Hygiene<br />
18<br />
BANGLADESCH<br />
Golf von<br />
Bengalen<br />
O H X I L<br />
TA N G G U L A S H A N<br />
Akyab<br />
INDIEN<br />
A R A K A N<br />
CHINA<br />
Tongtian He<br />
MYANMAR<br />
Y O M A<br />
Irrawadd y<br />
Prome<br />
Henzada<br />
Bassein<br />
YAN HAR SHAN<br />
P E G U Y O M A<br />
Qamdo<br />
Mandalay<br />
Moulmein<br />
Yangon<br />
MYANMAR<br />
TANEN R.<br />
C H I N A<br />
Mergui<br />
Chengdu<br />
R E D<br />
B A S I N<br />
LAOS<br />
THAILAND<br />
DABA SHAN<br />
Chongqing<br />
M e k o n g<br />
C ha n g J i a n g<br />
D A L O U S H A N<br />
Guiyang<br />
KAMBODSCHA<br />
Dongting Hu<br />
Wuhan<br />
Projektbeispiel: Regional-Entwicklungsprojekt<br />
Shantou<br />
Guangzhou<br />
Hlegu Liuzhou in Myanmar<br />
Nanning<br />
Changsha<br />
Hengyang<br />
Dongsha<br />
Qundao<br />
Begünstigte: etwa 44.000 Personen<br />
Zhanjiang<br />
Projektpartner: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Myanmar<br />
Haikou<br />
Projektlaufzeit: <strong>2009</strong> bis voraussichtlich 2023<br />
Hainan<br />
Finanzierung: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
Förderung <strong>2009</strong>: 174.800 Euro<br />
Budget 2010: 271.500 Euro<br />
VIETNAM<br />
Poyang Hu<br />
Nanchang<br />
Hong Kong<br />
Macau<br />
S O U T H<br />
C H I N A<br />
S E A<br />
Bunguran<br />
Fuzhou<br />
• Sanierung einer Grundschule<br />
• Bau von Latrinen und Trinkwasserreservoirs auf dem Gelände<br />
von Grundschulen<br />
• Erneuerung der Zufahrtsstraße zu einer Grundschule<br />
• Ausgabe von Schulmaterial an 1.469 besonders bedürftige<br />
Schüler<br />
• Sensibilisierung der Eltern für die Wichtigkeit von Bildung<br />
Pläne für 2010 sind unter anderem:<br />
• Aufklärung junger Mütter mit dem Ziel, Säuglinge zum<br />
Schutz vor Unterernährung und Infektionskrankheiten in den<br />
ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen<br />
• Förderung von Viehzucht und Gemüseanbau als einkommensfördernde<br />
Maßnahmen<br />
• Verbesserung beim Zugang zu sauberem Trinkwasser<br />
• Bau einer Grundschule<br />
• Entwicklung alternativer Bildungsangebote für Kinder und<br />
Jugendliche, die aus dem Schulsystem ausgestiegen sind<br />
• Ausweitung der Projektmaßnahmen auf sechs weitere Dörfer
EUROPA<br />
T Ü R K E I<br />
ARMENIEN<br />
G E O R G I E N<br />
Giumri<br />
Vanadzor<br />
ARMENIEN<br />
Ausgangslage: Im äußersten Osten Armeniens, etwa 150 Kilometer<br />
von der Hauptstadt Eriwan entfernt, liegt Vardenis. Diese<br />
isolierte, hochgelegene Region leidet immer noch unter den<br />
Folgen des armenisch-aserbaidschanischen Krieges. Verschärft<br />
werden die wirtschaftlichen Herausforderungen durch die geschlossene<br />
Grenze zu Aserbaidschan, die verfallene oder zerstörte<br />
Infrastruktur sowie eine tragische Vertreibungs- und Neuansiedlungsgeschichte.<br />
Diese Faktoren haben einen erheblichen<br />
negativen Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktivität, die<br />
aufgrund der kalten Temperaturen in Vardenis ohnehin eingeschränkt<br />
ist. Die angespannte wirtschaftliche Lage wirkt sich auf<br />
die Gesundheit der Menschen aus. So litten zu Projektbeginn<br />
viele Kinder an Mangelernährung. Die Infrastruktur von Kin-<br />
Aras<br />
Alazani<br />
Dilidschan<br />
Eriwan<br />
Sevan-see<br />
Projektbeispiel: Regional-Entwicklungsprojekt<br />
Vardenis in Armenien<br />
Begünstigte: etwa 20.000 Personen<br />
A S E R B A I D S C H A N<br />
Projektpartner: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Armenien<br />
Projektlaufzeit: 2004 bis voraussichtlich 2018<br />
Finanzierung: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland/<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Frankreich<br />
Förderung <strong>2009</strong>: 290.500 Euro<br />
Budget 2010: 403.500 Euro<br />
I R A N<br />
dergärten und Schulen ist dringend sanierungsbedürftig. Häufig<br />
müssen die Kinder im Winter in kalten Klassenräumen lernen.<br />
Projektziele: Die Lebensbedingungen der Kinder und Familien<br />
in Vardenis sollen sich nachhaltig verbessern, und zwar<br />
durch Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung, Gesundheitsvorsorge<br />
und die Stärkung von Zivilgesellschaft und Kinderrechten.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen <strong>2009</strong><br />
• Gründung und Schulung von Landwirtschaftsgenossenschaften,<br />
die 209 Bauern einen besseren Marktzugang und<br />
effizienteres Wirtschaften ermöglichen<br />
• Durchführung eines Schafzuchtprojekts mit 106 bedürftigen<br />
Familien<br />
• Gründung einer zivilgesellschaftlichen Basisorganisation,<br />
welche die <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Aktivitäten sukzessive übernehmen<br />
und nachhaltig weiterführen soll<br />
• Regelmäßige Besuche aller schwer zugänglichen Dörfer der<br />
Region mit einer mobilen Klinik<br />
• Weiterbildungen für Gesundheitspersonal und Bevölkerung<br />
in Gesundheitsfragen<br />
• Durchführung von Aufklärungskampagnen zu Gesundheitsfragen<br />
an sechs Schulen<br />
• Ausstattung kultureller Einrichtungen für Kinder<br />
Pläne für 2010 sind unter anderem:<br />
• Anlegen von Obstplantagen in drei Dörfern<br />
• Realisierung von Infrastrukturmaßnahmen gegen Schlammlawinen<br />
• Wiederherstellen des Trinkwasserzugangs für ein Dorf<br />
• Gesundheitsschulungen für Kinder und Familien<br />
• Organisation von Kinderrechtskampagnen an fünf Schulen<br />
• Instandsetzung von Heizungen und Ausstattung der Räume<br />
von Kindergärten<br />
• Unterstützung von Kindergruppen bei der Organisation eigener<br />
Kleinprojekte<br />
19 21
AJIKISTAN<br />
RUSSLAND<br />
MONGOLEI<br />
CHINA<br />
Altai Altai<br />
CHINA<br />
Ulaangom<br />
RUSSLAND<br />
Altay<br />
Ulaanbaatar<br />
MONGOLEI<br />
Wüste<br />
Gobi<br />
Baruun Urt<br />
CHINA<br />
Ausgangslage: Mit der Ablösung des sozialistischen Wirtschaftssystems<br />
in der Mongolei in den 90er Jahren ist auch die<br />
Beschäftigungsgarantie entfallen. Insbesondere Frauen finden<br />
seitdem kaum genügend Einkommen in der neuen privat organisierten<br />
Wirtschaft. Für viele Frauen in den Stadtrandsiedlungen<br />
der Hauptstadt Ulaanbaatar ist ein kleines Einkommen aus<br />
Handel, Viehzucht oder Gartenbau der einzige Ausweg aus der<br />
Armut. Hier greift <strong>Vision</strong>Fund Mongolia ein und stellt Gründerinnenkredite<br />
in der Größenordnung von 50 bis 600 Dollar pro<br />
Kredit zur Verfügung.<br />
Projektziele: Frauen soll ermöglicht werden, ein kleines Unternehmen<br />
zu gründen, um damit die Armut in der Familie zu<br />
reduzieren. Dafür erhalten sie günstige Kleinkredite, aber auch<br />
Schulungen, die ihnen helfen, erfolgreich zu wirtschaften.<br />
In den Armensiedlungen am Stadtrand der mongolischen<br />
Metropole Ulaanbaatar hilft <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> vor<br />
allem Frauen mit Kleinkrediten.<br />
20<br />
Projektbeispiel: <strong>Vision</strong>Fund Mongolia –<br />
Kleinkredite für Frauen in der Mongolei<br />
Begünstigte: ca. 4.000 Klienten (direkt) und<br />
20.000 Familienangehörige (indi-<br />
rekt)<br />
Projektpartner: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Mongolei<br />
Projektlaufzeit: 2006 bis voraussichtlich 2011<br />
Finanzierung: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
Förderung <strong>2009</strong>: 81.200 Euro<br />
Budget 2010: 76.900 Euro<br />
Mit Eisverkauf die Bildung<br />
der Kinder ermöglichen<br />
Frau Densmaa, 51 Jahre, kommt aus einem Nomadendorf<br />
und siedelte mit ihrem Mann und 5 Kindern in einen<br />
Stadtrandslum nach Ulaanbaatar um. Ihr Mann konnte<br />
als Lehrer keine Beschäftigung finden, und so begann sie,<br />
durch Kleinhandel etwas für die Familie hinzuzuverdienen.<br />
Zuerst verkaufte sie Speiseeis, dies sicherte aber<br />
nur die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln für die<br />
Familie. Durch drei Kredite von <strong>Vision</strong>Fund Mongolia<br />
über 165, 230 und 300 Euro hat sie inzwischen einen<br />
eigenen kleinen Laden. Ihr Erfolg als Geschäftsfrau hat<br />
sich durch begleitende Schulungen stark verbessert. So<br />
kann sie heute ca. 250 Euro monatlich zum Familieneinkommen<br />
beisteuern und die Bildung ihrer Kinder sicherstellen.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen <strong>2009</strong><br />
• Aufstockung des Kreditfonds von <strong>Vision</strong>Fund Mongolia<br />
• Vergabe von über 600 Krediten<br />
• Training der Kreditnehmer und Organisation in Gruppen<br />
• Betreuung der Kreditnehmer, Sicherstellung ihres Betriebserfolges<br />
und der Rückzahlung der Kredite<br />
• Durchführung einer Studie mit der Freien Universität Berlin<br />
zur Armutsminderung<br />
• Einwerbung von weiteren 300.000 US-Dollar an ergänzenden<br />
Kreditmitteln von einem Großpender<br />
Pläne für 2010 sind unter anderem:<br />
• Weitere Aufstockung des Kreditfonds<br />
• Ausdehnung der Aktivitäten auf weitere ländliche Gebiete<br />
• Sicherstellung der Rückzahlung und des begleitenden Trainings<br />
• Umsetzung der Empfehlungen aus der Studie
ECUADOR<br />
ECUADOR<br />
Punta<br />
Chiclayo<br />
Aguja<br />
Trujillo<br />
Chimbote<br />
Huascaran<br />
chil<br />
Comas<br />
Callao<br />
KOLUMBIEN<br />
PERU<br />
Lima<br />
Pazifische Ozean<br />
KOLUMBIEN<br />
PERU<br />
Huancayo<br />
Vulkan<br />
Ampato<br />
Arequipa<br />
PERU<br />
BRASILIEN<br />
BRASILIEN<br />
Titicaca See<br />
Vulkan<br />
El misti<br />
Pazifischer Ozean CHILE<br />
CHILE<br />
BOLIVIEN<br />
BOLIVIEN<br />
Ausgangslage: Das Bildungsniveau der Kinder<br />
in den abgelegenen Andendörfern Perus<br />
ist äußerst niedrig: In den Regionen Paucará<br />
und Yaulí im Süden des Landes sind über 89<br />
Prozent der Kinder im Grundschulalter nicht<br />
ausreichend auf die Teilnahme am Unterricht<br />
vorbereitet. Eine gute frühkindliche Förderung<br />
würde helfen, doch 81 Prozent der Kinder unter<br />
fünf Jahren haben keine Möglichkeit, einen<br />
Kindergarten zu besuchen. Auch zu Hause können<br />
Väter und Mütter ihre Kinder nicht richtig<br />
fördern, stattdessen müssen schon kleine Kinder<br />
ihre Eltern zur Arbeit begleiten oder allein zu<br />
Hause bleiben.<br />
Projektziele: Gut ausgestattete Frühförderzentren<br />
sollen Kleinkinder in ihrer Entwicklung unterstützen<br />
und Eltern zur Förderung ihrer Kinder befähigen. Dabei geht<br />
es u.a. um die Entwicklung von psychomotorischen Fähigkeiten<br />
und Eigenwahrnehmung, Stärkung der sozialen und emotionalen<br />
Kompetenzen sowie Sprachförderung.<br />
Die wichtigsten Maßnahmen <strong>2009</strong><br />
• Einrichtung zweier Frühförderzentren, eines davon wurde neu<br />
gebaut. Insgesamt wurden 118 Kinder unter 3 Jahren pädagogisch<br />
betreut<br />
• Ausstattung beider Zentren mit didaktischen Spiel- und Arbeitsmaterialien<br />
• Organisation von vier Treffen mit örtlichen Behördenvertretern<br />
mit dem Ziel, die Frühförderzentren nachhaltig in den<br />
Gemeinden zu verwurzeln<br />
• Information von Eltern und Behördenvertretern zum Thema<br />
Frühförderung im Rahmen zweier Sensibilisierungskampagnen<br />
