Thorwalabenteuer: Thorwal im Frühjahr
Thorwalabenteuer: Thorwal im Frühjahr
Thorwalabenteuer: Thorwal im Frühjahr
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<strong><strong>Thorwal</strong>abenteuer</strong>: <strong>Thorwal</strong> <strong>im</strong> <strong>Frühjahr</strong><br />
von Saakje Bastmeijer <br />
1 Die Pirateninsel<br />
Ein sonniger Tag, am Markt herrscht reges Treiben. Einige Fremde erschrecken<br />
fast als sie ein paar Orks durch die Straßen laufen sehen. Ihre Hände wandern<br />
unwillkürlich zu den Waffen. Doch die Einhe<strong>im</strong>ischen beachten diese kaum - und<br />
so bleibt alles friedlich. Fremde besuchen oft kurz den Tsa-Tempel nördlich am<br />
Platz, aber wirklich jeder will kurz die große Halle des Swafnirs sehen. Gewiß kein<br />
<strong>im</strong>posanter Steinpalast - und doch hat diese hölzerne Halle etwas Feierliches. Ein<br />
paar der Besucher verirren sich vielleicht auch in den Tsa-Tempel etwas weiter<br />
nordöstlich - abseits der Masse in etwas stilleren Gassen. Sehenswert ist vielleicht<br />
auch die Fremdenstadt <strong>im</strong> Westen auf der anderen Seite des Kanals. Doch die<br />
Gegend ähnelt ja den normalen mittelländischen Städten. Dann doch lieber auf<br />
dieser Seite des Kanals bleiben und sich doch vielleicht noch ein Ottaskin ansehen!<br />
Auf dem Weg zum Windzwinger-Ottaskin liegt das Gasthaus ”Schwert und Zauberei”.<br />
Obwohl es erst Nachmittag ist, ist schon ein buntes Publikum eingekehrt,<br />
Gesang ist zu hören.<br />
Vom Umherwandern und Stöbern auf dem Markt erschöpft, klingt dies viel zu<br />
verlockend um vorbei zu gehen! Im Gasthaus sind kaum noch freie Tische - und<br />
so kommt es, das an einem der Tische ein wild zusammengewürfelter Haufen zu<br />
finden ist. Nicht nur zwei <strong>Thorwal</strong>er, auch ein Streuner, ein Zwerg, ein Magier,<br />
eine Hesinde-Geweihte und eine Hexe. Be<strong>im</strong> näheren Hinsehen, ist auch ein Druide<br />
etwas abseits zu erkennen. Und - da sitzt doch tatsächlich am selben Tisch wie ein<br />
Zwerg zwei Elfen! Und das ohne großen Streit. Da kommt ein dicker teuer gekleideter<br />
Mann auf den Tisch zu. Nachdem er höflich gefragt hat, ob er sich setzten<br />
darf, n<strong>im</strong>mt er ohne auf Antwort zu warten Platz. Nachdem er Platz genommen<br />
hat, sieht er die Kneipenbesucher kurz einen nach dem anderen an. Deion Magnusson,<br />
einer der <strong>Thorwal</strong>er, begrüßt den Neuen und bittet ihn, sich be<strong>im</strong> Gesang<br />
zu beteiligen. Doch diese Bitte wird von dem Kaufmann einfach ignoriert. Der<br />
mustert die beiden <strong>Thorwal</strong>er und den Zwerg wohlwollend, den Streuner sieht er<br />
etwas argwöhnischer an. Die anderen beachtet er weniger. Nachdem er mit seiner<br />
flüchtigen Inspektion fertig zu sein scheint, meint er ohne einen von der Gruppe<br />
direkt anzusprechen: ”Ihr seht mir aus, als würdet ihr euch langweilen. Vielleicht<br />
hätte ich da etwas für euch! Ich bräuchte ein paar mutige Recken als Reisebegleiter<br />
auf meinem Schiff. Das soll morgen Mittag nach Prem auslaufen - doch in der letzten<br />
Zeit sind <strong>im</strong>mer wieder Schiffe <strong>im</strong> Premer Golf von Piraten überfallen worden.<br />
Daher würde ich auf dieser Fahrt gerne einige Leute mehr als üblich dabei haben.<br />
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Wenn ihr wollt, könnt ihr mich für 100 Dukaten begleiten. Die Reise würde nur<br />
etwa zwei Wochen dauern - und ihr könnt nach Wunsch dort bleiben oder wieder<br />
mit zurückfahren. Was haltet ihr davon?”<br />
Thamar, die gerade gelangweilt auf ihrem Hocker gekippelt hatte, ließ diesen<br />
mit einem lauten Krachen auf dem Boden zu stehen kommen. Aufgeregt rutscht<br />
die junge Hesinde-Geweihte hin und her, springt auf, geht ein paar Schritte, setzt<br />
sich und springt wieder auf. Verschwunden ist der traurige, müde Ausdruck, den<br />
sie eben noch gehabt hatte, und ihre schwarzen Augen sprühten vor Lebensfreude.<br />
Doch ihre Tischnachbarn beachteten sie nicht weiter... So mustern alle erst einmal<br />
den ”Dicken in den teuren Klamotten”, wie Fyanna die Hexe es so schön<br />
ausdrückt, sorgfältig. Der zweite <strong>Thorwal</strong>er, Cantos Ingramson, ergreift als Erster<br />
das Wort, nachdem ein kurzer, prüfender Griff an den eigenen Geldbeutel ihm<br />
klargemacht hat, daß er Geld <strong>im</strong>mer gebrauchen kann. Er stürzt sein Premer Feuer<br />
die Kehle hinab und wischt sich nach einem lauten Rülpser den Mund ab. ”Das<br />
klingt gut, Freunde. Was meint ihr? Ein bißchen Wind um die Nase hat noch<br />
keinem geschadet. Vielleicht passiert ja etwas Außergewöhnliches und die Skalden<br />
werden über unsere Heldentaten singen. Wie ihr ausseht, könnt ihr das Geld auch<br />
gebrauchen.” Nach der kurzen Ansprache wendet Cantos sich dem Mann zu: ”Du<br />
meinst sicherlich, daß jeder von uns 100 Dukaten bekommt, oder? Wie ist die<br />
Verpflegung an Bord? Habt ihr genug zu trinken?” Doch der Mann grinst erst mal<br />
und meint: ”Der Preis gilt eigentlich für alle zusammen, 100 Dukaten pro Nase<br />
seid ihr nämlich gewiß nicht wert. Jedenfalls nicht einfach so. Aber Verpflegung ist<br />
genug an Bord. Und natürlich auch der von Euch <strong>Thorwal</strong>ern so geliebte Schnaps!<br />
Der wird natürlich nicht vom Lohn abgezogen, sondern ist umsonst - wenn ihr<br />
mitfahrt.” Er holt eine Pfeife und eine silberne Tabakdose hervor und fängt an,<br />
die Pfeife zu stopfen. Dann zündet er sie an, während er wieder zuhört.<br />
Der Firnelf Legolas ist zwar an Geld nicht weiter interessiert, seine Neugier auf<br />
die See jedoch läßt ihn sofort zust<strong>im</strong>men. So fragt er den Kaufmann, ob es sich<br />
<strong>im</strong>mer um die gleichen Piraten gehandelt hat und ob er mehr über die Piraten<br />
weiß. Auch Deion findet, daß sich das interessant anhört. Daher mischt er sich<br />
gleich ein: ”Ist bekannt, was für Piraten und wieviel es sind?” ”Nein, leider nicht.<br />
Daher möchte ich ja gerne einige Leute mitnehmen”, antwortet der Mann und<br />
bläst den würzigen Rauch zur Seite. Sabu, der Zwerg, ist eigentlich gerade mit<br />
seinem Bier beschäftigt, aber er hört interessiert der Einleitung des Mannes zu.<br />
Allerdings läuft ihm be<strong>im</strong> Gedanken, aufs offene Meer zu fahren, ein kalter Schauer<br />
über den Rücken. Alleine der Gedanke an das bevorstehende Abenteuer, für das<br />
er ja den weiten Weg nach <strong>Thorwal</strong> gemacht hat, läßt die Wasserangst verblassen.<br />
Daher entschließt er sich, in die Konversation einzutreten: ”Guten Tag, mein Herr.<br />
Ist wirklich sehr interessant, Euer Angebot! Allerdings, müssen sie auch noch”,<br />
er greift unter den Tisch und zieht eine junge schwarze Olporter hervor, ”meine<br />
Hündin mitnehmen. Ich kann sie nicht hier lassen. Ach ja, ich heiße Sabu, und sie<br />
heißt Tira.”, wobei er auf die Hündin zeigt. ”Wann wollen wir denn abfahren?”<br />
Der Händler wirkt erfreut über so viel Entschlußkraft. Er ruft den Wirt und<br />
bestellt eine Runde Bier und Schnaps nach Wahl. Dann antwortet er Sabu: ”Mein<br />
Name ist Ettel Waldental. Und die ”Seestolz” - das ist meine Knorre - soll morgen<br />
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vormittag mit der ersten Flut auslaufen. Auch Tira sollte kein Problem darstellen.<br />
Hunde nehmen ja prinzipiell nicht so viel Raum ein, Pferde wären da schon etwas<br />
problematischer.” Jurge der Magier hat seinen langen, reichverzierten Stab<br />
zur Seite und seinen prallgefüllten Lederrucksack auf die Erde gelegt. Seinen fellgefütterten<br />
und von außen mit seltsamen Symbolen bestickten Umhang hängt er<br />
über die Lehne seines Stuhls. Dann betrachtet er die anderen am Tisch sitzenden<br />
Gestalten. Besonders die beiden Elfen mustert er interessiert. Best<strong>im</strong>mt können<br />
sie ihm noch viel über ihre He<strong>im</strong>at und über ihre Geschichte erzählen. Bei diesem<br />
Gedanken fangen seine grünen Augen an zu leuchten. Er hatte sich schon vorher<br />
freundlich als Jurge Eilitson aus Olport vorgestellt. Na ja, wie ein <strong>Thorwal</strong>er sieht<br />
er ja eigentlich nicht aus mit seinen schmalen Schultern und einer Körpergröße von<br />
nur 178 cm. Auch seine Haartracht zeichnet Jurge nicht als <strong>Thorwal</strong>er aus. Sein<br />
dunkelblondes Haar ist relativ kurz geschnitten und sein Gesicht ist gut rasiert. Als<br />
sich dann schließlich der fremde Mann an ihren Tisch gesetzt hat und von seinem<br />
Angebot berichtet, ist Jurge sofort hellauf begeistert. Prem wollte er ja eigentlich<br />
<strong>im</strong>mer schon mal kennenlernen, und wenn er dafür auch noch bezahlt wird, um so<br />
besser. Außerdem gefiel <strong>im</strong> der Gedanke bei den beiden Elfen zu bleiben. Dann<br />
hätten sie sicherlich noch viel Gelegenheit sich über alles Mögliche zu unterhalten.<br />
Also sagt er sofort zu, den fremden Mann auf seinem Schiff zu begleiten und wartet<br />
gespannt darauf, wie die anderen sich entscheiden würden. An die Möglichkeit,<br />
daß es wirklich zu einem Piratenüberfall kommen könnte, verschwendet er keinen<br />
Gedanken.<br />
Ettel freut sich über magische Unterstützung: ”Seid willkommen! Ich freue<br />
mich, einen Schüler der arkanen Künste auf der Seestolz begrüßen zu dürfen!<br />
Damit hatte ich eigentlich überhaupt nicht gerechnet.” Er grinst in sich hinein.<br />
Doch Deion will mehr und sagt deshalb nicht einfach so zu. Statt dessen versucht<br />
er den Preis hochzutreiben: ”Also ein Spitzenlohn ist das ja nun nicht gerade. Wer<br />
Spitzenleute haben will, muß auch Spitzenlöhne zahlen. Da wir das Beste sind,<br />
was <strong>im</strong> Moment zu haben ist, halte ich 100 Dukaten pro Woche für angemessen!<br />
Hoffentlich ist genug Bier und auch Schnaps zur Wundversorgung vorhanden! Also<br />
was ist, sind wir uns einig?” Da schreitet Devon der Druide langsam aus dem Abseits<br />
hervor und blickt den Mann ernsthaft an. Nach ein paar Sekunden beginnt<br />
zu sprechen: ”100 Dukaten? Ein bißchen wenig, findet ihr nicht auch?”, fragt er<br />
die Gruppe. Devon schaut sich die Gesichter der Gruppe an. Die meisten scheinen<br />
ähnlich zu denken. Daher meint er zu dem Mann: ”200 Dukaten für jeden und<br />
100 für jeden <strong>im</strong> voraus, dann sind wir dabei!”<br />
Bevor der Mann antworten kann, mischt sich jedoch schon der Streuner Kuno<br />
ein: ”Werter Herr, das klingt in der Tat nach einer verlockenden Beschäftigung. Ich<br />
bin ihr Mann! Aber können sie uns noch einige Informationen geben? Wie groß ist<br />
denn das Schiff? Was haben wir geladen?” Kuno wirkt sehr erfreut, daß sich ihm<br />
eine so günstige Gelegenheit für eine kleine Seereise bietet. Der Händler weiß zum<br />
Glück nicht, daß er es aus ”beruflichen” Gründen für ratsam hält, eine Weile zu<br />
verschwinden. Thamar spricht derweil ganz aufgeregt: ”Prem, Prem - uralte Stadt.<br />
Handwerker, Tempel, Viadukte, Gartenbaukunst. Endlich eine Gelegenheit, etwas<br />
Neues zu sehen, soviel zu lernen. Wußtet ihr”, wendet sie sich an den Mann,<br />
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der die Gruppe angesprochen hatte, ”daß der berühmte Architekt Nephrotar in<br />
Prem geboren ist? Oder daß die erste Rechtsbulle gegen die willkürliche Tötung<br />
von Sklaven in Prem verabschiedet wurde? Eine Revolution der Sozialordnung,<br />
die zu der damaligen Zeit weithin Aufsehen erregte.” Thamars Wangen glühen.<br />
Dann beruhigt sie sich etwas. Sie schiebt ihr Stirnband zurecht, so daß unter den<br />
schwarzen Haaren jetzt die goldene Schlange auf grünem Grund sichtbar wird, die<br />
zu ihrer reichverzierten, grün-goldenen Kleidung paßt. Abschätzig betrachtet sie<br />
ihren Auftraggeber: ”Nein, ein ungebildeter Mensch wie ihr weiß das wohl nicht.<br />
Ihr wißt ja noch nicht einmal, welchen Respekt man einer Gesandten der Götter<br />
entgegenzubringen hat.” Ihre Augen funkeln. Einen Augenblick sieht es so aus,<br />
als ob sie den Auftrag ablehnen wollte. Dann lächelt sie: ”Also gut, ich will Euch<br />
verzeihen, weil Ihr mir die Gelegenheit gebt, Prem zu sehen.” Fyanna zwinkert<br />
dann dem Mann zu: ”Nun, ich denke, ein wenig Seeluft wird mir nicht schaden<br />
und ein neues Gewand von den 100 Dukaten auch nicht. So bin ich denn dabei.”<br />
Diese Reise könnte interessant werden, denkt Ancoron so bei sich. Darum<br />
wird er das Angebot des Fremden gerne annehmen. Aber er fragt sich, warum<br />
dieser Kerl soviel Geld investieren will: ”Entweder hat er zu viel davon, oder er<br />
verschweigt uns irgend etwas.” Aber er denkt sich: ”Aber was kümmert es mich,<br />
ich freue mich schon auf die Schiffahrt und hoffe, daß wir keine böse Überraschung<br />
erleben werden.” Endlich kommt Ettel wieder zu Wort. Er hört auf, sich mit der<br />
Pfeife zu beschäftigen. Deion ignorierend wendet er sich erst an Devon: ”Das ist<br />
zuviel! Aber wenn wir den Piraten begegnen und ihr sie wirklich bekämpfen könnt,<br />
so habt ihr recht. Also schlage ich folgendes vor: 3 Dukaten pro Tag für jeden - und<br />
zusätzlich ein Prämie von 100 Dukaten extra wenn wir den Piraten begegnen und<br />
ihr sie besiegt!” Er wendet sich an Fyanna: ”So kommt ihr zu eurem Kleid und ich<br />
gehe nicht bankrott.” Dann wendet er sich an die Hesinde-Geweihte: ”Verzeiht,<br />
wenn ich euch nicht sogleich als das erkannt habt, was ihr seid.” Er verneigt sich<br />
leicht. ”Selbstverständlich wäre es mir eine Ehre eine Botin der Allwissenden auf<br />
der Seestolz zu begrüßen! Leider ist es nur eine Knorre und daher kann ich ihnen<br />
keine Kajüte anbieten. Aber es würde mich mit Freude erfüllen, wenn sie auf<br />
meinem Schiff nach Prem reisen!”<br />
”Also, was ist mit euch?” Ettel wendet sich wieder an den Rest der Gruppe<br />
”Wer von Euch will anheuern? Jeder der mitmacht, bekommt 15 Dukaten Vorschuß!<br />
Und dann natürlich morgen rechtzeitig um 10 am Hafen sein! Die Seestolz liegt<br />
ganz am Ende des Hafens in Richtung des ”alten Ugdalf”, der Zwingfeste. Wer<br />
möchte, kann <strong>im</strong> ”Efferds Trunk” neben dem Tempel am Hafen auf meine Kosten<br />
nächtigen. Das gilt natürlich nur für jene, die anheuern.” Dann lehnt er sich<br />
abwartend zurück. Wieder fängt er an, seine Pfeife zu paffen und beobachtet die<br />
Tischnachbarn aufmerksam. Als Fyanna die Bemerkung über ein neues Kleid hört,<br />
lacht sie zust<strong>im</strong>mend, und wischt sich eine Strähne ihres kupferroten Haares keck<br />
aus der Stirn und wendet sich kurz ihrer Schale sauren Weines zu. In Fyannas<br />
violetten Augen blitzt es: ”Solange Deion nicht zu laut schnarcht, kann es eine<br />
lustige Reise werden. Notfalls verwandele ich ihn in einen Goldfisch”, meint sie<br />
frech lächelnd zur versammelten Runde. Dann richtet sie ihre Worte erneut an<br />
Ettel: ”Nun denn, so gebt mir Eure 15 Dukaten, ich schlage ein. Und eine Nacht<br />
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in Efferds Trunk kann auch nicht schl<strong>im</strong>mer sein, als die Nacht in diesen kalten<br />
Wäldern. Morgen bin ich pünktlich zur Stelle.” So greift Ettel zum Geldbeutel<br />
unter seiner Pelzkleidung und zählt die Dukaten in Fyannas Hand.<br />
Legolas kann über die Gier der Menschen nur den Kopf schütteln, aber man<br />
ist ja von denen nichts anderes gewohnt. Devon dagegen wollte schon aufgeregt<br />
losbrüllen. Als er jedoch Ettels Angebot noch einmal durchdenkt, fällt ihm auf,<br />
daß es gar nicht so übel ist. Auf die Frage Ettels hin ”Also, was ist mit euch? Wer<br />
von euch will anheuern?” regiert er sofort und meint grinsend ”Aber sicher doch.”<br />
und wartet geduldig auf seinen Vorschuß, den er auch prompt erhält. Nach einer<br />
Weile spricht er Ettel noch einmal an und fragt ihn mit einer untypisch ernsten<br />
Miene: ”Haben sie vielleicht zufälligerweise etwas von einer Elfin namens Feyaria<br />
gehört?”. Auf das Angebot <strong>im</strong> ”Efferds Trunk” zu übernachten geht er gerne ein.<br />
Er meint nur ”Ich muß heute Abend noch etwas erledigen.”. Deion sagt zu dem<br />
Händler: ”Na, das hört sich doch schon besser an! Solange ich mir den Bauch auf<br />
Kosten anderer vollschlagen kann und dafür auch noch bezahlt werde, hält mich<br />
nichts davon ab, anzuheuern. Und vielen Dank auch für die Einladung!” Er wendet<br />
sich um und ruft dem Wirt zu: ”Einen Krug Premer Feuer bitte!” Ancoron überlegt<br />
nicht lange, sondern ist sich sicher, daß es eine interessante Seereise werden kann.<br />
Darum wendet er sich kurz entschlossen an Ettel: ”Ich bin auf jeden Fall um 10 am<br />
Hafen.” ”Pr<strong>im</strong>a”, meint Ettel freudestrahlend und greift erneut zum Geldbeutel<br />
und zählt für Ancoron und Deion je 15 Dukaten ab. Den Beutel behält er jetzt in<br />
seiner Hand und schaut erwartungsvoll in die Runde. Dann meint Deion grinsend<br />
zu Ettel: ”Wer so ein großzügiges Angebot ablehnt, muß nicht ganz dicht sein.”<br />
Ganz kurz kommt ihm der Gedanke: Warum der Händler wohl so spendabel ist,<br />
ob er ihnen etwas verschweigt?<br />
Dann fragt er Ettel noch, ob die Verpflegung <strong>im</strong> Efferds Trunk vielleicht auch<br />
schon bezahlt ist! Dabei schaut er den Händler ganz erwartungsvoll an. Doch Ettel<br />
verneint die Frage: ”Nur die<br />
Übernachtung übernehme ich. Proviant ist nur auf<br />
dem Schiff umsonst.” Da kommt der Wirt und bringt Deion seinen Schnaps; der ist<br />
begeistert. Er ruft den anderen zu: ”Auf eine spaßige und gewinnbringende Schiffahrt,<br />
Freunde!!” Als Devon von der Herberge hört, wendet er sich ab und murmelt<br />
aufgeregt Worte wie: ”Bett, ein warmes Bett. Wie lange habe ich nicht mehr in<br />
einem Bett geschlafen?” Sofort dreht er sich wieder zur Gruppe: ”Wer kommt<br />
mit?” Devon schaut sich noch einmal um, und als er die abenteuerlustigen Recken<br />
so sieht, spricht er zu Ettel: ”Euer Angebot scheint mir durchaus angemessen<br />
zu sein. Ich bin dabei. Ihr werdet es nicht bereuen.” Ettel sieht in erfreut an.<br />
Auch Devon strahlt über das ganze Gesicht und streckt währenddessen die Hand<br />
zu Ettel aus. Natürlich nicht, um ihm zu danken, sondern um die 15 Dukaten<br />
einzukassieren, die er als Vorschuß bekommt. Daraufhin zählt Ettel sorgfältig die<br />
Dukaten ab. Dabei behält er seine Pfeife, die fleißig weiterqualmt, <strong>im</strong> Mund.<br />
Sabu ist derweil vollauf damit beschäftigt, die Dukaten in Goldstücke umzurechnen.<br />
Obwohl er auch mit den angebotenen 100 Dukaten einverstanden gewesen<br />
wäre, ist er hocherfreut, das höhere Angebot zu hören. Damit ist auch seine<br />
Seeangst vollkommen verschwunden. Kuno meint derweil zu den Anderen: ”Na<br />
kommt, Leute, dieser Mann braucht unsere Hilfe. Ich denke nicht, daß wir ihn<br />
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enttäuschen werden, und der Lohn, auch wenn er nicht gerade fürstlich ist, sollte<br />
uns für unsere Mühen wohl entschädigen. Und falls wir tatsächlich auf Piraten<br />
stoßen”, hier huscht ein Lächeln über sein Gesicht, ”können wir ja auch noch das<br />
Piratenschiff entern und die Beute unter uns aufteilen. Laßt uns anstoßen auf<br />
eine aufregende und gewinnbringende Reise! Kuno ist dabei!” ”Na, das ist ja wohl<br />
selbstverständlich!! Hoffentlich kommen die dann gerade von einer Kaperfahrt<br />
zurück!”, schließt sich Deion breit grinsend an. ”Ja, laßt uns anstoßen!” Kuno läßt<br />
sich nicht zwe<strong>im</strong>al bitten. ”Freunde, in meiner He<strong>im</strong>at ist es Sitte, sich erst einmal<br />
bei einem zünftigen Besäufnis näher kennenzulernen! Natürlich bin ich auch<br />
gegenüber hochprozentigen <strong>Thorwal</strong>er Gebräuchen stets aufgeschlossen! Also laßt<br />
uns keine Zeit verlieren.” Kuno streicht die Anzahlung ein und versucht doch, so<br />
nüchtern zu bleiben, daß er den Weg in die von Ettel empfohlene Herberge noch<br />
schaffen kann.<br />
”Werter Kuno”, spricht Deion, ”Ich muß sagen, Eure He<strong>im</strong>at könnte mir gefallen,<br />
habt ihr noch mehr solch tolle Sitten? Wo ist denn Eure He<strong>im</strong>at?” ”Ich bin in<br />
Havena geboren”, beginnt Kuno, ”und aufgewachsen, habe dort meine Erfahrungen<br />
gesammelt und befinde mich jetzt zum ersten Mal außer Sichtweite ihrer<br />
Türme. Leider wird mir die He<strong>im</strong>kehr auf lange Zeit nicht möglich sein, aber<br />
das ist eine lange Geschichte. Vielleicht ein andermal. Laßt uns trinken!” ”Her<br />
mit dem Zeug!”, ruft Deion. ”Aber das scheint eine nette Stadt zu sein, ich war<br />
noch nicht dort, kenne sie nicht. Vielleicht kommen wir ja mal in die Nähe, können<br />
dann eine Kneipentour machen. Aber lange Geschichten sind genau das Richtige<br />
für eine lange Seereise!” Wohlwollend bemerkt Cantos, daß doch noch etwas mehr<br />
herausspringt als zuvor. Da er sowieso mitfahren wollte, erklärt er sich zu der<br />
Reise bereit. ”Ettel, ich bin Dein Mann, bei Swafnir! Wenn wir auf Piraten treffen,<br />
werde ich denen schon zeigen, wo der <strong>Thorwal</strong>er das Bier holt. Trotzdem<br />
würde ich mein Seemannspony gerne mitnehmen, wenn es geht. Schlafen werde<br />
ich <strong>im</strong> eigenen Bett, bin aber um zehn am Hafen.” ”Ein Pony? Na ja, das könnte<br />
vielleicht noch gehen. Aber wenn du willst, kannst du es auch in meinem Haus<br />
hier in <strong>Thorwal</strong> unterstellen. Das überlasse ich dir.” Voller Vorfreude hebt Cantos<br />
seinen Krug und sagt: ”Los Freunde, hoch die Tassen. Auf Ettel, der jetzt weiß,<br />
wer ihn und seine Fracht beschützt.”<br />
Währenddessen wendet sich Legolas freundlich lächelt Fyanna zu und spricht<br />
sie an: ”Ihr habt wahrlich eine seltene Augenfarbe”. Auch Thamars strenger<br />
Gesichtsausdruck lockert sich nach Ettels Worten wieder auf; auf einmal wirkt<br />
sie wieder wie das junge, unbekümmerte Mädchen, das sie ist. Dann zwinkert<br />
sie Jurge zu: ”Na, Jünger der Magie, es wird lustig sein, mit Euch die Reise zu<br />
teilen. Vielleicht können wir bei Gelegenheit ja einen kleinen Disput über diese<br />
Akademiemagier führen, die nicht wahrhaben wollen, woher ihre Kräfte kommen.”<br />
Ihr breites Grinsen signalisiert Jurge, daß es ihr mit dem Disput nicht allzu ernst<br />
ist. Sie wendet sich von Jurge ab: ”Ich trete die Reise gerne an, Herr Waldental.<br />
Allerdings ziehe ich es vor, nicht in einer Taverne zu nächtigen, sondern <strong>im</strong> Tempel<br />
der großen Mutter, wo ich mich von meinen hiesigen Freunden verabschieden<br />
möchte und zur Allwissenden beten werde. Ich bin morgen rechtzeitig um zehn<br />
am Hafen.” Doch Jurge und der Händler kommen nicht dazu, auf Thamars Be-<br />
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merkungen einzugehen. Denn die beiden <strong>Thorwal</strong>er übernehmen lautstark die<br />
Gesprächsführung: Eine normale Unterhaltung ist selbst am anderen Ende des<br />
Tisches kaum noch möglich.<br />
Cantos setzt den Krug an und leert ihn in einem Zug. Grinsend wendet er sich<br />
an Deion: ”Was ist? Laß uns einen draufmachen!” ”Aber sicher doch, bin doch<br />
schon dabei. PROST!” st<strong>im</strong>mt schon Deion zu. Cantos fährt grinsend fort: ”Die<br />
anderen werden best<strong>im</strong>mt früh ins Bett gehen, damit sie Morgen bei Kräften sind<br />
und auf See ihr Essen bei sich halten.” Und wieder ist Deion mit ihm einer Meinung:<br />
”Na erst mal sehen, vielleicht sind nicht alle Weicheier! Aber, je mehr von denen<br />
übel ist, um so mehr bleibt von dem Schnaps, Bier und Essen auf dem Schiff für<br />
uns übrig !” Laut lachend schlägt Cantos Deion auf die Schulter: ”Schau dir den<br />
Zwerg an, der ist jetzt schon grün <strong>im</strong> Gesicht. Der kämpft mehr mit sich als den<br />
Piraten.” Cantos erhebt sich und brüllt dem Wirt seine Bestellung zu. Nachdem<br />
auch das erledigt ist, setzt er sich und blickt noch <strong>im</strong>mer grinsend in die Runde.<br />
Beide merken nicht, daß sich langsam Sabus Gesicht verdunkelt. Sie scheinen noch<br />
nie zuvor einen wütenden Zwerg erlebt zu haben. Der Händler aber sieht es und<br />
läßt den Geldbeutel unter seine Weste gleiten. ”Wenn er diese Farbe beibehalten<br />
kann, können wir ihn ja als Waffe benutzen, wir zeigen ihn den Piraten und sagen<br />
ihnen, er wäre ein Dämon!” witzelt Deion mit einem fiesen Grinsen <strong>im</strong> Gesicht.<br />
Cantos bricht in schallendes Gelächter aus und meint: ”So steht er wenigstens<br />
nicht <strong>im</strong> Weg ’rum. Vielleicht taugt er auch als Maskottchen, oder wir benutzen<br />
ihn als Enterhaken.” Er übersieht dabei den erschrockenen Gesichtsausdruck des<br />
Händlers bei Deions Witz. Der greift bei der Bemerkung über Dämonen nach<br />
einem Goldamulett an seinem Hals und murmelt erschrocken vor sich hin. Es ist<br />
nicht deutlich zu verstehen, aber es klingt wie ein Stoßgebet.<br />
Vor lauter Wut kommt Sabu gar nicht dazu, auf das Angebot des Händlers<br />
einzugehen. Er läßt Tira auf den Boden gleiten und springt über den Tisch auf<br />
Cantos, um ihm einen Schlag zu verpassen! Als Deion dies sieht, greift er schnell<br />
nach seinem und Cantos Bechern, um den wertvollen Inhalt zu retten. Er muß<br />
brüllend lachen, als er den Zwerg den wesentlich größeren <strong>Thorwal</strong>er attackieren<br />
sieht. Doch Cantos ist bei der Rettung der Becher schneller. Allerdings versucht<br />
er gleichzeitig, Sabu mit seiner Rechten zu stoppen. Doch dies mißlingt. Als<br />
Sabu ihn mit der Faust in die Seite trifft, erwischt er zwar noch den Becher,<br />
aber er verschüttet den gesamten Inhalt. So versucht er den Zwerg abzuwehren.<br />
Doch er streift mit dem Becher nur Sabus Wange, just während ihm gerade ein<br />
Veilchen verpaßt wird. Nicht mehr ganz so breit lachend, versucht er den Zwerg zu<br />
beruhigen: ”Immer langsam Freund! Einen kleinen Scherz wird man ja wohl noch<br />
machen dürfen! Wenn Du auf See auch so mutig und kampflustig bist, könntest du<br />
doch eine Hilfe sein. Laß uns einen trinken, ich geb’ dir einen aus.” Sabu schnappt<br />
nach Luft und holt aus, überlegt es sich aber anders. Cantos Angebot scheint<br />
tatsächlich zu wirken. Tira knurrt zwar noch unter dem Tisch hervor, Sabu aber<br />
hört auf, den <strong>Thorwal</strong>er zu attackieren. Allerdings ist er <strong>im</strong>mer noch ziemlich ernst:<br />
”Cantos, ich möchte nicht mit dir kämpfen, aber wenn du so weiter machst, kannst<br />
du deine Knochen einzeln aufsammeln!” Cantos läßt die Sache auf sich beruhen<br />
und wendet sich Deion zu: ”Du Verräter! Ich schlage einen Zwergenaufstand<br />
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nieder und du fällst mir in Rücken.” Doch Deion meint nur: ”Hey, hat dir der<br />
Kleine doch zu fest aufs Hirn gehauen, oder was ist mit dir los? Wieso Rücken?<br />
Ich stehe doch neben dir! Und wieso Verrat? Ich werde doch noch meinen Becher<br />
leeren dürfen!” Da haut Cantos seinen leeren Becher auf Deions Schädel und ruft:<br />
”Los, du treuloser, der nächste Becher geht auf deine Rechnung. Und den von<br />
Sabu zahlst du auch.” Zufrieden mit sich und der Welt setzt er sich auf seinen<br />
Platz und wartet auf die Runde von Deion. ”Es hat geklopft, macht doch mal<br />
jemand die Tür auf!!” sagt Deion grinsend und fährt fort: ”Wieso soll ich euch<br />
was ausgeben? Sehe keinen Grund dafür!” Cantos meint dann grinsend zu Sabu:<br />
”Meinen wollte er auch ”retten”. Aber wir kommen der Sache näher: Wenn Deion<br />
nicht so ein alter Knauser wäre, wären wir schon betrunken.” Endlich setzen sich<br />
die Kontrahenten. So traut sich auch der Wirt wieder an den Tisch und bringt die<br />
restlichen Getränke.<br />
”Prost! Und Spaß können wir auf der Fahrt schon haben. An mir soll’s jedenfalls<br />
nicht liegen. Solange ich dabei bin, fällt uns schon was ein.”, st<strong>im</strong>mt<br />
Sabu, inzwischen schon wieder freundlicher gesinnt, zu. Nachdem sich die beiden<br />
Streithähne wieder beruhigt haben, erwidert Jurge endlich das breite Grinsen<br />
Thamars: ”Auch ich fühle mich geehrt, in Begleitung einer Jüngerin der Allwissenden<br />
zu reisen.” Zu Ettel gewandt fährt er fort: ”Ich möchte Ihnen versichern,<br />
daß ich Ihr Angebot gerne annehme, und mich freue, morgen in See zu stechen.<br />
Heute Nacht jedoch muß ich Ihre Gastfreundschaft ausschlagen, da ich mich noch<br />
von meiner Schwester verabschieden möchte. Darum sehen wir uns morgen um<br />
zehn - und möge Swafnir uns einen günstigen Wind bescheren.” Auch Sabu ist<br />
endlich in der Lage, Ettel zu antworten: ”Ich bin natürlich mit dabei. Auch würde<br />
ich gerne <strong>im</strong> ”Efferds Trunk” übernachten, da ich hier noch keine Unterkunft<br />
habe.” Doch Ettel Waldental sieht nicht mehr so erfreut aus. Sein Gesichtsausdruck<br />
ist skeptisch, seine rechte Hand umklammert <strong>im</strong>mer noch sein Amulett, mit<br />
seiner linken hält er krampfhaft die Pfeife fest, fast so als könne sie ihm Sicherheit<br />
bieten. ”Wollt Ihr die Götter erzürnen und das Unheil herbeirufen?”, fragt<br />
er Cantos entsetzt. ”Wenn ihr <strong>im</strong>mer solche gefährlichen Reden führt, seid Ihr<br />
auf meinem Schiff nicht willkommen!” Dann wendet er sich auch an Sabu: ”Wie<br />
wollt ihr gemeinsam gegen Piraten kämpfen, wenn ihr schon untereinander streitet?<br />
Wie wollt Ihr mich schützen, wenn ihr Euch vorher umbringt? Könnt Ihr mir<br />
das erklären? Nein - Ihr seid mir wahre Streithähne - und es gibt auf See nichts<br />
schl<strong>im</strong>meres!”<br />
Ettel ist völlig durcheinander. Er ruft nach dem Wirt und will seine Rechnung<br />
bezahlen und fängt an, seine Pfeife einzupacken um das Gasthaus zu verlassen.<br />
Endlich bemerkt Cantos den Schaden, den sie angerichtet haben... So wendet er<br />
sich schnell Ettel zu und ruft: ”He Ettel! Man wird ja wohl noch einen Scherz<br />
machen dürfen. Was das schl<strong>im</strong>mste auf See ist, brauchst Du einem <strong>Thorwal</strong>er<br />
nicht zu sagen. Wie Du siehst, sind wir bereit zu kämpfen - auch für Dich. Haben<br />
wir etwas vor Dämonen zu befürchten? Ich hoffe, Du verhe<strong>im</strong>lichst uns nichts.” Ettel<br />
stutzt und fragt <strong>im</strong>mer noch entsetzt: ”Warum sollte ich solche Feinde haben?”<br />
Ancoron steht auf, und versucht Ettel davon abzuhalten davonzugehen. ”Ich weiß,<br />
daß es nicht gut ist über solche Dinge Witze zu machen und möchte mich für meinen<br />
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Teamgefährten entschuldigen, der anscheinend keine Ahnung hat. Komm Freund<br />
setze dich wieder an unseren Tisch zurück.” sagt er zu Ettel in der Hoffnung, daß<br />
richtige zu tun. Doch noch <strong>im</strong>mer umklammert Ettel sein Amulett.<br />
Deion jedoch hat erst einmal besseres zu tun: Er kann sich vor Lachen kaum auf<br />
den Beinen halten, aber Cantos sah auch zu komisch aus, als der Kleine ihm aufs<br />
Auge schlug! ”Aber die neue Farbe steht ihm, macht seinen Blich ”strahlender”!”<br />
denkt er sich breit grinsend. Als er jedoch sieht, wie sehr Ettel aufgebracht ist<br />
und daß er die Kneipe verlassen will, geht Deion zu ihm und versucht ihm zu<br />
erklären, daß es unter den besten Freunden ab und zu einen Streit gibt. ”Da wir<br />
alle gefürchtete Kämpfer sind, fallen diese Streitereien eben etwas grober aus.”<br />
meint Deion lachend zu Ettel. ”Aber wenn es darauf ankommt, kann er jederzeit<br />
auf uns zählen. Das ist ein Versprechen! Wir sehen uns also morgen um 10.00 Uhr<br />
bei Eurem Schiff?” Ettel schaut Deion an, und seine starken Zweifel stehen ihm<br />
ins Gesicht geschrieben. Legolas derweil scheint die Auseinandersetzung kaum zu<br />
beachten. Statt dessen kramt er in seiner Tasche herum. ”Ettel”, ruft Devon, ”Wo<br />
willst Du so schnell noch Begleiter für die Schiffahrt finden? Cantos und Deion<br />
haben das best<strong>im</strong>mt nicht so gemeint, oder?”, sagt er und schaut die beiden hoffend<br />
an. Als Deion diese Frage hört, schluckt er schnell und sagt ohne zu lächeln: ”Es<br />
war wirklich nur ein etwas herber Scherz, wie er unter Kämpfern und Seefahrern so<br />
üblich ist. Auch der Streit war nicht so gemeint, aber das sagte ich ja schon. Kein<br />
Grund, uns nicht zu vertrauen!” Da springt Fyanna auf und legt ihre Hand auf die<br />
Schulter Ettels. ”Aber, nein, das war doch nur Spaß. Wir wollten Euch doch nur<br />
unsere Kampfkraft und Entschlossenheit demonstrieren und daß wir die Piraten<br />
nicht fürchten. Ich hätte auch nichts gegen eine ereignislose Fahrt einzuwenden.<br />
Euer großzügiges Angebot hat uns etwas übermütig werden lassen. So setzt Euch<br />
wieder und seid gewiß, daß ihr keine besseren Beschützer finden könnt als uns! Ihr<br />
zahlt guten Lohn und sollt auch gute Arbeit bekommen!”<br />
Ettel blickt <strong>im</strong>mer noch zweifelnd Fyanna an: ”Späße sind unterhaltend und<br />
halten die Mannschaft bei Laune! Allerdings ist es die Frage, was für Späße<br />
gemacht werden...” ”GENAU, so ist es! du hast vollkommen Recht. Hört auf sie,<br />
werter Herr, sie ist nicht nur hübsch, sondern auch ausgesprochen weise.” st<strong>im</strong>mt<br />
Deion lächelnd zu. Legolas derweil scheint gefunden zu haben, was er suchte.<br />
Er zieht ein wunderschöne Beinflöte aus der Tasche und fängt konzentriert an zu<br />
spielen. Als Jurge sieht, wie der Elf seine Flöte aus der Tasche holte, hatte sein<br />
Gesicht gestrahlt vor Freude, und eine kleine Träne war aus seinem linken Auge<br />
gekullert. Mit fast kindlicher Freude rutscht er unruhig auf seinem Stuhl hin und<br />
her, doch als Legolas zu spielen anfing, entspannten sich seine Züge sofort. Ruhig<br />
lauscht Jurge dem anmutigen Flötenspiel, seine Augen beobachten, wie Legolas<br />
Finger der Flöte <strong>im</strong>mer neue und wohlklingendere Töne entlocken.<br />
Langsam erholt sich Sabu von dem Schrecken über diese Vorwürfe: ”Bitte<br />
verzeiht mir! Normalerweise bin ich ein eher freundlicher Zwerg, ich werde wirklich<br />
versuchen, mich zu beherrschen. Und andererseits glaube ich auch nicht, daß<br />
nochmals jemand mich beleidigen wird, weder von der Gruppe hier, noch von<br />
den Seeleuten, denn das blaue Auge sagt mehr als 1000 Worte. Ich bin gerne<br />
bereit, Euch und Eure Fracht so zu beschützen wie mich selbst!” Während er das<br />
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sagt, schaut Sabu auf das goldene Amulett Ettels und zieht sein eigenes goldenes<br />
Amulett hervor. Doch er kann keinen Blick auf das des Händlers erhaschen. Dessen<br />
Hand umfaßt nämlich den ganzen Anhänger, so daß nichts zu sehen ist. Sabu fährt<br />
fort: ”Ich wäre froh, wenn Ihr uns resp. mich noch anheuern würdet!”<br />
Doch Ettel reagiert nicht. Er betrachtet Legolas und lauscht der Musik. Langsam<br />
läßt er sein Amulett los, fängt an sich zu entspannen. Auch die anderen am Tisch<br />
hören auf sich zu unterhalten. Sie wenden ihre Köpfe und hören gebannt zu.<br />
Langsam fängt die Musik an sich <strong>im</strong> Raum auszubreiten, auch an den anderen<br />
Tischen werden die Gespräche unterbrochen, die Flöte ist das einzige was zu hören<br />
ist. Sogar die <strong>Thorwal</strong>er die sonst eher der Ansicht sind, daß Musik ohne Text<br />
nichts rechtes sein kann, wenden sich von ihren Krügen ab und schweigen fasziniert.<br />
Ettel läßt sich wieder auf seinen Sitz sinken und läßt sich von der Musik verzaubern.<br />
Ancoron erkennt die Musik: ”Das Lied der Lieder!”, fährt es ihm durch<br />
den Kopf. Die Flötentöne schweben durch die Herberge und die Zeit scheint stillzustehen.<br />
Keiner mehr, der unruhig über etwas meckert oder sich mit anderen<br />
streiten, alle lächeln und scheinen weit weg zu sein.<br />
Nach einer Ewigkeit n<strong>im</strong>mt Legolas die Flöte von seinen Lippen. Die anderen<br />
Gäste wirken entspannt und lächeln Legolas zu. Jurge bleibt noch einen Augenblick<br />
ruhig sitzen. Deion kann es nicht glauben, aber ihm hat das Lied, welches Legolas<br />
eben so vortrefflich zum Besten gibt, auch besonders gut gefallen. Er fragt Legolas,<br />
ob es dafür auch einen Text gibt. Nur langsam wenden sich die anderen Gäste<br />
wieder ihren Gesprächspartnern und Getränken zu. Auch Ettel sieht zufrieden<br />
aus. Er lächelt und wirkt zufrieden. ”Solch eine schöne Musik habe ich noch nie<br />
gehört” flüstert er andächtig. Dann wendet er sich an die Gruppe am Tisch: ”Gut.<br />
Also morgen um 10 am Schiff bzw. bis heute abend <strong>im</strong> Efferds Trunk.” Dann greift<br />
er zu seinem Geldbeutel und zählt die Dukaten für die restlichen Mitglieder der<br />
Gruppe ab. Dabei wirkt er <strong>im</strong>mer noch leicht abwesend. Dann ruft er noch mal<br />
den Wirt. Legolas ist froh, daß es ihm trotz des Lärms in der Wirtsstube gelungen<br />
ist sein Lied zu spielen und daß sich Ettels St<strong>im</strong>mung dadurch gebessert hat.<br />
Währenddessen merkt Sabu, daß sich Cantos <strong>im</strong>mer öfter an den Kopf faßt, da<br />
er scheinbar Kopfschmerzen oder so ’was hat. So nähert er sich vorsichtig Cantos<br />
und sagt: ”Hey, hast Du Probleme mit dem Auge? Darf ich mal schauen?” Er<br />
sieht, daß dicht über dem Auge eine Schramme mit getrocknetem Blut ist. Daher<br />
n<strong>im</strong>mt er ein sauberes Tuch und etwas Premer Feuer aus einem Becher und reinigt<br />
diese kleine Wunde. Dann befeuchtet er das Tuch nochmals mit dem Schnaps und<br />
legt es aufs Auge. Danach meint er zu Cantos: ”Vielleicht wäre es besser, du<br />
würdest dich heute ein bißchen früher hinlegen, ich glaube so acht Stunden Schlaf<br />
und das Ganze ist wieder in Ordnung.” Der Wirt kommt jetzt endlich. Er wirkt<br />
<strong>im</strong>mer noch etwas benommen und flüstert beinah: ”Ein Silbertaler und 8 Heller<br />
bitte”. Nachdem Ettel bezahlt und seine Sachen wieder verstaut hat, ruft er noch<br />
mal der Gruppe zu: ”Dann bis morgen!”<br />
Nachdem Ettel gegangen ist, spricht Jurge zu dem Elfen: ”Danke, Legolas, für<br />
diese wunderbare Melodie. Es war schon lange mein Wunsch, einen deines Volkes<br />
be<strong>im</strong> Flötenspiel zu sehen. Nun ist er endlich in Erfüllung gegangen. Und es war<br />
eine unbeschreibliche Erfahrung! Ich freue mich bereits, diese Schiffsreise mit dir<br />
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gemeinsam anzutreten.” Zur ganzen Gruppe gewandt fährt Jurge fort: ”Ebenso<br />
freue ich mich, mit jedem einzelnen von Euch unterwegs zu sein. Best<strong>im</strong>mt habt<br />
ihr alle viele interessante Geschichten aus fernen Ländern zu erzählen. Und glaubt<br />
mir: Ich will sie alle hören! Darum laßt uns alle heute Abend feiern, morgen sehen<br />
wir uns dann um 10.00 Uhr auf der Seestolz!” Kuno ist von diesem Vorschlag<br />
begeistert und so wendet Jurge sich an der Wirt und bestellt sich noch einen Krug<br />
Bier.<br />
Fyanna lehnt sich auf der groben Holzbank zurück und betrachtet das Treiben<br />
um sie herum. Es war ein langer Tag gewesen. Sie hatte schon früh morgens<br />
Kräuter und Grinselmoos <strong>im</strong> Wald gesucht, das nur bei Sonnenaufgang gestochen<br />
seine besondere Wirkung entwickelt. Sie trinkt in aller Ruhe ihre Schale aus, wirft<br />
den dem Wirt die Zeche zu und verabschiedet sich von ihren Weggefährten: ”Bis<br />
morgen, meine Freunde! Ich werde mich nun zurückziehen. Nicht, daß ich morgen<br />
nicht mehr rechtzeitig aus den Federn komme! Aber feiert ruhig weiter, ich habe<br />
ein paar schöne Tees, mit denen ihr den Kater vertreiben könnt.” Sie lächelt und<br />
ist aus der Tür entschwunden.<br />
Nachdem sich Sabu vergewissert hat, das Cantos Wunden versorgt sind, n<strong>im</strong>mt<br />
er Ettels Dukaten und verstaut sie in seinem Geldbeutel. Auch sein goldenes<br />
Amulett wird wieder unter sein Hemd gestopft. Dabei ist zu erkennen, daß eine<br />
Jagdszene, in der Zwerge Wölfe jagen, darauf abgebildet ist. Er rückt auch sein<br />
Kriegsbeil wieder zurecht, welches be<strong>im</strong> kurzen Kampf mit Cantos verrutscht war<br />
und kontrolliert auch seine übrige Ausrüstung. Dann setzt er sich zu Tira, streichelt<br />
sie einen Augenblick, wobei er ihr ein paar beruhigende Worte zuflüstert.<br />
Cantos ist Sabu dankbar dafür, daß dieser sich um sein Auge kümmert. ”Du<br />
könntest Recht haben mit den acht Stunden Ruhe. Warum mußt Du auch so<br />
zuschlagen? Hätten wir alle nur ein bißchen gelacht, könnten wir jetzt noch eine<br />
Sause machen.” Er erhebt sich von seinem Stuhl, faßt sich etwas benommen an<br />
den Kopf: ”Ich weiß nicht was ihr jetzt macht, ich werde noch ein bißchen am<br />
Hafen spazieren gehen - die frische Luft wird mir best<strong>im</strong>mt gut tun. Möchte jemand<br />
mitkommen?” Er blickt in die Runde, ob jemand sein Angebot ann<strong>im</strong>mt.<br />
Deion meint: ”In diesem Zustand kann man dich nicht alleine am Hafen ’rumlaufen<br />
lassen, der Hieb des Kleinen war wohl doch schwerer, als alle angenommen haben.<br />
Und es sind schon Männer am Hafen verschwunden, die einen klareren Kopf als<br />
du hatten!” Cantos grinst. Irgendwie ist er froh, einen solchen Beschützer wie<br />
Deion in seiner Nähe zu wissen. Sabu n<strong>im</strong>mt noch einen letzten kräftigen Schluck<br />
aus seinem Glas, welches dann nur noch mit Luft gefüllt ist. Dann erhebt er<br />
sich und sagt: ”Auch ich sollte langsam aufbrechen, ich komme noch ein wenig<br />
mit. Vor allem Tira braucht ein bißchen Auslauf.” ”Wenn du mich noch etwas<br />
begleiten willst, darfst du gerne mitkommen.”, sagt Cantos zu Sabu. Auch Deion<br />
verabschiedet sich von dem Rest und begleitet Cantos und Sabu bei ihrem Spaziergang<br />
am Hafen. Er grinst und steht auf, um sich der Gruppe anzuschließen. Das<br />
Schiff möchte er sich auch unbedingt mal ansehen. Kuno bleibt zusammen mit<br />
Jurge noch etwas in der Kneipe, um das Kennenlerngelage zu zweit noch weiter<br />
auszukosten.<br />
Thamar bietet Jurge an, sie zu begleiten. Und da offensichtlich die meisten das<br />
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”Schwert & Zauberstab” verlassen, hat Jurge nichts dagegen. Ganz <strong>im</strong> Gegenteil.<br />
Legolas fragt Thamar, ob er sie und Jurge zum Hesindetempel begleiten darf, da<br />
der Hesindetempel als ein Ort des Wissens ihm vielleicht bei einem privaten Problem<br />
weiterhelfen kann. Dann verabschieden sich die drei von den anderen in der<br />
Gruppe und verläßt das Wirtshaus. Und so verlassen sie zusammen das Gasthaus<br />
und machen sich auf den Weg. Ein frischer Wind ist aufgekommen, der noch von<br />
der Kälte des vergangenen Winters erzählt. Es ist etwas ruhiger in den Straßen<br />
geworden. Da es in <strong>Thorwal</strong> keinen Hesindetempel gibt, entscheiden sie sich für<br />
den Traviatempel. Auf dem kurzen Weg dorthin unterhalten sich die drei. Am<br />
Marktplatz sehen sie, daß die Stände schon geschlossen haben. Einige Marktleute<br />
sind noch da und packen zusammen. Im Tempel angekommen, stellt Mutter Cunia<br />
Thamar selbstverständlich eine Kammer zu Verfügung. Dort kann sie ungestört<br />
meditieren und sich auf ihre Aufgaben als Geweihte konzentrieren. Dann verabschiedet<br />
sich Jurge, um seiner Schwester noch Lebewohl sagen zu können.<br />
So macht sich die kleine Gruppe um die beiden <strong>Thorwal</strong>er auf in Richtung<br />
Hafen. Cantos merkt, daß ihm die Behandlung durch Sabu doch gutgetan hat.<br />
Er und Deion erzählen sich alte Geschichten. Sie sind noch nicht lang unterwegs,<br />
als die Gruppe am Hafen ankommt. Dort ist <strong>im</strong>mer noch Betrieb, hauptsächlich<br />
Knorren und Drachenschiffe sind zusehen. Besonders Sabu betrachtet die verschiedenen<br />
Schiffe, die <strong>Thorwal</strong>er sind ja mit den Anblick wesentlich vertrauter.<br />
Bei beiden Schiffstypen ziehen sich Vorder- und Achtersteven steil hinauf, doch<br />
die Knorren sind viel wuchtiger und die Bordwände sind auch höher als bei den<br />
Drachenschiffen. Sie versprechen Schutz vor der rauhen See. Beide Schiffsarten<br />
besitzen nur ein Deck und haben keine Kajüten. Langsam dämmert es allen, daß<br />
dies wohl auf alle Knorren zutrifft - es ist kein Schiff mit Kajüten zu sehen.<br />
Im Hafen selbst stapeln sich Fässer und Ballen auf den Kais. Noch werden<br />
Waren verladen und verstaut, damit sie nicht über Nacht <strong>im</strong> Freien lagern müssen.<br />
In einigen Lagerhallen scheinen aber keine Waren zu sein, sondern Menschen zu<br />
wohnen, eine Handvoll Söldner und einige Matrosen hängen dort herum. Die<br />
kleine Gruppe geht unbeachtet den ganzen Hafen entlang, bis sie an einer Knorre<br />
den Schriftzug ”Seestolz” entdeckt. Diese Knorre ist 18 Schritt lang und 5 1<br />
2<br />
Schritt breit. Am Heck hat sie eine kleine Plattform für den Rudergänger. Und<br />
tatsächlich - auch die ”Seestolz” hat keine Kajüten. Der einzig mögliche Platz<br />
für eine Unterkunft ist das Deck, zusammen mit der Fracht und allen anderem.<br />
Der Mast des Schiffes ist eindeutig umlegbar, auch sind die drei Gabelstützen zu<br />
sehen, auf denen die Rahe gelagert werden kann. Es sind mehrere mit Deckeln<br />
verschlossene Riemenlöcher zu erkennen. Ein Teil der Ladung scheint schon an<br />
Bord zu sein: große Kisten sind festgezurrt. Doch es ist niemand an Bord zu<br />
sehen. So bleibt nicht viel zu tun und die Gruppe geht plaudernd weiter. Als Sabu<br />
erwähnt, daß er auch noch einige Dressurübungen mit Tira machen will, hebt sich<br />
Cantos Laune weiter. Daher bedauert der es, daß sich Sabu nach einer halben<br />
Stunde von der Gruppe trennt. Bevor die Sonne aber vollständig verschwunden<br />
ist, machen sie sich auf den Weg in die Taverne, um dort die Nacht über zu bleiben.<br />
Auch Legolas ging bei der Seestolz vorbei. Im ”Efferds Trunk” treffen sich<br />
dann die meisten wieder. Legolas tritt kurz darauf ein, um zu Abend zu essen und<br />
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noch ein bißchen dem Treiben in der Gaststätte zu folgen. Später am Abend taucht<br />
auch Fyanna <strong>im</strong> ”Efferds Trunk” auf. Als sie gefragt wird, erzählt sie, daß sie noch<br />
ihre paar Habseligkeiten holen mußte. Die hatte sie nämlich frühmorgens nach der<br />
Kräutersuche am Waldrand außerhalb <strong>Thorwal</strong>s versteckt. Ettel schaut ebenfalls<br />
kurz herein und unterhält sich mit der Wirtin. Diese äußerst füllige Dame scheint<br />
Ettel schon länger zu kennen, jedenfalls verhalten sie sich so. Dann könnt ihr noch<br />
sehen, daß Ettel der Wirtin etwas gibt, scheinbar überreicht er ihr gerade Geld.<br />
Aber irgendwann muß er ja auch das Quartier seiner neuen Beschützer bezahlen,<br />
oder? Ancoron ist sehr froh, daß das Flötenspiel von Legolas so viel Erfolg gezeigt<br />
hat, und Ettel die Gruppe doch auf seinem Schiff anheuern will. Aber da er nicht<br />
unbedingt zu den geselligsten Elfen zählt, geht er lieber alleine durch die Stadt.<br />
Auch er sieht bei der Seestolz vorbei. Im ”Efferds Trunk” trifft er dann den Rest<br />
wieder, als er dort hingeht, um zu Abend zu essen und noch ein bißchen dem<br />
Treiben in der Gaststätte zu folgen. Es ist schon lange dunkel, als sich die Gruppe<br />
zu ihren Schlafplätzen begibt.<br />
Morgens stehen die Gäste des Efferds Trunk rechtzeitig auf, um sich auf dem<br />
Weg zur Seestolz zu machen. Alle fühlen sich fit und ausgeruht. Wieder verschwindet<br />
Sabu für einige Zeit mit seinem Hund. Doch auch er ist wie die anderen<br />
frühzeitig am Schiff. Ein Beiboot, etwa 7 Meter lang, schaukelt träge neben der<br />
Knorre. Offensichtlich soll es mitgeschleppt werden. Aber noch ist die Ladung<br />
nicht ganz verstaut. So herrscht auf der Seestolz inzwischen wesentlich mehr<br />
Betrieb. Es werden Kommandos gebrüllt, die kaum zu verstehen sind. Die Besatzung<br />
scheint aus knapp 10 Leuten zu bestehen, doch alles läuft umher. Langsam<br />
bekommt jeder das Gefühl, ganz sicher <strong>im</strong> Weg zu sein. Einige Seeleute, die meisten<br />
von ihnen eindeutig <strong>Thorwal</strong>er, schauen auf, doch sie haben viel zu tun. Zu<br />
viel, um Fremde anzusprechen.<br />
Endlich sieht die Gruppe ein bekanntes Gesicht: Ettel kommt auf sie zu.<br />
”Willkommen auf meinem Schiff. Pr<strong>im</strong>a, daß ihr schon da seit! Wir können<br />
in etwa einer dreiviertel Stunde ablegen. Habt ihr alles dabei?” Er schaut jeden<br />
prüfend an und scheint mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Plötzlich dreht er<br />
sich um und ruft etwas. So eine Lautstärke hätte ihm am Abend vorher keiner<br />
zugetraut. Da kommt auch schon ganz eilig ein Junge gelaufen. Er ist zwar etwas<br />
ärmlich, aber sauber gekleidet. Atemlos begrüßt er die Fremden: ”Hallo, bin Aki.<br />
Kann ich die Zügel haben?” wendet er sich an Cantos und greift schon danach.<br />
Dann führt er das Pony auf das Schiff. ”Kommt schon!” ruft er noch kurz zurück.<br />
Sabu, der noch keine großen Erfahrungen mit Schiffen hat, betrachtet interessiert<br />
das Verladen der Waren. Daß er dabei <strong>im</strong> Weg stehen könnte, fällt ihm nicht<br />
einmal groß auf. Vielmehr verschlingt er jede Bewegung der Besatzung. Nach ein<br />
paar Minuten (oder waren es ein paar mehr?) stößt ihn Tira an und bringt ihn<br />
wieder aus seinem traumartigen Zustand zurück. Auf einmal fällt ihm ein, daß<br />
Tira sicher noch etwas zum spielen braucht. Da auf dem engen Schiff nicht viel zu<br />
holen ist, schaut er sich um. Er findet auch recht schnell ein altes Stück Holz am<br />
Kairand und packt es für Tira ein. Devon wollte eigentlich noch einkaufen gehen.<br />
Aber es ist zeitlich jetzt doch etwas knapp geworden und so steigt er seufzend<br />
auf das Schiff und macht sich Gedanken darüber, wie die Piraten wohl aussehen<br />
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werden. ”So kurz vor der Abreise gibt es nichts mehr zu erledigen. Außerdem wird<br />
es Zeit, wieder ein Schiff unter den Füßen zu haben.”, denkt sich auch Cantos. Als<br />
er sieht, wie sein Pony an Bord gebracht wird, betritt auch er das Schiff, um zu<br />
sehen, ob es gut untergebracht wird. ”Endlich an Bord”, geht es ihm durch den<br />
Kopf. Er wendet sich zu den anderen um: ”Los Leute, kommt alle an Bord. Sonst<br />
sind die besten Plätze vergeben. Außerdem steht ihr <strong>im</strong> Weg ’rum, bei Swafnir!”<br />
So wendet sich Sabu wieder dem Tun auf dem Schiff zu und beobachtet, wie<br />
Ettel seine Kommandos gibt. Er folgt Aki auf das Schiff und läßt sich und Tira<br />
einen Platz anweisen. Er merkt erfreut, daß Tira und er zusammen bleiben sollen.<br />
Dann beobachtet er weiterhin gespannt das Treiben auf dem Schiff und dem Anlegeplatz<br />
und versucht ebenfalls, die Ladung mit Blicken zu erforschen. Aki führt<br />
die Leute bis zum Bug des Schiffes und weist dort der Gruppe einen guten Platz<br />
zu. Es liegen auch schon einige Decken bereit. Sogar Heu für das Pony lagert dort.<br />
Alle machen sich als erstes daran ihre Sachen sicher zu verstauen und festzuzurren.<br />
Cantos sucht sich dann einen Platz aus und schaut interessiert zu, wie die<br />
Mannschaft die Ladung vertäut. Er versucht zu erkennen, was so beschützenswert<br />
ist. Aber die Waren sind inzwischen mit Ochsenhäuten und Planen abgedeckt,<br />
und es ist nicht zu sehen, woraus sie bestehen.<br />
Thamar will Ettel fragen, ob genügend Hängematten und Decken für alle<br />
vorhanden sind. Aber da der vollauf beschäftigt scheint, muß sie wohl mit Aki<br />
vorlieb nehmen. Der Junge bestätigt ihr, daß derartige Sachen in genügender<br />
Menge vorhanden sind. ”Und bei Schlechtwetter können um den Mast, bei den<br />
Gabelstützen und vorne am Bug Zeltplanen als Wetterschutz aufgebaut werden!”,<br />
fügt er hinzu. Anschließend betrachtet auch Thamar neugierig die Vorbereitungen<br />
auf dem Schiff, denn bisher hatte sie noch nicht die Gelegenheit, so etwas zu<br />
sehen. Kuno ist <strong>im</strong>mer noch etwas enttäuscht, daß man ihn alleine in der Taverne<br />
hat sitzen lassen, ”...aber egal, auf dem Schiff sollten wir ja genug Zeit haben um<br />
uns Geschichten zu erzählen.”, denkt er sich. So sucht er sich auch eine Stelle<br />
am Bug, da er dort keinem <strong>im</strong> Weg steht und schaut interessiert dem Treiben zu,<br />
schließlich ist dies erst seine zweite Seereise, und auf der Flucht aus Havena hatte<br />
er zu viel anderes <strong>im</strong> Kopf, um sich an der See zu erfreuen. Aber irgendwo in<br />
seinem Hinterkopf meldet sich eine beunruhigende St<strong>im</strong>me; sollte dies vielleicht<br />
doch kein erholsamer Ausflug werden? Auch Deion sichert sich einen bequemen<br />
Platz auf dem Schiff. Dabei sucht er die Nähe von Fyanna und denkt grinsend:<br />
”Ich muß ihr doch beweisen, daß ich nicht schnarche.”<br />
Fyanna atmet tief ein und zieht den Geruch des Meeres in sich hinein. Sie<br />
breitet die Arme aus und läßt sich vom Wind umstreicheln. Mit geschlossenen<br />
Augen glaubt sie, einen Augenblick mit ihrem Besen durch die Luft zu fliegen.<br />
Doch die St<strong>im</strong>men ihrer Gefährten reißen sie wieder zurück. Sie sieht, wie alle<br />
es sich so bequem wie möglich machen. Schmunzelnd bemerkt sie, wie Deion<br />
ihre Nähe sucht, sagt aber nichts und rollt eine Decke auf dem Deck aus. Sie ist<br />
beruhigt, daß die Knorre nicht so groß ist. Ihre Zauberkraft ist sehr erdgebunden,<br />
zu große Höhen schwächen sie. Sie merkt, daß der lange Schlaf gestern ihr gut getan<br />
hat und ist bereit, es mit allen Piraten <strong>Thorwal</strong>s aufzunehmen. ”...und sogar mit<br />
Deions Schnarchen!”, denkt sie sich grinsend. Lächelnd n<strong>im</strong>mt Deion zur Kenntnis,<br />
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daß Fyanna scheinbar nichts dagegen hat, daß ihr Lagerplatz neben seinem ist. Er<br />
kann es kaum erwarten, daß es Nacht wird, damit er ihr die Sternbilder zeigen und<br />
sie davon überzeugen kann, daß er nicht schnarcht.<br />
Legolas schenkt dem Treiben auf der Seestolz kaum Aufmerksamkeit. Aus irgendeinem<br />
Grund scheint er nicht besonders gut gest<strong>im</strong>mt zu sein. Als er Fyanna<br />
erblickt, verschwinden jedoch fürs Erste die trüben Gedanken, und er sucht sich<br />
einen Schlafplatz ihn ihrer Nähe. Er beobachtet, wie Fyanna tief die Meeresluft<br />
einatmet und ihre Arme ausbreitet, und wartet geduldig darauf, daß er sie<br />
ansprechen kann. Auch Jurge begibt sich sofort auf das Schiff und gesellt sich zu<br />
den anderen, die es sich dort bereits gemütlich gemacht haben. Jurge sieht sich<br />
auf der Knorre erst einmal genauer um. Langsam schreitet er das gesamte Deck<br />
vom Bug zum Heck ab, um ein gutes Gefühl für das Boot zu bekommen. Dabei<br />
bemüht er sich, die beschäftigten <strong>Thorwal</strong>er nicht bei ihrer schweren Arbeit zu<br />
stören. Ancoron geht mit dem Jungen auf das Schiff. Er schaut sich ebenfalls ein<br />
bißchen auf dem Schiff um. Er achtet dabei darauf, daß er niemanden <strong>im</strong> Weg<br />
steht, obwohl das natürlich für einen Waldelfen sehr schwierig ist. Nachdem auch<br />
ihm klar wird, daß dies während des Ablegens für jeden fast unmöglich ist, gibt er<br />
den Versuch auf, und beschließt sich später umzusehen.<br />
Alles wuselt auf dem Deck herum. Dann wird der Steg an Bord geholt. Acht<br />
Mannschaftsmitglieder setzen sich auf ihre Seekisten und rudern das Schiff vom<br />
Kai weg, der Rudergänger hat die Pinne des kurzen, dicken Steuerriemens in der<br />
Hand und lenkt die ”Seestolz” aus dem Hafen ins offene Wasser. Dann werden die<br />
Ruder wieder verstaut und das Segel gesetzt. Langsam n<strong>im</strong>mt die Knorre Fahrt<br />
auf, und die alte kaiserliche Zwingfeste wird <strong>im</strong>mer kleiner, bis der ”Alte Ugdalf”<br />
am Horizont verschwindet.<br />
Ancoron sieht sich auf dem Schiff um. Die Fracht ist hauptsächlich mittschiffs<br />
aufgestapelt und gründlich abgedeckt und vertäut. An den Schiffswänden sind<br />
einige Holzgabeln befestigt, in denen jetzt die Ruder lagern. Es sind zusätzlich<br />
zur Ladung noch weitere Sachen an Bord: Wollstoff (um die Segel ausbessern<br />
zu können), Garn und Seile, Bootshaken, Breitbeile, Rundbeitel und weiteres<br />
Werkzeug für Z<strong>im</strong>merleute. Dann hat jeder Seemann noch eine eigene Kiste. Und<br />
auch Zeltplanen sind vorhanden. Insgesamt besteht die Besatzung aus 10 Leuten<br />
- Ettel mitgerechnet. Es ist allerdings nicht mehr viel Platz an Bord, da überall<br />
Fracht herumsteht, außer an Bug und Heck. Vorne sind die Gäste untergebracht.<br />
Am Heck sind auf der kleinen Plattform <strong>im</strong>mer ein Rudergänger und meist auch<br />
Ettel zu finden. Die Seeleute haben jetzt etwas weniger zu tun. So schlendert<br />
Jurge zu einem hin und spricht ihn an: ”Was für Fracht haben wir eigentlich an<br />
Bord? Muß ja ziemlich wichtig sein, wenn Euer Käpt’n so eine große Gruppe zum<br />
Schutz anheuert.” Der Angesprochene dreht sich zu Jurge um. Es handelt sich<br />
um einen jungen Mann, dem offensichtlich gerade sein erster Bart wächst. Auf<br />
der Oberlippe jedenfalls ist schon ein Schnauzer erkennbar, aber am Kinn will es<br />
noch nicht so recht wachsen. Der blonde Jüngling grinst Jurge an: ”Och, wenn ich<br />
richtig gesehen habe, sind ein paar Raubtierfelle, Glaszeugs und Teppiche dabei.<br />
Aber ehrlich gesagt, ob die so teuer sind, keine Ahnung. Ich weiß aber, daß uns<br />
ein Schiffsmagicus und ein Heiler fehlen.” Er zuckt mit den Achseln: ”Von daher<br />
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ist es vielleicht nicht schlecht, euch dabei zu haben! Wenn ich richtig sehe, ist das<br />
da ein Druide, oder?” Er deutet auf Devon, dann dreht sich der Matrose wieder<br />
um und wendet sich seiner Arbeit zu.<br />
Deion versucht ebenfalls herausbekommen aus was die Ladung besteht. Aber er<br />
hört, daß Jurge schon Erfolg hatte. So will er wenigstens herausbekommen, warum<br />
das Beiboot mitgeschleppt wird. Als Aki darauf angesprochen wird, zuckt der nur<br />
mit den Achseln und meint: ”An Bord ist halt diesmal kein Platz.” Als die Seestolz<br />
endlich auf See ist, scheint Ettel mehr Zeit zu haben. Er kommt zum Bug, um<br />
nach dem Rechten zu sehen. Da fragt ihn Devon erst einmal: ”Was transportieren<br />
wir eigentlich?” Ettel schaut ihn fragend an: ”Wieso? Aber was soll’s: Es ist ja<br />
kein Gehe<strong>im</strong>nis. Hauptsächlich Glaswaren, Tulamidenteppiche und Raubtierpelze.<br />
Ansonsten noch eine Sonderbestellung Purpur. Also eigentlich nichts besonderes,<br />
wenn auch um einiges wertvoller als sonst.” Als es nichts Interessantes mehr zu<br />
sehen gibt, schlägt Kuno augenzwinkernd ein kleines Würfelspiel vor: ”Wer spielt<br />
mit? Ich schummele auch nicht!” ”Ich bin dabei”, ruft Cantos begeistert aus.<br />
”Da wir ja doch etwas mehr ’rausgeschlagen haben, ist ein kleines Spielchen genau<br />
der richtige Zeitvertreib. Solltest du doch bescheißen laß ich dich kielholen”, fügt<br />
er grinsend hinzu, ”Und glaub mir, das ist kein Planschen <strong>im</strong> Waschzuber, bei<br />
Swafnir.” ”Nun, ich glaube, ich werde auch ein kleines Spielchen wagen.”, sagt<br />
Devon freudig. So machen es sich die drei gemütlich und spielen eine Runde.<br />
Doch niemand hat einen klaren Vorteil. Letztendlich verliert nur Devon einige<br />
Kreuzer an Cantos und Kuno.<br />
Deion und Cantos sind sich nach einem Blick zum H<strong>im</strong>mel sicher, daß sich dieses<br />
günstige Seewetter noch etwas halten wird. Und sie behalten recht. Die Seestolz<br />
macht gute Fahrt. So ist das Leben an Bord richtig erträglich, die Matrosen finden<br />
sogar Zeit, sich mit Gesang zu unterhalten. Ein älterer Matrose, dessen Haar schon<br />
leicht ergraut ist, tut sich besonders hervor: ”Vom Winde beflügelt, durchflog<br />
seinen Weg Das Schiff wie ein Vogel, das schaumhalsige, Bis am nächsten Tag<br />
zur nämlichen Zeit Der gewund´ne Steven so weit gelangte, Daß Land die Segler<br />
erlugen konnten, Flut umbrandete Vorgebirge, Ragende Felsen. Erreicht war das<br />
Ziel Der weiten Reise. Der Wettermark Helden Stiegen nun eilends zum Strande<br />
hinab, Das Boot vertäuen; die Brünnen klirrten, Der Degen Rüstzeug; sie dankten<br />
Swafnir, Der nach Wunsch gestaltet die Wogenfahrt...”<br />
Und so fährt er fort zu singen, von den Fahrten der Hetfrau Thorfinna. Die<br />
Tage vergehen und langsam gewöhnen sich alle an das Leben auf See.<br />
Endlich bekommt Legolas die Gelegenheit, sich mit Fyanna zu unterhalten. Er<br />
lächelt sie an: ”Wir konnten uns leider neulich <strong>im</strong> Wirtshaus nicht richtig unterhalten.<br />
Ich bin Legolas, ein Firnelf, und komme von nördlich der Salamandersteine.<br />
Auf meiner Suche hat es mich schließlich sogar bis nach <strong>Thorwal</strong> verschlagen.” Die<br />
letzten Worte sind fast nur noch ein Flüstern, und für einen kurzen Augenblick<br />
scheint ein Schatten über Legolas Gesicht zu liegen. ”Wie kommt es, daß solch ein<br />
schönes Wesen wie ihr hier bei den <strong>Thorwal</strong>ern landet?”, fragt er wieder lächelnd.<br />
Als Legolas Fyanna angesprochen hat, wendet sie sich zu ihm hin. ”Ich streife<br />
hier durch die Wälder auf der Suche nach speziellen Kräutern. Vielleicht lassen<br />
sich daraus neue Tränke kochen. Meine Mutter hat mich auf die Reise geschickt,<br />
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um neue Dinge zu erfahren, um auf eigenen Füßen zu stehen. Doch jetzt ist mir<br />
das Geld ausgegangen und ich versuche mich mit Heilkunst über Wasser zuhalten.<br />
