Jahresbericht 2009 - World Vision
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Neues Instrumentarium zur Wirkungsmessung<br />
Um den Wirkungsbeitrag der eigenen Arbeit messen zu können,<br />
hat <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> ein System von Indikatoren entwickelt,<br />
die Aufschluss darüber geben, wie sich die Lebensqualität der<br />
Bevölkerung und insbesondere der Kinder über den Zeitraum<br />
der letzten Jahre verändert hat. Diese sogenannten „Child Well-<br />
Being-Outcome Indicators“ sind eine noch stärker auf die Belange<br />
von Kindern fokussierte Weiterentwicklung älterer Indikatoren,<br />
mit denen <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> schon früher die Wirkung der<br />
eigenen Arbeit bestimmt hat. Mit dem neuen Instrumentarium<br />
können wir nun noch präziser erfassen, inwieweit wir unsere<br />
wichtigsten Ziele rund um das Wohlergehen von Kindern (Siehe<br />
Kasten Seite 29) erreichen.<br />
Datenerhebung<br />
Die Ermittlung der Daten erfolgt durch Haushaltsbefragungen<br />
in Form von Stichproben, durch Gruppendiskussionen (wobei<br />
Männer, Frauen und Kinder separat zu Wort kommen) und andere<br />
qualitative Datenerhebungsmethoden. Dazu gehören z. B.<br />
Trendanalysen, bei denen die Bevölkerung in einem rückblickenden<br />
Vergleich beschreibt, wie sich ihr Leben in unterschiedlichen<br />
Bereichen verändert hat. Oder es werden sogenannte „Lebenslinien“<br />
gezeichnet und diskutiert, wobei besonders wichtige<br />
Ereignisse der vergangenen Jahre gekennzeichnet und bewertet<br />
werden. Bei diesen qualitativen Methoden wird zunächst Wert<br />
gelegt auf eine bildliche Darstellung der Veränderungen, so wie<br />
sie die Bevölkerung wahrnimmt. In einem zweiten Schritt werden<br />
die Veränderungen dann gewichtet und beurteilt: Was war<br />
die wichtigste Veränderung? Wie kam es dazu? Wer hat dazu beigetragen,<br />
und wie können die Ergebnisse erhalten bleiben, auch<br />
wenn <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> einmal nicht mehr vor Ort aktiv sein wird?<br />
Solche Befragungen finden in der Regel alle drei bis fünf Jahre<br />
im Rahmen von regelmäßigen Projektevaluierungen statt. Der<br />
Vergleich von zwei oder mehr Messungen gibt dann konkrete<br />
Hinweise darauf, wie sich eine Projektregion verändert hat.<br />
Positive Auswirkungen<br />
Die verbesserte Methodik der „Child Well-Being-Outcomes“ ist<br />
zwar ein relativ neues Instrumentarium innerhalb der weltweiten<br />
<strong>World</strong> <strong>Vision</strong>-Partnerschaft, grundsätzlich messen wir aber<br />
schon seit 2003 systematisch den Wirkungsbeitrag der eigenen<br />
Arbeit. Seitdem wurden in 700 Regional-Entwicklungsprojekten<br />
30<br />
Daten zu verschiedenen Wirkungsindikatoren erhoben. Allein in<br />
den von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> Deutschland unterstützten Projekten wurden<br />
68 Messungen durchgeführt. Diese systematische Erhebung<br />
von Daten hat die Arbeit von <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> positiv verändert:<br />
1. Sowohl das Messverfahren als auch die Ergebnisse haben<br />
bei <strong>World</strong> <strong>Vision</strong>, den Partnerorganisationen und den Zielgruppen<br />
Lernprozesse angeregt und kontinuierliche Verbesserungen<br />
der Projektplanung und des Projektmonitorings<br />
ausgelöst.<br />
2. Die Messung der Wirkungsindikatoren hat eine Organisationskultur<br />
gefördert, in der Rechenschaftslegung und Qualitätsmanagement<br />
eine noch größere Rolle spielen.<br />
3. Die Ergebnisse der Messungen liefern wertvolle Informationen<br />
über die Lebensqualität der Kinder und Erwachsenen<br />
im Projektgebiet, die für die Arbeit aller am Entwicklungsprozess<br />
beteiligten Akteure enorm wichtig sind. So nutzen<br />
zum Beispiel Projektverantwortliche die Informationen,<br />
um die Projektplanung entsprechend anzupassen, während<br />
politische Entscheidungsträger notwendige Veränderungen<br />
davon ableiten können. Da politische Veränderungen selten<br />
ohne Druck zustande kommen, liefern Messungen über<br />
die Lebensqualität der Kinder und Erwachsenen einer bestimmten<br />
Region nicht selten die Fakten für politische Forderungen<br />
in unserer Anwaltschaftsarbeit, sei es auf lokaler,<br />
nationaler oder globaler Ebene.<br />
Beispiel: Eine Evaluierung<br />
im mauretanischen Kiffa<br />
1997 startete <strong>World</strong> <strong>Vision</strong> in Kiffa, im Süden Mauretaniens,<br />
ein Stadtentwicklungsprojekt mit dem Ziel, die<br />
Lebensbedingungen der Bevölkerung signifikant zu verbessern<br />
und die Armut der Familien zu reduzieren. Nach<br />
13 Jahren beginnt nun mit der letzten Phase die Übergabe<br />
der Projektarbeit an die Bevölkerung (Näheres zu den<br />
Projektphasen auf Seite 23). Aus diesem Anlass wurde<br />
eine Evaluierung durchgeführt, die erfreuliche Ergebnisse<br />
zutage förderte. Bei einer Umfrage gaben 84 Prozent der<br />
Befragten an, sie seien heute besser ernährt als noch vor<br />
zwei Jahren. Bei 23 Prozent ist in dieser Zeit das Haushaltseinkommen<br />
gestiegen. Dies korrespondiert mit den<br />
Ergebnissen der qualitativen Befragungsmethoden, etwa<br />
mit dem Instrument „Lebenslinien“. Dabei erinnern und<br />
diskutieren Bewohner rückblickend Ereignisse, die die<br />
vergangenen Jahre aus ihrer Sicht besonders geprägt haben.<br />
Es stellte sich heraus, dass die Menschen die Einkommen<br />
schaffenden Maßnahmen der vergangenen Jahre<br />
als besonders wichtige Ereignisse in ihrem persönlichen<br />
Leben beurteilen. Nun geht es darum, gemeinsam mit<br />
der Bevölkerung ein Konzept für die Projektübergabe<br />
zu entwickeln, welches gewährleistet, dass diese Erfolge<br />
erhalten bleiben und von der Bevölkerung selbstständig<br />
fortgeführt werden können.