• Organisation eines Workshops für Eltern zur Herstellung von<br />
pädagogisch wertvollem Spielzeug aus örtlichen Materialien<br />
1<br />
Südamerika<br />
Projektbeispiel: Schwerpunktprojekt<br />
frühkindliche Förderung in Peru<br />
Begünstigte: 100 Kinder unter drei Jahren, 80<br />
Eltern sowie 40 Schwangere<br />
Projektpartner: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Peru<br />
Projektlaufzeit: <strong>2009</strong> bis voraussichtlich 2011<br />
Finanzierung: <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
Förderung <strong>2009</strong>: 22.500 Euro<br />
Budget 2010: 23.080 Euro<br />
Pläne für 2010 sind unter anderem:<br />
• Bau eines weiteren Frühförderzentrums<br />
• Organisation zweier weiterer Workshops zum Thema Frühförderung<br />
für 220 Mütter<br />
• Organisation zweier weiterer Workshops zur Herstellung von<br />
pädagogisch wertvollem Spielmaterial, sodass 130 Kleinkinder<br />
auch zuhause gefördert werden können<br />
• Aufklärung der Bevölkerung über Radiosendungen zum Thema<br />
Frühförderung<br />
• Fortbildung freiwilliger Helferinnen, die anschließend junge<br />
Mütter zweimal monatlich besuchen, um sie bei der Anwendung<br />
von Frühfördertechniken anzuleiten<br />
• Vertragsverhandlungen mit Behördenvertretern mit dem Ziel,<br />
das Frühförderprogramm langfristig zu sichern<br />
• Fortbildung zweier „Frühförderkomitees“ mit dem Ziel, dass<br />
das Projekt langfristig von Führungspersönlichkeiten und<br />
Freiwilligen aus den Dörfern weitergeführt wird<br />
21
Forschung und Innovation<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> arbeitet ständig daran, die Arbeit zum Wohl der<br />
Schwächsten dieser Welt zu verbessern und weiterzuentwickeln.<br />
Vor einigen Jahren sind die Bemühungen, Erfahrungen aus<br />
der Praxis zu sammeln und verfügbar zu machen, systematisiert<br />
und in einem Management-Instrument gebündelt worden<br />
(v. a. LEAP, siehe Seite 23). Außerdem nutzt <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> seine<br />
weltweiten Verbindungen zu internen und externen Fachleuten<br />
zum regelmäßigen Erfahrungsaustausch. Neben diesem starken<br />
Praxisbezug möchte <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> noch stärker wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse nutzen und selbst zu einem interdisziplinären<br />
Diskurs und zur Entwicklung von Lösungsstrategien<br />
beitragen. Insbesondere angesichts der neuen und zukünftigen<br />
Herausforderungen an die Entwicklungszusammenarbeit beschäftigt<br />
uns die drängende Frage, wie wir wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse, Innovationen, <strong>Vision</strong>en und Ideen nutzen können,<br />
um den Armen noch besser zu dienen.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Institut<br />
Daher hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland im Sommer <strong>2009</strong> das<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Institut für Forschung und Entwicklung gegründet<br />
– als einziges seiner Art innerhalb der weltweiten <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong>-Partnerschaft. Das Institut ist eine an <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland angebundene Einrichtung zur Forschung in den<br />
Bereichen Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe<br />
sowie zur Entwicklung in Management- und Strategiefragen.<br />
Das Institut versteht sich als Expertenpool und Think<br />
Tank mit hoher Praxisrelevanz. Es nutzt vor allem die in<br />
der weltweiten <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft gewonnene<br />
Expertise und macht diese sichtbar und fruchtbar für andere<br />
Erfahrungsfelder, insbesondere in der Strategieentwicklung<br />
und im Innovationsmanagement. Themen sind große globale<br />
Probleme wie Armutskrise, Nahrungsmittelkrise, HIV/AIDS-<br />
Krise, Finanzkrise, Energiekrise, Klimawandel ebenso wie<br />
22<br />
innovative strategische Managementlösungen wie beispielsweise<br />
Social Business, Social Entrepreneurship und Social<br />
Innovation. Dabei vernetzt sich das Institut intensiv mit anderen<br />
Forschungseinrichtungen und sucht insbesondere die<br />
Kooperation mit Hochschulen. Die Leitung des Instituts hat<br />
Dr. Hartmut Kopf, Forschungsleiter ist Kurt Bangert.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Institut: Wissenschaftlicher Beirat<br />
• Prof. Dr. Sabine Andresen, Professorin für Allgemeine Erziehungswissenschaften<br />
an der Fakultät für Pädagogik der Universität<br />
Bielefeld<br />
• Prof. Dr. Dennis Dijkzeul, Professor für Management von humanitären<br />
Krisen am Institute for International Law of Peace and<br />
Armed Conflict der Ruhr-Universität Bochum<br />
• Prof. Dr. Ronald Gleich, Professor für Betriebswirtschaftslehre,<br />
Innovations-Management und Entrepreneurship an der European<br />
Business School, Oestrich-Winkel<br />
• Prof. Dr. Klaus Hurrelmann, Professor für Public Health and<br />
Education an der Hertie School of Governance, Berlin<br />
Aktuelle Kooperationen mit Hochschulen<br />
• Universität Bielefeld: Fakultät für Erziehungswissenschaften<br />
• Bielefeld Center for Education and Capability Research<br />
• Freie Universität Berlin, Studiengang European Master in Childhood<br />
Studies and Children´s Rights<br />
• Hertie School of Governance, Berlin<br />
• Ruhr-Universität Bochum: Institute for International Law of<br />
Peace and Armed Conflict<br />
• Philipps-Universität Marburg: Zentrum für Konfliktforschung<br />
• Freie Universität Berlin: Fachbereich Wirtschaftswissenschaften<br />
• PlanNet University: University meets Microfinance<br />
• Universität Tübingen: International Economics<br />
• European Business School: Strascheg Institute for Innovation<br />
and Entrepreneurship<br />
• Universität Heidelberg: Diakoniewissenschaftliches Institut<br />
• Universität Mannheim: Fachbereich Betriebswirtschaftslehre<br />
und Nonprofit-Management<br />
k www.worldvision-institut.de
Projektmanagement<br />
Die Regional-Entwicklungsprojekte von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> basieren<br />
weltweit auf einem einheitlichen Konzept, in dem Standards für<br />
die Vorbereitung, Überprüfung und Anpassung von Projekten<br />
festgelegt sind. Dieses Konzept trägt den Namen „LEAP“, wobei<br />
L für Lernen, E für Evaluierung, A für Accountability („Rechenschaft“),<br />
und P für Planung steht. Ein vollständiger „LEAP- Zyklus“<br />
besteht von der Projektplanung bis zum Projektabschluss<br />
aus sechs Phasen (siehe Grafik unten).<br />
Erste Phase: grundlegende Datenerhebung<br />
Jeder konkreten Projektplanung geht zunächst eine Phase der<br />
Analyse örtlicher Gegebenheiten voraus. Die sozio-ökonomische<br />
Situation sowie die Auswirkungen der Armut auf die Bevölkerung<br />
einer bestimmten Projektregion werden untersucht. Dabei<br />
helfen viele Gespräche mit Regierungsvertretern und weiteren lokalen<br />
Akteuren wie etwa Kirchen. Partner zur Zusammenarbeit<br />
werden gefunden. Gemeinsam können Projekte langfristiger geplant<br />
und Synergieeffekte genutzt, aber auch Parallelstrukturen<br />
vermieden werden. In dieser etwa drei bis sechs Monate dauernden<br />
Phase treffen wir auch die grundlegende Entscheidung,<br />
ob wir hier ein Projekt starten oder nicht.<br />
Zweitens: Planungsphase – <strong>Vision</strong>en werden konkret<br />
In einem zweiten Schritt haben vor allem die Bewohner des Projektgebiets<br />
das Wort. Ihre Aussagen über die Lebensbedingungen<br />
Ein LEAP-Projektzyklus<br />
besteht aus sechs Phasen,<br />
die weltweit einheitlich<br />
durchgeführt werden.<br />
Datenerhebung<br />
Reflexion<br />
werden systematisch erfasst, um die Situation vor Ort noch genauer<br />
beurteilen zu können. Auf der Basis dieser Erhebung werden die<br />
Ursachen der Armut und mögliche Ansätze zur Überwindung erforscht,<br />
die in konkrete Projektplanungen münden. Dabei müssen<br />
gemeinsam Prioritäten gesetzt werden, denn häufig werden die Probleme<br />
von verschiedenen Gruppen unterschiedlich bewertet. Alle<br />
Interessengruppen, vor allem auch Frauen und Kinder müssen einzeln<br />
gehört werden, damit sie ihre Sichtweise darstellen können.<br />
Drittens: Projektdurchführung und<br />
begleitende Beobachtung<br />
Diese längste Phase der Projektarbeit beginnt nach der etwa<br />
zweijährigen Planungsphase. Jetzt werden Patenkinder vermittelt,<br />
und erste Kontakte zwischen deutschen Spendern und den<br />
Kindern entstehen. Mit den Spenden der Patinnen und Paten<br />
werden im Projektgebiet umfassende und langfristige Entwicklungsmaßnahmen<br />
finanziert, die nicht nur dem Kind und seiner<br />
Familie, sondern auch der Dorfgemeinschaft zugutekommen<br />
und sogar die Region positiv beeinflussen. Die einheimischen<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Mitarbeiter besuchen die Projekte regelmäßig und<br />
halten die Veränderungen in halbjährlichen Fortschrittsberichten<br />
fest. Außerdem überprüfen sie immer wieder die ursprünglichen<br />
Ziele. Denn wenn sich im Laufe der Zeit die Bedingungen<br />
ändern, etwa durch eine Dürre, müssen die Aktivitäten angepasst<br />
werden.<br />
Übergabe<br />
Planung<br />
Evaluierung<br />
Projektdurchführung/<br />
Beobachtung<br />
t<br />
23
t<br />
Vierte und regelmäßig wiederkehrende<br />
Phase: Evaluierung<br />
Neben der fortlaufenden Betreuung und Dokumentation der<br />
Aktivitäten durch einheimische <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Mitarbeiter werden<br />
die Regional-Entwicklungsprojekte zusätzlich alle vier bis<br />
fünf Jahre evaluiert, also einer externen Prüfung unterzogen.<br />
Auch hierfür hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Standards vereinbart, die auf<br />
international praktizierten und wissenschaftlich fundierten Vorgehensweisen<br />
basieren. So können die Mitarbeiter gewonnene<br />
Erkenntnisse nutzen, um beispielsweise besonders erfolgreiche<br />
Neuerungen andernorts einzuführen. Die Evaluierung zeigt<br />
auch, welche Lösungsansätze bei Schwierigkeiten angewandt<br />
wurden und ob sie erfolgreich waren. Außerdem wird eine Kosten-Nutzen-Analyse<br />
vorgenommen und geprüft, ob das bisher<br />
Erreichte auch in Zukunft Bestand haben kann.<br />
24<br />
Fünfter Schritt: Reflexion<br />
Am Ende eines Projektzyklus werden die Evaluierungsergebnisse<br />
ebenso wie Veränderungen im Umfeld des Projekts oder neue<br />
politische Einflussfaktoren systematisch analysiert und bewertet.<br />
Sechster Schritt: Projektanpassung<br />
oder Projektübergabe<br />
Die gemeinsamen Erkenntnisse und Lernerfahrungen aus der<br />
Reflexionsphase führen im nächsten Schritt entweder zu einer<br />
angepassten Fortführung der Projektarbeit oder aber zur Projektübergabe.<br />
Hat sich herausgestellt, dass die Projektbevölkerung<br />
mithilfe von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> die wichtigsten Ziele erreicht<br />
hat, beginnt ein Prozess, in dem <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> die weitere Projektarbeit<br />
in die Hände der Bevölkerung des Projektgebiets übergibt.<br />
Im Durchschnitt ist dies nach etwa 15 Jahren der Fall.