Erst zum nächsten Sabbat werde ich nach Hause zurückkehren.” Leise unterhalten<br />
sich die beiden weiter.<br />
Nach einigen Tagen läßt plötzlich der Wind nach, bis es völlig windstill ist.<br />
So müssen die Seeleute zu den Rudern greifen, um wenigstens etwas vorwärts<br />
zu kommen. Mißlaunig sitzen sie auf ihren Seekisten und sch<strong>im</strong>pfen. Laut wird<br />
bemängelt, daß kein Schiffsmagicus an Bord ist, der die Flaute beendet. Dabei<br />
werfen sie <strong>im</strong>mer wieder Blicke hinüber zu Fyanna, Jurge und Devon. Scheinbar<br />
hoffen sie, daß diese tätig werden. Ancoron derweil sieht den Seeleuten bei ihrer<br />
schweren Arbeit zu und er fragt sich, ob er nicht irgendwie helfen kann. Darum<br />
geht er zu einem der rudernden Seeleute und fragt ihn, ob er ihn nicht ein bißchen<br />
unterstützen könnte; natürlich nur, wenn dieser nichts dagegen hat. Der junge<br />
Mann ist sehr erfreut, daß er abgelöst wird. Schließlich besteht die Mannschaft<br />
nur aus 10 Leuten - und es sind 8 Ruder vorhanden. So muß bis auf Ettel und dem<br />
Rudergänger die gesamte Mannschaft mithelfen. Nachdem der Matrose Ancoron<br />
sein Ruder in die Hand gedrückt und ihm eine kurze Einweisung gegeben hat setzt<br />
der sich in den Schatten und atmet erst einmal tief durch. Ihm ist die Anstrengung<br />
noch ins Gesicht geschrieben.<br />
Sabu hat sich täglich stundenlang der Erziehung Tiras gewidmet. Aber auch<br />
das wird mit der Zeit etwas langweilig. So denkt er sich: ”Das ist eine gute<br />
Gelegenheit etwas zu tun” also bietet auch er sich an, be<strong>im</strong> Rudern zu helfen.<br />
Aki freut sich über soviel Hilfsbereitschaft. Nach der Übergabe des Ruders macht<br />
der erst einmal einige Lockerungsübungen, weil er ziemlich verspannt ist. Dann<br />
beobachtet er Sabu, wie er mit kräftigen Bewegungen das Ruder durchs Wasser<br />
zieht. Er sagt: ”Danke für die Ablösung, ich übernehme dann etwas später wieder.”<br />
Aki geht nach hinten zum Heck und holt sich etwas zu Trinken. Danach geht er zu<br />
Cantos Pony und überzeugt sich, das es genug Wasser und Heu hat. Er scheint sich<br />
wirklich gerne mit Pferden zu beschäftigen. Als Devon die Gesichter der Seeleute<br />
zu ihm hinüber sehen sieht, schaut er Fyanna und Jurge grinsend an. Anschließend<br />
fragt er: ”Hey ihr beiden! Wie wäre es mit einem Aeolitus Windgebraus? Das<br />
würde dem ganzen schnell ein Ende machen”. Fyanna unterbricht ihr Gespräch<br />
mit Legolas als Devon sie anspricht. Fyanna zögert ein wenig. Sie schaut Legolas<br />
an: ”Entschuldige mich, vielleicht kann ich ihnen helfen”. Langsam steht sie auf<br />
und geht zu Devon. ”Nun meine Kräfte sind in dieser Disziplin nicht überragend,<br />
aber wir könnten es versuchen!” Legolas antwortet grinsend: ”Ich kann leider nur<br />
den Aeolitus und damit würde ich mich in diesem Fall nur lächerlich machen”.<br />
Deion wendet sich an die anderen und sagt: ”Was ist los, wir haben doch<br />
Magier dabei, könnt ihr hier nichts machen?” Wenn diese Aufgabe ihre Kräfte<br />
übersteigen sollte, wird er den Seeleuten be<strong>im</strong> Rudern helfen, denn es geht doch<br />
nichts über die Kraft, die ein Mann in seinen Armen hat. Damit kann auch eine<br />
Flaute besiegt werden! Er grinst und ruft zu der kleinen Gruppe um Fyanna rüber:<br />
”Aber bitte, übertreibe es nicht! Es reicht ein bißchen Wind, wir brauchen keinen<br />
Orkan oder so etwas in dieser Richtung!” ”Ich fühle mich eher mit dem Element<br />
des Wassers verbunden als mit dem der Luft.” ruft Jurge zurück. ”Aber wenn du<br />
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gerne eine große Flutwelle hättest, sag Bescheid.”<br />
Auch Jurge hat sich Gedanken gemacht, wie man dem Schiff wieder etwas Fahrt<br />
verleihen könnte. Leider sind seine Bemühungen nicht so recht von Erfolg gekrönt:<br />
”So wie ich es sehe ist ein Aeolitus Windgebraus von recht beschränktem Nutzen.<br />
Die durch diesen Spruch erzeugte metaphorische Transition ist leider nur von sehr<br />
kurzer Dauer. Aber den Druiden sagt man ja <strong>im</strong> Allgemeinen nach, Meister der<br />
Wetterkontrolle zu sein. Ich könnte natürlich auch versuchen, einen Luftdschinn<br />
zu beschwören, aber für einen Novizen wie mich, besonders <strong>im</strong> Umgang mit dem<br />
Element der Luft, ist dies eine kaum zu bewältigende Aufgabe. Ich fürchte, wir<br />
müssen einfach auf Swafnir vertrauen, daß er uns günstige Winde schickt. Oder<br />
hast du, Fyanna,” und dabei schaut Jurge der Hexe direkt ins Gesicht, ”die Macht<br />
diese Flaute zu beenden?”<br />
Thamar fühlt sich nicht sehr angesprochen. Rudern gehört nicht zu den dringlichsten<br />
Aufgaben einer Geweihten. Als sie aber sieht, daß andere zaubern wollen,<br />
geht sie hin und erhebt Einspruch: ”Es ist eine Beleidigung Hesindes, Magie zu<br />
gebrauchen, wo das nicht nötig ist. Verschwendet nicht eure Energien, die Götter<br />
werden schon wieder Wind senden, wenn es weitergehen soll. Außerdem sind wir<br />
an Bord, um die Waren zu schützen und nicht, um Tempo zu machen.” ”Tolle Idee<br />
Thamar,” sagt Cantos, ”anderen das Zaubern verbieten und selbst nicht rudern<br />
wollen, das haben wir gern. Laß es sie doch versuchen. Je eher wir in Prem sind,<br />
desto eher kriegen wir unser Geld. Vielleicht wird das ja eine ruhige Reise und wir<br />
begegnen keinen Piraten.” Deion wendet sich ebenfalls an die Hexe. Mit einem<br />
Lächeln auf dem Gesicht sagt er: ”Mylady, auch dich möchte ich bitten, es reicht<br />
ein bißchen Wind, kein Orkan oder so! Ach ja, in welchen Disziplinen sind denn<br />
eure Kräfte überragend?” Dabei kann Deion seine Augen nicht von den wundervoll<br />
geformten Lippen lassen!<br />
Etwas verwirrt dreht Fyanna sich um, ob nicht vielleicht Thamar hinter ihr<br />
steht. Noch nie hatte sie jemand mit ”Mylady” angesprochen. Dann sagt sie:<br />
”Nun, normalerweise reicht ein Aeolitus nur für einen kleinen Windstoß. Wir<br />
müßten den Zauber also schon gleichzeitig ausführen.” Und fügt dann scherzhaft<br />
zu Deion hinzu: ” Meine überragenden Disziplinen? Ein Schelm hat mir den<br />
Spruch für ”Nackedei” verraten, also paß’ auf deine Hosen auf!” Dann lächelt sie<br />
so, wie es fast nur Schelmen können. Deion grinst breit zurück: ”Das war wirklich<br />
ein Schelm, dann werde ich <strong>im</strong>mer nett zu dir sein! Denn wenn ich ohne Hose<br />
da stehe, werden einige Typen hier mächtig neidisch werden und andere wilde<br />
Träume träumen!” Sein Grinsen wird noch breiter. ”Aber gibt es so einen Spruch<br />
überhaupt? Wie wäre es mit einem Beweis? SABU!” ruft er plötzlich. Aber dann<br />
unterbricht er sich selber: ”Uuups, vergeßt es!”<br />
Tira merkt, daß Sabu so schnell nicht zum Bug zurückkehren wird. So steht<br />
sie auf und tapst zu ihm hin. Dann legt sie sich zu Füßen von Sabu und hechelt<br />
träge vor sich hin. Sabu freut sich sehr, als Tira zu ihm kommt. Glücklich schaut<br />
er sie an und sagt ”Gut gemacht, Tira. Leg dich nur etwas hin, es genügt schon,<br />
wenn dein Herr schuften muß!” Dann konzentriert er sich weiter auf das Rudern.<br />
Nachdem Fyanna mit den anderen gesprochen hat spricht Legolas sie wieder an:<br />
”Ich bin zwar selbst nicht so gut bewandert auf dem Gebiet der Pflanzenkunde,<br />
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jedoch wäre es mir eine Ehre Euch bei Euren Streifzügen durch die Natur zu<br />
begleiten”. Er lächelt sei an: ”Vielleicht können wir uns gegenseitig noch etwas auf<br />
dem Gebiet der Heilkunde beibringen?” Da Legolas den Zauber Windmeisterschaft<br />
nicht beherrscht und ein Aeolitus bei einem Schiff keine Wirkung zeigen würde<br />
kann er nicht mit Magie helfen. Und da es nicht die Aufgabe der Gruppe ist, das<br />
Schiff möglichst schnell ans Ziel zu befördern, sondern nur die Fracht zu schützen,<br />
sieht Legolas nicht ein, warum er be<strong>im</strong> Rudern helfen sollte. Er erklärt sich nur<br />
bereit zur Stützung der Moral der Crew etwas auf seiner Flöte zu spielen. Die<br />
restliche Zeit unterhält er sich mit Fyanna oder sitzt, vor sich hin grübelnd, auf<br />
seinem Platz.<br />
Kuno derweil schaut Deion interessiert be<strong>im</strong> ”Balzen”, wie er es insgehe<strong>im</strong><br />
nennt, zu. ”Na, das wird best<strong>im</strong>mt noch lustig!” denkt er sich <strong>im</strong> stillen. Er<br />
versucht aber, sich das breite Grinsen nicht anmerken zu lassen. Zum Rudern hat<br />
Kuno nun wirklich keine Lust, das überläßt er lieber anderen. An Freiwilligen<br />
scheint es ja nicht zu mangeln, und: ”Wer weiß? Vielleicht kann Devon ja eine<br />
freundliche Brise in unser Segel leiten?” Deion bemerkt das Grinsen und lacht<br />
zurück. Dann bemerkt er, daß Kuno überhaupt keine Anstalten macht einen<br />
Seemann be<strong>im</strong> Rudern abzulösen und so ruft er von seiner Bank ein ”Na Klasse, ich<br />
hoffe nur, Du bist nicht <strong>im</strong>mer so faul. Wenn doch, werden wir es dir abgewöhnen<br />
müssen!” herüber. Cantos, der inzwischen ebenfalls rudernd in der Nähe sitzt<br />
mischt sich selbstverständlich ein: ”Wir könnten ihn ans Ruder ketten.” meint er<br />
zu Deion. ”Ich setze mich dann neben ihn und jedesmal, wenn er nicht spurt,<br />
gibt’s einen Satz heiße Ohren.” Er lacht etwas gemein, und wirft einen Blick zu<br />
Kuno.<br />
Thamar hallt <strong>im</strong>mer noch der Vorwurf von Cantos in den Ohren, daß sie einerseits<br />
anderen das Zaubern verbietet und andererseits sich weigert zu Rudern.<br />
Ernst blickt Thamar Cantos in die Augen. Sie scheint mit sich zu ringen, ob<br />
sie ihm antworten soll: ”Ich erwarte nicht von Dir, daß Du es verstehst. Wir<br />
Geweihten haben eine Aufgabe zu erfüllen; wir sind nicht nur die Mittler zwischen<br />
Menschen und Göttern, wir vertreten auch die Götter auf Erden. Das klingt nach<br />
Hochmut, aber es ist schwerer, als es sich anhört. Wenn Menschen in Not sind,<br />
wenn sie Angst haben, wenn sie Freunde oder Angehörige verloren haben, wenn<br />
sie nichts zu essen haben, kurz, in allen Zeiten, in denen es Menschen schlecht<br />
geht erwarten sie von uns Trost, Hoffnung und Rat. Wenn wir helfen wollen, sind<br />
wir darauf angewiesen, daß die Menschen Achtung vor uns haben. Ich meine nicht<br />
Angst, wie die Schergen von Praios Inquisition sie verbreiten, sondern Respekt, von<br />
mir aus nenne es Ehrfurcht. Dafür müssen wir eine Reihe von Auflagen erfüllen,<br />
die nicht <strong>im</strong>mer leicht sind. Ein Geweihter, der rudert, läuft Gefahr, diesen Respekt<br />
zu verlieren. Du wirst auf unserer Reise sehen, daß ich Arbeit nicht scheue,<br />
wo sie notwendig ist. Zu den Auflagen einer Hesinde-Geweihten gehört es, den<br />
Mißbrauch von Magie zu verhindern. Nicht nur dunkle Magie ist Mißbrauch, auch<br />
das Verschwenden der magischen Kraft gehört dazu. Es ist kein Zufall, daß die<br />
Bewohner von Dere nur eine begrenzte magische Macht besitzen. Wir werden<br />
diese Macht vielleicht noch dringend brauchen. Willst Du, daß unserer Zauberer<br />
von ihrer Kraft keinen Gebrauch machen können, wenn wir wirklich in Gefahr<br />
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stecken?”<br />
Derweil verschnaufen einige der Seeleute. Die Pause tut ihnen sichtlich gut.<br />
Die Mannschaft hört halbwegs interessiert zu, wie sich die Gruppe unterhält. Sie<br />
scheint erst einmal abzuwarten und dem Flötenspiel von Legolas zuzuhören. Das<br />
Schiff selbst hat durch die neuen frischen Ruderer mehr Fahrt gewonnen. Da entdeckt<br />
Legolas mitten be<strong>im</strong> Flötenspiel entfernte Segel am Horizont. Er unterbricht<br />
sein Flötenspiel und macht die anderen auf das Schiff aufmerksam. Thamar wird<br />
durch den Ausruf aufgeschreckt. ”Bei der weisen Herrscherin, es könnte früher<br />
der Fall sein, als ich dachte. Laß uns schauen, was da auf uns zukommt.” Mit<br />
diesen Worten eilt Thamar zur Reling. Fyanna bemerkt, daß Legolas nicht mehr<br />
weiterspielt. Sie folgt seinem Blick und starrt dem anderen Segel entgegen. Da sie<br />
keine Flaggen unterscheiden kann, dreht sie sich nach den Matrosen um, um deren<br />
Reaktion zu beobachten. Diese rudern weiter, nur Ettel kleines Fernrohr aus der<br />
Tasche und betrachtet das weit entfernte Segel aufmerksam.<br />
Als Sabu Legolas rufen hört, bittet er jemanden von der Besatzung, ihn abzulösen:<br />
”Entschuldigung, kann mich mal kurz jemand ablösen? Ich habe noch nie auf hoher<br />
See ein Schiff gekreuzt, und ich möchte sicherheitshalber noch mal die Waffen<br />
kontrollieren und Tira an einen günstigeren Ort zu bringen.” Aki kommt herbei<br />
und n<strong>im</strong>mt den Platz ein. Tira wird von der Unruhe angesteckt und fängt an<br />
bellend auf dem Schiff umher zu laufen. Ancoron springt auf und versucht zu<br />
erkennen, was daß für ein Schiff ist. Als er dabei das Ruder losläßt, kommen alle<br />
anderen durcheinander. Die Mannschaft fängt an zu fluchen und wirft Ancoron<br />
wütende Blicke zu. Ancoron bemerkt es kaum, er ist völlig von dem Anblick des<br />
Segels gefangen. Er denkt sich, daß sich auf dieser Entfernung nichts machen<br />
lassen wird, darum beschließt er seinen Langbogen, Pfeile, sowie sein Wolfsmesser<br />
griffbereit zu machen, falls das dort draußen Piraten sein sollten. Nachdem er<br />
seine Sachen griffbereit hingelegt hatte, wendet er sich wieder der Ruderarbeit zu,<br />
aber da er mehr auf das Segel als auf alles andere achtete, kam er ständig aus dem<br />
Takt. Die Anderen sind davon nicht gerade begeistert.<br />
Als Deion merkt, daß die anderen ganz aufgeregt in Richtung Horizont sehen,<br />
blickt er, ohne mit den Rudern aus dem Takt zu kommen, auch dort hin. Als er<br />
das fremden Segel sieht, ruft er den Seemann herbei, damit dieser wieder seinen<br />
Platz an den Rudern übern<strong>im</strong>mt. Dann begibt er sich zu seinen Sachen, legt seinen<br />
Khunchomer und das Schild griffbereit hin, wer weiß, ob dort die Piraten kommen.<br />
Dann wird er sich um etwas zu Essen und natürlich auch um etwas Bier kümmern,<br />
denn rudern macht hungrig und durstig. Außerdem kämpft ein leerer Magen nicht<br />
gut! Als er bei den Vorräten ist, kommt kaum spürbar etwas Wind auf. Kuno kennt<br />
sich auf See ja nun nicht besonders aus, daher muß er auf das Urteil erfahrenerer<br />
Seeleute vertrauen, ob das Segel eine Bedrohung darstellt oder nicht. Für alle<br />
Fälle könnte man ihm ja ausweichen. ”Wenn das andere Schiff auch nur rudert<br />
und wir etwas magischen Wind bekommen, sollten wir leicht entkommen können.”<br />
denkt er sich. Dabei realisiert er nicht, daß ein ruderndes Schiff keine Segel setzt<br />
und daher allenfalls ein Mast sichtbar wäre.<br />
Jurge tritt derweil an die Reling, um eine genauen Blick auf das fremde Schiff<br />
zu werfen. Er hofft zu erkennen, welchen Kurs es eingeschlagen hat. Er denkt<br />
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sich: ”Bei der momentanen Flaute dürfte es eigentlich auch nicht viel schneller<br />
vorankommen, als unser Schiff - wenn überhaupt Ruderer an Bord sind. Aber das<br />
werden wir wohl erst wissen, wenn das Schiff nah genug gekommen ist, damit man<br />
erkennen kann, um was für einen Schiffstyp es sich handelt.” Damit unterliegt er<br />
denselben Trugschluß wie Kuno - und wahrscheinlich auch die meisten anderen.<br />
Jurge wartet ab, bis die Elfen mit ihren scharfen Augen genaueres über das Schiff<br />
berichten können. Auch Cantos wurde von Legolas Ruf aufgeschreckt und eilt<br />
zur Reling, nicht ohne Kuno sein Ruder in die Hand zu drücken. An der Reling<br />
angekommen wirft er einen kurzen Blick zu Thamar, schüttelt nur kurz den Kopf<br />
ob der gerade erfolgten Zurechtweisung und wendet sich an Legolas. ”He, Legolas,<br />
kannst du die Segel erkennen? Oder sogar schon das Schiff? Sag uns was du siehst.”<br />
Als auch Devon die entfernten Segel am Horizont sehen kann, wundert er sich,<br />
wieso sich plötzlich alle aufregen: ”Was ist los? Sind das Piraten? Wartet doch<br />
erst mal ab, wir müssen doch nicht gleich das Schl<strong>im</strong>mste befürchten”, nachdem<br />
er das gesagt hat, läuft er nervös auf dem Deck hin und her. Tira begleitet ihn<br />
dabei wild umhertänzelnd.<br />
Als das Schiff näher kommt n<strong>im</strong>mt der Wind langsam zu. Ettel setzt das Fernrohr<br />
ab: ”Das ist eine Kogge! Die gehört best<strong>im</strong>mt dem Stoerrebrandt. Jedenfalls<br />
haben wir nichts zu befürchten.” Damit wendet er sich von dem Schiff ab und<br />
betrachtet aufmerksam den H<strong>im</strong>mel. ”Ich schätze ihr braucht euch nicht mehr<br />
bemühen”, dabei wirft er einen seltsamen Blick zu Devon hinüber. ”Der Wind<br />
wird wohl halten!” Er ruft seinen Leuten zu: ”Richtet den Mast auf! Und hoch<br />
die Rah!” Schnell sind die Riemen eingeholt und Kuno und Ancoron sind von ihrer<br />
Arbeit erlöst. Dann kommt die Kogge näher, bald ist sie auch mit bloßen Auge zu<br />
erkennen. Deutlich ist der hochbordige Rumpf, die hohen Trutzen und die stark<br />
gekrümmte Vordersteven erkennbar. Als das Schiff etwas beidreht um die Seestolz<br />
zu passieren, wird auch der steile Achtersteven sichtbar. Der Wind hat inzwischen<br />
aufgefrischt und Ettels Leute hießen die Rah. Langsam gleitet die Kogge vorbei<br />
und verschwindet bald am Horizont. Tira beruhigt sich endlich, als Sabu und der<br />
Rest der Gruppe weniger nervös wirken und hört endlich auf umherzulaufen. Devon<br />
tut es ihr gleich. Dann segelt die Seestolz weiter, der Wind scheint zu halten.<br />
Gegen Abend werden die Wolken dichter und schwerer, kurz darauf fängt es an<br />
zu regnen. So werden die Zelte an den Gabelbäumen aufgebaut und die Gruppe<br />
sucht den Schutz der Planen am Bug auf. Die Mannschaft, die nicht gerade mit<br />
dem Segel oder der Takelage beschäftigt ist, tut es ihnen gleich und verschwindet<br />
ebenfalls unter die Planen, nachdem sie die Ladung überprüft haben. Am nächsten<br />
Morgen regnet es <strong>im</strong>mer noch - und auch noch am übernächsten Tag. Doch dafür<br />
hält der Wind. In den Zelten wird es langsam eng. Vorher schon schien der Platz<br />
begrenzt, jetzt ist er min<strong>im</strong>al. Vor dem Zelt schnaubt ab und zu das Pony. Es läßt<br />
den Kopf hängen und bewegt sich kaum. Nur Tira scheint der Regen gleichgültig<br />
zu sein, <strong>im</strong>mer wieder läuft sie hinaus.<br />
In der dritten Nacht wird das Knarren der Knorre plötzlich so stark, daß die<br />
Gruppe wach wird. Der Regen prasselt heftig herab. Als Legolas hinaus sieht,<br />
erkennt er, das die Mannschaft gerade das Segel einholt. Einer von ihnen sieht<br />
Legolas Kopf hervorlugen und ruft: ”Sturm! Es kommt Sturm auf!” Der Wind<br />
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peitscht über die See und treibt die Seestolz vor sich her. Ettels Leute haben alle<br />
Mühe die Rah wieder sicher zu befestigen und der Rudergänger benötigt schon<br />
Hilfe um das Schiff auf Kurs zu halten. Als Legolas den Ruf ”Sturm! Es kommt<br />
Sturm auf!” hört, geht er sofort zu den anderen unter die Plane zurück und warnt<br />
sie. Dann verstaut er seine Sachen in seinen Gürteltaschen und überprüft deren<br />
Verschluß auf Festigkeit. Seine Zweililie befestigt er mit einem Seil. So auf den<br />
Sturm vorbereitet geht er zu Fyanna hinüber und hilft ihr be<strong>im</strong> Sturmfest machen<br />
ihrer Sachen. Thamar fühlt sich in dieser Situation ein wenig ratlos. Soviel sie auch<br />
in der Tempelschule versucht hatte zu lernen, die Ausbildung an Schiffen gehörte<br />
in Neetha nicht zum Lehrplan. Also versucht sie sich und ihr Gepäck so gut wie<br />
möglich gegen den Sturm zu sichern, um nicht von Bord gespült zu werden und<br />
versenkt sich in ein Gebet. Ihr erscheint es am sichersten unter der Plane am Bug<br />
Schutz zu suchen und sich mit einem der Halteseile zu sichern. Kuno überprüft,<br />
ob sein Gepäck noch <strong>im</strong>mer sicher festgebunden und auch sonst sicher ist; und<br />
fragt dann ob er bei etwas helfen kann. Mit roher Kraft kann er nicht dienen, aber<br />
geschickte Finger hat er ja. Doch die Seeleute sind vollauf damit beschäftigt, das<br />
Schiff auf Kurs zu halten und die Ladung, die Riemen und vor allem die Rah zu<br />
sichern. ”Ansonsten”, denkt sich Kuno, ”kann ich ja sowieso nur auf die hoffentlich<br />
erfahrenen Seeleute vertrauen.” Für alle Fälle murmelt er noch ein kleines Gebet<br />
an Phex. Sicher wird dieser Kuno nicht einfach in einem Sturm umkommen lassen.<br />
Als Sabu von dem Sturm hört, sichert er seine Ausrüstung am Körper, befestigt<br />
Tiras Leine an seinem Bauch auf Gurthöhe und kämpft sich dann zum Rudergänger<br />
durch, um ihm be<strong>im</strong> Halten des Ruders zu unterstützen. Dort ist aber kein Platz<br />
mehr und daher versucht er zu seinen Freunden am Bug zurückzukommen, was<br />
ihm nur mit großer Mühe gelingt. Dort bindet er sich mit dem Fesselseil am Schiff<br />
fest. Ancoron packt sein Gepäck sehr sturmsicher auf die Seite und bindet es sehr<br />
gut fest, damit ja nichts über Bord geht. Außerdem bindet er sich selber ein Seil<br />
um die Hüften und dieses dann an das Schiff, damit falls er über Bord gehen sollte,<br />
die anderen ihn sofort hereinziehen können. Deion verstaut seine Sachen ebenso<br />
sicher verstauen. Dann fragt er die Magier: ”Wenn Ihr Wind machen könnt, dann<br />
müßt ihr doch auch etwas gegen zuviel Wind unternehmen können! Also haut rein<br />
und zeigt, was ihr drauf habt.”<br />
Devon steht auf, um seine Sachen schnell sicher unterzubringen. Nachdem er<br />
das erledigt hat, dreht er seinen Kopf ruckartig zu Thamar und spricht: ”Thamar,<br />
ich werde mich jetzt <strong>im</strong> Druidenzauber Wettermeisterschaft versuchen.” Er geht<br />
nach draußen und schaut sich den H<strong>im</strong>mel an. Als er fast zu Boden fällt, da das<br />
Schiff wackelt, beginnt er sich zu setzen, um den Zauber sicher auszusprechen.<br />
Natürlich versucht Devon zu erreichen, daß der Regen und die Blitze aufhören,<br />
der Wind sollte auch ein wenig besänftigt werden. Da sich Devon für den Zauber<br />
dre<strong>im</strong>al <strong>im</strong> Kreis drehen muß, versucht er wieder aufzustehen. Allerdings gelingt<br />
ihm das kaum - eine große Welle schlägt in das Schiff und reißt ihn beinahe von<br />
den Beinen. Nur ein Griff nach einem Seil an der Reling rettet ihn davor, über<br />
Bord zu gehen. Auch die folgenden Versuche sich richtig hinzustellen schlagen fehl.<br />
Es ist einfach nicht möglich auf Deck zu stehen ohne sich irgendwo festzuhalten.<br />
Fröstelnd und naß zieht Fyanna ihre Kleidung zusammen. Schnell bindet sie ihre<br />
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Habseligkeiten an einem Brett fest, und das Brett an das Schiff, aber so das man<br />
den Knoten mit einem Ruck lösen kann. Sie sieht das Hexen- und physischen<br />
Fähigkeiten hier nicht weiter helfen würden, hockt sich zusammengekauert auf den<br />
Boden und harrt der Dinge, die da kommen. Der schnelle Wechsel des Wetters<br />
hat sie ein wenig mißtrauisch gemacht. Als ob da ein böser Dämon seine Finger<br />
<strong>im</strong> Spiel hätte! Aber sie spricht es nicht laut aus, nur ihr Gesicht läßt erkennen,<br />
was sie von dieser Situation hält.<br />
”Scheiße, ein Sturm! Das hat uns gerade noch gefehlt.” flucht Cantos aus<br />
vollem Hals. Er bindet seine Sachen fest, so daß sie nicht über Bord gehen und<br />
schaut kurz nach seinem Pony. Das steht vor dem Zelt am Bug - die Augen sind<br />
geweitet und es stampft unruhig auf den Boden. Cantos bindet es sturmsicher<br />
an. ”Sichert eure Sachen vor dem Sturm. Wer keine Sturmerfahrung hat, sollte<br />
sich auch irgendwo anbinden. Ich gehe zum Steuermann und helfe ihm den Kurs<br />
zu halten.” Auf dem Weg zum Steuermann bemerkt er Devon, der versucht, sich<br />
auf seinen Zauber zu konzentrieren. ”Hoffentlich klappt es” denkt sich Cantos,<br />
sagt aber nichts um Devon nicht zu stören. Am Steuer angekommen will Cantos<br />
den Steuermann helfen den Kurs zu halten. Dort mühen sich schon Ettel, der<br />
Rudergänger und noch ein Mannschaftsmitglied ab. Der Sturm ist so stark, daß<br />
es fast unmöglich ist, das Schiff in den Wind zu halten. Immer wieder droht es<br />
sich querzustellen und dadurch ein leichtes Opfer der fast haushohen Wellen zu<br />
werden. Immer wieder bricht Wasser auf das Deck herab. Aber mehr als 3 Leute<br />
passen nicht an das Ruder. So versucht Cantos zu helfen alle Sachen gegen den<br />
Sturm zu sichern. Er sieht, wie jemand von einer Welle erfaßt wird und fortgespült<br />
wird. Verzweifelt versucht der Mann nach einem Halteseil zu greifen, doch bevor<br />
er es erwischt geht er über Bord.<br />
”Oh je - Swafnir meint es wirklich nicht gut mit uns. Erst die Flaute und<br />
jetzt ein ausgewachsener Sturm. Was kommt als nächstes?” spricht Jurge mehr<br />
zu sich selbst als zu den anderen. Dabei zurrt er noch einmal seine Sachen fest,<br />
um sicherzugehen, daß nichts davon bei dem Sturm über Bord geht. Auch seinen<br />
Zauberstab befestigt er vorsichtshalber an seinem Rucksack, damit er nicht vom<br />
Wasser davongespült wird. Danach verläßt er die Zeltplane, um eventuell an Deck<br />
helfen zu können. Jetzt zahlt es sich vielleicht aus, daß Jurge auf der Akademie<br />
auch eine Ausbildung als Seefahrer erhalten hat. Er sieht gerade wie sich die Rah<br />
losreißt und auf das Deck dicht neben Cantos Pony kracht. Das bekommt Panik,<br />
es wiehert laut auf. Davon alarmiert verläßt Cantos das Heck und kämpft sich<br />
zu seinem Pony. Zusammen mit Jurge setzt er alles daran, es zu beruhigen. Sie<br />
bringen es ganz zum Bug mit unter die Plane, weg von dem splitternden Holz.<br />
Alle von der Gruppe versuchen sich am Bug möglichst gut zu sichern. Es ist<br />
kaum etwas zu erkennen. Da sehen sie plötzlich direkt neben dem Schiff Klippen<br />
aufragen. Ein Ruck geht durch die Knorre und Holz splittert laut. Der Bug bewegt<br />
sich nicht mehr, aber sie sehen, die der Rest der Rah <strong>im</strong> Sturm verschwindet und<br />
Teile der Ladung mit fortreißt. Der Sturm wütet laut; durch das tosende Wasser<br />
hindurch ist zu erkennen, daß große Teile des Schiffes fehlen. Wie durch ein Wunder<br />
scheint jedoch der Bug hoch genug zwischen die Felsen geraten zu sein. Er wird<br />
zwar <strong>im</strong>mer wieder von starken Brechern überschwemmt, doch ist dieser Schiffsteil<br />
23
sicher eingeklemmt. Es stürmt noch ein, zwei Stunden, aber gegen Morgen wird<br />
der Wind schwächer und der Regen hört ganz auf. Als die Gruppe die Plane<br />
zurückschlägt geht gerade die Sonne auf. Das Schiff besteht nur noch aus einigen<br />
traurigen Resten. Nicht weit von den Klippen entfernt ist ein kleiner Sandstrand<br />
sichtbar. Er ist umrahmt von karg bewachsenen Felsen und ein Hügel erhebt sich<br />
und n<strong>im</strong>mt die Sicht. Es ist keine fremde St<strong>im</strong>me zu hören, kein Mensch zu sehen;<br />
die Gruppe ist allein.<br />
Deion verläßt als erster den Unterschlupf am Bug. ”Mann, war das ein Sturm,<br />
habe ich schon lange nicht mehr erleben dürfen. Da erwartet man Piraten und was<br />
gibt einem den Garaus? Ein Sturm! Das Leben steckt doch voller Überraschungen.”<br />
Da diese Knorre wohl nicht mehr in See stechen wird, ist Deion dafür, das Schiff zu<br />
verlassen und an Land zu gehen. Er sieht sich um ob alle noch da und unverletzt<br />
sind, dann schnappt er sich seine Sachen und macht sich abmarschbereit. Sollte<br />
eine der Damen nicht gerne mit nassen Füßen an Land ankommen wollen, wird er<br />
sie gerne hinüber tragen, wenn das Wasser nicht zu tief und die Felsen zu rutschig<br />
sein sollten. ” Übrigens,” wendet er sich grinsend an den Rest: ”hat mich heute<br />
Nacht jemand schnarchen gehört?” Sabu fühlt sich zu schwer beladen, um direkt<br />
so an Land zu schw<strong>im</strong>men - nicht nur, weil er darin nicht so begabt ist. Zuerst<br />
sucht er sich ein paar große Bretter, welche noch schw<strong>im</strong>men. Dabei findet er noch<br />
etwas Werkzeug des Schiffsz<strong>im</strong>mermannes: einen Hammer, 20 Nägel, einen Hobel,<br />
eine Zange und auch etwas Seil. Die Bretter bindet er floßartig zusammen.<br />
Nach dieser schrecklichen Nacht zählt Kuno erst einmal seine Knochen durch<br />
und schickt ein Dankgebet an Phex. Er blickt zweifelnd zum Strand hinüber und<br />
sieht, daß es ca. 50 Meter sind - doch er kann nicht sagen, wie tief das Wasser ist.<br />
Daher beschließt er, lieber Sabu bei dem Floßbauen zu helfen. Zusammen suchen<br />
sie ein Brett, welches sich zum Rudern eignet. Fyanna streckt sich müde, schüttel<br />
die Feuchtigkeit aus den Haaren und registriert langsam, daß die Seelaute fehlen.<br />
Sie stürzt zur Reling, oder was davon übrig ist, blickt Richtung Sandstrand und<br />
schreit laut: ”Hallooooo! Ist dort jemand!” Es könnte ja sein, daß Überlebende an<br />
den Strand gespült wurden. Allerdings bekommt sie keine Antwort. Dann macht<br />
sie sich, wie die anderen auch, daran das Gepäck zu überprüfen. Die Reisegefährten<br />
haben Glück <strong>im</strong> Unglück, denn ihre Besitztümer haben kaum unter dem Salzwasser<br />
gelitten.<br />
Zuerst holt sich Legolas seine Zweililie wieder. Währenddessen überlegt er<br />
sich schon mal ein zwei Möglichkeiten das Wrack zu verlassen. Sollte das Wasser<br />
nicht zu tief sein, will er Fyanna hinüberhelfen. Wenn es so tief ist, daß man<br />
schw<strong>im</strong>men muß und er keine gefährlichen Fische <strong>im</strong> Wasser sieht, will er sich<br />
aus den Trümmern genug Seil besorgen, um die Entfernung Klippe - Strand zu<br />
überbrücken. Dann hat er vor das eine Ende am Schiff zu befestigen und schw<strong>im</strong>mt<br />
mit dem Seil zum Ufer. Gibt es direkt am Strand eine Palme oder etwas ähnliches,<br />
bindet er das Seil fest. Ansonsten hält er selbst das Seil auf Spannung und wartet<br />
bis die anderen auch am Ufer sind. Zuvor ruft er ihnen jedoch noch zu, daß sie<br />
alles, was ihnen als brauchbar erscheint mit hinüber nehmen sollen. ”Swafnir sei<br />
Dank, wir leben noch. Da haben wir noch mal Glück gehabt, Leute. Packt Eure<br />
Sachen zusammen, wir bauen ein Floß.” sagt Cantos zu den restlichen Leuten. Er<br />
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selbst überzeugt sich davon, daß es seinem Pony gutgeht und packt seine Sachen<br />
zusammen. Danach hilft er Sabu und Kuno be<strong>im</strong> Bau des Floßes. Ihm geht die Arbeit<br />
gut von der Hand. Unter Verwendung der gesamten Nägel und des restlichen<br />
Seils ist bald das Floß fertig - und es ist sogar als solches erkennbar. Er wendet<br />
sich an die anderen. ”Die Tiere und Nichtschw<strong>im</strong>mer sollten auf das Floß, wer<br />
schw<strong>im</strong>men kann, soll seine Sachen auf das Floß packen und nebenher mitschw<strong>im</strong>men.<br />
Ihr könnt Euch auch mit einer Hand am Floß festhalten.” Zusammen mit<br />
Sabu schiebt er es vom Schiff. Da die Reste der Knorre schief <strong>im</strong> Wasser liegen,<br />
ist es möglich, es direkt vom Deck ins Wasser zu schieben.<br />
Kuno dreht sich nach den anderen um: ”He, ihr Seebären, weiß jemand, wo<br />
wir sein könnten? Kann dies schon das Festland an der anderen Seite des Golfes<br />
sein? Wenn wir uns alle wieder zusammengerappelt haben, sollten wir uns schnell<br />
einen Überblick vom Gipfel des Hügels verschaffen. Vielleicht wurden noch einige<br />
Überlebende angespült, die unsere Hilfe brauchen, oder wir können uns zumindest<br />
orientieren.” Als er das Zelt verläßt, läßt Legolas seinen Blick über das Meer und<br />
den Strand wandern. Er bemerkt zwar keine Haie oder andere Fische, aber leider<br />
ist das Strand dann doch zu weit - und es ist auch kein Seil mehr zu finden, Sabu<br />
hat schon alles für den Floßbau okkupiert. Daher hilft er auch Sabu be<strong>im</strong> Floßbau.<br />
Sabu schaut sich derweil noch um, ob noch irgendwelche Kisten oder andere<br />
Gegenstände ’rumliegen, welche er dann zu sich nehmen würde. Allerdings scheint<br />
das Werkzeug alles gewesen zu sein. Tira behält er natürlich weiterhin bei sich<br />
angebunden. Und dann versucht er, mit dem Floß und evtl. Passagieren, an Land<br />
zu rudern. ”Bei den Göttern”, stöhnt Devon, ”Das ging gerade noch einmal gut!”,<br />
bringt er schon wieder mit festerer St<strong>im</strong>me heraus. Dann murmelt er seufzend:<br />
”Das Geld können wir uns jetzt wohl malen.” Langsam steht er auf, rudert kurz mit<br />
den Händen, um das Gleichgewicht zu halten, und schaut nach unten aufs Wasser.<br />
Langsam wandert sein Blick zum Strand, der circa 50 Meter entfernt liegt. Jetzt<br />
fällt sein Blick auf das Floß. ”Cantos, das habt Ihr gut hinbekommen!”, ruft er<br />
ihm lächelnd zu. Jetzt überzeugt sich Devon davon, ob noch ein wenig von der<br />
Ladung des nun halben Schiffes an Bord ist - aber Sabu hat schon alles an sich<br />
genommen. Devon beschließt, neben dem Floß herzuschw<strong>im</strong>men und sich mit<br />
einer Hand daran festzuhalten. ”Leute, wie wäre es, wenn wir am Strand ein<br />
Feuer machen würden? Mich friert es.” Nach diesem Satz gähnt er unverschämt<br />
lange und wartet anschließend ab, was passieren wird. Zu guter Letzt meint er<br />
zynisch: ”Wenn uns der Proviant ausgehen sollte, haben wir <strong>im</strong>mer noch Tira.”<br />
Dabei schaut er auf Sabu und zwinkert ihm kameradschaftlich zu. Sabu, der noch<br />
damit beschäftigt war, die Schiffsreste abzusuchen, hört nur den letzten Teil des<br />
Satzes ”... haben wir <strong>im</strong>mer noch Tira”. Er schaut Devon an und bemerkt sein<br />
kameradschaftliches Zwinkern. Darauf antwortet er: ”Wenn Du Lust hast, können<br />
wir nachher zusammen mal die Umgebung erkunden!” ”Klar doch!”, sagt Devon<br />
freudig zu Sabu. ”Bin mal gespannt, was diese Insel für Gehe<strong>im</strong>nisse hält”, setzt<br />
er seinen Satz fort.<br />
”Brrrr”, Thamar schüttelt sich erst einmal, um festzustellen, ob noch alle<br />
Knochen heil sind. Zuerst liegt ihr ein kräftiger Fluch auf den Lippen, aber<br />
langsam kehrt ihre gute Laune zurück. Sie zupft ihr Stirnband zurecht, ordnet<br />
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ihre Kleidung und prüft dann, ob sie zu Fuß an Land waten kann. Andernfalls<br />
hilft auch sie bei Sabus Floß. Bevor sie die Überreste des Schiffs endgültig verläßt,<br />
durchsucht sie die traurigen Überreste noch nach brauchbaren Dingen. ”Mal sehen,”<br />
versucht sie ihre Freunde aufzuheitern, ”auf so einer einsamen Insel lassen<br />
sich vielleicht irre aufregende Dinge finden.” Dann legt sie Devon lächelnd die<br />
Hand auf die Schulter: ”Euer Zauber war beeindruckend, Freund, aber bei Gelegenheit<br />
müßt ihr mir noch mal erklären, warum ihr statt eines ruhigeren Wetters<br />
diesen Felsen zu unserer Rettung gezaubert habt.” Sie hofft dabei inbrünstig, daß<br />
Devon einen Spaß vertragen kann. Fyanna blickt sich nach ihren Habseligkeiten,<br />
insbesondere ihrem Besen um. Sie denkt so bei sich: ”Vielleicht könnte ein kleiner<br />
Erkundungsflug helfen?” Doch dann verläßt sie zusammen mit den anderen die<br />
traurigen Reste der einst so stolzen Knorre. So begeben sich alle ins Wasser oder<br />
klettern auf das Floß. Es ist fast ein Wunder, aber es hält. Auch Tira klettert mit<br />
Sabus Hilfe an Bord - und schüttelt sich erst mal aus. Das Wasser spritzt <strong>im</strong> hohen<br />
Bogen umher. Tira erntet einige unerfreute Blicke, da aber die Leute sowieso<br />
durchnäßt sind, macht es nicht soviel aus. So führt Cantos sein Pony von Deck<br />
und redet derweil beruhigend auf das Tier ein. Es scheut etwas, aber läßt sich<br />
dann doch dazu überreden, die Knorre zu verlassen. Allerdings landet es nicht auf<br />
dem Floß, sondern direkt daneben. So beschließt er, neben ihm herzuschw<strong>im</strong>men.<br />
Sabu und Kuno versuchen mit den behelfsmäßigen Ruder an das Ufer zu paddeln,<br />
dabei helfen die anderen <strong>im</strong> Wasser mit, indem sie das Floß mitziehen.<br />
Das Floß knarrt und knirscht verdächtig. Einige Meter vor dem Strand bricht<br />
es endgültig auseinander und alle stehen erst einmal <strong>im</strong> knietiefen Wasser. Doch<br />
der Rest ist schnell geschafft. Am Strand angekommen, hält Kuno die Augen für<br />
angespültes Strandgut offen. Er sieht einiges halbwegs trockenes Treibholz, aber<br />
auch frisches Holz - vermutlich von der Seestolz. Cantos schlägt vor, daß ein oder<br />
zwei Leute sich einen Überblick über das Gelände verschaffen, während die anderen<br />
ein Feuer entzünden, an dem man sich und seine Sachen trocknen kann. Devon<br />
packt sein Fladenbrot aus. Wie es sich gehört, bietet er den anderen auch etwas<br />
davon an. Der schmale Strand ist aus grobem Sand mit vielen kleinen Steinen<br />
durchsetzt. Er wird an der einen Seite von einigen Felsen begrenzt. Im Felsen<br />
ist eine 2 bis 3 Meter breite Öffnung zu erkennen. Der Hügel ist mit Sträuchern<br />
dicht bewachsen, auch einige kleine windschiefe Bäume krallen sich in den felsigen<br />
Untergrund. Be<strong>im</strong> Näherkommen entpuppen sich die Sträucher größtenteils als<br />
Dornensträucher. Zudem sind auch noch Disteln dazwischen. Am Rand ist ein<br />
kleiner Wildwechsel erkennbar, gerade breit genug für eine Person.<br />
Kuno ist dafür, daß sich zwei bis drei Leute erst einmal kurz umgucken, während<br />
die anderen Feuerholz sammeln. Da scheint ja genug herumzuliegen. ”Wenn wir<br />
dann trocken, satt und frohen Mutes sind, sollten wir die Küste oder Insel gründlich<br />
erkunden.” Kuno will in den Spähtrupp, vielleicht wurden ja einige Wertsachen an<br />
den Strand gespült. Da man ja nie weiß, was einem in der Wildnis begegnen kann,<br />
hat er seinen Degen stets griffbereit am Gürtel. Allerdings sieht er auf den ersten<br />
Blick neben den Steinen nur feuchtes Holz und kleine Muscheln am Strand; es sind<br />
sogar einige hübsche rosafarbene Muscheln dabei. Deion ist erleichtert, daß alle<br />
gesund und munter am Strand angekommen sind. Ihn selbst stört es erst einmal<br />
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nicht, naß zu sein. Er braucht kein Feuer zum Trocknen, das erledigt auch die Luft,<br />
denkt er so bei sich. Aber wahrscheinlich sind die Damen anderer Meinung. Er<br />
grinst in sich hinein. Aber er muß zugeben, mit trockenen Haaren gefielen sie ihm<br />
besser. Dafür findet er ihre nassen Kleider um so besser! Bei diesem Gedanken<br />
wird sein Grinsen noch breiter. Nach einer Weile gelingt es ihm, sich von diesem<br />
Anblick loszureißen und so sieht er sich die näheren Umgebung etwas genauer an.<br />
Zu gern wüßte er, wo sie gelandet sind, aber die Küste kommt ihm nicht bekannt<br />
vor. ”Ob es einen nicht zu beschwerlichen Weg auf den Hügel gibt?” murmelt er<br />
vor sich hin, da er nicht gerne läuft. Aber enttäuscht muß er feststellen, daß der<br />
Wildwechsel wohl um den Hügel herum führt.<br />
Jurge meint zu den anderen: ”Ich glaube, ein warmes Feuer können wir jetzt<br />
alle gebrauchen. Vielleicht sollten wir uns aber auch schon mal ein wenig umsehen.<br />
Wie wär’s, wenn Fyanna mal vom Besen aus die Gegend erkundet?” Jurge<br />
erklärt sich gerne bereit, Feuerholz zu sammeln. Er fängt an, am Strand Treibholz<br />
einzusammeln. Allerdings ist es aufgrund des Unwetters nicht gerade trocken.<br />
Ancoron sieht sich ebenfalls sehr genau am Strand um, ob irgend etwas nützliches<br />
zu finden ist. Außerdem ist auch er dafür ein Feuer zu machen um sich und die<br />
anderen erst einmal aufzuwärmen. ”Danach sollten wir diesen Ort genauer erkunden,”<br />
denkt er sich. So hilft er Jurge erst einmal be<strong>im</strong> sammeln. Fyanna schüttelt<br />
die letzte Müdigkeit aus den Knochen als sie hört, daß sie gebraucht wird. Sie hat<br />
es zwar nicht gern, wenn andere sie be<strong>im</strong> Hexenritt sehen - sie ist schließlich kein<br />
Gaukler - aber diesmal muß es wohl sein. Resolut schnappt sie sich ihren Besen,<br />
sitzt auf und konzentriert sich. ”Deion, du alter Lustmolch, gaffe die Mädels nicht<br />
so an.” kann sich Cantos nicht verkneifen zu bemerken. ”N<strong>im</strong>m deine Waffen,<br />
wir schauen uns mal die Öffnung an. Fyanna kann auf ihrem Besen das Gelände<br />
erkunden, während die anderen das Feuer entfachen und sich trocknen.” ”Warum<br />
denn nicht? Ich gönne mir eben ab und zu was Gutes!” gibt Deion zurück. ”Und<br />
du mußt doch zugeben, sie sehen toll aus, unsere Mädels. Okay, ich werde mitkommen,<br />
aber es ist nicht leicht, sich von den Ladys loszureißen.” ”Klar sehen sie toll<br />
aus. Ich habe schließlich Augen <strong>im</strong> Kopf. Leider ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt<br />
zum bewundern.” erwidert Cantos. Deions Grinsen wird noch breiter. ”Für<br />
so was muß man sich <strong>im</strong>mer ein bißchen Zeit nehmen. So mache ich es jedenfalls!”<br />
Cantos holt seine Waffen und geht noch einmal zu seinem Pony um es kurz zu<br />
streicheln. ”Ich bin gleich wieder da, Kleiner. Paß gut auf den Rest hier auf. Und<br />
laß Tira in Ruhe.” Als Cantos sich zum Gehen umwendet bemerkt er Kuno, wie er<br />
mit seinem Degen in der Hand dasteht. ”Du siehst aus als wenn du mitkommen<br />
willst. Kommst du?” Dann wendet er sich den Felsen zu, um die Öffnung darin zu<br />
erkunden. ”Bin dabei!” antwortet Kuno breit grinsend. ”Endlich passiert etwas!”<br />
Deion wird einen Blick zurück ”Hmmm.. ich frage mich, wieviel Leute so ein Besen<br />
trägt.”<br />
Der Sturm scheint Fyannas Fähigkeiten nicht geschadet zu haben und sie steigt<br />
sanft empor. ”Tut mir leid, Deion, ich nehme aus Prinzip keine Anhalter mit!”<br />
ruft Fyanna während sie sich entfernt. ”Schade” meint Deion, ”Ich hätte mich<br />
best<strong>im</strong>mt auch gut festgehalten!” Cantos schaut ihn an: ”Du fauler Sack. Das<br />
kurze Stück wirst du ja wohl noch laufen können.” Sabu interessiert sich ebenfalls<br />
27
sofort für die Öffnung <strong>im</strong> Felsen. Er ist es ja gewohnt, in Höhlen zu leben. Er bindet<br />
Tira los und läuft mit ihr zuerst kurz die paar Schritt zu dem Wildwechsel, um<br />
zu schauen, ob Tira irgendwelche Spuren aufnehmen kann oder Angst zeigt. Tira<br />
folgt ihm wedelnd und bellt kurz mit ihrer tiefen St<strong>im</strong>me. Sie scheint sich zu freuen<br />
endlich wieder etwas mehr Bewegungsmöglichkeiten zu haben. Am Wildwechsel<br />
angekommen, schnüffelt sie etwas herum. Aber da Sabu stehengeblieben ist wirkt<br />
sie nicht besonders begeistert. Sie scheint noch nicht einmal irgendwelches Wild<br />
zu wittern. So wendet sich Sabu auch dem Höhleneingang zu. Tira läuft mit ihm<br />
mit und springt auch kurz an ihm hoch. Dabei wirkt es ganz kurz so als ob sie ihn<br />
umwerfen würde, weil sie fast höher springt als der Zwerg groß ist. Aber Sabu hat<br />
dazu dann doch einen zu festen Stand. Die junge Olporterhündin rennt voraus um<br />
gleich wieder zu ihrem Herrn zurückzukehren. Sie schleppt Treibholz an um damit<br />
zu spielen um gleich darauf eine Welle, die auf den Strand schlägt, anzubellen.<br />
Verspielt wie junge Hunde sind, findet sie genug zu tun.<br />
”Ah”, bringt Devon heraus, ”Sabu, wie wäre es, wenn wir uns mal dorthin<br />
begeben?” Er deutet auf den Hügel und den Wildwechsel. ”Mich würde es wirklich<br />
interessieren, was sich so alles auf der anderen Seite befindet. Vielleicht kann ich<br />
dort sogar ein paar nützliche Kräuter ausfindig machen.”, grinst Devon, ”Diese<br />
würden uns sicher in jeder Hinsicht helfen.” ”Wie wäre es mit einem schönen<br />
heißen Kräutertee?” mischt sich Jurge ein ”Ich bin gerne bereit, Dir be<strong>im</strong> Suchen<br />
zu helfen. Vielleicht finden wir auf dem Hügel etwas. Von da aus hat man best<strong>im</strong>mt<br />
einen guten Überblick über die Landschaft. Wenn wir Glück haben, sind wir<br />
auf Hjalland gestrandet. Dann könnten wir uns bis Ljasdahl <strong>im</strong> Norden der Insel<br />
durchschlagen. Allerdings liegt Hjalland ziemlich weit ab von der Route <strong>Thorwal</strong><br />
Prem - es gibt <strong>im</strong> Golf von Prem auch noch jede Menge kleiner unbewohnter Inseln.”<br />
Sabu antwortet Devon: ”Devon, ich würde lieber zuerst die Höhle erforschen.<br />
Vielleicht können wir dort übernachten. Komm doch mit!” Dann schaut er sich<br />
um, ob etwas Brennbares ’rum liegt. Aber das Holz am Strand ist zu naß um es<br />
als Fackel verwenden zu können. So n<strong>im</strong>mt er seine Pechfackel, und zündet es an<br />
und geht mit denjenigen, die in die Höhle wollen, in die Höhle. Auch Thamar<br />
schließt sich Sabu bei der Erforschung des Felsspalts an. ”Hm, am besten gehst<br />
Du dann mit den beiden <strong>Thorwal</strong>ern. Ich werde mich doch mal zu den Sträuchern<br />
begeben, um ein paar Kräuter zu suchen. Ich liebe Kräuter”, sagt Devon zu Sabu<br />
und schnauft die frische Luft ein.<br />
Am Strand angekommen schüttelt sich Legolas erst einmal, um das Wasser aus<br />
seiner Kleidung zu bekommen. Ansonsten stört er sich erst einmal nicht weiter an<br />
der nassen Kleidung, da er aus seiner He<strong>im</strong>at schl<strong>im</strong>meres gewöhnt ist. Schließlich<br />
friert nicht mehr, aber warm ist es auch nicht unbedingt. Gerade das der eigene<br />
Atem nicht mehr sichtbar ist. Er kaut noch an dem Fladenbrot von Devon herum<br />
und bedankt sich noch mal bei ihm. Dann fügt er hinzu: ”Ich helfe Dir be<strong>im</strong><br />
Kräuter suchen, vielleicht findet sich ja auch noch etwas Brennholz.” Mit diesen<br />
Worten n<strong>im</strong>mt er seine Zweililie und macht sich auf den Weg zum Wildwechsel.<br />
Devon freut sich, einen Gleichgesinnten gefunden zu haben und läuft freudig<br />
neben Legolas mit zum Wildwechsel. Legolas meint: ”Mit den verschiedenen<br />
Kräuterarten kenn’ ich zwar nicht aus, jedoch sollten wir zumindest <strong>im</strong>mer zu<br />
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zweit Erkundungen unternehmen, wir wissen ja nicht, was uns hier erwartet”.<br />
Die beiden <strong>Thorwal</strong>er, Sabu, Kuno und Thamar laufen die 100 Schritt zum<br />
Höhleneingang. Der Zwerg geht mit der Fackel in der Hand voran. Dann wuselt<br />
Tira zwischen den Beinen der anderen durch und drängelt sich nach vorne. Dabei<br />
läuft sie Sabu beinahe vor die Füße. In der Höhle ist zu erkennen, daß sie nicht<br />
sehr groß ist. Direkt nach dem Eingang erweitert sich der Durchgang auf fast 5<br />
Schritt um sich nach knapp 10 Schritt wieder plötzlich zu verengen. Nach gut<br />
20 Schritt ist das Ende der Höhle erreicht. Auf dem Boden liegen einige größere<br />
Steine, es liegt auch von früheren Hochwassern hinein geschwemmtes Holz auf dem<br />
Boden. Die Wände der Höhle sind sehr unregelmäßig und es stehen einige große<br />
Ecken hervor, an denen man sich leicht stoßen kann. Die Decke ist teilweise bis<br />
zu 4 Schritt hoch. Alles <strong>im</strong> allen scheint die Höhle hervorragend als Lagerplatz<br />
geeignet zu sein.<br />
Jurge und Ancoron haben inzwischen etwas Treibholz zusammengesucht, doch<br />
es ist doch noch ziemlich feucht. Ancoron ist sich sicher, daß damit kein raucharmes<br />
Feuer zu entfachen ist. So entschließen sich beide am Höhleneingang nachzusehen,<br />
ob der Boden dort etwas trockener geblieben ist. Sie stellen erfreut fest, daß<br />
dort wirklich sehr viel geeigneteres Holz ist. So folgen sie den vier anderen in<br />
die Höhle und sammeln dort genügend Vorrat für ein kräftiges Feuer. Ancoron<br />
bereitet einen kleinen Holzstoß zum Feuer machen vor und legt den größeren Teil<br />
des Holzes griffbereit daneben. Dann bittet er Sabu kurz um die Fackel, um das<br />
Lagerfeuer zu entfachen. Bald brennt es und, da das verwendete Holz trocken<br />
genug war, ist fast kein Rauch sichtbar. Endlich wird es wärmer und die Jurge<br />
und Ancoron genießen die Früchte ihrer Arbeit. Denn schließlich sind die Kleider<br />
doch etwas klamm geworden.<br />
Fyanna hat sich derweil fast 50 Schritt hoch in die Luft begeben und folgt<br />
ebenfalls dem Wildwechsel. Sie versucht sich so einen<br />
Überblick zu verschaffen,<br />
was hinter dem Strand liegt und wohin der Pfad führt. Schnell läßt sie Devon<br />
und Legolas hinter sich. Eine felsige Landschaft liegt vor ihr, der Wildwechsel<br />
verschwindet stellenweise fast. Aber er scheint nach ungefähr 2 Meilen an einem<br />
Wasserlauf zu enden. Aber auch dort ist außer einem Karnickel kein Leben zu<br />
sehen. Das Stückchen Land, daß Fyanna sehen kann, ist unbewohnt. So schnell<br />
aber gibt sie nicht auf. Sie fliegt weiter in das Landesinnere, wobei sie den Bach<br />
<strong>im</strong> Auge behält. Der schlängelt sich zwischen 2 höheren felsigen Hügeln - es sind<br />
schon beinahe Berge - hindurch. Als sie den einen hoch fliegt entdeckt sie von<br />
weitem auf dem anderen eine Art Aussichtsplattform, die aber nicht besetzt zu<br />
sein scheint. Allerdings ist es auch noch sehr früh. Die Sonne ist gerade erst<br />
aufgegangen, also wird es wohl ungefähr 6 Uhr sein. Doch die Sonne ist noch nicht<br />
sehr kräftig. Zudem ist es hier oben am Berg wesentlich windiger als am Strand<br />
oder über dem Wildwechsel und damit natürlich auch kälter.<br />
Neugierig späht sie weiter und bemerkt am Fuße des Hügels nicht weit vom<br />
Bach eine Art Hütte. Allerdings kann sie von ihrem jetzigen Aufenthaltsort nicht<br />
sehr gut sehen. Und zudem werden ihre Hände doch etwas steif wegen dem Wind,<br />
der Kälte und Nässe. Nicht das sich Fyanna nicht mehr festhalten könnte, aber<br />
es wird unbequem. Obwohl - wann ist ein Besen jemals bequem? Aber so rote<br />
29
Ohrmuscheln sind vielleicht doch nicht modern heutzutage. Und zu ihrem Cape<br />
passen sie auch nicht. Sie ist jetzt best<strong>im</strong>mt schon 20 Minuten unterwegs, aber zu<br />
Fuß hätte sie dafür einige Stunden benötigt. Da ist sie sich ziemlich sicher.<br />
Devon und Legolas erkunden derweil den Wildwechsel zu Fuß. Sie finden dort<br />
allerdings kein Holz. Dafür haben sie Mühe durchzukommen. Immer wieder<br />
bleiben sie an den Büschen hängen und ohne ein scharfes Schwert oder einem<br />
Säbel ist das weiterkommen sehr schwierig. So fluchen die beiden <strong>im</strong> Stillen und<br />
kämpfen sich durch. Den beiden wird so langsam aber sicher doch etwas kalt in<br />
den nassen Kleidern. Schließlich ist es doch etwas zu frisch. Doch sie geben nicht<br />
auf. Nach einer Viertelstunde kommen sie an eine Stelle, wo der Wechsel etwas<br />
mehr Platz bietet und Devon entdeckt erfreut einige Tarnelen. Allerdings blühen<br />
sie nicht und dadurch ist deren heilkräftige Wirkung nicht besonders hoch. Als<br />
sich die beiden umsehen, sehen sie einige hundert Schritt weiter vorn einen großen<br />
Felsen hinter dem der Wildwechsel verschwindet.<br />
Nachdem jetzt endlich ein schönes warmes Feuer brennt, macht es sich Jurge<br />
erst einmal in der Höhle gemütlich. Er hängt seine Kleidung irgendwo zum Trocknen<br />
auf und versucht bei seinem Proviant irgendwas zu finden, daß das Salzwasserbad<br />
einigermaßen gut überstanden hat. Natürlich bietet er auch dem Rest der<br />
Gruppe etwas davon an. Ansonsten heißt es wohl warten, bis Fyanna, Legolas<br />
und Devon zurückgekehrt sind. Besonders davon, was Fyanna berichtet, hängt<br />
ja wohl das weitere Vorgehen ab. Eventuell könnte man noch einmal zum Schiffswrack<br />
zurückkehren - vielleicht kann man da noch einiges Nützliches finden.<br />
Sabu löscht nach dem Anzünden des Feuers die Fackel, schließlich ist sie noch<br />
fast wie neu. Dann wärmt er sich am Feuer auf und trocknet ebenfalls seine Kleider.<br />
Zu guter Letzt untersucht er noch die Höhle nach irgendwelchen Hinweisen, ob hier<br />
schon mal jemand war und nach Verstecken. Dabei begleitet ihn Deion. Allerdings<br />
ist nicht viel zu finden: Die Höhle wird offensichtlich <strong>im</strong>mer mal wieder überflutet.<br />
Teilweise ist sogar getrockneter Seetang auf dem Höhlenboden zu erkennen. So gibt<br />
er seine unergiebige Suche bald auf und spielt noch ein wenig mit Tira stockwerfen.<br />
Das ist ja auch vom Feuer aus machbar - und so hat Tira ihren Spaß und Sabu<br />
die Wärme. Jetzt am Feuer merkt er erst, wie kalt ihm wirklich war.<br />
Cantos geht zum Strand um Brom und seine restliche Ausrüstung zu holen.<br />
Kuno hilft Cantos be<strong>im</strong> Tragen, um das Pony muß er sich allerdings selber kümmern,<br />
Kuno hat kein besonders glückliches Händchen mit Tieren - dafür aber mit Karten<br />
und Taschen, wie er selbstsicher denkt. Das Pony ist inzwischen munterer geworden<br />
- und so fängt es am Höhleneingang an vorsichtig etwas freßbares zwischen den<br />
Disteln zu suchen. Nachdem es wirklich einige Grasbüschel zwischen den Gestrüpp<br />
findet, rupft es etwas ab und kaut dann auf einigen Halmen herum. ”Laßt uns<br />
warten bis Fyanna, Devon und Legolas zurückkommen. Vielleicht haben sie etwas<br />
entdecken können, was uns weiter hilft.” sagt Cantos. So machen es sich<br />
beide, als sie wieder bei der Höhle angekommen sind, am Feuer bequem. ”Oh, mit<br />
dieser Höhle haben wir aber Glück gehabt,” meint Kuno zu den anderen, ” einen<br />
besseren Unterschlupf kann man sich kaum wünschen. Wir sollten warten, bis die<br />
anderen von ihren Erkundungen zurückkehren und dann beratschlagen, was zu tun<br />
ist. Unser ”Spähtrupp” würde sich best<strong>im</strong>mt über etwas heißen Tee freuen, mal<br />
30
sehen, wie weit meine Kochkünste reichen.” fügt er lächelnd hinzu. ”Wenn dies<br />
eine kleine, unbewohnte Insel sein sollte, können wir ja mit dem nassen Holz ein<br />
stark rauchendes Signalfeuer machen. Falls es sich um eine größere bewohnte Insel<br />
handelt, suchen wir am besten nach Bewohnern, die uns weiterhelfen können. Es<br />
kann aber auch sein, daß wir hier in der Nähe eines Piratennestes gelandet sind,<br />
also sollten wir stets wachsam sein!”<br />
Auch Thamar macht es sich am Feuer bequem und verspeist eine ihrer Rationen.<br />
Kuno tut es ihr gleich. Dann versucht Thamar, bis zu Fyannas Rückkehr<br />
und der anderen eine Runde zu schlafen, in der letzten Nacht ist sie dazu ja kaum<br />
gekommen. Deion gesellt sich zu ihr und macht es sich ebenfalls an dem Feuer,<br />
welches die anderen entfacht haben, gemütlich. Er wärmt sich auf und trocknet<br />
seine Sachen. Da nichts besonderes passiert, hält er ebenfalls ein kleines Nickerchen.<br />
Devon und Legolas sind derweil <strong>im</strong>mer noch auf dem Wildwechsel unterwegs.<br />
Devon wendet seinen Kopf in Legolas’ Richtung: ”Weißt Du den Weg zurück”,<br />
fragt er gespannt. ”Den Weg zurück zu finden dürfte kein Problem sein, da wir<br />
überall Spuren hinterlassen haben.” antwortet Legolas. Devon ist <strong>im</strong> Moment ein<br />
wenig ratlos und begibt sich zum Felsen, um sich kurz ein wenig auszuruhen. Von<br />
dort aus sieht er nur einige weitere Felsen, die ihm die Sicht fast völlig versperren.<br />
Als er so stillsteht wird ihm noch kälter. Die Finger sind schon ganz klamm und die<br />
nassen Kleider scheinen die ganze Wärme aus den Körper zu saugen. Legolas geht<br />
es nicht anders und so meint er zu Devon: ”Wir sollten besser wieder zurückgehen,<br />
vielleicht kann uns ja Fyanna mehr über die Umgebung erzählen.” Schließlich fügt<br />
er noch hinzu: ”Hoffentlich haben die anderen schon ein Feuer gemacht.” Mit<br />
diesen Worten macht er sich auf den Weg zurück zum Strand und von dort zur<br />
Höhle. Der Rückweg ist anstrengend - aber er ist leicht zu finden. So schlagen sie<br />
sich wieder durch. Unterwegs n<strong>im</strong>mt Devon die Tarnelen wie selbstverständlich<br />
mit. Legolas würde ihm gerne helfen, aber es sind so wenig, das es nicht nötig ist.<br />
Fast 40 Minuten nachdem sie losmarschiert sind, kommen sie wieder am Strand an<br />
und gesellen sich zu den anderen. Endlich wieder Wärme! Zitternd drängen sich<br />
beide an das Feuer und strecken ihre Hände der Hitze entgegen. Endlich vertreibt<br />
das Feuer die Kälte aus ihren Gliedern und auch die Kleider trocknen langsam.<br />
Den heißen Tee können die beiden gut brauchen und nach einer guten Stunde geht<br />
es den beiden endlich besser.<br />
Fyannas Hände werden langsam sehr klamm so hoch oben in der Luft. Daher<br />
beschließt sie zurückzukehren. Sie will den anderen unbedingt von der Hütte<br />
erzählen, die sie am Fuße des einen Hügels entdeckt hat. ”Vielleicht sind die anderen<br />
ja schon zufällig auf den Besitzer gestoßen”, grübelt sie so vor sich hin. So<br />
wendet Sie und fliegt zum Strand.<br />
Währenddessen fangen die beiden <strong>Thorwal</strong>er an, sich Sorgen um die Hexe zu<br />
machen. Als Deion nach einer knappen halben Stunde wieder wach wird, fällt ihm<br />
auf, daß Fyanna noch nicht zurück ist. Sollte sie sich mit ihrer Rückkehr zu viel<br />
Zeit lassen, macht er den Vorschlag, aufzubrechen und sie zu suchen, vielleicht<br />
braucht sie unsere Hilfe. ”Hmmm....weiß jemand, in welche Richtung sie flog?”<br />
Jurge ist sehr zufrieden damit, daß seine Sachen endlich wieder trocken sind und<br />
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daß sein Hunger fürs erste gestillt ist. Neugierig befragt er Legolas und Devon<br />
über das, was sie entlang dem Wildwechsel gefunden haben. Doch <strong>im</strong>mer wieder<br />
begibt er sich zum Höhlenausgang, um den H<strong>im</strong>mel über der Küste mit den Augen<br />
abzusuchen. ”Langsam mache ich mir Sorgen um Fyanna. Sie sollte nicht so lange<br />
alleine unterwegs sein. Besonders nicht nach der letzten Nacht. Ich werde mal<br />
versuchen, einen Weg auf den Hügel zu finden. Vielleicht kann ich Fyanna von<br />
dort aus sehen. Begleitet mich jemand?”<br />
Auch Cantos fühlt sich mittlerweile ausgeruht genug um etwas unternehmen<br />
zu können. Seine Sachen verstaut er in seinem Seesack und macht sich auf den<br />
Weg zum Höhlenausgang. ”Leute da muß was passiert sein. Vielleicht ist sie ja<br />
abgestürzt und braucht unsere Hilfe. Wir sollten den Pfad entlanglaufen und sie<br />
suchen. Hierbleiben können und wollen wir ja wohl nicht.” Thamar hat sich noch<br />
nicht ganz ausgeruht, da schlägt sie ebenfalls vor, daß, wenn Fyanna nicht bald<br />
zurück ist, sich in Gruppen aufzuteilen und die Insel sternförmig zu durchkämmen.<br />
Außerdem schlägt sie den anderen vor, dauerhaft einen anderen, sicheren Platz<br />
zu suchen und das Gepäck höherzulagern. ”Wenn die Höhle das nächste Mal<br />
überflutet wird, sollten wir weg sein.” argumentiert sie.<br />
Kurz bevor die Helden aufbrechen, kommt endlich Fyanna zurück. Erleichtert<br />
wird sie von den anderen begrüßt. Schließlich war sie fast eine Stunde unterwegs!<br />
Ganz kalt ist ihr und ihr Gesicht erstrahlt fast, als sie das Feuer sieht. Gleich setzt<br />
sie sich ans Feuer um sich aufzuwärmen. Während sie die Hitze richtig genießt und<br />
ihre Sachen langsam trocknen, erzählt sie den anderen, was sie so alles gesehen hat.<br />
Dann will sie sich erst einmal ausruhen. Jetzt gleich wieder aufbrechen würde sie<br />
viel zu sehr anstrengen. Schließlich hat sie nicht vor, sich durch eigene Dummheit<br />
eine Triefnase zu holen... Nachdem Sabu sich aufgewärmt hat und auch Tiras<br />
Spieltrieb befriedigt ist, ruft er in die Runde: ”Wir sollten den Strand abgehen,<br />
um ihn nach Tierspuren und Strandgut abzusuchen. Wir müssen etwas zu essen<br />
finden! Kommt jemand mit?” Er wartet auf die Antworten der Anwesenden. Da<br />
Deion sowieso die Höhle verlassen wollte, schließt er sich an. Fyanna ist noch viel<br />
zu geschafft und auch der Rest scheint nicht begeistert zu sein. Bevor Deion Sabu<br />
folgt und die Höhle verläßt, versucht er herauszubekommen, wann die nächste<br />
Flut ist. Allerdings ist das so auf Anhieb nicht festzustellen. Er kann nicht sagen,<br />
ob daß Wasser gestiegen ist seitdem sie an Land sind. So lagert er seine Sachen<br />
vorsorglich höher, damit sie nicht naß werden. Er st<strong>im</strong>mt Thamar zu, daß es besser<br />
wäre, ”wenn wir einen besseren Ort zum Lagern finden.” Nachdem es Legolas<br />
wieder warm ist, ißt er erst einmal eine Kleinigkeit. Bis Die beiden zurückkehren,<br />
zieht er sich in ein Eck’ der Höhle zurück und meditiert.<br />
Die beiden ”Jäger” gehen dann von der Höhle aus nach rechts und klappern den<br />
Strand ab, wobei sie Tira selbstverständlich mitnehmen. Sabu hält dabei ständig<br />
Ausschau nach Tierspuren. Und tatsächlich - es dauert nicht lang und er entdeckt<br />
Kaninchenspuren. Er befielt Tira still zu bleiben und ihm nicht weiter zu folgen<br />
und macht seinen Kurzbogen schußbereit. Langsam schleichen sie weiter - und<br />
tatsächlich entdecken die beiden bald ein Orklandkarnickel zwischen den Disteln.<br />
Fast 50 Schritt ist es entfernt. Und so versuchen beide so leise wie möglich näher<br />
an das Tier heranzukommen. Doch sie sind noch fast 30 Schritt entfernt, als es<br />
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unter Sabu’s Füßen zu laut raschelt. Da waren doch tatsächlich noch Laub und<br />
Holzteilchen auf dem Boden! Das Kaninchen schreckt auf und schnell versucht<br />
Sabu noch, es zu erwischen. Der Pfeil schnellt von der Sehne - doch er fliegt weit<br />
daneben. Fluchend stapft Sabu hin und sucht den Pfeil... Scheinbar war das Ziel<br />
doch etwas zu klein für diese Entfernung... Jedenfalls für ihn.<br />
Etwas weiter endet der Strand in einem Gewirr von Dornen und unerkl<strong>im</strong>mbaren<br />
Felsen. So scheint der einzige Weg, de vom Strand wegführt, dieser eine<br />
Wildwechsel zu sein... So kehren beide um und machen sich wieder auf den<br />
Rückweg. Nach mehr als 2 Stunden treffen sie an der Höhle ein. Leider ohne<br />
Beute... Ancoron ist der Meinung, das wir nach dieser kleinen Aufwärmung und<br />
einem kleinen Nickerchen endlich mal diese Insel erforschen sollten, ”denn wenn<br />
wir hierbleiben würden, ist das best<strong>im</strong>mt nicht so gut.” Bevor wir uns auf den Weg<br />
machen, geht Ancoron zum Schiffswrack zurück. Allerdings ist vom Strand aus<br />
nicht so viel davon zu sehen... Auch am Strand sieht er keine Überlebende und bis<br />
auf feuchtes Holz und Seetang ist nichts am Strand zu finden. Während Ancoron<br />
am Strand entlang marschiert, versucht er sich in einem kleinen Flötenspiel. Diese<br />
Melodie klingt recht hübsch. So spazierengehend entdeckt er hier und da noch<br />
wirklich schöne Muscheln; er bewundert zwar deren Schönheit, aber für wertvoll<br />
hält er sie nicht. So entfernt er sich nicht allzuweit von der Gruppe.<br />
Fyannas Erzählung macht Thamar neugierig. ”Ist ja Klasse, wenn wir hier<br />
nicht die einzigen Lebewesen sind. Vielleicht entdecken wir ja sogar eine neue<br />
Kultur. Ich fange gleich an, ein Reisetagebuch zu schreiben.” Sie macht sich einige<br />
Notizen über ihre bisherigen Erlebnisse in einem Buch, dessen Einband mit der<br />
grün-goldenen Schlange Hesindes verziert ist. ”Langsam wird es Zeit, wir sollten<br />
zur Hütte marschieren, die Fyanna entdeckt hat, den wo eine Hütte ist, da sollte<br />
auch jemand sein der sie bewohnt und der uns vielleicht weiterhelfen kann”, sagte<br />
Ancoron in die Runde in der Hoffnung, das die anderen diesen Vorschlag annehmen<br />
würden. ”Ich finde es nicht so toll überhaupt nicht zu wissen wo ich mich befinde.<br />
Allerdings kann es natürlich sein, das die Hütte verlassen ist und sie niemand mehr<br />
bewohnt, ich hoffe inständig, daß das nicht so ist.” Jurge st<strong>im</strong>mt dem zu: ”Jetzt wo<br />
die ganze Gruppe wieder beisammen ist und sich alle ein wenig aufgewärmt haben,<br />
sollten wir uns die Insel einmal näher ansehen.” Da sich sowieso gerade alle bereit<br />
machen, dem Wildwechsel zu folgen, packt auch Jurge seine Sachen zusammen<br />
und verläßt zusammen mit den anderen die Höhle. ”Vielleicht haben wir Glück<br />
und der Wildwechsel führt uns direkt zu der Hütte. Wenn der Besitzer noch lebt,<br />
kann er uns best<strong>im</strong>mt sagen auf welcher Insel wir uns befinden.” Kuno ist auch<br />
sofort dabei. Er schnappt sich seine Sachen und geht voran. Am Wildwechsel<br />
wartet er auf die anderen.<br />
Deion st<strong>im</strong>mt Ancoron ebenfalls zu und ist auch dafür, die Höhle endlich zu<br />
verlassen und versuchen herauszubekommen, wo sie sich überhaupt befinden...<br />
Außerdem wird es ihm so langsam zu langweilig hier. Dann erkundigt er sich bei<br />
Fyanna, ob es ihr nun wieder besser geht und ob er noch etwas für sie tun kann, z.B.<br />
seinen Arm um ihre Hüfte legen zum wärmen. Dabei lächelt er sie an und versucht<br />
verführerisch zu wirken. ”Na los, worauf warten wir noch? Laßt uns zur Hütte<br />
gehen.” unterbricht Cantos den Flirtversuch von Deion. Seine Sachen hat er bereits<br />
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gepackt und er packt sie gerade dem Pony auf den Rücken. Nachdem er Brom<br />
beladen hat, wartet er abmarschbereit auf die anderen. Selbstverständlich vergißt<br />
auch Deion nicht, seine Sachen aus der Höhle mitzunehmen. Er fragt Cantos, ob<br />
er sein Bündel von Brom tragen lassen kann. ”Und du bist doch ein fauler Sack,<br />
Deion. Warum sollte Brom deine Sachen tragen, wenn die anderen ihr Gepäck<br />
selber tragen?” ”Ich bin nicht faul!” wehrt sich Deion. ”Und warum die anderen<br />
ihr Gepäck selber tragen sollen? Vielleicht, weil ich als einziger gefragt habe?” Er<br />
grinst Cantos spitzbübisch an. Doch der läßt sich nicht beirren: ”Wenn wir allein<br />
unterwegs wären, wäre das etwas anderes. Außerdem bist du ein <strong>Thorwal</strong>er, also<br />
sei ein Mann und trag deine Sachen selbst.” Charmant lächelnd wendet er sich den<br />
Damen zu und fragt sie, ob Brom vielleicht ihre Sachen tragen dürfte. ”Danke,<br />
<strong>im</strong>mer wieder Dank junger Mann! Sehr nett von Ihnen.” grummelt Deion vor sich<br />
hin. ”Und jetzt auch noch mit meinen Ideen schle<strong>im</strong>en!”<br />
Als Devon hört, daß die anderen zur Hütte gehen wollen, holt er schnell sein<br />
Gepäck, um möglichst rasch fertig zu sein. Ein bißchen mulmig ist ihm schon, wenn<br />
er an die Hütte denkt. ”Wer will hier draußen schon wohnen, außer irgendwelche<br />
unschönen Gauner?”, denkt er sich. Nachdem Thamar fertig mit dem Schreiben<br />
ist, steht sie auf und schultert ihr Gepäck. ”Wenn der Wildwechsel der einzige<br />
Weg hier heraus ist, dann gibt er uns auch die beste Möglichkeit, Wild zu finden.<br />
Wahrscheinlich führt er uns sogar zu einer Trinkstelle, denn das Wasser könnte<br />
ein größeres Problem werden als der Proviant.” Als Ancoron bemerkt, daß er sein<br />
Bündelchen beinahe vergessen hätte, holt er sich dasselbige und fragt bei Fyanna<br />
nach ob er ihr be<strong>im</strong> Tragen nicht behilflich sein könnte. Sabu freut sich schon<br />
richtig, mit festem Boden unter den Füßen und in der freien Natur eine kleine<br />
Wanderung zu machen. Er kontrolliert, ob er noch alles hat, n<strong>im</strong>mt Tira an die<br />
Leine und geht dann mit der Gruppe los. Dabei hält er <strong>im</strong>mer Ausschau nach<br />
frischen Tierspuren. Irgendwie hofft er ja doch noch ein halbtotes Kaninchen zu<br />
finden, daß selbst für ihn erreichbar ist.<br />
Fyanna geht es wieder besser. Etwas mühsam steht sie auf und streckt sich.<br />
”Ich werde Ancoron folgen. Wir sollten zu der Hütte gehen und nachsehen, ob dort<br />
jemand lebt. Ein Karnickel habe ich unterwegs auch gesehen, also vielleicht haben<br />
wir dort mehr Jagdglück. Der Marsch wird aber ein paar Stunden dauern, und<br />
in den Bergen war es auch kühler. Wir sollten also auf unsere Kleidung achten.”<br />
Spricht’s und geht aus der Höhle um Ancoron zu finden. Als Legolas hört, daß<br />
Fyanna aufbrechen will, steht er auch auf und geht zu ihr hinüber. Dann fragt<br />
er sie freundlich: ”Darf ich euch begleiten?”. Nachdem durch Sabu schon geklärt<br />
ist, daß der Wildwechsel der einzige Weg vom Strand weg ist, schlägt die Gruppe<br />
gleich diese Richtung ein. Alle hintereinander trotten sie den Weg entlang. Kuno<br />
geht voran. Und diesmal kommen sie besser voran. ”Ein Rapier ist doch etwas<br />
besser geeignet, um sich einen Weg durch die Büsche zu schlagen als irgendwelche<br />
Stöcke...” denkt er bei sich. Nach gut 10 Minuten sieht er einen großen Felsen vor<br />
sich. ”Das muß der Felsen sein, bei dem die beiden gewendet haben” denkt er bei<br />
sich. Der Pfad schlängelt sich durch die Felsen hindurch. Langsam wird die Erde<br />
fruchtbarer. Auch die Dornensträucher werden weniger. Und die Disteln weichen<br />
saftigen Grün. Junger Löwenzahn, Gundelrebe, aber auch Scharbockskraut und<br />
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Schafgarbe wächst zwischen dem Gras. Brom rupft gleich etwas aus und kaut vor<br />
sich hin, während er weiter hinter Cantos her trottet. Legolas sammelt während<br />
des Marsches etwas von frischem Gemüse ein und versucht sich nebenbei etwas mit<br />
Fyanna zu unterhalten. Allerdings scheint sie mit ihren Gedanken woanders zu<br />
sein. Thamar schließt sich dabei Legolas an und hat unterwegs auch schon einiges<br />
Grünzeug eingepackt. Schmunzelnd dachte sie dabei an eine Garether Sekte, die<br />
sich Vegerians oder ähnlich nennt, und nur von solchem Zeug leben. Ancoron<br />
frischt seinen Proviant ebenfalls etwas auf.<br />
Nach einer guten Stunde ist der Wildwechsel zwar nicht mehr so deutlich zu<br />
sehen, aber dafür geht es jetzt über Wiesen in denen nur noch vereinzelt Felsen<br />
hervorstehen. Die Gruppe geht inzwischen nicht mehr stur <strong>im</strong> Gänsemarsch hintereinander.<br />
Etwas weiter vorne bilden große Holunderbüsche und kleine junge<br />
Bäume eine natürliche Hecke. Da ist von weitem eine grölende Männerst<strong>im</strong>me zu<br />
hören. Was sie sagt ist nicht zu verstehen. Als sich die Helden dieser Hecke nähern,<br />
können diese eindeutig eine zweite Männerst<strong>im</strong>me davon unterscheiden, die dreckig<br />
vor sich hin lacht. Als die Gruppe nur noch etwa 20 Schritt von den St<strong>im</strong>men entfernt<br />
ist, klingt die verzweifelte St<strong>im</strong>me eines jungen Mädchen herüber. Nur noch<br />
diese breite Hecke trennt die Gruppe von den Fremden - und die Hecke ist leicht<br />
zu umrunden. Deutlich ist der flehende Tonfall in der Mädchenst<strong>im</strong>me zu hören -<br />
doch der zweite Mann lacht noch lauter...<br />
Ancoron hört er die flehende Mädchenst<strong>im</strong>me und das dreckige Lachen. ”Was<br />
mag da nur <strong>im</strong> Gange sein?”, fragt er sich und blickt sehr nachdenklich. ”Wird<br />
da jemand ermordet oder spielt da jemand Theater?” Fragend blickt er auf die<br />
anderen, aber er dachte sich, das in dieser Situation, eine schnelle Entscheidung<br />
her mußte und best<strong>im</strong>mt würden alle so entscheiden. Also beschloß er seinen<br />
Langbogen, den er geschultert hatte, zu nehmen, mit einem Pfeil zu bestücken<br />
und danach um die Hecke zu rennen, bevor er aber schießt, schaut er sich die<br />
ganze Sache an. Den falls da wirklich einer Theater spielt, wäre es nicht so gut<br />
den Hauptdarsteller zu erschießen. Sollte da aber wirklich eine Sauerei passieren<br />
werden hoffentlich mit Unterstützung der anderen die Angreifer so erschrocken<br />
sein, das sie von dem Mädchen ablassen.<br />
Cantos ruft ihm überrascht hinterher: ”Ancoron du Idiot. Das ihr Elfen <strong>im</strong>mer<br />
mit dem Kopf durch die Wand müßt.” Fluchend zieht Cantos seinen Säbel und<br />
rennt hinter Ancoron her, in der Hoffnung das die anderen ihnen schnell folgen.<br />
Ein Mädchen in Not braucht Hilfe, keine Frage. Cantos hätte jedoch lieber erstmal<br />
durch die Hecke geschaut, um zu sehen was dort vor sich geht und wieviel Männer<br />
den wirklich anwesend sind. ”Vielleicht stehen dort 50 Mann, die wir noch gar<br />
nicht gehört haben.”<br />
”Oh verdammt, was macht denn der Typ mit dem Flitzebogen da?” denkt<br />
auch Deion noch. ”Nur weil da ein Mädchen scheinbar in Schwierigkeiten ist,<br />
rennt der wie ein Berserker um die Hecke. Was macht der denn, wenn dort ein<br />
ganzer Trupp Goblins oder so ’was auf ihn wartet? Dann sieht er ganz schön alt<br />
aus!” Deion hätte sich ja lieber an die Hecke ’rangeschlichen und erstmal versucht<br />
herauszubekommen, wer und wieviel dort sind, was sie machen und wie wir sie<br />
am Besten angreifen können. Aber das hat sich ja nun erledigt. Also legt er<br />
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sein Bündel zu Boden, rückt seine Krötenhaut zurecht, n<strong>im</strong>mt den Schild fest in<br />
die Linke und zieht seinen Khunchomer. Dann sieht er sich zu den Anderen um<br />
und fragt sie, ob sie auch um die Hecke und in einen eventuellen, aussichtslosen<br />
Kampf stürmen wollen oder Ancoron alleine lassen und uns erst einen Überblick<br />
verschaffen. Aber Ancoron ist nicht der einzige, der an Kampf denkt, denn schon<br />
als Sabu die grölende Männerst<strong>im</strong>me hört, zieht er sein Kriegsbeil und löst Tira’s<br />
Leine von seinem Gurt und hält sie in der Hand fest. Als er dann die verzweifelte<br />
St<strong>im</strong>me des Mädchen und das laute Lachen des 2. Mannes hört, gibt er Tira ein<br />
Zeichen, hier zu warten, läßt die Leine los und läuft auf die linke Seite der Hecke<br />
zu. Dort angekommen schaut er um die Hecke, um zu sehen, was los ist. Dabei<br />
hofft er, daß das laute Gelächter des 2. Fremden und das Geheule des Mädchens<br />
den Lärm des Rennens übertönen.<br />
Jurge reagiert ähnlich. Als er nämlich die verzweifelten Schreie des Mädchens<br />
hört, n<strong>im</strong>mt er sofort seinen Stab fest in beide Hände und läuft auf dem Weg,<br />
der ihm am kürzesten erscheint, um die Hecke. Dabei macht er sich schon einmal<br />
bereit, einen schnellen Blitz-Dich-Find auf eine der beiden Männerst<strong>im</strong>men zu<br />
sprechen. Damit dürfte zumindest ein Gegner für kurze Zeit ausgeschaltet sein.<br />
”Um alles andere kümmern sich hoffentlich meine kampferprobten Gefährten,”<br />
denkt Jurge dabei noch <strong>im</strong> laufen. Fyanna sieht die anderen um die Hecke stürzen,<br />
überlegt kurz, bückt sich und hebt 3 faustgroße Steine auf, die am Boden liegen. Sie<br />
stopft sie in die Taschen ihres Gewandes und schwingt sich wieder auf ihren Besen.<br />
Sie überfliegt die Hecke, um nachzusehen was los ist. Sie ist keine Kämpferin, ihr<br />
Dolch nützt ihr wenig, aber wenn dort drüben wirklich jemand in Gefahr ist, will<br />
sie versuchen mit den Steinen die Angreifer aus der Luft zu bombardieren. Sie<br />
fliegt dabei nicht höher als 5 Schritt.<br />
Nachdem Thamar den Hilferuf gehört hat, zieht sie sofort ihren Degen. Vielleicht<br />
schrecken die Gesellen auf der anderen Seite ja bereits vor der Würde ihres<br />
Amtes zurück, wie sie es in Tavernen bei Betrunkenen oft beobachtet hat, aber<br />
wenn nicht, ist sie bereit, sich zur Wehr zu setzen. Kopfschüttelnd beobachtet<br />
sie, daß einige andere zögern, der Hilferufenden zur Seite zu stehen. ”Tolle Kavaliere”,<br />
denkt sie, ”erst schöntun und ’rumflirten, aber dann erstmal eine Runde<br />
zuschauen, während eine Frau angegriffen wird.” Beherzten Schrittes eilt sie hinter<br />
die Hecke. Eigentlich wollte Devon der Gruppe Anweisungen geben, doch wie er<br />
bemerken muß, laufen schon fast alle weg. Hastig schüttelt er den Kopf und versucht,<br />
sich einen möglichst sicheren Weg zu den Halunken zu verschaffen. Er will<br />
sich also anschleichen, so daß er mitbekommt, was dort vor sich geht. Natürlich<br />
beeilt er sich und versucht, möglichst rasch Blicke zu erhaschen.<br />
Legolas’ Mine versteinert sich, er n<strong>im</strong>mt mit einer schnellen Bewegung seine<br />
Zweililie kampfbereit zur Hand und rennt schnell wie ein Reh auf die St<strong>im</strong>men zu<br />
und um die Hecke herum, auf das schl<strong>im</strong>mste vorbereitet. Ob ihm dabei jemand<br />
folgt scheint <strong>im</strong> völlig egal zu sein. Nachdem alle anderen schon unterwegs sind,<br />
entscheiden sich auch die beiden <strong>Thorwal</strong>er einzugreifen. Legolas überholt gerade<br />
die anderen, doch die Hecke ist etwas länger als erwartet; und so müssen die<br />
kampfbereiten Helden gut 200 Schritt laufen, während sie weiter hören, wie die<br />
St<strong>im</strong>me des Mädchen noch ängstlicher wird.<br />
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So hat Fyanna hat den kürzeren Weg. Schnell ist sie hoch genug um über die<br />
Holunderbüsche zu überblicken. Sie erblickt ein ungefähr 14 Jahre altes schmächtiges<br />
Mädchen, daß sich suchend umschaut. Zwei Männer, ungepflegt und schlecht gekleidet,<br />
scheinen die Kleine zu bedrängen. Der eine Braunhaarige versucht gerade<br />
den Arm um die Hüfte des Mädels zu legen und lacht laut auf, als sie versucht sich<br />
dem zu entziehen. Der versehentlich größere Blonde sieht dem ganzen grinsen zu<br />
und reißt Witze über eine widerspenstige Katze...<br />
So ist es für Fyanna eindeutig das es ernst ist. Als sie eingreifen will, kommen<br />
gerade ihre Freunde um die Hecke gelaufen. Die beiden Fremden scheinen zu sehr<br />
mit dem Mädchen beschäftigt zu sein, um es gleich zu bemerken. Da fällt der<br />
Blick des verängstigten Mädchens auf Legolas, der voran stürmt und sie blickt ihn<br />
überrascht an. Fyanna wirft den ersten Stein auf den Braunhaarigen - und sie<br />
hat Glück! Sie trifft ihn - allerdings nicht schwer. Fast gleichzeitig stürmt der<br />
Rest herbei. Kuno, Legolas und Ancoron wenden sich dem gleichen Gegner zu wie<br />
Fyanna; Cantos, Devon, Thamar und Jurge kümmern sich um den zweiten. Als<br />
der Angreifer Thamar sieht erschrickt der Blondling; er wird deutlich unsicherer.<br />
Zudem bemerken die Helden, daß die beiden nur schwach bewaffnet sind - nur ein<br />
Haumesser und ein Entermesser haben sie zur Verfügung. Halt nein - scheinbar<br />
haben sie auch noch irgendwelche Wurfwaffen - den schon zischt etwas entlang der<br />
Ohren der Helden in den Holunder. So entbrennt schnell ein wütender Kampf.<br />
Deion stolpert hinter Kuno her. Der Braunhaarige versucht diesen Patzer<br />
auszunutzen, doch es gelingt ihm nicht. Doch kaum ist Deion stolpernd bei ihm<br />
angekommen, wirkt der <strong>Thorwal</strong>er nicht mehr so tolpatschig und ihm glückt eine<br />
Attacke mit seinem Khunchomer. Ancoron dagegen hat weniger Glück - er verfehlt<br />
diesen Grobian. Doch Legolas beweist dafür sein Geschick mit seiner Waffe:<br />
zwe<strong>im</strong>al schnell hintereinander trifft er den Gegner hart. Auch Kuno, der sich ebenfalls<br />
den Braunhaarigen ausgesucht hat, attackiert ihn von einer anderen Seite und<br />
der Fremde mit seinem Haumesser gerät ziemlich in Bedrängnis, den wieder muß<br />
er einen Treffer einstecken. Diesmal ihn seiner Seite. Er wendet sich kurz Kuno<br />
zu und so kann Deion seinen Kopf treffen. Der Fremde sackt in sich zusammen...<br />
Jurge derweil blendet den Blonden kaum das er die beiden Männer erblickt. Fast<br />
gleichzeitig treffen Sabu und Cantos bei diesem ein. Mit ihren<br />
Äxten fügen sie<br />
ihm empfindliche Wunden zu. Auch der zweite Hieb der beiden gelingt bei dem<br />
geblendeten Gegner, der dadurch schwer verletzt wird. Doch kaum hat sich der<br />
Hüne von dem Blitz erholt, weicht er den wuchtigen Schlägen der beiden aus und<br />
versucht nach seinem Entermesser zu greifen. Die anderen drei um diesen blonden<br />
Hünen haben Schwierigkeiten anzugreifen, da Cantos und Sabu viel Platz mit<br />
ihren Waffen benötigen. Doch kaum weicht Cantos vor einem Hieb des Entermessers<br />
zurück, nutzt Thamar die Lücke und greift an. Ihr gelingt die Attacke<br />
fast wie von Zauberhand und der Mann taumelt. Da wird er schon von einem<br />
schweren Hieb Sabus niedergestreckt...<br />
Kaum liegen die beiden Fremden auf den Boden fängt das Mädchen an zu<br />
schluchzen. ”Endlich, endlich kommt jemand und macht dem hier ein Ende!” Sie<br />
fängt sich etwas und erzählt weiter: ”Ich bin Tuwine. Die Piraten haben mich<br />
letzten Herbst hierher verschleppt und seitdem gefangengehalten. Und da es hier<br />
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auf der Insel niemand sonst gibt, blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu fügen.”<br />
Sie seufzt laut auf. ”Das ich putzen und kochen muß bin ich ja gewöhnt, aber die<br />
haben mich ja auch ständig bedrängt.” Sie zögert etwas und sieht die Helden<br />
zweifelnd an: ”Aber das ist ja jetzt bald vorbei..?”<br />
”Ich bin froh, das überstanden ist.” dachte sich Ancoron, der sich auf den<br />
Weg machte um sich bei Tuwine zu erkundigen, wie es ihr geht. ”Mich würde<br />
interessieren ob noch mehr Piraten auf der Insel ihr Unwesen treiben, aber das<br />
frage ich jetzt lieber noch nicht”, dachte er so vor sich hin. Aber es scheint ihm,<br />
als ob noch nicht genug Vertrauen zu der Gruppe hat. Also beschloß er mit einem<br />
Lied aus seiner Beinflöte ihr Vertrauen zu gewinnen. Er setzte sich auf einen<br />
Felsen, nahm die Flöte und fängt an zu spielen, in der Hoffnung das Tuwine erstens<br />
etwas Vertrauen bekommt und zweitens sie beruhigt; denn schließlich beruhigt<br />
Musik. Allerdings ist plötzlich Hundegebell zu hören und Tira kommt um die<br />
Hecke gelaufen. Offensichtlich war ihr wohl langweilig geworden und durch den<br />
Lärm angelockt wollte sie nicht mehr warten. Dementsprechend läuft sie wedelnd<br />
auf Sabu zu, stoppte dann aber und schnüffelte in der Luft und nähert sich nur<br />
argwöhnisch den beiden leblosen Körpern. Sie ist aufgeregt und die Rückenhaare<br />
stehen ihr hoch. Ein leises und tiefes Knurren ist zu hören und es ist deutlich, das<br />
sie sich nur sehr langsam beruhigen wird.<br />
Nachdem der Kampf sein schnelles Ende gefunden hat, untersucht Jurge erst<br />
einmal die beiden Piraten. Er würde einem Überlebenden selbstverständlich helfen.<br />
Sogar einen Balsam Salabunde würde er für sie sprechen. ”Für was willst Du die<br />
Schweine wieder zusammenflicken? Das Mädchen kann uns sicher weiterhelfen,<br />
was den Rest der Bande angeht und wie wir hier wieder wegkommen.” fragt Legolas<br />
Jurge, als er sieht das Jurge nachsieht, ob er noch etwas für die beiden Fremden<br />
tun kann. Doch als Jurge näher an die beiden Körper herangeht, sieht er daß hier<br />
alle Heilkunst zu spät kommt. Nur Tsa könnte noch etwas bewirken... So wendet<br />
sich auch Jurge dem jungen Mädchen zu, um zu hören, was sie zu erzählen hat.<br />
Derweil ist Sabu ein bißchen enttäuscht, das der Kampf so schnell gegangen<br />
ist. Vielleicht hätte er den Piraten ja auch nicht gerade killen müssen, aber nun ja,<br />
getan ist getan. Und verdient hat es der Pirat ja sicher! Er kontrolliert noch mal<br />
kurz, ob der Pirat auch wirklich tot ist und ob der Pirat etwas brauchbares dabei<br />
hat. Das Entermesser des Blonden liegt neben der Leiche und das Lederzeugs trägt<br />
er über seiner normalen Straßenkleidung. Bei der Durchsuchung findet er dann<br />
auch noch ein Messer in einer Dolchscheide am Gürtel und einen kleinen Geldbeutel<br />
mit 3 Silbertaler und 11 Kreuzern. Zudem trug der Tote noch einen Silberring und<br />
einen Messingreifen am Arm. Da sich ja nicht alle auf das Mädchen stürzen müssen,<br />
untersucht Cantos derweil den Braunhaarigen etwas näher. Vielleicht haben sie ja<br />
eine Karte der Umgebung, Geld, Schmuck oder ähnliches bei sich. Eine Karte ist<br />
zwar nicht zu finden, aber dafür ein Geldbeutel mit 2 Silbertalern und 15 Hellern.<br />
Zudem trägt auch der zweite Lederzeugs und er hat ebenfalls ein Messer <strong>im</strong> Gürtel.<br />
Das Haumesser liegt noch neben ihm. Sein jetzt blutiges Halstuch wird von einer<br />
Silberfibel zusammengehalten.<br />
Legolas läßt seine Waffe sinken und sagt zu Tuwine: ”Hab keine Angst ... wir<br />
sind keine Piraten” Dabei hörte sich das Wort extrem verächtlich an. Er fuhr fort:<br />
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”..und Du bist bei uns in Sicherheit”. Dann reicht er ihr seine rechte Hand und<br />
sagt: ”Ich bin Legolas und das sind Fyanna, Ancoron, Thamar, Jurge, Devon,<br />
Sabu, Cantos, Kuno und Deion.” Dabei deutet er jeweils auf den Betreffenden.<br />
Dann fragt er sie: ”Wieviele Piraten sind den noch hier und gibt es noch andere<br />
Gefangene?”. Dann wartet er höflich auf ihre Antwort. Doch Tuwine sieht ihn nur<br />
schüchtern an. Offensichtlich fürchtet sie sich etwas vor Männern...<br />
Ein kurzer Blick auf das verängstigte Mädchen genügt, und Sabu wischt das<br />
Blut vom Kriegsbeil an den Kleidern des toten Piraten ab und steckt das Kriegsbeil<br />
wieder an seine alte Position. Dann holt er kurz Tira und wendet sich der<br />
Gruppe zu: ”Wenn die Piraten diesen Ort hier kennen, müssen wir so schnell wie<br />
möglich weg. Vielleicht kommen noch mehr. Und die beiden sollten wir irgendwo<br />
verstecken. Ist der andere eigentlich auch tot?” ”Davon gehe ich mal aus, da ich<br />
ihn am Kopf erwischt habe!” grinst Deion Sabu an. ”Wenn nicht, macht er es<br />
nicht mehr lange. Aber wie ich mit Freude feststelle, kannst Du mit dem Beil<br />
besser als mit einem Bogen umgehen! Oder liegt es daran, daß der Pirat größer<br />
als ein Kaninchen ist?” Deion grinst schief. Schützend legt Thamar ihren Arm um<br />
das junge Mädchen. ”Keine Angst, <strong>im</strong> Namen Hesindes stelle ich dich unter den<br />
Schutz des Ordens von Neetha. Niemand wird wagen, sich an dir zu vergreifen<br />
und den Fluch der weisen Mutter auf sich zu ziehen.”<br />
Sie verschweigt dem Mädchen natürlich, daß sie diesen Schutz nicht nur <strong>im</strong><br />
Gedanken an die Piraten ausspricht, sondern daß sie sich nach der Herreise auch<br />
nicht ganz sicher ist, ob alle männlichen Mitreisenden ihrer eigenen Gruppe sich<br />
wie Gentlemen benehmen werden. Aber Fyanna wird das Mädchen sicher ebenso<br />
schützen wie Thamar selbst, und auch den zurückhaltenden Jurge und Legolas<br />
traut die Geweihte, ebenso wie dem kleinen Sabu, hinter dessen rauher Schale sich<br />
ein guter Kern zu verstecken scheint. Die anderen werden sicher noch beweisen<br />
können, ob sie nur reden, oder ob sie womöglich selbst zudringlich werden, wenn<br />
man längere Zeit unterwegs ist. Thamar wartet ein wenig, bis sich das Mädchen<br />
beruhigt hat. Dann fragt sie: ”Was kannst Du uns über die Piraten erzählen?<br />
Wieviele sind es, was für Gewohnheiten haben sie und wo finden wir die anderen?”<br />
Tuwine sieht Thamar an und scheint sich ein Herz zu fassen: ”Die haben mich<br />
gefangengenommen und auf diese Insel gebracht. Und eigentlich wollte ich nur wie<br />
<strong>im</strong>mer Wasser holen, aber die da”, sie deutet auf die Leichen, ”sind mir hinterher.<br />
Obwohl der Boß das verboten hat. Doch der ist mal wieder weg. Im Moment sind<br />
nur noch 7 andere hier - die anderen sind mit dem Schiff los. Und die dürften<br />
eigentlich nicht vor morgen Mittag zurück sein.” Fyanna landet ihren Besen hinter<br />
den Rücken ihrer Gefährten, um das Mädchen nicht noch mehr zu verschrecken.<br />
Dann gesellt sie sich zu Thamar und legt ebenfalls einen Arm schützend um ihre<br />
Schulter. ”Ja, es ist jetzt vorbei. Wir werden nicht zulassen, daß Dir noch mehr<br />
geschieht.”<br />
Fyanna wendet sich an die anderen: ”Hat jemand von Euch etwas zu trinken für<br />
sie? Sie sieht ziemlich bleich aus.” Wenn noch andere in der Nähe sind, verstecken<br />
wir die beiden wohl am besten in der Hecke. Ich nehme an, das Piratennest ist in<br />
der Hütte, die ich gesehen hatte.” Das dürre Mädchen sieht Fyanna dankbar an.<br />
”Ja, am Eingang ist so ’ne Hütte.” Dann schaut sie zu Legolas herüber. ”Und der<br />
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Elf hat auch recht, es gibt noch einen anderen Gefangen. Heute morgen haben<br />
die so einen Fettwanst gebracht und ins Loch gesteckt. Wollen wohl Lösegeld<br />
kassieren, oder so. Hatten auch nicht viel Beute dabei. Jedenfalls sind sie gleich<br />
danach wieder los.” Dann wendet sich Sabu wieder an das Mädchen: ”Kannst Du<br />
uns das Nest der Piraten hier auf der Insel zeigen? Sind wir nahe? Und wo legen<br />
die Schiffe an?” Dabei beobachtet er <strong>im</strong>mer die Gegend, um nicht von Piraten<br />
überrascht zu werden. Als die Kleine von Sabu angesprochen wird, zuckt sie <strong>im</strong><br />
ersten Moment zusammen und versteckt sich beinahe hinter Fyanna und Thamar.<br />
Doch dann schaut sie den Zwerg an: ”Die Höhle ist nicht weit weg, nur ’ne gute<br />
halbe Stunde. Meistens hängen sie in der großen Halle ”rum. Und einer dürfte am<br />
Loch aufpassen. Und die Schiffe haben so ’ne Art Hafen. Aber der ist nur durch<br />
die Höhle zu erreichen. Wenn ihr wollt, kann ich euch hinbringen. Aber rein geh’<br />
ich nicht mit euch!” Deion findet, daß sich schon genug Leute mit den Leichen und<br />
Tuwine befassen. Und zudem ist er mit dem Verlauf des Kampfes sehr zufrieden<br />
”Nachdem wir ja Glück hatten und keine Schwadron Goblins hinter der Hecke<br />
war.” wie er erleichtert feststellt. So schaut er sich die nähere Umgebung genauer<br />
an, vielleicht ist etwas interessantes zu finden. Wachsam untersucht er die nähere<br />
Umgebung und findet am Anfang des Pfades zwischen den Bäumen 2 E<strong>im</strong>er an<br />
einer Pfütze. Offensichtlich hatte hier jemand 2 volle Wassere<strong>im</strong>er fallengelassen.<br />
Er blickt zu Bach herüber, der nur knapp 20 Schritt entfernt ist. Zwar paßt er<br />
auf, daß kein weiterer Pirat kommt, aber die Geschichte des Mädchens klingt jetzt<br />
noch glaubhafter.<br />
Kuno reinigt seine Klinge und lauscht dann aufmerksam den Erzählungen des<br />
Mädchens. ”Auch wenn wir gerade Erfolg hatten und die Piraten überrumpeln<br />
konnten, sollten wir in Zukunft etwas geplanter und abgest<strong>im</strong>mter vorgehen, sonst<br />
rennen wir noch in einen Hinterhalt!” Deion st<strong>im</strong>mt Kuno zu: ”Genau meine Meinung.<br />
Das ist es, was ich befürworte! Ich bin auch jederzeit dafür, anderen in Not<br />
beizustehen,” er blickt vorwurfsvoll zu Thamar hinüber ”aber ich habe etwas dagegen,<br />
meinen Hals unnütz zu riskieren!” ”Oh je,” denkt sich Thamar, ”schon wieder<br />
Mißtöne. Dieser Deion scheint wirklich außerordentlich empfindlich zu sein. Dabei<br />
hätte ich schwören können, daß ich gar nichts gesagt habe. Ob er Gedanken lesen<br />
kann?” ”Wenn uns wieder eine kleinere Gruppe Piraten begegnet, sollten wir uns<br />
bemühen, Gefangene zu machen. Vielleicht können wir ihnen wichtige Informationen<br />
entlocken, oder wir geraten in eine Situation, wo Geiseln nützlich sein könnten.<br />
Außerdem sollten wir versuchen, unseren Aufenthalte hier so lange wie möglich<br />
gehe<strong>im</strong> zu halten. Also keine unnötige Aufmerksamkeit erregen, die Leichen gut<br />
verstecken und aus dem Blickfeld des von Fyanna entdeckten Ausgucks bleiben!”<br />
Kuno prägt sich ein, wie die Piraten gekleidet sind. Die Straßenkleidung der Toten<br />
ist unauffällig und purer Durchschnitt und so versucht er, sich ähnlich herzurichten.<br />
Er verstaut sein Cape und n<strong>im</strong>mt sich den Umhang des Brünetten. Der Umhang<br />
ist zwar etwas blutig, aber die Sachen des Blonden würden ihm ganz best<strong>im</strong>mt<br />
nicht passen! Er hat die Erfahrung gemacht, daß man oft mit Überraschung und<br />
Tarnung weiter kommt als mit purer Gewalt. So verkleidet versucht er behutsam,<br />
auch die heißblütigeren Gruppenmitglieder davon zu überzeugen, daß manchmal<br />
ein Plan mehr hilft als eine Axt...<br />
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Als Fyanna nach etwas Wasser für Tuwine fragt, reicht Legolas Tuwine sogleich<br />
seine gefüllte Feldflasche. Über die Leichenfledderei der anderen schüttelt Legolas<br />
nur angewidert den Kopf. Er n<strong>im</strong>mt weder von dem Geld noch dem Eigentum<br />
der Toten etwas. Noch mehr ist Legolas von Kuno’s Aktion irritiert und sagt<br />
zu ihm: ”Wozu soll den diese Verkleidung gut sein? Die Piraten kennen sich<br />
best<strong>im</strong>mt gegenseitig so gut, daß sie Deine Verkleidung gleich durchschauen” und<br />
fügt ironisch hinzu ”oder gefällt Dir Deine neue Aufmachung?”.<br />
Dann wendet Thamar sich laut an die anderen: ”Gut, dann schlage ich Euch<br />
einen Plan vor. Wir gehen so schnell wie möglich in die Nähe der Höhle, lassen uns<br />
dort aber nicht sehen, sondern locken den Wächter vom Eingang heraus, indem wir<br />
entweder Tuwine bitten, aus sicherer Entfernung zu schreien, was ihn hoffentlich<br />
neugierig macht, oder indem sich einer von uns als Schiffbrüchiger in seine Sicht<br />
schleppt und dann zusammenbricht. Wenn er dann ’rauskommt, nehmen wir ihn<br />
gefangen. Was haltet ihr davon?” Jurge st<strong>im</strong>mt den anderen zu, daß sie zuerst<br />
einmal die Leichen verstecken sollten. Dann hört er sich Thamars Plan interessiert<br />
an: ”Die Idee ist gut. Wenn Tuwine einverstanden ist, dann halte ich es für die<br />
bessere Wahl, wenn sie die Piraten ’rauslockt. Vielleicht können wir die Piraten<br />
damit weiter von der Höhle weglocken. Auf jeden Fall müssen wir Ettel, falls er<br />
von den Piraten gefangengenommen wurde, befreien. Der Unterschlupf der Piraten<br />
scheint ja ein größeres Höhlensystem zu sein. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig<br />
sein, jetzt da wir wissen, mit wem wir es zu tun haben.”<br />
Sabu hört Thamar interessiert zu, während er sich der gefundenen Sachen ann<strong>im</strong>mt.<br />
So verstaut er das Messer, den Geldbeutel samt Inhalt und den Schmuck<br />
des Toten sorgfältig. Als Thamar fertig ist, antwortet er: ”Ich weiß nicht, wie<br />
lange wir Zeit haben, bis die übrigen Piraten Tuwine oder die beiden Toten vermissen.<br />
Wir sollten uns also beeilen. Aber es wäre unvernünftig, wenn wir uns<br />
zeigen würden. Sie wären höchstens gewarnt und würden sich irgendwohin in die<br />
Höhle zurückziehen. Hingegen gefällt mir die Idee, daß Tuwine um Hilfe rufen<br />
könnte. Am besten schreit sie, daß einer der anderen Piraten unter einem Baum<br />
eingeklemmt ist. Und ein oder zwei Piraten irgendwohin lockt. Dann könnten wir<br />
auch den Kampfort auswählen! Am besten wäre ein Ort, wo man sich gut verstecken<br />
kann und von wo aus man den Weg Richtung Höhle gut überblicken kann,<br />
damit wir sehen, wann und wieviele Piraten kommen. Dann sollte der Ort noch<br />
mindestens soweit von der Höhle entfernt sein, daß man dort keinen Kampflärm<br />
hören kann.” Auf Sabu’s Einwurf, daß wir uns beeilen sollten reagiert Legolas mit<br />
einem zust<strong>im</strong>menden Nicken in Richtung Sabu’s. ”Mir gefällt Euer Plan. Ich habe<br />
jedoch noch eine zusätzlich Idee, die ihn etwas ’verfeinern’ könnte. Bevor Tuwine<br />
ihren ’Hilferuf’ ausstößt könnte ich Unsichtbar bis zum Eingang der Hütte schleichen<br />
und einen Blick ins Innere der Hütte werfen um uns eine Bild der Situation<br />
zu verschaffen”. Bei den letzten Worten wendet er sich an Tuwine: ”Kennst Du<br />
einen solchen Ort und wärst Du bereit, die Piraten dorthin zu locken? Angst<br />
mußt Du keine haben. Wir werden die Piraten schon von Dir fernhalten. Du<br />
kannst ja einfach soweit vorauslaufen, daß sie zwar hören, woher Du schreist, und<br />
was Du schreist, aber sie nicht an Dich ’rankommen.” Tuwine schaut unsicher von<br />
Thamar zu Sabu: ”Sie ’rausrufen kann ich schon versuchen. Aber ich weiß nicht,<br />
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ob die mich von draußen hören können. Aber rein geh’ ich jedenfalls nicht allein!<br />
Und der Platz direkt vor der Hütte ist doch gut geeignet? Da sind jedenfalls ein<br />
paar Felsen, hinter denen ihr euch verstecken könnt. Am Weg sind kaum welche -<br />
höchstens Bäume...” Währenddessen hört Sabu zwar weiter zu, allerdings kümmert<br />
er sich gleichzeitig um Tira, indem er sie freundlich streichelt und ihr beruhigend<br />
zuflüstert.<br />
Kuno unterstützt ebenfalls Thamar’s Plan. ”Meiner Meinung nach wäre es<br />
besser, wenn Tuwine einige Piraten herauslocken könnte. Wenn der Ausguck Unbekannte<br />
auf der Insel entdeckt, ist mir das Risiko zu hoch, daß mehr Piraten zum<br />
Nachsehen kommen, als wir überwältigen können. Ich bin dafür, daß wir sorgfältig<br />
einen Hinterhalt an einem Weg legen, durch den die Piraten geh’n müssen. Auf<br />
jeden Fall müssen wir mit der hiesigen Garnison fertig werden, bevor das Schiff<br />
mit den anderen zurückkehrt!” Cantos n<strong>im</strong>mt derweil die 2 Silbertaler und 15<br />
Heller an sich, fragt aber die anderen grinsend ob sie ihren Anteil an der ”Beute”<br />
haben wollen. Das Messer und die Silberfibel wandern in seine Taschen. Er scheint<br />
ansonsten mit dem Plan <strong>im</strong> großen und ganzen einverstanden zu sein. ”Na aber<br />
sicher doch. Gib mir einen Taler und ich bin zufrieden.” antwortet Deion grinsend.<br />
”Du kriegst einen Taler auf den Kopf. Seit wann beträgt dein Anteil 50”Von mir<br />
aus. In meine Tasche wäre mir ja lieber.” grinst Deion frech zurück, ”und seit<br />
wann denn nicht?” Legolas lehnt ab als schließlich Cantos grinsend allen etwas<br />
von seiner Beute anbieten und meint: ”das dies ’Blutgeld’ ist, scheint euch wohl<br />
nicht zu stören?” Tuwine schaut Kuno verwundert an: ”Garnison? Es ist doch<br />
keine ganze Garnison, sondern nur 7? Die anderen sind wieder mit dem Schiff los.<br />
Sonst lassen die <strong>im</strong>mer nur 2 oder 3 da, aber wegen dem Dicken sind’s diesmal<br />
mehr.”<br />
Deion ist dafür, den Plan von Thamar sofort in die Tat umzusetzen. ”..denn<br />
wir sollten die Höhle und den Hafen in unserer Gewalt haben, bevor die Anderen<br />
mit dem Schiff wiederkommen!” Wenn kein anderer eine bessere Idee hat, stellt er<br />
sich für diese Aktion als Lockvogel zur Verfügung, obwohl er Kuno für geeigneter<br />
hält. Dann fragt er die Anderen: ”Könnte es ein, daß der andere Gefangene<br />
unserer Auftraggeber ist?” Cantos st<strong>im</strong>mt ein: ”Ja, das könnte Ettel sein, der<br />
auch an Land gespült wurde oder <strong>im</strong> Meer herumtrieb. Woher sollten die Piraten<br />
auch sonst einen einzelnen Fettwanst haben? Wenn er es wirklich ist, müssen<br />
wir ihn befreien. Dann ist für uns best<strong>im</strong>mt mehr drin, als die versprochenen<br />
100 Dukaten.” Deion st<strong>im</strong>mt ihm grinsend zu: ”Meine Meinung, es schw<strong>im</strong>men ja<br />
nun nicht massenweise Fettwänste <strong>im</strong> Meer ’rum. Also wird er es wohl sein.” Zur<br />
Bemerkung Cantos’, daß der ’Fettwanst wahrscheinlich Ettel ist und daß wir dann<br />
vielleicht noch mehr als 100 Dukaten bekommen, meint Legolas leicht spöttisch:<br />
”Was ihr Menschen nur <strong>im</strong>mer mit eurem Geld habt. Was willst Du Dir den<br />
davon kaufen? Eine große protzige Statue vielleicht?” Bei Gelegenheit geht er<br />
dann zum Bach hinüber, füllt seine Feldflasche wieder auf und wäscht das Blut<br />
von seiner Waffe. Tuwine wird aufmerksam als sie den Namen hört: ”Ettel? Ja, das<br />
könnte der Name des Dicken sein - bin mir allerdings nicht sicher... Die haben den<br />
jedenfalls heute früh zusammen mit 2 kleinen Truhen angeschleppt.” Außerdem<br />
hat Jurge noch einige Fragen an Tuwine: ”Tuwine, weiß Du, ob sich in der Hütte<br />
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auch Piraten aufhalten? Und kannst Du uns den Anführer der Piraten genauer<br />
beschreiben? Sah er irgendwie besonders aus?” Tuwine schaut ihn verwundert<br />
an: ”Aber die Hütte führt doch in die Höhle? Und da sind halt 7 Leute drin...”<br />
Ancoron hörte mit seinem Spiel auf und dachte über Thamars Worte und denn<br />
Plan nach. ”Der Plan hört sich nicht schlecht an, aber ich bin nicht dafür Tuwine<br />
als Köder zu verwenden.” Tuwine blickt ihn an und ihre Erleichterung ist deutlich<br />
zu sehen. ”Ich stelle mich ebenfalls freiwillig zur Verfügung um den Lockvogel zu<br />
spielen”, sagt er zu Thamar. Aber sonst ist er für diesen Plan. ”Hoffentlich sind<br />
die anderen weit weg” denkt er. Auf die Idee Ancoron’s, daß er statt Tuwine die<br />
Piraten anlocken sollte, meint Legolas: ”Es ehrt euch mein Freund, daß ihr Tuwine<br />
nicht gefährden wollt, aber sie ist auch bei Sabu’s Plan nicht in Gefahr. Vor allem<br />
sollten die Piraten nicht zu bald von unserer Anwesenheit erfahren, sondern erst,<br />
wenn es sich nicht mehr vermeiden läßt.”<br />
Thamar n<strong>im</strong>mt zur Kenntnis, daß die meisten wohl mit ihrem Vorschlag einverstanden<br />
sind. Sie lächelt Ancoron und Deion an: ”Vielen Dank für Eure Bereitschaft,<br />
Euch als Lockvögel zur Verfügung zu stellen. Aber ich denke, ich sollte<br />
selbst den Lockvogel spielen. Erstens wird die Wache be<strong>im</strong> Anblick einer Frau<br />
wahrscheinlich weniger nachdenken, zweitens hegt sie be<strong>im</strong> Anblick einer Geweihten<br />
wahrscheinlich Hoffnung auf ein Lösegeld und drittens würde ich mich nicht<br />
wohl fühlen, wenn ich mit meiner Idee andere in Gefahr bringe.” und viertens,<br />
aber das dachte Thamar nur bei sich selbst, fand sie den Gedanken an das kleine<br />
Abenteuer schlichtweg aufregend. ”Aber vielleicht könnte mir einer von euch einen<br />
Dolch leihen, nur so für den Notfall?” Fyanna greift an ihren Gürtel und reicht<br />
Thamar ihren Dolch. ” Ich denke auch, Tuwine hat genug durchgemacht, wir<br />
sollten sie nicht weiter einer Gefahr aussetzen. Thamar wirkt ungefährlich genug.<br />
Wenn sie die Rolle richtig spielt, wird keiner auf die Idee kommen, daß hier noch<br />
mehr Schiffbrüchige sind. Tuwine sollte uns nur einen geeigneten Platz zeigen.<br />
Ich möchte nicht noch einmal aufsteigen, die Gefahr ist zu groß, daß ich gesehen<br />
werde.” ”Ich kann dir höchstens mein Wolfsmesser anbieten” erwidert fast<br />
gleichzeitig Ancoron.<br />
Sabu wendet sich leicht verärgert an Thamar: ”Ich muß leider noch mal betonen,<br />
daß es nicht sinnvoll ist, wenn sich einer von uns als Lockvogel zeigt. Wir<br />
dürfen nicht entdeckt werden, bis wir die Kontrolle über das Piratenversteck haben.<br />
Sonst besteht die Gefahr, daß einer entkommt und die anderen warnt , oder daß<br />
sie sich verschanzen und wir nur unter hohen Verlusten angreifen können. Ich<br />
weigere mich, an Deinem Plan mitzumachen!” Devon steht <strong>im</strong>mer noch da und<br />
hört den anderen be<strong>im</strong> Diskutieren zu. Interessiert dreht er den Kopf zu Sabu, als<br />
dieser seinen Plan vorstellt, dann dreht er den Kopf wieder zu Thamar. ”Nun”,<br />
beginnt er zu sprechen, ”ich würde vorschlagen, daß Tuwine den Lockvogel spielt.<br />
Wenn sie es mir erlaubt, würde vor der Aktion sehr gerne einen Schutzzauber auf<br />
sie sprechen.”, nach diesen Worten blickt er Tuwine freundlich an. Sie antwortet.<br />
”Ist das gefährlich für mich?” und sieht etwas ängstlich aus. ”Sie würden uns<br />
ja nicht alle sehen, sondern nur einen von uns. Aber ich bin gespannt darauf,<br />
Deinen Plan zu hören. Bisher ist er mir noch verborgen geblieben. Was willst<br />
Du tun, wenn Tuwine nicht bereit ist, den Lockvogel zu spielen?” fragt Thamar<br />
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zurück. Das Mädchen blickt die anderen an: ”Ich würde schon von außerhalb der<br />
Hütte um Hilfe rufen. Aber ich weiß wie gesagt nicht, ob die drauf hören. Aber<br />
wir könnten das versuchen. Schließlich will ich hier weg. Mein Vater würde sich<br />
best<strong>im</strong>mt freuen mich wiederzusehen.” Ihr Gesicht wird ganz traurig. ”..wenn er<br />
noch lebt.” Sie seufzt. ”Aber vom Ausguck können die jedenfalls nicht den Platz<br />
vor der Hütte sehen. Der ist eigentlich um nach Schiffen Ausschau zu halten...”<br />
Während der Diskussion fängt Sabu schon einmal an, die Leichen der beiden<br />
Piraten zu verstecken. Jurge hilft erst einmal Sabu dabei, die Leichen der beiden<br />
Seeräuber zu verstecken. Legolas findet, daß jetzt genug lamentiert wurde und<br />
sagt: ”Ich mach mich jetzt auf den Weg zur Hütte”. Und zu Tuwine meint er<br />
mit seiner melodischen St<strong>im</strong>me: ”Könnt ihr mich bitte so nahe wie möglich an die<br />
Hütte heranführen, ohne das wir entdeckt werden? Ich garantiere auch mit meinem<br />
Leben für Eure Sicherheit!” Tuwine holt tief Luft: ” Na gut, es muß wohl sein...”<br />
Dann schaut sie sich kurz nach den Rest der Abenteurergruppe um, ob die auch<br />
folgen. Alleine scheint sie doch noch nicht gehen zu wollen. Dann wendet Legolas<br />
sich wieder an alle und meint: ”Egal wer nun die Piraten aus der Hütte lockt,<br />
ich werde jedenfalls mich unsichtbar machen und erst ’mal einen Blick durch das<br />
Fenster werfen”. ”Wartet also bitte, bis ich wieder von der Hütte zurückgekehrt<br />
bin. Ich will nicht zwischen die ’Fronten’ kommen.” Mit diesen Worten steckt er<br />
seine Feldflasche in seine Gürteltaschen und wartet darauf, daß Tuwine <strong>im</strong> den<br />
besten Weg zeigt. ”Also gut,” sagt Thamar, ”dann laßt uns den Plan ausführen.<br />
Wir verstecken uns bei den Felsen vor der Hütte, Tuwine ruft den wachhabenden<br />
Piraten raus und wir mischen ihn auf. Und wenn was schief geht: mit sieben<br />
Piraten werden wir doch wohl auf alle Fälle fertig. Und schließlich hat uns Ettel<br />
bezahlt, ihn vor Piraten zu schützen...wenn er sich das wohl auch anders vorgestellt<br />
hatte.”<br />
”Na gut laßt uns genau das tun”, meint auch Ancoron. Er schaut dabei sehr<br />
besorgt. ”Ich hoffe nur das es klappt”, dachte er sich. ”Wenn wir den einen Piraten<br />
zur Strecke gebracht haben und das möglichst lautlos, müßten wir eigentlich eine<br />
Chance haben. Sollte das aber nicht der Fall sein, wird Tuwine die Erste sein<br />
auf die es die Piraten abgesehen haben”, dachte er sich weiter. ”Also werde ich<br />
auf Piraten, die in Richtung Tuwine rennen, attackieren. Und zwar mit Pfeil und<br />
Bogen, sollte er aber zu nahe kommen nehme ich mein Wolfsmesser und versuche<br />
ihm genau am Hals zu erwischen” Zufrieden mit seinem Plan machte er sich bereit<br />
die Beiden bis kurz vor der Hütte zu begleiten. Sabu n<strong>im</strong>mt Tira an die Leine,<br />
sein Kriegsbeil in die Hand und folgt Legolas und Tuwine ebenfalls in die Nähe<br />
der Höhle. Dann begleitet Jurge Legolas, Tuwine und Thamar. Cantos ist auch<br />
der Meinung endlich etwas zu unternehmen. Er geht erst einmal los, um sein Pony<br />
zu holen. Als er zurück kommt folgt er den anderen. Deion will sich ebenfalls<br />
kampfbereit mit den Anderen in den Hinterhalt begeben. Er hofft, daß der Plan<br />
klappt und sie nicht Tuwine unnötig in Gefahr bringen. Der Weg führt durch ein<br />
Gewirr von Bäumen und Felsen. Auf dem Boden liegt noch der Laub vom letzten<br />
Jahr durch das sich schon einige <strong>Frühjahr</strong>sblumen dem Licht entgegen recken.<br />
Dann wendet sich Tuwine den anderen zu: ”Jetzt ist es nicht mehr weit.” Sie<br />
warten auf Cantos.<br />
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So bindet Sabu Tira an einem Baum an und sagt Tuwine, sie soll, nachdem<br />
sie um Hilfe gerufen hat, hierher zu Tira kommen. Als Cantos dazukommt bindet<br />
er Brom an den selben Baum wie Tira, irgend jemand muß ja auf die Hündin<br />
aufpassen. Fyanna meint bei diesem kurzem Halt: ”Gut, wenn Tuwine damit<br />
einverstanden ist, ist ja alles geregelt. Machen wir das wir hier wegkommen!”<br />
Fyanna läßt sich von Thamar ihren Dolch wiedergeben, steckt ihn in den Gürtel<br />
und folgt Sabu. Dabei stakst sie etwas umständlich um Tira herum, um dem Hund<br />
nicht auf den Schwanz zu treten. Tira blickt Sabu mit ihren braunen Hundeaugen<br />
traurig hinterher. Offensichtlich gefällt es ihr überhaupt nicht, festgebunden zu<br />
werden...<br />
Auch die anderen gehen noch etwas näher an Hütte. Dabei konzentriert sich<br />
Legolas schon auf den geplanten Zauber. Doch be<strong>im</strong> Näherkommen hören sie<br />
Geräusche wie von einem Gefecht. Verwundert schleichen sie näher heran. Dabei<br />
suchen sie Deckung hinter den Bäumen und Felsen. Außen an der Hütte ist Feuerholz<br />
an der Wand entlang aufgestapelt, so daß es durch das hervorgezogene Dach<br />
vor Regen geschützt ist. Trotzdem sieht die Hütte nicht sehr gepflegt aus. Auf<br />
der freien Fläche vor dieser Hütte sehen sie, wie 2 Piraten Fechtübungen mit<br />
Säbeln durchführen Der kleinere hat eindeutig die Oberhand, obwohl er nur noch<br />
einen Arm hat. Der andere ist wesentlich jünger - und offensichtlich noch unerfahren<br />
mit dieser Waffe. Dann stehen noch zwei weitere um einen Bottich und<br />
drücken irgend etwas mit einem Stab rein. Der Weißblonde am Bottich redet<br />
gerade den schwarzhaarigen Pockengesicht ziemlich verärgert an: ”Das mit dem<br />
Jungen verstehe ich ja. Aber die Mutter auch? Für so ’ne Aranierin hätten wir<br />
doch noch einige Silberlinge bekommen!” Der Angesprochene mit dem Stab in der<br />
Hand reagiert unwirsch: ”So eine will ich keine Minute länger hier haben! Erst verschwindet<br />
sie für über 6 Wochen - und dann kommt sie mit so etwas an! Und mich<br />
dann auch noch zerkratzen...” Tuwine ruft erschrocken ein ”Nein” aus! Dann zuckt<br />
sie zusammen und hält sich die Hand vor dem Mund. Sie blickt die überraschten<br />
Abenteurer an und flüstert denen zu: ”Die haben meine Rote!” Bettelnd wandert<br />
ihr Blick von einem zum anderen...<br />
Doch auch die Piraten am Bottich haben sie gehört. Der Weißblonde kommt direkt<br />
auf die Gruppe zu. Als er nur noch wenige Meter vom schützenden Felsen entfernt<br />
ist, wird klar das er die Gruppe unweigerlich entdecken wird. So entschließen<br />
sich Kuno, Ancoron, Devon, Sabu und Fyanna auf die Lichtung zu stürmen.<br />
Thamar drückt Tuwine nach hinten: ”Zurück mit Dir!” Kaum verlassen die ersten<br />
ihre Deckung schrecken die 4 Piraten auf. Der Blonde weicht vor Schreck<br />
zurück als dicht vor ihm plötzlich Ancoron mit gespanntem Bogen steht. Der Pfeil<br />
zischt von der Sehne und trifft ihm in die Schulter. Der Verwundete wendet sich<br />
ab und greift dann nach einem Stock am Boden, um ihn als Knüppel zu verwenden.<br />
Die beiden Säbelfechter sind völlig überrascht als sie plötzlich vehement von<br />
Kuno und Sabu attackiert werden. Sabu sticht sofort mit seinem Rapier zu und<br />
trifft den Einarmigen am Arm. Kuno hat ebensolches Glück. Fyanna wenden<br />
sich dem Pockengesicht zu. Der zieht den Stab aus dem Bottich und macht sich<br />
kampfbereit. Devon derweil hat schon einen Stein in seine Schleuder gelegt und<br />
trifft Pockengesicht auch am Kopf. Fyanna trifft ihn ebenfalls dort...<br />
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Dann konzentriert sich Ancoron auf einen Axxeleratus Blitzgeschwind. Cantos<br />
attackiert den Blonden mit dem Knüppel, doch zuerst kann sich der Angegriffene<br />
wehren. Doch dann wendet sich das Blatt, Cantos trifft mit einem schön<br />
geschwungenem Hieb seiner Skraja. Ancorons Zauber jedoch mißlingt. Daraufhin<br />
bereitet dieser lieben einen anderen Zauber vor. Er deutet mit dem Zeige- und<br />
Mittelfinger der linken Hand auf den Piraten und zischt ”Blitz Dich find, werde<br />
blind!”. Doch obwohl der Zauber gelingt kann Cantos dies nicht ausnutzen, da<br />
er stolpert. Derweil stürzt Thamar hinter Kuno auf den jungen Säbelfechter und<br />
greift ihn ohne zu zögern an. Thamar trifft ihn dabei auf Anhieb, während Jurge<br />
seine linke Hand hebt, auf den Unglücklichen zeigt. Der Zauber mißlingt,<br />
aber Thamar’s Degen trifft den Gegner mitten in die Brust. Der Pirat taumelt.<br />
Thamar attackiert ihn gleich noch einmal und Kuno nutzt die Chance und sticht<br />
mit seinem Rapier ebenfalls zu. So stürzt der junge Pirat tot zu Boden. Daher<br />
wendet sich Jurge mit seiner zeigenden Hand sofort den Blonden mit dem Knüppel<br />
zu und murmelt einen Spruch. Der zuckt zusammen und wirkt plötzlich unsicher<br />
in seinen Bewegungen. Doch da nutzt Kuno die Lücke und greift den doppelt<br />
Geblendeten an. Als er sofort trifft, stürzt der Blonde bewußtlos zu Boden. Sabu<br />
stürzt leider als er den Einarmigen erneut angreift. Dieser nutzt seine Chance und<br />
verletzt Sabu an der Schulter. Doch der scheint das nicht einmal zu bemerken.<br />
Mit einem mächtigen Hieb plaziert er sein Kriegsbeil auf den Kopf des Gegners.<br />
Der taumelt während der Zwerg schon wieder ausholt. Als Sabu und Legolas den<br />
Einarmigen gleichzeitig treffen stürzt der zu Boden. Mit offenen Augen liegt er auf<br />
dem Boden und rührt sich nicht mehr. Fyanna und Devon wenden sich derweil<br />
dem letzten Piraten am Bottich zu. Während Fyannas Blitz gelingt hat Devon<br />
weniger Glück. Doch so oder so kann Deion die Gelegenheit nutzen und trifft den<br />
Pockengesicht mehrmals mit seinem Khunchomer. Währenddessen starrt Devon<br />
dem Piraten voll ins Gesicht und macht abrupt eine winkende Bewegung. Der<br />
Pirat hält in seinem Angriff inne und plötzlich wie wild an herumzuspringen und<br />
zu tanzen.<br />
Deion ist völlig überrascht. Devon jedoch scheint diese Reaktion völlig normal<br />
zu finden. Devon wendet sich sofort an die beiden <strong>Thorwal</strong>er: ”Los!”, ruft er, ”Ihr<br />
müßt diesen verdammten Piraten festhalten, bevor die Magie nachläßt! Danach<br />
schaut er gespannt zu, ob es gelingt, diesen tanzenden Piraten zu schnappen.<br />
”Endlich haben wir eine Geisel”, denkt er schon <strong>im</strong> voraus und das leichte, fiese<br />
Grinsen auf seinem Gesicht läßt sich nicht verbergen. Danach wendet er sich zu<br />
den Katzen und versucht herauszufinden, was der großen Katze und dem Jungen<br />
fehlt. Als er das Muttertier untersuchen will, fühlt er etwas warmes klebriges auf<br />
seiner Hand. Als er die Hand kurz zurückzieht und anschaut ist sie voller Blut. So<br />
untersucht er schnell das Muttertier. Entsetzt stellt er fest, daß die Katze nicht<br />
nur ins Wasser geworfen wurde, sondern schon vorher sehr schwer verletzt worden<br />
sein muß. Er versucht einen Herzschlag zu ertasten doch es bleibt nichts mehr, was<br />
für das Tier getan werden kann. Devon wendet sich den anderen zu und schüttelt<br />
traurig und resigniert den Kopf...<br />
Als Fyanna in den Bottich schaut schw<strong>im</strong>mt dort ein Sack auf der Wasseroberfläche.<br />
Tuwine stürzt herbei und fischt ihn aus dem Wasser. Sie öffnet ihn<br />
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und zieht eine rotgetigerte Katze heraus. Diese bewegt sich mehr. Dann schaut sie<br />
noch mal nach und holt auch noch einen schwarzen Katzenwelpen aus dem Sack.<br />
Nur be<strong>im</strong> genauen Hinsehen ist die schwache Atembewegung des Brustkorbes zu<br />
bemerken... Thamar bittet Devon und Fyanna leise, sich um das kleine Katzentier<br />
zu kümmern. Der Druide und die Hexe wissen gewiß, wie man mit Tieren<br />
umzugehen hat, und sie möchte nicht, daß Tuwine noch mehr Grund zum Trauern<br />
hat.<br />
Fyanna hatte auf den ersten Blick nicht erkennen können, ob das Muttertier<br />
schon tot ist. Als Hexe hat sie eine natürliche Verbindung zu Katzen. Aber als sie<br />
sieht, daß sich Devon bereits der Mutter zuwendet, n<strong>im</strong>mt sie sich des Welpen an.<br />
Sie massiert vorsichtig das Herz des Winzlings. Sie spuckt auf den Finger ihrer<br />
freien Hand und führt ihn dann ganz vorsichtig in das Mäulchen des Katzenjunges.<br />
Hexenspeichel ist schließlich nicht umsonst für seine Heilfähigkeiten bekannt. Am<br />
Rande bekommt sie mit, daß Devon den anderen mitteilt, daß das Muttertier<br />
leider bereits tot ist. So verstärkt sie ihre Bemühungen für das Kleine. Die Welt<br />
scheint um sie herum stillzustehen. Dabei murmelt sie beruhigend auf das schwarze<br />
Fellknäuel ein. Die Katzenmutter erinnert sie an die Vertraute ihrer Mutter, doch<br />
von dem schwarzen Häuflein Fell ist sie besonders fasziniert.<br />
Cantos versucht zur gleichen Zeit den wild tanzenden Piraten zu Boden zu<br />
werfen, ihn zu entwaffnen und dann mit seinem Gewicht unten zu halten. ”Los,<br />
kommt schon, wir müssen fesseln bevor der Zauber aufhört.” ruft Cantos. Er hat<br />
alle Mühe, den wild umherhüpfenden Piraten festzuhalten. Mehrfach gehen seine<br />
Haltegriffe ins Leere...<br />
Ancoron, der den Schlamassel am Bottich mitkriegt, ist sehr über die Gemeinheit<br />
der Piraten erbost, das sie sich an wehrlosen Katzen vergreifen. ”Normalerweise<br />
bin ich nicht so aber in diesem Fall werde ich wohl was tun müssen.” Als<br />
Ancoron sah, das sich schon so viel um die armen Katzen kümmerten, dachte er<br />
sich das er lieber sich einen der lebenden Piraten zu Brust nehmen sollte. Er<br />
geht also zu einem der Überlebenden, aber nicht zu dem Tanzenden, sondern dem<br />
Blonden. Er packt ihn am Kragen will ihn ausfragen. Doch zu seinem bedauern<br />
muß er feststellen, daß der Blonde durch seine schweren Verletzungen <strong>im</strong>mer noch<br />
bewußtlos ist...<br />
Sabu, welcher scheinbar als einziger eine kleine Schramme abbekommen hat,<br />
weiß gar nicht, wo er anfangen soll. Zuerst eilt er zu Tuwine, legt das Kriegsbeil<br />
griffbereit zu Boden und schaut zu den Katzen hinüber. Aber da sich schon<br />
genügend Leute um die beiden kümmern, wendet er sich anderen Sachen zu. Er<br />
ruft den beiden <strong>Thorwal</strong>ern zu: ”Ihr scheint ja noch fit zu sein.” ”Deion unterbricht<br />
ihn grinsend: ”Na logisch, hast Du was anderes erwartet?” Sabu fährt fort:<br />
”Würdet Ihr bitte die Gegend <strong>im</strong> Auge behalten, daß wir nicht überraschend angegriffen<br />
werden?” ”Aber klar doch, kannst ganz in Ruhe die Miezen wiederbeleben.<br />
Ich sehe auch in der Hütte nach. Nun denn, sieben weniger vier, bleiben nur noch<br />
drei übrig. Mal sehen, wo die sich verkrochen haben. Holen wir sie uns! Oder<br />
wollt ihr Euch erst ein bißchen ausruhen und die Wunden verbinden?”<br />
Cantos hält Deion von seinem Vorhaben ab: ”Warte bis die anderen soweit sind.<br />
Die drei laufen uns nicht weg. Hilf mir lieber den Tänzer zu fesseln.” So wendet sich<br />
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Deion Cantos zu und hilft ihm dabei, den wild hüpfenden Piraten festzuhalten.<br />
Gemeinsam gelingt es ihnen endlich den Tänzer niederzuringen. ”Los, holt ein<br />
Seil, wir müssen fesseln bevor der Zauber aufhört.” ruft Cantos.<br />
So läßt Ancoron den Blonden einfach fallen ohne ihm zu helfen und die beiden<br />
<strong>Thorwal</strong>er zu und packt ein Seil aus. Er versucht den Pockengesichtigen zu fesseln,<br />
doch durch die wilden Zuckungen hat er damit Schwierigkeiten. Doch dann hört<br />
der Tänzer langsam mit seinen krampfartigen Bewegungen auf und endlich gelingen<br />
die Knoten. ”Danke für die Hilfe.” sagt Cantos, während er sich den Schweiß<br />
von der Stirn wischt. ”Kein Problem, war mir ein Vergnügen!” antwortet Deion<br />
völlig außer Atem. Der Pirat liegt völlig erschöpft auf den Boden und schaut<br />
unsicher zu den <strong>Thorwal</strong>ern empor. Furcht ist in seinem Blick. Als Cantos sich<br />
abwendet um die Toten und Gefangenen zu durchsuchen erblickt er die tote Katze.<br />
”Bei Swafnir, eine tote Katze. Das bringt Unglück.” Aus diesem Grund läßt von<br />
seinem Vorhaben, die Piraten zu durchsuchen, ab. Von dem Geld, Waffen oder<br />
anderen Dingen, die Piraten bei sich tragen rührt er nichts an.<br />
Währenddessen wäscht Sabu seine Wunde mit Wasser aus und streut ein bißchen<br />
Wirselkraut drüber und verbindet die Wunde. Als das Kraut auf die Wunde kam,<br />
stoppte die Blutung fast augenblicklich. Ganz kurz brannte es, aber dann wurde<br />
die Wirkung des Krautes noch stärker - langsam fing die Wunde an, sich wieder<br />
zu schließen... Zufrieden mit seiner Arbeit fragte Sabu in die Runde: ”Oh, könnte<br />
noch jemand Tira und diesen großen Esel holen? Ich muß mich zuerst etwas<br />
verpflegen.” Zu guter Letzt gönnt er sich noch einen guten Schluck Wasser.<br />
Fyanna derweil kümmert sich weiter intensiv um das Katzenbaby. Sie zieht<br />
vorsichtig die Zunge nach vorne und dann massiert sie den Brustkorb und bläst<br />
Luft in die Nase des Winzlings. Endlich hat sie Erfolg: der Kleine beginnt plötzlich<br />
zu würgen und fängt an Wasser auszuspucken. Fyanna beobachtete ihn sorgfältig<br />
und als dann der Brustkorb wieder anfängt sich stärker zu bewegen, lächelt sie<br />
erleichtert. Endlich hat sie Zeit den Welpen zu betrachten: Auf den ersten Blick<br />
hätte sie es ja für das Junge einer Hexenkatze gehalten. Aber jetzt sieht sie,<br />
das dieses Junge doch auch etwas von der Mutter geerbt hat. Jedenfalls ist das<br />
Fell zwar tiefschwarz, doch auf der Brust und ebenso am Kinn sind einige weiße<br />
Stichelhaare. Zudem ist das Fell etwas kürzer. ”Der Kleine wird best<strong>im</strong>mt mal ein<br />
schöner Kater werden” denkt sie bei sich. Da öffnet der Welpe seine Augen und<br />
schaut sie mit großen grünen Augen vertrauensvoll an. Doch Fyanna ist sich sicher,<br />
daß er dieses Vertrauen nie mehr allen Menschen vorbehaltlos entgegenbringen<br />
wird... Doch jetzt ist er erst einmal über den Berg.<br />
Deion wendet sich an den Rest der Gruppe: ”Solange wie die Überraschung<br />
auf unserer Seite ist, sollten wir zuschlagen. Wer weiß, was die Typen mit ihrer<br />
Geisel machen, wenn sie merken, daß ihre Kumpel von uns besiegt wurden. Wir<br />
können die Verletzten ja hier in der Hütte lassen und der Rest sucht die anderen<br />
Piraten und befreit die Geisel.” Er schleicht vorsichtig zur Hütte, um einen Blick<br />
hinein zu werfen. Schließlich kümmern sich schon genug um die Miezen und so ist<br />
seine Hilfe wohl nicht nötig.<br />
Als nächstes fragt Thamar Tuwine, ob das alle Piraten waren, oder ob mit<br />
mehr Gegnern zu rechnen ist. Tuwine schaut sie traurig an, sie kann es kaum<br />
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fassen ihre Katze verloren zu haben. Sie fängt beinahe an zu weinen. Dann reißt<br />
sie sich zusammen und blickt Thamar gefaßt an. ”Es müßten jetzt noch drei sein.<br />
Allerdings ist der Stärkste von denen noch nicht dabei gewesen.” Dann blickt sie<br />
zu dem Katzenwelpen hinüber und ein Zittern durchfährt sie. Eine schwarze Katze<br />
in ihrer Nähe scheint ihr nicht zu behagen...<br />
Schließlich wendet Thamar sich an Sabu: ”Wir sollten schnell den Hütteneingang<br />
sichern. Nicht nur <strong>im</strong> Fall, daß es noch Piraten hier gibt, sondern auch um nach<br />
dem Gefangenen zu sehen. Vielleicht geht es ihm nicht gut. Kommt ihr mit?” Ancoron<br />
ist sofort dabei, wollte er doch schon selber vorschlagen, sich die restlichen<br />
Piraten in der Höhle anzunehmen. ”Aber sicher, Thamar, ich begleite dich!”<br />
antwortet Kuno, ”Falls die drei fehlenden Piraten nicht in der Hütte sind, können<br />
wir sie best<strong>im</strong>mt in dem Höhlensystem antreffen. Der Eingang sollte ja wohl hier<br />
in dieser Hütte zu finden sein! Und es wäre wohl sinnvoll, wenn einer von euch<br />
<strong>Thorwal</strong>ern in den Ausguck geht, damit wir etwas Warnung haben, wenn die anderen<br />
Seeräuber von ihrem Beutezug zurückkehren! Ihr könnt doch sicher ein<br />
Piratenschiff von einer harmlosen Kogge unterscheiden?”<br />