Projektcontrolling<br />
Projekterfolg und wirtschaftliche Nachhaltigkeit<br />
Das langfristige Ziel jeder Projektarbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ist<br />
die nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen für die<br />
Kinder und ihre Familien in unseren Projektgebieten. Um dies<br />
zu gewährleisten, ist es unerlässlich, die Wirksamkeit unserer<br />
Projektmaßnahmen regelmäßig zu bewerten. Ein wesentlicher<br />
Aspekt dabei ist, zu prüfen, ob die finanziellen Mittel sinnvoll<br />
und zweckmäßig eingesetzt werden.<br />
Transparenz und Wirtschaftlichkeit<br />
Werden die Spenden in den Entwicklungsländern effizient und<br />
gemäß den Projektzielen eingesetzt? Werden die Budgetvorgaben<br />
eingehalten, oder sind Abweichungen festzustellen? Ist<br />
die Berichterstattung aussagekräftig und transparent? Welche<br />
Maßnahmen sind erforderlich? Mit diesen und vielen anderen<br />
finanzwirtschaftlichen Fragen beschäftigt sich bei <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland das Team „Projektfinanzen“ in der Abteilung Internationale<br />
Programme. Gemeinsam mit den zuständigen Länderreferenten<br />
prüft es die Transparenz und Wirtschaftlichkeit<br />
bei der Verwendung der uns anvertrauten Spenden. Dazu sind<br />
sie in jede Phase des Projektzyklus (siehe Seite 23) eingebunden.<br />
Projektplanung<br />
Schon während der Planungsphase werden Projektanträge und<br />
Budgets unter finanzwirtschaftlichen Gesichtspunkten geprüft.<br />
Mehrjährige Planungsdokumente und jährliche Budgetpläne<br />
sind vertragliche Grundlagen der Zusammenarbeit zwischen den<br />
Projektpartnern, also beispielsweise <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Äthiopien und<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland. So wird die Einhaltung von Zielvereinbarungen<br />
und wichtigen Qualitätsstandards sichergestellt.<br />
Aktive Prüfung und Beratung<br />
Zu den Aufgaben des Projektcontrollings zählt jedoch nicht nur die<br />
Kontrolle von Transparenz und Wirtschaftlichkeit in der Mittelverwendung,<br />
sondern auch die Unterstützung der Projektpartner<br />
in anderen Bereichen ihres Finanzmanagements. Die deutschen<br />
Kollegen sind zum Beispiel für den sicheren Zahlungsverkehr in<br />
die Projektländer verantwortlich und fordern Empfangsbestätigungen<br />
an. So können Risiken vermindert und gleichzeitig die<br />
Liquidität der Projekte gewährleistet werden.<br />
Die Projektbuchhaltung und Erstellung der Finanzberichte verantworten<br />
in erster Linie die einheimischen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Kollegen<br />
in den Projektländern, da sie die rechtlichen, wirtschaftlichen<br />
und kulturellen Gegebenheiten vor Ort kennen. Damit die deutschen<br />
Kollegen jedoch zeitnah informiert werden und falls nötig<br />
schnell helfen können, müssen alle Projektpartner zu den Quartals-<br />
und Jahresenden Finanzberichte bei <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
vorlegen. Das kann besonders diejenigen Projektpartner vor<br />
große Herausforderungen stellen, die ohnehin unter schwierigen<br />
Verhältnissen arbeiten – sei es aufgrund extremer klimatischer<br />
Bedingungen, häufiger Stromausfälle oder politischer Instabilität<br />
und Unsicherheit. Hier ist die Unterstützung der deutschen Finanzkollegen<br />
besonders gefragt, damit die Anforderungen an das<br />
Finanzberichtswesen erfüllt werden können und der wirtschaftliche<br />
Umgang mit den Spendengeldern sichergestellt ist.<br />
Evaluierung und Reflexion<br />
Wir kontrollieren alle Finanzberichte auf der Grundlage von<br />
vereinbarten Budgets und Zielsetzungen. Zum einen steht die<br />
grundsätzliche Qualität des Berichts auf dem Prüfstand, etwa<br />
die Vollständigkeit, Richtigkeit und Einhaltung der Berichtsfrist.<br />
Ebenso wichtig sind inhaltliche Gesichtspunkte: Sind die<br />
Ausgaben zweckmäßig, und stehen sie in einem angemessenen<br />
Verhältnis zum Projektfortschritt? Gibt es Abweichungen, und<br />
wo liegen die Ursachen? Wo sind Verbesserungen möglich, und<br />
welchen Entwicklungen muss in Zukunft Rechnung getragen<br />
werden? Wir analysieren die Projektberichte sehr genau, um Verbesserungspotenziale<br />
zu erschließen und wirkungsvolle Maßnahmen<br />
zu ergreifen. Manchmal, zum Glück jedoch selten, sind<br />
Sanktionen unvermeidlich. Sie können vom Aussetzen von Zahlungen<br />
über Rückforderungen der Mittel bis hin zur Schließung<br />
eines Projekts reichen.<br />
Vorteile der internationalen Partnerschaft<br />
Dank der internationalen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft (siehe Seite<br />
6) profitiert <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland von bereits etablierten<br />
Strukturen in den Projektländern. Beispielsweise halten sich die<br />
Kollegen in den <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Länderbüros an einheitliche Berichtsformate,<br />
Finanzrichtlinien und Kontrollmechanismen, auf<br />
deren Basis die Projekte regelmäßig sowohl von internen Revisoren<br />
als auch von externen Wirtschaftsprüfern beurteilt werden.<br />
Gemeinsam mit anderen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Länderbüros können gezielte<br />
Trainingsmaßnahmen oder auch die technische und personelle<br />
Unterstützung der Projekte noch besser koordiniert werden.<br />
25
Risiken wirksam begegnen<br />
Als global tätiges Hilfswerk im sensiblen Feld der mit Spenden<br />
finanzierten Entwicklungszusammenarbeit ist <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> besonderen<br />
Risiken ausgesetzt, die sich auf unsere Arbeit auswirken<br />
und die Erreichung unserer Ziele erschweren können. Des-<br />
26<br />
Interne Risikofaktoren Gegenmaßnahmen<br />
Korruption und Veruntreuung<br />
durch Mitarbeiter �<br />
Interessenkonflikte und<br />
Vorteilsverschaffung �<br />
Managementfehler, Risiko anhäufung,<br />
Ineffizienz und Ineffektivität �<br />
Mangelnde Kontrolle durch � das Aufsichtsorgan<br />
Ineffizienz und Ineffektivität<br />
der Projektarbeit �<br />
Hohe Verwaltungskosten<br />
�<br />
Überzogener Haushalt �<br />
Liquiditätsengpässe �<br />
Externe Risikofaktoren Gegenmaßnahmen<br />
Wirtschafts- und Finanzkrisen und<br />
damit verbundene Spendenrückgänge �<br />
Verschlechterung von Rahmenbedingungen<br />
im Einsatzland durch<br />
Krieg, Korruption etc. �<br />
Währungsrisiken und � Wechselkursschwankungen<br />
Verändertes Spendenverhalten<br />
�<br />
halb beobachten wir mögliche Risiken kontinuierlich, damit wir<br />
gegebenenfalls rasch reagieren und negative Auswirkungen auf<br />
den Erfolg unserer Arbeit mit den Armen und Notleidenden der<br />
Welt minimieren können.<br />
Wir haben strikte Finanzvorschriften: Regelmäßige Finanzprüfungen durch unabhängige<br />
Prüfer (intern und extern) sowie eine Prüfung der vierteljährlichen<br />
Finanzberichte unserer Projekte durch unsere Projektcontroller.<br />
Mitarbeiter, Vorstand und Präsidium müssen jährlich eine Transparenzerklärung<br />
unterschreiben, die potenzielle Interessenkonflikte offenlegt. Unsere Warenbeschaffungsrichtlinie<br />
hilft ebenfalls, mögliche Vorteilsverschaffungen zu vermeiden.<br />
Durch unser intensives Auswahlverfahren werden kompetente Personen in die<br />
Führungsmannschaft berufen. Zusätzlich unterliegt der Vorstand der laufenden<br />
Kontrolle durch das Präsidium als Aufsichtsorgan.<br />
Wir berufen die Präsidiumsmitglieder aufgrund eines Erfahrungs- und Kompetenzprofils.<br />
Wir haben Erfolgsindikatoren, messen Kosten-Nutzen-Effekte, führen laufendes<br />
Monitoring (Überwachung) durch und evaluieren regelmäßig die Projektarbeit.<br />
Unsere Mitarbeiter vor Ort werden kontinuierlich geschult.<br />
Wir führen eine detaillierte Ausgabenplanung und -kontrolle durch und unterziehen<br />
uns regelmäßigen externen Prüfungen durch internationale <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-<br />
Revisoren sowie durch anerkannte Wirtschaftsprüfer.<br />
Wir erstellen monatliche Soll-Ist-Vergleiche; Zahlungsanweisungen unterliegen<br />
dem Vier-Augen-Prinzip und brauchen eine doppelte Unterschrift.<br />
Wir haben eine detaillierte Ausgaben- und Transferplanung sowie -kontrolle. Unsere<br />
Liquidität wird laufend überwacht.<br />
Wir gestalten unser Budget konservativ, führen Kontingenzplanungen durch und<br />
bauen Rücklagen auf, um Schwankungen bei den Spendeneinnahmen ausgleichen<br />
zu können.<br />
Wir beteiligen uns in den Einsatzländern am zivilgesellschaftlichen Aufbau und<br />
betreiben nationale und internationale Lobbyarbeit zur Festigung demokratischer<br />
Strukturen, zur Einhaltung von Menschenrechten, zur Bekämpfung von<br />
Korruption und zur Förderung von „good governance“.<br />
Wir führen Währungsabsicherungen auf der Basis detaillierter Transferplanungen<br />
durch.<br />
Wir betreiben kontinuierlich Spendenmonitoring und erstellen Kosten-Nutzen-<br />
Analysen. Wir überprüfen unsere Marketinginstrumente, suchen nach innovativen<br />
und wirksamen Werbemöglichkeiten und beobachten den Spendenmarkt.
Rückschläge und Krisen<br />
in der Projektarbeit<br />
Durch die politische Krise in Simbabwe konnten<br />
wir einige für <strong>2009</strong> geplante Ziele nicht erreichen.<br />
Bei Katastrophenschutzübungen muss <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> eng mit<br />
Bewohnern und Behörden zusammenarbeiten.<br />
Beispiel Simbabwe: Politische Unruhen<br />
Die politische Krise in Simbabwe stellt die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> dort vor<br />
enorme Herausforderungen. Nach den Wahlen im Februar 2008 brachen<br />
Unruhen aus, die das Land schwer destabilisierten. Mit der Regierungsbildung<br />
im Februar <strong>2009</strong> beruhigte sich die politische Lage allmählich, die<br />
Situation bleibt aber bis heute schwierig.<br />
Mit dem wirtschaftlichen Niedergang und der damit einhergehenden<br />
Hyperinflation brach der öffentliche Sektor in Simbabwe zeitweise völlig<br />
zusammen. Wegen des Benzinmangels waren Reisen in abgelegene Projektgebiete<br />
zeitweise kaum möglich. Das Versammlungsverbot erschwerte die<br />
Arbeit zusätzlich. Unter diesen Umständen war Projektarbeit nur teilweise<br />
und nur mit allergrößter Flexibilität möglich. So mussten Geldtransfers<br />
nach Simbabwe über Nachbarländer abgewickelt werden. Dies führte dazu,<br />
dass viele geplante Maßnahmen nicht vollständig umgesetzt werden konnten.<br />
Jahrespläne wurden zu 120-Tage-Plänen abgewandelt, die sich der gerade<br />
vorherrschenden Not widmeten: Als das Schulwesen zusammenbrach,<br />
legten wir den Schwerpunkt unserer Aktivitäten auf Erziehung und Bildung,<br />
als die Cholera ausbrach, verschob sich der Fokus auf Maßnahmen<br />
im Bereich Gesundheit, Wasser und Hygiene. Ein Höhepunkt der Krise aus<br />
Sicht der Hilfswerke war das zeitweilige Arbeitsverbot für alle Nichtregierungsorganisationen.<br />
Gemeinsam mit anderen Organisationen setzte sich<br />
die weltweite <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft für eine rasche Aufhebung des<br />
Verbots ein, was drei Monate später auch eintrat.<br />
Beispiel Usbekistan: Staatliche Willkür<br />
Staatliche Willkür, Korruption und politische Repressalien behindern<br />
zunehmend die Arbeit von Hilfsorganisationen in dem zentralasiatischen<br />
Land. Seit 2005 hat das autoritäre Regime viele internationale Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGOs) des Landes verwiesen. Den verbliebenen<br />
Organisationen wird die Arbeit zum Teil stark erschwert, wie auch <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland im Rahmen eines von der Europäischen Kommission<br />
finanzierten Projekts zur Erdbebenvorsorge in der Hauptstadt Taschkent<br />
erfahren musste.<br />
Die Katastrophenschutzabteilung der Stadtverwaltung arbeitete auf<br />
Druck des Geheimdienstes nicht wie zugesagt mit <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> zusammen.<br />
Die Konsequenz: Ohne Partner in der Verwaltung war keine Zusammenarbeit<br />
mit der Bevölkerung möglich. <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> suchte daraufhin<br />
nach einem neuen Partner und konnte in der Zwischenzeit zumindest einzelne<br />
Aktivitäten unter dem Dach der Vereinten Nationen und des Roten<br />
Halbmonds fortsetzen. Obwohl schließlich ein Projektpartner gefunden<br />
werden konnte, musste das Projekt für zwei Monate unterbrochen werden.<br />
Kurz vor den Präsidentschaftswahlen wurde dann den Räten der Stadtviertel,<br />
in denen unser Projekt umgesetzt wurde, verboten, mit internationalen<br />
Organisationen zusammenzuarbeiten. Darauf wichen unsere Mitarbeiter<br />
nach Möglichkeit auf informelle Meetings außerhalb der betroffenen Viertel<br />
aus und verschoben einzelne Aktivitäten auf die Zeit nach den Wahlen.<br />
27
Kontrollmechanismen<br />
Die unten abgebildete Pyramide veranschaulicht die verschiedenen<br />