Kuno bittet Thamar, ihm den Vortritt zu lassen: ”Was auch <strong>im</strong>mer hier auf<br />
uns lauert, es soll mich zuerst treffen!” Dann untersucht er die Tür auf Fallen. Bei<br />
seiner<br />
Überprüfung kann er allerdings keine finden und es scheint auch keiner in<br />
dem Raum dahinter zu sein. So zückt er wieder seine Waffe und stößt vorsichtig<br />
die Tür auf. Er späht in den Raum, kann aber niemanden sehen. So betritt er als<br />
erster den Raum. In der Hütte steht ein Badezuber und ein Regal mit mehreren<br />
Tüchern. Auch Seife, Rasiermesser und andere Körperpflegemittel sind in dem<br />
Regal zu finden. Daneben steht ein Herd und 3 große Wasserfässer. Eins ist nur<br />
zur Hälfte gefüllt. Der Raum durchmißt etwas 6 Schritt. Am anderen Ende des<br />
Raumes ist ein mit einem schweren Tuch verhängter Durchgang sichtbar. Er hört<br />
durch diesen Vorhang gedämpfte St<strong>im</strong>men und in der Luft hängt ein schwacher<br />
Geruch von Bohneneintopf.<br />
Cantos ist nicht der Meinung, daß Deion oder er in den Ausguck sollen. Da ja<br />
noch drei Piraten am Leben sind, wird jeder Mann gebraucht um Ettel zu befreien.<br />
Deshalb geht er mit in die Hütte. In der Hütte entdecken sie einen Vorhang hinter<br />
dem St<strong>im</strong>men zu hören sind. ”Ich schlage den Vorhang zur Seite, wenn da jemand<br />
steht, greifen wir an, wenn nicht schleichen wir uns vorwärts.” flüstert er den<br />
anderen zu. Kuno ist mit Begeisterung dabei, mit den letzten dreien sollten wir<br />
ja auch noch fertig werden! Allerdings hat auch er nicht vor, einfach so hinein<br />
zu stürmen. Er fragt leise: ”Devon, kannst Du uns für den Fall der Fälle etwas<br />
Unterstützung geben? Wenn wir die Gauner überrumpeln können, ist ja alles<br />
gut; aber falls sie gewarnt und vorbereitet sind, könnte uns etwas Ablenkung sehr<br />
hilfreich sein!”<br />
”Gut”, spricht Devon so leise, daß es nur seine Gefährten verstehen können.<br />
Danach stellt er sich ein paar Meter hinter alle, die vor dem Vorhang stehen. Er<br />
sichert noch einmal in alle Richtungen und konzentriert sich letztendlich auf den<br />
Vorhang. Währenddessen überlegt er schon, für welchen Zauber er sich entscheiden<br />
soll...<br />
Deion ist der gleichen Meinung wie Cantos. Auch er möchte nicht in den<br />
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Ausguck, diese Aufgabe kann einer übernehmen, der nicht so gut mit der Waffe<br />
umgehen kann. Er wundert sich über die Ausstattung der Hütte, er hätte nicht<br />
gedacht, daß Piraten soviel Wert aufs Waschen legen! Als er die St<strong>im</strong>men hört zieht<br />
er sein Schwert und hebt sein Schild. Er stellt sich ebenfalls so in die Nähe des<br />
Vorhanges, daß er kein leichtes Ziel gibt, aber gleichzeitig eine gute Sicht haben<br />
wird, wenn der Vorhang zur Seite gezogen wird. An Cantos gewandt meint er<br />
leise:” Nun n<strong>im</strong>m’ schon den Vorhang weg und rein, wir sollten sie überwältigen,<br />
bevor sie alles aufessen. Es riecht nicht schlecht was sie kochen und ich habe<br />
Hunger!”<br />
Sabu fühlt sich schon viel besser und neuer Tatendrang steigt in ihm auf.<br />
Gerne hätte er noch Tira geholt, aber als die meisten in die Hütte rennen, n<strong>im</strong>mt<br />
er sein Kriegsbeil in die Hand und folgt ihnen in die Hütte. Als er dann den<br />
Vorhang sieht und die St<strong>im</strong>men hört, nähert sich den <strong>Thorwal</strong>ern, bereit, um in<br />
den bevorstehenden Kampf einzugreifen. Da Legolas nicht verletzt ist und auch<br />
nicht auf den Ausguck will, folgt er den anderen in die Hütte. Bevor er durch die<br />
Tür schreitet, n<strong>im</strong>mt er seine Zweililie kampfbereit in seine rechte Hand. Als er<br />
das Murmeln durch den Vorhang hört und Cantos sein Vorhaben verkündet, nickt<br />
er <strong>im</strong> zust<strong>im</strong>mend zu und bereitet sich schon geistig auf einen ’Blitz dich find’ vor.<br />
Neugierig wie er ist, würde Jurge auch am liebsten sofort in die Hütte stürzen,<br />
aber da er sieht, daß der Rest der Gruppe bereits die gleiche Idee hatte, beschließt<br />
er schweren Herzens, draußen zu bleiben, um die gefangen genommenen Piraten<br />
zu bewachen. Als er Fyanna über die kleine Katze gebeugt sieht, erkundigt Jurge<br />
sich, wie es dem armen Tier geht. ”Besser, er scheint über den Berg zu sein”.<br />
Ein Lächeln huscht Fyanna über das Gesicht. Langsam scheint sie ihre Umgebung<br />
wieder wahr zu nehmen.<br />
Die Geschehnisse in der Hütte hat sie nicht mitbekommen und schaut irritiert<br />
auf als alles in die Hütte schleicht. Sie steht mit dem Katzenjungen <strong>im</strong> Arm auf<br />
und tritt leise ein und geht an das Regal mit der Wäsche. Vorsichtig legt sie die<br />
Katze in ein Tuch und wickelt es sich um den Körper, so daß der Kater vor ihrem<br />
Bauch hängt. Er wird sicher bald wieder laufen können, aber zuerst braucht er<br />
etwas Ruhe. Fyanna weiß, daß sie etwas Besonderes gefunden hat. Sie zieht ihren<br />
Dolch, bleibt aber an der Wand, die zum Nebenraum führt, stehen.<br />
Während sich alle anderen schon in der Hütte befinden, untersucht Jurge erst<br />
einmal die verletzten Piraten und versucht die schl<strong>im</strong>msten Wunden notdürftig<br />
zu versorgen. Zuerst wendet er sich dem Bewußtlosen zu. Doch seine Heilkunst<br />
versagt bei ihm, die Verletzungen sind zu schwer. Der Pirat stirbt noch während er<br />
versucht die Blutungen zu stoppen ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben.<br />
So wendet er sich den zweiten Piraten zu, der ihn argwöhnisch beobachtet. Jurge<br />
stellt erfreut fest, daß bei dem die Blutungen schon fast von selbst aufgehört<br />
haben. Er reinigt die Wunden erst einmal. Dadurch ist zunächst erst einmal<br />
die Gefahr einer Wundinfektion gebannt. Tuwine schaut ihm zu und als er sich<br />
nach Verbandmaterial umsieht, läuft sie los, um saubere Tücher aus der Hütte zu<br />
holen...<br />
Cantos schleicht unterdessen zum Vorhang, stellt sich so neben ihn, daß er<br />
nicht von einem Pfeil getroffen werden kann und zieht ihn langsam zur Seite.<br />
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Eigentlich ist Thamar eher dafür, kurz zuzuhören, was die Piraten sich zu erzählen<br />
haben, aber wenn der Vorhang schon auf ist, ist sie natürlich auch kampfbereit.<br />
Allerdings wundert sie sich ein wenig darüber, wer sich in der engen Hütte alles<br />
an ihr vorbeigedrängelt hat.<br />
Cantos steht direkt am Durchgang, mit seinen Freunden hinter sich. Vor ihm<br />
ist eine Art Aufenthaltsraum. Der Boden besteht aus gestampftem Lehm. In der<br />
Mitte des Raumes gut 7 Schritt vom Durchgang entfernt ist ein großer Tisch mit<br />
Stühlen. Am Kopfende ist ein Sitz mit einem Bärenfell. An der Wand stehen<br />
einige kleinere Tische und Stühle und noch 4 Schränke. Es ist relativ warm und<br />
der Geruch nach Bohneneintopf ist hier noch wesentlich stärker. Am großen Tisch<br />
sitzen 3 Männer und spielen Karten. Der eine ist ein wahrer Hüne. Er trägt<br />
eine Krötenhaut, und sein <strong>im</strong>ponierender rotblonder Bart ist teilweise geflochten.<br />
Er ist so groß und breitschultrig, daß die beiden anderen richtig klein neben ihm<br />
aussehen - obwohl sie es gewiß nicht sind. Einer der beiden ist etwas untersetzt,<br />
aber es ist kein Fett an ihm zu sehen. Der Zweite ist sehnig und durchtrainiert.<br />
Der Riese blickt auf - und als er nicht wie erwartet seine Kumpane sieht, greift<br />
er nach seinem Schwert. Er springt auf und grunzt bösartig. Die beiden anderen<br />
blicken <strong>im</strong> ersten Moment erschreckt, aber dann werden sie ernst und handeln<br />
schnell und zielsicher: Sie stürzen zu einem der Schränke und greifen nach den<br />
erstbesten Säbeln...<br />
Im letzten Moment versucht Thamar, einen Kampf zu verhindern. ”Ergebt<br />
euch!” ruft sie mit lauter, sicherer St<strong>im</strong>me. ”Drei <strong>Thorwal</strong>er Kriegsschiffe unter<br />
der Leitung von Admiral Wyntol stehen vor eurer Insel. Eure Kumpanen sind tot<br />
oder in Ketten. Gebt auf, wenn ihr leben wollt!” Der Hüne schaut sie an und fängt<br />
dann erst an ganz breit zu grinsen... ”Netter Versuch!” Dann lacht er Thamar aus.<br />
”Ihr seit ganz gewiß nicht von irgendeinem Admiral! Und von ’nem Wyntol habe<br />
ich noch nie ’was gehört.” Seine beiden Kumpel grinsen hinterhältig. Es scheint<br />
sie nicht <strong>im</strong> mindesten zu stören, eine Geweihte vor sich zu haben...<br />
Während sich schon Deion und Cantos in die Höhle drängeln bleibt Fyanna <strong>im</strong><br />
Hintergrund, da das Grunzen einen mächtigen Gegner ankündigt. Sie wartet ab,<br />
ob sie nach der ersten Angriffswelle einem bedrängtem Freund zu Hilfe kommen<br />
kann.<br />
Ancoron greift schon be<strong>im</strong> Betreten der Hütte zu seinem Wolfsmesser. Als er<br />
dann den Hünen sah, wurde ihm ganz anders. Einen so riesigen Kerl hatte er<br />
noch nie zuvor gesehen. ”Aber was mache ich jetzt?”, dachte er so bei sich. Da es<br />
für Pfeil und Bogen hier zu eng war, beschloß Ancoron ein gefährliches Manöver.<br />
Noch während Thamar auf die drei Piraten einredete drückte er sich an der Wand<br />
entlang und versuchte hinter den dreien zu kommen. Devon bemerkte was Ancoron<br />
vorhatte und so versuchte er ihm zu helfen und fing an, den Hünen anzustarren.<br />
Währenddessen näherten sich die beiden Kumpane des Hünen Thamar bedrohlich<br />
und achteten nicht auf Ancoron. So sprang er mit einen Satz auf den Hünen<br />
zu und versuchte ihm die Waffe an den Hals zu setzten. Doch der Hünen wich<br />
augenblicklich zur Seite, so daß Ancoron ins Lehre sprang und dabei beinahe das<br />
Gleichgewicht verlor. Blitzschnell reagiert der Rotblonde Pirat und stieß den Elfen<br />
zu Boden. Dann stand er über Ancoron und mit einem gewaltigem Hieb landete<br />
51
sein Schwert auf den Kopf des Elfen. Der Hieb war so schwer, daß Ancoron bei<br />
seinem Versuch aufzustehen scheiterte. So hatte der Hüne die Gelegenheit für<br />
einen zweiten Hieb. Doch diesmal gelang es Ancoron seine Waffe hochzureißen, so<br />
daß der Pirat nicht richtig traf. Der Hieb glitt ab und verletzt nur den Arm.<br />
Devon flüsterte leise ein Wort und plötzlich schien dem Hünen sein ganzer Mut<br />
zu verlassen. Er wurde unsicher und zögerlich. Da ging Devon direkt auf den<br />
Hünen zu. Der fing an zurückzuweichen. So konnte Ancoron endlich aufstehen.<br />
Doch der sehnige Pirat schien zu merken, daß da etwas nicht st<strong>im</strong>mte und griff<br />
Devon an. So konnte der nicht zu den Hünen um ihn vollends einzuschüchtern.<br />
Doch sofort ist Sabu zur Stelle und attackiert ihn mit seinem Kriegsbeil. Der<br />
Angriff ist so vehement, daß der Pirat keine Chance hat. Nicht nur, daß der Zwerg<br />
ihn schwer verletzt, nein - der Pirat gerät ins stolpern und fällt auch noch beinahe<br />
in seine eigene Waffe. Fyanna sieht ebenfalls, daß Devon angegriffen wird. Doch<br />
während sie sich noch auf einen Zauber konzentriert trifft Sabu den Piraten erneut.<br />
Der dreht sich um und versucht zu fliehen.<br />
Unterdessen wurde Thamar von dem Muskelpaket angegriffen. Doch ihr stehen<br />
Cantos und Kuno bei. Cantos hat kein Glück, Der Pirat verletzt ihn mit seinem<br />
Säbel. Kuno jedoch zieht seinen Wurfdolch und trifft auf Anhieb.. Auch Thamars<br />
Attacke gelingt, als ob sie noch nie etwas anderes getan hätte. Der Pirat taumelt<br />
und Kuno hat Zeit seine Waffe zu wechseln. Fyanna mischt sich ein und ihr Blitz<br />
gelingt. So hat Cantos die Gelegenheit sich für seine Armwunde zu revanchieren<br />
während das Muskelpaket mit seinem Säbel wild herumfuchtelt um sich blind vor<br />
seinen Feinden zu schützen. Dabei verletzt er Kuno leicht. Der Streuner blickt<br />
nur kurz auf seine Verletzung und schaut den Piraten gr<strong>im</strong>mig an. Dann sticht er<br />
entschlossen zu und sein Gegenüber hat keine Chance. Ungläubig schaut er Kuno<br />
an und bricht dann zusammen.<br />
Deion derweil wirft sich zwischen Ancoron und den Hünen. Ancoron taumelt<br />
zur Seite und kann sich kaum auf den Beinen zu halten. Nur mit Mühe kann<br />
er sich auf einen Zauber konzentrieren. Deion trifft den Hünen zwar nicht, aber<br />
der hat Schwierigkeiten sich auf mehr als einen Gegner zu konzentrieren. Doch<br />
als Deion entschiedener Nachsetzt trifft er zwar, doch der Pirat konnte sich jetzt<br />
endlich für einen Gegner entscheiden. Er reist sein Schwert hoch und schlägt Deion<br />
beinahe den Khunchomer aus der Hand. Zudem verletzt er ihn auch noch. Doch<br />
der läßt sich davon nicht irritieren. Devon greift den Hünen von hinten mit seinem<br />
Holzspeer an. Und während Ancoron und Legolas fast gleichzeitig einen Blitz auf<br />
den Riesen schleudern wird Deion erneut getroffen. Devon streift den Hünen mit<br />
seiner Waffe und wütend dreht sich der Pirat um. Doch der Druide hat Glück,<br />
der Schwerthieb verfehlt ihn nur knapp. Da läßt die Wirkung der Blitze nach und<br />
plötzlich erkennt der Riese Devon. Der Hüne weicht verschreckt zurück. Da greift<br />
Legolas nach seiner Zweililien und schlägt von hinten auf den Piraten ein. Deion<br />
nutzt die Gelegenheit und verletzt den Riesen an der Hand, so daß der sein Schwert<br />
fast verliert. Devon bedrängt den Hünen weiter und dessen einzige Sorge scheint<br />
es zu sein möglichst viel Abstand zwischen sich und dem Druiden zu bringen. Er<br />
läßt sein Schwert fallen und wendet sich zur Flucht. So ist er leichte Beute für<br />
Deion und den hinzugeeilten Cantos. Zusammen ringen sie den Verängstigten zu<br />
52
Boden...<br />
Als Jurge Thamar aus dem Inneren der Hütte rufen hört, überprüft er noch<br />
einmal schnell, ob der Gefangene auch wirklich gut gefesselt ist und bittet dann<br />
Tuwine bei dem Piraten zu bleiben. Diese läßt von ihrem Vorhaben in der Hütte<br />
frische Tücher zu holen ab, und dreht sich um. Sie scheint recht erleichtert zu sein,<br />
nicht hinein zu müssen...<br />
Dann betritt Jurge vorsichtig die Hütte, um zu sehen, was da drinnen vorgeht.<br />
In der Hütte findet er Fyanna, die irgendwie ein Tuch um ihren Bauch gewickelt<br />
hat. Den Sinn davon kann er zwar noch nicht entdecken, aber er will erst einmal<br />
wissen, was los ist. Doch als Jurge die Hütte durchquert hat, sieht er nur noch<br />
wie ein sehr großer rotblonder Pirat zu Boden gedrückt wird. Aber er bemerkt,<br />
daß einige bluten und so n<strong>im</strong>mt sich Jurge aus dem Regal einige frische Tücher<br />
und alles was sich sonst noch als Verbandsmaterial gebrauchen läßt. Dann bietet<br />
er allen Verwundeten seine Hilfe an.<br />
Nach dem Kampf geht Legolas in die Badehütte zurück und n<strong>im</strong>mt sich ein<br />
Handtuch, eine Seife und ein Rasiermesser aus dem Regal und packt sie in seine<br />
Taschen. Er überlegt, ob er nicht ein Lied auf der Flöte spielen sollte. Das wäre<br />
best<strong>im</strong>mt gut um Tuwine zu beruhigen. Doch erst bietet er den Verletzten ebenfalls<br />
seine Hilfe an. Er ist sich nicht ganz sicher, ob die sich jetzt schon helfen lassen<br />
wollen, denn schließlich ist einer der Piraten geflohen. So schaut er sich kurz um,<br />
wie die anderen auch. An den Wänden sind überall Fackelhalter befestigt. Rechts<br />
ist eine große Feuerstelle mit einem Kupferkessel darüber. Im Regal daneben<br />
stehen Eisenpfannen, einige emaillierte Blechtöpfe und Eßgeschirr. Auch einige<br />
Bratspieße lehnen gegen das Regal. Auf der anderen Seite der Feuerstelle ist ein<br />
Durchgang. In der Nähe der Feuerstelle in einer Ecke ist ein Strohlager. Gegenüber<br />
auf der anderen Seite der Höhle steht in einer Ecke ein Ofen. Auch auf dieser Seite<br />
ist ein Durchgang. Durch diesen ist der Pirat verschwunden. Geradeaus führt<br />
ebenfalls noch ein Gang weg.<br />
Sabu blickt kurz in die Runde, sieht, daß die anderen mit den beiden Piraten<br />
gut fertig geworden sind und entschließt sich, den Fliehenden direkt zu verfolgen.<br />
Obwohl sein Magen - unterstützt durch diesen appetitanregenden Geruch - vor<br />
sich hinknurrt, läßt er sich nicht davon abbringen. Er denkt so bei sich: ”Wer<br />
weiß, vielleicht will er ja die Gefangenen töten oder Fallen aktivieren.” So rennt<br />
Sabu dem verletzten Piraten nach.<br />
Da Cantos damit beschäftigt ist den rotblonden Piraten zu Boden zu drücken,<br />
kann er Sabu nicht in den Gang folgen. ”Hat noch jemand ein Seil?” ruft er den<br />
anderen zu. Dann schlägt er sich mit er flachen Hand gegen die Stirn: ”Ich Dummerchen<br />
hab’ doch selber eins!” Sofort beginnt er den Piraten damit zu fesseln.<br />
Dabei ruft er den anderen zu: ”Jemand sollte sich um Anchoron kümmern. Ihn<br />
hat’s schwer erwischt.” Zum Glück reagiert der Waldelf nicht auf diese Verballhornung<br />
seines Namens.<br />
Kuno läßt sich von der kleinen Verletzung doch nicht aufhalten, jetzt hat er<br />
schließlich Blut geleckt. ”Ich habe nur einen Kratzer, hinterher, bevor sich der<br />
Gauner noch irgend etwas einfallen läßt!” So folgt er mit gezückter Klinge Sabu<br />
und den Piraten und hofft, daß ihm noch jemand folgen wird. Aber zu seinen<br />
53
Freunden hat er in den letzten Tagen viel Vertrauen gefunden. Und außerdem:<br />
wer wußte, ob sie nicht über einige Schatztruhen stolperten..?<br />
Als Legolas sieht wie schwer Ancoron verletzt wurde, ruft er Jurge zu: ”Kümmere<br />
Dich bitte um Ancoron. Ich folge Sabu.” Doch er läuft nicht los, sondern scheint<br />
sich auf irgend etwas zu konzentrieren. Jurge macht sich erst einmal daran, alle<br />
Verletzten, die seine Hilfe brauche, zu versorgen. Aber als er sieht, wie Sabu alleine<br />
dem geflohenen Piraten nachläuft sagt er zu Legolas: ”Vielleicht solltest Du wirklich<br />
besser Sabu helfen. Ich glaube nicht, das es eine gute Idee ist, wenn er alleine<br />
in die Höhlen geht. Wir wissen schließlich nicht, was ihn da erwartet.” Legolas<br />
wirkt jedoch ganz nach innen gekehrt, er konzentriert sich auf alle Muskeln seines<br />
Körpers und murmelt undeutlich etwas vor sich hin. Jurge denkt sich seinen Teil,<br />
doch da sieht er, daß schon Kuno dem Piraten und Sabu folgen ist er erst einmal<br />
beruhigt. Dann bewegt Legolas sich wieder, doch plötzlich innezuhalten und sich<br />
noch mal zu versenken. Wieder murmelt er, doch diesmal ist es zu verstehen:<br />
”Axxeleratus Blitzgeschwind - fliege dahin wie Laub <strong>im</strong> Wind!” Kurz hält er noch<br />
inne. Nur um dann fluchend mit seiner Zweililie in der Hand hinter den anderen<br />
her zu rennen. Die Idee mit dem Zauber hält er zwar <strong>im</strong>mer noch für gut - ”Aber<br />
vielleicht sollte ich doch noch etwas üben...” denkt er so bei sich.<br />
Da Thamar weiß, daß es kompetentere Gruppenmitglieder gibt, um Ancoron<br />
zu helfen und sie außerdem um Sabu und den Gefangenen fürchtet, springt sie<br />
sofort dem Flüchtenden hinterher. Außerdem fordert sie den Druiden auf, ebenfalls<br />
mitzukommen, da man seine Unterstützung gut brauchen kann. Devon, der positiv<br />
über den Ausgang des Kampfes überrascht ist, nickt Thamar zu und rennt schnell<br />
Sabu hinterher, der den flüchtenden Piraten verfolgt. Als Cantos endlich den<br />
Pirat gut verschnürt hat, rennt er ebenfalls hinter Sabu her. Auch Ancoron wäre<br />
gerne den Piraten nachgestiegen, schon um den anderen zu helfen, doch weiß er<br />
selber, das er viel zu schwer verletzt ist, darum bittet er Jurge sich seiner Wunden<br />
anzunehmen. ”Tja, eines ist klar, die Aktion war gewagt, aber wenn sie geklappt<br />
hätte, wäre sie nicht schlecht gewesen...”, denkt er so bei sich. Jurge wendet sich<br />
seinem Kampfgefährten auch sofort zu.<br />
Derweil kümmert sich Deion erst einmal um die Versorgung seiner Wunden.<br />
”Liebste Fyanna, ich würde mich freuen, wenn ihr mir einen Verband anlegen<br />
könntet oder mit einem Spruch helfen würdet.” Sofort ist die Hexe an seiner Seite<br />
und beschaut sich vorsichtig die Wunden. Dann n<strong>im</strong>mt sie ein kleines Tuch aus dem<br />
Regal und spuckt hinein. ” Das sieht auf den ersten Blick nicht sehr schön aus, aber<br />
es ist der beste Heilzauber den ich beherrsche. Es wird Dir gleich besser gehen.”<br />
Vorsichtig streicht sie konzentriert den Speichel auf die Wunde. Die Blutung stoppt<br />
sofort und Deion ist erstaunt, wie flott sich die Wunde schließt. So eine schnelle<br />
Wirkung hatte er eigentlich nicht erwartet! Er hatte zwar schon viele Kräuter<br />
erlebt - und auch diesen ”Balsam” oder wie der hieß, doch so etwas, nein - das<br />
kannte er nicht! Zwar fühlt er die verwundete Stelle noch etwas, offensichtlich<br />
ist da noch ein kleiner Bluterguß, aber vor irgendwelchen Spätfolgen braucht er<br />
jedenfalls keine Angst zu haben. Nicht eine Narbe würde bleiben... ”Ich merke,<br />
wie es wirkt. Die Schmerzen sind schon nicht mehr so stark, liegt es nun an Deiner<br />
Nähe oder an dem Verband?” meint Deion mit einem Lächeln zu Fyanna. ”Vielen<br />
54
Dank!”<br />
Zufrieden steht die Angesprochene auf und blickt sich kurz um. Als sie sieht,<br />
daß sich Jurge bereits um Ancoron kümmert, läuft sie den anderen mit gezücktem<br />
Dolch hinterher. Deion derweil ist vollauf zufrieden mit dem Ergebnis von Fyannas<br />
Heilkünsten. Und da er an diesem Tag noch nichts gegessen hat, findet er diesen<br />
Geruch nach einem gutem Bohneneintopf unwiderstehlich. So geht er zu dem<br />
Kupferkessel und nach einem kurzen Blick hinein n<strong>im</strong>mt er sich eine kleine Schüssel<br />
aus dem Regal, einen Löffel dazu und fängt an zu essen. Zu seinem Bedauern sieht<br />
er so auf die Schnelle kein Bier oder ähnliches herumstehen...<br />
”Das kriegen wir schon wieder hin!” meint Jurge zu Ancoron. Er legt seine<br />
Hände auf die Verletzungen und fängt an ”Balsam Salabunde, heile Wunde!” zu<br />
murmeln. Ancoron erkennt den Spruch und wartet geduldig die Wirkung ab. Den<br />
Spruch ständig wiederholend murmelt Jurge weiter. Und schon nach kurzer Zeit<br />
hört die Wunde auf zu bluten. Frische Haut fängt an über die Verletzungen zu<br />
wachsen und schon nach wenigen Minuten ist nichts mehr zu sehen. ”Ich danke dir<br />
Jurge.” Ancoron schaut Jurge dankbar an. Mit neuer Kraft steht er auf. Um den<br />
anderen zu folgen ist es schon fast etwas spät. Abgesehen davon ist Deion beileibe<br />
nicht der einzige, der noch nichts gegessen hat. Und nur ein Tee am Morgen ist<br />
doch etwas wenig. Und so gesellt er sich zu Deion an den Kessel und tut es ihm<br />
gleich.<br />
Nach dem Essen sieht sich Deion noch etwas um. Erst geht er kurz zu dem<br />
Hünen hinüber und n<strong>im</strong>mt dessen Schwert. Mit finsteren Blick wird er dabei<br />
von dem Gefangen beobachtet. Dem scheint die Situation nicht zu gefallen, und<br />
schon gar nicht, daß jemand einfach sein Schwert n<strong>im</strong>mt! Doch er sagt kein Wort.<br />
Deion wiegt das Schwert in seiner Hand und probiert einige Hiebe in die Luft<br />
aus. Es liegt nicht schlecht in der Hand, aber sein Khunchomer ist ihm doch<br />
etwas vertrauter. Der Unterschied ist vielleicht nicht groß, aber das Schwert ist<br />
auch nicht wirksamer als seine Waffe. Er betrachtet das Schwert genauer. Einige<br />
Finger länger als sein Khunchomer ist es doch etwas leichter. Es ist ein typisches<br />
Breitschwert: eine starke Klinge mit einer breiten Hohlkehle. Es wirkt etwas<br />
gedrungen und hat anders als ein Langschwert keine Parierstange. Es ist deutlich<br />
erkennbar, daß der bisherige Besitzer die Klinge gut gepflegt hatte. Sie war in<br />
einem sehr guten Zustand und sorgfältig geschärft. So schätze Deion den Wert der<br />
Klinge auf mindestens 6 Dukaten. Das war ihm Grund genug es zu behalten...<br />
Dann schaute er sich die Schränke näher an. Dort ist noch ein, zwei Säbel<br />
und einige Entermesser zu finden. Auch einige Waffenpflegeutensilien sind dort<br />
verstaut. In den nächsten Schrank findet er noch eine Handvoll Wurfdolche und<br />
zwei Wurfscheiben, die allerdings in einem schlechten Zustand sind. Dann sind in<br />
den anderen zwei Schränken noch eine Tuchrüstung und ein Holzschild. Bei dem<br />
Ofen ist noch Holz und auch etwas Holzkohle. Im Regal bei dem Kessel ist wirklich<br />
nur Geschirr und auch einige Trinkbecher und Trinkhörner. Dann geht Deion noch<br />
mal in die Badehütte und durchsucht das dortige Regal. Dort findet er neben<br />
vielen sauberen Hand- und Badetüchern auch eine kleine Glasflasche mit Badeöl<br />
und etwas Franzbranntwein. Dazu kommt natürlich noch einige Seifenstücke und<br />
eine Bürste.<br />
55
Währenddessen kümmert Jurge sich um die verletzten Piraten. Erst einmal<br />
reinigt er die Wunden. Zwar hat er keine Heilkräuter der ähnliches, doch es ist<br />
genügend sauberes Wasser vorhanden. Als er in die Badehütte geht, um dort<br />
frische Tücher als Verbandmaterial zu holen, geht er noch kurz vor die Hütte,<br />
um zu sehen, wie Tuwine mit den gefesselten Piraten zurecht kommt. Außerdem<br />
erzählt er ihr, das die Gruppe nun die Höhle durchsuchen wird, um die Gefangenen<br />
zu befreien. Sie ist richtig froh, daß es kein Pirat ist, der aus der Hütte kommt.<br />
Offensichtlich hatte sie doch Angst. ”Der Gefangene ist <strong>im</strong> Loch, aber das sagte<br />
ich doch schon?” meint sie verwundert zu Jurge.<br />
Sabu derweil läuft einen gut 28 Schritt langen Gang entlang und kommt an<br />
einer stabilen Leiter. Es gab keinerlei Abzweigungen, also muß der Pirat da oben<br />
sein... Vorsichtig klettert er die Leiter hoch und sichert dabei nach allen Seiten.<br />
So gelangt er zu einem Absatz von ca. 2x2 Schritt Größe. Auch hier führt wieder<br />
eine Leiter hoch. Er klettert wieder weiter und gelangt an den nächsten Absatz.<br />
Seine Kameraden erreichen ihn jetzt auch. Sogar Legolas ist kommt angerannt -<br />
völlig außer Atem. An dem zweiten Absatz ist wieder eine Leiter , aber es wird<br />
auch Tageslicht sichtbar... Vorsichtig steigt er die Stufen hinauf.<br />
Doch plötzlich wird er von oben attackiert. Dort ist der Pirat - und Sabu hat es<br />
schwer mit dem Beil auf der engen Stiege. Er kann den ersten Schlag gerade noch<br />
ausweichen. Doch von den wütenden Schlägen weicht der Verletzte furchtsam<br />
zurück, hat er doch schon die Wirkung von Sabus Attacken kennengelernt. So<br />
gelingt es Sabu ganz auf die oberste Plattform zu kommen. ”Dies ist best<strong>im</strong>mt die<br />
Aussichtplattform die Fyanna gesehen hatte.” schießt es ihm durch den Kopf. Der<br />
Rand ist teilweise durch einen Steinwall gesichert. Der Zwerg drängt mit heftigen<br />
Attacken den geschwächten Piraten an den Rand und der Rest der Gruppe kann<br />
jetzt endlich gefahrlos folgen. Doch der Pirat will scheinbar nicht aufgeben: er<br />
schlägt mit seinem Säbel verzweifelt um sich. Doch dabei kann er niemanden<br />
erwischen. Dafür hat Sabu keine Schwierigkeiten einige Treffer zu plazieren. Die<br />
ersten beiden streifen seinen Gegner zwar nur, doch der folgende trifft genau die<br />
Schläfe. Der Pirat erstarrt und sackt in sich zusammen. Langsam färbt sich der<br />
Boden um seinen Kopf rot. Sabu wendet sich nach dem Kampf an die Anderen<br />
und sagt grinsend: ”Seid Ihr auch schon da? Muß man denn <strong>im</strong>mer alles alleine<br />
machen?” Danach kontrolliert Sabu, ob der Pirat noch lebt, und durchsucht ihn<br />
nach Gegenständen, welche er bei sich hat. Er hat Glück: Neben dem Säbel findet<br />
er auch noch ein Geldbeutelchen mit 5 Silbertalern und 3 Hellern. Ferner ist in den<br />
Gürteltaschen des Toten auch eine Tonpfeife und eine gefüllte silberne Tabaksdose<br />
zu finden. Zudem trägt der Pirat noch einen Silberring, einen Goldohrring und<br />
eine Halskette aus purem Gold. Flugs wird auch das von Sabu verstaut.<br />
Als Sabu aufblickt n<strong>im</strong>mt er wieder etwas von der Umgebung war. Er und<br />
seine Freunde können von dieser Plattform kaum etwas von der Insel sehen, da<br />
ein Felsvorsprung und einige Bäume die Sicht nehmen. Dafür ist das Meer sehr<br />
gut zu überblicken. Es ist weit und breit kein Schiff sichtbar. An der dem Meer<br />
zugewandten Seite fällt der Berg steil ab. Als Kuno an den Rand tritt, sieht er<br />
eine Art natürlichen Hafen, in der zwei kleine ca. 6 Schritt lange Boote und ein<br />
etwas größeres gut 15 Schritt großes Schiff liegt. Legolas gratuliert Sabu für seinen<br />
56
schnellen Sieg über den Piraten. Nachdem er sich auch von der Plattform aus die<br />
Boote angesehen hat geht er mit den anderen durch die Höhle zurück. Dann fällt<br />
Sabu ein, das er Tira ganz vergessen hat. Vorher will er sich aber noch schnell die<br />
Schiffe unten ansehen, ob sich dort etwas bewegt. Als er von oben hinunterlugt ist<br />
allerdings kein Weg hinunter zu erkennen. Die Boote schaukeln träge und verlassen<br />
auf den Wasser. So rennt er aus dem Gebäude und holt Tira, und Brom - diesen<br />
”komischen Esel” wie er es nennt.<br />
”Das hätten wir geschafft. Die Piraten sind besiegt, laßt uns Ettel suchen<br />
und dann von hier verschwinden.” Cantos macht sich auf den Rückweg zu den<br />
anderen. Im großen Raum angekommen sieht er wie Deion und Ancoron sich<br />
bereits über das Essen hergemacht haben. ”Ihr verfressenen Faulpelze. Die Suppe<br />
läuft euch nicht weg. Helft lieber Ettel suchen.” Deion grinst ihn an: ”Kann<br />
aber kalt werden. Es schmeckt übrigens spitzenmäßig.” ”Auf dem Herdfeuer?”<br />
antwortet Cantos verdutzt. Dann fragt er: ”Ich hoffe ihr habt uns noch etwas<br />
übriggelassen.” Deion rülpst ihm etwas vor: ” Aber sicher doch! Oder?” Cantos<br />
ist zwar neugierig und will die Höhle erkunden, doch da er den ganzen Tag noch<br />
nichts gegessen hat, n<strong>im</strong>mt er sich auch erst etwas vom Bohneneintopf. Dann<br />
fängt er mit dem Essensnapf in der Hand an, sich umzusehen. Er wendet sich dem<br />
Vorhang <strong>im</strong> Westen zu, um zu erkunden was dahinter ist. Der Durchgang führt in<br />
einem kleinen Raum, der offensichtlich als Vorratslager dient. Hier stehen einige<br />
Bierfässer und Regal mit Nahrungsmittel. Mehl und fertiges Brot, geräucherte<br />
Speckseiten, Gemüse und auch Hartwurst, Käse und geräucherte Fische sind zu<br />
finden. Auch etwas Dörrfleisch und daneben sogar ein frisch ausgenommene Gans.<br />
Ein Regal mit Werkzeug, u.a. ein Brecheisen, Hammer und Nägel, eine Säge,<br />
einen Hobel und einige Wurfhaken, befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite.<br />
Daneben steht eine ziemlich ramponierte Truhe.<br />
Nachdem jetzt erst einmal alle Piraten außer Gefecht sind, bemerkt auch Jurge<br />
seinen knurrenden Magen. ”Ich hoffe ihr habt noch etwas von dem Eintopf für uns<br />
übriggelassen!” Mit diesen Worte holt sich Jurge auch ein Schüssel und setzt sich<br />
zu den anderen an den Tisch. Wenn Jurge damit fertig ist, spült Jurge seine<br />
Schüssel aus und packt sie in seinen Rucksack. Deion derweil packt sich einige<br />
Utensilien ein, um auch seine Waffe damit bearbeiten zu können. Und aus dem<br />
Regal wird auch noch ein Trinkhorn genommen. ”Nun fehlt nur noch der Stoff,<br />
um es zu füllen.” meint er.<br />
Nachdem auch der letzte Pirat außer Gefecht gesetzt ist, hat Kuno endlich<br />
Zeit, sich seine Verwundung anzusehen. Hm, unversorgt sollte die Verletzung<br />
besser nicht bleiben. ”Fyanna, kannst Du mir vielleicht helfen? Ich habe doch<br />
etwas abbekommen...” ”Aber klar! Ich bin ja schon in<br />
Übung. Aber warte einen<br />
Augenblick, ich muß erst etwas trinken, mein Hals ist trocken wie eine Wüste.”<br />
grinst Fyanna, froh, daß der Kampf nun vorüber ist. Vorsichtig tastet sie nach<br />
hinten, wo das Bündel mit dem Kater hängt und schiebt ihn nach vorne. Sie<br />
läßt das Tier herunter. Dann n<strong>im</strong>mt sie eine Schale und schöpft draußen Wasser.<br />
Sie trinkt den größten Teil und stellt den Napf danach auf den Boden für den<br />
Kater. So gestärkt wendet sie sich Kuno zu und versorgt auf die jetzt schon<br />
gewohnte Weise die Wunden. Schnell schließen sich die Wunden und Kuno hat<br />
57
keinerlei Beschwerden mehr. Schließlich wendet Fyanna den Kopf, um zu sehen,<br />
was Cantos hinter dem Vorhang macht.<br />
Sabu kommt gerade mit Tira in die Hütte zurück, den ”Esel” bindet er draußen<br />
an. In der Badehütte entdeckt er auch nichts, was nicht schon Deion entdeckt<br />
hat. So sucht er für Tira und sich etwas zu essen. Während er so vom dem<br />
Bohneneintopf n<strong>im</strong>mt, wendet er sich an die Gruppe und fragt, ob noch jemand<br />
verpflegt werden muß. Während er auf Antwort wartet bekommt auch Tira etwas<br />
von der Wursteinlage des Eintopfes ab. Nachdem Sabu mit dem Essen fertig ist,<br />
wird sich schon noch mehr für Tira finden.<br />
Danach geht Deion vor die Hütte und sagt Tuwine, daß nun alle Piraten tot<br />
oder gefangen sind und sie hereinkommen kann. Sie scheint nun völlig beruhigt.<br />
Vorsichtig kommt sie mit hinein. Als sie den Hünen am Boden liegen sieht, zieht<br />
sie die Luft scharf ein - scheinbar hat sie <strong>im</strong>mer noch etwas Angst.<br />
Kuno n<strong>im</strong>mt sich auch einen Teller Eintopf. ”Hm, könnten hier Gehe<strong>im</strong>gänge<br />
versteckt sein?” Er schaut sich die Wände genau an, allerdings ist nichts Bemerkenswertes<br />
zu entdecken. Die Wände sind grob aus dem Felsen heraus gehauen<br />
und nicht verputzt.<br />
In der Hütte angekommen sieht er sich erst einmal den Inhalt des Kessels<br />
an. Obwohl Legolas, anders als die meisten der anderen schon etwas gegessen<br />
hat, findet auch er den Bohneneintopf sehr gut riechen. Und so n<strong>im</strong>mt auch er<br />
sich eine Schale voll. Dann sieht er sich in der Hütte etwas genauer um. Hinter<br />
dem Vorgang gegenüber dem Eingang entdeckt er einen Gang der geradeaus an<br />
mehreren mit Vorhängen abgetrennten Räumen entlang führt. Auf der rechten<br />
Seite sind 5 derartige Vorhänge. Doch auf der linken Seite sind zuerst zwei stabile<br />
Türen daran schließen sich noch zwei weitere Vorhänge an. Weiter hinten ist der<br />
Gang nicht mehr beleuchtet und daher ist er sich nicht ganz sich, wie er weiter<br />
verläuft.<br />
Dann macht Deion den Vorschlag, alle Gefangenen in einem Raum unterzubringen.<br />
”Sie sind dann einfacher zu bewachen.” Jurge findet diesen Vorschlag ausgesprochen<br />
nützlich. Und so macht er sich, nachdem er mit dem Essen fertig ist,<br />
direkt an die Arbeit. Deion wendet sich anderen Problemen zu: Er fragt den<br />
Hünen, wo der Gefangene ist. ”Es ist besser für Dich, wenn Du es uns sagst, denn<br />
wir können Dich fair aber auch sehr hart behandeln. Du hast die Wahl!” Der<br />
Gefangene schaut ihn nur finster an. Da mischt sich Tuwine ein: ”Der ist hinten<br />
<strong>im</strong> Loch!” Da scheint ihr endlich aufzugehen, daß die Leute vor ihr scheinbar nicht<br />
wissen, wo das ist. ”Das ist da hinten, den Gang ’runter. Soll ich es euch zeigen?”<br />
”Das wäre recht nützlich!”, antwortet Thamar grinsend. ”Wir sollten den<br />
Gefangenen jetzt endlich befreien. Und hinterher schlage ich vor, daß wir uns alle<br />
vor der Hütte versammeln, um Kriegsrat zu halten. Dann müßten wir uns auch<br />
mal überlegen, wie wir mit äähh.... Fundsachen umgehen wollen. Ich halte es nicht<br />
für so nützlich, daß die einen Flüchtige verfolgen, während die anderen Bauch und<br />
Taschen füllen.” Sie gesellt sich zu Tuwine an dem Durchgang zum hinteren Teil<br />
der Höhle.<br />
Frisch gestärkt und geheilt wird Kuno auch wieder von der Neugier getrieben:<br />
”Ja, kommt schon, wir holen Ettel - oder wen auch <strong>im</strong>mer - aus dem Loch! Dabei<br />
58
können wir uns auch die anderen Räume ansehen!” Er blickt kurz zu den anderen<br />
und geht zu Tuwine hinüber, um ihr zu diesem Loch zu folgen. Dann greift Tuwine<br />
nach einer Fackel und Kuno macht es ihr gleich. Diese schaut sich noch kurz um,<br />
ob jemand anderes mitkommt. Ungeduldig warten die beiden auf den Rest. Sabu<br />
fühlt sich nun ebenfalls gestärkt und wieder packt ihn der Tatendrang. Zuerst<br />
kontrolliert er die gefangenen Piraten, ob sie gut gesichert sind und ob sie noch<br />
Waffen bei sich haben. Zum Glück für die Piraten findet er keine...<br />
Nachdem Ancorons Wunden so toll versorgt wurden, und er sich an diesem<br />
köstlichen Eintopf gestärkt hatte, wollte er den Rest der Höhle erkunden, vor<br />
allem was hinter den Vorhängen ist. ”Legolas? würdest du mir dabei helfen, die<br />
Gehe<strong>im</strong>nisse die sich hinter diesen Vorhängen und der Tür befinden könnten zu<br />
ergründen”, fragte er höflich. Legolas und Ancoron gesellten sich zu der kleinen<br />
Gruppe am Gang. Allerdings greift Legolas sich kurz etwas aus dem Schrank:<br />
Auch eine Zweililien will gepflegt werden. Als er sieht, das die Gruppe sowieso nicht<br />
gleich aufbricht, macht er auch noch einen kleinen Abstecher in die Vorratskammer<br />
und packt schnell etwas Brot, Hartwurst und Käse ein. Er folgt vorsichtig den<br />
anderen - <strong>im</strong>mer auf der Hut vor irgendwelchen Fallen.<br />
Deion packt das Schwert und die anderen Sachen in seinen Rucksack. Als er<br />
hört, das Cantos ein Faß mit Stoff für sein Trinkhorn gefunden hat, stürmt er hin,<br />
füllt es und stürzt den Inhalt in einem Zug runter. Er rülpst laut: ”Ahh, lecker<br />
der Stoff!” Cantos packt gerade einige Lebensmittel ein. Er dreht sich kurz zu<br />
Deion um und sagt grinsend: ”Erzähl’ Du mir noch mal was von Tischmanieren.”<br />
Deion läßt das nicht auf sich sitzen: ”Ist hier irgendwo ein Tisch? Ich sehe nur ein<br />
Faß, und Dich! Außerdem ist ein Bäuerchen gesund!” Als Deion sieht, was Cantos<br />
dort einpackt, meint er sich noch mal dem Faß zuwendend: ”Jaja, wer ist denn<br />
nun der Freßsack? Meinst Du nicht, wir werden bei unserem Aufbruch auch an die<br />
Vorräte denken? Aber scheinbar schleppst Du gerne!” Dann füllt er das Trinkhorn<br />
noch mal und geht mit einem zufriedenen Lächeln wieder zurück. Cantos ruft<br />
ihm hinterher: ”Du bist der Freßsack. Ich packe es nur ein und schlinge es nicht<br />
herunter. Den Sack muß ich ja nicht die ganze Zeit mit mir ’rumschleppen. Und<br />
einen ”Packesel”” hab ich auch. Außerdem hast Du in ein bis zwei Stunden sowieso<br />
alles aufgegessen, also sei mir dankbar, daß ich Deine Verpflegung schleppe.”<br />
Als Deion mit dem Trinkhorn hinaus geht, greift er noch schnell nach den<br />
Wurfhaken und einigen Nägeln. ”Wer weiß wofür die gut sind”, denkt er. Die<br />
Truhe untersucht er genauer. Diese ist unverschlossen. Aber es wäre auch schwierig<br />
sie abzuschließen, so ramponiert wie sie ist. Als Cantos einen Blick hinein wirft,<br />
findet er ein billiges Leinenkleid und einen abgewetzten Wollmantel. Daneben<br />
liegt noch eine Haube und etwas Nähzeug. Da er in der Truhe nicht mehr von<br />
Interesse entdecken kann, geht er zu den andern zurück. Da auch er einige Kratzer<br />
abbekommen hat, fragt er ob sich jemand um seine Wunden kümmern kann bevor<br />
er Wundfieber bekommt. Die Hauptsorge der anderen scheint jetzt allerdings eher<br />
dem Gefangenen zu gelten.<br />
Nachdem Deion sein Trinkhorn geleert hat, drängelt er sich an Thamar, Kuno<br />
und Tuwine vorbei und geht in den Gang, um zu sehen, was sich hinter den Türen<br />
auf der linken Seite befindet. Allerdings hat er wenig Erfolg: die erste Tür ist<br />
59
verschlossenen - und die nächste auch! So begleitet er Sabu be<strong>im</strong> Durchsuchen<br />
der unverschlossenen Räume. Doch natürlich wendet er sich nicht von den Türen<br />
ab, ohne vorher einen prüfenden Blick auf die Türen geworfen zu haben. Die<br />
Erste kommt ihm nicht sehr stabil vor, diese wäre evtl. noch mit roher Gewalt<br />
aufzubrechen. Gut - eventuell würde die Schulter darunter leiden, aber es müßte<br />
funktionieren. Aber das diese Methode bei der zweiten Tür funktionieren würde,<br />
bezweifelt er. Da würde er sich jedenfalls nur mit Werkzeug heran wagen...<br />
Langsam knurrt auch Fyanna der Magen. Sie schnappt sich schnell einen Teller<br />
mit Eintopf. Um in Ruhe zu essen ist sie aber viel zu neugierig. Sie folgt der<br />
Gruppe den Gang entlang mit dem Teller in der Hand. Sollte doch noch unvermutet<br />
ein Pirat auftauchen, kann sie ihm notfalls den heißen Eintopf ins Gesicht<br />
schmeißen, denkt sie so bei sich. Aber zum Glück tritt dieser Fall nicht ein. Sie<br />
gehen geradezu durch den Durchgang und Tuwine geht achtlos an den Vorhängen<br />
und Türen vorbei. Jurge folgt Tuwine in dem langen Gang <strong>im</strong> Süden. Erst einmal<br />
möchte er Ettel befreien, deshalb kümmert Jurge sich nicht um die Türen und<br />
Vorhänge rechts und links des Ganges. ”Wenn wir Ettel befreit haben, sollten wir<br />
die Piraten in das Loch stecken! Da sind sie gut aufgehoben.” meint Jurge zu den<br />
anderen.<br />
Doch Kuno ist neugierig; er öffnet jeden Vorhang und wirft einen Blick in<br />
die Räume dahinter. Die 5 Räume auf der rechten Seite sind ziemlich identisch<br />
eingerichtet: Es sind jeweils 4 Betten und Truhen. Dazu noch ein Tisch und 4<br />
Hocker. Auch hier sind an der Wand wieder Fackelhalter befestigt. Allerdings<br />
brennen die Fackeln nicht. Nach den beiden verschlossenen Türen schließen sich<br />
auf der linken Seite noch 2 weitere Schlafräume analog den gegenüberliegenden 5<br />
an.<br />
Nachdem Sabu die Fesseln der Piraten kontrolliert hat, folgt er mit Tira den<br />
anderen in den hinteren Gang. Doch er hastet nicht Tuwine hinterher, sondern<br />
untersucht die Räume, wobei er auch Tira zum Suchen auffordert. Doch sie hat<br />
scheinbar kein Interesse an irgendwelchen verlassene Räume. Statt dessen läuft sie<br />
<strong>im</strong>mer wieder zwischen der Gruppe und Sabu hin und her.<br />
Sabu ist derweil vollauf beschäftigt: Er durchsucht die gesamten Schlafräume.<br />
Kurz klopft er auf die Wände und versucht die Truhen zu öffnen. Die meisten sind<br />
sogar unverschlossen - und die anderen bekommt er mit roher Gewalt - und einem<br />
Messer - auch offen. Hauptsächlich findet er Kleidung, die ihm allerdings nicht<br />
passen dürfte. Allenfalls diese Pelzfäustlinge und dieses seidene Halstuch könnte<br />
er anziehen. Aber dafür findet er eine kleine Spieluhr und eine Wasserpfeife. Auch<br />
einige Jonglierbälle sind in der einen Truhe, in einer anderen ist eine kleine Sammlung<br />
Holzfigürchen und etwas Schnitzwerkzeug. Auch unter den Betten schaut<br />
Sabu nach - doch dort ist außer Staub und ein altes Stirnband und Paar leichte<br />
Stiefel nicht zu finden. Nur Geld findet er nicht - und keine Goldgegenstände.<br />
Die Gruppe ist derweil am Ende des Ganges angekommen. Dort geht der Gang<br />
in eine relativ breite Rampe über, die in einer Biegung verläuft. Am Ende der<br />
Rampe setzt sich der Gang fort. Allerdings versperrt nach 4 Schritt ein schwerer<br />
Vorhang den Weg. Dahinter teilt sich der Gang; der Gang nach links endet bald<br />
an eine Art Tor. Doch Tuwine wendet sich nach recht und dort kommt die Gruppe<br />
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schon nach wenigen Schritten an ein mit einem Gitter verschlossenem Loch. Dieses<br />
Gitter ist mit einer schweren Kette gesichert. An der Wand ist eine Strickleiter<br />
befestigt - allerdings ist sie hochgezogen und liegt neben dem Loch. Als Licht<br />
von der Fackel in das Loch fällt, hört Kuno und der Rest plötzlich eine bekannte<br />
St<strong>im</strong>me, die anfängt zu fluchen: ”Ihr Hundesöhne! Was fällt euch ein! Mich<br />
einfach so ohne Nahrung hier einzusperren..!”<br />
”Na, wenn das nicht Ettel ist!” denkt Kuno so bei sich. So versucht er erst einmal<br />
den Wiedergefundenen zu besänftigen: ”Beruhige Dich, wir sind Freunde und<br />
holen Dich raus!” Kuno untersucht das Schloß an der Kette und zückt dann sein<br />
Werkzeug, das sollte kein Problem sein. ”Tuwine, kannst Du mir bitte leuchten?<br />
Ich werde versuchen, das Schloß zu öffnen.” Während er arbeitet, fragt er Ettel:<br />
”Sag mal, wie sah das noch mal mit der Bezahlung aus? Ich glaube, hier ist ein<br />
kleiner Bonus für uns fällig!” Ettel ruft von unten: ” Erst holt mich hier ’raus!<br />
Und wenn wir heil he<strong>im</strong>kommen, werde ich eure Hilfe nicht vergessen haben!”<br />
Cantos n<strong>im</strong>mt das Brecheisen aus dem Raum mit und geht wieder in den<br />
großen Raum. Dort durchsucht er die Piraten, in der Hoffnung den Schlüssel<br />
von Ettels Gefängnis zu finden. Allerdings findet er keinen Schlüssel, aber dafür<br />
einen Geldbeutel mit 3 Silberlingen und 7 Heller, zudem trägt der eine auch ein<br />
Bronzeamulett. So n<strong>im</strong>mt Cantos das Brecheisen mit, als er den anderen nachgeht.<br />
Als Cantos bei dem Loch ankommt, kann er sich ein Grinsen nicht verkneifen.<br />
”Welch liebliche St<strong>im</strong>me. Sollte das unser geliebter Ettel sein?” Schon will er Kuno<br />
das Brecheisen geben, doch der ist schon dabei mit seinem privatem ”Werkzeug”<br />
das Schloß zu knacken. Da es ein recht einfaches Schloß ist, fällt ihm das nicht<br />
schwer. Sobald das Schloß geöffnet ist, läßt Cantos die Strickleiter in das Loch<br />
herunter, damit der Gefangene heraufklettern kann.<br />
Da Ettel nun endlich gefunden zu sein scheint, kann Fyanna ja in Ruhe aufessen.<br />
Sie dreht wieder um, um zu schauen was Sabu in den Z<strong>im</strong>mern gefunden hat. Doch<br />
zu ihrem Bedauern ist keine schöne Kleidung für sie dabei. Nur einige Hemden,<br />
die eher für kräftige <strong>Thorwal</strong>er gemacht wurde, als für eine zierliche Frau.<br />
Da es um dem Loch mit Ettel eng wird, geht Deion zu diesem Tor gegenüber<br />
dem Loch und versucht es zu öffnen. Das Tor kann offensichtlich von innen<br />
verriegelt werden, doch es ist kein echtes Schloß zu sehen. Der Riegel ist nicht<br />
vorgeschoben und so siegt Deions Neugier; er öffnet das Tor. Es knarrt laut und<br />
vernehmlich und als er seinen Kopf raussteckt, sieht er diesen Hafen, den sie schon<br />
von der Aussichtsplattform entdeckt haben. Er tritt hinaus und der Wind bläst<br />
ihm ins Gesicht. Dann geht er interessiert zu den Booten. Das größere entpuppt<br />
sich als eine Art kleine Knorre, ”Kleiner Stern” steht auf dem Bug gemalt. Das eine<br />
kleinere Boot ist eine Art Jolle, ein kleines einmastiges Schiff, gerade gut genug für<br />
eine kleine Fischfahrt. Auch auf diesem ist ein Namenszug gemalt: ”Eldgr<strong>im</strong>ma”<br />
steht da in ungelenkigen Buchstaben. Das zweite ist ein einfaches Ruderboot und<br />
ist völlig schmucklos. Cantos geht wieder hinein und muß natürlich den anderen<br />
gleich von seiner Entdeckung berichten.<br />
Drinnen am Loch ist derweil Ettel schon hinausgeklettert. Er schnaubt und<br />
versucht erst einmal zu Atem zu kommen, während er den Schmutz von seinen<br />
Kleidern streicht. Die haben auch arg gelitten, sie sind nicht nur ziemlich verdreckt,<br />
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sondern auch stellenweise zerrissen. ”Die haben mich doch tatsächlich nur mit<br />
verbundenen Augen hier ’reingebracht! Und meine beiden Truhen haben die mir<br />
auch abgenommen; und dabei war es das einzige, was ich habe retten können!”<br />
Empört schaut er sich um. ”Nur gut, daß ihr auch hier gelandet seit - wer weiß,<br />
was die sonst noch gemacht hätten... Das da auch noch Boote sind, ist wirklich<br />
Glück. Und diese Knorre kann nur ein Zeichen von Phex sein! Zum Transport von<br />
Waren ist nichts besser als diese Schiffe..!”<br />
Ettel scheint sich langsam zu beruhigen. ”Habt ihr meine Truhen gefunden?<br />
Und etwas zu Essen - vielleicht sogar Proviant für eine Fahrt nach Prem - oder<br />
einen anderen sicheren Hafen?” Neugierig schaut er die Helden an. Doch diese<br />
können ihm nichts über irgendwelche Truhen verraten. Dafür kann Jurge ihn schon<br />
mal bezüglich der Nahrungsfrage Auskunft geben: ”Also vorne in einer Halle ist<br />
gerade ein vorzüglicher Bohneneintopf zu finden. Und dann ist da auch noch ein<br />
Vorratsraum, es dürfte also damit keine Probleme geben.” Ettel scheint mit dieser<br />
Auskunft fast zufrieden zu sein. Da kommt Sabu endlich bei dem Loch an. Er fragt<br />
Ettel gleich, ob er verletzt sei. Aber der verneint glücklicherweise. So begleitet<br />
er ihn zur Halle und schöpft ihm Eintopf in eine Schüssel. Ettel ist erfreut über<br />
diese Fürsorge: ”Na, dann werde ich mir erst einmal etwas Heißes genehmigen -<br />
und dann gehe ich auf die Suche nach den Truhen...”<br />
Nachdem Jurge sich die Beschreibung des Hafens von Cantos sehr aufmerksam<br />
angehört hat, geht er durch das Tor zum Hafen. Schließlich wurde Ettel schon<br />
durch Sabu gut versorgt. Mit der Knorre beginnend begutachtet er die Schiffe<br />
eingehend auf ihre Seetüchtigkeit und fängt an diese kleine Variante einer Knorre<br />
- den ”kleinen Stern”, die ja <strong>im</strong>merhin ca. 15 Schritt lang ist - auf eine Abfahrt<br />
vorzubereiten. Dabei fragt er sich, ob diese Mannschaft - so erfolgreich sie bisher<br />
<strong>im</strong> Kampf auch war - geeignet ist, das Schiff in einen sicheren Hafen zu steuern.<br />
”Aber wozu haben wir zwei <strong>Thorwal</strong>er an Bord? Und schließlich bin ich selbst ja<br />
auch nicht so ganz unerfahren,” denkt Jurge laut.<br />
Als Ettel anfängt zu essen, dreht sich Sabu zu der Gruppe um: ”Vielleicht sollte<br />
jemand von uns den Aussichtsposten besetzen und aufpassen, daß die Piraten nicht<br />
kommen. Ich schlage vor, daß wir alle 2 Stunden uns dort oben ablösen. Wenn Ihr<br />
wollt, übernehme ich die erste Wache!” Als er allerdings sieht, wie sich Deion und<br />
an der ersten Tür zu schaffen macht, überlegt er es sich anders und gesellt sich zu<br />
den beiden. Kuno zückt gerade seinen Dietrich, doch Sabu schiebt ihn zur Seite<br />
und wirft sich mit voller Kraft gegen die Tür. Dann reibt er sich die Schulter,<br />
mehr aus Gedankenlosigkeit als wegen irgendwelcher Beschwerden, und drückt die<br />
aus den Angeln gehobene Tür zur Seite.<br />
Neugierig betreten Sabu und die beiden anderen den relativ großzügig eingerichteten<br />
Raum. Auf dem Boden liegen Teppiche und es stehen auch zwei<br />
Kohlenbecken an der Wand. Zwischen dem einem Kohlenbecken und dem Bett<br />
stehen 2 kleinere Truhen. Die eine ist wohl eine Transportkiste für ein Packpferd.<br />
Auf dem Deckel sind die Buchstaben EW eingebrannt. Die zweite Truhe ist etwas<br />
größer als eine Transportkiste, ist aber besser gearbeitet. Sie trägt ebenfalls die<br />
Initialen EW. Als Deion die beiden Truhen mit den eingebrannten Buchstaben<br />
sieht, ruft er nach draußen:” Ettel, hier sind Deine beiden Truhen!” Der läßt so-<br />
62
fort den Eintopf sein und eilt hinter den Dreien her. Er schaut richtig erleichtert<br />
aus, als er die Truhen mit dem ”EW” darauf mit eigenen Augen sieht. Er geht<br />
sofort hin und überprüft kurz, ob die Kisten unbeschädigt sind. ”Danke,” sagt er<br />
zu Deion, ”Du weißt nicht, was diese Fracht für mich bedeutet..!”<br />
Als sich Ettel bei Deion bedankt antwortet er gleich: ”Bitte sehr, war mir ein<br />
Vergnügen!” Um dann gleich zu fragen: ”Erkläre es mir doch. Was ist denn so<br />
wertvolles in diesen Kisten?” ”Och,” meint Ettel, ”unter anderem natürlich etwas<br />
Geld, aber auch die Sonderbestellung Purpur und Rauschkraut. Und da die für<br />
einen speziellen Kunden ist, würde es meinem Ruf schon schaden, wenn ich die<br />
jetzt nicht liefern könnte... Ach übrigens - das mit dem Rauschkraut, braucht ihr<br />
ja nicht weitererzählen, oder?”<br />
Auf der anderen Seite des Bettes ein geöffneter Sekretär. Darin ist Schreibpapier<br />
und ein Buch sichtbar. Es steht auch Tinte und Feder bereit. Obenauf steht<br />
eine schön gearbeitete Spieluhr und ein Kerzenständer. An der Wand daneben<br />
hängt ein großer Wandteppich. Gegenüber dem Bett ist ein Schrank, daneben<br />
steht eine beschlagene Truhe.<br />
Währenddessen macht Sabu den Raum hinter der aufgebrochenen Tür unsicher;<br />
er nähert sich zuerst dem Schrank und öffnet ihn. Darin findet er ziemlich noble<br />
Kleidung; u.a. findet er Seidenstrümpfe, über die er sich schon amüsiert; eine schön<br />
gearbeitete Brokatweste, die allerdings einem <strong>Thorwal</strong>er paßt und keinem Zwerg;<br />
einen Pelzmantel, edel gearbeitet aber etwas altmodisch; Stulpenhandschuhe, die<br />
ihm vielleicht sogar passen könnten und dann ist da auch noch ein paar Spangenschuhe,<br />
die eher am Hof als in einer Höhle getragen werden sollte...<br />
Deion fragt dann neugierig Ettel: ” Wieviele Piraten sind denn ungefähr weg?<br />
Kann es sein, daß unser Gefangener der Anführer ist?” Der Kaufmann ist zwar<br />
mit Essen beschäftigt, aber scheinbar hat er gute Ohren: ”Der?? Nee - der Große<br />
da nicht... Der ist vielleicht stark, aber als Kap’tän best<strong>im</strong>mt ungeeignet... Und<br />
wieviele weg sind: Best<strong>im</strong>mt mehr als 20, 30 Leute. Jedenfalls genug um uns in<br />
eine ziemlich ungesunde Situation zu bringen.” Er zuckte mit den Schultern. Deion<br />
schien mit der Antwort zufrieden zu sein, jedenfalls stampfte er ebenfalls in das<br />
Z<strong>im</strong>mer und meint grinsend zu Sabu: ” Übrigens, tolle Arbeit diese Türöffnung”<br />
Dann fällt ihm der Vorschlag Sabu’s mit der Aussichtplattform wieder ein und er<br />
blickt ihn prüfend an: ”Wie lange willst Du denn noch hierbleiben? Ich bin dafür,<br />
so schnell wie möglich die Schiffe zu beladen und von hier zu verschwinden! Ich<br />
habe keine große Lust, auf die restlichen Piraten zu warten.”<br />
Cantos gesellt sich zu den Kameraden in dem Quartier des Piratenkapitäns<br />
und meint: ”Da wir ja nun Ettels Truhen gefunden haben, bin ich dafür, daß wir<br />
von hier verduften, bevor die anderen Piraten zurückkommen. Wir wissen ja nicht<br />
einmal wieviele es sind. Ich meine wir sollten ein Boot mit Proviant beladen und<br />
nach Osten segeln, da muß irgendwann Land kommen.” Kuno st<strong>im</strong>mt dem zu;<br />
auch er möchte möglichst bald verschwinden. Doch auch er will nicht ohne einige<br />
Schätze von dannen ziehen...<br />
Ancoron geht den anderen in den Raum des Kapitäns nach und betrachtet kurz<br />
das Buch obendrauf. Er seufzt kurz und denkt sich: ”Vielleicht sollte ich doch einmal<br />
lesen lernen... Wüßte zu gerne, was da drinnen steht.” Als er das Buch wieder<br />
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hinlegt n<strong>im</strong>mt Thamar es und blättert kurz hindurch, während Ancoron sich den<br />
restlichen Sekretär genauer an. Die Spieluhr obendrauf ist hübsch gearbeitet und<br />
der Kerzenständer ist aus Silber. Im Sekretär findet er noch ein extra Fäßchen<br />
Tinte und ein Federmesser. Auch eine kleine Schriftrolle und Pinsel mit Tusche<br />
findet er. In einer Schublade ist auch noch ein Zirkel und ein Lineal verstaut. Das<br />
Thamar stellt fest, daß das Buch eine Art Logbuch ist. Sie überfliegt die letzten<br />
Seiten genauer.<br />
********************************* Hesinde 15 Beute ist in lezder Zeyt mesig,<br />
der Winter ist schlecht fürs Geschefft.<br />
Hesinde 28 seyt Tagen schwere Stürme und sint an die Insel gefesseld. aber<br />
haben zum Glük genug Proviant<br />
Firun 15 ehndlich sind die stürme vorbey und wir kennen wider faren. ist auch<br />
nötig haben gestern lezdes Huhn geschlachded und hatten keine gute Jagt.<br />
Tsa 2 hatten schon bezere Beute aber Winter ist beyld vorbey. haben aber<br />
schene Katz auf Schiff gefunden dazu auch eynige Kanikel.<br />
Tsa 8 Contactman meldeht Interezent an lebende Wahre aus Gegend hinter<br />
Prem, beforzukt vol Spitzoren.<br />
Tsa 13 werden auf groze faart geyen und einen Abstecher nach Daspota machen.<br />
Haben wie <strong>im</strong>mer eynen Tref <strong>im</strong> Phex dort.<br />
Peraine 2 haben in Daspota Pazagir mit interezanten Zauberfehigkeyten mitgenommen.<br />
Auf der Rükfaart haben wir gute Beute gemacht. Mishdan war seer nützlich.<br />
Werden wohl bald wider mit Wahre nach Ljasdal faren.<br />
Peraine 6 haben guts Wetter und werden auf Kapernfaart geen. Unser neuyer<br />
Freund wird uns Wind machen für fette Beute.<br />
Peraine 9 wir haben heud eynen Geysel genommen, der Schifbruch hatte und<br />
hofen auf fiele Dukaten. werden segeln zum Tref mit Contactman bei Aryn zum<br />
Shcwager des Geysels in Prem. Bringen dabesy auch unseren Freynd Mushdan<br />
dahin. der will weyder. *********************************<br />
Währenddessen versucht Sabu, die beschlagene Truhe zu öffnen. Diese ist zu<br />
seinem Glück unverschlossen; wäre auch schade gewesen, wenn er sie mit seinem<br />
Kriegsbeil hätte öffnen müssen. In der Truhe liegt obenauf eine Unterkleidung<br />
für Metallrüstungen. Darunter stehen auf dem Boden der Truhe zwei kleine<br />
beschriftete Tiegelchen. Mühsam entziffert Sabu die Aufschriften: Waffenpalsam”<br />
und ”Trachenspeischel”.<br />
Legolas versucht die eine noch verschlossene Tür zu öffnen. Nachdem er aber<br />
keine Schlösser knacken kann, wagt er einen Versuch mit roher Kraft. Das beschert<br />
ihm allerdings nur eine schmerzende Schulter. So überläßt er das Feld lieber Kuno.<br />
So schaut er lieber in jeden der Räume und hinter alle Vorhänge, ob sich irgend<br />
etwas für ihn nützliches findet.<br />
Doch Kuno ist neugierig - er möchte endlich wissen, was hinter der zweiten<br />
Tür ist. Abgesehen davon, will er zeigen, daß Türen auch anders geöffnet werden<br />
können. So macht er sich mit seinen Satz Dietriche an die Arbeit: Fast bricht <strong>im</strong><br />
ein Dietrich ab, doch <strong>im</strong> zweiten Anlauf gelingt ihm es endlich die Tür zu öffnen.<br />
Vor ihm liegt ein dunkler Raum, und so n<strong>im</strong>mt er eine Fackel von der Wand und<br />
geht hinein. Dies ist offensichtlich eine Art Lagerraum für das Diebesgut. Es<br />
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stehen Regale an der Wand und auf der einen Seite sind einige Stapel abgedeckt.<br />
Direkt bei der Tür befindet sich ein Stehpult. Auf diesem Pult liegt Schreibzeug.<br />
Daneben liegt eine Mappe mit mehreren Bogen Papier. Das oberste Blatt ist<br />
beschriftet. Allerdings kann Kuno nicht lesen, und so n<strong>im</strong>mt er das Blatt mit und<br />
geht zu Thamar: Sie überfliegt kurz das Blatt; es enthält eine Art Lagerliste: 2<br />
Stein Tee, 5 Stein Methumis-Tabak, 2 Ballen Bausch, 4 Ballen Roab-Wolltuch, 1<br />
Ballen Samt, 20 Rechtschritt Schwerleder, 4 Ballen Segeltuch, 7 Ballen <strong>Thorwal</strong>wolle,<br />
12 Rotpüschelfelle, 2 kleine Faß Bodirer Orkengalle, 3 Faß Premer Feuer, 20<br />
Stein Kupfer, 8 Sack Salz, 4 Zelte inkl. Boden und Stangen, 1 Reitertrompete, 1<br />
Goldkandelaber, 10 Sack Weizen, 4 Sack Roggen.<br />
Derweil begibt Deion sich zu dem Wandteppich. So einen hat er noch nie<br />
gesehen, einfache Ware ist das jedenfalls nicht... Er vermutet, daß dieser Teppich<br />
einiges wert sein könnte. Und irgendwie vermutet er, daß sich hinter diesem<br />
Ding auch etwas verbergen könnte - und so n<strong>im</strong>mt er ihn ab, um ihn zum Abtransport<br />
zusammenzurollen. Dabei entdeckt er eine kleine Nische in der Wand,<br />
darin steht ein großer Schmuckkasten. Sofort greift er danach und schaut hinein -<br />
und vor seinen Augen glänzt Gold- und Silberschmuck <strong>im</strong> Fackellicht. Er schüttet<br />
den Kasten aus und fängt an zu zählen - was natürlich auch Sabu anlockt. Der<br />
schaut mit gierigen Augen Deion auf die Finger und zählt aufmerksam mit, als der<br />
<strong>Thorwal</strong>er die Schmuckstücke zählt: 8 Goldringe, 10 goldene Ohrringe, 3 Silberarmreifen,<br />
2 Goldfibeln, 1 goldene Halskette mit einem kleinen Korallenanhänger,<br />
ein Ring mit einem Diamant und einem Rubinring. Sabu schätzt den Diamant<br />
auf vielleicht 3 oder 4 Karat, der Rubin ist etwas größer... Doch sofort zählt er<br />
wieder mit, als da auch noch ein Beutel mit Dukaten zum Vorschein kommt: 180<br />
Goldstücke, fast alle mit dem Porträt des Kaisers Hals, und dann noch 80 Silbermünzen,<br />
teilweise Silbertaler aber auch Al’Alfaner Schillinge und Bornländer<br />
Groschen sind dabei.<br />
Das einzig hübsche in dem Kleiderhaufen scheint ein Halstuch zu sein. Fyanna<br />
n<strong>im</strong>mt es sich und kehrt zu ihrem Kater zurück. Sie findet ihn in der großen Halle<br />
mit Tira zusammen. Scheinbar sind die beiden noch zu jung um zu wissen, daß<br />
Hund und Katze sich nicht vertragen... Jedenfalls ist Tira gerade dabei den kleinen<br />
Kater mit seiner Zunge abzuschlecken. Ob es daran liegt, daß er voller Eintopf<br />
ist? Fyanna hilft Tira dabei den Kleinen wieder sauber zu bekommen. Dann<br />
faltet sie sorgfältig eine Art Binde aus dem Halstuch und bindet es kleinen Kerl<br />
um. Das purpurne Rot paßt sehr gut zu dem schwarzen Fell. Dann hebt sie das<br />
Tier hoch in die Stoffschlinge, die sie trägt und läuft zu den anderen zurück. Tira<br />
folgt den beiden schwanzwedelnd. Fyanna hat auch langsam das Gefühl, daß ihnen<br />
langsam die Zeit davonrennt. Daher steigt Fyanna zur Aussichtsplattform hoch,<br />
um zu sehen, ob sich Schiffe nähern. Doch glücklicherweise ist der Horizont leer.<br />
Legolas sieht sich noch um, allerdings ist nichts mehr zu finden, was nicht schon<br />
Sabu gefunden hat. Daher gesellt er sich nach diesem Rundgang zu Fyanna auf<br />
der Aussichtsplattform und spielt für sie ein gelungenes Lied auf seiner Beinflöte.<br />
Legolas tauchte ja so plötzlich auf, so daß Fyanna zunächst zusammenzuckt, da<br />
sie durch ihr angestrengtes Spähen sein Kommen nicht bemerkt hatte, läßt sich<br />
aber von der Musik sofort beruhigen.<br />
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Als dann Deion diese Schmuckkiste findet, ruft er laut: ”Freunde, ich habe<br />
etwas gefunden, was Euch best<strong>im</strong>mt gefallen wird. Es ist scheinbar der Schatz<br />
der Piraten. Bin ich gut oder bin ich gut!?” Er grinst breit und wartet kurz<br />
auf die Lobeshymne der anderen. ”Deion, du bist ein toller Hecht”, sagt Cantos<br />
als er sieht was Deion gefunden hat. ”Laßt uns alles was nicht niet- und<br />
nagelfest ist auf die Knorre laden und abhauen. Mit so vielen Piraten können<br />
wir es nicht aufnehmen. Die Piraten sollten wir <strong>im</strong> Loch einsperren, auf dem<br />
Schiff könnten sie uns Schwierigkeiten machen. Und das Logbuch sollten wir auch<br />
mitnehmen, vielleicht hilft es die Piraten zu schnappen und wir bekommen eine<br />
Belohnung.” Deion st<strong>im</strong>mt grinsend zu: ”Genauso sehe ich es auch. Also nehmen<br />
wir sie wohl mit! Und die Anderen werden sich unseren logischen Argumenten<br />
wohl anschließen! Aber wenn die anderen sie lieber hierlassen wollen, laßt uns<br />
wenigstens nicht vergessen, ihnen etwas Nahrungsmittel mit runter zu geben, wir<br />
sind doch nicht so fies wie Piraten, oder!?” Jurge ist auch der Meinung, daß wir<br />
möglichst bald aufbrechen sollten. Er st<strong>im</strong>mt Kunos und Deions Vorschlag, die<br />
Piraten mitzunehmen, zu. ”In <strong>Thorwal</strong> oder Prem wird man sich sicherlich freuen,<br />
daß wir einen Teil der Piraten gefangen haben. Das Logbuch ist sicherlich Beweis<br />
genug für ihr verbrecherisches Treiben.” Außerdem schlägt Jurge vor die beiden<br />
kleineren Boote entweder mitzuführen oder draußen vor dem Hafen zu versenken.<br />
Sabu n<strong>im</strong>mt die beiden Tiegelchen aus der Truhe. Dabei achtet er auch darauf, daß<br />
Deion den kleinen Goldschatz auch mitn<strong>im</strong>mt. Dann fragt er die Gruppe: ”Haben<br />
wir denn mit dem kleinen Schiff überhaupt eine Chance, dem Piraten zu entkommen?<br />
Der holt uns doch mit seinem großen Schiff problemlos ein.” Auf Sabus<br />
Bedenken, daß wir mit der Knorre dem Piratenschiff nicht entkommen können, erwidert<br />
Jurge, daß das ein Grund mehr ist, so schnell wie möglich zu verschwinden.<br />
Fyanna lauscht plötzlich nach unten: ”Hat da nicht Deion gerufen? Ich glaube<br />
wir sollten uns langsam auf den Weg machen. Am Horizont ist zwar noch nichts<br />
zu sehen, aber das kann sich schnell ändern.” Fyanna steigt wieder hinunter zu<br />
den anderen. Legolas st<strong>im</strong>mt Fyanna zu, folgt ihr hinunter und n<strong>im</strong>mt sich von<br />
dem Kleiderhaufen den Pelzmantel sowie die Stulpenhandschuhe. ”Am Horizont<br />
ist noch nichts zu sehen!”<br />
”Also, laßt uns alles einpacken, einige Vorräte - etwas zu trinken bloß nicht<br />
vergessen - auf die Schiffe bringen und dann nichts wie weg hier, bevor die anderen<br />
Piraten zurückkommen.” Er n<strong>im</strong>mt die Schmuckkiste und den Wandteppich und<br />
geht in den großen Raum zurück, um alles den anderen zu zeigen und dann in<br />
seinem Rucksack sicher zu verstauen. Diesen hängt er sich dann sofort um und<br />
drängt zum Aufbruch. ”Wollen wir nur die Knorre nehmen oder wollen wir die<br />
anderen Boote anhängen? Wollen wir die Gefangenen mitnehmen und uns mit<br />
ihnen belasten oder lassen wir sie hier zurück? Wenn wir sie mitnehmen, können<br />
sie uns wenigstens nicht an die Anderen verraten.”<br />
”Wir sollten sie auf jeden Fall mitnehmen. Zum wollen wir ja nicht, das die<br />
Piraten uns auf die Schliche kommen, zum anderen bekommen wir vielleicht eine<br />
Belohnung für ihre Ergreifung.” antwortet Kuno. Dann geht er hinüber in die<br />
Lagerkammer und sucht nach dem Goldkandelaber. Wegen den Gefangenen sagt<br />
Sabu: ”Ja, ich bin auch der Meinung, daß wir sie unbedingt mitnehmen oder töten<br />
66
müssen.” Ancoron dachte sehr über die Lage nach, und machte den Vorschlag,<br />
die Piraten mit genügend Vorrat hier auf der Insel zu lassen, da sie nur Probleme<br />
machen werden. Wir sollten genügend Proviant und die Schiffe endlich vorbereiten<br />
und uns damit aus dem Staub machen, den Ancoron hat gar keine Lust sich mit<br />
20 oder 30 Piraten in ein offenes Gefecht zu werfen.<br />
”Ich denke, wir sollte nur die Knorre nehmen, das Beiboot bremst uns nur.”<br />
meint Fyanna. ”Die Piraten nehmen wir mit. Vielleicht ist irgendwo eine Be-<br />
lohnung auf sie ausgesetzt. So können sie uns auch keinen<br />
Ärger mehr machen.”<br />
Spricht’s und n<strong>im</strong>mt sich aus dem Lagerraum den Ballen Samt. Da sieht sie, wie<br />
Kuno gerade den Goldkandelaber einstecken will. Sie bemerkt es und meint zu<br />
ihm: ”Gut, trage Du ihn ruhig hinüber zu dem Schiff. Wie wir die Sachen teilen,<br />
können wir ja auf der Fahrt nach Prem besprechen.” Sie verschwindet damit Richtung<br />
Knorre.<br />
Danach geht Kuno zum Kapitänsquartier hinüber, zeigt Ettel die Lagerliste<br />
und fragt ihn nach dem ungefähren Wert der Gegenstände. Der liest sie kurz<br />
durch: ”Das könnten so ungefähr 500 Dukaten sein - ohne den Kandelaber. Der<br />
ist wohl das wertvollste Einzelstück. Aber von dem Volumen und dem Gewicht<br />
dürfte die Ware problemlos auf diese Knorre passen. Wenn ihr wollt, kann ich euch<br />
be<strong>im</strong> verkaufen ihn Prem helfen! Es würde vielleicht ein, zwei Wochen dauern<br />
das günstigste Angebot zu finden, aber dann könnte der Gewinn redlich verteilt<br />
werden...” Auch Kuno hält es für sinnvoll, das Logbuch mitzunehmen, man weiß<br />
ja nie, ob man nicht einen Hinweis oder Beweis braucht...<br />
Dann fragt Kuno laut in die Runde: ”Kann ich noch jemandem helfen, oder<br />
sind alle abfahrtsbereit? Ach ja, verschwinden wir einfach so, oder wollen wir hier<br />
Feuer legen? Das hält die Piraten wohl erst einmal von einer Verfolgung ab...!”<br />
Also hilft Jurge den andern, Proviant und die sichergestellte Beute der Piraten<br />
auf der Knorre zu verstauen. Dabei achtet er auch darauf, daß die Habgier einiger<br />
Gruppenmitglieder nicht dazu führt, daß die Knorre hinterher maßlos überladen<br />
ist. Zuerst jedoch verpackt Jurge alle schriftlichen Aufzeichnungen der Piraten<br />
und bringt sie auf das Schiff. Wenn alle bereit zur Abfahrt sind hilft Cantos die<br />
Knorre zu beladen und klar zum Auslaufen zu machen. Nachdem das geschafft<br />
ist, holt er Brom um mit ihm das Schiff zu betreten. Deion wird ihm dabei helfen<br />
und dafür sorgen, daß auch genug Feuerwasser für unsere Siegesfeier mitgenommen<br />
wird! Er grinst breit bei dem Gedanken und geht schon mal zum Vorratsraum,<br />
um den von Trinkbarem zu befreien. Auch die Fässer mit dem hochprozentigen<br />
Inhalt aus dem Lager vergißt er nicht.<br />
Während das Schiff beladen wird, fragt Sabu: ”Weiß jemand von Euch, was<br />
’Waffenpalsam’ und ’Trachenspeischel’ bedeutet? Und für was man das braucht?”<br />
”Wie wäre es mit ”Waffenbalsam” und ”Drachenspeichel”?” antwortet Deion.<br />
”Drachenspeichel ist entweder ein Heiltrank oder ein Gift.” überlegt Legolas laut.<br />
”Und wenn Du mir den Waffenbalsam gibst, zeige ich Dir, was er macht.” setzt er<br />
grinsend hinzu.<br />
Legolas ist dafür abzust<strong>im</strong>men, was mit den Piraten passieren soll. Er jedenfalls<br />
st<strong>im</strong>mt dafür sie mitzunehmen. Zusätzlich meint er, daß alle anderen Schiffe<br />
versenkt und am besten - wie schon vorgeschlagen - das Lager der Piraten ab-<br />
67
fackeln werden sollte. Fyanna nickt eifrig zu diesem Vorschlag. Allerdings teilt<br />
sie auch Cantos Ansicht, daß ein Feuer die Piraten nur anlocken würde. Kuno<br />
ist mit Legolas einer Meinung; schnell alles Wertvolle aufladen, die Piraten gut<br />
verschnüren und mitnehmen, und das Camp brandschatzen! Deion ist ebenfalls<br />
dafür, die Gefangenen mitzunehmen. auch dem Vorschlag von Legolas die Schiffe<br />
und das Lager betreffend st<strong>im</strong>mt er zu. ”Aber wir sollten nicht zu gierig sein<br />
und die Knorre nicht zu schwer beladen, was auch viel Zeit kostet, denn vielleicht<br />
müssen wir irgendwann einmal so schnell wie möglich segeln können. Wer<br />
sagt denn, die Piraten segeln uns nicht über den Weg? Was die Götter verhindern<br />
mögen!” Da mischt sich Cantos ein: ”Ich bin dafür, daß wir die Piraten<br />
hier zurücklassen. Die kleinen Boote brauchen wir auch nicht zu zerstören, da<br />
sie uns damit sicher nicht folgen werden. Wenn wir die Hütte anzünden ist das<br />
bis weit aufs Meer zu sehen, dadurch werden die Piraten nur darauf aufmerksam,<br />
daß etwas nicht st<strong>im</strong>mt.” ”Also ich habe schon gesagt, daß wir die beiden Piraten<br />
mitnehmen oder töten! Verdient haben sie den Tod auf jeden Fall.” sagt Sabu<br />
dann zur Gruppe. Thamar ist restlos empört, als sie den Vorschlag vern<strong>im</strong>mt,<br />
die Gefangenen zu töten. ”Das ist gottlos!”, preßt sie wutschnaubend hervor, ”Ist<br />
denn Ehre überhaupt nichts mehr wert? Laßt uns sie mitnehmen und der Premer<br />
Gerichtsbarkeit überantworten. Die Beute sollten wir verkaufen und unter<br />
uns aufteilen. Die anderen Schiffe würde ich verbrennen, man muß den anderen<br />
Piraten ja nicht noch die Auswahl lassen.” Naja vielleicht sollten wir die Piraten<br />
mitnehmen, aber wichtiger ist es Proviant mitzunehmen, weil zumindest ich habe<br />
keine Ahnung wie lange unsere Bootsfahrt dauern kann. Das Lager will Ancoron<br />
nicht abbrennen, obwohl es ihm Spaß wohl machen würde, da der Rauch kilometerweit<br />
zu sehen ist. Vielleicht sind die anderen Piraten nicht weit weg und wenn<br />
sie den Rauch sehen, werden sie hierher kommen und bei zufällig unseren Kurs<br />
kreuzen.<br />
Als alles verstaut ist, zupft Fyanna Deion und Legolas am Ärmel:” Sollten wir<br />
jetzt nicht die Gefangenen holen?” Deion antwortet: ”Wird gemacht, Mylady. Wer<br />
kommt mit?” Die Frage schien sich fast von selbst zu erledigen, den auf Thamars<br />
Vorwurf hin, fing Sabu schon einmal an, einen Gefangenen zum Schiff zu schleifen.<br />
Es war klar, daß jetzt niemand mehr auf die Idee kommen würde, diese Piraten<br />
einfach auf der Stelle zu töten...<br />
Devon fand die Idee, die anderen beiden Boote unbrauchbar zu machen zwar<br />
auch gut, aber auch er meinte: ”Ein Signalfeuer müssen wir ja nun wirklich nicht<br />
machen. Es gibt doch best<strong>im</strong>mt auch noch andere Möglichkeiten zwei kleine Boote<br />
zu zerstören...” Und irgendwie hatte er nicht so unrecht; auch mit einem Beil<br />
sollte sich das Problem beheben lassen. Schnell war der Boden der Eldgr<strong>im</strong>ma<br />
und des anderen Beibootes durchschlagen und die beiden Boote begannen schnell<br />
zu sinken. Zufrieden mit dem Werk wendeten sich die Abenteurer wieder ab.<br />
Die Knorre war inzwischen fertig beladen. Eine kurze Atempause gönnten sich<br />
die Helden. Legolas fragt Fyanna freundschaftlich: ”Wie geht es eigentlich dem<br />
Katzenjungen?” Fyanna greift zärtlich in die Hüfttasche und streichelt den kleinen<br />
Kater beruhigend. ”Ich denke, ganz gut. Sobald wir auf See sind laß’ ich ihn<br />
herumlaufen.” ”Aber paßt bitte auf, daß er nicht schw<strong>im</strong>men geht!” mischt sich<br />
68
Deion grinsend ein. Da meint die Hexe: ”Das werde ich, aber Katzen mögen kein<br />
Wasser und die Bordwände sind zu hoch, um einfach herunterzufallen.” Vorsichtig<br />
n<strong>im</strong>mt sie den Kater aus dem Beutel und setzt ihn auf den Boden. Sie will anfangs<br />
ein sehr genaues Auge auf den Kleinen werfen, nicht das ihm etwas geschieht!<br />
Legolas kommt zu den beiden herüber, streichelt den kleinen und meint zu Fyanna<br />
mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen: ”Wirklich ein schönes Tier. Habt<br />
ihr schon einen Namen für ihn?” Fyanna muß lächeln verneinen. Aber ein Name<br />
wird sich schon noch rechtzeitig finden... Währenddessen hat der Kleine scheinbar<br />
genug davon gestreichelt zu werden. Er wirft sich auf den Boden und packt <strong>im</strong>mer<br />
wieder mit den Pfoten nach der Hand von Legolas. Scheinbar findet der Racker<br />
dieses Spiel interessanter. Als der Elf nicht weiter auf das Spiel eingeht, tapst er<br />
von dannen, das Deck erkundend.<br />
Sabu blickt sich kurz um und merkt, daß Tira scheinbar verschwunden ist.<br />
Schnell ruft er: ”Tira! Komm!” Er geht zum Tor und ruft wieder. Da kommt sie<br />
auch schon angelaufen. Sie trägt einen inzwischen etwas angesabberten Stiefel <strong>im</strong><br />
Maul. Als sie bei dem Zwerg ankommt, läßt sie diesen Stiefel vor ihm hinfallen und<br />
wedelt ihn an. Sabu muß grinsend und fragt die Hündin: ”Und? Hast Du noch was<br />
interessantes gefunden?” Sie duckt sich etwas und kläfft kurz und auffordernd. Als<br />
sich Sabu dadurch hinreißen läßt, den Stiefel aufzuheben, springt sie gleich hoch<br />
und schnappt nach dem Stiefel - um gleich mit eine Art Tauziehen anzufangen.<br />
Sie knurrt spielerisch. Da läßt Sabu den Stiefel plötzlich los, woraufhin die Hündin<br />
faßt einen Purzelbaum rückwärts macht. Der Zwerg lacht laut auf und auch die<br />
anderen, die dem Schauspiel folgten, grinsen vor sich hin. Cantos lief noch schnell<br />
durch die Höhle und holte Brom auf den ”kleinen Stern”. Als Futter konnte ja ein<br />
Teil des Getreides herhalten...<br />
Legolas blickt suchend umher. Als er Tuwine nicht auf dem Schiff sieht, meint er<br />
zu den anderen: ”Ich schau mal eben, wo Tuwine hin ist. Wir wollen sie doch nicht<br />
hier zurücklassen!”. Er geht schnell zurück in die Höhle, aber da kommt sie ihm<br />
zusammen mit Devon auch schon entgegen. Devon trägt die ramponierte Truhe<br />
aus der Speisekammer und Tuwine folgt ihm. Schnell ist auch dieses letzte Stück<br />
verstaut. Dabei fällt den anderen auf, das Tuwine sorgfältig auf diese Truhe achtet.<br />
Sie scheint tatsächlich ihr zu gehören. Rasch wurde noch der Proviant überprüft<br />
und auch für frisches Wasser gesorgt. Dann war die Gruppe ihrer Meinung nach<br />
startklar. Jurge kontrollierte noch einmal den Zustand der Knorre und auch Ettel<br />
war nicht untätig.<br />
Nachdem die Gruppe mit der Knorre startklar ist, versucht Jurge erst einmal<br />
herauszufinden, in welcher Richtung Norden liegt. ”Wir sollten Richtung Westen<br />
segeln, dann stoßen wir schnell auf die Premer Küste.” Legolas widerspricht: ”Das<br />
wäre nicht so gut, da <strong>Thorwal</strong> an der Westküste liegt und wenn wir jetzt nach<br />
Westen segeln fahren wir direkt ins Meer der Sieben Winde, also in die falsche<br />
Richtung.” Doch Jurge macht ihn auf seinen Irrtum aufmerksam: ”Wir befinden<br />
uns hier aber in einer Bucht, mit <strong>Thorwal</strong> auf der einen und Prem auf der anderen<br />
Seite. Wir müßten also nur der eigentlich geplanten Route folgen, um nach Prem<br />
zu gelangen. Das größte Problem dürfte sein, die genaue H<strong>im</strong>melsrichtung festzulegen.”<br />
”Du hast zwei <strong>Thorwal</strong>er dabei. Außerdem brauchst Du nur zu schauen wo<br />
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die Sonne aufgeht.” meint Cantos zu dem Problem. ”Genau! Wo ist das Problem?”<br />
kommentiert Deion die Bemerkung breit grinsend. ”Oder anstatt bis zum<br />
Sonnenaufgang zu warten, passen wir auf, wo sie heute Abend untergeht. Da ist<br />
Westen! Glaube ich!!”<br />
Der Kaufmann wendete sich einer seiner Truhen zu - und heraus kam ein Hylailer<br />
Dreikreuz! Jurge war erleichtert, daß wenigstens ein Navigationsinstrument<br />
an Bord war. Ettel machte sich daran, die Position zu best<strong>im</strong>men. Zwar hatten<br />
sie keinen Folianten oder irgendwelche andere Seekarten an Bord, aber hier in<br />
he<strong>im</strong>ischen Gewässer sollte sich eigentlich kein Händler verirren.<br />
Endlich konnte der kleine Stern ablegen. Ettel kümmerte sich um das Ruder.<br />
Dann löste zur Verwunderung der anderen Jurge den Kaufmann am Ruder ab.<br />
Das der Magier etwas von Seefahrt versteht hätte ihm wohl kaum einer zugetraut<br />
- am wenigsten die beiden <strong>Thorwal</strong>er. Die machten sich natürlich zusammen mit<br />
Legolas nützlich. Sabu dagegen schaffte es <strong>im</strong>mer wieder <strong>im</strong> Weg zu stehen, sogar<br />
wenn ihm genau gesagt wurde, was zu tun ist. Ancoron, Thamar, Fyanna und<br />
Devon waren zwar auch nicht so geschickt wie Deion und Cantos - aber nach einer<br />
gründlichen Einweisung ging es halbwegs... Zum Glück war das Wetter relativ<br />
beständig. Kein Sturm der das Schiff gefährdete. In den folgenden Tagen erweist<br />
sich der Kater auch weiterhin als neugierig und verspielt. Oft beschäftigt er sich<br />
mit irgendwelchen Sonnenstrahlen oder Staubflocken, wenn er nicht gerade Tira<br />
ärgert oder nach den Schwanzhaaren des Ponys springt. Aber zum Glück ist so<br />
eine kleine Katze auch oft sehr müde... Das ist auch Glück für den kleinen Racker,<br />
denn eine verschlafene junge Katze sieht so süß aus, das ihm niemand lange böse<br />
sein kann...<br />
Nach einiger Zeit wendet sich Legolas, der selbst des Lesens nicht mächtig<br />
ist, an Thamar und bittet sie, ihm das Logbuch noch einmal vorzulesen. Als<br />
Thamar bei der Stelle ”Contactman meldeht Interezent an lebende Wahre aus<br />
Gegend hinter Prem, beforzukt vol Spitzoren.” angekommen ist, reagiert Legolas<br />
völlig erschüttert. Während der Fahrt nach Prem versucht er aus den Gefangenen<br />
herauszubekommen, ob sie etwas über gefangene Elfen wissen. Aber trotz eines<br />
gelungenem Bannbaladin können ihm die beiden Gefangenen nicht weiterhelfen. Es<br />
scheint so, als ob sie wirklich nichts darüber wissen. Und anlügen würden sie ihren<br />
’besten Freund’ ja nicht. Nachdem er darüber nichts erfahren konnte, läßt er sich<br />
das Logbuch weiter vorlesen. Da er Daspota und Ljasdal nicht kennt, beachtet<br />
er die entsprechenden Passagen nicht weiter. Aber der Teil mit ”Shcwager des<br />
Geysels in Prem. Bringen dabesy auch unseren Freynd Mushdan dahin. der will<br />
weyder.” findet er interessant. Er n<strong>im</strong>mt sich vor, sich sofort nach der Ankunft in<br />
Prem auf die Suche nach diesem Mushdan gehen. Er bittet deshalb schon einmal<br />
vorsorglich Thamar sich um seinen Anteil zu kümmern und für ihn zur Seite zu<br />
legen. Dann geht er zu Fyanna und unterhält sich leise mit ihr.<br />
Auf See kam die Gruppe dazu über die Verteilung der Beute zu diskutieren.<br />
Deion meinte: ”Die Beute können wir ja verkaufen und den Erlös unter uns<br />
aufteilen, dann kann am wenigsten Streit aufkommen wer was warum bekommt”<br />
Auch Legolas ist dafür alles ’zusammenzuwerfen’ und möglichst fair unter allen<br />
Mitgliedern der Gruppe zu verteilen. Er selbst ist zwar eigentlich nicht an Geld<br />
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interessiert, jedoch will er auch nicht benachteiligt werden, weil er sich nicht (wie<br />
manche andere) gierig auf alles was nicht niet- und nagelfest war gestürzt hat.<br />
Auch Jurge hält diesen Vorschlag für sehr vernünftig. Allerdings sollten wir mit<br />
Ettels Hilfe die Waren vorher verkaufen. Es ist wesentlich leichter, Geld gerecht<br />
zu verteilen. Cantos st<strong>im</strong>mte zu: ”Dabei kann uns Ettel wirklich helfen - und<br />
dann gerecht verteilen, so wird wenigstens keiner übers Ohr gehauen.” Fyanna<br />
st<strong>im</strong>mt zu: ”Ich wäre auch dafür! Denn was sollen wir sonst mit dem ganzen<br />
Kram machen?!” Deion hat da eine Idee: ”Naja, ein Ring oder eine goldene Kette<br />
würde bezaubernd an Dir aussehen!”<br />
Nachdem Kuno ja nicht unbemerkt den wertvollen Goldkandelaber einzusacken,<br />
konnte er nicht umhin, auch zuzust<strong>im</strong>men. Allerdings meinte er: ”Wenn jemand<br />
einen Gegenstand gebrauchen kann, soll er ihn bekommen, ansonsten teilen wir<br />
zu gleichen Anteilen. Schließlich hatte jeder auf die ein oder andere Art Anteil<br />
an unserem glorreichen Sieg! So wurde noch mal die Beute begutachtet, ob nicht<br />
der eine oder andere etwas davon gebrauchen konnte. Es war ja auch genug Zeit<br />
dazu...<br />
Da kommt Fyanna auf Deions Idee mit einem Ring oder einer hübschen Kette<br />
für sie wieder in den Sinn. Sie wendet sich ihm zu: ”Nun ja, die Ohrringe sehen<br />
nicht schlecht aus, da würde ich gern ein Paar von behalten. Wenn jemand etwas<br />
behalten will, können wir Ettel ja den Preis schätzen lassen und der wird von<br />
dem restlichen Erlös abgezogen. Was meint ihr?” Legolas nickt zust<strong>im</strong>mend mit<br />
dem Kopf, während Deion das Wort ergreift: ”Eine sehr gute Idee. Ich bin damit<br />
einverstanden! Wie wohl wir alle, st<strong>im</strong>mt’s Sabu?” Er wirft einen grinsenden Blick<br />
in Richtung des Zwerges. Dann fährt er fort: ”Liebste Fyanna, sucht Euch ein<br />
Paar Ohrringe aus, ich werde sie Euch schenken. Auch als Dank für die exzellente<br />
medizinische Hilfe!” Jurge zeigt sich ebenfalls großzügig: ”N<strong>im</strong>m Dir doch ruhig<br />
die Ohrringe, Fyanna. Ich glaube für uns alle springt bei dieser Fahrt eine nette<br />
Prämie heraus! St<strong>im</strong>mt’s?”<br />
Auch Kuno findet den Vorschlag nicht schlecht: ”Auch meine Zust<strong>im</strong>mung<br />
ist euch sicher! Ettel, wir würden eure Hilfe be<strong>im</strong> Verkauf der Waren sehr zu<br />
schätzen wissen. Mit euren Kontakten und Erfahrungen könnt ihr uns sicher<br />
eine Menge Arbeit ersparen!” Erfreut über dieses Angebot sucht sich Fyanna ein<br />
hübsches Paar aus dem Schmuckkästchen aus. Gleich muß sie sie anlegen. Im ersten<br />
Moment ist zwar dieses Kitzeln am Hals etwas irritierend, aber daran würde<br />
sie sich schnell gewöhnen... Tuwine hockt derweil auf ihrer Truhe, wenn dieses<br />
ramponierte Stück noch diesen Namen verdient, und schaut unsicher zu, wie über<br />
die Schmuckstücke diskutiert wird. Währenddessen sucht sich Fyanna etwas aus<br />
dem Schmuckkästchen aus: ein paar rotgoldene runde Ohrringe, die mit kleinen<br />
Korallensteinen besetzt sind. Sie zieht sie sogleich an und lächelt dankbar.<br />
Obwohl Sabu eigentlich der Meinung ist, daß er ja viel mehr gekämpft hat, als<br />
die anderen, gibt er sich aufgrund der überwältigen Mehrheit damit einverstanden,<br />
daß alles aufgeteilt wird. Er spricht: ”Also gut, teilen wir. Aber ich möchte<br />
vor dem Verteilen zuerst die Sachen ersetzt haben, welche ich verbraucht habe.<br />
Zum Beispiel einen Pfeil und das Wirselkraut. Und die beiden Tigelchen will<br />
ich behalten! Und auch 2 goldene Ringe.” ”Findest Du DAS nicht etwas sehr<br />
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kleinlich?” fragt ihn Deion. ”Wo soll daß denn hinführen, wenn wir über jede<br />
Kleinigkeit Buch führen wollen, wer wann was benutzt hat? Was ist, wenn ich<br />
einen Fisch fange, ihn brate und ihr miteßt? Soll ich mir das bezahlen lassen?<br />
Aber wenn Du den Gegenwert bezahlen willst, warum nicht! Denn das mindert ja<br />
den Gewinn der Anderen, wenn Du es behältst, was Du doch nicht willst!”<br />
Während der Rede Deions sucht sich Sabu schon die 2 schönsten Goldringe,<br />
welche ihm passen und steckt sie über seine ’zarten Fingerchen’. Dabei überprüft<br />
er auch gleich, ob die beiden Tigelchen noch in seinem Gepäck sind. Er weiß,<br />
das er hier einen wertvollen Schatz hat. Schließlich wendet er sich an Ettel: ”Ja,<br />
bringen wir die Piraten zum Hetmann. Und, könnte ich ev. noch ein bißchen<br />
von Eurem Rauschkraut haben?” Ettel schaut ihn überrascht an: ”Das ist eine<br />
Sonderlieferung für einen speziellen Kunden! Das ist also leider schon verplant.<br />
Und von irgend etwas muß ich doch auch eure Prämie bezahlen... Schließlich ist<br />
die gesamte restliche Ladung verloren - und mein Haus ist in <strong>Thorwal</strong>. Aber ich<br />
werde sehen, was sich machen läßt.”<br />
Legolas ist von der Reaktion wenig begeistert. Er hätte zu gern den Waffenbalsam<br />
auf seiner Zweililien angewendet... Und zudem dürfte in dem Tigelchen<br />
genug für zwei Waffen drin sein. Vielleicht läßt Sabu sich ja darauf ein, wenn er<br />
den einen Teil hern<strong>im</strong>mt - und Sabu den Rest für sein Kriegsbeil verwendet. Dann<br />
ist das Tigelchen leer - und eine weitere Diskussion um einen Verkauf hinfällig...<br />
Aber die erbeuteten Waffenpflegeutensilien will er jedenfalls behalten. Die kann<br />
er nämlich wirklich gut gebrauchen. Nachdenklich betrachtet Thamar die Beute.<br />
”ich lege auf nichts davon besonderen Wert. Aber ich denke, wir sollten einen<br />
Teil der Beute verwenden, um die Schmuckstücke von einem Experten schätzen<br />
zu lassen. Zum einen verhindert das, daß wir sie zu billig verkaufen. Zum anderen<br />
aber - und das ist viel wichtiger - müssen wir ihn Erfahrung bringen, ob<br />
vielleicht magische Gegenstände darunter sind. In dieser Frage kann Ettel uns<br />
nämlich nicht weiterhelfen. Gerne lasse ich unseren ”Berufsschlachtern” ” - bei<br />
diesem Wort lächelt sie gewinnend, damit es nicht als Beleidigung mißverstanden<br />
wird - ”die Waffen und Rüstungen. Aber magische Gegenstände müssen für die<br />
zaubernden Kameraden und für mich zurückgehalten werden. Wir werden sicher<br />
noch öfter auf den Beistand der weisen Mutter angewiesen sein.” Legolas ist auch<br />
dieser Meinung, es wäre Verschwendung eventuelle magische Gegenstände einfach<br />
wieder zu verkaufen. Aber das Logbuch soll seiner Meinung nach dem Hetmann<br />
zusammen mit den Gefangenen übergeben werden.<br />
”Gut, ich werde versuchen eine magische Aura, die die erbeuteten Gegenständen<br />
möglicherweise umgibt, zu erkennen.” Mit diesen Worten fängt Jurge an, alle<br />
Gegenstände, die bei den Piraten gefunden wurden, z.B. den Schmuck, die Waffen<br />
und alle anderen Gebrauchsgegenstände, vor sich auf dem Boden auszubreiten.<br />
Langsam kniet er sich davor nieder und konzentriert sich auf die Aura der<br />
Gegenstände. Ein paar Sekunden lang bleibt Jurge ganz ruhig sitzen; er murmelt<br />
leise etwas vor sich hin. Dann fängt sein Blick an, von Gegenstand zu Gegenstand<br />
zu wandern. Nach knapp einer halben Minute ist er mit seiner Untersuchung fertig<br />
und steht wieder auf. ”Gut,” sagt er, ”es hat sich gelohnt! Die Silberfibel dort die<br />
Cantos trägt, ist auf alle Fälle magisch. Ebenso diese goldene Halskette mit dem<br />
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kleinen Korallenanhänger. Der Rest ist nicht magisch behandelt worden.<br />
Jurge wendet sich dem befreiten Mädchen zu: ”Tuwine, wenn eines dieser<br />
Schmuckstücke euer eigen ist, so ziert euch nicht, es zu sagen. Selbstverständlich<br />
sollt ihr euer gesamtes Hab und Gut - so es sich auf dieser Knorre befinden -<br />
zurückerhalten.” Die Angesprochene zuckt mit den Schultern: ”So etwas Wertvolles<br />
habe ich noch nie besessen... Meine Eltern sind nur arme Fischer.” Sie zuckt wieder<br />
mir den Schultern und schaut Jurge unsicher an: ”Und es gibt auch niemand, der<br />
mir so etwas schenken würde.” Sie dreht sich weg, als Jurge sie mitfühlend und<br />
nachdenklich betrachtet. Daher wendet sich Jurge anderen Dingen zu; er steckt<br />
erst einmal die goldene Halskette mit dem Korallenanhänger ein und dann spricht<br />
er Sabu auf die Silberfibel an: ”Ich würde die Silberfibel gern vorerst behalten,<br />
damit ich sie später eingehender untersuchen kann. Schließlich kann ich ohne<br />
nähere Untersuchung nicht sagen, ob die magische Aura, die die Fibel umgibt,<br />
ausschließlich positiver Natur ist.” Cantos ist auch sehr neugierig auf diese ’besonderen’<br />
Stücke: ”He Jurge, kannst Du denn nicht genauer feststellen, was mit der<br />
Silberfibel los ist?” Jurge schaut ihn kurz irritiert an: ”Möglich ist es schon, aber<br />
dafür brauche ich mehr Zeit.” Legolas jedoch n<strong>im</strong>mt zwei der Goldohrringe - er<br />
sucht zwei gleiche aus - und gibt sie an Tuwine mit den Worten: ”Dann bekommt<br />
Du jetzt von mir welche geschenkt”. Zu den anderen gewannt meint er: ”Den<br />
Gegenwert der Ohrringe könnt ihr mir gerne von meinem Anteil abziehen.” Tuwine<br />
ist ganz überwältigt und stammelt unbeholfen ein ’Dankeschön’, während sie ihn<br />
anstrahlt.<br />
Nach einigen zum Glück sehr ruhigen Tagen kommt Land in Sicht. Und da Ettel<br />
den Premer Golf ausreichend kennt, ist es auch keine abgelegene Küste, sondern<br />
die Trutzburg hoch über Prem. Auf der anderen Seite der Bucht, ebenfalls oben<br />
auf dem Berg hoch oben, kommt das Hethaus in Sicht. Während der kleine Stern<br />
langsam in den Hafen segelt, bildet sich plötzlich eine Fontäne über dem Dach<br />
eines Tempels, der halb <strong>im</strong> Wasser steht. ”Das kann nur der Swafnirtempel sein!”<br />
geht es den Helden durch den Kopf. Kurz vor dem Anlegen schlägt Ettel vor:<br />
”Am besten, wir bringen die Gefangenen gleich zum Hetmann! Und anschließend<br />
können wir ja zu meinem Schwager gehen...”<br />
Dann allerdings ist es erst einmal nötig, daß jeder mithilft. Tuwine versuch<br />
möglichst wenig <strong>im</strong> Weg zu sein. So wie noch ein paar andere auch. Die Knorre ist<br />
schon fast am Kai angekommen. Zwischen den knappen Duzend Drachenschiffen<br />
ist vor einer Taverne genug Platz für den kleinen Stern. Jurge manövriert geschickt<br />
hinein. Auf dem Schild steht ”Alle Winde” gemalt. Laut geht es her - obwohl es<br />
noch nicht einmal Mittag ist... Und schon von außen wirkt diese Taverne nicht sehr<br />
einladend. Ettel wendet sich kurz an die Gruppe: ”Diese unfruchtbare Diskussion<br />
über die Beute sollten wir vielleicht auf später vertagen. Erst sollten wir vielleicht<br />
einige Sachen an Land klären.” Auch Jurge wendet sich den aktuellen Problemen<br />
zu: ”Wir sollten uns aufteilen,” meint er. ”Einige von uns sollten mit Ettel und<br />
den Gefangenen zum Hetmann gehen. Ich werde gerne mitgehen. Die anderen<br />
sollten hier be<strong>im</strong> Schiff bleiben. Wenn die Gefangenen der Gerechtigkeit übergeben<br />
wurden, sollten wir mit Ettels Hilfe versuchen, Abnehmer für all die schönen Waren<br />
zu finden, die uns die Piraten freundlicherweise überlassen haben.” Er grinst kurz..<br />
73
”Vielleicht kann uns dein Schwager dabei helfen, Ettel?”<br />
Sabu ruft direkt nach dem Anlegen Tira, zieht sein Kriegsbeil und bindet die<br />
Piraten vom Boot los, so daß sie nur noch an den Händen gefesselt sind und faucht<br />
sie an: ”So, steht auf ihr Piratenpack und lauft. Der Strick wartet auf Euch!”<br />
Man merkt, daß er das Urteil lieber gerade selber vollzogen hätte, und das er nur<br />
auf einen Fluchtversuch der beiden Piraten wartet, um ihnen noch eine über den<br />
Schädel zu braten. Einige Leute an Land sehen das und bleiben neugierig stehen.<br />
Es passiert wohl nicht alle Tage, daß Gefangene hierher gebracht werden...<br />
Auch Deion ist dafür, die Gefangenen be<strong>im</strong> Hetmann abzuliefern. Dann sollten<br />
wir Ettel zu seinem Schwager begleiten, vielleicht treffen wir die Piraten oder<br />
deren Kontaktmann bei ihm. Laut Logbuch wollten sie ihn ja besuchen. ”Wer<br />
doch nicht schlecht, wenn wir sie oder wenigstens den Kontaktmann auch schnappen<br />
können. Was wollen wir eigentlich mit der Knorre machen? Behalten oder<br />
auch verkaufen?” Ettel hat einen anderen Vorschlag: ”Ich würde sie ganz gerne<br />
übernehmen - schließlich habe ich mein eigenes Schiff unter eurem Schutz verloren...<br />
Und ich werde sie wohl trotzdem schnell verkaufen müssen, um mir eine<br />
andere Knorre zu kaufen, denn wenn mich die Piraten mit diesem Schiff sehen werden<br />
sie wohl den ”kleine Stern” erkennen...” Als Deion hörte, wie Ettel versuchte<br />
die Knorre für sich zu behalten, lacht er kurz auf und antwortet: ”Netter Versuch,<br />
werter Ettel, aber ich glaube nicht, ihr meint das ernst! So leicht lassen wir uns<br />
nicht übers Ohr hauen! Ihr könnt uns unmöglich die Schuld geben, wenn ihr Euer<br />
Schiff in einem Sturm verliert!” Deion grinste breit. ”Okay, es ist ein plausibler<br />
Grund, die Knorre zu verkaufen. Der Erlös steht aber meiner Meinung nach auch<br />
uns zu! Und hilft euch Eure Gilde nicht in solchen Fällen?” Ettel schaut Deion fast<br />
enttäuscht an, dann zuckt er mit den Schulter und meint: ”Naja, vielleicht bleibt<br />
mir nach dem Verkauf meiner restlichen Ware noch genug für ein neues Schiff. Und<br />
wenn nicht, werde ich mir wohl bei meinem Schwager etwas leihen müssen.”<br />
Deion geht auf diesen Einwand nicht gleich ein. Er überlegt noch laut, was als<br />
erstes zu tun ist: ”Während Ettel für den Verkauf unserer Sachen sorgt, sollten wir<br />
uns eine Unterkunft suchen und uns von den Strapazen erholen, mit einer kleinen<br />
Feier zum Beispiel!” Bei dem Gedanken an eine derartige Feier muß er breit grinsen.<br />
Dementsprechend will er die 3 Faß Premer Feuer am liebsten behalten, um sie bei<br />
eben dieser Feier zu leeren.<br />
Noch während das Schiff am Kai anlegt, dreht sich Kuno zu den anderen um:<br />
”Nun denn, vielleicht sollten wir uns aufteilen. Die einen bringen die Piraten zum<br />
Hetmann, während sich die anderen um das Schiff und die sichere Lagerung der<br />
Beute kümmern. Ich würde gerne dabeisein, wenn die Gefangenen dem Arm des<br />
Gesetzes übergeben werden. Und danach suchen wir uns eine Schenke um leeren<br />
die Fässer! Es soll eine Siegesfeier werden, von der Prem noch lange sprechen<br />
wird... Vielleicht könnten wir uns ja jetzt schon einmal ein kleines Schlücklein<br />
genehmigen? Wer stößt mit mir an?”<br />
Thamar erklärt sich bereit, an Bord zu bleiben und Wache zu halten. Nachdem<br />
Jurge Thamar auf die beiden magischen Gegenstände angesprochen hat, besteht sie<br />
sehr energisch darauf, daß diese nicht verkauft werden, sondern aufgeteilt werden<br />
zwischen den Zauberern und Hesinde. Und nachdem es in Prem keinen Hesinde-<br />
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tempel gibt, erklärt sie sich notgedrungen bereit, ein Stück zu übernehmen. Dabei<br />
unterdrückt sie ein Schmunzeln.<br />
Nachdem die Knorre angelegt hat, blickt sich Tuwine unsicher um. Sie ist<br />
<strong>im</strong>mer noch überwältigt von der Fontäne über dem Swafnirstempel... Ja sicher,<br />
sie hatte davon gehört - aber selbst sehen ist etwas anderes. Zudem schien dieses<br />
Durcheinander der verschiedenen Baustile sie zu verwirren, auch hatte sie wohl<br />
noch nie so eine große Stadt gesehen. Dann blickte sie den Berg hoch zu den<br />
teilweise in den Berg gebauten Häusern, die sich zum Teil förmlich an den Hang<br />
krallten. Über diesen wachte zur rechten auf einer Felsenspitze eine mächtige<br />
Trutzburg. Tuwine starrte mit offenen Mund hinauf.<br />
Währenddessen sind sich Legolas und Sabu scheinbar einig geworden. Jedenfalls<br />
wendet Sabu sich an Legolas: ”Ich weiß nicht, ob es vernünftig ist, wenn<br />
wir die Tigelchen schon jetzt verwenden. Das Zeug wird ja sicher vom Regen<br />
abgespült. Ich glaube, wir brauchen es erst vor einem Kampf. Einverstanden?”<br />
Legolas scheint gegen diesen Vorschlag nichts zu haben. Fyanna nickt Legolas<br />
ernst zu. Bei dem Gespräch zwischen den beiden scheint eine wichtige Entscheidung<br />
gefallen zu sein.<br />
Legolas sieht diesen Blick und bittet alle ihm kurz zu zuhören: ”Ihr habt euch<br />
sicher schon gewundert, warum ein Firnelf sich nach <strong>Thorwal</strong> ’verirrt’ hat. Nun<br />
es gab einen sehr schwerwiegenden Grund dafür.” Seine Mine verfinstert sich bei<br />
diesen Worten. ”Vor relativ kurzer Zeit wurde meine Schwester Feyaria von einer<br />
Gruppe Piraten aus meinem He<strong>im</strong>atdorf entführt und ihre Spur führte mich nach<br />
<strong>Thorwal</strong>.” Legolas läßt seine Worte kurz wirken, dann fährt er fort: ”Als ich die<br />
Zeilen aus dem Logbuch hörte schien es mir wie ein Wink des Schicksals, daß ich<br />
vielleicht gerade auf die Piraten gestoßen bin, die meine Schwester entführten und<br />
ich werde mich so bald wie möglich auf die Suche nach diesem ’Interessenten’ hinter<br />
Prem machen. Fyanna hat mir schon ihre Hilfe versprochen. Nun frage ich euch<br />
alle: Wer will mir dabei helfen diese Halunken zu finden und meine Schwester zu<br />
befreien?”<br />
Nach einer kurzem Atempause fährt er fort: ”Wie ihr wißt kann ich euch kaum<br />
etwas dafür bezahlen, da ich gerade mal das besitze, was ich durch den Auftrag<br />
Ettels bekommen habe. Es hängt also von euch ab, ob ihr mir helfen wollt!” Dann<br />
wartet er hoffnungsvoll auf die Antwort der anderen. Cantos n<strong>im</strong>mt den anderen<br />
förmlich das Wort aus dem Mund: ”Klar helfe ich euch deine Schwester zu suchen.<br />
Man kann euch ja keinen Moment aus den Augen lassen, ohne das etwas passiert.”<br />
Er grinst breit: ”Und das, was Du von Ettel bekommen wirst, reicht für mich<br />
völlig aus.” Das Thema scheint damit für Cantos geklärt zu sein.<br />
Devon ist froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Er gibt sich<br />
zwar lässig vor den anderen, doch innerlich ist er ganz schön fertig - die Reise war<br />
ja auch nicht ganz unanstrengend. In seinen Gedanken versunken, träumend von<br />
einem weichen, warmen Bett, reißt ihn Legolas mit seiner Schwester-Geschichte<br />
und der Frage, ob er auf uns zählen kann, wieder heraus. Anfangs war Devon<br />
ein wenig schockiert - er dachte, die Piraten seien uns auf die Schliche gekommen.<br />
Als er die Situation jedoch analysiert hat, st<strong>im</strong>mt er denjenigen, die Legolas auch<br />
helfen wollen, freundlich zu. Die Bezahlung ist ihm mehr oder weniger egal - ”ein<br />
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paar neue Erkenntnisse in der Magie würden jedoch nichts schaden”, denkt Devon.<br />
Da fällt Fyannas Blick auf Tuwine, die <strong>im</strong>mer noch auf ihrer Truhe hockt.<br />
Fyanna geht zu ihr. ”Was wird nun aus Tuwine ?”, fragt sie in die Runde. Legolas<br />
meint: ”Vielleicht kann sie bis wir zurückkommen <strong>im</strong> Swafnirtempel bleiben” und<br />
zu Tuwine gewannt: ”Oder willst Du uns begleiten?”. Sie nickt und lächelt ihn<br />
schüchtern an. Dann geht sie zu Thamar hinüber und hält sich dicht an ihr. Deion<br />
achtet nicht auf Fyanna. Er meint, daß er be<strong>im</strong> Schiff bleiben will, während die<br />
Gefangenen abgeliefert werden. Er will die Ladung bewachen. Abgesehen davon<br />
ergibt sich ja vielleicht die Gelegenheit, mit Kuno ein Schlückchen zu trinken!<br />
Bei dem Gedanken an dieser Möglichkeit muß Deion wieder grinsen... Aber auch<br />
Thamar will sich aus den Verhandlungen mit Ettel heraushalten und mit an Bord<br />
bleiben.<br />
Allerdings scheint dieser Vorschlag nicht so große Zust<strong>im</strong>mung zu finden. Cantos<br />
ist erst einmal froh, wieder zurück zu sein in der Zivilisation. ”Ich helfe die<br />
Piraten zum Hetmann zu bringen. Deion sollte auch dabei sein, denn es sieht doch<br />
sehr komisch aus, wenn ein Elf und ein Zwerg gefangene <strong>Thorwal</strong>er in <strong>Thorwal</strong> vor<br />
sich her treiben. Auch Thamar sollte mitkommen, da sie das Logbuch hat und<br />
eine Geweihte sicher Eindruck macht.” Er schaut beide auffordernd an. Legolas<br />
st<strong>im</strong>mt Cantos zu, daß wir gleich zum Hetmann gehen sollten. Sollte Thamar doch<br />
auf dem Schiff bleiben wollen, bittet Legolas sie um das Logbuch um es als Beweis<br />
dem Hetmann vorzulegen. Thamar wendet sich Cantos zu: ”Du hast übrigens<br />
recht, vielleicht kann ich euch be<strong>im</strong> Hetmann nützlich sein. Es sind ja auch genug<br />
an Bord, um die Ladung zu bewachen.”<br />
Doch bevor Cantos oder die beiden Angesprochenen reagieren können wird der<br />
Zwerg aktiv: Sabu schiebt die Piraten Richtung Kai, und schreit in die gaffende<br />
Menge: ”Macht Platz! Wir wollen zum Hetmann! Wir haben hier ein paar Piraten<br />
aufgelesen, welche bestraft werden möchten. Also macht Platz und zeigt<br />
uns den Weg zum Hetmann!” Hauptsächlich Seeleute stehen am Kai, doch auch<br />
einige Händler und zwei Kinder sind dabei. Eine schlacksige 12-jährige mit langem<br />
blondem Haar ist ganz begeistert von der Abwechslung. Sie fängt an zu rufen: ”Piraten!<br />
Piraten!”, zeigt auf die beiden Gefangenen und stößt dabei einen kleineren<br />
Jungen in die Seite. Sabu drängelt sich zwischen den Leuten durch, die ihn nicht<br />
behindern. Die beiden Kinder laufen schon voraus. Dann dreht sich Sabu zu den<br />
anderen um: ”Soll ich wieder alles alleine machen?”<br />
Als Legolas Sabu so hört, geht er zu ihm und meint: ”Aber nein ... ich komme<br />
natürlich mit.” Deion bleibt dabei, er bleibt be<strong>im</strong> Schiff und bewacht es und die<br />
Ladung. ”Wir müssen ja nicht alle zu diesem Hetmann gehen.” meint er zu den<br />
anderen. Als er sieht, wie sich Legolas auch aufmacht Sabu und den Rest zu begleiten<br />
ruft er ihm noch zu: ”Deion ist natürlich dabei, wenn es gilt, die Schwester<br />
eines Freundes zu befreien! Und die Bezahlung ist kein Problem, ich bin mit einem<br />
Küßchen Deiner Schwester zufrieden.<br />
Ähhh, ich hoffe, sie ist hübscher als Du!!”<br />
Auf diese Bemerkung muß Legolas grinsen. Jedoch verdüstert sich sogleich seine<br />
Mine wieder und er sagt: ”Erst einmal müssen wir sie überhaupt finden”.<br />
Während dessen wendet sich Devon Ettel zu und fragt: ”Ettel, dieses Rauschkraut,<br />
das ihr da in Euren Kisten habt, ist interessant. Ich will auch ein wenig davon.<br />
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Beschafft mir etwas.” Ettel schaut ihn schief an. Dann überlegt er kurz: ”Möglich<br />
wäre es. Aber billig ist es nicht. Abgesehen davon, daß es aus dem Süden<br />
stammt, ist es <strong>im</strong> Kaiserreich nicht erlaubt. Dementsprechend würde es Dir einiges<br />
kosten...” Nach dieser Antwort verfällt Devon in Gedanken und überlegt, wofür<br />
dieses Rauschkraut gut wäre. Es fallen ihm viele interessante Dinge ein... Erst<br />
jetzt bemerkte Devon seinen Tonfall, mit dem er zu Ettel sprach und schämt sich<br />
ein bißchen. Aber da war der Händler schon mit den anderen auf und davon. Als<br />
Devon dann sieht, wie einige Leute aus der Gruppe mit den Piraten in eine best<strong>im</strong>mte<br />
Richtung laufen, die anderen aber be<strong>im</strong> Schiff bleiben, kann er sich erst<br />
gar nicht entscheiden. Nach ein paar Sekunden beschließt er dann jedoch, bei dem<br />
Schiff zu bleiben. Er schaut sich derweil noch einmal die Ware an, kann aber nicht<br />
besonderes mehr entdecken.<br />
Sabu wartet einen Augenblick, bis die Leute, ihn begleiten wollen, da sind, und<br />
ruft unterdessen einem bei ihm in der nähe stehenden Händler zu: Entschuldigung!<br />
Wo geht’s hier bitte zum Hetmann? Können Sie mir bitte den Weg zeigen?” Der<br />
Angesprochene ist <strong>im</strong>mer noch von der Szene, die sich ihm bietet, etwas überrascht.<br />
”Der Hetmann. Ja, der müßte - Moment wie spät ist es? - Ja, der müßte wohl<br />
in seinem Haus sein. Um diese Uhrzeit ist er jedenfalls nicht <strong>im</strong> Drachenhaus;<br />
glaube ich jedenfalls...” Etwas verdutzt schaut der schon drein, so daß sich Sabu<br />
ein Grinsen kaum verkneifen kann.<br />
Jurge beeilt sich dem davonstürmenden Sabu zu folgen. Auch Cantos begleitet<br />
den Zwerg zum Hetmann, denn allein dürfte Sabu wohl kaum den Weg durch die<br />
Menge schaffen, ohne die Piraten zu verlieren. Abgesehen davon war sich Cantos<br />
ziemlich sicher, daß er das Hethaus finden würde. ”Das müßte oben auf dem Berg<br />
sein” überlegt er. ”Aber es ist schon lange her, daß ich hier war. Ich bin mir<br />
nicht sicher, ob ich den kürzesten Weg finden würde.” Aber diese Überlegung war<br />
schlagartig hinfällig als Thamar die Knorre verließ. Sie wendet sich an einen der<br />
Passanten. ”He, Du!”, spricht sie ihn an. ”Führe uns zum Hetmann, und Du<br />
machst Dich um die Stadt und um die Götter verdient.”<br />
Der angesprochene Seemann ist ein typischer <strong>Thorwal</strong>er: groß, blond, breitschultrig.<br />
Aber trotz seiner draufgängerischen Erscheinung scheint er vor einer<br />
Geweihten Respekt zu haben. Das äußert sich allerdings nicht unbedingt in seiner<br />
Wortwahl; aber <strong>im</strong>merhin kommt er der Aufforderung nach: ”Kein Problem. Ich<br />
heiß’ zwar nicht ’Du’, aber das macht nichts!” sagt er <strong>im</strong> breiten thorwalschen<br />
Dialekt. ”Doch zum Hetmann kann ich euch schon bringen.” Er grinst Thamar<br />
verschmitzt an und führt die Gruppe an einigen Häusern entlang. Die beiden<br />
Kinder laufen voraus, nur um dann wieder umzudrehen, um die Gruppe nicht zu<br />
verlieren. Als sie an einer Schenke, die etwas einladender als ”Alle Winde” wirkt,<br />
entlangkommen ist die Menge hinter der Gruppe schon größer geworden. Immer<br />
wieder rufen die beiden Kleinen: ”Piraten” Gefangene Piraten!” und ziehen noch<br />
mehr Aufmerksamkeit auf diese eigenwillige Prozession. Sabu stößt die beiden<br />
unwilligen Gefangenen vor sich her, damit sie nicht ’verlorengehen’...<br />
Der Weg führt an eine große Halle entlang, die best<strong>im</strong>mt nicht nur gut für einen<br />
Markt, sondern auch für große Feste geeignet ist. ”Das Drachenhaus.” erklärt<br />
Cantos den anderen. Da kommt ein großer <strong>Thorwal</strong>er zielstrebig auf Ettel zu:<br />
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”Ettel! Du kommst gerade recht! Morgen fängt die ’Premer Baumblüte’ an, und<br />
Du willst Dir das Pferderennen doch best<strong>im</strong>mt nicht entgehen lassen, oder?” dann<br />
blickt er sich um: ”seltsame Begleiter...” Ettel nickt: ”Schon Kjaskar. Aber ich<br />
wurde nämlich von Piraten überfallen! Und diese Abenteurer, die ich in <strong>Thorwal</strong><br />
angeheuert hatte, haben mich da wieder ’rausgeholt. Na, jedenfalls haben wir zwei<br />
gefangene Piraten... Und jetzt wollen wir zum Hetmann.” Kjaskar überlegt kurz:<br />
”Soweit ich weiß, ist Thurbold Schlangenstecher gerade <strong>im</strong> Hethaus. Am besten<br />
ihr geht dorthin. Und ich werde unsere Freunde unterrichten.” Es geht weiter an<br />
Häusern mit einer bunten Mischung an Baustilen entlang. von Langhäusern auf<br />
Pfählen bis hin zu steinernen Rundtürmen ist alles zu finden. Bergauf geht es,<br />
Terrasse über Terrasse erhebt sich die Stadt bis hin zum Hethaus oberhalb der<br />
Stadt.<br />
Auf dem Weg fragt Jurge Sabu nebenbei: ”Kannst Du mir die Silberfibel<br />
geben, damit ich sie später genauer untersuchen kann?” Da mischt sich Cantos ein:<br />
”Eigentlich bin ich der ’Eigentümer’. Allerdings überlasse ich sie Dir gerne, damit<br />
Du Dich näher damit befassen kannst. Sollte die Silberfibel eine Art Schutzmagie<br />
haben, würde ich sie allerdings gerne behalten, sozusagen als Talisman. Ist es ein<br />
anderer ”nutzloser” Zauber, bin ich schon bereit die Fibel Dir oder Thamar zu<br />
überreichen. ” ”HA!” Thamar lacht zornig auf. ”Denke an ein Erdloch, zwei Meter<br />
auf zwei Meter, und zwei Meter tief, dann weißt Du, was Dein ist und letztlich<br />
auf Dich wartet - wie auf uns alle. Die Beute, die wir machen, gehört uns allen,<br />
und wir alle entscheiden, wie sie verteilt wird. Was magisch ist, gehört keinem<br />
Sterblichen, sondern der großen Mutter allein, und manchmal erlaubt sie Menschen,<br />
es zu verwenden. Aber nur in Ehrfurcht und Verneigung vor ihrer Macht!”<br />
Ihr eiskalter Blick direkt in Cantos Augen scheint ihn zu durchbohren. Sie läßt<br />
nicht von ihm ab, bis er sich kurz abwendet. Doch der gibt nicht so schnell auf:<br />
”Immer langsam mit den jungen Pferden. Ich habe mich als ’Eigentümer’ bezeichnet,<br />
weil ich die Silberfibel bei mir trage und nicht Sabu, wie Jurge irrtümlich<br />
annahm.” ”Dann bist Du der ’Besitzer’, das ist etwas anderes als Eigentümer.”<br />
meint Thamar versöhnlicher. Cantos st<strong>im</strong>mt dem grinsend zu: ”Ich besitze die<br />
Silberfibel, der Eigentümer nicht.”<br />
Dann wendet sie sich an Legolas, und die Gefährten können nur darüber<br />
staunen, wie aus der wütenden Geweihten in Sekunden wieder ein junges, hilfsbereites<br />
Mädchen wird. ”Natürlich stehe ich Dir ebenso zur Seite, wie die anderen,<br />
lieber Legolas, Deine Geschichte rührt mich. Es ist meine Aufgabe, durch<br />
die Welt zu ziehen als Lehrerin und Lernende, und der Weg, den ich mit Dir gehe,<br />
ist so gut wie ein anderer. Geld will ich keines, außer meinem Anteil an dem,<br />
was wir finden, aber auch hier muß ich die Bedingung stellen, die ich stets auf<br />
meinen Reisen erfüllt wissen muß: was wir an magischen Gegenständen finden,<br />
gehört den Magiern der Gruppe oder mir, so wie ich niemals Anspruch erhebe auf<br />
die Rüstungen oder Waffen Rondras und ihrer Krieger. Wo willst Du mit Deiner<br />
Suche beginnen? Sagt Dir Aryn etwas, ist das ein Ort? Ansonsten sollten wir hier<br />
eine Person suchen, die so heißt.” Cantos wirft ein: ”Aryn, das ist ein Ort etwas<br />
weiter <strong>im</strong> Süden.”<br />
Auch Jurge ist bereit sich an der Suche zu beteiligen: ”Nun ist mir der Grund<br />
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für Deinen Haß auf die Piraten bekannt. Ich werde Dir gerne helfen, Deine<br />
Schwester wiederzufinden. Deine Befragung der Piraten hat ja scheinbar nichts<br />
gebracht, aber vielleicht finden wir ja noch den Kontaktmann der Piraten, der <strong>im</strong><br />
Logbuch erwähnt wurde.” Sabu st<strong>im</strong>mt dem zu: ”Ich bin natürlich auch dabei,<br />
Deine Schwester zu suchen. Wenn Du mich dabei haben willst.” Dann überlegt<br />
er kurz, ob er ihm einen freundlichen Schlag auf die Schulter geben soll. Aber<br />
aufgrund des Größenunterschiedes läßt er es dann lieber. Schließlich ist der Elf<br />
ungefähr 30 Finger größer... Legolas bemerkt von dieser Überlegung Sabus nichts.<br />
Der Elf nickt ihm dankbar zu und sagt: ”Dafür hast Du etwas bei mir gut!”<br />
Den ganzen restlichen Weg nach ihrem Zusammenstoß mit Cantos grübelt<br />
Thamar vor sich hin. Irgendwie reden sie <strong>im</strong>mer aneinander vorbei, und ihre<br />
herrische Art tut ihr selbst schon ein bißchen leid. Manchmal geht ihr Temperament<br />
einfach mit ihr durch. So wendet sie sich in einem günstigen Moment an<br />
Cantos: ”Hör mal, Cantos, ich mag mich nicht die ganze Reise über mit Dir streiten.<br />
Wenn wir hier fertig sind, was denkst Du über einen gemeinsamen Gang in<br />
die nächste Taverne? Dort könnten wir bei einem guten Tropfen auf meine Rechnung<br />
die Unst<strong>im</strong>migkeiten einfach herunterspülen.” Dabei blickt sie ihn mit ihrem<br />
gewinnendsten Lächeln an. ”Streit??? Unst<strong>im</strong>migkeiten??? Wovon sprichst du?”<br />
fragt Cantos schmunzelnd. Nur um dann grinsend fortzufahren. ”Aber auf das<br />
Besäufnis auf deine Rechnung komme ich best<strong>im</strong>mt zurück.”<br />
Legolas ist freudig überrascht, daß sich die meisten gleich bereit erklärt haben<br />
ihm zu helfen und seine St<strong>im</strong>mung hebt sich wieder etwas. Aber er will nicht nach<br />
dem Kontaktmann oder Aryn suchen: ”Ich glaube wir können gleich nach diesem<br />
Interessenten suchen” zu den allen gewandt fügt er hinzu: ”oder was meint ihr?”.<br />
Er bekommt keinen Widerspruch zu hören und so überlegt er weiter: ”Bevor wir<br />
uns auf die Suche machen, sollten wir uns vielleicht auf dem Markt von Prem noch<br />
etwas besser ausrüsten ... wir wissen ja nicht, was uns erwartet.” Cantos bittet<br />
seine Begleiter kurz bevor sie oben auf dem Berg ankommen: ”Auf dem Rückweg<br />
will ich kurz zum Swafnir-Tempel, damit ich etwas spenden kann. Auf diese Art<br />
möchte er sich bei Swafnir für die sichere Rückkehr bedanken. Ich würde mich<br />
freuen, wenn ihr mitkommt.”<br />
Das Hethaus entpuppt sich dann als große Halle <strong>im</strong> thorwalschen Baustil. An<br />
dem Eingang stehen zwei <strong>Thorwal</strong>er, die die Ankommenden argwöhnisch betrachten.<br />
Als Ettel den beiden erklärt, daß die beiden Gefangenen Piraten sind,<br />
die die Frechheit besaßen, Schiffe <strong>im</strong> Premer Golf zu überfallen. Daraufhin wird<br />
die Gruppe in das Gebäude geführt. Die folgende Menge muß allerdings draußen<br />
bleiben. Die kleine Gruppe kommt in eine <strong>im</strong>posante Halle; geradezu ist ein kleines<br />
Podest auf dem ein Tisch mit einem großen pelzgeschmückten Sitz steht. Einer der<br />
Wachen deutet der Gruppe kurz zu warten und verschwindet in einem Nebenraum.<br />
Im Hethaus dann kommt sich Sabu <strong>im</strong>mer noch recht komisch vor, wie er<br />
so mit 2 Gefangenen vor sich und einem Kriegsbeil einsatzbereit in der Hand<br />
an den Wachen vorbei in das Haus geführt wurde. Bei ihm zu Hause würde es<br />
sowas vermutlich nicht geben. Sofort wären 20 Zwergenwachen herbeigesprungen<br />
und hätten die Gefangenen empfangen und die Bewaffneten hätten die Waffen<br />
ablegen müssen. Aber hier schien niemand es für ”ungewöhnlich” zu erachten.<br />
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Abgesehen davon, daß es absolut ungewöhnlich ist, wenn jemand mit 2 Piraten<br />
vorbeispaziert. Bei diesem Gedanken kommt ein leichtes Grinsen auf sein Gesicht,<br />
welches sich aber sofort wieder verzieht. Demgegenüber verhält sich Legolas erst<br />
einmal abwartend und läßt die anderen mit dem Hetmann sprechen. Derweil<br />
grübelt er noch etwas über den Inhalt des Logbuchs nach. ”In Aryn sollte der<br />
Kontaktmann wegen Ettel getroffen werden ... der Ort ist also nicht entscheidend<br />
für seine Suche...” Fyanna war während des Marsches sehr still geworden und<br />
hält sich auch <strong>im</strong> Hethaus <strong>im</strong> Hintergrund. Die Anstrengungen der letzten Tage<br />
machen sich plötzlich bemerkbar. Müde lehnt sie sich an die Wand und betrachtet<br />
neugierig ihre Umgebung.<br />
Die Wache war noch nicht lange verschwunden, da kommt er schon wieder;<br />
gefolgt von einem großen <strong>Thorwal</strong>er, vielleicht 50 Jahre alt, mit rotblondem langen<br />
Haar und Bart. Der Schritt des Mannes ist fest und federnd als er zum Podest geht<br />
und dort Platz n<strong>im</strong>mt. Der Mann wendet sich an die Gruppe: ”Ich bin Thurbold,<br />
Hetmann von Prem. Was ist euer Wunsch?” Natürlich ergreift Cantos - vorlaut<br />
wie er ist - zuerst das Wort: ”Sei gegrüßt Tronde.” Thurbold runzelt etwas die<br />
Stirn, als ihn Cantos mit diesen falschen Namen anspricht, doch er unterbricht ihn<br />
nicht. ”Wir haben hier zwei Piraten gefangen, die diesen untadeligen Kaufmann<br />
gefangen hielten.” Dabei zeigt Cantos zuerst auf die Piraten und dann auf Ettel.<br />
”Wir begleiteten Ettel auf seinem Schiff nach Prem um ihn vor Piraten zu schützen.<br />
Leider sank das Schiff in einem Sturm. Das war vielleicht ein Sturm Tronde, so<br />
einen habe ich noch nie erlebt, bei Swafnir. Auf jeden Fall konnten wir uns auf<br />
eine Insel retten. Dort stöberten wir auch ein Piratennest auf. Mann, denen haben<br />
wir es gegeben, bei Swafnir. Leider war kein Skalde bei uns. Der könnte richtig<br />
was erzählen.” Thurbold mustert Cantos grübelnd und seine grünen Augen wirken<br />
etwas irritiert. Bevor jedoch Cantos sich in einen Rausch reden kann, bemerkt er<br />
den Blick des Hetmannes. Als er dann auch noch sieht, daß seine Gefährten ihn<br />
auch so komisch anschauen räuspert er sich und fügt noch hinzu, ”Aber laß dir<br />
lieber von Ettel und der ehrenwerten Thamar”, er deutet lächelnd auf Thamar,<br />
”erzählen was passiert ist.”<br />
Thamar selbst hatte einen Moment abgewartet, ob ein anderer spricht, weil<br />
sie sich nicht vordrängen möchte. Aber als Cantos ihr so das Wort übergibt,<br />
antwortet auch sie auf die Frage des Hetmannes: ”Wir wurden auf unserer Reise<br />
von einem Sturm überrascht und schiffbrüchig geworden. Auf einer Insel nahmen<br />
wir diese Piraten fest, die für unseren Auftraggeber hatten Lösegeld erpressen<br />
wollen. Wir wollten diese Kerl der Premer Gerichtsbarkeit überstellen und fragen,<br />
ob eine Belohnung auf sie ausgeschrieben ist.” Von der Beute berichtet er<br />
vorsichtshalber nichts. Währenddessen fühlt sich Sabu in diesem großen Saal und<br />
bei diesem Podest nicht sehr wohl. Sicher haben Zwerge auch große Höhlen und<br />
Versammlungsräume. Auch mit Podesten und schön mit Gold geschmückt. Aber<br />
Sabu mußte noch nie in so einem Saal nach vorne, als jemand am Podest saß. So<br />
fühlt er sich leicht verloren und wirft einen kurzen fragenden Blick in die Runde.<br />
Schließlich entscheidet er sich, ein bißchen Würde zu zeigen und sich weiter um<br />
die Piraten zu kümmern. So sagt er zu ihnen in einem wirschen Befehlston: ”Auf<br />
die Knie, zeigt Respekt vor dem Hetmann!” Und um dies noch zu unterstützen,<br />
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gibt er ihnen mit seinem Kriegsbeil noch einen kleinen Klaps.<br />
Thurbold blickt jeden einzelnen an. Dann mustert er Ettel: ”Und Du bist dann<br />
also ein Kaufmann.” Ettel nickt etwas unsicher. Der Hetmann läßt seinen Blick<br />
weiterwandern. ”Und Du?” spricht er Tuwine an. ”Du gehörst auch dazu?” Tuwine<br />
schaut unsicher vom Boden auf: ”Ich? Nein, mich hatten die da letzten Herbst<br />
gefangen genommen. Und dann hab’ ich für die arbeiten müssen...” Ihr letzten<br />
Worte sind so leise, daß sie kaum zu verstehen sind. ”Ich verstehe.” Thurbold nickt<br />
kurz. ”Das sind ernste Vorwürfe. Deshalb sollte darüber öffentlich entschieden<br />
werden. Ich werde daher heute Nachmittag eine Versammlung <strong>im</strong> Drachenhaus<br />
einberufen. Dort werden dann auch Skalden zugegen sein. Und vielleicht solltet<br />
ihr euch auch erst einmal frisch machen.” Er mustert die nicht gerade frische<br />
Kleidung der Gruppe. ”Also heute nachmittag um 4 <strong>im</strong> Drachenhaus. Und dort<br />
natürlich ohne Waffen.” Bevor die Helden noch etwas sagen können, werden sie aus<br />
dem Haus geführt. Gleichzeitig kommt aus einem Nebenraum noch eine Wache<br />
und kümmert sich um die beiden Gefangenen.<br />
*** Im Hafen ***<br />
Deion ist derweil mit Devon auf dem ’kleinen Stern’ geblieben. Als die Anderen<br />
mit den Gefangenen unterwegs zum Hetmann sind, sucht er erst einmal nach einem<br />
Weinschlauch. Allerdings hat er dabei kein Glück. Es sind nur einige Fässer<br />
Hochprozentiges zu finden. Und da die Fässer nicht angezapft sind, begnügt er<br />
sich vorerst mit frischem Wasser. Von Bord aus ist nicht viel zu sehen. Als er<br />
sieht, was für Leute in die Kneipe vor dem Schiff, der ’Alle Winde’ einkehren, wird<br />
ihm dieses Lokal <strong>im</strong>mer unsympathischer. Immer wieder sieht er wie Passanten<br />
auf die Knorre deuten und er hat den Eindruck, daß über sie geredet wird...<br />
Kuno sieht den anderen nach, wie sie mit den Gefangenen Piraten in den Gassen<br />
Prems verschwinden. Das Gejohle der angelockten Schaulustigen liegt ihm jedoch<br />
noch einige Zeit in den Ohren... ”Na, Deion, dann wollen wir mal unsere Beute<br />
sorgfältig bewachen, was? Ach ja, wo hast Du doch noch mal den Weinschlauch<br />
hingelegt?” Kuno ist fast enttäuscht, als Deion zuerst nur einen Wasserschlauch<br />
findet. So hat er einen anderen Vorschlag, um sich die Zeit zu vertreiben: ”Wie<br />
wäre es mit einem Würfelspiel, um uns die Zeit bis zur Rückkehr der anderen zu<br />
vertreiben?”<br />
Deion ist sich sicher, daß er eigentlich noch irgendwo Wein haben müßte. Nach<br />
einem kleinen Schluck Wasser geht er deshalb erneut auf die Suche. Während<br />
Deion die Ladung des Schiffes durchwühlt betrachtet Kuno von Bord aus Prem:<br />
’Endlich wieder eine richtige Stadt!’ dachte er. In der Wildnis kam er sich doch<br />
etwas fremd und verloren vor. Aber dann hat das Abenteuer ja einen gl<strong>im</strong>pflichen<br />
Ausgang genommen, und neue Erfahrungen sind ja nie zu verachten. Danach<br />
denkt er über das Angebot Legolas’ nach. ”Hm, warum eigentlich nicht? Das<br />
verspricht doch, sehr interessant zu werden, und einem Freund in Bedrängnis muß<br />
natürlich Beistand gewährt werden! Und schließlich bietet sich hier wieder eine<br />
ideale Gelegenheit, Land und Leute kennenzulernen, und wer weiß? Vielleicht<br />
können wir ja wieder einige Piratenschätze befreien!” Endlich ist Deion erfolgreich.<br />
Nach gut 10 Minuten findet er den Schlauch hinter den Getreidesäcken versteckt.<br />
Er weiß zwar nicht genau, wie der dahin gekommen ist - aber Hauptsache er hat<br />
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ihn wieder. Erfreut genehmigt er sich einen und bietet dann der kleinen Runde<br />
auch etwas an.<br />
Kuno ist von diesem Angebot natürlich begeistert: ”Das ist ein Wort! PROST!”<br />
Welcher Streuner würde sich einen kostenlosen Umtrunk entgehen lassen? Deion<br />
st<strong>im</strong>mt ein: ”Zum Wohl!” Als Kuno fortfährt: ”Und wegen des Würfelspiels: Mach<br />
Dir keine Sorgen, ich bringe es dir bei!” ist der <strong>Thorwal</strong>er damit einverstanden sich<br />
damit die Zeit zu vertreiben: ”Ist aber nett von Dir.” antwortet er. Kuno grinst<br />
schief: ”Und wenn du so spielst wie ich, dann hat das auch nicht mehr viel mit<br />
Glück zu tun!” Deion muß lachen: ”Eben das ist auch ein Grund, warum ich nicht<br />
mit Dir spielen möchte. Aber gegen das Lernen dieser Tricks habe ich nichts.”<br />
Deion bietet dann auch Devon von dem Wein an. Er selbst achtet natürlich darauf,<br />
sich nicht zu betrinken. Schließlich weiß er ja nicht, was der restliche Tag<br />
noch für ihn bereit hält... Kuno dreht sich auch nach dem Druiden um: ”Ach,<br />
Hallo, Devon! Dich habe ich ja völlig übersehen! Willst Du auch mitspielen?<br />
Schließlich brauchen wir noch ein Opfer...”<br />
Vor dem Hethaus überlegen derweil die anderen, was sie bis zur Verhandlung<br />
machen sollen; Thamar würde gerne einen Hesinde-Tempel aufsuchen, aber soweit<br />