Kontrollebenen von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> (WV). Sowohl die Projekte<br />
und die verantwortlichen Nationalbüros in den Entwicklungsländern<br />
als auch das „Unterstützungsbüro“ <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
Deutschland werden regelmäßig einer eingehenden sachlichen<br />
und finanziellen Prüfung unterzogen. Auf diese Weise sollen die<br />
größtmögliche Wirkung und Wirtschaftlichkeit der Projektarbeit<br />
gewährleistet und eine sachgemäße Verwendung der Spendengelder<br />
sichergestellt werden.<br />
Die blauen Ebenen beziehen sich auf die Kontrolle der Projekt-<br />
arbeit. Sie erfolgt zunächst durch die Leiter der Projekte und das<br />
„Projekt-Begleitkomitee“, einen Ausschuss von Bewohnern des<br />
Projektgebiets. Die Arbeit von Projektleitung und Begleitkomitee<br />
wird wiederum von dem jeweiligen nationalen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-<br />
Büro überwacht. Die nationalen Büros beschäftigen dazu<br />
eigene Fachleute, darunter auch einen Projekt-Revisor, und<br />
berufen ein externes Evaluierungsteam, das im Abstand<br />
von vier bis fünf Jahren eine partizipative Evaluation<br />
durchführt (siehe Seite 23). Parallel dazu wird die Arbeit<br />
in den Projekten von den Fach- bzw. Länderrefe-<br />
28<br />
renten und Projektcontrollern von WV Deutschland überwacht.<br />
Die gelbe Ebene bezieht sich auf die Kontrolle der nationalen<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Büros. Ihre Finanzen werden regelmäßig vom Revisor<br />
von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International (WVI), also dem internen<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Auditor, geprüft. Außerdem werden Organisation<br />
und strategische Ausrichtung der Nationalbüros von einem<br />
„Partnerschaftskomitee“ (englisch „Peer Review Team“) überwacht.<br />
Die orangefarbenen Ebenen beziehen sich auf die Kontrolle<br />
von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland. Hier wird die Arbeit zunächst<br />
durch die jeweiligen operativen Ebenen bzw. die verschiedenen<br />
Vereinsorgane und -ausschüsse geprüft. Außerdem werden –<br />
analog zu den Nationalbüros in den Entwicklungsländern –<br />
die Finanzen vom Revisor von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International überwacht.<br />
Die Organisation und strategische Ausrichtung wird<br />
vom „Partnerschaftskomitee“ kontrolliert. Weitere Kontrollen<br />
erfolgen durch die externen Prüfungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />
der Steuerbehörden sowie des Deutschen<br />
Zentralinstitutes für soziale Fragen (DZI).<br />
Kontrollmechanismen<br />
der Projekte<br />
der nationalen W V-Büros<br />
von WV Deutschland
Bei qualitativen Befragungen benennen Kinder und Erwachsene – auch mithilfe von Zeichnungen – die aus ihrer Sicht entscheidenden Veränderungen<br />
der vergangenen Jahre. In einem zweiten Schritt werden die Veränderungen dann gewichtet und beurteilt.<br />
Wirkungsbeobachtung –<br />
den Projekterfolg messen<br />
Um den Erfolg von Projekten beurteilen zu können, reicht es<br />
nicht, die kurzfristigen Ergebnisse und Effekte von Projektmaßnahmen<br />
zu prüfen. Vielmehr müssen die angestrebten Wirkungen<br />
beschrieben, erzielte Wirkungen ausgewertet und die<br />
richtigen Schlussfolgerungen für die Praxis gezogen werden. Dabei<br />
kann es sich um kurzfristige oder langfristige, positive oder<br />
negative, geplante oder ungeplante, direkte oder indirekte Wirkungen<br />
handeln. Der Unterschied zwischen dem Ergebnis einer<br />
Projektmaßnahme und ihrer Wirkung wird an einem einfachen<br />
Beispiel deutlich: Das Ergebnis eines Gesundheitsprojekts kann<br />
die Durchführung einer bestimmten Anzahl von Hygienekursen<br />
für Mütter sein. Über die Wirkung dieser Kurse, z. B. die signifikante<br />
Reduzierung von Durchfallerkrankungen bei Kindern, ist<br />
damit aber noch nichts gesagt.<br />
Referenzziele der Wirkungsmessung<br />
• Kinder erfreuen sich guter Gesundheit<br />
• Kinder werden gut ausgebildet und auf das Erwachsenenleben<br />
vorbereitet<br />
• Kinder leben im Einklang mit ihrer Umwelt, in positiven<br />
und respektvollen Beziehungen zu ihrer eigenen Altersgruppe,<br />
ihrer Familie und ihrer Dorfgemeinschaft<br />
• Kinder sind geschützt, werden ihrem Alter gemäß<br />
gefördert, respektiert und haben Anteil an Entscheidungen,<br />
die ihre Belange und ihre Entwicklung betreffen<br />
29
Neues Instrumentarium zur Wirkungsmessung<br />
Um den Wirkungsbeitrag der eigenen Arbeit messen zu können,<br />
hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ein System von Indikatoren entwickelt,<br />
die Aufschluss darüber geben, wie sich die Lebensqualität der<br />
Bevölkerung und insbesondere der Kinder über den Zeitraum<br />
der letzten Jahre verändert hat. Diese sogenannten „Child Well-<br />
Being-Outcome Indicators“ sind eine noch stärker auf die Belange<br />
von Kindern fokussierte Weiterentwicklung älterer Indikatoren,<br />
mit denen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> schon früher die Wirkung der<br />
eigenen Arbeit bestimmt hat. Mit dem neuen Instrumentarium<br />
können wir nun noch präziser erfassen, inwieweit wir unsere<br />
wichtigsten Ziele rund um das Wohlergehen von Kindern (Siehe<br />
Kasten Seite 29) erreichen.<br />
Datenerhebung<br />
Die Ermittlung der Daten erfolgt durch Haushaltsbefragungen<br />
in Form von Stichproben, durch Gruppendiskussionen (wobei<br />
Männer, Frauen und Kinder separat zu Wort kommen) und andere<br />
qualitative Datenerhebungsmethoden. Dazu gehören z. B.<br />
Trendanalysen, bei denen die Bevölkerung in einem rückblickenden<br />
Vergleich beschreibt, wie sich ihr Leben in unterschiedlichen<br />
Bereichen verändert hat. Oder es werden sogenannte „Lebenslinien“<br />
gezeichnet und diskutiert, wobei besonders wichtige<br />
Ereignisse der vergangenen Jahre gekennzeichnet und bewertet<br />
werden. Bei diesen qualitativen Methoden wird zunächst Wert<br />
gelegt auf eine bildliche Darstellung der Veränderungen, so wie<br />
sie die Bevölkerung wahrnimmt. In einem zweiten Schritt werden<br />
die Veränderungen dann gewichtet und beurteilt: Was war<br />
die wichtigste Veränderung? Wie kam es dazu? Wer hat dazu beigetragen,<br />
und wie können die Ergebnisse erhalten bleiben, auch<br />
wenn <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> einmal nicht mehr vor Ort aktiv sein wird?<br />
Solche Befragungen finden in der Regel alle drei bis fünf Jahre<br />
im Rahmen von regelmäßigen Projektevaluierungen statt. Der<br />
Vergleich von zwei oder mehr Messungen gibt dann konkrete<br />
Hinweise darauf, wie sich eine Projektregion verändert hat.<br />
Positive Auswirkungen<br />
Die verbesserte Methodik der „Child Well-Being-Outcomes“ ist<br />
zwar ein relativ neues Instrumentarium innerhalb der weltweiten<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft, grundsätzlich messen wir aber<br />
schon seit 2003 systematisch den Wirkungsbeitrag der eigenen<br />
Arbeit. Seitdem wurden in 700 Regional-Entwicklungsprojekten<br />
30<br />
Daten zu verschiedenen Wirkungsindikatoren erhoben. Allein in<br />
den von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland unterstützten Projekten wurden<br />
68 Messungen durchgeführt. Diese systematische Erhebung<br />
von Daten hat die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> positiv verändert:<br />
1. Sowohl das Messverfahren als auch die Ergebnisse haben<br />
bei <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>, den Partnerorganisationen und den Zielgruppen<br />
Lernprozesse angeregt und kontinuierliche Verbesserungen<br />
der Projektplanung und des Projektmonitorings<br />
ausgelöst.<br />
2. Die Messung der Wirkungsindikatoren hat eine Organisationskultur<br />
gefördert, in der Rechenschaftslegung und Qualitätsmanagement<br />
eine noch größere Rolle spielen.<br />
3. Die Ergebnisse der Messungen liefern wertvolle Informationen<br />
über die Lebensqualität der Kinder und Erwachsenen<br />
im Projektgebiet, die für die Arbeit aller am Entwicklungsprozess<br />
beteiligten Akteure enorm wichtig sind. So nutzen<br />
zum Beispiel Projektverantwortliche die Informationen,<br />
um die Projektplanung entsprechend anzupassen, während<br />
politische Entscheidungsträger notwendige Veränderungen<br />
davon ableiten können. Da politische Veränderungen selten<br />
ohne Druck zustande kommen, liefern Messungen über<br />
die Lebensqualität der Kinder und Erwachsenen einer bestimmten<br />
Region nicht selten die Fakten für politische Forderungen<br />
in unserer Anwaltschaftsarbeit, sei es auf lokaler,<br />
nationaler oder globaler Ebene.<br />
Beispiel: Eine Evaluierung<br />
im mauretanischen Kiffa<br />
1997 startete <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> in Kiffa, im Süden Mauretaniens,<br />
ein Stadtentwicklungsprojekt mit dem Ziel, die<br />
Lebensbedingungen der Bevölkerung signifikant zu verbessern<br />
und die Armut der Familien zu reduzieren. Nach<br />
13 Jahren beginnt nun mit der letzten Phase die Übergabe<br />
der Projektarbeit an die Bevölkerung (Näheres zu den<br />
Projektphasen auf Seite 23). Aus diesem Anlass wurde<br />
eine Evaluierung durchgeführt, die erfreuliche Ergebnisse<br />
zutage förderte. Bei einer Umfrage gaben 84 Prozent der<br />
Befragten an, sie seien heute besser ernährt als noch vor<br />
zwei Jahren. Bei 23 Prozent ist in dieser Zeit das Haushaltseinkommen<br />
gestiegen. Dies korrespondiert mit den<br />
Ergebnissen der qualitativen Befragungsmethoden, etwa<br />
mit dem Instrument „Lebenslinien“. Dabei erinnern und<br />
diskutieren Bewohner rückblickend Ereignisse, die die<br />
vergangenen Jahre aus ihrer Sicht besonders geprägt haben.<br />
Es stellte sich heraus, dass die Menschen die Einkommen<br />
schaffenden Maßnahmen der vergangenen Jahre<br />
als besonders wichtige Ereignisse in ihrem persönlichen<br />
Leben beurteilen. Nun geht es darum, gemeinsam mit<br />
der Bevölkerung ein Konzept für die Projektübergabe<br />
zu entwickeln, welches gewährleistet, dass diese Erfolge<br />
erhalten bleiben und von der Bevölkerung selbstständig<br />
fortgeführt werden können.
Gestern Patenkind,<br />
heute Lehrer<br />
Das ehemalige Patenkind Cornelius<br />
Murkomen als Jugendlicher (oben),<br />
heute ein engagierter Lehrer in seinem<br />
kenianischen Heimatdorf. Rechts in traditioneller<br />
Kleidung bei einem Besuch<br />
in Deutschland<br />
Cornelius Murkomen war 13 Jahre alt und lebte in einer armen<br />
Region in Kenia, als ein Ehepaar aus Deutschland die Patenschaft<br />
für ihn übernahm. Seine Familie wohnte in einem ländlichen<br />
Gebiet nahe der Stadt Marakwet. „Es gab nicht genug<br />
sauberes Trinkwasser und zu wenig zu essen“, erinnert sich Cornelius.<br />
„Auch die Gesundheitsversorgung, die hygienischen Zustände<br />
und die Bildungsmöglichkeiten waren schlecht.“ Heute<br />
ist der 34-Jährige stolzer Vater zweier Kinder und kann als leitender<br />
Lehrer seine Familie gut versorgen.<br />
Wie sich die Verhältnisse ändern<br />
Cornelius Murkomen war von 1988 bis 1995 Patenkind bei<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>. Seine Paten unterstützten mit ihren monatlichen<br />
Beiträgen das Regional-Entwicklungsprojekt, in dem Cornelius<br />
und seine Familie lebten. „Die Patenschaft hat unser Leben<br />
verändert und war eine Hilfe für die ganze Region“, sagt Cornelius.<br />
Die Unterstützung aus Deutschland hat den Bau von<br />
Schulen ermöglicht. Die Versorgung mit Wasser und Nahrung<br />
ist besser geworden, Familien haben Schulungen in der Landwirtschaft<br />
erhalten, sodass sie mehr von ihren Feldern ernten<br />
konnten.<br />
Durch Schulernährungsprogramme und medizinische Unterstützung<br />
hat sich die gesundheitliche Lage der Bewohner<br />
verbessert. Auch die Familie von Cornelius, die damals in sehr<br />
ärmlichen Verhältnissen leben musste, konnte ihre Situation<br />
nach und nach zum Guten entwickeln, schließlich sogar ein<br />
neues Haus beziehen, sodass die Kinder in einem gesünderen<br />
Umfeld aufwuchsen. Cornelius Murkomen erinnert sich noch<br />
heute gern an die Briefe und kleinen Geschenke, die ihm seine<br />
Paten schickten.<br />
Bildung bringt die Wende<br />
Doch was seinem Leben die entscheidende Wende gab, war die<br />
Chance auf Bildung. „<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> hat für meine und andere<br />
Familien im Projektgebiet die Schulgebühren übernommen.<br />
Wir konnten uns die vorgeschriebene Schuluniform leisten und<br />
bekamen Schreibmaterial“, erzählt Cornelius.<br />
1995 schaffte er seinen Schulabschluss, absolvierte anschließend<br />
eine Ausbildung zum Grundschullehrer und machte 2001<br />
sogar noch eine Zusatzausbildung für Lehrer in leitenden Positionen.<br />
Heute unterrichtet er Kinder im Alter zwischen 7 und<br />
15 Jahren in Naturwissenschaften an der Schule, die er einst als<br />