sie sich erinnert, gibt es in Prem keinen. Tuwine hält sich weiterhin an ihr. Sie ist<br />
vom dem Hetmann sichtlich beeindruckt. So gegen die beiden Frauen schweigend<br />
durch die Stadt. ”Diese <strong>Thorwal</strong>er haben einfach zuviel Angst vor Magie.” dachte<br />
Thamar. Daher fragt sie sich bis zum Marktplatz durch. Ihr wird das Drachenhaus<br />
genannt - allerdings geht der Markt dort nur bis Mittag. So geht sie zum<br />
nächsten Krämer, der auf ihren Weg liegt. Swafnild Gadinarsdotter bietet ihr für<br />
18 Kreuzern einige Äpfel, Mohrrüben und 5 großen Zwiebeln. Dort fragt sie auch<br />
nach jemanden, der in der Lage ist, ihre magischen Gegenstände zu best<strong>im</strong>men.<br />
Die Händlerin verweist sie an einem Meister Arion. Schließlich findet Thamar ihn<br />
auch in einem turmähnlichen Haus. Er läßt sie in ein ziemlich düsteres Studierz<strong>im</strong>mer<br />
ein. Er erklärt sich bereit gegen ein geringes Entgelt von 8 Dukaten beide<br />
Artefakte zu enträtseln. Am Abend solle sie wieder vorbeikommen, dann könne<br />
er ihr die gewünschte Auskunft geben. Thamar selbst hat jetzt nicht mehr viel<br />
Zeit. kurz besucht sie noch ein Badehaus - nicht besonders nobel, aber dafür mit 7<br />
Kreuzern ziemlich billig - um dann gerade zum selben Zeitpunkt wie die restlichen<br />
am Drachenhaus einzutreffen.<br />
Sabu ist froh, daß er die Gefangenen endlich los ist. Schnell verläßt er das<br />
Gebäude und überlegt, was er denn nun machen soll. Als dann Jurge zu den anderen<br />
meint: ”Wir sollten uns jetzt darum kümmern, daß wir unsere erbeuteten<br />
Waren loswerden. Vielleicht sollten wir uns mal in einigen Gasthäusern hier am<br />
Hafen nach einem potentiellen Käufer umsehen.”, findet er den Vorschlag ganz<br />
brauchbar. Auf ein Bad hat er gar keine Lust, und auch die Versammlung löst bei<br />
ihm eher Unbehagen aus. Zudem macht er sich Sorgen um die zurückgelassenen.<br />
So sagt er zur Gruppe: ”Ich gehe zurück zum Schiff und organisiere noch einen Wagen,<br />
damit wir die Ware so schnell wie möglich los werden. Ich will nicht noch eine<br />
Nacht auf dem Schiff verbringen. Ich schlage vor, Ihr geht an die Versammlung,<br />
und ich kümmere mich mit Devon und Deion um das Restliche.” Ettel meint:<br />
”Ich könnte wie schon gesagt, die Waren auch über meine Kontakte verkaufen.<br />
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Ich schätze, daß ich mindestens 850 Dukaten bekommen würde. Ohne die Knorre<br />
natürlich. Ich werde allerdings erst bei meinem Freund Kjaskar vorbei gehen. Bei<br />
dem kann ihm baden und mich zurecht machen. Er ist übrigens auch mein Kontakt<br />
für den Handel hier <strong>im</strong> Ort. Aber das könnt ihr euch ja noch selbst überlegen.<br />
Ach ja - in den nächsten Tagen findet hier die Premer Baumblüte statt. Mit<br />
einem Viehmarkt, Schaustellern aber auch einem Pferderennen.” Er nickt allen<br />
noch einmal freundlich zu und verabschiedet sich dann: ”Zur Verhandlung werde<br />
ich natürlich rechtzeitig da sein!”<br />
Sabu macht sich trotzdem erst einmal auf dem Weg zurück zum Schiff. Unweit<br />
des Hafen findet er einen Krämer, an dessen Haus ein schön gemaltes Schild hängt:<br />
’Storko von Gollbritz’. Gegen einen Pfand von 50 Dukaten läßt sich der Händler<br />
überreden ein Karren mit einem Pferd auszuleihen: ”Wenn sich die Ware lohnt,<br />
bekommst Du das ganze Geld zurück!” meint er noch zu Sabu. Zum Glück ist das<br />
Pferd ein ziemlich alter Gaul und so hat Sabu nicht allzuviel Mühe ihn zum Hafen<br />
zu bringen. Tira macht es sich derweil auf der Ladefläche bequem.<br />
Derweil begibt sich Cantos zum Swafnirtempel um für die glückliche Rückkehr<br />
zu danken und etwas zu spenden. Jurge will gerne mitkommen: ”Nach dieser<br />
Fahrt hat Swafnir unseren Dank ganz besonders verdient! Ich werde dich begleiten<br />
- man kommt ja nicht alle Tage nach Prem, oder?” antwortet Jurge auf Cantos<br />
Einladung. Auf dem Weg grübelt Cantos noch, wie er auf den Namen Tronde<br />
kommt. ’Vielleicht, weil der oberste Hetmann Tronde Torbensson ist?’ Auch<br />
Jurge ist in seinen Gedanken versunken. Er versucht sich zu erinnern, was er<br />
in Olport über Thurbold gehört hat. Viel war es ja nicht, aber Thurbold soll<br />
vor knapp 20 Jahren mal in einen Kampf mit einer Seeschlange gesiegt haben.<br />
Daher trägt der Hetmann auch heute noch seinen Beinamen ’Schlangenstecher’.<br />
Aber das er damals überlebte, war best<strong>im</strong>mt auch auf den Beistand der Götter<br />
zurückzuführen...<br />
Fyanna fragt einen Passanten, ob es einen Tempel Satuarias in Prem gibt.<br />
Sie ist allerdings so klug die Frage etwas anders zu formulieren: ”Kannst Du mir<br />
sagen, welche Tempel es hier gibt?” spricht sie den nächstbesten an. Der kann<br />
ihr aber nur von 3 Tempeln erzählen: Den Rondratempel in der Trutzburg, den<br />
Swafnirtempel am Hafen und auch einen Traviatempel mitten in der Stadt. So<br />
zuckt Fyanna mit den Schultern und verspricht ihrer Göttin <strong>im</strong> Stillen ihr bei<br />
nächster Gelegenheit einige Dukaten zu spenden. Vielleicht ergibt sich ja in der<br />
Nacht die Möglichkeit die Stadt zu verlassen und auf irgendeine Waldlichtung<br />
Satuaria zu huldigen. Nostradamus ist noch etwas zu jung, um das Band zu<br />
knüpfen, aber es kann sicher nicht schaden, ihn der Göttin schon jetzt vorzustellen.<br />
So begleitet sie Jurge und Cantos. Auch Legolas schließt sich ihnen an. Auf den<br />
Weg zum Tempel meint er noch: ”Wir sollten uns heute abend alle erst einmal<br />
ausschlafen und so bald wie möglich wieder aufbrechen. Hoffentlich dauert es nicht<br />
zulange die Sachen zu verkaufen.”<br />
Be<strong>im</strong> Tempel angekommen betritt Cantos andächtig das graublaue Gebäude<br />
und sucht einige Goldstücke aus seinem Geldbeutel hervor um sie zu opfern. Jurge<br />
betrachtet derweil die Wandgemälde auf denen fast überall der Wal dargestellt<br />
wird. Das Leitmotiv war eindeutig, wie Swafnir selbst Schiffe rettete. Jurge dankte<br />
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ebenfalls Swafnir für die He<strong>im</strong>kehr auf das Festland. Danach gehen sie zusammen<br />
in ein nahegelegenes Badehaus, um den Vorschlag des Hetmanns in die Tat<br />
umzusetzen. Endlich können sie das Salz von der Haut zu spülen. Das Vollbad tat<br />
wirklich gut und war die 8 Heller wirklich wert... Erfrischt kehren sie zum Schiff<br />
zurück. Auf dem Weg kauft Fyanna noch etwas Milch und Cantos besorgt sich<br />
gleich Pferdefutter für eine Woche.<br />
*** Im Hafen ***<br />
Kuno ist noch nicht lange dabei, den anderen das Spiel zu erklären, da sieht<br />
er, wie Sabu auf dem Karren ankommt. Kurz erzählt der Zwerg den dreien was<br />
<strong>im</strong> Hethaus passierte. Dann macht er sich mit deren Hilfe daran den Wagen zu<br />
beladen. Und schon macht sich Sabu auf den Weg zurück zum Händler. Es ist<br />
eine ziemlich langwieriger Handel. Erst schaut sich Storko alle Waren lange und<br />
ausführlich an. Besonders der Schmuck wird ausführlich taxiert. Jedoch hat er<br />
nicht an allem Interesse. Und so macht er schließlich ein Angebot: ”Gut, für den<br />
Kandelaber kann ich Dir 300 Dukaten geben. Und für den Rest; sagen wir noch<br />
mal 380 Dukaten. Einverstanden?” Er schaut Sabu erwartungsvoll an...<br />
Sabu muß bei dem Angebot von 680 Dukaten an Ettel denken. Hatte der<br />
nicht etwas von ungefähr 800 Dukaten gesagt? Aber er hatte auch gesagt, daß es<br />
best<strong>im</strong>mt eine Woche dauern würde, einen derartigen Preis zu erzielen. Sabu war<br />
sich nicht sicher, das sich das warten lohnen würde. Mal sehen, vielleicht ließ sich<br />
Storko zu einem besseren Preis überreden... Aber zuerst läßt sich Sabu lieber erst<br />
das Pfand für den Wagen zurückgeben. Widerwillig kramt Storko die Dukaten<br />
aus seiner Schatulle heraus. Der Zwerg fängt schon an die einzelnen Stücke zu<br />
preisen: ”So einen guten Tabak ist doch schwer zu bekommen! Und schau Dir<br />
diese Wolle an. Fein gewebterer Stoff ist hier nicht zu finden. Und diese Felle<br />
sind doch wunderschön. Keine Narbe verunziert es...” Sabu fährt fort die Ware in<br />
den höchsten Tönen zu loben und schließlich erhöht der Händler widerwillig sein<br />
Angebot: ”Na gut; sagen wir 720 Dukaten! Aber keinen Heller mehr!” Er streckt<br />
seine Hand aus: ”Schlag ein oder laß es!”<br />
Sabu ist sich bei diesem Angebot <strong>im</strong>mer noch nicht sicher ob er zuschlagen<br />
soll. Schließlich würden Ettels Kontakte wesentlich mehr bieten... So zögert er<br />
noch etwas. Storko wird derweil langsam etwas ungeduldig: ”Also - entscheide<br />
Dich langsam!” Sabu antwortet dem Händler: ”Ich habe bereits mit einem anderen<br />
Händler, Ettel ..., gesprochen, und er hat gesagt, innerhalb einer Woche könnte<br />
er die Waren zu mindestens 900 Dukaten verkaufen. Da ich aber nicht unbedingt<br />
noch eine Woche warten will, biete ich sie Dir für, sagen wir, 820 Dukaten an.<br />
Ich bin sicher, selbst damit machst Du noch ein Bombengeschäft!” Storko sieht<br />
ihn zögernd an. Doch dann entscheidet er sich: ”Einiges von dem Zeug kann<br />
ich aber nicht brauchen, da es nicht in mein Sort<strong>im</strong>ent paßt. Und ich biete Dir<br />
diesen Preis hier und jetzt - und nicht erst in eine Woche! Also: entweder 720<br />
Dukaten jetzt und hier, oder Du darfst die Waren wieder mitnehmen...” Sabu<br />
feilscht fleißig; als Storko dem Zwerg das Angebot unterbreitete antwortete Sabu:<br />
”720 sind zuwenig, damit kann ich ja nicht mal die Transportkosten decken! Aber<br />
ich komme Dir entgegen, wenn Du mir entgegen kommst. Sagen wir 800. Und<br />
dann hast Du das Zeug wirklich günstig!”<br />
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Doch Storko ist nicht mehr bereit sein Angebot zu erhöhen. Aber es ist derweil<br />
spät geworden. ”Auch gut, dann eben nicht” meint er. Dann fährt er fort: ”Es<br />
ist schon spät geworden. Wäre es möglich, daß Du Deine Waren morgen abholst?<br />
Ich würde gerne schließen...” Sabu war erleichtert, als er hörte, daß er sich jetzt<br />
jedenfalls erst einmal nicht um den Transport der Waren kümmern mußte. Allerdings<br />
war er froh, daß der Händler bei der Begutachtung der Ware eine genaue<br />
Liste gemacht hatte. So unterzeichnete Storko die Liste und bürgte damit für die<br />
Richtigkeit der Angaben und Sabu verließ beschwingt das Anwesen des Händlers.<br />
Währenddessen trifft auch der Rest am Schiff ein. Jurge säubert noch einmal<br />
seine Kleidung. Dann gehen sie zusammen zum Drachenhaus. Am Eingang werden<br />
sie schon erwartet. Ein Krieger des Hetmannes empfängt die Gruppe an dem<br />
Eingang und bringt sie in einem Nebenraum zu einem Skalden. Der begrüßt sie:<br />
”Ich bin Faenwulf Ragnildson. Der Hetmann bittet euch mich zu begleiten. Ihr<br />
werdet eine Aussage machen müssen - jeder von euch wird befragt werden. Nur<br />
kurz zum Ablauf: Zuerst werden die beiden Gefangenen vorgestellt, dann wird der<br />
Händler seine Anklage vortragen.” Der Skalde wendet sich an Tuwine: ”Du bist<br />
Tuwine? Auch Du wirst Deine Anklage vortragen. Wenn Du es wünschst, kann<br />
ich aber für Dich sprechen. Anschließend werdet ihr alle als Zeugen gehört. Die<br />
beiden Gefangenen können sich ebenfalls selbst vertreten. Zum Schluß wird dann<br />
Thurbold das Urteil fällen. Ihr könnt euch ja schon überlegen, was wichtig ist.”<br />
Dann gesellt sich noch ein zweiter Skalde zu Faenwulf. Er n<strong>im</strong>mt Tuwine mit<br />
zur Seite und redet leise mit ihr. Faenwulf wendet sich wieder an die Gruppe:<br />
”Es wird Zeit. Folgt mir!” Er dreht sich um und geht vor der kleinen Gruppe<br />
einen kurzen Gang entlang. Als sie in die Halle gebracht wird, ist der Raum noch<br />
von unzähligen St<strong>im</strong>men erfüllt. Auf den vielen Bänken sitzen <strong>Thorwal</strong>er, ganze<br />
Familien mit Kindern sind dabei. Noch flitzen die Kleinen durch die Bänke durch.<br />
Aber als die Gruppe von dem Skalden hereingeführt werdet, merken sie, daß es<br />
wohl bald anfängt. So sind sie schnell auf dem Weg zum Rest ihrer Familie...<br />
Faenwulf geleitet die Helden nach vorne. Nach wenigen Schritten können sie<br />
an der Kopfseite der Halle auf einem hölzernen Podest drei Stühle sehen. Der<br />
mittlere ist etwas größer und mit vielen Schnitzereien geschmückt. Als sie dort<br />
beinahe angekommen sind, sehen sie zur ihrer Rechten auf einer Bank die beiden<br />
Gefangenen sitzen. Dahinter stehen 4 gr<strong>im</strong>mig blickende Krieger mit der Hand<br />
an ihrer Waffe. Der Skalde bringt Ettel, Tuwine und den Rest zur einer freien<br />
Bank ganz vorne auf der linken Seite. Als die Gruppe Platz genommen hat, wird<br />
vor dem Haus in ein Horn geblasen. Die Tore des Gebäudes werden geschlossen;<br />
plötzlich wird es ganz still.<br />
Da kommt aus einer Türe der Hetmann mit 3 anderen Personen. Thurbold<br />
trägt einen wunderschönen gearbeiteten fast bodenlangen Mantel aus einem schwarzen<br />
Bärenfell. Die lederne Außenseite ist über und über mit bunter Stickerei verziert.<br />
Die Ornamente scheinen <strong>im</strong> Licht zu sch<strong>im</strong>mern, besonders auffällig ist die Darstellung<br />
einer Seeschlange, die sich durch die anderen Bilder und Verzierungen über<br />
den gesamten Mantel zu winden scheint. Die anderen Männer an seiner Seite sind<br />
offensichtlich Skalden, die dem Hetmann wohl als Berater dienen sollen. Gemessenen<br />
Schrittes gehen die vier durch die Reihen. Thurbold n<strong>im</strong>mt auf dem Podest<br />
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mit zwei der Skalden Platz. Der Dritte dreht sich um und fängt mit kräftiger<br />
wohltönender St<strong>im</strong>me an zu reden: ”Wir sind hier versammelt um Recht zu<br />
sprechen! Diesen 2 Menschen” der Skalde weist bei diesen Worten auf die beiden<br />
Gefangenen, ”werden ernste Verbrechen vorgeworfen. Und so sind wir hier zusammen<br />
gekommen, um zu entscheiden, was geschieht...” Der Skalde schweigt kurz um<br />
seine Worte wirken zu lassen. Dann erhebt er wieder seine St<strong>im</strong>me: ”Diese beiden<br />
sollen thorwalsche Schiffe, die hier in Prem einlaufen wollten überfallen haben.<br />
Aber nicht nur das! Sie sollen zudem auch noch eine Gefangene wie eine Sklavin<br />
gehalten haben!” Ein entrüstet Raunen läuft durch die Menge. Der Vorwurf des<br />
Piratentums wurde kaum kommentiert, aber Sklaverei scheint da etwas anderes zu<br />
sein... ”Als drittes sollen sie einen thorwalscher Händler gefangenen genommen zu<br />
haben um mit ihm Lösegeld zu erpressen.”<br />
Der Sprecher wartet kurz bis sich die Menge wieder beruhigt hat. Dann wendet<br />
er sich in Richtung Ettel: ”So wollen wir als erstes die Anklage des Händlers<br />
hören.” Ettel schaut sich kurz um und erhebt sich: ”Ich bin Ettel Waldental.<br />
Diese beiden Piraten waren daran beteiligt mich gefangen zu nehmen. Bei mir war<br />
dabei noch einer meiner Matrosen, Hjore. Sie haben uns ausgefragt um zu erfahren,<br />
von wem Lösegeld zu bekommen sei. Als Hjore sagte, daß er keine Verwandten<br />
mehr hatte und seine Freunde auf meinem Schiff waren, daß <strong>im</strong> Sturm gesunken<br />
ist, haben sie ihn einfach getötet. Mich haben sie auf eine Insel in ihr Versteck<br />
gebracht. Dort wurde ich dann glücklicherweise von diesen Männer und Frauen<br />
gerettet.” Dabei weist er auf Thamar und die anderen.<br />
Der Sprecher ergreift wieder das Wort: ”So gibt es also Zeugen für diese<br />
Geschehnisse und so werden wir sie hören!” Er wendete sich an Jurge: ”Erzähle<br />
erst Du, was geschehen ist.”<br />
Jurge versucht seine Aussage kurz und präzise abzugeben: ”Wir wurden in<br />
<strong>Thorwal</strong> von Ettel Waldental für die Überfahrt der Seestolz nach Prem angeheuert.<br />
In schwerem Sturm lief das Schiff <strong>im</strong> Premer Golf auf ein Riff und wir erlitten Schiffbruch.<br />
Ohne das wir von Herrn Waldentals - oder irgendeines Mannschaftsmitglieds<br />
- Überleben wußten, erkundeten wir die Insel und stießen auf eine Piratengruppe<br />
aus deren Händen wir die tapfere Tuwine befreiten. Sie erzählte uns von<br />
einem weiteren Mitgefangenen der Piraten, aus dessen Beschreibung wir folgerten,<br />
daß es sich um Herrn Waldental handeln müsse. Nach kurzem Gefecht befreiten<br />
wir den Gefangenen und stellten die Beute der Piraten sicher. Mit einem Schiff<br />
der Piraten, das wir in einem versteckten Hafen fanden, verließen wir die Insel,<br />
da wir annehmen mußten, das eine größere Gruppe von Piraten bald von ihrer<br />
Kapernfahrt zurückkehren würde. Zum Beweis der verbrecherischen Umtriebe<br />
dieser Schurken, können wir das Logbuch vorlegen, das wir in ihrem Versteck gefunden<br />
haben.”<br />
Der Sprecher fragt: ”Wer hat dieses Logbuch?” Thamar steht auf, und überreicht<br />
es ihm. Er blättert es kurz durch und überreicht es dem Hetmann. Der betrachtet<br />
es kurz und legt es griffbereit zur Seite. Dann wendet sich der Skalde an die beiden<br />
Gefangenen. ”Ihr beide werdet einer ernsten Tat beschuldigt. Wollt ihr euch dazu<br />
äußern?” Doch die beiden schütteln nur den Kopf und schweigen. Der Sprecher<br />
fährt fort: ”So wollen wir die anderen Zeugen hören.” Als er die Helden anblickt<br />
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steht Cantos auf: ”Es st<strong>im</strong>mt, Ettel hat uns in einer <strong>Thorwal</strong>er Kneipe angeworben.<br />
Wir sollten sein Schiff vor Piratenschützen. Leider sank das Schiff <strong>im</strong> Sturm.<br />
Wir konnten uns an Land retten. Es war eine Insel. Bei ihrer Erkundung trafen<br />
wir zuerst auf Tuwine, die wir vor den Piraten retteten. Sie hat uns gesagt, daß<br />
hier ein Piratenstützpunkt sei. Sie führte uns dorthin. Den anschließenden Kampf<br />
haben wir gewonnen. Diese zwei Piraten konnten wir gefangennehmen und Ettel,<br />
der von ihnen gefangengehalten wurde, befreien. Anschließend segelten wir nach<br />
Prem - und hier sind wir.” Cantos schaut umher und grinst kurz in die Menge.<br />
Dann n<strong>im</strong>mt er aber lieber wieder Platz. Bei dem entsprechenden Gelange, daß<br />
best<strong>im</strong>mt noch kommt, kann sich die Gruppe best<strong>im</strong>mt noch gut feiern lassen. Da<br />
steht Kuno auf: ”Dem kann ich kaum noch etwas hinzufügen.”, meint er. ”Die<br />
Piraten haben sich sehr unmenschlich aufgeführt, so haben sie zum Beispiel Herrn<br />
Waldental ohne Nahrung in eine Verlies geworfen, und wie aus dem Logbuch ersichtlich<br />
sein dürfte, ist diese Piratengruppe auch <strong>im</strong> Menschenhandel aktiv!”<br />
Der Sprecher wendet sich an den Rest der Gruppe: ”Will einer von euch noch<br />
etwas dazu sagen?” Legolas tritt vor und sagt folgendes aus: ”Wie schon gesagt,<br />
wurden wir von Herrn Waldental angeworben, um sein Schiff bei der Überfahrt von<br />
<strong>Thorwal</strong> nach Prem vor Piraten zu schützen. Jedoch gerieten wir in einen schweren<br />
Sturm, in dem das Schiff zerstört wurde und die Besatzung, eingeschlossen Herrn<br />
Waldental, über Bord ging. Zum Glück strandete der traurige Rest des Schiffes<br />
auf einem Felsen kurz vor einer Insel.<br />
Als wir die Insel erkundeten, um nach den anderen Schiffbrüchigen zu suchen<br />
und um eine Möglichkeit zu finden die Insel wieder zu verlassen trafen wir durch<br />
Zufall auf zwei Piraten, die gerade Tuwine belästigten. Es lies sich nicht vermeiden<br />
die zwei zu töten.” Bei diesen Worten grinste der Elf gr<strong>im</strong>mig. ”Und wie schon<br />
Jurge sagte, erfuhren wir von Tuwine, daß die Piraten noch jemanden gefangen<br />
hielten und aus ihrer Beschreibung folgerten wir, daß es sich um Herrn Waldental<br />
handelte. Da zu diesem Zeitpunkt nur eine paar Piraten auf der Insel waren,<br />
weil der Rest gerade auf Raubzug war, konnten wir sie relativ leicht besiegen und<br />
Ettel befreien. Diese beiden”, wobei er auf die zwei gefangenen Piraten deutet,<br />
”sind die einzigen Überlebenden des Piratennests. Als Beweis für ihre Verbrechen<br />
können wir das Logbuch vorweisen.” Er deutet auf das Logbuch auf dem Podest.<br />
”Diese Piraten haben nicht nur geraubt sondern betreiben auch Menschenhandel!<br />
Ich vermute sogar, daß sie an der Entführung meiner eigenen Schwester beteiligt<br />
waren und fordere deshalb die Höchststrafe!” Vereinzelte St<strong>im</strong>men wurden in der<br />
Menge laut, als von Sklaverei gesprochen wurde.<br />
Der Sprecher fährt fort: ”Also wird diesen Beiden noch weitere Verbrechen zu<br />
Last gelegt. Dazu wollen wir erst noch die andere Person hören, die auf der Insel<br />
gefunden wurde.” Der Sprecher blickt Tuwine an und nickt ihr fast unmerklich<br />
zu. Das Mädchen und der Skalde neben ihr steht auf. Der Skalde ergreift das<br />
Wort: ”Ich bin Phileas Nelgardsson und ich spreche für Tuwine Walkirsdotter.<br />
Als Fischerstochter war sie <strong>im</strong> letzten Herbst auf See, als ihr Boot von Piraten<br />
gestoppt und sie an Bord genommen wurde. Sie wurde auf die schon erwähnte<br />
Insel gebracht und dort gefangenen gehalten. Nicht das sich diese Verbrecher<br />
Lösegeld erhofften wie bei dem Händler Ettel; nein, dazu wäre ihre Familie auch<br />
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kaum in der Lage gewesen. Sie mußte dort arbeiten und wurde wie eine Sklavin<br />
gehalten!” Erneut geht ein Murmeln durch den Raum. ”Fast ein halbes Jahr lang<br />
dauerte es bis sie befreit wurde. Einen Winter lang war sie dort gefangenen und<br />
hat zu viel erlitten, als das hier alles genannt werden könnte. Doch diese beiden”,<br />
er deutet auf die Gefangenen, ”haben ihr nicht geholfen! Diese beiden gehörten zu<br />
denen, die sie gefangenen hielten! Diese beiden haben sich damit als Sklavenhalter<br />
betätigt!” Phileas hält inne. Er hat alles gesagt, was für Tuwine zu sagen war.<br />
Thurbold hört sich alles schweigend an. Nur ab und zu flüstert ihm einer der<br />
beiden Skalden an seiner Seite etwas ins Ohr. Aber das Gesicht des Hetmannes<br />
wurde <strong>im</strong>mer finsterer, als diese Anklagen vorgetragen wurden. Der Sprecher nickt<br />
bei Phileas Worten. Erneut wendete er sich an die beiden Gefangenen: ”Habt ihr<br />
zu diesen Anschuldigungen etwas zu sagen?” Doch <strong>im</strong>mer noch schwiegen sie. Sie<br />
konnten fühlen wie sich die St<strong>im</strong>mung <strong>im</strong> Raum <strong>im</strong>mer stärker gegen sie wendete.<br />
Der Hüne saß dort mit versteinerten Gesicht und schien ins Leere zu blicken.<br />
Offensichtlich war er mit seinen Gedanken weit weg.<br />
Und wieder erhebt der Sprecher seine St<strong>im</strong>me: ”So haben die beiden Ankläger<br />
gesprochen und schwere Anschuldigen erhoben. Doch es kam noch etwas zu Wort.<br />
Es wurde nicht nur von Gefangenen gesprochen, sondern auch von Menschenhandel.<br />
Dieser Punkt ist noch zu klären.” Er wendet sich an Thamar: ”Du hast mir<br />
ein Logbuch übergeben. Und wie der Elf sagte, soll es Beweise für diesen Handel<br />
enthalten. Kannst Du uns mehr darüber sagen?”<br />
Thamar nickt und erhebt sich: ”Ja, wenn es gewünscht wird, kann ich die<br />
entsprechende Stelle vortragen.” Der Sprecher wendete sich um und blickte den<br />
Hetmann an. Einer der Skalden flüsterte Thurbold etwas zu. Thurbold nickt und<br />
überreicht dem Sprecher das Logbuch. Als dieser es Thamar in die Hand drückt,<br />
sucht sie sich kurz die entsprechende Eintragung heraus. Dann liest sie mit fester<br />
St<strong>im</strong>me vor: ”Tsa der Achte. Kontaktmann meldet Interessent an lebendiger Ware<br />
aus Gegend hinter Prem, bevorzugt wohl Spitzohren.” Sie schließt das Logbuch.<br />
”Wenn normale Ware gemeint worden wäre, würde kaum der Ausdruck lebende<br />
Ware gewählt worden sein, sondern Tiere. Und zudem kann mit dem Ausdruck<br />
Spitzohren wohl nur Elfen gemeint sein. Dies läßt die Schlußfolgerung zu, daß<br />
derjenige, der dieses Buch schrieb in dem Handel mit Sklaven verstrickt war.” Sie<br />
atmet tief durch. Doch mehr weiß sie nicht zu sagen und so n<strong>im</strong>mt sie wieder<br />
Platz.<br />
Der Sprecher wendet sich ein letztes Mal an die beiden Gefangenen: ”Und<br />
wieder frage ich euch: Habt ihr etwas zu sagen?” Doch der Hüne blickte weiter ins<br />
Leere und der Pockengesichtige schien fast in dem Boden zu versinken. Er hält<br />
den Kopf gesenkt und versucht sich fast hinter dem Hünen zu verstecken. Seine<br />
Angst steht ihm ins Gesicht geschrieben. Der Sprecher läßt daraufhin die beiden<br />
in Ruhe und wendet sie in Richtung des Hetmannes: ”Es wurde alles gesagt, was<br />
zu sagen war. So soll jetzt Recht gesprochen werden.”<br />
Thurbold und seine beiden Begleiter unterhalten sich leise, während in der<br />
Halle ein gedämpftes Murmeln entsteht. Dann erhebt sich Thurbold. ”Es wurde<br />
die Anklage gehört und die Zeugen auch. Es wurden zudem Beweise vorgetragen.<br />
Diese Aussagen und Beweise lassen nur einen Schluß zu: Diese Beiden haben sich<br />
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nicht der einfachen Piraterie schuldig gemacht. Es waren thorwalsche Schiffe, die<br />
sie überfallen haben. Schiffe, die hier in Prem einlaufen wollten! Und dies war<br />
schon seit alters her ein Verbrechen. Aber als ob das nicht reicht; sie haben zudem<br />
einen Matrosen ermordet und eine <strong>Thorwal</strong>erin als Sklavin gehalten. Diese<br />
Vorwürfe konnten nicht entkräftet werden, sie wurden noch nicht einmal bestritten.<br />
Demzufolge kann es nur ein Urteil geben: Schuldig! Und angesichts der Schwere<br />
der Verbrechen kann es nur eine Strafe geben: den Galgen! Morgen früh bei Sonnenaufgang<br />
wird die Strafe vollstreckt. Sie wird am Hafen am Uferpfad vollzogen<br />
werden.” Thurbold setzt sich wieder und der Sprecher ergriff das Wort. Er blickte<br />
die beiden Gefangenen ins Gesicht: ”Erkennt das Urteil an?” Die Gedanken des<br />
Hüne scheinen bei diesen Worten wieder zurückzukehren. Er nickt. Auch der<br />
zweite nickt stumm. Der Sprecher fährt fort: ”So schwört einen heiligen Eid, daß<br />
ihr das Urteil anerkennt!” Der Hüne steht auf und blickt dem Hetmann direkt ins<br />
Gesicht: ”Ich schwöre!” Seine St<strong>im</strong>me ist ruhig, fast gelassen. Als der Sprecher<br />
den Pockengesichtigen anblickt steht auch dieser unsicher auf. Er blickt umher<br />
als suche er einen Ausweg. Doch die Halle ist von gr<strong>im</strong>migen schweigenden <strong>Thorwal</strong>ern<br />
erfüllt. Er käme niemals ungeschoren aus dieser Halle heraus. So antwortet<br />
auch er, aber seine St<strong>im</strong>me zittert vor Angst: ”Ich schwöre.”<br />
Der Sprecher wendet sich der Menge zu: ”Wir hatten uns hier versammelt um<br />
Recht zu sprechen. Jeder wurde gehört und alles wurde gegeneinander abgewogen.<br />
Es wurde ein Urteil gefällt und das Urteil wurde anerkannt. Es wurde Recht<br />
gesprochen!”<br />
Die Tore der Halle werden geöffnet und wieder werden die Hörner geblasen.<br />
Dann steht Thurbold auf und geht von den beiden Skalden zu seiner Seite begleitet<br />
aus der Halle. Die beiden Gefangenen werden von den Kriegern durch eine<br />
kleine Tür an der Seite weggeführt. Und die Menschen in der Halle fangen an<br />
sich zu unterhalten. Kaum einer achtet auf die Helden. Phileas verabschiedet<br />
sich noch kurz von Tuwine und sagt dann: ”Heute abend wird <strong>im</strong> Swafnirtempel<br />
eine Feier stattfinden. Ihr seit natürlich herzlich eingeladen! Und vielleicht interessiert<br />
es euch; morgen nach der Hinrichtung wird sich wohl eine kleine Flotte<br />
zusammenfinden um diese Insel zu säubern.” Dann verläßt der Skalde ebenfalls die<br />
Halle.<br />
Nach der Verhandlung wendet sich Jurge an Ettel: ”Kann ich Dich zu Deinem<br />
Bekannten begleiten?” Ettel sieht ihn an und zögert fast unmerklich bevor er<br />
antwortet: ”Ja sicher, kein Problem. Kjaskar freut sich best<strong>im</strong>mt über Besuch!<br />
Allerdings hat er vermutlich keinen Platz euch alle für die Nacht unterzubringen.<br />
Aber da kann er euch best<strong>im</strong>mt einige Gasthäuser empfehlen.” Ettel lächelt Jurge<br />
freundlich an. Und heute abend werden wir natürlich zum Tempel gehen. Aber<br />
das werden wohl noch mehr machen.” Er schaut noch kurz fragend in die Runde,<br />
aber nachdem sich kein anderer rührt, wendet er sich um und geht mit Jurge<br />
von dannen. Er geht mit ihm etwas den Berg bergauf. Unterwegs meint Ettel<br />
zu Jurge: ”Wenn’s ist, kann die Ware bei Kjaskar zwischengelagert werden. Das<br />
kostet uns keinen Heller! Und bezüglich dem Verkauf der Ware und der Knorre<br />
werde ich mich gleich morgen umhören. Es dürfte nicht allzu schwierig sein, ein<br />
entsprechendes Angebot zu bekommen.” Als dann die beiden an thorwalschen<br />
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Langhaus vorbeikommen, weist Ettel darauf und meint zu Jurge: ”Das ist übrigens<br />
der Traviatempel. Und da weiter vor ist der Stein.” Jurge war etwas überrascht<br />
über das Äußere des Tempels. er hätte ihn kaum als solchen erkannt. Dann kamen<br />
beide zu diesem ’Stein’. Ein schwarzer fünfeinhalb Schritt hoher Monolith erhob<br />
sich vor ihnen. Um den Stein herum war der Boden völlig ausgetreten, es wuchs<br />
dort kein Gras, so daß sich ein richtiger Pfad um ihn herum befand.<br />
Kurz hinter einer Herberge, die von Ettel nur mit den Worten: ”Bei Venske; ist<br />
auch nicht schlecht...” bedacht wurde, kamen die beiden an einem Langhaus an.<br />
Es war ein fast 30 Schritt langes Gebäude, die Wände bestanden aus Bruchsteinen<br />
und das Dach sah eher aus wie ein umgekehrtes Schiff und nicht wie ein normales<br />
Dach. Zudem war das mit Holzschindeln gedeckte Dach an den Seiten noch weit<br />
herunter gezogen, so daß es beinahe den Boden berührte. Ein typisches Langhaus<br />
also. Der Dachfirst war an der Frontseite mit einer Seeschlange geschmückt. Ettel<br />
klopfte kurz an und trat dann ohne eine Reaktion abzuwarten ein. Drinnen saß<br />
Kjaskar mit einigen anderen <strong>Thorwal</strong>ern zusammen. Neben ihm saß eine Frau,<br />
die irgendwie Ettel ähnlich sah. Jurge nickte allen freundlich zu, als auch schon<br />
die Frau auf ihn zuging. ”Sei gegrüßt! Du bist doch einer von denen, die meinem<br />
Bruder gerettet haben, oder? Solche Freunde sind mir <strong>im</strong>mer willkommen! Kann<br />
ich Dir vielleicht etwas anbieten? Bier vielleicht oder Wein?”<br />
Dann dreht sich die Frau zu Ettel um und drückt ihn ganz fest an sich. ”Bin ich<br />
froh Dich wiederzuhaben.” Sie strahlt ihn breit an und wendet sich dann wieder<br />
Jurge zu. Schnell holt sie ihm etwas zu trinken und bietet ihm auch frisches Fladenbrot<br />
zusammen mit gesalzenen Hering an. Es war noch junger Hering, ungekocht<br />
und auch nicht geräuchert war er nur durch das Salz zart geworden. Eine echte<br />
Delikatesse. Kjaskar empfahl Jurge und seinen Freunden für die Nacht entweder<br />
die Herberge ’Bei Venske’; ”Die hast Du ja schon gesehen. Oder, wenn dir ein<br />
mittelländisches Haus lieber ist, den Premer Hof. Der ist aber ziemlich teuer. Die<br />
Pension ’Zur Trutz’ oben an der Burg ist auch nicht schlecht, besonders die Aussicht<br />
ist hervorragend. Darauf legen Besucher ja besonderen Wert, wie ich weiß.”<br />
Bei diesen Worten zwinkert er Ettel wie bei einem alten Witz zu. Auf die Frage<br />
nach dem Kontaktmann kann allerdings weder Kjaskar noch Ettel weiterhelfen.<br />
Aber dafür meint er: ”Morgen ist übrigens das Pferderennen auf der ’Premer<br />
Baumblüte’. Da kommen <strong>im</strong>mer sehr viele Leute zusammen. Vielleicht kannst Du<br />
Dich ja da umhören...” Später dann wird es Zeit um zum Tempel aufzubrechen.<br />
Und so verläßt der größte Teil der Familie das Haus und schlendert durch die Stadt<br />
hinunter zum Hafen. Die meisten nehmen dabei noch einiges von dem Hering und<br />
dem Fladenbrot mit. Aber auch einige Krüge und etwas kalter Rinderbraten ist<br />
zu sehen.<br />
Cantos ist überaus zufrieden mit dem Urteil. Etwas anderes war ja wohl kaum<br />
zu erwarten gewesen. ´Hoffentlich hat Sabu sich nicht übers Ohr hauen lassen. Er<br />
mag ja ein guter Kämpfer sein, aber das Handeln hat er sicher nicht erfunden´,<br />
grübelt er so vor sich hin. Dann wendet er sich an Legolas: ”Hast du das gehört?<br />
Morgen sticht eine Flotte in See um die Piraten zu suchen. Wenn wir da mitfahren<br />
könnten wir vielleicht deine Schwester finden. Was meinst du?” Der Elf antwortet:<br />
”Meine Schwester werden wir wohl kaum finden. Aber vielleicht bekommen wir<br />
90
noch was aus den Piraten raus!” Doch Thamar widerspricht: ”Was kann die Teilnahme<br />
an der Flotte bringen? Wenn die anderen Piraten so gesprächig sind wie<br />
diese hier, dann wird man wenig über die Elfen erfahren. Wahrscheinlich verliert<br />
man nur Zeit und erreicht nichts. Besser wäre es, man würde den Spuren <strong>im</strong><br />
Logbuch nachgehen.” Dann versinkt die Geweihte in Schweigen. Sie murmelt den<br />
anderen noch einen kurzen Gruß zu und meint etwas von ”Ich muß noch diese zwei<br />
magische Sachen abholen gehen” und schon geht sie alleine fort.<br />
Deion ist mit dem Urteil mehr als zufrieden. ’Mal sehen, ob sich Sabu nicht<br />
übers Ohr hat hauen lassen.’ denkt er grinsend. Er wendet sich vor dem Drachenhaus<br />
an die anderen: ”Wäre vielleicht doch besser, Ettel die Sachen verkaufen<br />
zu lassen und noch etwas länger hier zu bleiben um den Verbindungsmann der<br />
Piraten zu finden. Außerdem findet doch bald diese ’Premer Baumblüte’ an, wird<br />
best<strong>im</strong>mt interessant und lustig.” Kuno will aber lieber nicht so lange bleiben:<br />
”Ettel meinte ja, das er sie erst in einer Woche losschlagen könnte. Ich wäre eher<br />
dafür, sie notfalls zu einem etwas niedrigeren Preis zu verkaufen. Wer weiß, was<br />
bis dahin noch geschehen mag? Allerdings können wir Ettel ja noch anbieten, sie<br />
uns jetzt gleich abzukaufen, für 800 Dukaten? Wo ist er denn hin? Wenn von euch<br />
niemand etwas einzuwenden hat, dann werde ich mit Ettel noch einmal versuchen,<br />
einen besseren Preis zu erreichen. Dabei kann vielleicht auch Sabu helfen. Zwerge<br />
können doch meist recht gut feilschen, oder?” Die anderen sind sich da nicht so<br />
sicher. Aber so oder so ist jetzt daran nicht zu ändern. Sabu ist nicht da - und<br />
Ettel bereits mit Jurge fort.<br />
Kuno trennt sich von den anderen und sucht sich ebenfalls ein Badehaus. Zur<br />
Feier will er sich nämlich schon etwas frisch machen... Und wenn es nur ist, um<br />
mehr Freibier zu bekommen! Deion begleitet ihn. Denn er will doch nicht die<br />
Frauen durch seinen strengen Geruch vertreiben. Außerdem freut er sich schon<br />
auf das kostenlose Essen und Trinken! Auf die Frage des Barbiers nach seinen<br />
Wünschen antwortet Kuno lächelnd: ”Haare kurz und schön, Bart ab, das reicht<br />
fürs erste” ”macht 12 Heller” meint der Barbier. ”.. und einen für euch, guter<br />
Mann!” Als Deion dann an die Reihe kommt schaut der Barbier den <strong>Thorwal</strong>er kurz<br />
prüfend an. Dann sagt er: ”Ich vermute Du willst nur den Bart gestutzt haben<br />
und die Haare nachschneiden... macht 13 Heller.” Deion grinst breit: ”Genau,<br />
richtig vermutet! Es gibt ja doch noch Menschen, die mitdenken... Aber warum<br />
ist es denn bei Kuno billiger?” Er schaut etwas enttäuscht. Doch der Barbier zuckt<br />
nur mit den Schultern: ”..Rasieren kostet ’n Heller weniger.” Cantos macht sich<br />
derweil mit den Übriggebliebenen auf dem Weg zurück zum Schiff. Dort vertreiben<br />
sie sich etwas die Zeit und warten darauf, daß Sabu wieder auftaucht. Aber zuerst<br />
kommen Kuno und Deion wieder. Die Haare noch etwas feucht sind sie froh, den<br />
Schweiß und das Salz los geworden zu sein. Nach so einem Bad fühlt man sich<br />
schon ganz anders in seiner Haut!<br />
Wenn die Zeit gekommen ist geht Cantos mit den anderen zum Swafnir-Tempel.<br />
Eine Feier zu seinen Ehren läßt er sich nicht entgehen. ’Die Skalden werden best<strong>im</strong>mt<br />
schon Lieder über seine Heldentaten singen.’ denkt er <strong>im</strong> stillen. Außerdem<br />
hat er schon lange nicht mehr an einem Gelage teilgenommen. Dort wird er mächtig<br />
auf den Putz hauen. Die Mädels werden sich sicherlich darum reißen neben ihm<br />
91
sitzen zu dürfen. ’Oder vielleicht auch mehr?’ hofft er. Bei diesen Gedanken<br />
huscht ein Grinsen über sein Gesicht.<br />
Als die Abenteurergruppe sich von der Knorre aus auf dem Weg zum Swafnirtempel<br />
macht, muß sie den Uferpfad folgen. Sie sehen, wie direkt am Hafenende einige<br />
Z<strong>im</strong>merleut’ dabei sind einen Galgen aufzubauen. Kurz bleiben sie - wie auch<br />
einige andere Passanten - stehen und schaut den 4 Handwerkern bei der Arbeit<br />
zu. Es sind kraftstrotzende <strong>Thorwal</strong>er, 3 Männer und eine Frau. Der eine winkt<br />
Cantos zu, er scheint ihn wiederzuerkennen; vielleicht war er ja bei der Verhandlung<br />
dabei. Dann ruft der Z<strong>im</strong>mermann: ”Wir kommen auch noch, sind eh bald<br />
fertig!” Er grinst Cantos noch mal zu und vertieft sich dann wieder in seine Arbeit.<br />
So gehen sie weiter und inzwischen sind es mehr Fußgänger auf dem Pfad<br />
geworden. Von weitem ist zu sehen, wie auf einem zweitem Pfad, der von der<br />
Trutzburg herunter zum Tempel führt, ebenfalls Menschen dem Tempel zuströmen.<br />
Ganze Gruppen sind es; größtenteils beladen. Als Deion näher hinsieht, merkt er,<br />
daß es sich größtenteils um Essen und Trinken handelt. Scheinbar ist es wohl eher<br />
ein Fest für Selbstversorger...<br />
Am Tempel sind viele Menschen zu sehen. Der Tempel selbst ist viel zu klein<br />
um allen Platz zu bieten - und so sind auch draußen am Ufer viele kleine und große<br />
Gruppen, die es sich dort bequem gemacht haben. Von überall her werden die<br />
Abenteurer begrüßt und ’auf einen Schluck’ eingeladen. Das Vorhaben Cantos’ sich<br />
<strong>im</strong> Laufe des Abends ’fürchterlich einen auf die Lampe gießen’ sollte kein Problem<br />
darstellen. Und auch Kuno wird wohl sein Freibier bekommen. Doch erst einmal<br />
drängen sie sich in den Tempel und nach kurzer Zeit entdecken sie dort Jurge<br />
zusammen mit Ettel und Kjaskar. Auch <strong>im</strong> Tempel fließt das Premer Feuer in<br />
Strömen. Die amüsierten <strong>Thorwal</strong>er führen den Elfen auch voller Begeisterung vor,<br />
wie schön dieser Schnaps brennt. Besonders verweisen sie auf diese ’wunderschöne<br />
Farbe der Flamme’ - hellrot ist sie und nur das Premer Feuer brennt so. Aber<br />
wie wird gleich beteuert: ”Wir brauchen diese Probe natürlich nicht, Schließlich<br />
erkennen wir unser Feuer auch am Geschmack!” Bald schon wird es ein typisches<br />
thorwalsches Fest. Laut, lärmend und mit viel Gesang. Und Cantos versucht das<br />
alte thorwalsche Sprichwort zu beweisen: ’ Solange man auf dem Boden liegen<br />
kann ohne sich festzuhalten, ist man nicht betrunken.’ Aber nicht nur auf einen<br />
Schnaps werden die Abenteurer eingeladen. Heute sind sie bei allen zu Gast.<br />
Jeder will ihnen etwas zu Essen oder zu Trinken anbieten. Nicht nur von der<br />
’Waskirspfanne’, einer für Nicht-<strong>Thorwal</strong>er seltsamen Mischung aus Schweine- und<br />
Ziegenfleisch, Obst und Sirup, der zu einem festen Kuchen gesotten wird; oder von<br />
der ’Olporter grünen Grütze’; auch allerlei Naschwerk wird ihnen von allen Seiten<br />
gereicht. So bekommen auch diejenigen der Gruppe genügend zu essen, die die<br />
thorwalsche Küche für etwas eigenwillig halten...<br />
Etwas verloren geht Thamar durch die Straßen. Zum einen weiß sie nicht so<br />
recht, ob sie als Hesinde-Geweihte an der Feier <strong>im</strong> Swafnir-Tempel teilnehmen<br />
soll, zum anderen ist sie sich über die nächsten Schritte nicht <strong>im</strong> klaren. Ihre<br />
Gedanken schweifen zur Angst des einen Gefangenen. Vielleicht kann man sich<br />
die ja zunutze machen? Nun hat sie sich entschlossen. Sie versucht, mit den<br />
Gefangenen zu sprechen. Da sie nicht genau weiß, wo diese untergebracht sind,<br />
92
geht sie zum Hethaus und fragt dort nach. Der Hetmann scheint nicht anwesend<br />
zu sein, doch einer der beratenden Skalden ist zu einem Gespräch bereit. Als sie<br />
ihm ihr Anliegen vorträgt ist er bereit, ihr die entsprechende Erlaubnis zu geben.<br />
Er ruft einen Krieger herbei und der führt sie zu einem Nebengebäude. Dort wird<br />
sie zu dem pockengesichtigen Piraten gebracht. Den Hüne sieht sie nicht und so<br />
muß sie annehmen, daß die beiden zur Sicherheit getrennt wurden.<br />
Sie wendet sich an den Gefangenen: ”Hör, ich hatte in der Verhandlung den<br />
Eindruck, daß Du Deine Taten bereust, und damit ist ein wenig Hoffnung für Dich.<br />
Wie Du siehst, bin ich den Göttern geweiht, und meine Fürbitte erreicht ihr Ohr<br />
etwas leichter. Erleichtere Dein Herz! Wenn Du mir sagst, was die anderen Piraten<br />
mit dem oder den Elfen vorhatten, wo ihr sie her hattet und wo ich sie finden kann,<br />
dann werde ich nicht nur für Dich beten, sondern auch be<strong>im</strong> Hetmann ein gutes<br />
Wort für Dich einlegen. Vielleicht gibt es ja noch einen Weg, die Todesstrafe zu<br />
vermeiden, wenn Du uns hilfst.” Der Pirat schaut sie zweifelnd an. Er hat <strong>im</strong><br />
Gesicht einige frische Schrammen, offensichtlich sind die Wachen nicht besonders<br />
sanft mit ihm umgegangen. Thamar weiß, welch schlechten Ruf Menschenhändler<br />
haben; hier in <strong>Thorwal</strong> noch mehr als anderswo. Und so ist ihr der Argwohn des<br />
Piraten verständlich. Sie redet ihm noch mal gut zu. Der Gefangene ist ob ihrer<br />
Sanftmut fast erstaunt und so entscheidet er sich doch mit ihr zu reden: ”Ich weiß<br />
nicht viel darüber, aber vielleicht hilft das wenige ja bereits. Wir haben jedenfalls<br />
noch keine Elfen verkauft; der Boß hat schon darüber geflucht, daß wir keine auf<br />
den gekaperten Schiffen gefunden haben. Aber soweit ich das mitbekommen habe,<br />
soll dieser Käufer etwas nördlich vom Prem wohnen. Wo genau weiß ich nicht,<br />
aber ich hab’ was von einer alten Burg gehört.” Der Pirat zittert leicht. ”Meinen<br />
Sie das Ernst, daß Sie mir helfen wollen?” Als Thamar das bejaht, seufzt der<br />
Pockengesichtige tief auf. ”Mein Name ist übrigens Movert; nur damit Sie wissen,<br />
für wen Sie beten.” Wieder zittert er. ”Sie werden wohl die einzige sein, die bei<br />
Marbo für mich ein gutes Wort einlegt...” An diesen Worten erkennt Thamar, daß<br />
der Gefangene nicht daran glaubt, daß sie die Todesstrafe verhindern kann. So<br />
versucht sie ihn nochmals zu trösten: ”Ich werde sehen, was ich tun kann. Und<br />
meine Fürbitte ist Dir gewiß.” Movert dreht sich schweigend weg und so steht<br />
Thamar auf und verläßt den Raum. Der Krieger bringt sie nochmals zum Skalden,<br />
der ihr die Erlaubnis erteilt hat. ”Und?” fragt er. ”Hat er etwas gesagt, was Dir<br />
helfen kann?” Thamar berichtet kurz von den Informationen und fährt dann fort:<br />
”Ich glaube, daß er wirklich nicht mehr weiß. Und ich habe ihm versprochen, daß<br />
ich ein gutes Wort für ihn einlegen werde.” Der Skalde mustert sie kurz. ”Aber das<br />
Urteil wurde bereits gefällt und durch den Schwur angenommen. Es kann also nicht<br />
zurückgenommen werden.” Er hält kurz inne, um zu überlegen. ”Aber eventuell<br />
gibt es noch eine Möglichkeit: Vor der Hinrichtung könnten wir ihm einen Trank<br />
geben, der ihm die Schmerzen n<strong>im</strong>mt. Diese Möglichkeit ist bei reuigen Tätern<br />
durchaus schon ausgenutzt worden. Ich werde dies dem Hetmann vorschlagen und<br />
er wird darüber entscheiden.”<br />
Nach dem Gespräch mit den Gefangenen begibt Thamar sich zu dem Mann, der<br />
die Zaubergegenstände untersuchen wollte. Meister Arion läßt sie wieder in sein<br />
Studierz<strong>im</strong>mer ein. Zuerst holt er die Kette mit dem Korallenanhänger hervor.<br />
93
”Dieser Anhänger schützt den Träger vor roher Waffengewalt. Er muß allerdings<br />
am Hals getragen werden. Und um diese Wirkung auszulösen, muß er dann den<br />
Anhänger umfassen und ’Leuin’ sagen. Der Anhänger dürfte noch ungefähr ein<br />
halbes duzend Mal seine Wirkung tun.” Dann sucht er kurz die Fibel heraus und<br />
fährt in seinen Erläuterungen fort: ”Dieses Stück dagegen sorgt dafür, das der<br />
Träger schwieriger zu verzaubern ist. Aus der Rückseite steht der Name ’Ranar’,<br />
dieses Wort ist gleichzeitig der Auslöser. Allerdings wirkt das gute Stück nur<br />
ein einziges Mal, doch dafür scheint es mir wieder aufladbar zu sein. Gegen ein<br />
entsprechendes Entgelt kann ich die vollständige Thesis schriftlich festhalten, so<br />
daß jeder entsprechende Magier dazu in der Lage ist. Dies würde nur die geringe<br />
Summe von 10 Dukaten kosten...” Nachdem Meister Arion den Lohn für seine<br />
Auskunft bekommen hat, führt er Thamar aus dem stickigen Raum heraus.<br />
Anschließend geht sie durch die Stadt, bis sie den Swafnir-Tempel sehen kann.<br />
Es ist schon dämmrig geworden und sie kommt an dem inzwischen fertiggestellten<br />
Galgen entlang. Von weitem sieht sie die feiernde Menge. Noch ist es scheinbar<br />
zu keiner Schlägerei gekommen, aber es ist offensichtlich ein ziemlich ausuferndes<br />
Gelage...<br />
Legolas findet sich unter all den Menschen irgendwie fehl am Platz und bleibt<br />
vorerst wie Thamar vor dem Swafnir-Tempel stehen. Sehnsüchtig denkt er an sein<br />
He<strong>im</strong>atdorf zurück und an all das, was er nun schon seit Monaten entbehren muß.<br />
Gibt es überhaupt noch Hoffnung Feyaria zu finden? Und wenn, in welchem Zustand<br />
wird sie sein? Diese Gedanken bereiten ihm schon fast körperliche Schmerzen<br />
und er versucht an etwas anderes zu denken. Er erinnert sich an die Angst, die<br />
der eine Pirat bei der Verhandlung hatte und er tut ihm für einen Augenblick fast<br />
leid. Dann jedoch kommt die Erinnerung an seine Schwester wieder zurück und<br />
jedes bißchen Mitleid für die Piraten fällt von ihm ab. Wie können intelligente<br />
Wesen nur so grausam sein und andere entführen um sie zu versklaven? Nein ...<br />
er kann an der Feier nicht teilnehmen. Für ihn gibt es - zumindest jetzt - noch<br />
nichts zu feiern und mit diesem Gedanken wendet er sich von dem Swafnirtempel<br />
ab und geht in düstere Gedanken gehüllt zum Schiff zurück.<br />
Auf dem Schiff angekommen ißt und trinkt Legolas eine Kleinigkeit und wartet<br />
darauf, ob noch jemand aus seiner Gruppe zum Schiff zurückkehrt. Irgendwie<br />
hofft er, daß Fyanna auch nicht an solch einem Gelage interessiert ist. Während<br />
er wartet spielt er ein paar alte Weisen auf seiner Beinflöte. Endlich taucht auch<br />
Sabu wieder auf; am Schiff findet er allerdings nur Legolas vor. So ließ er sich kurz<br />
die Ereignisse bei der Verhandlung schildern. Dann meinte er zu dem Elfen: ”Ich<br />
werde die Stadt für ein paar Tage verlassen. Ich habe genug von der See und möchte<br />
endlich mal ein paar ruhige Stunden verbringen.” Dann sucht Sabu sich noch eine<br />
Unterkunft am Stadtausgang, von wo er dann seine Exkursionen vornehmen will.<br />
Nach einer knappen Stunde findet er oben auf dem Berg an der Straße nach Skjalde<br />
die Pension ’zur Trutz’. Zwar nicht ganz billig ist der zweistöckige Steinbau jedoch<br />
wunderschön zwischen der Trutzburg und der Brennerei Hjalske auf einem kleinen<br />
Felsvorsprung gelegen. Sabu nutze die Gelegenheit etwas außerhalb der Stadt<br />
mit Tira zu spielen, dabei erwiesen sich die bisherigen Dressurübungen als relativ<br />
nützlich. Denn meistens kam sie rasch, wenn er rief. Erst später ging er zurück in<br />
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die Pension um tief und fest durchzuschlafen.<br />
** ** ** ** ** **<br />
Auf dem Weg zum Tempel schaut sich Jurge interessiert den ’Stein’ an. Er hatte<br />
zwar schon einiges über den schwarzen Monolithen gehört, aber in Wirklichkeit<br />
ist er noch viel beeindruckender. Auf dem Weg zum Gelage <strong>im</strong> Swafnirtempel<br />
erkundigt sich Jurge schon einmal ’Bei Venkse’, ob noch genügen Z<strong>im</strong>mer für die<br />
Gruppe frei sind. ”Kein Problem” versichert ihm ein schwarzhaariger Mann -<br />
offensichtlich der Wirt. Darauf vertrauend bestellt er schon einmal für sich eine<br />
Unterkunft. Doch erst begibt er sich mit seinen Gastgebern zur Feier. Dort wird<br />
er freudig von den anderen begrüßt. Kuno ist schon dabei, sich für das morgige<br />
Pferderennen zu erkundigen. So erfährt der ganz nebenbei, das der Favorit ein<br />
schwarzer Hengst sei. Ein stattliches Tier, der den passenden Namen ’Nachtwind’<br />
trug. Allerdings hätte er dieses Jahr stärkere Konkurrenz als sonst...<br />
Kritisch beäugt Fyanna die ”Waskirspfanne” und wendet sich dann lieber der<br />
grünen Grütze und den anderen Naschereien zu. Nostradamus hockt auf ihrer<br />
Schulter, um nicht aus Versehen von den stürmisch feiernden Menschen zertreten<br />
zu werden. Sie scherzt eine Weile mit einem jungen <strong>Thorwal</strong>er, der schon reichlich<br />
Premer Feuer intus hat und flüchtet dann aber lachend vor ihm ins Freie. In der<br />
kühlen Nachtluft schöpft sie Atem. Dann fällt ihr auf, daß sie Legolas nicht be<strong>im</strong><br />
Fest gesehen hat. ’Ihm ist sicher nicht nach feiern zu Mute’, denkt sie. ’Vielleicht<br />
kann ich ihn etwas aufmuntern’.<br />
Und so macht sich Fyanna auf den He<strong>im</strong>weg zur Knorre. Nachdenklich geht<br />
sie am Galgen vorbei und schaut schaudernd an ihm hoch. Aber sie denkt an<br />
Tuwine und Legolas Schwester und das Gefühl verschwindet. Es wird Zeit, diesen<br />
Verbindungsmann zu finden. Etwas weiter am Hafen hört sie, wie der sanfte<br />
Seewind Flötentöne herüberträgt. Fremdartig und sehnsuchtsvoll ist die Musik.<br />
Als sie näher kommt bemerkt sie, daß die Musik von dem ’kleinen Stern’ kommt.<br />
So findet sie Legolas am Bug sitzend vor. Sie lauscht erst noch etwas, aber als er<br />
sie bemerkt bricht er ab. Fast ist sie enttäuscht darüber. Doch so unterhalten die<br />
beiden sich leise. Fyanna versucht dem Elfen Mut zu machen, ihm zu sagen, daß<br />
sie seine Schwester schon finden werden. Später dann wieder spielt Legolas weiter.<br />
Leise sind noch die weit entfernten St<strong>im</strong>men vom Tempel herüber zu hören. Und<br />
irgendwann werden beide so müde, daß sie auf der Knorre übernachten.<br />
Deion ist von Ettels Angebot, die Waren kostenlos zu lagern sehr angetan.<br />
Außerdem will er doch versuchen, den Verbindungsmann der Piraten oder diesen<br />
Mushdar oder so zu finden. Er ist der Meinung, es bringt uns nichts, zurück auf<br />
diese Insel zu segeln, dort ist die Schwester von Legolas nicht zu finden. Als Deion<br />
mal kurz die Feier verläßt, trifft er vorm Tempel Thamar. Als er von ihr von<br />
dem Gespräch mit dem Gefangenen hört, ist er in seiner Meinung verstärkt, hier<br />
in Prem und Umgebung mehr Informationen zu sammeln. Außerdem ist Morgen<br />
das Pferderennen und die ”Premer Baumblüte” beginnt. ’Also mehr Feiern und<br />
Gelage!’ überlegt er grinsend. Dann hat er, dem Premer Feuer sei Dank, eine<br />
verwegene Idee: Bevor er sich wieder ins Vergnügen stürzt, will er Thamar fragen,<br />
ob sie nicht ein Tänzchen mit ihm wagen möchte. Es wäre ihm ein Vergnügen!<br />
Danach wird er sich voll und ganz dem Essen und Trinken widmen. Gerne läßt<br />
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Thamar sich auf ein Tänzchen mit Deion ein. Sie ißt und trinkt ein wenig, zieht<br />
sich aber bald schon von dem lauten Gelage zurück. Thamar findet Legolas und<br />
Fyanna auf dem Schiff, doch will sie nicht stören. Und so geht sie leise weiter. Sie<br />
sucht die Herberge ”Zur Trutz” auf. Dort bekommt sie noch ein Z<strong>im</strong>mer und geht<br />
früh schlafen.<br />
Als Deion an den Tisch zurückkehrt ist Cantos derweil verschwunden. Als er<br />
sich bei Devon nach ihm erkundigt, bekommt er etwas von einer blonden <strong>Thorwal</strong>erin<br />
erzählt, bei der nicht nur die Muskeln gut entwickelt waren... Das klingt<br />
zwar recht verheißungsvoll, doch Devons Sinn steht nach etwas anderem: Er will<br />
sich endlich wieder mit Sumu verbinden. Und zudem würde Mada - der Mond von<br />
Dere - sich am nächsten Tag in ihrer Scheibengestalt zeigen... Diese Chance will<br />
und wird er nicht verstreichen lassen. So verläßt er das Fest leise und unauffällig -<br />
schließlich soll niemand erfahren wohin er ging... Es ist schon Nacht, doch Madas<br />
Licht scheint hell genug um den Weg aus der Stadt hinaus zu finden. Bald schon<br />
ist er auf der Straße nach Kord. Er braucht nicht weit zu gehen, da verschwinden<br />
schon die Lichter der Stadt hinter der Bergkuppe. Und noch etwas weiter sind auch<br />
keine Menschenlaute mehr zu hören. Doch für Devon ist es <strong>im</strong>mer noch zu nahe<br />
an der Stadt. Erst als es beinahe Mitternacht ist, reicht es ihm; seine Augen haben<br />
sich schon längst an die Nacht gewöhnt und so entdeckt er bald einen schmalen<br />
Wildwechsel, den er einschlägt. Doch hier zwischen Bäumen und Sträuchern wird<br />
es selbst ihm zu dunkel - und so spricht er ein Fl<strong>im</strong> Flam Flunkel. Nach einer<br />
knappen Stunde Fußweg gelangt er zu einer kleinen verlassenen Lichtung, die ihm<br />
für seine Zwecke passend erscheint. Etwas weiter weg hört er auch leise einen Bach<br />
murmeln; und als er dann auch noch ein Kauz schreien hört, weiß er, daß er ’da’<br />
ist. So legt er sich hin und vereint sich geistig mit Sumu. Er schläft nicht, obwohl<br />
es für Menschen so wirken würde. Doch hier ist niemand, der ihn überraschen<br />
könnte. So bereitet er sich auf seine zweite Dolchweihe vor. Er wußte, daß die<br />
kommende Nacht die beste Zeit für dieses Ritual sein würde - und er wird diese<br />
Chance nutzen um den Weg des Dolches zu gehen...<br />
96
2 Die Suche<br />
Die Suche beginnt...<br />
Nach einer langen Nacht, inzwischen ist es der 16. Peraine, begibt sich Jurge<br />
am nächsten Morgen erst einmal zum Badehaus, wo er sich nach einem ausgiebigen<br />
Bad ebenfalls einen neuen Haarschnitt verpassen läßt. Ein warmes Bad ist seinem<br />
brummenden Schädel auch angenehm... Dort erkundigt Jurge sich auch, wo das<br />
Pferderennen stattfinden soll. ”Auf dem Immanfeld” wird ihm erzählt, ”an der<br />
Straße nach Skjalde.” Das will Jurge sich nämlich auf keinen Fall entgehen lassen.<br />
Auch die anderen Gruppenmitglieder fragt Jurge, ob sie ihn nicht begleiten wollen.<br />
Fyanna hatte ihm ja schon erzählt, daß sie dorthin will. Wenn er nur wüßte, wo<br />
sie ist... Nach dem Bad geht er zurück in die Herberge und genehmigt sich erst<br />
einmal ein gutes Frühstück...<br />
Thamar steht ebenso früh wieder auf, wie sie sich auch zurückgezogen hatte.<br />
Lange genießt sie den Ausblick über Prem, dann betet sie für das Seelenheil<br />
des Piraten. Als sie dann zum Frühstuck unten erscheint entdeckt sie zu ihrer<br />
Überraschung Sabu. Sie erzählt ihm, was sie noch alles vorhat. Es steht einiges<br />
auf ihrer Liste: zuerst will auch sie sich ein ausgiebiges Bad genehmigen und<br />
währenddessen auch ihre Kleider waschen lassen. Anschließend noch einmal den<br />
Magiekundigen besuchen und von ihm die Formel zur Aufladung der Silberspange<br />
kaufen. Diese will sie für sich selbst behalten, wohingegen sie den zweiten Gegenstand<br />
den anderen zur sinnvollen Verteilung überläßt. Zu guter letzt will sie zum<br />
Schiff zurück in der Hoffnung, dort die anderen zu finden.<br />
Auf dem Schiff wird Fyanna von der Sonne geweckt und streckt sich langsam<br />
und genüßlich. Nostradamus tut es ihr nach, aber nur um sich danach sofort<br />
wieder hinzulegen. Als Fyanna sich umsieht entdeckt sie an der anderen Seite des<br />
Hafens geschäftiges Treiben. Schüler der ’Freien Kämpferschule von der Trutzburg<br />
zu Prem’ sind zu sehen und Krieger des Hetmanns. Ja, auch der Hetmann selbst<br />
scheint mit an Bord zu wollen. Insgesamt scheint es sich um 4 Drachenschiffe zu<br />
handeln. Auch Legolas ist ebenso früh auf. Dann bemerken die beiden Kuno:<br />
der Streuner hat sich <strong>im</strong> Laufe der Nacht eingefunden. Allerdings hatte er leichte<br />
Schwierigkeiten an Bord zu kommen, wie sich Fyanna lächelnd erinnert.<br />
Dementsprechend unleidig ist der Streuner auch, als er endlich wach wird. Auch<br />
ein freundliches ’guten Morgen’ kann ihn nicht überzeugen. Dieser Tag kann gar<br />
nicht freundlich sein, sonst wäre seine Eingeweide nicht wie ausgeschabt. Und<br />
dieses tiefe Brummen in seinem Kopf ist auch nicht gerade geeignet seine St<strong>im</strong>mung<br />
zu bessern. Zudem war das Licht unangenehm grell; jedenfalls ist das seine<br />
individuelle Meinung über diese fahle Morgensonne.<br />
Kuno grummelt etwas vor sich hin und überlegt, ob er wirklich schon aufstehen<br />
soll. ”Eins der Biere muß schlecht gewesen sein. Oder war es doch das<br />
Premer Feuer?” Dann gibt er sich aber einen Ruck, und hat auch bald seine Sinne<br />
wieder beieinander. Zu Fyanna und Legolas gewandt: ”Entschuldigt bitte meine<br />
Kratzbürstigkeit eben, ich war noch nicht ganz wach.” ”Kein Problem! Hier,<br />
n<strong>im</strong>m’ einen Schluck Bier und Du bist wie neu!” antwortet Deion mit einem breiten<br />
Grinsen. Er schien einen Kater eher für lustig zu halten... Kuno n<strong>im</strong>mt den<br />
97
Becher und n<strong>im</strong>mt einen kleinen Schluck: ’Vielleicht habe ich gestern doch etwas<br />
viel getrunken...” Der <strong>Thorwal</strong>er widerspricht: ”Glaube ich nicht, so ’was gibt<br />
es nicht. Das ist ein Märchen für kleine Kinder. Man kann höchstens zuwenig<br />
trinken!” Aber Kuno hat eine Idee: ”Darf ich euch zur Wiedergutmachung” zum<br />
Frühstück in ein Gasthaus einladen?” Fyanna überlegt: ’Nach den Naschereien<br />
von gestern abend, wäre ein herzhaftes Frühstück nicht schlecht.’ Also steht sie<br />
auf : ”Danke, Kuno, ich nehme gerne an, aber ich muß mich noch ein wenig frisch<br />
machen.” Sie füllt eine Schale mit Regenwasser aus einer Tonne und zieht sich ans<br />
hintere Ende des Schiffs zurück. Dort, relativ unbeobachtet, wäscht sie sich. Dann<br />
läuft sie zu den anderen zurück:” Fertig! Es kann losgehen! Wir haben viel vor<br />
heute!” Sie schnappt sich Nostradamus und marschiert energiegeladen los.<br />
”Klasse!” Deion ist von Kunos Idee so begeistert, daß er beinahe schreit, um<br />
dann etwas leiser fortzufahren: ”..ich bin doch auch angesprochen?” Er denkt so bei<br />
sich: ’Schließlich braucht ein richtiger Mann an und zu auch etwas feste Nahrung!’<br />
Kuno war überrascht, daß auch Deion auf dem Schiff war. Aber in seinem Zustand<br />
hatte er natürlich auch nicht mehr mitbekommen, daß Deion weit nach Mitternacht<br />
leise an Bord gekommen war. So leise, daß er die anderen nicht geweckt hat.<br />
’Schließlich hat niemand Wache gehalten...’ erinnert sich der <strong>Thorwal</strong>er grinsend.<br />
Auch Legolas hat den Eindruck, daß Kuno eigentlich mehr Fyanna einladen will.<br />
Und so fragt auch er: ”Ihr habt doch sicher nichts dagegen wenn ich mitkomme?”<br />
Dann wäscht er sich schnell den Schlaf aus den Augen und geht mit Kuno und den<br />
anderen mit.<br />
Kurz bevor sie das Schiff verlassen fragt Kuno die anderen: ”Kann einer von<br />
euch schreiben? Dann laßt uns doch eine Nachricht <strong>im</strong> Schiff hinterlassen, wo wir<br />
hin sind!” Deion hatte auch schon daran gedacht. Jetzt müßte nur noch etwas zu<br />
schreiben gefunden werden. Im eigenen Gepäck war nichts zu finden. Aber zum<br />
Glück hat Jurge <strong>im</strong> Gegensatz zu Thamar sein Gepäck auf der Knorre gelassen -<br />
und schnell hat Deion die Schreibkreide gefunden. Er sieht sich suchend um, dann<br />
packt er kurz entschlossen ein Ruder und benutzte das Ruderblatt als Nachrichtenbrett.<br />
Mühsam und hochkonzentriert fängt er an sorgfältig einen Buchstaben nach<br />
den anderen zu malen. Es ist offensichtlich, daß er darin nicht allzuviel Übung hat.<br />
Dann unterbricht er seine Tätigkeit: ”Wohin gehen wir überhaupt?” Kurz wird<br />
beratschlagt; auf dem Weg zum Hethaus waren sie doch gestern an einer Herberge<br />
entlang gekommen. ’Ottasjolm’ der Name. Aber bei diesem komischen Stein soll<br />
’ne etwas bessere Herberge sein; ’Venske’ oder so ähnlich war der Name. Schnell<br />
werden sie sich einig: ’Venske’ klang doch etwas besser. Also schreibt Deion weiter.<br />
Das Ergebnis sieht dann ungefähr so aus:<br />
’Zint bei Fenske. (’Frü’ war durchgestrichen) woln was esen.’<br />
Das Ruder bindet Deion dann sorgfältig am Mast fest, so daß es gleich auffällt.<br />
Kaum ist er fertig, wendet er sich zu den anderen: ”Also los, ich habe Hunger!”<br />
Dann marschieren sie los und fragen sich zum Stein durch. Auf dem Weg sehen<br />
sie von weiten den Galgen. An dem hängen bereits 2 Gestalten, die langsam vom<br />
Wind bewegt werden. Der Blick von Legolas wird gr<strong>im</strong>mig, er hat mit diesen<br />
Piraten kein Mitleid...<br />
Das Lokal zu finden ist zum Glück nicht weiter schwierig. Dort angekommen<br />
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gehen sie in die Gaststube und der Wirt. Kaum in der Stube sehen sie dort Jurge<br />
sitzen. Natürlich setzten sie sich zu ihm. Und dann muß Kuno, oder besser sein<br />
Geldbeutel, dran glauben; schließlich hatte er die anderen eingeladen.<br />
** ** ** ** ** **<br />
Als Cantos die Augen aufschlägt, ist er irgendwie überrascht, eine Decke zu<br />
sehen. Ihm wird bewußt, daß er unmöglich noch an Bord sein kann. So wendet er<br />
den Kopf und sieht ein etwas unordentliches unbekanntes Z<strong>im</strong>mer. Seine Sachen<br />
liegen auf den Boden verstreut und - als er den Kleiderhaufen genauer beäugt -<br />
entdeckt er dabei auch ein Mieder. Da steckt plötzlich eine Blondine mit fröhlichem<br />
Gesicht den Kopf durch den Vorhang: ”Na du Langschläfer! Auch schon wach?!”<br />
Sie grinst breit. ”Frühstück ist schon längst fertig, wenn Du willst auch ein Tee.<br />
Auf noch mehr Premer Feuer hast Du doch best<strong>im</strong>mt keine Lust mehr, oder?”<br />
Die Blondine lacht, während Cantos in seinem Gedächtnis kramt. Außer einem<br />
leichten Druckgefühl ist in seinem Kopf allerdings <strong>im</strong> Moment nichts zu finden...<br />
’Wo bin ich hier?’, geht es Cantos durch den Kopf. Bevor er weiter darüber<br />
nachgrübelt, streckt er sich erst mal lang aus. Nach einem ausgiebigen Gähnen hört<br />
er seinen Magen lautstark grummeln. Es hört sich fast an wie ein ”füttere mich”.<br />
Also beschließt er aufzustehen und sich zu waschen. Das kalte Wasser scheint<br />
nicht nur seine Lebensgeister, sondern auch sein Gedächtnis auf die Sprünge zu<br />
helfen. Langsam fallen ihm die Geschehnisse jedenfalls wieder ein. Diese gestandene<br />
<strong>Thorwal</strong>erin war ihm schon recht früh am gestrigen Abend aufgefallen.<br />
Mit ihren kräftigen und geschmeidigen Muskeln machte sie einen wahrlich rondragefälligen<br />
Eindruck. ’Aber sie hat auch einiges an sich, mit dem sie Rahja<br />
dienen konnte’, denkt er grinsend. Jedenfalls schien er ihr wohl auch zu gefallen.<br />
Letztendlich waren sie ins Gespräch gekommen. Er hatte mit leuchtenden Augen<br />
ihre Erzählungen über ihre Seereisen gelauscht - bis nach Brabak ganz <strong>im</strong><br />
Süden war sie schon gesegelt. Ihr grauen Augen blitzen bei der Erzählung von<br />
den Schlachten, in denen sie kämpfte. Doch auch seine Geschichte erschien ihr<br />
interessant. Und so waren sie <strong>im</strong> Gespräch vertieft hinaus in die Nacht gegangen.<br />
Dabei waren sie sich näher gekommen.<br />
Um dann schließlich in ihrem Z<strong>im</strong>mer zu landen. Für ihn war es <strong>im</strong>mer wieder<br />
verblüffend, wie weich ein so muskulöser Körper sein kann. Und wie zart solch<br />
kräftige Hände... Als sie allerdings ihre Körper schon erkundet und Rahja ihren<br />
Tribut gezollt hatten, zog sie noch eine Flasche Premer Feuer unter dem Bett<br />
hervor. Und diese leerten sie dann zusammen. Bei dieser Erinnerung griff Cantos<br />
an seinen Kopf; kein Wunder, daß er den Inhalt seines Kopfes erst etwas sortieren<br />
mußte!<br />
Danach zieht er sich an und begibt sich zum Frühstückstisch. Dort haut er sich<br />
erst mal den Bauch voll. Während er so ’rumkaut, versucht er sich zu erinnern<br />
wie seine ”Gastgeberin” heißt. Aber da fragt sie ihn mit neckischer St<strong>im</strong>me: ”Sag<br />
mal, wie heißt Du eigentlich” - und ihm wird klar, daß diese Frage am Abend<br />
vorher nicht so wichtig gewesen ist. Nachdem er seinen Namen verraten hat, stellt<br />
sie sich als Branda Thorgalsdotter vor. Während des Frühstücks unterhält er<br />
sich mit ihr über das Pferderennen, die Götter und die Welt und alles mögliche.<br />
Branda erzählt ihm, was das für Rennen sind: ”Es werden zwei Rennen stattfinden.<br />
99
In dem ersten dürfen nur Pferde teilnehmen. In einem Rennen dürfen nur 20<br />
Pferde gleichzeitig laufen. Und da sich dieses Jahr 34 Pferde gemeldet sind, fanden<br />
vorher zwei Auswahlrennen statt. Die ersten 5 dürfen heute am echten Rennen<br />
teilnehmen. Das zweite reguläre Rennen ist für alle Kinder unter 14 freigegeben<br />
- und die Art der Reittiere ist gleichgültig. Es sollen dabei auch schon ’Reiter’<br />
auf einer Gepürgsküh - also einem Rind - dabei gewesen sein.” Sie lacht und ihre<br />
weißen Zähne blitzen. ”Die Vorläufe waren schon am Gestern. ’Nachtwind’ hat<br />
klar geführt. Aber <strong>im</strong> anderen Vorrennen war eine Fuchsstute gewesen, Dari mit<br />
Namen, die war auch nicht schlecht. Es verspricht also ein spannendes Rennen zu<br />
werden.”<br />
Doch da es schon etwas später ist, verabschiedet sich Cantos mit netten Worten<br />
und den Hinweis darauf, daß seine Gefährten sicher schon auf ihn warten. Dann<br />
begibt er sich zum Schiff um dort die anderen zu treffen. ’Vielleicht wurde die<br />
Ladung ja schon verkauft und er kann be<strong>im</strong> Pferderennen ein paar Silbertaler<br />
wetten.’ hofft er. Am kleinen Stern abgekommen findet er dann das Ruder und<br />
entziffert langsam und mühsam - sein Mund steht dabei offen, so schwierig ist es<br />
- den Text. Nach einigen Minuten hat er es geschafft und so stapft er wieder von<br />
Bord. Er erkundigt sich bei einem Passanten nach dem Lokal und entdeckte es<br />
recht schnell. Dort findet er dann schon einige seiner ’Kollegen’ be<strong>im</strong> Essen.<br />
Als Cantos die Gaststätte betritt fragt Deion: ”Wie hast Du es denn geschafft,<br />
uns hier zu finden? Hast Du meine Nachricht gefunden? Seit wann kannst Du<br />
denn lesen?” Er grinst schief. ”Oder hast Du auch dafür jemanden gefunden,<br />
der mit Dir Mitleid hatte......und es Dir vorlas??” Sein Grinsen wird breiter -<br />
und er macht sich schon einmal bereit sich notfalls zu ducken. Es klingt fast etwas<br />
eingeschnappt als Cantos antwortet: ”Wenn du schreiben könntest, wäre ich schon<br />
viel eher hier gewesen. Deine Sauklaue kann ja kein Mensch lesen. Du solltest den<br />
Weg besser malen.” Aber Deion gibt so schnell nicht auf: ”Nun schiebe Deine<br />
miesen Lesefähigkeiten nicht auf meine Schrift. Thamar und Sabu konnten sie<br />
auch lesen und haben sich NICHT beschwert! Und Malen: Das werde ich nächstes<br />
Mal nur für Dich machen!” Deions Grinsen wird noch breiter. Aber jetzt geht<br />
Cantos auf Deions Tonfall ein und er fängt auch an zu grinsen: ”Die haben sich<br />
nicht getraut.” Deion bricht in schallendes Gelächter aus. Als er sich gefangen<br />
hat meint er nur trocken: ” Übrigens, DU traust Dir in letzter Zeit ja so einiges!<br />
Wird wohl wieder Zeit, Dir den Kleinen auf den Hals zu hetzen!” Venske hat<br />
vorsichtshalber einiges Brechbare von seiner Einrichtung schon zur Seite geräumt,<br />
Aber zu seiner Erleichterung kam es zu keiner Schlägerei... Ob das daran liegt,<br />
daß beide sehr ausführlich gefrühstückt haben? Als sie da so gemütlich - oder<br />
was die beiden <strong>Thorwal</strong>er so nennen - beieinander sitzen, erkundigt sich Kuno,<br />
was die anderen für den heutigen Tag vorhaben, und ob sich jemand mit ihm das<br />
Pferderennen anschauen möchte? Deion antwortet: ”Ja klar, wir werden uns dort<br />
schon unterhalten. ..und uns natürlich auch umhören.” Jurge erzählt, daß er selbst<br />
schon <strong>im</strong> Badehaus war. Natürlich teilt er den anderen auch mit, wo das Rennen<br />
stattfinden wird. Und zu seiner Freude will auch der Rest mit dahin.<br />
In der Pension ’zur Trutz’ erzählt Sabu Thamar am Morgentisch von dem<br />
mißglückten Verkaufsversuch, und daß er jetzt so schnell wie möglich den Mist<br />
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loswerden will, um sich auch ein bißchen um sich und Tira zu kümmern. Dabei<br />
schiebt er Tira ein Stück Frühstücksspeck unter dem Tisch zu. Er fragt sie: ”Weißt<br />
Du, wohin ich die Waren bringen soll? Oder soll ich sie doch zu dem schlechten<br />
Preis verkaufen? Am liebsten würde ich ja gar nichts mehr machen. Wenn ich<br />
jetzt verkaufe, halten mich die Anderen für blöd, aber selber was machen wollen<br />
die ja nicht, die hocken sicher schon wieder vor ihren Bierfässern oder amüsieren<br />
sich be<strong>im</strong> Pferderennen.” Thamar erinnert sich daran, was Jurge am gestrigen<br />
Abend erzählt hat: ”Ettel hat angeboten, die Sachen bei seinem Freund zu lagern.<br />
Am besten wir gehen zum Schiff und schauen, ob die anderen wissen, wo dieser<br />
Kjaskar wohnt. Dann können wir die Waren dorthin bringen und den Verkauf<br />
Ettel überlassen. Schließlich muß er ja auch noch die Knorre verkaufen, vorher<br />
bekommen wir den Anteil daran sowieso nicht.” Sabu st<strong>im</strong>mt zu: ”Gut. Die<br />
Ware ist noch bei Storko, so heißt der Händler. Ist nicht weit weg vom Hafen.”<br />
Frohgemut gehen die beiden zusammen hinunter zum Meer. Dabei benutzen sie<br />
den Pfad, der von der Burg hinunter zum Swafnirtempel führt. Dieser Weg ist<br />
eindeutig kürzer als durch die verschlungene Gassen der Stadt zu gehen.<br />
Im Tempel sind einige Seeleute zu sehen, doch alle Spuren des abendliche<br />
Gelages sind bereits verschwunden. So folgen sie dem Uferpfad und passieren<br />
dabei den Galgen. Thamar blickt hinauf und bittet für Moverts Seele, wie sie<br />
es versprochen hatte. Dann folgt sie schweigsam Sabu und Tira. Im Hafen sehen<br />
sie, wie einige Drachenschiffe zum Auslaufen klar gemacht sind. Auf diesen<br />
sind nicht nur Krieger des Hetmanns zu sehen, sondern auch einige Zöglinge der<br />
Kriegerakademie. Offensichtlich ist dies die kleine Flotte, die zu der Pirateninsel<br />
auslaufen wird. Einige der <strong>Thorwal</strong>er an Bord winken zu den beiden herüber als sie<br />
Thamar erkennen. Am ’kleinen Stern’ angekommen fällt ihnen sogleich das Ruder<br />
auf. Nachdem Thamar den Text laut vorgelesen hat, machen sie sich auf den Weg<br />
diese Herberge zu suchen. Aber das ist nicht weiter schwer. Dort angekommen<br />
finden die beiden den Rest am Tisch sitzend vor. Schnell erzählt Sabu von dem<br />
Verkaufsgespräch mit Storko. ”Kein Problem”, meinen die anderen. Da Jurge<br />
schon gegessen hat, macht er sich zusammen mit dem Zwerg auf den Weg zum<br />
Anwesen des Kjaskar. Ein junges Mädchen öffnet die Tür und holt sogleich Ettel<br />
herbei. Der bittet die beiden kurz zu warten und verschwindet wieder - nur um<br />
fünf Minuten später mit Pferd und Wagen wieder aufzutauchen.<br />
So machen sie sich auf dem Weg zu Storkos Laden. Schnell wird die Ware<br />
verladen, doch Storko verlangt natürlich die Liste zurück, auf der er bestätigte die<br />
Sachen <strong>im</strong> Empfang genommen zu haben. Be<strong>im</strong> Verladen hackt er dann auch gleich<br />
alles ab. So wird die Vollständigkeit der Ware gleich bestätigt. Etwas mißmutig<br />
schaut Storko schon drein, er hatte wohl gehofft, daß Sabu doch noch einwilligen<br />
würde... Doch schon machen die drei sich auf dem Rückweg. Bei der Herberge<br />
springen Sabu und Jurge vom Wagen und verabschieden sich kurz. Ettel ruft be<strong>im</strong><br />
Wegfahren: ”Ihr wißt ja wo ich bin. Und bis zum Rennen!” Bald ist der Wagen um<br />
die Ecke verschwunden und die beiden gehen wieder hinein. Dort sind die anderen<br />
inzwischen auch satt geworden. Und so machen sie sich langsam aufbruchfertig.<br />
Als der Wirt das sieht kommt er sogleich herbei. Doch Jurge beruhigt ihn und<br />
versichert, daß sie noch länger bleiben würden. Der Wirt bestätigt ihnen, daß ihnen<br />
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die Z<strong>im</strong>mer selbstverständlich weiter zur Verfügung stünden und er die Rechnung<br />
fertig machen würde, sobald es gewünscht wird. So macht sie die Gruppe langsam<br />
auf in Richtung des Immanfeldes am Rande der Stadt.<br />
Auf dem Weg erzählt Sabu, daß er vorhat mit Tira einen Waldspaziergang<br />
außerhalb der Stadt zu machen. Die anderen bedauern dies ein wenig, aber merken<br />
schnell, daß sie ihn nicht so schnell von seinem Vorhaben abhalten können. So<br />
zucken sie mit den Schultern und marschieren weiter. Währenddessen erzählt<br />
Thamar noch mal ausführlich von dem Gespräch mir dem Piraten Movert. Legolas<br />
ist nicht sehr begeistert, als er hört, daß sie versucht hat, sich für diesen ’Halunken’<br />
einzusetzen. Aber dafür hört er um so aufmerksamer zu, als sie von Movert Aussage<br />
erzählt.<br />
Als sie dann die Straße nach Skjalde einschlagen entdeckt Sabu, daß er am<br />
Vorabend ohne es zu wissen an dem Immanfeld entlang gekommen ist. Inzwischen<br />
ist es schon später Vormittag, und es ist ein ziemliches Getümmel dort. Bevor<br />
sich Sabu verabschiedet wendet sich Legolas noch kurz an ihn: ”Ich werde die<br />
nächsten Nächte ebenfalls in der Pension ’zur Trutz’ verbringen. Tagsüber bin ich<br />
unterwegs. Also, wenn Du Hilfe brauchst oder wenn Du aufbrechen willst, sag mir<br />
be<strong>im</strong> Frühstück Bescheid oder hinterlasse be<strong>im</strong> Wirt eine Nachricht.”<br />
Sabu geht mit seiner Hündin weiter und befindet sich bald <strong>im</strong> Wald. Von der<br />
Straße aus kann er zwischen die Bäume hindurch das Meer sehen und er vermutet,<br />
daß sich dieser wohl bis hin zum nächsten Ort an der Küste entlangschlängeln<br />
wird. Es kommen ihm einige Bauern entgegen, wohl auf dem Weg zur Baumblüte.<br />
Doch als gerade kein Mensch in der Nähe ist, verläßt er lieber die ungepflasterte<br />
Straße und geht einem Wildpfad den Berg empor, bis er auf eine kleine Lichtung<br />
trifft. Auch mit dem Kampftraining fängt er jetzt mit Tira an. So zeigt er ihr,<br />
daß sie schnell vor Waffen ausweichen muß und wie man jemandem aus dem Gleichgewicht<br />
bringt, daß sie wenn möglich <strong>im</strong>mer von hinten angreifen soll, und wo<br />
normalerweise die empfindlichen Stellen sind. Diese Übungen sind allerdings nicht<br />
so recht nach Tiras Geschmack. Bald wird ihr offensichtlich langweilig - und es<br />
zeigt sich, daß ein Hütehund nur schwer als Kampfhund abzurichten ist. Das aber<br />
wird ja normalerweise durch ihre Treue ausgeglichen, den seinen Besitzer wird ein<br />
derartiges Hund sehr wohl verteidigen. Doch der Zwerg gibt so schnell nicht auf<br />
und <strong>im</strong>mer wieder läßt sich Tira auf dieses für sie ungewohnte Spiel ein. tapsig<br />
wirken ihre Bewegungen <strong>im</strong>mer noch, doch der Zwerg merkt voller Freude, daß<br />
sie nicht mehr so unbeholfen ist wie noch vor einem Monat, langsam wurde die<br />
Hündin erwachsen...<br />
Die anderen stürzen sich derweil in das Gewühl. Akrobaten und Gaukler<br />
sind zu sehen, die mit Bällen und brennenden Fackeln jonglieren. Auch eine<br />
Tänzerin ist zu sehen, deren Begleiter mit einer Drehleier durch die Menge geht<br />
und Spenden einsammelt. Allerdings fällt Kuno auf, daß keine Schauspieler zu<br />
sehen sind, nirgendwo wird ein Theaterstück aufgeführt... Nur ein Puppenspieler<br />
ist zu finden, der mit seinen Figuren Geschichten von entführten Prinzessinnen<br />
und echten Helden erzählt. Als Kuno sieht, daß er gerade fertig ist und eine kurze<br />
Pause macht versucht Kuno ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Doch der hat kaum<br />
ein anderes Thema als ’die unmöglichen Leute von heute’. Da ist denen doch auf<br />
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dem Weg hierher von Skjal eine Gruppe Reiter mit einer völlig verhängten Kutsche<br />
entgegengekommen - und hat die Schausteller beinahe von dem Weg gedrängt! Sie<br />
konnten gerade noch zur Seite springen. Und das in <strong>Thorwal</strong>, dem Land der Freien!<br />
Ganz empört ist er und kann es noch gar nicht fassen.<br />
An einem anderen Stand ist ein Mann zu finden, der es eher mit Glücksspiel<br />
hat: er hat drei Becher, die er schnell auf dem Tisch verschiebt - und die Spieler<br />
soll den Becher finden unter dem die Walnuß liegt... Derweil drängen sich schon<br />
viele Menschen in die Richtung der ’Rennbahn’, den bald schon - eine Stunde nachdem<br />
die Sonne ihren höchsten Stand passiert hat - wird das Pferderennen starten.<br />
Das Kinderrennen wird 2 Stunden später stattfinden, so erfährt die Gruppe von<br />
einem Gaukler. Derweil versucht sich Jurge am Stand eines Süßwarenhändlers<br />
nach Mishdan zu erkundigen. Doch der kennt den Namen nicht und versucht<br />
vielmehr seine Ware anzupreisen: ”Willst Du nicht etwas von diesen herrlichen<br />
kandierten Früchten? Oder lieber etwas Karamel? Auch Lakritze führe ich in<br />
meinem Sort<strong>im</strong>ent! Na, wie wär’s?”<br />
Während Sabu noch unterwegs ist, stürzen sich die anderen gleich ins Getümmel<br />
an der Rennbahn. Als Deion hört, was dieser Puppenspieler zu Kuno sagt, mischt<br />
er sich in das Gespräch und fragt den Puppenspieler weiter nach der Kutsche.<br />
”Och, daß war ’ne ganz schwarze Kutsche. Die hatte aber kein Wappen oder irgendein<br />
Emblem. Auch die drei bewaffneten Reiter waren schwarz gekleidet. Der<br />
vierte allerdings war wirklich unangenehm.” Als Deion nachfragt, was er damit<br />
meint druckst der Puppenspieler zuerst etwas herum. Scheinbar ist es ihm unangenehm<br />
über dieses Menschen zu sprechen. Doch dann fährt er flüsternd fort: ”Er<br />
hatte best<strong>im</strong>mt den bösen Blick! So stechende Augen...” Er schüttelt sich bei der<br />
Erinnerung. Und dann fragt er Deion ’nach einer kleinen Spende für einen wandernden<br />
Gesellen’. Er würde sich dann vielleicht erinnern, wo genau er die Kutsche<br />
gesehen hat. Er könnte nach dem Rennen für Deion eine Karte zeichnen, in der die<br />
Umgebung des Treffens eingezeichnet ist... ”Wenn Ihr Interesse habt, solltet ihr<br />
nach dem Rennen vorbei kommen. Er zwinkert dem <strong>Thorwal</strong>er verschwörerisch zu<br />
und wendet sich wieder seinen kindlichen Zuschauern zu.<br />
Cantos derweil wird schon ganz ungeduldig, ständig hält er Ausschau nach einer<br />
Möglichkeit eine kleine Wette zu plazieren. Nachdem der Puppenspieler sich aber<br />
abgewendet hat, hofft er auf seine Chance und übern<strong>im</strong>mt kurzzeitig die Führung.<br />
Er findet bald dicht bei der Bahn einige Männer und Frauen, hinter denen mit<br />
Kreide beschriftete Tafeln stehen. Nach einiger konzentrierter Betrachtung erkennt<br />
Cantos, daß dort u.a. die Namen Nachtwind und Dari stehen. Und so schließt er<br />
daraus, daß er hier wohl Wetten plazieren kann. Und er hat recht; hier ist er an<br />
der richtigen Stelle. Die Quoten der verschiedenen ’Anbieter’ unterscheidet sich<br />
allerdings nur bei den Außenseitern für Nachtwind und Dari sind sie identisch:<br />
bei Nachtwind liegt sie bei 1:3, bei Dari 1:5. Deion entscheidet sich einen ganzen<br />
Dukaten auf Nachtwind zu setzen. Cantos geht anders vor: Bei dem einen setzt er<br />
ebenfalls zwei Dukaten auf Nachtwind, doch etwas weiter vorn bei einer kräftigen<br />
rotgesichtigen Frau setzt er auch noch zwei Dukaten auf Dari.<br />
Fyanna derweil ist nach einer großen Tasse Tee, Grütze und Brot mit Käse<br />
gesättigt und zu allem entschlossen. Auf dem Feld schlendert sie durch die Menge,<br />
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hält Ausschau nach Leute mit denen sie ins Gespräch kommen kann um nach<br />
Mushdan zu fragen, vielleicht ein altes Mütterchen, das versucht in der Menschenmenge<br />
Kräuter und Salben anzupreisen oder so. Als sie gezielt danach Ausschau<br />
hält, findet sie auch kurz darauf ein verrunzeltes Männchen, die sich bei näherer<br />
Betrachtung als Alte entpuppt. Während die beiden <strong>Thorwal</strong>er noch ihre Wetten<br />
plazieren, bewundert sie erst einmal die Ware: getrocknete und frische Kräuter,<br />
hauptsächlich Tarnele und Wirselkraut sind <strong>im</strong> Korb der Frau zu finden. Aber<br />
auch allerlei wildwachsende Gewürzpflanzen. Doch als sich die Hexe nach Mushdan<br />
erkundigt, zuckt die Alte nur mit den Schultern. So einen seltsamen Namen<br />
habe sie noch nie gehört...<br />
Dann entdeckt Fyanna die Tänzerin. die gerade eine kleine Pause macht. Sie<br />
spricht sie an: ”Hallo, ich bin Fyanna. Ich bin neu in dieser Stadt und ich bin<br />
begeistert von Deinem Tanz. Solche Bewegungen habe ich noch nie gesehen. Sind<br />
sie typisch für dieses Land?” Sie bewundert auch das Kleid der Tänzerin und<br />
fragt, woher der Stoff kommt. Die junge hübsche Frau lächelt Fyanna freundlich<br />
an: ”Nein, so wie ich auch nicht.” Sie lacht und ihr ganzes Gesicht scheint zu<br />
leuchten. ”Ich selbst bin <strong>im</strong> Süden geboren, obwohl mein Vater hier aus <strong>Thorwal</strong><br />
stammen soll. Vielleicht habe ich daher auch meine hellen Haare.” Sie wirft ihren<br />
Kopf nach hinten und lächelt Fyanna an: ”Doch diese Kleider, die sind aus Gareth!<br />
Das ist Samt aus Wehrhe<strong>im</strong> und Kusliker Leinen. Gefällt es Dir? Wenn Du willst,<br />
kann ich Dir sagen, wo Du den Schneider in Gareth findest!” Da fragt Fyanna<br />
vorsichtig: ”Ich habe von einem Mann gehört, der viele schöne Dinge aus fernen<br />
Ländern besorgen könnte. Sein Name ist Mushdan oder Mishdan. Kennst Du<br />
ihn?” Die Tänzerin runzelt kurz ihre Stirn, als sie die Hexe nachdenklich anschaut.<br />
”Mushdan?” Sie hält kurz inne. ”Nein, ich glaube, den Namen habe ich noch nie<br />
gehört...” Aber hier in der Stadt sind best<strong>im</strong>mt auch gute Händler zu finden.”<br />
Wieder wirft die Tänzerin kokett ihre Haare zurück. ”Wenn Du willst kann ich<br />
Dir, wie gesagt, eine Adresse in Gareth geben. Und auch in Salza war ich schon.”<br />
Sie lächelt Fyanna abwartend an.<br />
Kuno schaut be<strong>im</strong> Hütchenspiel zu, vielleicht kann er ja den ein oder anderen<br />
Trick erkennen. Ab und zu sieht er, das die Kugel bei dem schnellen Hin- und<br />
Hergeschiebe unter einem Hütchen hervorgeholt wird, nur um dann unter einem anderen<br />
plaziert zu werden. Aber dies gelingt ihm nicht <strong>im</strong>mer. Und daher beteiligt<br />
er sich allerdings nicht am Spiel, und auch die Wetten sind ihm das Risiko nicht<br />
wert, schließlich hat er zuwenig Einfluß auf das Ergebnis. Anschließend stellt<br />
sich Kuno zu den anderen, die wohl dem Rennausgang entgegen fiebern werden.<br />
Außerdem achtet Kuno besonders auf Taschendiebe, auf sein eigenes Geld gibt er<br />
dabei natürlich besonders acht, aber es könnte ja auch lohnend sein, einen Dieb zu<br />
stellen und mit ihm eine ”Gewinnbeteiligung” auszuhandeln... Allerdings entdeckt<br />
er keinen und so wendet auch er sich wieder seinen Kameraden zu.<br />
Doch dann kommt Unruhe auf dem Platz. Am Straßenrand sammeln sich<br />
einige Reiter und viele Menschen strömen in Richtung der Straße. Es scheinen<br />
die Teilnehmer des Rennens zu sein. Als sich Deion vorsichtig erkundigt, was die<br />
den auf der Straße wollen, wird ihm von einem Mädchen neben ihm ein verwundeter<br />
Blick zugeworfen - und dann wird er aufgeklärt: Das Rennen führt von der<br />
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Startlinie am Feldrand die Straße entlang bis zum Waldrand und zurück. Das sind<br />
ungefähr anderthalb Meilen. Und die Startlinie ist zugleich auch Ziellinie... Dann<br />
zeigt das Mädchen auf eine vornehm gekleidete Frau: ”Das ist Rondrija, sie stiftet<br />
jedes Jahr den Preis.” So geht auch die kleine Gruppe an den Straßenrand.<br />
Die Reiter und ihre Pferde sind schon ganz aufgeregt. Ein schwarzer Hengst<br />
sticht besonders hervor; nervös tänzelt er herum, der Reiter scheint Schwierigkeiten<br />
zu haben, das Tier zu beruhigen. Der Hengst hat einen schlanken Kopf und auch<br />
sein Körperbau ist beinahe zierlich. Es ist offensichtlich ein sehr edles Tier, wohl<br />
ein Elenviner Vollblut. Die anderen Pferde sind größtenteils Warunker. Be<strong>im</strong> Start<br />
hat der Hengst leicht Probleme, die Fuchsstute fliegt los wie ein Pfeil. Der Reiter<br />
von Nachtwind jedoch gibt so schnell nicht auf. Er treibt das Pferd voran und mit<br />
großen Sprüngen fängt er die Aufhohljagd an. Bald erreicht er die hinteren Pferde<br />
und zieht an ihnen vorbei. Dari ist derweil schon an der Spitze des Feldes und<br />
vergrößert langsam den Abstand. Doch am Wendepunkt hat Nachwind derweil<br />
schon die meisten Gegner eingeholt. Die Pferde sind schon ganz naß und doch<br />
wird ihr Tempo nicht langsamer. Stück für Stück arbeitet sich Nachtwind an Dari<br />
heran, der Reiter der Fuchsstute dreht kurz den Kopf um den Abstand zu schätzen<br />
und feuert dann die Stute um so mehr an. Die Ziellinie ist nicht mehr weit und<br />
Nachtwind ist nur noch eine Pferdelänge hinter der Stute. Langsam schiebt er sich<br />
vor, Spanne für Spanne vermindert sich der Abstand. Doch die Ziellinie nähert<br />
sich schnell - zu schnell. Der Reiter von Nachtwind treibt ihn noch stärker an - und<br />
versucht zudem auch noch mit seiner Gerte nach Daris Reiter zu schlagen. Doch<br />
alles nützt nichts. Die Fuchsstute hat eine Kopflänge Vorsprung als sie die Ziellinie<br />
passieren. Der Rest des Feldes läuft weit abgeschlagen mehr als 2 Pferdelängen<br />
hinter den beiden ein. Der Sieger tätschelt Dari den Hals und reitet vor zum einer<br />
edel gekleideten Frau, die als Rennrichter fungiert. Nachtwinds Reiter dagegen ist<br />
offensichtlich ziemlich enttäuscht. Das spürt der schwarze Hengst und fängt leicht<br />
an zu bocken. Gerade noch kann der Reiter das Pferd unter Kontrolle bringen. Als<br />
dann Cantos seinen Gewinn abholt und ihn einstecken will bemerkt er ein Loch in<br />
seinem Geldbeutel...<br />
Nachdem Deions Wut über die verlorene Wette verflogen ist, erzählt er den<br />
anderen von seinem Gespräch mit dem Puppenspieler. Er fragt sie nach ihrer<br />
Meinung, ob es sich lohnen könnte, dem Mann etwas zu geben, um den Ort zu<br />
erfahren, an dem er die Kutsche gesehen hat. ”Bloß was soll uns das bringen, besser<br />
wäre es, wir wüßten, wohin die Reise ging und wo die Reiter und die Kutsche jetzt<br />
sind. Wer weiß, ob es die Typen sind, die wir suchen. Aber es ist <strong>im</strong> Moment die<br />
einzige Spur, die wir haben. Wo wollen wir diesen Mushdan denn noch suchen?<br />
Wir könnten uns natürlich mal in einigen Spelunken umhören, aber ob jemand<br />
uns Auskunft gibt, ist zu bezweifeln, wo wir hier nun so bekannt sind!” Er grinst<br />
bei den Gedanken an dieser neuerworbenen Berühmtheit leicht. ”Also, was wollen<br />
wir machen?”<br />
Thamar hatte sich von dem ganzen Rennspektakel abseits gehalten. Vom Rand<br />
des Feldes hat sie das bunte Treiben und die vielen Menschen mit ihren unterschiedlichen<br />
Tätigkeiten genau beobachtet, aber sie mochte es nicht, mitten in den<br />
großen Menschenmengen zu stehen, von allen Seiten geschubst, getreten und am<br />
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Ende vielleicht noch bestohlen zu werden. Als sie sah, daß sich die anderen hinterher<br />
versammelten, kam sie zu ihnen. Gerade hörte sie noch Deions Worte. ”Wir<br />
sollten uns ruhig anhören, was der Puppenspieler uns zu sagen hat. Aber so ganz<br />
ohne Anhaltspunkt sind wir nicht, lieber Deion. Wir wissen, daß derjenige, der<br />
die Elfen aufkaufen will, nördlich von Prem in einer Burg oder etwas ähnlichem<br />
lebt. Das sollte nicht allzu schwer zu finden sein, oder?”<br />
Übermütig grinst sie<br />
Deion an. ”Wenn dort nur eine Burg oder etwas ähnliches ist, sollte es tatsächlich<br />
kein Problem sein, aber was ist, wenn es dort mehrere Burgen oder ähnliches, was<br />
ist denn ’ähnliches’, gibt? Willst Du von Burg zu Burg ziehen und Nachfragen?”<br />
Deion grinst Thamar frech an. Während sich die Helden noch unterhalten steht<br />
plötzlich Ettel vor ihnen: ”Hallo! Auch hier?” Er strahlt über das ganze Gesicht:<br />
”Ich habe übrigens gute Neuigkeiten: Die Knorre ist schon so gut wie verkauft!<br />
Morgen werde ich den Interessenten be<strong>im</strong> Mittagsmahl treffen. Und wenn alles<br />
gut geht, könnt ihr dann schon euren Anteil daran bekommen. Ein Teil der Waren<br />
ist schon verkauft, aber das meiste ist noch da. Und wenn ihr wollt, treffen wir<br />
uns nach dem Kinderrennen in zwei Stunden in der Taverne ’bei Hjalskes’. Die ist<br />
da vorne bei der Trutzburg. Exzellentes Essen haben sie dort. Dort gebe ich euch<br />
dann erst einmal eure Belohnung. Einverstanden?”<br />
Nachdem sich Ettel von der kleinen Gruppe verabschiedet hat, fährt Jurge mit<br />
der Diskussion um Sinn oder Unsinn der Suche nach der mysteriösen Kutsche fort:<br />
”Ich finde, wir sollten dieser Spur ruhig nachgehen. Obwohl natürlich keineswegs<br />
gesagt ist, daß es sich bei den Typen überhaupt um unseren Kontaktmann handelt,”<br />
antwortet Jurge, ”Wir sollten auch ruhig mal in den Gasthäusern hier in<br />
Prem nachfragen, ob vor kurzem ein Gast mit dem Namen Mushdan, oder so<br />
ähnlich, dort gewohnt hat. Besonders in der Pension bei der Trutzburg, dort wo<br />
Sabu sich einquartiert hat. Ansonsten können wir wohl nicht viel machen. Ich<br />
glaube es macht nicht viel Sinn den schwarzen Reitern einfach so zu folgen, ohne<br />
das wir sicher sein können, wenn wir da eigentlich verfolgen.”<br />
Cantos derweil hat andere Sorgen. Erleichtert stellt er fest, daß der Geldbeutel<br />
nicht ganz leer ist. Allerdings fehlt doch der größte Teil - und der Beutel ist auch<br />
nicht mehr verwendbar. So kauft er sich schnell einen neuen. Dann kontrolliert er<br />
noch einmal den Inhalt und zählt seine verbliebene Barschaft; es sind ihm noch 7<br />
Dukaten, 2 Silbertaler und 8 Heller geblieben. Und das trotz des Gewinns! Mehr<br />
als 15 Dukaten fehlen, wie er relativ schnell nachrechnet.<br />
So drängt er die anderen darauf möglichst schnell zu Hjalskes zu gehen um<br />
dort seinen Ärger herunter zu spülen. Aber bei dem Gedanken an das Geld, daß<br />
er bald von Ettel bekommt, beruhigt er sich wieder; ja, er empfindet sogar schon<br />
Vorfreude... Doch die tun ihm nicht den Gefallen; erst ist der Puppenspieler dran.<br />
Deion erklärt sich bereit, die Karte des Puppenspielers zu kaufen. Und so gehen sie<br />
zu dessen Stand zurück. Deion spricht den Gaukler an, während sich die anderen<br />
etwas zurückhalten Als Deion ihm die 5 Silbertaler in die Hand drückt, ist <strong>im</strong><br />
Gesicht des Puppenspielers kurz die Enttäuschung zu sehen. Scheinbar hat er auf<br />
mehr gehofft. Aber dann holt er ein halbes Blatt Papier hervor, auf dem er eine<br />
kleine Zeichnung angefertigt hat. Und dann erklärt er sie kurz: ”Diese schwarze<br />
Linie, das ist die Golfküste. Und diese graue Linie da, ist die Küstenstraße von<br />
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Ottarje über Skjal nach Prem, die ich entlang gekommen bin. Der Weg ist recht<br />
gut mit ’nem Karren zu befahren... Naja jedenfalls das ist die Straße, an der<br />
ich dieser Kutsche begegnet bin. Das war zwischen diesem totlaufenden Weg und<br />
dem ersten Dorf nach Prem hier. Ach diese Straße” der Puppenspieler weist auf<br />
die Straße, auf der das Rennen stattfand, ”ist die Straße nach Skjal; für den Fall<br />
das ihr das noch nicht wißt...” Deion ließ aber so schnell nicht locker und fragte<br />
gleich nach, ob er jemanden kennt, der mehr weiß, z.B. wo die Kutsche hin ist und<br />
so, oder jemanden kennt, der mehr weiß. ”Nö.” meint der Puppenspieler. ”Am<br />
besten ihr fragt in dem Dorf nach. Die wissen vielleicht, wohin sie gefahren ist.<br />
Schließlich soll die da wohl öfter durchkommen. Aber ich bin ja nicht so häufig<br />
in der Gegend.” Deion merkt, daß er nicht sehr viel mehr heraus bekommen wird.<br />
Und so wendet er sich ab und schlendert mit den anderen gemächlich über den<br />
Markt. Alles mögliche ist zu sehen, kaum etwas was in <strong>Thorwal</strong> zu kaufen gibt, das<br />
hier nicht zu finden ist. An fast jeder Ecke gibt es kleine Stände mit Kleinigkeiten<br />
zu Essen. Heiße Fladen mit Butter an der einen, an einem anderen riecht es schon<br />
von weitem nach gebrannten Mandeln. Auch Stände mit den reinsten Ramsch<br />
sind dabei. Doch auch nützliches: gebrauchte Kleidung oder ein Schreiber, der in<br />
Schönschrift die gewünschten Zeilen schrieb...<br />
Sabu ist währenddessen <strong>im</strong> Wald unterwegs. Der Zwerg geniest den Tag <strong>im</strong><br />
Freien mit Tira. Natürlich muß sie nicht nur lernen, auch be<strong>im</strong> Spielen kommt<br />
sie sicher nicht zu kurz. Nach einigen Stunden merkt er, daß ihm das Laufen<br />
zwar Spaß macht, er aber überhaupt nicht weit kommt. So kommt er auf die Idee<br />
sich vielleicht doch ein Pferd zu kaufen. Als er sich aufmerksam umschaut und<br />
auch lauscht, hört er von weitem den Lärm einer großen Menschenmenge. Und<br />
so geht er geradewegs darauf zu, nur um kurze Zeit später das Immanfeld von<br />
hinten zu betreten. Er sieht, daß an einer Seite des Feldes auch ein großer Markt<br />
stattfindet. Dort sind nicht nur Gemischtwarenhändler, auch ein Viehmarkt ist zu<br />
sehen. Bauern mit ihren Tieren, aber auch Händler sind dort. Neugierig nähert<br />
sich Sabu, nachdem er Tira an die Leine genommen hat. Hier <strong>im</strong> Gefühl kann sie<br />
sonst allzu leicht verloren gehen.<br />
Zuerst kommt er an einigen Bauern vorbei, die ihr Kleinvieh verkaufen wollen.<br />
Hühner und Gänse machen ständig Lärm. Aber nicht nur diese: ab und zu wird<br />
diese Lärmkulisse von den Gequieke eines Schweines übertönt. Er geht weiter<br />
und kommt an einiges Schafes und Ziegen vorbei, dann auch an Rinder. ”Schön”<br />
denkt er, ”die Tiere werden <strong>im</strong>merhin schon größer...” Und tatsächlich; etwas<br />
weiter vorne sind auch Pferde und Ponys in allen Farben und Größen zu finden.<br />
Neugierig schaut er sich um. Als er sieht, daß einer gerade ein kräftiges Seemannspony<br />
verkaufen will, spitzt er die Ohren um sich ein Bild über die Preise zu<br />
machen. Dieser Bauer versucht gerade 120 Dukaten für sein prächtiges Pony zu<br />
bekommen... Etwas weiter diskutieren gerade ein vornehm gekleideter Mann versucht<br />
gerade ein Händler von dem verlangten Preis von über 200 Dukaten für ein<br />
Vollblut herunterzubringen. Dann ist da noch der Händler, der nur 290 Dukaten<br />
für ein Warunker Streitroß verlangt. Aber auch zottelige weiße Ponys, die Sabu<br />
als Paaviponys identifiziert, sind zu finden. So schaut sich Sabu um, ohne gleich<br />
selbst zu handeln. Vorsichtig erkundigt er sich, wie lange der Markt noch stat-<br />
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tfinden wird. Und er ist erleichtert zu hören, daß der auch am nächsten Tag noch<br />
weitergeht... Während er noch überlegt, was für ein Pferd uz ihm passen würde,<br />
hält er Ausschau nach einem Händler, der halbwegs vertrauenswürdig aussieht. Er<br />
überlegt so bei sich: ’Am Besten wäre natürlich ein Zwergenpony, aber auch ein<br />
anderes kleines Pferd wäre gut! Allerdings will er keinen Esel und kein altes Tier.’<br />
Nach kurzer Zeit entdeckt er einen Pferdehändler, der eine größere Anzahl<br />
Pferde hat, die sogar größtenteils kräftig und gesund aussehen. Allerdings kennt<br />
Sabu bis jetzt erst Zwergenponys und große Pferde hat er nur gesehen, aber noch<br />
nie geritten. So geht er einfach zu dem Händler und fragt ihn: ”Hallo, ich bin auf<br />
der Suche nach einem guten Reitpferd für mich. Am Besten für meine Größe wäre<br />
vermutlich ein Paavipony oder ein Zwergenpony. Könnten sie mir sagen, ob die<br />
geschwindigkeitsmäßig mit einem normalen Pferd mithalten können? Und habt<br />
Ihr mir ein gutes erfahrenes Tier?” ”Aber natürlich werden wir etwas passendes<br />
für den Herrn finden!” antwortet der Händler überschwenglich. Er winkt einem<br />
Knecht, so daß der gleich herbei eilt und abwartend stehenbleibt. Dann fährt der<br />
Händler fort. ”Etwas langsamer sind die Ponys schon, aber für sie könnte doch<br />
auch ein kleineres Pferd passen! Ich habe da zum Beispiel einen wunderschönen<br />
Fuchshengst, dessen Vater ein Elenviler Vollblut war!” Er nickt dem Knecht zu<br />
und der holt einen knapp 1,6 Schritt großes schlankes fuchsfarbenes Pferd aus der<br />
Reihe. ”Sehen sie nur die edlen Linien und die trockenen Fesseln. Und dieses<br />
Tier ist lammfromm und sehr gut zugeritten. Und lassen sie sich nicht von dem<br />
zierlichen Eindruck täuschen, es ist kräftiger als es aussieht!” Sabu betrachten<br />
das Tier genau. Der Hengst schnaubt leise und als Tira näher kommt, wird das<br />
Ohrenspiel stärker... ”Ist er nicht ein prächtiges Tier? Und für sie würde er nur<br />
180 Dukaten kosten!”<br />
Sabu fällt auf, daß das Pferd um so nervöser wird, je näher Tira kommt. Abgesehen<br />
davon ist es etwas groß. Dann rechnet Sabu mal kurz nach, wieviel sein<br />
ungefährer Anteil an der Beute ist, und kommt zum Schluß, daß er sich unmöglich<br />
so ein teures Tier leisten kann, nicht einmal, wenn er es noch 20 oder 30 Dukaten<br />
herunterhandeln könnte. So sagt er dann zum Pferdehändler: ”Schönes Tier, aber<br />
das kann ich mir be<strong>im</strong> besten Willen nicht leisten, ich hätte lieber ein erfahrenes<br />
Zwergen- oder Paavipony.”<br />
”Kein Problem” meint der Händler etwas enttäuscht. Er hat schon gehofft<br />
heute einen guten Handel abzuschließen. Der Knecht für den Hengst zurück in<br />
die Reihe während der Händler Sabu weiterführt. ”Hier ist noch eine hübsche<br />
kräftige Ponystute. Vielleicht sagt ihnen das mehr zu?” Vor den beiden steht ein<br />
circa 1.40 Schritt großes Tier; braun mit schwarzen Aalstrich. Diese Rasse kennt<br />
Sabu: ein Zwergenpony, gutmütig, berggängig und auch in Höhlen problemlos zu<br />
handhaben. ”Es ist hervorragend ausgebildet und schauen Sie sich die Beine an!<br />
So schöne gut gewinkelte Beine sind doch selten bei einem Tier zu sehen! Wie<br />
gefällt es ihnen? Nur 130 Dukaten.”<br />
Sabu schaut sich den Braunen genauer an. Es ist ein stämmiges und kompaktes<br />
Pony mit einem kurzen, breiten Kopf und kleinen Ohren. Der Hals ist recht<br />
kurz mit einer kräftigen schwarzen Mähne. Die gut bemuskelte Schulter ist lang<br />
und schräg, der gesamte Körperbau ist kräftig und vielleicht etwas derb. Dieser<br />
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Eindruck wird durch die kurzen, kräftigen Beine noch verstärkt. Auch wirkt die<br />
Stute durch die leicht überhöhte Kruppe etwas größer als sie eigentlich ist. Sie<br />
steht völlig ruhig in der Reihe. Irgendwie abwartend. Das Fell ist gut gepflegt und<br />
die Augen glänzen. Auf den ersten Blick sind also keine Hinweise auf irgendwelche<br />
Erkrankungen zu erkennen. Alles <strong>im</strong> allem macht die Stute auf Sabu einen ziemlich<br />
positiven Eindruck. Daher schaut Sabu sich die Zähne an, und auch die Hufe<br />
werden kontrolliert. Er hat zwar keine Ahnung, wie das Alter anhand der Zähne<br />
zu best<strong>im</strong>men ist, aber er hat schon oft gesehen, wie das gemacht wird. Und<br />
abgesehen davon sind gesunde Zähne wichtig - und sie scheinen in Ordnung zu<br />
sein. So fragt er: ”Wie alt ist das Tier? Und wer hat es ausgebildet?”<br />
Als der Händler sieht, daß er das Interesse des Zwerges geweckt hat, läßt er das<br />
Pony kurz auf und ab führen. Der Gang des Tieres ist lebhaft, aber nicht nervös.<br />
Auch ist der Gang sauber. Soweit Sabu sehen kann, scheint das Tier jedenfalls<br />
keine lahme Beine zu haben. Als der Knecht das Tier kurz antraben läßt, reagiert<br />
die Stute sofort. So macht sie einen erfreulichen Eindruck. Vielleicht nicht völlig<br />
fehlerfrei, welches Pferd ist das schon, aber munter, gesund und willig. Nachdem<br />
der Händler kurz die Wirkung des Pferdes auf Sabu beobachtet hat, gibt er die<br />
gewünschte Auskunft: ”Vier Jahre ist sie jetzt. Und ausgebildet wurde sie hier in<br />
der Gegend von Beorn Nellgardson. Ein wahres Schmuckstück, nicht wahr?”<br />
Sabu interessiert sich wirklich für das Pony. Er sagt zum Händler: ”Ich glaube,<br />
das Pony würde mir gefallen. Aber ich habe <strong>im</strong> Augenblick nicht genug Geld<br />
dabei.” Er versucht dann anschließend einen etwas geringeren Preis auszuhandeln.<br />
So meint er: ”Dann müßte aber Zaumzeug, Sattel, Pferdedecke und Satteltaschen<br />
dabei sein...” Zu dem Vorschlag meint der Händler: ”Ein Halfter wäre dabei. Aber<br />
den Rest müßten sie leider selber be<strong>im</strong> Sattler kaufen. Aber ich kann ihnen gerne<br />
einen guten und preiswerten empfehlen...” ”Na gut” meint Sabu. ”Ich überlege es<br />
mir. Aber da ich gerade nicht genug Geld dabei habe, komme ich morgen wieder!”<br />
Der Händler betrachtet den Zwerg prüfend: ”Gemacht. Morgen vormittag werde<br />
ich diese Stute für sie gegen 110 Dukaten bereithalten.” Sabu nickt dem Händler<br />
be<strong>im</strong> Abschied noch zu. Anschließend geht er Ettel suchen, um seinen Anteil -<br />
oder was davon schon da ist - und den Anteil an der Belohnung für die Rettung<br />
Ettels zu holen.<br />
Sabu ist <strong>im</strong>mer noch allein. In der Gewißheit morgen früh stolzer Besitzer<br />
eines hübschen Ponys zu werden, wendet er sich der Aufgabe zu, das dafür nötige<br />
Kleingeld aufzutreiben. So überlegt er sich, wo Ettel wohl zu finden sein könnte.<br />
Da fällt ihm ein, das er mit ein bißchen Glück ja auch mal Tira, welche er wegen<br />
dem Viehmarkt an die Leine nehmen mußte, einsetzen könnte. Also sagt er zu<br />
ihr: ”Tira, such Ettel”. Tira schaut den Zwerg erfreut an. Ihr Blick scheint so<br />
etwas wie ’Juhu - ein neues Spiel!’ zu sagen. Als Sabu aber nicht losgeht - und<br />
auch nichts wirft - setzt sie sich wieder hin und wedelt ihn erwartungsvoll an. So<br />
versucht ihr Herrchen ihr klar zu machen, daß sie suchen soll. Was sie auch prompt<br />
tut. Sie fängt aufgeregt und heftig wedelnd an, alles abzuschnüffeln. Allerdings<br />
findet sie nur ein halb aufgegessenes Brötchen; was auch prompt verspeist wird.<br />
Sabu gibt seufzend auf und verwirft seine Idee wieder. Olporter sind wohl doch<br />
keine so gute Fährtenhunde.. und erst recht nicht, wenn sie nicht wissen, was sie<br />
109
suchen sollen.<br />
So versucht Sabu es selbst. Allerdings findet er Ettel nicht, dafür läuft er<br />
den anderen über den Weg. Erfreut begrüßt er sie, sogar die <strong>Thorwal</strong>er werden<br />
freundlich begrüßt. Als ihm Legolas erzählt, daß Ettel etwas später in der Taverne<br />
’zu Hjalskes’ zu finden ist, freut er sich natürlich, den schließlich scheint es wirklich<br />
noch etwas aus dem Pony zu werden. Er fragt die anderen: ”Das ist doch die<br />
Taverne dieser Brennerei, oder?” Aber die sind sich dessen auch nicht sicher. Doch<br />
<strong>im</strong> festen Vertrauen darauf, diese Taverne best<strong>im</strong>mt zu finden, noch dazu am<br />
hellichten Tage, schlendern sie zusammen weiter. Währenddessen erzählt Sabu von<br />
seinem Erfolg be<strong>im</strong> Pferdekauf und Deion zeigt stolz die Karte des Puppenspielers.<br />
Und auch weiterhin betrachten sie die Waren der verschiedenen Stände neugierig.<br />
Es könnte ja etwas sinnvolles oder nützliches dabei sein.<br />
Aber scheinbar ist nichts dabei, was die Abenteuer lockt. So belassen sie es<br />
be<strong>im</strong> Schauen und behalten ihr Geld fest zusammen. Als sie bei der Trutzburg<br />
entlang kommen, sagt Kuno den anderen, daß er sich auch in der Pension hier<br />
einmieten will. Und so kehrt er dort kurz ein und bestellt sich ein Z<strong>im</strong>mer. Zu<br />
seiner Freude hat der Wirt noch eins frei: 3 1/2 Silbertaler pro Nacht soll es kosten.<br />
”Aber wenn Sie den ganzen Monat bleiben, macht es nur noch 9 Dukaten” fügt<br />
der einbeinige Wirt hinzu. Kuno hat allerdings eigentlich nicht vor, so lange zu<br />
bleiben. Auf den Weg nach draußen überlegt er, ob ein Einzelz<strong>im</strong>mer wirklich so<br />
viel Wert ist. Doch was soll’s schließlich wird ja demnächst der Geldbeutel etwas<br />
besser gefüllt sein...<br />
Als die Abenteurer schließlich bei der Taverne ankommen, finden sie in einer<br />
ruhigen Ecke bereits Ettel be<strong>im</strong> Mahl. Sein Teller ist fast leer, der Krug mit<br />
Schnaps allerdings noch nicht. ”Ah <strong>im</strong>mer her mit euch” begrüßt er <strong>Thorwal</strong>er<br />
um dann kurz aufzustehen und Thamar gegenüber eine Verbeugung anzudeuten:<br />
”Meine Dame...” Als endlich alle Platz genommen haben ergreift Ettel erneut das<br />
Wort: ”So. Ich habe gute Neuigkeiten. Für jeden von euch habe ich hier einen<br />
Beutel mit der Belohnung.” Er packt 10 Beutel aus einer Umhängetasche und<br />
schiebt jedem einen hin. Einige sind ziemlich schnell dabei den Beutel zu ergreifen.<br />
Auch Sabu wiegt den Beutel schon in der Hand. ’Der hat best<strong>im</strong>mt so um die<br />
100 Unzen Gewicht. Könnte also hinkommen mit dem Inhalt...’ Andere gehen<br />
weiter, so wie Kuno. Der muß gleich nachschauen und sieht lauter Goldstücke<br />
blitzen. Gerade noch fällt ihm ein, daß es vielleicht nicht unbedingt ratsam ist<br />
so viel Geld in der<br />
Öffentlichkeit zu zählen. Die beiden Elfen dem gegenüber<br />
lassen sich am meisten Zeit. Sie sind die letzten, die danach greifen und packen<br />
ihn ohne große Umstände ein. Ettel beobachtet die unterschiedlichen Reaktionen<br />
grinsend. Dann fährt er fort: ”Wie ich schon sagte; morgen wird der Handel mit<br />
der Knorre abgeschlossen. Zu dem Schiff gehören natürlich die Abdeckplanen für<br />
die zu transportierenden Waren. Allerdings wollte ich euch doch noch etwas dazu<br />
fragen: Was ist mit dem Kochzeug? Es ist noch ein kleiner Kessel von fünf Liter<br />
an Bord. Und auch noch eine Schöpfkelle und zwei Bratspieße. Wollt ihr die noch<br />
von Bord holen? Oder braucht ihr sie nicht mehr?” Ohne großartig auf Antwort<br />
zu warten wechselt er schon das Thema: ”Ihr könnt es euch ja noch überlegen.<br />
Jedenfalls ist die Ware aus dem Piratenlager schon zur Hälfte verkauft. Und ich<br />
110
habe auch recht gute Preise erzielt. Ich schätze, daß ich in spätestens zwei Tagen<br />
alles umgeschlagen habe. Wenn ich das richtig mitbekommen habe, wohnt Jurge<br />
ja ’bei Venske’. Seit ihr einverstanden, wenn ich euch dort übermorgen Abend<br />
treffe um euch den restlichen Gewinn zu geben? Das wäre mir am liebsten. Meine<br />
eigenen Geschäfte hier habe ich bereits abgeschlossen und dann kann ich auch<br />
bald wieder nach <strong>Thorwal</strong> zurück...” Er schaut alle einen nach dem anderen an<br />
und wartet auf Antworten oder Gegenvorschläge.<br />
Allerdings hat endlich der Wirt - oder ist dieser junge Mann nur sein Gehilfe? -<br />
Zeit und er kommt herbei um die Bestellung entgegenzunehmen: ”Und? Was wollt<br />
ihr? Wir haben pr<strong>im</strong>a Premer Feuer aus unserer eigenen berühmten Produktion<br />
und auch gutes Essen, besonders die Schlachtplatte kann ich empfehlen!” Diese<br />
Empfehlung klingt verlockend - und so bestellen die Abenteurer erst einmal von<br />
der Schlachtplatte und dazu Bier und Premer Feuer. Die meisten sind nach dem<br />
Tag auf der ’Baumblüte’ jedenfalls recht hungrig geworden... Cantos steckt seine<br />
Belohnung mit Freuden ein. Endlich hat er wieder etwas Geld in der Tasche. Auch<br />
Deion n<strong>im</strong>mt erfreut den Geldbeutel, wiegt ihn kurz in der Hand und verstaut ihn<br />
dann sehr sicher in seinen Taschen. Von diesem vielen ’rumlaufen und verhandeln<br />
ist er sehr hungrig und vor allem durstig geworden. So freut er sich richtig auf die<br />
Schlachtplatte, auf die er ungeduldig wartet. Cantos wendet sich den anderen zu:<br />
”Im Tagebuch werden Daspota und Ljasdahl erwähnt. Vielleicht finden wir dort<br />
eine Spur”, eröffnet er den anderen seine Theorie. ”Vielleicht sollten wir mal dorthin<br />
reisen, wenn wir alles verkauft haben.” Nachdem sie sich eine Gemüsesuppe<br />
bestellt hatte und einen Pokal Rotwein, hört Fyanna dem beginnen Gespräch interessiert<br />
zu. Auch Legolas ist an der Platte weniger interessiert und schließt sich<br />
Fyannas Bestellung an. Dann meint der Elf: ”In Ljasdahl haben sie scheinbar ihre<br />
’Ware’ abgeliefert ... ich würde gerne dort mit der Suche beginnen”.<br />
”Cantos hat recht”, schaltet sich auch Thamar in das Gespräch ein. ”Laut<br />
Logbuch hat Mishdan oder Mushdan mit den Elfen nichts zu tun. Es handelt<br />
sich um einen Magier, der die Piraten von Daspota aus begleitet hat und sie<br />
inzwischen wieder verließ.” Legolas st<strong>im</strong>mt dem zu: ”Mushdan war doch nur ein<br />
Magier, der den Piraten vorübergehend geholfen hat und hier in Prem von ihnen<br />
abgesetzt wurde, weil er irgendwohin weiter wollte.” Thamar nickt und fährt fort:<br />
”Unklar ist, ob der Interessent hinter Prem lebt oder Ware von dort will, wobei ich<br />
weiterhin das erste vermute. Der beste Hinweis scheint mir der ’Phex’ in Daspota<br />
zu sein, denn dort machen die Piraten ’<strong>im</strong>mer’ Halt. Könnte der Tempel sein,<br />
vielleicht aber auch eine Kneipe. Wir sollten nach dem Verkauf der Ware dorthin<br />
reisen.” Thamar beschließt, weiterhin in ihrer bisherigen Herberge zu bleiben. Nun<br />
allerdings genießt sie erst einmal ein gutes Essen, hält sich aber be<strong>im</strong> Alkohol<br />
zurück. Sie trinkt gerade soviel, daß ihre Aufmerksamkeit nicht eingeschränkt ist.<br />
”Wir könnten uns natürlich auch aufteilen”, sagt sie dann be<strong>im</strong> Essen. ”Einige<br />
könnten weiterziehen, um herauszufinden, ob es in dem Dorf hinter Prem irgendwelche<br />
Neuigkeiten gibt und ob sich herausfinden läßt, wie es in dieser Gegend<br />
mit Burgen aussieht. Ein paar sollten allerdings auf alle Fälle hierbleiben, damit<br />
wir Ettel nicht verpassen.” Ettel räuspert sich, doch dies scheint niemand aufzufallen...<br />
111
An Thamar gewandt sagt Deion: ” Ich halte es für keine gute Idee, uns zu<br />
trennen. Denn was ist, wenn etwas Wichtiges gefunden wird? Dann müssen die<br />
anderen erst verständigt werden, was nur Zeit kostet. Denkt doch nur an die<br />
Schwierigkeiten be<strong>im</strong> Verkauf unserer Sachen, war doch umständlich genug; nicht<br />
wahr Sabu?”, er grinst den Zwerg verschmitzt zu. ”Und das war in einer Stadt.<br />
Wir können ja auf dem Weg nach Daspota oder Ljasdahl nach Burgen Ausschau<br />
halten.” Deion ist dafür, bis übermorgen zu warten hier noch zu bleiben, damit<br />
wir den Rest unseres Geldes bekommen können.<br />
”Das finde ich auch!”, merkt Kuno an. ”Und dann sollten wir auch als eine<br />
Gruppe wandern, sonst gibt es nur wieder die größten Schwierigkeiten, uns zu<br />
verständigen oder zu treffen.” Der Streuner wendet sich an Ettel: ”Und für unsere<br />
Reise können wir doch auch das Kochgeschirr gut gebrauchen.” ”Gut” meint Ettel,<br />
”dann solltet ihr das Zeug bis morgen früh zehn Uhr von Bord geholt haben.” Kuno<br />
nickt und fährt an die anderen gewandt fort: ”Wenn wir allerdings unterwegs<br />
übernachten wollen, sollten wir vielleicht in Zelte investieren. Wer weiß, ob das<br />
Wetter so angenehm bleibt. Die Reise nach Daspota oder Ljasdahl dauert doch<br />
einige Tage, oder? Und es kann ja sein, das wir unterwegs etwas Interessantes<br />
entdecken zum Beispiel eine schatzgefüllte Höhle? Allerdings sind Zelte wohl so<br />
schwer, daß sie von Packtieren transportiert werden müssen. Aber ihre Besitzer<br />
haben best<strong>im</strong>mt nichts dagegen, oder?” Bei einem Blick auf seine Strohschuhe<br />
zweifelte Kuno, daß diese den Strapazen eines längeren Marsches gewachsen sind.<br />
Gleich morgen will er sich daher nach einem Schuster umsehen. Auch Legolas ist<br />
der Meinung, daß sie besser hier in Prem auf den Abschluß des Handels von Ettel<br />
warten sollten. ”Schließlich müssen wir uns auch noch ausrüsten!”<br />
Auch Deion grübelt derweil über die beste Vorgehensweise laut nach: ’Wie<br />
lange dauert es eigentlich, zu diesen Städten zu kommen? Ist der Weg bis übermorgen<br />
hin und zurück zu schaffen? Dann können wir uns doch dort umsehen und wieder<br />
hierher zurück kommen, um unser Geld in Empfang zu nehmen, was wohl am<br />
Besten wäre.’ Ettel ergreift jetzt einfach das Wort, als er hört worüber der <strong>Thorwal</strong>er<br />
nachgrübelt: ”Als Daspota liegt nördlich von <strong>Thorwal</strong> und Ljasdahl liegt<br />
auf Hjalland, einer Insel <strong>im</strong> Golf von Prem. Beide sind in so kurzer Zeit nicht zu<br />
erreichen. Weder per Schiff noch zu Pferde. Und wenn ich Eure Unkenntnis über<br />
die Geographie dieses Landes so höre, solltet ihr euch vielleicht doch eine oder<br />
andere Karte kaufen. Es gibt sogar recht gute. Muß ja nicht gleich ein ganzer<br />
Foliant sein... Aber auf dem Markt bei der ’Premer Baumblüte’ habe ich heute<br />
einen Schreiber und Zeichner gesehen, der auch Karten herstellt und verkauft.<br />
Allerdings habe ich nicht auf den Preis geachtet.” Er hält kurz inne, dann verabschiedet<br />
er sich: ”Aber wenn ich euch so höre, wollt ihr best<strong>im</strong>mt noch alleine<br />
weiter Pläne schmieden. Bis übermorgen dann!” Nachdem Ettel davon gestampft<br />
ist, zeigt Deion den anderen die Karte, welche er dem Puppenspieler abgekauft hat,<br />
nicht ohne anzumerken, in diesem Dorf auch nachzufragen. Auch Cantos schaut<br />
sich jetzt die Karte genauer an. Dann meint er zu den anderen: ”Auf der Karte<br />
ist ja auch die Küstenstraße von Prem nach Skjal eingezeichnet. Also wird die<br />
Kutsche wohl auf dem Weg nach Daspota gewesen sein.”<br />
Fyanna aber will es genauer wissen. Sie ruft den Wirt herbei: ”Wir brauchen<br />
112
eine Auskunft. Wie weit ist es zu Fuß von hier bis zu diesem Dorf?”, sie deutet auf<br />
die Karte. Der Wirt kommt herbei und wirft ein Blick auf die Zeichnung: ”Zu dem<br />
ersten Dorf? Das ist zu Fuß max<strong>im</strong>al einen halben Tag entfernt. Vielleicht zehn<br />
Meilen oder so.” Er zuckt mit den Schultern. ”Ich reise nicht so viel” dann grinst er<br />
schief und nach einem kurzen Blick, ob noch genug Getränke vorhanden sind, fragt<br />
er kurz wie das Essen ist. Die Abenteurer loben die hervorragende Schlachtplatte<br />
und auch die Gemüsesuppen sind gelungen, wie Fyanna und Legolas bestätigen.<br />
Sabu steckt den Geldbeutel schnell an einen sicheren Ort. Er hat nach dem<br />
langen Tag richtigen Hunger und bestellt sich sofort die Schlachtplatte und vom<br />
Premer Feuer. Er trinkt aber nur Wasser, wobei er schaut, daß die Leute den<br />
Eindruck haben, er würde viel Premer trinken. Er spielt dann nach dem Essen<br />
auch langsam den Angetrunkenen und fängt an, sich über Elfen zu ärgern und<br />
sucht Streit mit Legolas: ”Ihr Firnelfen seid an allem Schuld! Wie oft habt Ihr<br />
uns schon überfallen und Tod und Leid über unser Volk gebracht! Mann, ich<br />
halte es mit diesem Elfengesindel einfach nicht mehr aus!” Er schüttet den Rest<br />
seines Prems auf Legolas, steht auf, und bezahlt be<strong>im</strong> Wirt seine Rechnung. Dann<br />
torkelt er in seine Herberge. Wo er sofort auf sein Z<strong>im</strong>mer geht und das Geld<br />
nachzählt! Legolas selbst ist ziemlich naß und riecht stark nach dem Schnaps.<br />
Dem Elfen wird von diesem Gestank beinahe übel. Er entschuldigt sich bei den<br />
anderen: ”Ich weiß auch nicht, was in ihm gefahren ist....” Dann verabschiedet<br />
er sich um sich auf seinem Z<strong>im</strong>mer kurz den Schnaps aus seiner Kleidung und<br />
Haaren zu waschen. Das Benehmen Sabus irritiert Fyanna etwas. ”Das Premer<br />
Feuer scheint ihm nicht bekommen zu sein”, kopfschüttelnd wendet sie sich an<br />
Jurge. ”Ich denke, heute Nacht werde ich mal wieder in einem richtigen Bett<br />
schlafen und mich auch in dem Gasthof einquartieren.” Der lächelt ihr erfreut zu,<br />
muß er doch nicht alleine in dieser Herberge wohnen. Gemeinsam frühstücken ist<br />
eben doch gemütlicher. Allerdings hat er ja eigentlich schon etwas vor. So zieht<br />
sich der Magier sich relativ früh auf sein Z<strong>im</strong>mer ’bei Venske’ zurück und geht seine<br />
Habseligkeiten durch. Besonders die Schreibkreide wird kontrolliert. Dann fängt er<br />
an etwas <strong>im</strong> Z<strong>im</strong>mer umherzuräumen. Er besorgt sich noch etwas Wasser um den<br />
gegebenenfalls seinen Durst zu löschen, denn er wird die nächsten 24 Stunden wohl<br />
nicht sein Z<strong>im</strong>mer verlassen... Im Gegenteil: er fängt an mit der Kreide seltsame<br />
Zeichen kreisförmig auf den Boden zu malen. Als er damit fertig ist, sind schon<br />
einige Stunden vergangen. Dann trinkt er noch etwas Wasser. Letztendlich setzt er<br />
sich mit seinem Stab in diesen Kreis und fängt leise an die nötigen ’Cantationes’,<br />
die Formeln für den Stabzauber, zu intonieren. Seine St<strong>im</strong>me ist dunkel und<br />
durchdringend, ständig wiederholt er die Worte; <strong>im</strong>mer wieder, bis er die Formel<br />
kaum noch als solche wahrn<strong>im</strong>mt, die Worte durchdringen ihn selbst - sein Wesen<br />
bis ins Innerste - und langsam wächst die Kraft in seiner St<strong>im</strong>me. Er selbst wird<br />
ein Teil dieser Cantationes - und die Formel wird ein Tel von ihm.. Und weiter<br />
wächst die Kraft seiner St<strong>im</strong>me, nicht das sie lauter wird, nein, daß nicht; doch sie<br />
dringt <strong>im</strong>mer tiefer in dem L<strong>im</strong>bus, den jenseitigen Sphären. Die Fäden der Magie<br />
beginnen sich neu zu verweben und es wächst zuerst ganz vorsichtig und zaghaft<br />
ein neues Band zwischen dem Stab und Jurge. Er bemerkt kaum, wie sich der Stab<br />
verändert und seine St<strong>im</strong>me ist nur noch ein leises Murmeln. Er spricht die Worte<br />
113
kaum noch, doch es ist nicht so, daß er sie nur noch denkt, nein - er selber wird<br />
zu den Worten. In dieser mit den Ohren wahrnehmbare Welt ist seine St<strong>im</strong>me zu<br />
leise geworden um sie noch wahrzunehmen - doch L<strong>im</strong>bus währe sie laut und klar<br />
zu verstehen - wenn dort einer lauschen würde... Später - Jurge könnte nicht sagen<br />
wieviel Zeit vergangen ist - verstummt er und ergreift den Stab. Er sitzt einfach<br />
nur so da und läßt die Magie zwischen sich selbst und seinem Stab fließen ohne<br />
dies bewußt kontrollieren zu können. Irgendwann dann kommt er wieder zu sich<br />
selbst zurück. Er weiß nicht einmal, daß schon ein ganzer Tag vergangen ist; doch<br />
erfreut stellt er fest, daß der Zauber gelungen ist. Doch er ist sehr erschöpft und<br />
so läßt er sich etwas zu Essen bringen speist und trinkt kurz etwas - und begibt<br />
sich zur Ruhe.<br />
Noch am selben Abend, an dem Jurge mit seinem Zauber beginnt, macht Legolas<br />
sich dann wie verabredet auf in Richtung Hafen, um in der Kneipe ’Alle Winde’<br />
Sabu zu treffen. Er geht in diese Taverne - und fühlt sich prompt fehl am Platz.<br />
Die Gespräche verstummen und alle Blicke ruhen kurz auf ihn. Es sind größtenteils<br />
Matrosen, teilweise ziemlich abgerissene Gestalten. Auch die Einrichtung ist nicht<br />
gerade nobel. Genau genommen ist sie sogar ausgesprochen spärlich möbliert.<br />
Legolas vermutet sofort, daß dies wohl dazu dient, die Kosten für eine neue Einrichtung<br />
nach einer Schlägerei gering zu halten. Der Elf bestellt sich ein Bier<br />
und zahlt sofort. Aber zum Glück muß er nicht lange warten; er hat erst zwei<br />
Schluck getrunken als Sabu schon hereinstürmt: ”Wo ist dieser elende Dieb, dieser<br />
langohrige Elf?!” brüllt er. Als der Zwerg den Elfen erblickt, stürzt er sich auf<br />
ihn. Er versucht ihn einfach umzurennen, aber er torkelt dabei leicht und verfehlt<br />
den Elfen knapp. So hat Legolas Zeit zu reagieren. Er stößt Sabu heftig von<br />
hinten, so daß der zu Boden geht. Der Zwerg fängt an zu fluchen: ”Du elendes<br />
Schwein, wenn ich Dich einmal in einem stillen Moment erwische, dann zieh ich<br />
Dir die Ohren lang und häute Dich. Warte nur! Glaub nur nicht, daß ich Dir<br />
noch mal helfe! Mann, Du bist des Todes!” Legolas nutzt die Gelegenheit und<br />
verläßt fast Fluchtartig die Kneipe, während Sabu ihm noch wütend hinterher<br />
brüllt. Der Zwerg fuchtelt noch mit seiner Waffe herum, doch einer der umstehenden<br />
Matrosen versucht ihn zu beruhigen: ”Hey, reg’ die doch nicht so auf! Diese<br />
bartlosen Gesellen sind’s nicht wert...” Der Matrose grinst ihn breit an, während<br />
weiter hinten in der Kneipe Witze über die alte Feindschaft zwischen Elfen und Zwerge<br />
macht. Doch Sabu beschließt, diese Bemerkungen zu ignorieren und antwortet<br />
lieber den Matrosen: ”Naja, Du magst recht haben. Aber diese Langohren können<br />
mich manchmal einfach ziemlich aufregen.” Der Zwerg seufzt leicht, was den Matrosen<br />
erst recht zum Grinsen bringt. ”Nu beruhige dich doch. Trink lieber einen<br />
mit mir!” Sabu nickt: ”Das ist <strong>im</strong>mer eine gute Idee!” Der Zwerg ruft nach dem<br />
Wirt: ”Zwei Bier für mich und meinen Freund hier!” Der Seemann grinst breit als<br />
er hört, daß er eingeladen wird. ”Das läßt sich hören!” Nach einiger Zeit sind beide<br />
angeregt am zechen und dabei fängt der neue Freund von Sabu von seiner letzten<br />
Heuer zu erzählen: ”Auf diesen Schiff waren richtig seltsame Passagiere. Einige<br />
ziemlich schweigsame Gestalten, die sich in einer Kajüte einquartierten. Und dann<br />
hatten die auch noch so ’ne verkleidete Sänfte dabei. Aber wer da drin saß, war<br />
einfach nicht herauszubekommen. Die Sänfte wurde erst wieder hier in Prem von<br />
114
Bord gebracht.” Dann wird der Seemann plötzlich ganz leise: ”Eigentlich wurde<br />
sie von so einem unhe<strong>im</strong>lichen Mann abgeholt. Mitten in der Nacht. Und der hat<br />
mich dann noch so seltsam angesehen...” Über die nackten Arme des Mannes läuft<br />
eine Gänsehaut. Dann fährt er mit normaler St<strong>im</strong>me fort: ”Und jetzt suche ich<br />
schon seit drei Tagen eine neue Heuer...” Legolas muß schmunzeln, nachdem er<br />
die Kneipe verlassen hat. Scheinbar sind die wirklich darauf hereingefallen. Er ist<br />
schon gespannt, was Sabu aus den <strong>Thorwal</strong>ern herausbekommt.<br />
Sabu unterhält sich derweil mit dem Matrosen: ”Ich bin eigentlich froh, weg von<br />
der See zu sein. Wenn Du willst, könntest Du mit mir kommen. Aber vermutlich<br />
möchtest Du lieber wieder zur See gehen. Ich könnte mal bei einem Händler,<br />