Kind besuchte. Er ist dankbar und auch ein wenig stolz auf das,<br />
was er erreicht hat: „Lehrer haben ein hohes Ansehen in der Bevölkerung.<br />
Sie tragen entscheidend dazu bei, dass sich die Menschen<br />
aus dem Dorf weiterentwickeln können.“<br />
31
Finanzbericht <strong>2009</strong><br />
Allgemeine Angaben<br />
Das Vereinsrecht kennt keine gesetzlich normierten Rechnungslegungsvorschriften<br />
für Vereine. Der Verein ist verpflichtet,<br />
durch ordnungsgemäße Aufzeichnungen über Einnahmen und<br />
Ausgaben den Nachweis zu führen, dass die tatsächliche Geschäftsführung<br />
den Satzungsbestimmungen entspricht. <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland stellt freiwillig eine Bilanz mit dazugehöriger<br />
Ertragsrechnung auf. Die Jahresabschlussprüfung erfolgte<br />
nach den Vorschriften des § 317 des Handelsgesetzbuchs (HGB)<br />
und den vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten<br />
deutschen Grundsätzen ordnungsgemäßer Abschluss prüfung.<br />
Bilanzierungsmethoden<br />
Der Jahresabschluss zum 30. September <strong>2009</strong> des Vereins „<strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland e. V.“, Friedrichsdorf, wurde – ohne dass der<br />
Verein hierzu verpflichtet wäre – unter Beachtung der für alle<br />
Kaufleute geltenden Vorschriften der §§ 242 ff. sowie §§ 264 ff.<br />
des HGB aufgestellt.<br />
Die Gliederung von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung<br />
erfolgt in Anlehnung an die handelsrechtlichen Gliederungsschemata<br />
der §§ 266 bzw. 275 HGB mit Anpassungen bzw. Ergänzungen<br />
gemäß § 265 HGB zur Berücksichtigung von Besonderheiten,<br />
die sich aus der Aufgabenstellung und Struktur des<br />
Vereins als Spendensammelverein und Hilfswerk ergeben. Die<br />
Gewinn- und Verlustrechnung wird nach dem Gesamtkostenverfahren<br />
(§ 275 Abs. 2 HGB) aufgestellt.<br />
Bewertungsmethoden<br />
Die Bilanzierung und die Bewertung erfolgten nach den Grund-<br />
Afrika 54,51 %<br />
Überregionale Förderung 8,34 %<br />
32<br />
Projektförderung nach Regionen <strong>2009</strong><br />
•<br />
•<br />
sätzen ordnungsmäßiger Buchführung auf der Basis der Anschaffungskosten<br />
unter Beachtung des Niederstwertprinzips und der<br />
Grundsätze der kaufmännischen Vorsicht.<br />
Das Anlagevermögen ist zu Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten<br />
abzüglich der bisher aufgelaufenen und im Geschäftsjahr <strong>2009</strong><br />
planmäßig fortgeführten Abschreibungen bewertet. Die Abschreibungen<br />
auf das Anlagevermögen erfolgen nach der linearen Abschreibungsmethode.<br />
Geringwertige Anlagegüter werden im Jahr<br />
der Anschaffung voll abgeschrieben.<br />
Das Vorratsvermögen wurde zu Anschaffungskosten unter Beachtung<br />
des Niederstwertprinzips bewertet. Die Forderungen und<br />
sonstigen Vermögensgegenstände sind zum Nennwert angesetzt.<br />
Ausfallrisiken sind durch angemessene Wertberichtigungen berücksichtigt.<br />
Die Forderungen haben eine Restlaufzeit von bis zu<br />
einem Jahr.<br />
Die Wertpapiere des Umlaufvermögens sind zu Anschaffungskosten<br />
unter Berücksichtigung des Niederstwertprinzips ausgewiesen.<br />
Die Kassenbestände und die Guthaben bei Kreditinstituten sind<br />
mit ihren Nominalbeträgen angesetzt. Die Rückstellungen entsprechen<br />
vernünftiger kaufmännischer Beurteilung. Die Verbindlichkeiten<br />
sind mit ihren jeweiligen Rückzahlungsbeträgen passiviert.<br />
Die gesamten Verbindlichkeiten haben Restlaufzeiten von bis zu<br />
einem Jahr und sind nicht durch Grundpfandrechte oder ähnliche<br />
Rechte gesichert.<br />
Forderungen und Verbindlichkeiten sowie Aufwand in fremder<br />
Währung (ausschließlich US-Dollar), die sich aus Transferleistungen<br />
ergeben, werden zum Kurs der Erstverbuchung bewertet,<br />
da sie in US-Dollar weitergeleitet werden. Demzufolge entsteht<br />
kein Kursverlust oder Kursgewinn.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Asien 18,13 %<br />
Lateinamerika 15,01 %<br />
Osteuropa und Mittlerer Osten 4,00 %
Bilanz zum 30.09.<strong>2009</strong><br />
AKTIVA<br />
A. Anlagevermögen<br />
I. Immaterielle<br />
Vermögensgegenstände<br />
1.231.100 1<br />
Vergleich<br />
Vorjahr<br />
1.786.804 1<br />
II. Sachanlagen 321.178 1 543.967 1<br />
III. Finanzanlagen 32.954 1 34.054 1<br />
Summe Anlagevermögen 1.585.232 1 2.364.825 1<br />
B. Umlaufvermögen<br />
I. Vorräte 533 1 35.637 1<br />
II. Forderungen und sonstige<br />
Vermögensgegenstände<br />
3.221.886 1<br />
1.353.423 1<br />
III. Wertpapiere 307.464 1 307.464 1<br />
IV. Guthaben bei Kreditinstituten 19.576.148 1 17.811.456 1<br />
Summe Umlaufvermögen 23.106.031 1 19.507.980 1<br />
C. Rechnungsabgrenzung 147.224 1 2.173.164 1<br />
Summe AKTIVA 24.838.487 1 24.045.969 1<br />
PASSIVA<br />
A. Eigenkapital<br />
Vergleich<br />
Vorjahr<br />
I. Zweckkapital 1.118.694 1 1.018.528 1<br />
II. Rücklagen 16.098.950 1 16.053.290 1<br />
Summe Eigenkapital 17.217.644 1 17.071.818 1<br />
B. Rückstellungen 1.327.065 1 1.386.828 1<br />
C. Verbindlichkeiten<br />
davon Verbindlichkeiten aus zweckgebundenen<br />
Mitteln: 2.800.000<br />
6.293.778 1 5.587.323 1<br />
Summe PASSIVA 24.838.487 1 24.045.969 1<br />
Erläuterungen zur Vermögensrechnung<br />
Das Gesamtvermögen hat sich gegenüber dem Vorjahr<br />
um 0,8 Mio. Euro (+3,3 %) auf 24,8 Mio. Euro<br />
erhöht. Dieses resultiert im Wesentlichen aus der<br />
Erhöhung der Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände<br />
um 1,9 Mio. Euro (+138 %) sowie<br />
der liquiden Mittel um 1,8 Mio. Euro (+9,7%).<br />
Dem steht ein Rückgang des Anlagevermögens um<br />
0,8 Mio. Euro (-33%) und des aktiven Rechnungsabgrenzungspostens<br />
um 2,0 Mio. Euro (-93%)<br />
gegenüber. Der Anteil des langfristig gebundenen<br />
Vermögens am Gesamtvermögen hat sich von 9,8<br />
% im Geschäftsjahr 2008 auf 6,4 % im Geschäftsjahr<br />
<strong>2009</strong> reduziert.<br />
AKTIVSEITE<br />
A. Anlagevermögen<br />
I. Die immateriellen Vermögensgegenstände betreffen<br />
Lizenzen an Computersoftware. Bei Zugängen<br />
von 311 Tsd. Euro – im Wesentlichen<br />
nachträgliche Anschaffungskosten zu der in<br />
2008 aktivierten ERP-Software –, Abgängen<br />
von 5 Tsd. Euro sowie planmäßigen Abschreibungen<br />
in Höhe von 862 Tsd. Euro vermindert<br />
sich der Bestand um 556 Tsd. Euro.<br />
II. Die Sachanlagen umfassen im Wesentlichen<br />
die Büroeinrichtungen und Einbauten sowie<br />
EDV-Anlagen. Sie haben sich durch planmäßige<br />
Abschreibungen um 223 Tsd. Euro vermindert.<br />
III. Bei den Finanzanlagen handelt es sich um einen<br />
durch testamentarische Verfügung im Jahr<br />
2001 erhaltenen Gesellschaftsanteil an einer<br />
Grundstücks-, Vermögens- und Verwaltungs-<br />
GbR in Höhe von 7 Tsd. Euro sowie Geschäftsguthaben<br />
bei Genossenschaften in Höhe<br />
von 26 Tsd. Euro. Durch Kündigung eines<br />
Geschäftsguthabens hat sich diese Position um<br />
1 Tsd. Euro vermindert.<br />
B. Umlaufvermögen<br />
I. Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr erfolgte<br />
aufgrund des Verbrauchs von Hilfsgütern eines<br />
Lagers.<br />
33
II. Die Forderungen und sonstigen Vermögensgegenstände haben<br />
zum Bilanzstichtag einen Bestand von 3.222 Tsd. Euro.<br />
Die Zunahme dieser Bilanzposition um 1.868 Tsd. Euro gegenüber<br />
dem Vorjahr ist darauf zurückführen, dass der Forderungsbestand<br />
um 2.190 Tsd. Euro zugenommen hat. Die Forderungen<br />
bestehen im Wesentlichen gegenüber Word <strong>Vision</strong><br />
International und anderen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Büros. An <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> International wurden Darlehen in Höhe von 1.826<br />
Tsd. Euro für den Einsatz in Kleinkreditprojekten gegeben.<br />
Die sonstigen Vermögensgegenstände liegen um 322 Tsd.<br />
Euro unter dem Vorjahr. Sie betreffen im Wesentlichen Forderungen<br />
aus Projektvorauszahlungen auf bewilligte, noch<br />
nicht ausgezahlte Projektzuschüsse der öffentlichen Hand und<br />
Forderungen aus Mikrofinanzprojekten.<br />
III. Hierbei handelt es sich um Wertpapiere, die im Geschäftsjahr<br />
2006 erworben wurden. Der Depotwert am 30. September<br />
2008 beträgt 308 Tsd. Euro. Der Ausweis erfolgt unverändert<br />
zu Anschaffungskosten.<br />
IV. Bei der Position Guthaben bei Kreditinstituten handelt es sich<br />
hauptsächlich um Fest- und Tagesgelder für die Förderung der<br />
Projektarbeit. Die liquiden Mittel werden risikoarm angelegt<br />
und gemäß der Budgetplanung in die Projekte transferiert.<br />
C. Rechnungsabgrenzungsposten<br />
Die aktiven Rechnungsabgrenzungsposten, die zum letzten Bilanzstichtag<br />
für Mikrofinanz-Aktivitäten (2,0 Mio. Euro) gebildet wurden,<br />
sind vollständig als Aufwand erfasst worden.<br />
Die ausgewiesenen Rechnungsabgrenzungsposten von 147 Tsd.<br />
Euro betreffen vorausbezahlte Rechnungen, die dem folgenden Finanzjahr<br />
zuzurechnen sind; so zum Beispiel Vorauszahlungen für<br />
Versicherungen und Wartungsverträge.<br />
PASSIVSEITE<br />
A. Eigenkapital<br />
I. Der Anstieg des Zweckkapitals im Finanzjahr <strong>2009</strong> um<br />
100 Tsd. Euro resultiert aus Zuwendungen in Form von<br />
Nachlässen.<br />
II. Bei den Rücklagen handelt es sich um zweckgebundene<br />
Rücklagen gemäß §58 Nr. 6 Abgabenordnung (AO) und<br />
freie Rücklagen gemäß §58 Nr. 7 AO (siehe Abbildung). Der<br />
Verein hat sich zur Verwirklichung seines Satzungszwecks verpflichtet,<br />
eine Arbeitskapitalreserve zur Deckung der eingegangenen<br />
Projektzahlungsverpflichtungen aufzubauen, um einen<br />
verlässlichen, kontinuierlichen Mittelzufluss – auch bei rückgängigen<br />
bzw. ausbleibenden Spenden – in die Projekte zu<br />
gewährleisten. Im Berichtsjahr wurden den zweckgebundenen<br />
34<br />
Rücklagen gemäß § 58 Nr. 6 AO 78 Tsd. Euro zugeführt und<br />
4.389 Tsd. Euro für Transferverpflichtungen entnommen.<br />
Die Betriebsmittelzulage hat einen unveränderten Bestand von<br />
4.750 Tsd. Euro. Sie dient der Risikoabsicherung, d. h. der<br />
Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebes für den Fall, dass das<br />
Spendenaufkommen des Vereins schwankt und dadurch bei<br />
der Erfüllung der Transferverpflichtungen Engpässe bei der<br />
Finanzierung der Geschäftstätigkeit der deutschen Vewaltung<br />
entstehen könnten.<br />
Den freien Rücklagen gemäß § 58 Nr. 7a AO wurden 4.356<br />
Tsd. Euro zugeführt. Die freien Rücklagen unterliegen nicht<br />
dem Gebot der zeitnahen Mittelverwendung und sind zur Erfüllung<br />
der satzungsgemäßen Zwecke des Vereins einzusetzen.<br />
B. Rückstellungen<br />
Die sonstigen Rückstellungen betreffen unter anderem Personalaufwendungen<br />
für Urlaubsansprüche und geleistete Überstunden,<br />
Kosten der Jahresabschlussprüfung, Beratungskosten, erwartete<br />
Nebenkostennachzahlungen sowie eine erwartete Rückzahlung an<br />
die Europäische Kommission für ein abgeschlossenes Projekt.<br />
Rücklagenbewegung<br />
Rücklagen 30.09.2008 Entnahme Einstellung 30.09.<strong>2009</strong><br />
gemäß § 58<br />
Nr. 6 AO<br />
gemäß § 58<br />
Nr. 7a AO<br />
9.924.079 € 4.388.859 1 78.494 1 5.613.714 1<br />
6.129.211 1 0 1 4.356.024 1 10.485.236 1<br />
C. Verbindlichkeiten<br />
Bei den Verbindlichkeiten handelt es sich im Wesentlichen um erhaltene,<br />
noch zweckentsprechend zu verwendende Mittel von öffentlichen<br />
Geldgebern und NGO-Aktionsbündnissen, für die der<br />
Verein bereits bis zum Bilanzstichtag Gelder erhalten, diese jedoch<br />
noch nicht transferiert hat (1.995 Tsd. Euro). Darüber hinaus werden<br />
Verpflichtungen aus zweckgebundenen Mitteln ausgewiesen<br />
(2.800 Tsd. Euro). Es handelt sich dabei um zum Bilanzstichtag<br />
noch nicht zweckentsprechend verwendete Mittel aus Spenden und<br />
ähnlichen Erträgen, die zu Beginn des nachfolgenden Geschäftsjahres<br />
im Rahmen von Transferzahlungen in Projekte abfließen.<br />
Die Veränderung dieser Position zum Vorjahr um 611 Tsd. Euro<br />
ist in der Projektförderung ausgewiesen (siehe Seite 9). Weiterhin<br />
bestehen zum Bilanzstichtag Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen (829 Tsd. Euro) und sonstige Verbindlichkeiten<br />
(670 Tsd. Euro) unter anderem gegenüber Projektpartnern und<br />
Finanzbehörden.<br />
Erläuterungen zur Ertragsrechnung<br />
Der Verein erstellt seine Ertragsrechnung nach dem Gesamtkostenverfahren<br />
gemäß § 275 Abs. 2 HGB. Die Darstellung auf Seite<br />
37 zeigt die Gliederung des Gesamtaufwandes nach den Kriterien<br />
des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI), zusätzlich<br />
wird der Aufwand für den Paten- und Spenderservice ausgewiesen.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich gemäß den DZI-Richtlinien
Erträge im Finanzjahr <strong>2009</strong><br />
Erträge aus Spenden<br />
und Zuschüssen<br />
Beträge Prozent<br />
Vergleich Vorjahr<br />
Beträge Prozent<br />
Patenschaftsbeiträge<br />
Spenden für sonstige Projekte der<br />
56.527.781 1 73,08 % 56.988.417 1 71,46 %<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
2.594.868 €<br />
3,35% 1.802.353 1<br />
2,26 %<br />
Spenden für Projekte der<br />
humanitären Nothilfe<br />
589.345 €<br />
0,76 % 1.550.838 1<br />
1,94 %<br />
Sonstige Spenden 2.625.123 € 3,39 % 2.752.323 1 3,45 %<br />
Öffentliche Zuschüsse 12.340.370 € 15,95 % 12.521.582 1 15,70 %<br />
Einnahmen von Kooperationspartnern 1.173.740 € 1,52 % 1.439.739 1 1,81 %<br />
Zuwendungen aus Nachlässen 100.165 € 0,13 % 99.949 1 0,13 %<br />
Bußgelder 9.790 € 0,01 % 10.355 1 0,01 %<br />
Gesamt<br />
75.961.182 1<br />
98,20 %<br />
77.165.556 1<br />
96,77 %<br />
Sonstige Erträge<br />
Zinsen und sonstige Erträge<br />
Erstattungen für Dienstleistungen für<br />
1.215.541 € 1,57 % 2.467.391 € 3,09 %<br />
andere <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Büros<br />
175.924 €<br />
0,23 % 111.153 €<br />
0,14 %<br />
Summe Erträge<br />
Öffentliche Zuschüsse 15,95 % •<br />
Sonstige Spenden inkl. Nachlässe<br />
und Geldbußen 3,54 %<br />
Spenden für Projekte der<br />
humanitären Hilfe 0,76 %<br />
Spenden für sonstige Projekte der<br />
Entwicklungszusammenarbeit 3,35 %<br />
•<br />
•<br />
•<br />
77.352.647 1<br />
100,00 %<br />
Erträge im Finanzjahr <strong>2009</strong> nach Mittelherkunft<br />
•<br />
•<br />
•<br />
79.744.100 1<br />
100,00 %<br />
Einnahmen von Kooperationspartnern 1,52 %<br />
Zinsen und sonstige Erträge 1,80 %<br />
Patenschaftsbeiträge 73,08 %<br />
35
die Prozentsätze der einzelnen Kategorien (Projektförderung, Projektbegleitung<br />
etc.) immer auf den Gesamtaufwand der Organisation<br />
beziehen.<br />
Hinweis zu Vergleichen mit anderen Organisationen<br />
Objektive Vergleiche mit veröffentlichten Zahlen anderer Organisationen<br />
sind aufgrund der unterschiedlichen Strukturen und Arbeitsweisen<br />
nur schwer möglich; dies verdeutlicht z. B. die Frage<br />
nach der Projektabteilung einer Organisation: Hat die Organisation,<br />
wie <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e.V., eine eigene Projektabteilung<br />
in Deutschland, sodass die Projekte und der Mittelfluss direkt<br />
überwacht und gesteuert werden können, oder werden die Mittel<br />
an zentrale Projektbüros weitergeleitet? Dies hat natürlich Auswirkungen<br />
auf die Größe und damit die Kosten der erforderlichen Unterstützungsfunktionen,<br />
wie z.B. IT- und Finanzabteilung. Auch<br />
der Aufwand für Werbung lässt sich nur bedingt vergleichen, muss<br />
hier doch berücksichtigt werden, wie hoch der Anteil der Privatbeiträge<br />
und -spenden einer Organisation ist; denn für Einnahmen<br />
von öffentlichen Geldgebern sind keine Werbeaufwendungen notwendig.<br />
Spendenwerke mit hohen öffentlichen Mitteln dürften<br />
in der Regel weniger Werbeaufwendungen haben. Vergleiche mit<br />
anderen Hilfsorganisationen sind daher nur mit einer gewissen Unschärfe<br />
möglich.<br />
Herkunft der Erträge<br />
Die Erträge im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> belaufen sich auf insgesamt 77,4<br />
Mio. Euro, das ist ein Rückgang um 3 % im Vergleich zum Vorjahr<br />
(79,7 Mio. Euro). Von den gesamten Erträgen sind 63,1 Mio. Euro<br />
dem privaten Bereich zuzuordnen (81 %), ein leichter Rückgang<br />
(-1,2 %) gegenüber dem letzten Wirtschaftsjahr. Während die Patenschaftsbeiträge<br />
mit 56,5 Mio. Euro nur leicht unter dem Vorjahreswert<br />
lagen (-0,8 %) – der Rückgang liegt sicherlich auch in der<br />
Finanz- und Wirtschaftskrise begründet – , waren die Spenden, die<br />
für Projekte der humanitären Hilfe eingingen, mit 589 Tsd. Euro<br />
wesentlich geringer (-62 %) als im Vorjahr. Hierbei ist anzumerken,<br />
dass Einnahmen in dieser Kategorie (privat und auch öffentlich)<br />
sehr volatil und kaum planbar sind, da sie maßgeblich abhängig<br />
vom Eintreten von Katastrophen sind.<br />
Positiv zu vermerken sind die deutlichen Zuwächse (+44 %)<br />
bei den Spenden für sonstige Projekte der Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Diese Steigerung ist insbesondere auf den sogenannten<br />
„Start helfer“ zurückzuführen, ein Programm, bei dem mit geringen<br />
Monatsbeiträgen von 9 Euro Projekte finanziert werden, die den<br />
Fokus auf die Unterstützung von Müttern und Kleinkindern von<br />
Darstellung nach Sparten: Ideeller Bereich, Vermögensverwaltung<br />
und wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb (Euro)<br />
Ideeller<br />
Bereich<br />
Vermögensverwaltung<br />
Wirtschaftlicher<br />
Geschäftsbetrieb<br />
Gesamt<br />
Gesamtertrag 76.705.105 470.853 176.689 77.352.647<br />
Gesamtaufwand 77.030.898 - 175.924 77.206.822<br />
Ergebnis -325.793 470.853 765 145.825<br />
36<br />
der Schwangerschaft bis zum 5. Lebensjahr legen. Bei den sonstigen<br />
Spenden von 2,6 Mio. Euro handelt es sich maßgeblich um<br />
den sogenannten 13. Monatsbeitrag, den Paten zusätzlich zu ihren<br />
monatlichen Beiträgen spenden. Die Zuschüsse von öffentlichen<br />
Geldgebern liegen im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> bei 12,3 Mio. Euro, ein<br />
Rückgang im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 %. Hauptpartner bei<br />
den öffentlichen Geldgebern sind die Vereinten Nationen mit dem<br />
Welternährungsprogramm und Entwicklungsprogramm (WFP<br />
und UNDP, insgesamt 51 %), die europäische Union (ECHO<br />
und EuropeAid insgesamt 32 %), sowie das Auswärtige Amt (17<br />
%). Ebenso wie die öffentlichen Zuschüsse sind auch die Einnahmen<br />
von Kooperationspartnern (insbesondere Aktion Deutschland<br />
Hilft) stark abhängig von humanitären Katastrophen. Hier war im<br />
Berichtsjahr ein Rückgang um 18 % zu verzeichnen.<br />
Bei den sonstigen Erträgen handelt es sich maßgeblich um Erlöse<br />
aus Sponsoring-Vereinbarungen sowie um periodenfremde<br />
Erträge. Der Rückgang der sonstigen betrieblichen Erträge um<br />
47 % ist maßgeblich auf die im Vorjahr erfolgte Kontenbereinigung<br />
von Verrechnungskosten betreffend Forderungen gegenüber<br />
öffentlichen Geldgebern zurückzuführen, die einen Einmaleffekt<br />
darstellte. Insbesondere aufgrund des geringen Zinsniveaus <strong>2009</strong><br />
sind die Zinserträge im Berichtsjahr um 205 Tsd. Euro bzw. 43 %<br />
gesunken.<br />
Zur Steigerung der Effizienz innerhalb der <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Partnerschaft<br />
unterstützt <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland kleinere europäische<br />
Partnerbüros in den Bereichen IT und Projektbegleitung. Für<br />
die Kosten der erbrachten Dienstleistungen wurden 176 Tsd. Euro<br />
erstattet.<br />
Wie werden die Mittel verwendet?<br />
Der Gesamtaufwand des Vereins betrug im Geschäftsjahr <strong>2009</strong> insgesamt<br />
77,0 Mio. Euro (-0,3 % zum Vorjahr).<br />
1. Der Projektaufwand in Höhe von 64,5 Mio. Euro (83,7 %, jeweils<br />
Anteil am Gesamtaufwand) unterteilen sich in:<br />
a) Projektförderung, d. h. Transferaufwand: 57,7 Mio. Euro<br />
(74,9 %)<br />
b) Projektbegleitung, d. h. Betreuung der Projekte und die der Projektförderung<br />
vor- und nachgelagerten Tätigkeiten: 3,2 Mio.<br />
Euro (4,1 %)<br />
c) Satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs-, Aufklärungsarbeit,<br />
d.h. die Schaffung von öffentlicher Aufmerksamkeit und öffentlichem<br />
Bewusstsein im Rahmen unserer entwicklungspolitischen<br />
Anwaltschaftsarbeit. Diese Tätigkeiten sind in der<br />
Satzung als eigenständiger Zweck eingetragen: 3,6 Mio. Euro<br />
(4,6 %)<br />
2. Der Aufwand für Werbung und Verwaltung in Höhe<br />
von 12,5 Mio. Euro (16,3 %) unterteilt sich in:<br />
a) Aufwand für Werbung, d. h. Aufwand zur Beschaffung<br />
von Spenden und Ausgaben zur allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit:<br />
5,2 Mio. Euro (6,7 %)<br />
b) Aufwand für Paten- und Spenderservice: 2,4 Mio. Euro<br />
(3,1 %)<br />
c) Verwaltungsaufwand. Dieser bezieht sich auf den Verein<br />
als Ganzes und gewährleistet die Grundfunktionen<br />
der betrieblichen Organisation und des betrieblichen<br />
Ablaufs: 5,0 Mio. Euro (6,5 %).
Mittelverwendung<br />
im Finanzjahr <strong>2009</strong><br />
1. Projektaufwand<br />
Beträge Prozent<br />
Vergleich Vorjahr<br />
Beträge Prozent<br />
a) Projektförderung 57.727.649 € 74,94 % 58.285.453 1 75,47 %<br />
b) Projektbegleitung<br />
c) Satzungsgemäße Kampagnen-,<br />
3.189.548 € 4,14 % 2.829.135 1 3,66 %<br />
Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 3.563.858 € 4,63 % 3.516.782 1 4,55 %<br />
Zwischensumme 64.481.055 1 83,71 % 64.631.370 1 83,69 %<br />
2. Aufwendungen für administrative, begleitende und unterstützende Aktivitäten<br />
a) Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit 5.174.824 € 6,72 % 5.135.167 1 6,65 %<br />
b) Paten- und Spenderservice 2.393.297 € 3,11 % 1.926.036 1 2,49 %<br />
c) Verwaltungsaufwand 4.981.722 € 6,47 % 5.537.485 1 7,17 %<br />
Zwischensumme 12.549.843 1 16,29 % 12.598.688 1 16,31 %<br />
Summe Gesamtaufwand<br />
Aufwand für Dienstleistungen, der von<br />
77.030.898 1 100,00 % 77.230.058 1 100,00 %<br />
anderen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Büros erstattet wird *<br />
175.924 €<br />
111.153 1<br />
Rücklagenbewegung<br />
Entnahme aus Rücklagen -4.388.859 € -354.838 1<br />
Einstellung in Rücklagen 4.534.684 € 2.757.727 1<br />
Bilanzergebnis des Vorjahres 0 € 0 1<br />
Bilanzergebnis Berichtsjahr<br />
Summe nach<br />
0 € 0 1<br />
Rücklagenbildung: 77.352.647 1 79.744.100 1<br />
* <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland unterstützt kleinere europäische <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Büros in<br />
den Bereichen IT und Projektbegleitung. Dieser Aufwand wird von den Büros erstattet.<br />
Projektaufwand 83,71 %<br />
Paten- und Spender-<br />
service 3,11 %<br />
Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit 6,72 %<br />
Verwaltungsaufwand 6,47 %<br />
•<br />
Mittelverwendung im Finanzjahr <strong>2009</strong><br />
•<br />
•<br />
•<br />
37
Das DZI bewertet den Anteil des Aufwandes für Werbung und<br />
Verwaltung in Höhe von 16,3 % als angemessen. Die direkte Projektförderung<br />
hat sich analog zum Rückgang der Einnahmen von<br />
Kooperationspartnern und öffentlichen Zuschüssen leicht um 1<br />
% auf 57,7 Mio. Euro reduziert, der Anteil am Gesamtaufwand<br />
liegt auf Vorjahresniveau bei 75 %. Die Transfers in die Projekte<br />
erfolgen gemäß Budgetplanungen, Projektfortschritten und der aktuellen<br />
Situation im Projektland. Die Transfers werden monatlich<br />
geprüft und freigegeben. Außerdem sind die zumeist in USD ausgeführten<br />
Transferzahlungen, trotz Währungssicherungsgeschäften,<br />
abhängig von Wechselkursschwankungen. Die Budgetplanungen<br />
erfolgen in USD. Je nach Entwicklung des Wechselkurses<br />
ist ein Mehr- oder Minderaufwand an Euro zur Durchführung der<br />
Transferzahlungen erforderlich. Bei der Betrachtung der Transferleistungen<br />
kann ein einzelnes Berichtsjahr nicht isoliert betrachtet<br />
werden, sondern die meist langjährigen Laufzeiten der Projekte,<br />
insbesondere bei der Entwicklungszusammenarbeit, müssen beachtet<br />
werden. Dies impliziert, dass Teile der im Berichtsjahr vereinnahmten<br />
Mittel erst im Folgejahr transferiert werden. Die Transfers<br />
teilen sich auf in:<br />
a) Transfers der vereinnahmten öffentlichen Mittel: 11,3 Mio.<br />
Euro. Die Mittel der Europäischen Union wurden u. a. im<br />
Sudan, in Uganda, Angola und Georgien eingesetzt. Beim<br />
Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen handelt es<br />
sich hauptsächlich um Nahrungsmittellieferungen in den Sudan<br />
und nach Simbabwe, Kenia und Myanmar. Die humanitäre<br />
Hilfe des Auswärtigen Amtes betrifft maßgeblich Projekte<br />
in den palästinensischen Gebieten, in Georgien, dem Sudan<br />
und in der Demokratischen Republik Kongo.<br />
b) Transfers der vereinnahmten Mittel von Kooperationsbündnissen:<br />
0,9 Mio. Euro.<br />
Detaillierte Darstellung des<br />
Aufwandes nach Sparten in Euro<br />
Projektbegleitung<br />
c) Transfers der privaten Spendeneinnahmen, inkl. Einnahmen<br />
aus Unternehmenskooperationen: 45,5 Mio. Euro.<br />
Der Personalaufwand für Gehälter und Lohnnebenkosten der<br />
umgerechnet 125 Vollzeitkräfte (Vorjahr 121, Arbeitszeit je Vollzeitkraft<br />
40 h/Woche) betrug im Geschäftsjahr 6,8 Mio. Euro<br />
(+ 3,8 % zum Vorjahr). Davon entfallen 1,9 Mio. Euro auf den<br />
Bereich Projektbegleitung. Maßgebliche Ursache für die höheren<br />
Personalkosten ist die gestiegene Mitarbeiterzahl im Berichtsjahr.<br />
Der hauptamtliche, aus zwei Personen bestehende Vorstand erhielt<br />
im Berichtsjahr ein Bruttogehalt in Höhe von 209.608 Euro.<br />
Der Aufwand für Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit<br />
lag bei 5,2 Mio. Euro und damit nahezu auf Vorjahresniveau. Die<br />
Sachaufwendungen für Werbung unterteilen sich in 88 % Medienwerbung<br />
(Printmedien, Radio, TV und Internet), 8 % Publikationen<br />
und Mailings und 4 % sonstige Werbemaßnahmen.<br />
Die Neuspenderakquise blieb auch im Finanzjahr <strong>2009</strong> schwierig.<br />
Hier waren nach unserer Einschätzung noch die Auswirkungen<br />
der Finanz- und Wirtschaftskrise in Deutschland zu spüren.<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> hat vor diesem Hintergrund das im Finanzjahr<br />
2008 eingeführte „Starthelfer“-Programm ausgebaut. Der „Start-<br />
helfer“ ist eine neue Unterstützungsform mit einer monatlichen<br />
Spende ab 9 Euro. Die Zuwendungen aus diesem Programm<br />
werden zugunsten bedürftiger Kleinkinder vor allem in den Bereichen<br />
Ernährung und medizinische Versorgung eingesetzt.<br />
Der Aufwand für satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs-<br />
und Aufklärungsarbeit, d. h. die Aktivitäten im Bereich der entwicklungspolitischen<br />
Anwaltschaftsarbeit waren etwa auf Vorjahresniveau.<br />
Das Ergebnis der Vereinstätigkeit (insgesamt 146<br />
Tsd. Euro) wurde den Rücklagen zugeführt (nähere Details zu<br />
den Rücklagen siehe Erläuterungen zur Vermögensrechnung ab<br />
Seite 34).<br />
Satzungsgemäße<br />
Kampagnen-,<br />
Bildungs- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Werbung und<br />
allgemeine<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Paten-<br />
und<br />
Spenderservice<br />
Verwaltungsaufwand<br />
Personalaufwand 1.962.165 1.032.747 277.471 1.450.281 2.042.475<br />
Abschreibungen 129.577 96.759 27.819 235.678 628.753<br />
Sachaufwand Werbung und Öffentlichkeitsarbeit 2.820 1.970.419 4.764.000 127.441 296.379<br />
Sonstige Aufwendungen:<br />
• Reisekosten 211.587 74.191 19.548 2.597 29.019<br />
• Porto und Telekommunikation 54.932 44.270 9.821 170.008 72.128<br />
• Mieten und Raumkosten 178.776 64.084 25.757 159.745 333.049<br />
• Bürokosten 81.164 160.534 4.714 86.275 263.079<br />
• Sonstige 568.527 (1) 120.854 45.693 161.271 1.316.840 (2)<br />
Summe sonstiger Aufwendungen 700.684 463.933 105.534 579.896 2.014.115<br />
Gesamt 3.189.548 3.563.858 5.174.824 2.393.297 4.981.722<br />
1) Beinhaltet u. a. einen Kostenanteil für die Projektbegleitung von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International (247 Tsd. Euro), für die <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland-Präsenz in Brüssel<br />
zur Abstimmung mit der EU-Kommission (120 Tsd. Euro) sowie für Projektevaluierungen durch Externe (30 Tsd. Euro).<br />
2) Beinhaltet 741 Tsd. Euro Kostenanteil für Koordinierungs- und Unterstützungsaufgaben von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> International u. a. zur Kontrolle des Mitteleinsatzes (vgl.<br />
Kontrollpyramide auf Seite 28) und zur Übernahme von übergreifenden Koordinierungsaufgaben bei unseren weltweit 96 Büros. Dazu zählen u. a. eine internationale<br />
Revisionsstelle mit weltweit 170 Prüfern, die regelmäßig die Projekte prüfen, oder die internationale Finanzabteilung. Diese ist u. a. für die weltweite Planung und<br />
Durchführung von Devisengeschäften zuständig, damit durch Wechselkursschwankungen verursachte Risiken in der Projektarbeit minimiert werden können, oder<br />
auch für die vierteljährliche Zustellung von fundierten Finanzberichten aus den Projekten.<br />
38
Bestätigungsvermerk des<br />
Wirtschaftsprüfers zum vollständigen<br />
Jahresabschluss <strong>2009</strong><br />
An den Verein <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e. V., Friedrichsdorf<br />
Wir haben den Jahresabschluss – bestehend aus Bilanz, Gewinn-<br />
und Verlustrechnung und Anhang – des Vereins <strong>World</strong><br />
<strong>Vision</strong> Deutschland e. V., Friedrichsdorf, unter Einbeziehung<br />
der Buchführung für das Geschäftsjahr vom 1. Oktober 2008<br />
bis 30. September <strong>2009</strong> geprüft. Die Buchführung und die Aufstellung<br />
des Jahresabschlusses nach den freiwillig angewandten<br />
deutschen handelsrechtlichen Vorschriften für alle Kaufleute<br />
liegen in der Verantwortung der gesetzlichen Vertreter des<br />
Vereins. Unsere Aufgabe ist es, auf der Grundlage der von uns<br />
durchgeführten Prüfung eine Beurteilung über den Jahresabschluss<br />
unter Einbeziehung der Buchführung abzugeben.<br />
Wir haben unsere Jahresabschlussprüfung nach § 317 HGB<br />
unter Beachtung der vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW)<br />
festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung<br />
vorgenommen. Danach ist die Prüfung so zu planen und<br />
durchzuführen, dass Unrichtigkeiten und Verstöße, die sich auf<br />
die Darstellung des durch den Jahresabschluss unter Beachtung<br />
der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung vermittelten<br />
Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich auswirken,<br />
mit hinreichender Sicherheit erkannt werden.<br />
Bei der Festlegung der Prüfungshandlungen werden die Kenntnisse<br />
über die Geschäftstätigkeit und über das wirtschaftliche<br />
und rechtliche Umfeld des Vereins sowie die Erwartungen über<br />
mögliche Fehler berücksichtigt. Im Rahmen der Prüfung werden<br />
die Wirksamkeit des rechnungslegungsbezogenen internen Kontrollsystems<br />
sowie Nachweise für die Angaben in Buchführung<br />
und Jahresabschluss überwiegend auf der Basis von Stichproben<br />
beurteilt. Die Prüfung umfasst die Beurteilung der angewandten<br />
Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen<br />
der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung<br />
des Jahresabschlusses. Wir sind der Auffassung, dass<br />
unsere Prüfung eine hinreichend sichere Grundlage für unsere<br />
Beurteilung bildet.<br />
Unsere Prüfung hat zu keinen Einwendungen geführt.<br />
Nach unserer Beurteilung aufgrund der bei der Prüfung gewonnenen<br />
Erkenntnisse entspricht der Jahresabschluss den gesetzlichen<br />
Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der<br />
Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen<br />
Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und<br />
Ertragslage des Vereins.<br />
Köln, 14. Januar 2010<br />
Solidaris Revisions-GmbH<br />
Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Steuerberatungsgesellschaft<br />
(Richter)<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
(Dickopp)<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
39
Ausblick auf das<br />
Geschäftsjahr 2010<br />
Das Jahr <strong>2009</strong> war geprägt von der Finanz- und Wirtschaftskrise;<br />
Deutschland steckte in der tiefsten Rezession seit Gründung<br />
der Bundesrepublik. Rückblickend auf das Jahr <strong>2009</strong> bleibt positiv<br />
festzustellen, dass dies für uns keine übermäßig negativen<br />
Auswirkungen auf das Spendenverhalten zur Folge hatte. Für das<br />
Jahr 2010 sagen Frühindikatoren eine Fortsetzung der wirtschaftlichen<br />
Erholung voraus (vgl. ifo Geschäftsklimaindex), und auch<br />
die Entwicklung am Arbeitsmarkt für 2010 wird wesentlich besser<br />
als noch vor einem Jahr beurteilt (vgl. BfA). Damit verbunden<br />
ist die Hoffnung, dass sich diese Entwicklung auch positiv auf die<br />
Spendenbereitschaft der Privathaushalte auswirkt.<br />
Finanzplanung<br />
Vor dem Hintergrund der beschriebenen wirtschaftlichen Erholung<br />
gehen wir im Geschäftsjahr 2010 insgesamt von einem leichten<br />
Anstieg der Gesamteinnahmen im Vergleich zum Vorjahr aus.<br />
Auch im Finanzjahr 2010 werden die Patenschaftsbeiträge –<br />
bei denen ein leichtes Wachstum erwartet wird – den Großteil<br />
der Gesamteinnahmen und damit auch der Privatspenden<br />
ausmachen. Bei den sonstigen Privatmitteleinnahmen erwarten<br />
40<br />
Planung für die Finanzjahre (FJ) 2010 bis 2012<br />
wir ebenfalls einen moderaten Anstieg, begründet durch den<br />
sogenannten „Starthelfer“, eine Förderungsmöglichkeit zur Unterstützung<br />
von Projekten, in denen insbesondere Müttern und<br />
Kleinkindern geholfen wird. Aufgrund der Erdbebenkatastrophen<br />
in Haiti und Chile werden die Privatmitteleinnahmen für<br />
Katastrophenhilfe stark ansteigen. Die öffentlichen Zuschüsse<br />
und auch die Einnahmen von Kooperationspartnern sind nur<br />
schwer prognostizierbar, da sie insbesondere auch vom Eintreten<br />
humanitärer Katastrophen abhängen. Allerdings wird auch<br />
in diesen Bereichen mit einem Anstieg in den Jahren 2010<br />
und 2011 gerechnet. Dabei handelt es sich um Mittel für den<br />
Wiederaufbau insbesondere in Haiti. Für die Geschäftsjahre<br />
2011 und 2012 erwarten wir eine moderate Fortschreibung<br />
des Wachstums im Bereich der Privatmittel und auch der öffentlichen<br />
Mittel. Die Einnahmen von Kooperationspartnern<br />
werden sich nach der Verwendung der Mittel für Haiti wieder<br />
rückläufig entwickeln.<br />
Im Rahmen des steigenden Projektvolumens werden auch die<br />
Ausgaben für Unterstützungsfunktionen leicht steigen, um die<br />
Qualität unserer Arbeit weiterhin kontinuierlich auszubauen und<br />
Erträge in Mio. Euro FJ 2010 FJ 2011 FJ 2012<br />
Spenden 66,0 68,6 70,7<br />
Öffentliche Zuschüsse 14,1 14,4 15,0<br />
Einnahmen von Kooperationspartnern 1,9 4,0 1,7<br />
Sonstige Erträge 1,2 1,0 1,0<br />
Summe Erträge 83,2 88,0 88,4<br />
Aufwand gemäß den DZI-Kriterien<br />
Projektförderung 62,4 66,5 66,6<br />
Projektbegleitung 3,1 3,2 3,3<br />
Satzungsgemäße Kampagnen-, Bildungs- und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
4,0 4,2 4,2<br />
Werbung und allgemeine Öffentlichkeitsarbeit 5,3 5,5 5,6<br />
Paten- und Spenderservice 2,2 2,3 2,3<br />
Verwaltungsaufwand 6,2 6,3 6,4<br />
Summe Aufwand 83,2 88,0 88,4
auch unseren Paten und Spendern einen noch besseren Service<br />
zu bieten. Durch Prozessoptimierungen wollen wir auch in Zukunft<br />
Effizienzsteigerungen erzielen, dafür werden Investitionen<br />
erforderlich sein.<br />
Entwicklungszusammenarbeit<br />
Im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit planen wir im Jahr<br />
2010 zusätzliche Projekte mit dem Schwerpunkt der Frühförderung<br />
von Kleinkindern. In Sierra Leone, Mali und Nicaragua wird<br />
es dabei um die Gesundheitsvorsorge und Ernährung von Kleinkindern<br />
gehen, in Peru um die Betreuung von Kleinkindern. In<br />
Mali planen wir ein projektübergreifendes Programm zur Bekämpfung<br />
der Genitalverstümmelung von Mädchen. Daneben werden<br />
wir den eingeschlagenen Weg der kontinuierlichen Qualitätssicherung<br />
und -verbesserung in unserer Projektarbeit fortsetzen. Dabei<br />
arbeiten wir auch im Jahr 2010 intensiv mit unseren lokalen<br />
Partnern zusammen, um die Mitarbeiter in unserem weltweit vereinheitlichten<br />
Konzept zur Projektabwicklung (siehe Seite 23) zu<br />
schulen. Auch werden wir in allen unseren Projekten weiterhin<br />
die Wirkungsbeobachtung in Form von regelmäßigem Projektmonitoring<br />
und systematischen Projektevaluationen durchführen.<br />
Humanitäre Hilfe<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland plant im kommenden Jahr sowohl<br />
inhaltlich als auch geografisch eine deutliche Ausweitung des<br />
Engagements im Bereich der Katastrophenvorsorge. Vor dem<br />
Hintergrund der klimatischen Veränderungen sind insbesondere<br />
Menschen in Küstenregionen zunehmend in Gefahr, Opfer von<br />
Überflutungen zu werden. Weiterhin wollen wir im kommenden<br />
Jahr noch stärker als bisher Kinderbetreuungszentren in Katastrophen-<br />
und Konfliktgebieten unterstützen. Dabei soll vor allem<br />
die Hilfe für Kleinkinder ausgebaut werden. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
der Arbeit im Bereich der humanitären Hilfe werden im<br />
Finanzjahr 2010 unsere Hilfsmaßnahmen in Haiti sein.<br />
Entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland wird ab 2010 mit der Kampagne „Gesunde<br />
Kinder weltweit“ die Problematik der Kindersterblichkeit<br />
und Kindergesundheit öffentlich thematisieren. Ziel ist es, Druck<br />
auf die nationalen Regierungen in Entwicklungsländern auszuüben,<br />
damit diese ihrer Verantwortung für Kinder, Mütter, Familien<br />
und Kommunen im Land besser nachkommen. Gleichzeitig<br />
werden wir die Vertreter der Industrienationen drängen, ihre<br />
Versprechen zu erfüllen und die Lebensbedingungen in den Entwicklungsländern<br />
nachhaltig zu verbessern. Mit der Ausstellung<br />
„ich krieg dich – children affected by war“ möchte <strong>World</strong> <strong>Vision</strong><br />
bei Medien und in der Öffentlichkeit ein stärkeres Bewusstsein<br />
für das Schicksal von Kindern in Kriegsgebieten schaffen und von<br />
der Politik einen besonderen Schutz für diese Kinder einfordern.<br />
Strategie, Innovation und Kinderstudie<br />
Im Finanzjahr 2010 wird die Entwicklung und Erhebung von<br />
Strategie-Kennzahlen mit Hilfe einer „Balanced Scorecard“ im<br />
Mittelpunkt des strategischen Managements stehen. Mit dem<br />
Etablieren dieses Steuerungsinstrumentes will der Vorstand von<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland noch schneller auf interne und externe<br />
Einflüsse reagieren. Gemeinsam mit dem bereits <strong>2009</strong><br />
eingeführten systematischen Innovationsmanagement haben<br />
beide Managementinstrumente das Ziel, die Zukunftsfähigkeit<br />
von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> zu sichern und auszubauen. Operativ betreut<br />
werden Strategie und Innovation im ebenfalls <strong>2009</strong> gegründeten<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Institut für Forschung und Entwicklung (vgl. Seite<br />
22). Das Institut betreut auch die zweite <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Kinderstudie,<br />
die 2010 erscheinen soll. Wie schon die erste Studie, die<br />
2007 in der Fachwelt auf ausgesprochen positive Resonanz gestoßen<br />
ist, wird sie sich auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft<br />
mit dem Thema Kinderarmut in Deutschland auseinandersetzen.<br />
Dabei arbeitet das Institut wieder eng mit renommierten Fachwissenschaftlern<br />
zusammen.<br />
Kuratorium und Stiftung<br />
Im Finanzjahr 2010 plant <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland die Gründung<br />
einer Stiftung zur Unterstützung der eigenen Arbeit. Außerdem<br />
soll sich ein Kuratorium mit Persönlichkeiten aus Politik,<br />
Wirtschaft und Medien für unsere Anliegen stark machen und<br />
das Präsidium unterstützen und beraten.<br />
41
Mitarbeiter von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland<br />
Herausgeber<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland e.V.<br />
Am Houiller Platz 4<br />
61381 Friedrichsdorf<br />
Tel. (06172 763-0)<br />
Fax (06172 763 270)<br />
Verantwortlich<br />
Christoph Waffenschmidt, Christoph Hilligen<br />
Redaktion<br />
Christoph Hilligen, Martin van de Locht,<br />
Achim Körner, Thomas Giebel, Kurt Bangert,<br />
Hartmut Kopf, Dirk Jacobs, Artur Siemens,<br />
Susanne Rentschler<br />
42<br />
Impressum<br />
Satz und Gestaltung<br />
Dirk Jacobs, Artur Siemens,<br />
Susanne Rentschler<br />
Spendenkonto<br />
Evangelische Kreditgenossenschaft<br />
Konto 8800 | BLZ 520 604 10<br />
Für Überweisungen aus dem Ausland<br />
nutzen Sie bitte ausschließlich unser<br />
Konto bei der Frankfurter Volksbank:<br />
IBAN DE24 5019 0000 0000 8888 00<br />
BIC FFVBDEFF<br />
Gedruckt auf 100%-igem Recyclingpapier
Selbstverpflichtungen<br />
Wir sind durch Bescheid des Finanzamtes Bad Homburg<br />
v.d.H. vom 06.10.<strong>2009</strong> (St.-Nr. 00325099188) als ausschließlich<br />
und unmittelbar steuerbegünstigten mildtätigen<br />
Zwecken dienend anerkannt – mit gültigem Freistellungsbescheid<br />
nach §§ 52ff. der Abgabenordnung.<br />
Wir beteiligen uns am Sphere-Projekt, der Charta für<br />
Qualitätsstandards bei humanitären Einsätzen. Das Sphere-<br />
Projekt, an dessen Entwicklung <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> beteiligt war,<br />
dient der besseren Hilfeleistung für Katastrophenopfer sowie<br />
der besseren Rechenschaftslegung gegenüber Spendern,<br />
Geldgebern und Hilfsempfängern.<br />
Wir sind Mitglied im Deutschen Spendenrat und haben uns,<br />
über geltendes Recht hinaus, zur Erreichung größerer Transparenz<br />
und Rechenschaft die Selbstverpflichtungserklärung<br />
des Deutschen Spendenrates zu eigen gemacht.<br />
Wir richten uns, als Mitglied des Koordinierungsausschusses<br />
des Auswärtigen Amtes, nach den Zwölf Grundregeln der<br />
deutschen humanitären Hilfe im Ausland.<br />
Wir beantragen und erhalten regelmäßig das Spendensiegel<br />
des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen<br />
(DZI), das uns seit unserer Beantragung im Jahre 2003 jedes<br />
Jahr, zuletzt für das Jahr 2010, verliehen wurde.<br />
Wir haben uns zur Einhaltung des Code of Good Practice<br />
von People in Aid verpflichtet, eine Dachorganisation zur<br />
Sicherstellung guter Personalführung von Organisationen der<br />
humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit.<br />
Wir sind Mitglied des Verbandes Entwicklungspolitik deutscher<br />
Nichtregierungsorganisationen (VENRO) und<br />
verpflichten uns zur Einhaltung des „VENRO-<br />
Verhaltenskodex Transparenz, Organisationsführung<br />
und Kontrolle“, an dessen Zustandekommen wir<br />
aktiv mitgewirkt haben.<br />
Wir verpflichten uns zur Einhaltung des VENRO-Kodex<br />
„Entwicklungsbezogene Öffentlichkeitsarbeit“, an<br />
dessen Zustandekommen wir aktiv mitgewirkt haben.<br />
Wir sind Mitglied der Humanitarian Accountability Partnership<br />
(HAP) und richten uns nach den HAP-Standards der<br />
Rechenschaftslegung und Buchprüfung.<br />
Wir beteiligen uns jedes Jahr am Wettbewerb zur Verleihung<br />
des Transparenzpreises von Pricewaterhouse-<br />
Coopers und landeten bisher mehrfach unter den besten<br />
Fünf, zuletzt (Nov. <strong>2009</strong>) auf Rang zwei.<br />
Wir haben uns zusammen mit anderen internationalen Hilfswerken<br />
(darunter Action Aid, Save the Children, Catholic<br />
Relief Services, Lutheran <strong>World</strong> Federation und CARE International)<br />
mit Transparency International zusammengeschlossen,<br />
um eine Untersuchung zur Prävention von Korruption<br />
in der humanitären Hilfe durchzuführen.<br />
Wir richten uns nach dem Verhaltenskodex des Internationalen<br />
Roten Kreuzes und nichtstaatlicher Hilfswerke für die<br />
Katastrophenhilfe, dem sogenannten Code of Conduct.<br />
Wir sind Mitglied beim Active Learning Network for Accountability<br />
and Performance in Humanitarian Action (AL-<br />
NAP), einem Netzwerk von Nichtregierungsorganisationen<br />
zum Zweck der Verbesserung von humanitärer<br />
Hilfe und Rechenschaftslegung.<br />
Weitere Informationen:<br />
k www.worldvision.de/<br />
selbstverpflichtungen<br />
43<br />
Unsere<br />
Grundwerte<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ist eine weltweite Partnerschaft, die<br />
sich nach christlichen Maßstäben ausrichtet und<br />
aus zahlreichen natio nal eigenständigen Werken<br />
besteht. Die Partnerschaft hat für ihre globale<br />
Arbeit folgende Grundwerte vereinbart, die das<br />
Handeln aller Mitarbeiter weltweit prägen sollen:*<br />
Wir sind eine christliche<br />
Dienstgemeinschaft<br />
Als Christen bekennen wir uns zu Gott, der uns<br />
zum Dienst an unseren Mitmenschen berufen<br />
hat – im Einsatz für die Armen und Rechtlosen, in<br />
der Sorge um vernachlässigte Kinder, in der Achtung<br />
von Menschenwürde und Menschenrechten,<br />
in der Forderung nach Gerechtigkeit, im bedingungslosen<br />
Geben.<br />
Wir sind den Armen verpflichtet<br />
Wir haben uns dem Dienst an den Ärmsten verschrieben,<br />
wollen ihr Leid mildern und für die Verbesserung<br />
ihrer Lebensbedingungen Sorge tragen.<br />
Wir solidarisieren uns mit ihrem Wunsch nach<br />
Recht und Gerechtigkeit. Wir wollen eine Brücke<br />
schlagen zwischen den Wohlhabenden und den<br />
Bedürftigen, um auf beiden Seiten Veränderungen<br />
zu bewirken. Denn wir alle bedürfen der Erneuerung<br />
und Veränderung.<br />
Wir sind für Menschen da<br />
Menschen sind uns wichtiger als Geld, Strukturen,<br />
Systeme und Institutionen. Wir achten die Bedeutung,<br />
Würde und Einzigartigkeit eines jeden<br />
Menschen. Wir freuen uns über die Vielfalt verschiedener<br />
Persönlichkeiten aus unterschiedlichen<br />
Kulturen mit eigenen Beiträgen zu unserer weltweiten<br />
Arbeit. Unsere Arbeitsbeziehungen sind<br />
geprägt durch Mitbestimmung, Partnerschaft, Ehrlichkeit<br />
und die Förderung des Einzelnen wie der<br />
Gemeinschaft.<br />
* Aus Platzgründen wird hier eine Kurzversion wiedergegeben.<br />
t
t<br />
Wir sind Treuhänder<br />
Wir betrachten die uns zur Verfügung gestellten<br />
Mittel als uns anvertraute Gaben und verpflichtende<br />
Aufgaben zum Wohl der Bedürftigen. Wir<br />
wissen uns verantwortlich, diese Mittel in zweckbestimmter<br />
Weise zu verwenden und sie zum<br />
größtmöglichen Nutzen der Armen einzusetzen.<br />
Wir orientieren uns an höchsten professionellen<br />
Standards und legen anhand objektiver Kriterien<br />
Rechenschaft über unsere Arbeit ab.<br />
Wir sind Partner<br />
Wir sind jeweils unabhängige nationale Vereine innerhalb<br />
einer weltweiten Partnerschaft, die sich<br />
über politische und kulturelle Grenzen hinaus erstreckt.<br />
Auch verstehen wir uns als Partner der<br />
Bedürftigen wie der Wohlhabenden in einem gemeinsamen<br />
Dienst. Als überkonfessionelles Werk<br />
stehen wir im Dialog mit den Kirchen, deren ganzheitlichem<br />
dia konischem Auftrag am Menschen<br />
wir ebenfalls verpflichtet sind. Wir suchen die<br />
Zusammenarbeit mit anderen humanitären Hilfswerken.<br />
Wir stellen uns Herausforderungen<br />
Wir verpflichten uns, in Notfällen, bei denen<br />
Menschenleben bedroht sind und unser Eingreifen<br />
angezeigt ist, schnell zu handeln. Dort, wo<br />
die Bedürfnisse auf einer tiefgreifenden und oft<br />
komplexen wirtschaftlichen und sozialen Benachteiligung<br />
beruhen, reagieren wir mit langfristigen<br />
Maßnahmen, die eine wirksame Hilfe zur Selbsthilfe<br />
und eine dauerhafte, grundlegende Veränderung<br />
bewirken.<br />
Grundwerte können nicht verordnet, sie müssen<br />
gelebt werden. Wir verpflichten uns jedoch,<br />
diese Grundwerte zu achten, sie unseren Entscheidungen<br />
zugrunde zu legen, sie in unseren<br />
Beziehungen zum Tragen kommen zu lassen und<br />
unseren Dienst an ihnen auszurichten.<br />
k www.worldvision.de<br />
Mitgliedschaften<br />
In diesen Bündnissen und Netzwerken bringt sich <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland ein<br />
Aktion Deutschland Hilft<br />
In der Aktion Deutschland Hilft e. V. (ADH) haben sich zehn renommierte deutsche<br />
Hilfsorganisationen zusammengeschlossen, um im Falle großer Katastrophen<br />
schnell und effektiv helfen zu können. Schirmherr ist Bundespräsident a. D. Richard<br />
von Weizsäcker.<br />
Aktionsbündnis gegen AIDS<br />
Das Aktionsbündnis gegen AIDS vertritt über 100 Nichtregierungsorganisationen<br />
der HIV/AIDS-Bekämpfung und der Entwicklungszusammenarbeit sowie über 280<br />
Basisgruppen in Deutschland, deren Ziel es ist, einen Beitrag zur Bewältigung der<br />
globalen HIV/AIDS-Pandemie zu leisten.<br />
Deutscher Spendenrat<br />
Der Deutsche Spendenrat e. V. ist ein Dachverband spendensammelnder gemeinnütziger<br />
Organisationen. Mitglieder sind private und kirchliche Träger, die sich für humanitäre<br />
Hilfe, Tier-, Arten- und Naturschutz engagieren. Die Mitglieder unterzeichnen<br />
eine Selbstverpflichtungserklärung, in der sie sich zu Transparenz verpflichten.<br />
Deutsches Bündnis Kindersoldaten<br />
Das Deutsche Bündnis Kindersoldaten ist ein Bündnis von zwölf Nichtregierungsorganisationen<br />
und informiert über die Problematik Kindersoldaten, ruft zu öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktionen auf und betreibt Lobbyarbeit. Es versteht sich als Zweig der<br />
internationalen „Coalition to Stop the Use of Child Soldiers“, die es seit 1998 gibt.<br />
Gemeinsam für Afrika<br />
Gemeinsam für Afrika ist ein Bündnis von 25 Hilfsorganisationen, das sich im Rahmen<br />
einer bundesweiten Kampagne für bessere Lebensbedingungen in Afrika einsetzt.<br />
Unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Horst Köhler macht die Aktion auf<br />
die Chancen Afrikas und die Potenziale seiner Menschen aufmerksam.<br />
Kampagne „Deine Stimme gegen Armut“<br />
„Deine Stimme gegen Armut“ ist die deutsche Plattform des „Global Call to Action<br />
Against Poverty“ (GCAP), einer internationalen Kampagne, in der sich Organisationen,<br />
Vereine, Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und Einzelpersonen in<br />
mehr als 100 Ländern für ein Ende der Armut engagieren.<br />
Plattform Zivile Konfliktbearbeitung<br />
Die Plattform Zivile Konfliktbearbeitung ist ein offenes Netzwerk zur Förderung der<br />
zivilen Konfliktbearbeitung. Sie bietet Einzelnen und Nichtregierungsorganisationen<br />
den Raum für ein gemeinsames Engagement für eine friedlichere Welt. Sie ist Teil<br />
einer internationalen Gemeinschaft zivilgesellschaftlicher Akteure.<br />
Verband Entwicklungspolitik der Nichtregierungsorganisationen (VENRO)<br />
VENRO ist ein Zusammenschluss von rund 120 Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit,<br />
der Nothilfe sowie der entwicklungspolitischen Bildungs-, Öffentlichkeits-<br />
und Lobbyarbeit. Ziel ist es, gemeinsam mit Nachdruck gegen Armut, für Menschenrechte<br />
und für die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen einzutreten.<br />
Voluntary Organisations in Cooperation in Emergencies (VOICE)<br />
VOICE ist ein Netzwerk von 86 europäischen Nichtregierungsorganisationen, die<br />
weltweit in der humanitären Hilfe aktiv sind. Für die Europäische Union ist VOICE<br />
ein wichtiger Ansprechpartner zu Fragen der Nothilfe, des Wiederaufbaus und der<br />
Katastrophenvorsorge.