den ich kenne, ein gutes Wort für Dich einlegen. Aber da müßtest Du mir schon<br />
sagen, auf welchem Schiff Du hergekommen bist!” Der Matrose wirft Sabu einen<br />
fragenden Blick zu: ”Willst’e doch wieder auf See? Naja, mir soll’s recht sein...<br />
’s war die ’Eljascha’, ein Schnellsegler. Falls Du weißt was des ist” Der Seemann<br />
grinst den Zwerg frech an. ”Auf der habe ich in Riva angeheuert. War ’ne ganz<br />
schön lange Fahrt...” Er schweigt versunken.<br />
Da bestellt Sabu noch zwei Bier und prompt wird der Seemann wieder wach.<br />
So fragt der Zwerg den Matrosen: ”Was waren denn das für seltsame Passagiere?<br />
Weißt Du zufällig, wie die hießen oder wo die hinwollten?” Und wieder schaut der<br />
Seemann den Zwerg an: ”Neugierig biste auch nicht, oda? Ich dachte, so wären nur<br />
Spitzohren...” Er grinst frech und scheint wohl wieder die kurze Szene mit Legolas<br />
vor Augen zu haben, bei der sich Sabu etwas ungeschickt angestellt hat. ”Wohin<br />
sie wollten weiß ich nicht. Die sind ja auch ganz früh in der Morgendämmerung<br />
von Bord gegangen. Und mit uns haben die kein Wort geredet. So schweigsame<br />
Leute hatten wir selten an Bord. Sonst wollen Landratten <strong>im</strong>mer alles mögliche<br />
wissen...” Er zwinkert Sabu zu: ”Du bist best<strong>im</strong>mt auch so. Ansonsten sind die<br />
kleinen Leute ja nicht so oft an Bord von ’nem Schiff zu finden. Jedenfalls nicht<br />
freiwillig. Aber naja - morgen früh such ich mir ’ne neue Heuer.” Sabu macht dem<br />
Seemann einen Vorschlag: ”Ich kann mich ja mal für Arbeit für Dich umsehen.<br />
Ich selbst bin in ’zur Trutz’ untergekommen. Komme morgen abend gegen 18.00<br />
Uhr dorthin. Dann kann ich Dir sagen, ob ich was für Dich habe. Und frage<br />
noch ein paar Deiner Kollegen der letzten Reise, ob Ihnen noch etwas einfällt.<br />
Das interessiert mich irgendwie. Ich werde natürlich auch etwas zahlen für gute<br />
Informationen.” Der Matrose grinst ihn an: ”’Zur Trutz’ eh? Das ist wirklich was<br />
für Fremde. Aber gut soll’s ja sein. Mal sehen, wenn ich bis morgen abend noch<br />
nichts habe, kann ich ja vorbeischauen. Und wenn ich noch etwas höre natürlich<br />
auch. Vielleicht höre ich ja was über diese Passagiere.” Er zuckt mit den Schultern.<br />
Als Sabu sich nachdem er seine Rechnung be<strong>im</strong> Wirt beglichen hat zum Gehen<br />
wendet, prostet der Seemann ihm noch einmal zu.<br />
Am nächsten morgen trifft Sabu Thamar und Kuno be<strong>im</strong> Frühstück. Und gleich<br />
muß er ihnen erst einmal erzählen, was er am Abend erlebt hat, und entschuldigt<br />
sich über sein Verhalten gegen Legolas: ”Es war mit ihm ab größtenteils abgesprochen!<br />
Und ein bißchen war halt <strong>im</strong>provisiert!” Be<strong>im</strong> letzten Satz kann er<br />
allerdings ein leichtes Grinsen nicht unterdrücken. Von Thamar erfährt er, daß die<br />
Cantos und Deion nur knapp verpaßt hat. Die kümmern sich nur gerade darum,<br />
115
daß die restlichen Sachen von Bord geholt werden. Wenn er noch warten will, die<br />
kommen schließlich gleich wieder.<br />
Doch der Zwerg will erst einmal zum Viehmarkt auf der ’Premer Baumblüte’.<br />
Dort sucht er den Händler mit dem Pony. Der wartet auch schon ungeduldig; er<br />
scheint sich nicht so sicher gewesen zu sein, daß Sabu wirklich wiederkommt. Der<br />
Zwerg wiederum untersucht noch mal das Pony. Erst als er sicher ist, dasselbe wie<br />
am Vortag vor sich zu haben und das es <strong>im</strong>mer noch gesund ist, willigt er endgültig<br />
in den Kauf ein. Seufzend trennt er sich von den schönen Dukaten. Aber dann<br />
fragt er noch den Händler, welchen Sattler er empfehlen könnte. ”Da kann ich Dir<br />
eigentlich nur raten zu Cern zu gehen. Der hat eine große Auswahl an fertigen<br />
Sachen - und auch bei Sonderanfertigungen arbeitet er schnell und gut.” Und so<br />
sucht Sabu diesen Cern um dort Zaumzeug und Sattel und Satteltaschen machen<br />
zu lassen. Allerdings muß er dort erfahren, daß eine Sonderanfertigung nicht nur<br />
doppelt so teuer ist wie normal, nein es würde auch noch ungefähr eine Woche<br />
dauern. ”Wenn du willst, nehme ich sofort Maß, aber ich habe best<strong>im</strong>mt auch<br />
einen passenden Sattel für dein Pferdchen... Zaumzeug, Sattel und die Satteltasche<br />
würden nur 63 Silbertaler kosten. Wenn ich den Sattel speziell für dein Pony<br />
machen soll, kostet das 6 Dukaten extra...” Sabu braucht nicht lange zu überlegen:<br />
wenn ein normaler Sattel auch paßt, n<strong>im</strong>mt er den! Also zählt er sorgsam sein Geld<br />
ab und bringt dann sein Neuerwerb erst einmal in den Stall des Gasthofes unter.<br />
Nachdem das Pony sicher untergestellt ist, geht er mit Tira an seiner Seite<br />
in den Premer Läden bummeln um seine Ausrüstung zu vervollständigen. Er ist<br />
schon einige Zeit unterwegs als ihm der Matrose von vorherigen Abend wieder<br />
einfällt. Und so macht er sich auf der Suche nach Ettel. Zum Glück war er schon<br />
einmal bei Kjaskar gewesen, so daß er das Haus bald wiederfindet. Dort erfährt er,<br />
daß er Ettel <strong>im</strong> Drachenhaus suchen sollte. ’Na gut’ denkt er sich. ’warum nicht’<br />
So macht er sich auf den Weg und findet nach einiger Zeit auch den Kaufmann.<br />
Der scheint sehr zufrieden zu sein und erzählt etwas von ’erfolgreichen Geschäft’.<br />
Heute abend kann er schon den Gewinn bringen! Als er allerdings Sabus Bitte<br />
hört, muß er ihn enttäuschen. ”Nein, ich muß mir ja selber erst einmal ein neues<br />
Schiff kaufen. Und das werde ich erst in <strong>Thorwal</strong> machen. Und dahin werde ich<br />
mir eine Passage buchen...” Sabu ist <strong>im</strong> ersten Moment etwas enttäuscht, aber er<br />
hat es <strong>im</strong>merhin versucht.<br />
Thamar geht währenddessen noch einmal auf den Markt, um zu sehen, ob irgendein<br />
Händler vielleicht eine magische Waffe anzubieten hat. Manchmal wollen<br />
auf den Märkten einige Abenteurer ja ihre ’Funde’ versilbern und wissen oftmals<br />
gar nicht, was sich da in ihrem Besitz findet. Allerdings findet sie diesmal nichts<br />
derartiges, das Glück ist ihr was das betrifft nicht hold. Dafür entdeckt sie einen<br />
kleinen Stand eines Schreibers, der nicht seine Dienst zum Briefe schreiben anbietet<br />
und allerlei Schreibwaren; Pergament, Papier und auch Tusche in allen Farben;<br />
anbietet, nein er hat auch eine kleine Kartothek, aus denen er nach Wunsch<br />
innerhalb weniger Stunden Duplikate anfertigt. Von einer Weltkarte und einer<br />
<strong>Thorwal</strong>karte hat er sogar schon einige Duplikate auf Vorrat angefertigt. Allerdings<br />
ist sind die Karten nicht ganz billig: zwei Dukaten für die Weltkarte, für die<br />
<strong>Thorwal</strong>karte sogar drei da sie in Farbe ist.. auch wenn sie nur einen Teil Thor-<br />
116
wals darstellt. Doch der Schreiber preist seine Zeichenkünste weiter an: Auch von<br />
anderen Gegenden kann ich euch Karten machen! Und gar nicht teuer!”<br />
Kunos Schuhe sind nicht die besten, daher will er sich noch vor der Abreise bequeme<br />
Wanderstiefel zulegen und schaut sich am nächsten Tag nach einem Schuster<br />
um. Zuerst geht er auf dem Markt um und findet auch prompt einen Händler mit<br />
leichten Stiefeln, die nur 29 Silbertaler kosten sollen. Doch er schaut sich noch<br />
etwas weiter und findet einen Schuster, der ihm ein Paar für 34 Taler nach Maß<br />
anfertigen würde. So ist er noch am überlegen, was er machen soll... In der Nacht<br />
in seinem Einzelz<strong>im</strong>mer hat Kuno das Geld <strong>im</strong> Beutel gezählt und erfreut festgestellt,<br />
daß er ruhig fünf Silbertaler mehr in erhöhten Komfort investieren kann.<br />
Und so entschließt er sich, die maßgeschneiderten Stiefel des Schusters zu kaufen;<br />
allerdings nur, wenn sie noch rechtzeitig fertig werden! Zu seiner Freude kann<br />
der gegen eine geringe Summe von 3 Silbertaler dazu gebracht werden, bereits am<br />
nächsten Abends mit den Stiefeln fertig sein.<br />
Auch Legolas geht auf den Markt bummeln. Dabei erwirbt er auch noch zwei<br />
gut ausbalancierte Wurfdolche mit zu seiner Kleidung passenden Dolchscheiden<br />
aus Leder. Dazu kommen an einem anderen Stand noch zwei Pechfackeln, eine<br />
Zunderdose m. Inhalt und ein zehn Schritt langes Kletterseil. Legolas möchte<br />
sich auch noch ein Pferd zulegen, jedoch ist er noch am überlegen. Er sieht sich<br />
jedenfalls auch gleich nach einem schönen Tier um. Allerdings übersteigen die<br />
Preise sein derzeitiges Vermögen deutlich. Er könnte sich nur unerfahrene Tiere<br />
leisten, es sei den er n<strong>im</strong>mt mit einem Mherwatiesel vorlieb.<br />
Cantos quartiert sich auch in der Gaststätte ein, wo die anderen schon Z<strong>im</strong>mer<br />
haben. Ansonsten vertreibt er sich die Zeit damit, ein bißchen Prem zu erkunden,<br />
wobei er besonders darauf achtet nicht wieder bestohlen zu werden. Vielleicht<br />
trifft er ja Bekannte und kann mit denen ein Bierchen trinken. ”Wer möchte kann<br />
sich mir gerne anschließen.” meint er zu den anderen. Und Kuno willigt sofort ein.<br />
Auch Deion will sich anschließen. Schließlich ist es viel interessanter gemeinsam<br />
irgendwelche Läden zu ’plündern’. Deion rückt allerdings Cantos fast ’auf die<br />
Pelle’; er schlägt nämlich gleich vor, sich ein Z<strong>im</strong>mer zu teilen. Cantos entgegnet<br />
erst einmal frech grinsend: ”Wie soll ich das denn verstehen?” ”Och, Ich denke<br />
eben praktisch” entgegnet Deion. Allerdings wird Cantos auch schon wieder etwas<br />
ernster: ”Da hab ich nichts dagegen, ist auch billiger.” ”Siehste, so sehe ich es aus.”<br />
st<strong>im</strong>mt Deion zu. ” Übrigens, wollen wir noch ordentlich einen drauf machen? Wer<br />
weiß, wann wir wieder die Gelegenheit haben?” Deion grinst wieder. ”Außerdem<br />
habe ich festgestellt, das ganze Gold ist höllisch schwer... Also weg damit!” Das<br />
Grinsen wird noch breiter. Vermutlich stellt er sich gerade vor, wie das Geld auf<br />
vergnügliche Art und Weise ausgegeben werden kann...<br />
Dann fragt Cantos: ”Wo wollen wir uns denn einquartieren? Zur Trutz oder<br />
bei Venske?” Deion ist es fast egal. Obwohl: ”Dorthin, wo am meisten los ist!”<br />
Und da die meisten ja sowieso schon ’zur Trutz’ wohnen, ziehen sie halt dorthin<br />
zusammen. ”Gut!” meint Cantos. ”Dann laß uns Prem unsicher machen.” Da<br />
Kuno nichts Rechtes einfallen will, wie er Legolas bei seiner Suche unterstützen<br />
könnte, beschließt er sich von Deion und Cantos mit den <strong>Thorwal</strong>er Sitten vertraut<br />
machen zu lassen. Da kommt ein Bummel durch Prem genau richtig. Und<br />
117
wer weiß? Vielleicht würde man ja tatsächlich noch einen Hinweis aufschnappen.<br />
Allerdings will Kuno diesmal sich be<strong>im</strong> Alkoholkonsum etwas zurückhalten, ein<br />
Kater pro Woche reicht ihm dann doch...<br />
Fyanna schläft erst mal lange, um Kraft zu tanken für das neue Abenteuer.<br />
Nach dem Frühstück treibt es sie zum Marktplatz, wo sie einen kleinen Holznapf<br />
für Nostradamus ersteht und nach einem Paar halbhoher Stiefel Ausschau hält.<br />
Die Sandalen, die sie trägt, lösen sich schon langsam auf. Später trifft sie dann<br />
Cantos, Deion und Kuno auf den Markt und schließt sich ihnen an.<br />
Legolas sucht am derweil auf dem Markt nach einem Shadif, daß er sich leisten<br />
kann und daß mit ihm ’harmonisiert’. Er n<strong>im</strong>mt sich vor, seine Suche auf<br />
’Elenviner Vollblüter’ auszudehnen, wenn er keine Shadif findet. Legolas würde<br />
am liebsten sofort aufbrechen ... jedoch ohne Pferd würden ihm wohl seine Sachen<br />
zu schwer werden. Als er sich so umsieht findet er keine Tiere der gewünschten<br />
Rasse, dafür fällt ihm ein Privatmann mit einer ungefähr 1,60 Schritt großen Stute<br />
auf. Ein Rotfuchs ist sie, mit einem feinen ausdrucksvollen Kopf. Ihr Hals ist lang<br />
und geschwungen ihr Schulter schräg und ebenfalls lang. Sie hat eine tiefe fast<br />
etwas schmale Brust und eine ebene Kruppe mit hochangesetzten Schweif. Ihre<br />
Gliedmaßen sind trocken und sehnig. Er betrachtet die Stute wohlgefällig und<br />
fragt kurz nach dem Preis: 75 Dukaten soll sie kosten, aber sie ist auch noch recht<br />
jung. Da der Elf eigentlich gerne ein erfahrenes Pferd hätte, sieht er sich erst noch<br />
etwas um.<br />
Etwas später findet er einen hübschen jungen Hengst. Ein kompaktes und<br />
wendiges Tier von gut 1,5 Schritt Größe. Der Hengst ist ausgesprochen kräftig<br />
und der Besitzer fängt auch gleich an die Vorzüge seines Tieres zu preisen: ”Ist<br />
er nicht schön mit seinen lebhaft gescheckten Fell? Beachten sie nur diese wachen<br />
Augen und diese prächtig bemuskelte Schulter. Und dieser kurze Hals spricht für<br />
seine Wendigkeit! Genauso wie dieser kurze Rücken. Und bei einem so schön<br />
ausgeprägten Widerrist ist auch die Sattellage exzellent! Und dieses Tier soll<br />
auch nur 110 Dukaten kosten! Und dabei ist er schon sehr gut eingeritten. Fast<br />
geschenkt ist das!” Sowohl bei der Stute als auch dem Hengst sieht sich Legolas<br />
die Zähne an. Und er achtet besonders auf die Reaktion der Tiere: Vollblüter<br />
sind ja prinzipiell etwas unruhiger. Und unerfahrene junge Tiere erst recht. Das<br />
trifft auch in vollem Umfang für diese Stute zu. Der Hengst ist schon etwas älter<br />
- vielleicht 5 Jahre alt. Er ist also <strong>im</strong> besten Alter, kräftig und trotzdem schon<br />
erfahren genug um nicht bei jeder unerwarteten Bewegung zu scheuen. Der Elf<br />
jedoch möchte lieber ein Tier, daß bei ihm groß wird - und so entscheidet er sich<br />
für die Stute. Zwar ist sie noch unerfahren, aber es ist einfach ein schönes Tier<br />
und war die 62 Dukaten best<strong>im</strong>mt wert...<br />
Thamar fragt sich derweil, was man in <strong>Thorwal</strong> so alles anstellen kann. Die<br />
Rumlauferei auf dem Markt kann sie nicht reizen, sie versucht lediglich, den Kartographen<br />
etwas herunterzuhandeln und kauft bei ihm die <strong>Thorwal</strong>-Karte. Er läßt<br />
sich allerdings kaum <strong>im</strong> Preis drücken... Bei 28 Silberstücke ist Schluß; dafür allerdings<br />
packt er noch eine Pergamenthülle drauf, so daß Thamar die Karte sicher verstauen<br />
kann. Während sie ihre neu erworbenen Besitztümer einpackt erkundigt sie<br />
sich wie nebenbei nach Burgen in der <strong>Thorwal</strong>er Umgebung. Der Schreiber meint<br />
118
nur: ”Hier in <strong>Thorwal</strong> gibt es schon einige Burgen. Die meisten sind allerdings<br />
Ruinen. Wenn Sie es allerdings genauer wissen wollen, dann wenden Sie sich am<br />
besten an Valadur Yasmasson. Er hat einige Karten unserer Gegend, nicht nur die<br />
üblichen Seekarten.” Kurz beschreibt er, wo Valadur zu finden sei und bald schon<br />
macht sich Thamar auf den Weg. Während sie so durch Prem marschiert überlegt<br />
sie, wo sie noch hingehen könnte. So beschließt sie, da es ja keinen Hesindetempel<br />
in <strong>Thorwal</strong> gibt, nach anderen Quellen des Wissens zu forschen, Bibliotheken,<br />
Lehrhäuser oder ähnliches. Sollte es gar nichts in dieser Richtung geben, so würde<br />
sie sich notfalls ein wenig bei den Handwerkern <strong>Thorwal</strong>s umschauen und dort<br />
versuchen, den einen oder anderen Kunstgriff aufzuschnappen.<br />
Als Thamar so vor sich hinstampft verläuft sie sich erst einmal. Erst als sie<br />
etwas weiter bergauf geht und es ihr gelingt von einem größeren Platz aus die<br />
Trutzburg zu erspähen, weiß sie wieder wo sie ist. So wird es Mittag bevor sie bei<br />
diesem Valadur eintrifft. Der ist zuerst etwas argwöhnisch, doch als er sieht, wen<br />
er da vor sich hat, ist er gerne bereit die junge Hesindegeweihte hereinzulassen.<br />
Natürlich hat er Zeit für sie! Und natürlich zeigt er gerne seine Bibliothek! Fast<br />
stolz führt er sie in einen Nebenraum, in dem einige Bücher in einem Regal stehen.<br />
Auch einige Pergamentrollen sind sorgsam <strong>im</strong> Regal verstaut. Und schon schickt<br />
er seinen halbwüchsigen Sohn los, um Tee zu bereiten. Dabei entschuldigt er sich,<br />
daß niemand sonst da ist: ”Aber meine Frau ist wieder zur See und Herm ist mit<br />
seinen 8 Jahren doch noch etwas zu jung um mitzufahren. Und da ich sowieso<br />
lieber bei meinen Büchern bin...” Er zuckt fast verlegen mit den Schultern.<br />
Doch kaum fängt Thamar an ihn vorsichtig auszufragen ist er sofort Feuer und<br />
Flamme; sogar sein Tee wird kalt: ”Tja die Burgen. Die stammen fast alle aus<br />
der Zeit der Besetzung durch die Kaiserlichen. Das ist ja schon lange her, aber<br />
noch nicht völlig vergessen. Na, jedenfalls sind die meisten Burgen zerfallen. Aber<br />
die Trutzburg hier in Prem stammt ebenso wie die alte Kaiserliche Zwingfeste in<br />
<strong>Thorwal</strong> noch aus dieser Zeit. Ansonsten sind in den Hjaldorberge genauso wie<br />
<strong>im</strong> Steineichenwald noch einige zu finden. Hier direkt bei Prem weiß ich nur von<br />
einer genaues. Diese ist zwischen Prem und Kord am Westrand der Berge etwas<br />
südlich der Straße. Von einer zweiten Ruine habe ich gehört, weiß aber nicht<br />
inwieweit diese Informationen st<strong>im</strong>men. Sie soll aber nördlich von Prem in den<br />
Bergen liegen. Also in Richtung Skjalde. Ob das allerdings so richtig ist kann ich<br />
nicht beurteilen....”<br />
Nachdem Valadur so in Fahrt gekommen ist, wechselt er über zu der Geschichte<br />
des Landes. Und nach mehreren Stunden stellen Valadur und Thamar nach einem<br />
interessanten Exkurs über die Bedeutung der Ornametik in der thorwalschen Kunst<br />
plötzlich fest, daß es schon später Nachmittag ist. Da das Mittagsmahl schon längst<br />
überfällig ist, wird Thamar eingeladen doch noch ’gemeinsam das Brot zu teilen’<br />
wie Valadur es ausdrückt. Und nach einem rustikalen Mahl verläßt Thamar voller<br />
neuer Ideen und Geschichten das Haus - nicht ohne einen herzlichen Abschied.<br />
Und - wie Valadur betont: ”Sie sind <strong>im</strong>mer willkommen! Ich würde mich jedenfalls<br />
freuen, wenn sie noch mal etwas Zeit für eine kleine Diskussion hätten...”<br />
Am früher Abend kommt auch schon Ettel in das Z<strong>im</strong>mer von Thamar, was die<br />
anderen natürlich gleich bemerken. Schließlich fällt ein bekanntes Gesicht, zudem<br />
119
noch mit einer kleinen Truhe, schon auf. So kommen fast alle auf das Z<strong>im</strong>mer<br />
nach, als Ettel gerade dabei ist, die Truhe zu öffnet. ”So” meint er, ”hier habt<br />
ihr Euer Geld: 820 Dukaten von der Beute, dann noch die 180 Dukaten aus dem<br />
Schmuckkästchen. Ich habe alles in die hier gültige Währung gewechselt. Als<br />
Sabu die Münzen prüft, sind keine Al’Alfaner Schillinge und Bornländer Groschen<br />
mehr dabei, auch tragen alle Münzen das Porträt des Kaisers. Und dann hier der<br />
Gewinn von der Knorre; 1450 Dukaten. Ich hoffe ihr seit zufrieden...” Er packt<br />
mehrere schwere Beutel auf den Tisch und schon verabschiedet er sich. ”Wenn ihr<br />
mal wieder in <strong>Thorwal</strong> seit, könnt ihr gerne vorbeischauen! Ich selbst habe eine<br />
Passage für morgen früh gebucht.” Und schon ist er zur Tür heraus.<br />
Thamar ist über das Geld nicht so erfreut, wie sie sein sollte. Was soll man<br />
damit bloß anstellen? Zum Transport ist es viel zu schwer, und selbst mit Lasteseln<br />
ist es gefährlich, erstens zu verhindern, daß Räuber auf sie aufmerksam werden und<br />
zweitens auf das Geld in den Abenteuern, die noch auf sie warten, aufzupassen.<br />
Aber natürlich ist sie dafür, die Gesamtsumme unter allen gleichmäßig aufzuteilen.<br />
So packt sie das Geld in zehn gleichmäßige Haufen a 245 Dukaten - für jeden einen.<br />
Zufrieden packen die Anwesenden ihren Anteil ein. Die Anteile von Jurge, Devon<br />
und Ancoron n<strong>im</strong>mt Thamar in Verwahrung. Den restlichen Proviant zu Verteilen<br />
schien kein Problem zu sein. Nur Cantos wollte etwas Proviant für sich, für den<br />
Rest schien sich niemand zu interessieren. So wurde schnell beschlossen, alles einfach<br />
als gemeinsamen Besitz zu betrachten; wenn einer Hunger hat, wird es einfach<br />
gegessen. Und tragen wird es halt - so meint Deion - irgendein Lasttier. Es wird<br />
sich schon noch eins finden, daß nicht überladen ist. Auf Deion Vorschlag von dem<br />
Erlös ein Lasttier für alle zusammen zu kaufen wird allerdings nicht weiter eingegangen<br />
- niemand kann sich für diese Idee begeistern. So zuckt der <strong>Thorwal</strong>er mit<br />
den Schulter und genießt erst einmal den Genuß des frisch erworbenen Reichtums.<br />
Auch die beiden Tigelchen werden sicher verstaut. Aber die Fibel, die möchte<br />
Cantos zurück. Doch damit ist Thamar nicht einverstanden: ”Entschuldige bitte,<br />
aber ich habe die Zauberkraft der Fibel entdeckt, ich habe sie untersuchen lassen<br />
und Geld ausgegeben um den Spruch zu bekommen, mit dem sie wieder aufgeladen<br />
wird. Wir haben noch die Kette, die vor Waffengewalt schützt, aber die Fibel<br />
erkläre ich zum Besitz Hesindes. Ich bin aber natürlich bereit, sie durch einen<br />
entsprechenden Anteil an der Beute zu ’bezahlen’.” Doch Cantos gibt so schnell<br />
nicht auf: ”Du hast aber ein sehr einnehmendes Wesen, liebste Thamar. Hätte ich<br />
sie nicht diesem toten Piraten abgenommen, würde sie noch <strong>im</strong>mer auf dieser Insel<br />
liegen. Geld will ich dafür auch nicht, schließlich habe ich ja auch nichts dafür<br />
bezahlt.” Thamar jedoch läßt dieses Argument nicht gelten: ”Wir können uns nun<br />
einmal nicht alle mitten in Schwierigkeiten auf die toten Gegner stürzen, um sie<br />
auf ihre Besitztümer zu untersuchen. Aus genau diesem Grund wird es den Orks<br />
niemals gelingen, eine wichtige Schlacht zu gewinnen, denn ihr Neid trägt <strong>im</strong>mer<br />
Zwist in die eigenen Reihen. Mein Glauben verlangt von mir, daß ich mich bemühe,<br />
Hesindes Gegenstände zu verwalten oder zumindest dafür zu sorgen, daß sie in die<br />
richtigen Hände gelangen; ich hoffe, Cantos, Du kannst das akzeptieren, so wie<br />
ich die Eigenarten meiner Begleiter akzeptiere - das sollte nicht zum Streit unter<br />
uns führen.” Verärgert und enttäuscht wendet sich Cantos anderen Dingen zu:<br />
120
”Behalte sie und werde glücklich.” Für Cantos ist dieses Thema erledigt. Betroffen<br />
schaut Thamar hinter Cantos her. Hoffentlich ergibt sich <strong>im</strong> Verlauf der Reise eine<br />
Möglichkeit, ihn zu versöhnen. So bleiben Thamar beide Schmuckstücke.<br />
Um das Thema zu wechseln erzählt Thamar den anderen von ihrem Gespräch<br />
mit Valadur. ”Ich finde, wir sollten uns auf den Weg nach Daspota machen und<br />
dabei dieser Burg nördlich von Prem einen Besuch abstatten. Möglicherweise<br />
finden wir dort sogar diesen gehe<strong>im</strong>nisvollen Reisenden. Und da es so aussieht,<br />
als führe die Reise uns in die Berge, sollten wir uns entsprechend ausrüsten.” Als<br />
Fyanna Thamars Vorschlag hört nach Daspota zu reisen, nickt sie zust<strong>im</strong>mend.<br />
Auch Cantos ist dieser Meinung: ”Nach Daspota sollten wir aufbrechen, sobald alle<br />
ihre Ausrüstung haben.” Da niemand widerspricht, wird erst einmal gemeinsam<br />
in der Gaststube der Pension gespeist. Nach dem Mahl ziehen sich alle mehr oder<br />
weniger schnell auf ihre Z<strong>im</strong>mer zurück.<br />
In der Nacht verschwindet Fyanna von ihrem Z<strong>im</strong>mer. Dabei n<strong>im</strong>mt sie nicht<br />
nur frisches Brot, Salz, Wein und schöne rote<br />
Äpfel mit in den Wald, sondern<br />
auch ihren kleinen Nostradamus. Sie sucht sich <strong>im</strong> nahegelegenen Wald eine kleine<br />
Lichtung, die ihr ’richtig’ erscheint. Dabei läßt sie sich von ihrer inneren St<strong>im</strong>me<br />
leiten und schon bald hat sie eine kleine verwunschene Lichtung vor, neben einem<br />
Bachbett zwischen Felsen, aus dem der Bach entspringt. Dort opfert sie dann<br />
zuerst 7 Dukaten in die Quelle. Anschließend bietet sie das Essen und den Wein<br />
Satuaria dar. Nach einer kurzen Andacht wendet sie sich jedoch der jungen Katze<br />
zu; hier an diesem speziellen Ort, endlich ausgeruht von den letzten Strapazen, ist<br />
es an der Zeit mit Nostradamus die Bindung einzugehen. Sie n<strong>im</strong>mt den kleinen<br />
Kater sanft in den Arm, streichelt ihn beruhigend und lehnt sich an einen Baum,<br />
der vom Mondlicht erhellt wird. Zunächst etwas nervös, dann aber <strong>im</strong>mer ruhiger<br />
wartet sie geduldig auf die erste geistige Berührung ihres Vertrauten. Kurz vor<br />
dem Morgengrauen kehrt sie zufrieden auf ihr Z<strong>im</strong>mer zurück. Sie weiß, daß es<br />
gelungen ist dieses spezielle Band zu knüpfen.<br />
Am nächsten Morgen tauchen nacheinander die drei fehlenden Reisegenossen<br />
auf. Jurge murmelt etwas von Arbeit, die noch zu tun sei. Schließlich will er sich<br />
doch noch an dem nächsten Stabzauber versuchen. Devon und Ancoron scheinen<br />
sich demgegenüber einig zu sein, daß diese Stadt einfach zu groß ist... Nach<br />
einer kurzen aber erfreuten Begrüßung geht Thamar mit den dreien aufs Z<strong>im</strong>mer<br />
und gibt ihnen deren Anteil. Nach einer kurzen Unterhalten gehen die drei<br />
aber wieder, scheinbar wollen sie nicht lange bleiben... Devon selbst ist glücklich,<br />
das Dolchritual gemeistert zu haben, doch es war anstrengend - und so will er sich<br />
erst noch kurz erholen und vielleicht doch noch die Stadt kennenlernen... Jurge jedoch<br />
hat anderes vor: er kauft sich bei einem kleinen Alch<strong>im</strong>ieladen Zaubertränke<br />
und erneuert so seine verlorene magische Kraft. Dann begibt er sich wieder auf<br />
sein Z<strong>im</strong>mer um sich erneut mit seinem Stab zu befassen. Auch diesmal zeichnet<br />
er wieder einen Kreis voller Symbole auf den Fußboden, doch diesmal sieht der<br />
Kreis etwas anders aus, hat er doch selbstverständlich andere Symbole gewählt.<br />
Und wieder st<strong>im</strong>mt er leise und geduldig eine Formel an, eine andere Cantationes<br />
als das vorherige Mal. Diesmal will er, daß den dritten Stabzauber weben. Doch<br />
so sehr er auch die Worte fühlt und soviel Kraft er auch hineinlegt - sie scheint<br />
121
nicht zu reichen. Es gelingt ihm nicht eins zu werden mit der Formel und je mehr<br />
Energie er in seine St<strong>im</strong>me legt, desto mehr entzieht sich ihm das Gehe<strong>im</strong>nis der<br />
Worte. Er spricht sie zwar, doch er fühlt sie nicht. Er wird nicht zu einem Teil von<br />
ihnen. Nach langer Zeit muß er enttäuscht erkennen, daß dies nicht die Zeit ist<br />
um diesen Zauber zu wirken. Scheinbar hat ihm das vorherige Ritual doch zuviel<br />
Konzentration gekostet - oder es ist der vielleicht doch noch vorhandenen Schlafmangel.<br />
Er weiß es nicht - doch er akzeptiert es. Immerhin ist es ihm gelungen<br />
den zweiten Stabzauber zu sprechen - und auch der kann ihm sehr nützlich sein.<br />
Die anderen sind unterdessen be<strong>im</strong> Frühstück geblieben während Jurge sich<br />
an seinem zweiten Ritual versucht. Sie unterhalten sich die Abenteurer über ihre<br />
Pläne für den Tag. Gemeinsam überlegen sie, was sie mit dem vielen Geld anfangen<br />
wollen. Thamar möchte sich umsehen, ob man das Geld bei einem Juwelier<br />
in leichte, wertbeständige Schmuckstücke umwandeln kann. Einen Teil ihres Anteils<br />
will sie aber für einen Lastesel verwenden, da die anderen sich auch Reittiere<br />
zugelegt haben. Sie hält aber ein Pferd nicht für so sinnvoll, da man erstens nicht<br />
weiß, in welches Gelände man vorstoßen wird und zweitens die Reitkünste der<br />
Gruppenmitglieder sich sicher sehr unterschiedlich gestalten. Ein starkes, gesundes<br />
Lasttier scheint ihr da sinnvoller. Einen Esel oder ein Maultier als Lasttier<br />
zu kaufen, hatte Fyanna sich auch schon überlegt. Kurz entschlossen will sie<br />
der Geweihten zum Händler folgen. Deion meint: ”Edle Thamar, ich bin einer,<br />
der nicht reiten kann und würde mich freuen, wenn ihr mich in einer Kutsche<br />
oder wenigstens einem Karren begleiten würdet. Vielleicht kommt noch jemand<br />
mit?” Thamar zeigt ihr warmherzigstes Lächeln: ”Lieber Deion, sehr gerne. Aber<br />
ich weiß nicht, ob ein Karren eine gute Idee ist. Ich befürchte nach den Informationen<br />
des Kartographen <strong>im</strong>mer noch, daß wir in die Berge müssen, und auf<br />
unwegsamen Gelände könnten wir schnell hilflos dastehen. Darum eben denke ich<br />
an ein Maultier oder einen Lastesel.”<br />
Doch Deion gibt so schnell nicht auf: ”Naja, auch <strong>im</strong> Gebirge wird es Straßen<br />
oder Wege geben, denn wir suchen doch ein Dorf oder zumindest eine Burg. Und<br />
so ’was baut niemand mitten in die Wildnis, so das niemand hinkommt! Oder?”<br />
Deion grinst der Geweihten verschmitzt zu. ”Ist es <strong>im</strong> Gebirge denn so schl<strong>im</strong>m?<br />
Ich vermisse jetzt schon das Meer und die Küste!” Der <strong>Thorwal</strong>er seufzt laut<br />
und aus tiefstem Herzen. So ganz scheint es ihm nicht zu behagen ins Inland zu<br />
reisen... Er überlegt so bei sich: ’Tja, da wir uns nun wohl alle auf den Weg<br />
zu dieser Stadt machen, sollte ich mich also erst ’mal nach anständigen Stiefel<br />
umsehen, denn mit seinen Sandalen werde ich wohl nicht weit kommen.’ Dann<br />
fragt er die anderen, ob wirklich alle reiten wollen? Denn da reiten eine der<br />
wenigen Dinge ist, die er nicht kann, würde er es begrüßen, wenn sich noch jemand<br />
mit ihm nach einer Kutsche oder wenigstens nach einem Karren umsehen würde<br />
und sich den Preis teilen könnte. Und die ganze Strecke laufen möchte er nach<br />
Möglichkeit vermeiden. Außerdem müßte dann einer der Pferdebesitzer sein Tier<br />
als Zugtier zur Verfügung stellen. Thamar jedoch ist wieder anderer Meinung:<br />
”Ich denke, wir müssen sowieso laufen. Einige von uns können nur schlecht reiten<br />
und große Geschwindigkeiten sind da nicht drin. Und die Packtiere gehen eh nur<br />
Schrittempo.”<br />
122
Deion jedoch bezweifelt die Schlagkräftigkeit dieser Argumente: ”Meinste denn,<br />
ich komme mit einem Esel oder Muli besser zurecht?” Er schaut sie mit einem<br />
ziemlich zweifelnden Gesichtsausdruck an. ”Da kann ich dann gleich laufen, was<br />
ich aber auch nicht möchte! Also ist ein Wagen oder wenigstens ein Karren ideal!”<br />
Hoffnungsvoll lächelt er Thamar an. Cantos jedoch findet Deion Argumentation<br />
ziemlich einleuchtend: ”Ich bin dabei. Auf Brom möchte ich nicht reiten, da ich zu<br />
schwer bin und noch ein Tier möchte ich nicht versorgen müssen. Und auf einem<br />
Karren könnten wir unsere Ausrüstung verstauen.” Als Deion hört, das Cantos<br />
für sein Pferdchen zu schwer ist, muß er erst einmal herzhaft lachen: ”Also nicht<br />
so viel essen und trinken......oder mehr bewegen! Hmmmm.....aber einen Karren<br />
oder Planwagen kann Brom doch ziehen? Den schließlich werden wir ja bald genug<br />
Ausrüstung haben. Wollte nicht jemand ein Zelt mitnehmen?” Deion grinst breit<br />
in die Runde. Doch da mischt sich Fyanna in das Gespräch ein: ”Also; alleine<br />
kann er das gewiß nicht. So ein Planwagen ist viel zu schwer, da bräuchte es<br />
schon mindestens 4 oder 5 solche Ponys. Oder hast Du schon einmal ein derartig<br />
großen Wagen gesehen, der von nur einem Tier gezogen wurde?” Damit schien die<br />
Diskussion beendet. Letztendlich schien es doch darauf hinauszulaufen, das sich<br />
jeder um sein eigenes Gepäck kümmern würde.<br />
Kuno hätte nicht zu träumen gewagt, daß er mehr Gold besitzt als er tragen<br />
kann. So ist denn auch für ihn die Anschaffung eines Tragtiers notwendig. Dementsprechend<br />
beschließen sie sich zu dritt auf den Viehmarkt umzusehen. So<br />
nebenbei rätseln sie darüber, wie der Rest des Geldes am besten angelegt werden<br />
kann. Da erzählt Kuno etwas, was er in Havena gehört hat. Da soll es ein neues<br />
System der Nordland-Bank zu Festum, auch Festumer Wechsel- und Einlagehalle<br />
genannt, geben. Dort kann gegen die Einlage einer entsprechenden Menge Bargeld<br />
ein Wechsel erhalten werden, der in einem anderem Haus dieser Bank eingelöst<br />
werden kann. Leider hat aber diese Bank bisher nur in den großen Städten Aventuriens<br />
entsprechende Häuser gegründet. Mit einer ”Bank” kann Fyanna nichts<br />
anfangen. Sie vertraut ihre Schätze lieber dem Wald an. Und so will sie tief in<br />
der Nacht ausziehen und in den dunklen Forst laufen. Aber dieses Vorhaben verschweigt<br />
sie lieber... Thamar jedoch erkundigt sich be<strong>im</strong> Wirt, ob es hier in der<br />
Stadt einen Ableger der neu gegründeten Nordland Bank gibt. ”Nein, nicht das<br />
ich wüßte.” antwortet der Wirt. ”Aber es soll so etwas in <strong>Thorwal</strong> geben...” So<br />
überlegen sie weiter und irgend jemand meint, daß Schmuck doch recht sicher sei.<br />
Das sind leicht, klein und trotzdem überall auf Dere begehrt! So beschließen sie<br />
zu einem Juwelier zu gehen und sich dort umzusehen.<br />
Auf den Weg zum Viehhändler geht Thamar die ganze Zeit der Streit mit Cantos<br />
um die Silberfibel nicht aus dem Kopf. So verabschiedet sie sich kurz und<br />
sagt, daß sie bald nachkommen wird, denn wenn sie schon mal auf dem Markt<br />
ist, sieht sie sich nach einem besonders schön verzierten Trinkbecher um, den<br />
sie Cantos zum Geschenk machen will. Vielleicht ändert er ja seine ungünstige<br />
Ansicht von ihr. Sie findet auch recht schnell einen wunderschön gearbeiteten<br />
Zinnbecher für nur 3 Silbertaler. Auf dem Weg zum Pferdemarkt kauft sie noch<br />
schnell einige Kleinigkeiten, unter anderen einen Wollmantel, Kletterhaken und<br />
Stiefel für ganze 65 Silbertaler. Dann kommt sie zum Pferdemarkt und trifft dort<br />
123
wieder auf Fyanna, die sich schon nach Lasttieren umsehen. Sie hört gerade noch<br />
wie der Händler sagt: ”Nachdem Ihr ja keine besonderen Wünsche habt, empfehle<br />
ich euch einen Mherwati. Die sind zwar nicht ganz so kräftig wie die größeren<br />
schwarzen Thaluser Esel - aber auch weniger störrisch... Abgesehen davon sind<br />
sie billig. Wie wär’s: ein unerfahrenes Tier für 300 Silberstücke oder lieber ein erfahrenes<br />
für 620?” Als Thamar zu Fyanna meint: ”erfahren in was - <strong>im</strong> Bocken?”<br />
schaut der Händler etwas indigniert: ”Nicht nur, daß ein erfahrenes Tier mehr<br />
tragen kann, es kann obendrein noch als Zugtier eingesetzt werden! Und zudem<br />
sind die Tiere auch etwas ruhiger und oft weniger störrisch.” Er hofft, daß sein<br />
Tonfall nicht zu scharf war, aber schließlich kann er es nicht zulassen, daß jemand<br />
seine Tiere schlecht macht. Nicht einmal wenn es eine Geweihte ist... Thamar<br />
läßt sich von diesen Argumenten überzeugen und beschließt ein erfahrenes Tier<br />
zu kaufen. Es gelingt ihr den Preis auf 59 Dukaten herunterzuhandeln. Fyanna<br />
dagegen entschließt sich lieber ein unerfahrenes Tier zu kaufen, so lassen sich doch<br />
einige Silberlinge sparen. Doch auch ihr gelingt es den Preis zu drücken; letztendlich<br />
zahlt sie 255 Silbertaler.<br />
Anschließend gehen die beiden Frauen noch etwas einkaufen; etwas Kleidung,<br />
Reisebedarf und zum Abschluß geht es zum Juwelier. Der empfiehlt ihnen geschliffene<br />
aber umgefaßte Edelsteine. Die sind leicht, klein und trotzdem überall auf<br />
Dere begehrt! Und da dieser Vorschlag vernünftig erscheint, wird der größte Teil<br />
des verbliebenen Geldes in Diamanten, Rubine, Smaragde und ähnliches umgesetzt.<br />
Legolas schlendert derweil über den Markt und kauft groß ein. Zwar ist ein Vollblut<br />
als Lasttier eigentlich zu schade, aber es gibt viel zu viel, was er gebrauchen<br />
könnte... Nach einem entsprechende Großeinkauf bei dem er auch gleich Sattel und<br />
ähnlich notwendige Sachen für seine Stute kauft, bringt er die Sachen erst einmal<br />
in die Pension. Auch er hat die Idee das restliche Geld in Schmuck und Edelsteine<br />
anzulegen, schließlich sind die doch erheblich leichter als die entsprechenden<br />
Dukaten... Dann schlendert er in zum Swafnirtempel und erkundigt sich nach<br />
Tuwine. Dort hört er, daß sie schon am Vortage zu Fuß aufgebrochen sei um zu<br />
ihren Vater zurückzukehren. Die Familie soll kurz vor Skjalde wohnen, aber mehr<br />
wissen die Leute <strong>im</strong> Tempel auch nicht...<br />
Kuno jedoch holt erst einmal seine Stiefel ab. Auf dem Weg zurück zum Pferdemarkt<br />
schenkt er seine alten Strohschuhe einem Bettler. Der ist sehr erfreut und<br />
noch eine Straße weiter hören... Kuno jedoch wandert über den Marktplatz und<br />
hält Ausschau nach einem gutmütigen und gesundem Zwergenpony, mehr als 100<br />
Dukaten will er jedoch nicht anlegen. Aber er kann ja auch ganz gut feilschen...<br />
Und so schafft er es auch recht schnell ein erfahrenes Tier für nur 91 Dukaten.<br />
Danach besorgt er sich noch das nötige Zubehör, also Sattel, Packtaschen, Zaumzeug<br />
und etwas Futter. Alles <strong>im</strong> allen kostet ihm das 71 Silbertaler mit Futter<br />
für eine Woche. Auch die beiden <strong>Thorwal</strong>er treiben sich noch in der Stadt herum.<br />
Schließlich gibt es noch so viel zu sehen und so viel zu kaufen.. Schließlich ist man<br />
nicht jeden Tag so reich.<br />
Als es dann am frühen Nachmittag zu Regnen anfängt finden sich jedoch bald<br />
alle wieder in der Herberge ein. Aber auch Devon taucht dort auf, er scheint genug<br />
124
davon zu haben alleine zu sein...<br />
Thamar hatte zwar den Zinnbecher gefunden und war zuerst auch glücklich<br />
damit, Doch bei dem Juwelier hatte sie so schöne Pokale gesehen. Daher ließ sie<br />
noch rasch zurück und wählte den schönsten - und teuersten - Silberpokal des<br />
ganzen Ladens aus. Schnell wurde sie sich über den Preis einig - und so war sie<br />
zurück, noch bevor alle an der Herberge waren... Als Cantos auftaucht bittet sie<br />
ihn gleich auf ihr Z<strong>im</strong>mer. Kaum sind die beiden alleine holt sie zwei Flaschen<br />
Wein hervor. Dann schenkt sie gleich in den frisch erstandenen Pokal Wein ein<br />
und überreicht ihn den <strong>Thorwal</strong>er: ”Für Dich!” Er ist erfreut, einen guten Tropfen<br />
weiß sogar er als <strong>Thorwal</strong>er zu schätzen. Doch als er den Pokal geleert hat und<br />
ihn zurückgeben will wehrt Thamar ab. Plötzlich wird Cantos klar, daß auch der<br />
Pokal für ihn ist - und er ist hingerissen. Auf so eine bezaubernde Art wurde ihm<br />
noch kein Geschenk dargereicht. Schon ist Cantos bereit ihr alles zu vergeben.<br />
Die Sache mit der Fibel war schon vergeben und vergessen... Als die beiden nach<br />
einiger Zeit wieder in die Stube kommen sind auch schon Fyanna, Sabu und die<br />
meisten der anderen wieder da.<br />
Sabu fragt Legolas: ”Wann wollen wir denn jetzt aufbrechen?”. Er drängt darauf,<br />
morgen, oder spätestens übermorgen aufzubrechen. Dann wendet er sich an<br />
die Gruppe: ”Ich kann nur jedem empfehlen, ein Reittier zu besorgen. Sonst kommen<br />
wir gar nicht vorwärts. Und am Geld sollte es ja wirklich nicht liegen. Auf die<br />
Reitkünste kommt es sicher nicht an, kauft einfach ein erfahrenes Tier, und dann<br />
werdet Ihr sicher problemlos auf den Straßen und Wegen reiten können!” Dabei<br />
hofft er, daß die Reitkünste der anderen - und auch seine eigenen - wirklich ausreichen.<br />
Und das es wirklich nur auf vernünftigen wegen vorwärts gehen würde...<br />
Legolas antwortet nach kurzem überlegen: ”Ich würde auch sagen, daß wir morgen<br />
aufbrechen. Hoffentlich wird das Wetter nicht schlechter.” Zu allen gewannt<br />
meint er: ”Hat jeder von euch schon ein Pferd oder ähnliches? Zu Fuß brauchen<br />
wir einfach zu lange!” Doch dies wird von einigen verneint; nicht jeder hat ein<br />
Pferd... Abgesehen davon fehlen <strong>im</strong>mer noch Leute aus der Gruppe. Cantos und<br />
Thamar jedoch sind wie Sabu auch der Meinung, daß es langsam Zeit wird wieder<br />
aufzubrechen.<br />
Sabu hatte eigentlich vor noch einen kurzen Ausritt zu machen, um das Pony<br />
an ihn und sich an das Pony zu gewöhnen. Der Regen jedoch ist in einen feinen<br />
unangenehm kühlen Nieselregen übergegangen - und so bleibt der Zwerg lieber in<br />
der Pension und läßt sein Pferdchen lieber <strong>im</strong> Stall.<br />
Cantos ist derweil am überlegen, was er machen soll; da anscheinend alle ein<br />
Reittier gekauft haben, kommt Cantos wohl nicht darum herum sich auch ein Pferd<br />
zu kaufen. So begibt sich Cantos trotz des Regens auf den Markt und sucht nach<br />
einem gutmütigem Tier, das einen unerfahrenen Reiter nicht gleich abwirft. Am<br />
liebsten hätte er ein großes Streitroß, ein Trallopper Riese oder ein Svelltaler...<br />
Daher schaut er sich danach zuerst um. Schon bald entdeckt er einige Kaltblüter -<br />
und erschrickt mächtig, als er den Preis für ein derartiges Streitroß erfährt... Über<br />
500 Dukaten soll so ein Trallopper kosten! Da schaut er sich doch lieber etwas<br />
weiter um. Da fällt ihm ein Teshkaler - eine Kaltblutrasse ähnlich dem Svelltaler<br />
- ins Auge: eine schwarze Stute mit derben schweren Kopf, kurzem und kräftigen<br />
125
Hals, breite Brust, ziemlich steile Schulter, langer und breiter Rücken, mittellangen<br />
Beinen mit gut ausgebildeten Sprunggelenken und geringem Kötenbehang. Die<br />
Stute hat mit ungefähr 1,75 Schritt genau die richtige Größe. Und außerdem<br />
soll sie nur 145 Dukaten kosten, da sie noch nicht so gut ausgebildet ist. Zwar<br />
nicht mehr unerfahren - aber trotzdem... Eingedenk seiner Reitkünste schaut sich<br />
Cantos aber lieber noch etwas weiter um; vielleicht findet er ja doch noch ein<br />
Streitroß, daß er bezahlen kann...<br />
Wenig später entdeckt der <strong>Thorwal</strong>er einen kräftig gebauten Warunkerhengst<br />
neben einen etwas traurig dreinblickenden Mann. Als er diesen anspricht erfährt<br />
er schnell, daß der sein Pferd verkaufen muß, da er inzwischen einige Spielschulden<br />
hat... Und so muß er diesen prächtigen Apfelsch<strong>im</strong>melhengst leider verkaufen. Und<br />
tatsächlich - das Pferd wurde als Streitroß ausgebildet und ist mit 6 Jahren auch <strong>im</strong><br />
besten Alter. So betrachtet Cantos zuerst ziemlich skeptisch den Hengst: Das Tier<br />
ist ungefähr 1,60 groß; hat einen ausgeprägten Ramskopf, hoch aufgerichteten aber<br />
kurzer Hals, breite Brust und weichen langen Rücken, eine rel. kurze recht breite<br />
Kruppe und muskulösen Beinen mit elastischen Fesseln. Das Pferd wirkt <strong>im</strong> ersten<br />
Moment wie etwas wie ein Zugpferd, aber als der Besitzer den Hengst vorführt wird<br />
deutlich wie arbeitswillig er ist. Dadurch läßt sich Cantos überzeugen; und bald<br />
schon sind sich die beiden über den Preis einig: 295 Dukaten soll der Hengst kosten.<br />
Und für 9 weitere Dukaten bekommt Cantos auch gleich die gesamte Ausrüstung<br />
wie Sattel u.ä. dazu.<br />
Auch Legolas geht trotz des Regens noch mal zum Markt, um sich den erfahrenen<br />
Hengst zu kaufen, den er schon am Tag zuvor gesehen hat; passendes<br />
Zaumzeug und einen Packsattel besorgt er sich auch noch. Zum Schluß kauft er<br />
sich auch noch ein Lasso aus Leder, mit dem er während der Reise die Stute an<br />
den Sattel des Hengstes anbinden will. Denn schließlich will er auf dem Hengst<br />
reiten und die Stute für seine Ausrüstung verwenden. Etwas durchnäßt kommt<br />
er mit dem Tier wieder zur Herberge zurück und kümmert sich erst einmal um<br />
Futter für seine beiden Pferde. Damit sie gut behandelt werden schenkt er dem<br />
Stalljungen 5 Silbertaler. Dann setzt er sich in der Herberge erst einmal nahe zum<br />
Kamin, damit er wieder richtig trocken wird und grübelt etwas vor sich hin.<br />
Fyanna selber ist auch noch etwas einkaufen, schließlich könnte sie noch einiges<br />
für ihren Esel gebrauchen. Dabei überlegt sie sich Thamars Vorschlag mit den<br />
Edelsteinen. Und so entschließt sie sich ebenfalls dazu, eine Reserve in dieser Form<br />
anzulegen. Mit den Steinen huscht sie dann auf ihr Z<strong>im</strong>mer und näht sie sorgsam<br />
in ihr Gewand ein. Etwas später geht sie dann ihn die Stube. Dort findet sie am<br />
Kamin Legolas vor. Der Elf spricht sie gleich mit einem einnehmenden Lächeln<br />
an: ”Es wäre mir eine Ehre, wenn ihr mit auf meinem Pferd reiten würdet” Etwas<br />
verlegen aber dankbar n<strong>im</strong>mt Fyanna die Einladung an. Dann fügt Legolas hinzu:<br />
”Wollt ihr meine beiden Pferde sehen?” Er geht daraufhin in den Stall zu seinen<br />
Pferden, damit sie sich schon etwas an ihn gewöhnen. Er leiht sich schon mal das<br />
Striegelzeug und fängt an seine beiden Pferde zu striegeln, dabei hofft er allerdings,<br />
daß Fyanna ihm folgen wird... Dabei überlegt er, wie er das Gepäck am besten<br />
verteilen soll, wenn Fyanna wirklich auf eins seiner Pferde reiten wird. ’Vom<br />
Gewicht her, könnte es wohl noch auf die beiden Pferde passen, aber vielleicht<br />
126
könnte es ja auch Fyannas neuerworbener Mherwati tragen?’ Fyanna geht schon<br />
unauffällig hinter ihm zum Stall, was den Elfen sehr freut. Gemeinsam kümmern<br />
sie sich weiter um die Pferde, damit sie sich an ihren neuen Besitzer gewöhnen.<br />
Da ja niemand eine Kutsche oder einen Wagen kaufen will, wird sich Deion<br />
wohl auch ein Tier kaufen müssen. Also geht er los, um sich einen erfahrenen<br />
Mherwati zuzulegen. Da er keine Ahnung von Pferden oder Esel hat, würde er<br />
es begrüßen, wenn ihn jemand begleiten würde, nicht daß er für gutes Geld einen<br />
alten Klepper kauft. Auf dem Markt schaut er sich dann einige Esel an. Es sind<br />
nicht mehr so viele dort und zudem kommen ihm Zweifel, ob seine Entscheidung<br />
richtig war. Ganz geheuer ist ihm die ganze Sache <strong>im</strong>mer noch nicht. Zwar könnte<br />
ein Esel ohne Probleme einen erwachsenen <strong>Thorwal</strong>er tragen, aber viel Platz wäre<br />
dann nicht mehr für Gepäck. Schließlich soll das arme Tier ja nicht nach wenigen<br />
Schritten zusammenbrechen - und Deions Gepäck wiegt einiges... So schaut er<br />
sich auch bei den Zwergenponys um. Die sollen ja gerade auf Schiffen und auch<br />
in Höhlen sehr umgänglich sein, aber viel kräftiger sehen sie auch nicht aus. So<br />
betrachtet er die Paaviponys - und die kommen seinen Vorstellungen schon näher.<br />
Aber trotzdem riskiert er auch einen Blick bei den Pferden... Es ist wirklich keine<br />
einfache Entscheidung. Da trifft er Cantos, der gerade den Warunker erstanden<br />
hat. Gemeinsam schauen sie sich noch mal die Teshkalerstute an: Kräftig wäre<br />
sie ja schon... Sie könnte mit Leichtigkeit Deion - und dazu noch mehr als 2000<br />
Unzen tragen...<br />
Da Cantos ja ein prächtiges Geschäft mit seinem Pferdchen gemacht hat, wird<br />
sich Deion diese schwarze Teshkalerstute zulegen. Zwar kann er nicht mal so ’gut’<br />
reiten wie sein Freund, doch das schreckt ihn nicht. Vor allem, da die Auswahl<br />
inzwischen recht klein geworden ist... Als Cantos die Entscheidung seines Freundes<br />
hört, meint er zu ihm: ”Ich bin ja der Meinung ein Esel paßt besser zu dir, aber die<br />
Teshkalerstute geht wohl auch in Ordnung.” Da Deion nicht weiß, wieviel er letztendlich<br />
zahlen wird, bittet er Cantos ihm notfalls etwas Geld zu leihen. Doch der<br />
antwortet: ”Wer bin ich? Deine Privatbank?” Deion geht auf den scherzhaften Ton<br />
ein: ”Ein Freund?” ”Ich?” entgegnet Cantos mit scheinbar verwunderter St<strong>im</strong>me;<br />
sein Grinsen aber verrät den Schalk in ihm. ”Nicht?” Deion schaut ihn traurig an.<br />
”Ist außerdem eine Ehre für Dich, von mir als mein Freund angesehen zu werden!”<br />
Und plötzlich breitet sich wieder ein Grinsen über Deions Gesicht. ”Na wenn das<br />
so ist. Dann bin ich natürlich ein Freund.” entgegnet Cantos ebenfalls mit einem<br />
Lachen auf den Gesicht. Und so wendet sich Deion an den Besitzer der Stute<br />
und versucht zu handeln. Immerhin gelingt es ihm, den Preis um 5 Dukaten zu<br />
drücken - und so zahlt er letztendlich 140 Dukaten für die Stute. Inzwischen hat<br />
er es aufgrund des Regens doch ziemlich eilig die restlichen Sachen zu besorgen.<br />
Schnell noch das nötige Pferdezubehör besorgt - und ab ins Trockene.<br />
Sabu derweil frischt noch seine Lebensmittel und seinen Wasservorrat auf. Und<br />
macht sich dann abreisefertig. Thamar jedoch ist in der Pension geblieben. Gelangweilt<br />
schnitzt sie an einem Stück Holz herum. ’Nichts los hier, einfach nichts los.’<br />
Trübe tropft es draußen, trübe hockt Thamar am Tisch... Wann geht’s denn<br />
endlich los?<br />
Doch da stützen die beiden <strong>Thorwal</strong>er herein und sofort wird es wieder etwas<br />
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lebhafter. Kaum sind die Beiden mit ihren Einkäufen fertig meint Cantos zu der<br />
Geweihten: ”Nachdem nun alle mit Reittieren versorgt sind sollten wir aufbrechen,<br />
sonst kommen wir nie von hier weg.” Und sie kann nur zust<strong>im</strong>men. Da taucht auch<br />
gerade Devon auf. Der Druide lacht etwas verunsichert in die Runde und verkündet<br />
mit freudiger St<strong>im</strong>me: ”Leute, ich habe eine schlechte Nachricht für euch: Ich bin<br />
wieder da!” Als Deion ihn so betrachtet, bemerkt er, daß Devon einige neue Sachen<br />
trägt - auch er scheint ein Teil seines Geldes umgesetzt zu haben...<br />
Nach einiger Zeit kommt Legolas zusammen mit Fyanna wieder von Stall<br />
zurück. Kaum erblickt Deion die Hexe wendet er sich auch schon an sie: ” Übrigens<br />
Fyanna... hat er sich benommen?” Er grinst sie dabei verschmitzt an. Doch<br />
Fyanna geht auf seine Andeutungen nicht ein. Auch Legolas ignoriert diese Bemerkung;<br />
er ist guter Laune, was die Anwesenden auf die baldige Abreise schieben<br />
und spendiert allen eine Runde ... Kräutertee. Deion protestiert natürlich lauthals,<br />
wie jemand auf die Idee käme, daß ein gestandener <strong>Thorwal</strong>er wie er so<br />
etwas freiwillig trinken würde! Auch die anderen schauen den Elfen entgeistert<br />
an - und so ändert der Elf die Bestellung natürlich in Bier um. Dabei lächelt er<br />
die anderen recht breit an, und es wird klar, daß er dies sowieso vorgehabt hat...<br />
Natürlich stößt dieser Vorschlag auf breite Zust<strong>im</strong>mung - wie erwartet besonders<br />
auf Seiten der beiden <strong>Thorwal</strong>er. Deion prostet sofort auf das Wohl des Elfen an:<br />
”Ein Hoch auf Legolas! Prost!” ruft er begeistert aus. Einige Zeit später st<strong>im</strong>mt<br />
der Elf ein fröhliches Lied auf seiner Beinflöte an und singt ein altes Lied in Isdira.<br />
Die übrige Zeit unterhält er sich vorwiegend mit Fyanna. Um am nächsten Tag<br />
früh aufbrechen zu können meint er zu seinen Freunden: ”Wir sollten heute nicht<br />
zu lange aufbleiben, und vor allem nicht zu viel Alkohol trinken.” Bei den letzten<br />
Worten blickt er mit einem schmunzeln direkt die <strong>Thorwal</strong>er an. Von dieser Argumentation<br />
läßt sich auch Deion überzeugen: ”Okay, ab jetzt nur noch Bier!”<br />
Cantos dem gegenüber versteht irgendwie gar nicht, wieso der Elf gerade ihn und<br />
seinen Kumpel so direkt ansieht. Und dann meint er noch: ”Man kann nur zuwenig<br />
trinken.” Und grinst breit.. Allerdings trinkt er nicht soviel, daß er sich nicht mehr<br />
orientieren kann. Legolas schlägt kurz nach Sonnenaufgang als Abreisezeitpunkt<br />
vor.<br />
Kurz darauf taucht Ancoron auf und entschuldigt sich, daß er so lange nicht<br />
da war - und zu seinem Bedauern muß er leider die Gruppe verlassen. Gelassen<br />
registriert er, wie groß sein Anteil an der Beute ist. Er packt die Beutel ein und<br />
verläßt leicht resigniert die Pension.<br />
Nach geraumer Zeit hatte auch Kuno bemerkt, daß viele der anderen ihre<br />
Münzen in Edelsteine umtauschten. Allerdings war er anfangs noch recht skeptisch,<br />
das Gold fühlte sich so angenehm an... Nach einer durchgrübelten Nacht und<br />
einigen klärenden Gesprächen, in denen er sich nach den Erfahrungen der anderen<br />
be<strong>im</strong> Juwelier erkundigte, machte er sich am Morgen mit seinen unauffälligen<br />
Geldsäcken und einem schweren Herzen auf zum Goldschmied, um fast sein ganzes<br />
Geld in ungefaßte Edelsteine umzutauschen. ’Das schöne Gold!’ Leise seufzt der<br />
Streuner...<br />
Nun wollte Kuno aber auch sicher gehen, daß er die Steine sicher bei sich<br />
tragen kann, und so schaut er sich bei den Händler in der Stadt um, ob jemand<br />
128
einen Ledergürtel mit eingearbeiteten Gehe<strong>im</strong>taschen hat. Er wäre auch bereit,<br />
einem fähigen Schneider eine angemessene Prämie für eine schnelle Anfertigung zu<br />
zahlen. Dann wird er etwa zwei Drittel der Steine in diesem Gürtel verstauen, den<br />
Rest wird er in seiner Kleidung einnähen. Allerdings drängen die anderen zum<br />
Aufbruch - und so n<strong>im</strong>mt er sich vor jede Rast dafür auszunützen. Geschickte<br />
Finger hat er ja...<br />
Schließlich wird noch einmal das Gepäck kontrollieren, Wasserschläuche und<br />
Provianttaschen sind auffüllen und in der Gaststube trudeln alle am frühen vormittag<br />
ein um auf die Abfahrt warten zu warten. Nachdem er dort auch andere<br />
aus der Gruppe trifft, lädt er sie ein. Deion n<strong>im</strong>mt die Einladung dankend an! Und<br />
bestellt sich prompt einen großen Krug Premer Feuer - und das am frühen Morgen...<br />
Auch Cantos über die Einladung erfreut. Kuno jedoch bremst die beiden<br />
sofort: ”Aber jeder nur ein Getränk, Cantos und Deion!” Als Deion dann scheinbar<br />
entrüstet fragt: ”Warum betont er das nur so?” muß der Streuner lachen.<br />
Und Cantos fragt: ”Alter Knauser. Hast du das von Deion?” Er zwinkert seinen<br />
Kumpel zu. Doch Kuno meint: ”Um ganz ehrlich zu sein, ich konnte mich nicht<br />
mehr erinnern, wer von euch meine Einladung zum Frühstück derart schamlos ausgenutzt<br />
hat,” Kuno grinst die beiden an. Deions Grinsen wird <strong>im</strong>mer breiter: ”Na<br />
na, erst die Leute großspurig zum Frühstück einladen und dann meckern, wenn die<br />
sich satt essen. Hättest Du eben vorher was sagen müssen .. oder mich zu bremsen<br />
versuchen.” Doch Kuno fährt ungerührt fort: ”..und war zu faul zum Nachgucken.<br />
Nach Deions Verhalten diesmal zu urteilen, war er es wohl...” Deion unterbricht<br />
ihn wieder: ”Wie kommst er nur darauf?” Der Streuner schaut ihn kurz an, zuckt<br />
mit den Schulter und meint: ”Aber egal. Muß ich halt woanders sparen, und<br />
zottele mit einem armseligen Pony durch die Gegend, nicht mit Vollblutpferden<br />
wie die Herren <strong>Thorwal</strong>er...”Cantos kann Kuno irgendwie nur zust<strong>im</strong>men: ”Das<br />
ist typisch, selber geizig, aber wenn andere zahlen... Und ansonsten bist Du selber<br />
Schuld, wenn du dein Geld verpraßt. Bei uns hat der Erlös der Beute und Ettels<br />
Lohn gereicht für ein richtiges Pferd.” Es ist deutlich zu merken, daß Kuno von<br />
Pferden nicht viel Ahnung hat. Eine Kaltblutstute für einen Vollblüter zu halten<br />
zeugt jedenfalls nicht von ’Pferdeverstand’...<br />
Sabu wartet derweil mit Tira und dem Pony ungeduldig auf die Abreise. Zu<br />
seiner Erleichterung ist das Wetter nicht mehr ganz so regnerisch. Der Boden ist<br />
zwar gründlich durch durchnäßt und stellenweise aufgeweicht; doch mit Tragtieren<br />
ist das nicht so hinderlich als wenn jemand mit einem Karren unterwegs ist.<br />
Endlich ist alles aufbruchbereit. Auch Jurge ist wieder aufgetaucht und wie<br />
selbstverständlich schließt er sich wieder ohne große Erklärungen der Gruppe an.<br />
Zwar ist es später geworden als geplant, woran Kuno und seine Saufkumpane nicht<br />
ganz unschuldig sind, doch schnell wird noch die Rechnung mit dem Wirt beglichen<br />
und es kann losgehen...<br />
Es erntet einiges Aufsehen als Fyanna zu Legolas mit aufs Pferd steigt, doch<br />
schnell gewöhnen sich die anderen an dem Anblick. Im Schritt geht es voran, da<br />
Devon sich nicht dazu bewegen läßt auf ein Pferd zu steigen. Und auch Thamar<br />
ist zu Fuß, doch frohgemut schreitet sie aus, auch wenn ihre Stiefel bald mit<br />
Moder bedeckt sind. Es läßt sich bei so einem Boden einfach nicht vermeiden auch<br />
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durch einige Pfützen zu gehen... Nach einigen Meilen bekommt Cantos allerdings<br />
leichte Probleme. Es rumort in seinem Bauch, fast übel ist ihm. Zum Glück<br />
hat er ein braves Tier und so hat er kaum Schwierigkeiten auf seinem Pferd zu<br />
bleiben. Aber doch ist er sehr froh als um die Mittagszeit das erste Dorf in Sicht<br />
kommt. Von weitem ist eine Schafherde zu sehen und Hühner laufen auf der<br />
Straße. Cantos ist froh, als er das Dorf erblickt. Endlich eine Pause. Der Hintern<br />
tut ihm schon weh vom ungewohnten Reiten. Er steigt von seinem Pferd ab und<br />
streckt sich erst einmal. ”Vielleicht können wir hier übernachten und etwas zu<br />
essen bekommen”, sagt er zu seinen Begleitern. Aber die anderen finden es noch<br />
viel zu früh, schließlich ist es erst kurz vor Mittag. Und an das Reiten werden sie<br />
sich schon gewöhnen - mehr oder weniger schnell.<br />
Als die Gruppe näher kommt ist Tira versucht mit dem Geflügel fangen zu<br />
spielen. Aber zum Glück hat Sabu die Leine zur Hand... Es sind nur einige<br />
kleinere Höfe, keine Gasthaus ist zu sehen. Das Dorf ist relativ ruhig, von einem<br />
Hof ist das Blöken von Schafen zu hören, doch als die Abenteurer sich umsehen,<br />
entdecken sie eine ältere Frau auf einer Bank an ’ner Hauswand. Und Hinter dem<br />
Haus ertönt plötzlich Kindergeschrei. Von etwas weiter vorn sind Hammerschläge<br />
zu hören...<br />
Als sich die Gruppe dann dem Hof, an dem die Frau sitzt, nähert betrachten sie<br />
das Gebäude etwas genauer: Ein ungefähr 20 Schritt langes fensterloses <strong>Thorwal</strong>er<br />
Langhaus mit tief herabgezogenen Strohdach. Auch Legolas steigt behende von<br />
seinem Pferd ab und hilft Fyanna mit einem freundlichen Lächeln auch herunter.<br />
Fyanna streckt sich genüßlich. Unauffällig reibt sie sich den Allerwertesten. Es<br />
wird wohl noch ein paar Tage dauern bis sich alle Körperteile an das ungewohnte<br />
Fortbewegungsmittel gewöhnt haben. Legolas’ Unterricht in der Sprache der Elfen<br />
während des Ritts war allerdings eine gute Ablenkung.<br />
Über diese Rast freut sich<br />
Deion und sein Hintern ganz besonders. Auch wenn das hier ein ziemlich ödes Kaff<br />
zu sein scheint. Nicht mal eine Kneipe oder so ’was ist zu sehen. Na mal sehen,<br />
was diese Frau sagt, hoffentlich bleiben wir hier nicht allzu lange. ’Obwohl, mein<br />
Hintern würde sich über eine längere Rast sicher freuen!’ denkt er so bei sich.<br />
Dann geht Legolas zu der älteren Frau hinüber, grüßt sie und fragt sie freundlich:<br />
”Könnten wir bitte etwas Wasser und Futter für unsere Pferde bekommen?<br />
Wir zahlen auch gut dafür!” bei diesen Worten n<strong>im</strong>mt er einen Dukaten aus<br />
seiner Tasche, so daß die Frau das Geld sehen kann. Auch Fyanna nickt der alten<br />
Frau freundlich lächelnd zu und wartet auf ihre Reaktion. Die Alte - und sie ist<br />
wirklich alt - schaut ihn an und nickt. ”Hallo Raskir”, sagt sie, ”Du warst aber<br />
lange weg... Wo warst Du eigentlich so lange?” Sie kneift die Augen zusammen<br />
um besser sehen zu können. Als Legolas etwas überrascht versucht den Irrtum<br />
aufzuklären fährt sie etwas lauter fort: ”Mein Junge, schön das Du da bist! Habe<br />
Dich vermißt!” Plötzlich fängt sie laut an zu rufen und wendet sich dabei in den<br />
Hauseingang: ”Nellgard! Nellgard! Der Raskir ist wieder da!” Legolas ist reichlich<br />
verwirrt. offensichtlich ist es nicht möglich mit dieser Alten ein vernünftiges<br />
Gespräch zu führen. Nicht nur, daß die Augen offensichtlich nicht mehr die besten<br />
sind - auch mit den Ohren scheint es zu hapern...<br />
Da kommt eine junge stämmige Frau aus dem Haus gelaufen. Auf ihren<br />
130
kräftigen Armen trägt sie ein Kleinkind, dessen Gesicht und Kleidung mit Moder<br />
verdreckt ist. Sogar das Blond der Haare ist kaum noch zu erkennen. ”Ja?” fragt<br />
sie mit leichtem Mißtrauen, ”sie müssen entschuldigen, Großmutter ist manchmal<br />
etwas verwirrt... Womit kann ich helfen?” Der kleine auf dem Arm fängt<br />
wieder an zu krähen, scheinbar mag er nicht festgehalten werden. So wiederholt<br />
der Elf seine Frage. ”Wasser ist kein Problem” meint Nellgard. ”Weiter vorne<br />
die Straße ’runter kommen ihr direkt zum Weiher, die benutzen wir auch selbst<br />
<strong>im</strong>mer als Viehtränke. Aber Pferdefutter habe ich keines, nur gutes Heu für unsre<br />
Schafe. Und Hafer bauen wir selbst nicht an, nur Roggen und Gerste. Doch der<br />
Weihermüller könnte da vielleicht helfen.” Nellgard wendet sich de alten Frau zu:<br />
”Großmuttchen ist gut, das ist nicht Raskir...” Da mischt sich Thamar ein,: ”Und<br />
wie sieht es mit etwas zu Essen für uns aus? Könnten sie und da weiterhelfen?”<br />
Nellgard mustert kurz die Geweihte und als sie unter dem Wollmantel die Geweihtenkleidung<br />
erkennt ist schlagartig das Mißtrauen aus ihrem Blick verschwunden.<br />
”Selbstverständlich! Allerdings kann ich nur mit Fladenbrot, Schafskäse und Wurst<br />
oder mit Gerstengrütze dienen. Und vielleicht etwas Milch? Ich habe allerdings<br />
nur Schafsmilch.”<br />
Schnell ist beschlossen, wer was will; doch bevor die Frau ins Haus verschwinden<br />
kann um die gewünschten Dinge aus der Speisekammer zu holen, fällt Sabu noch<br />
etwas ein: ”Guten Frau, ist hier in letzter Zeit vielleicht eine merkwürdige Kutsche<br />
oder sonst etwas Merkwürdiges vorbeigekommen?” Nellgard grübelt kurz: ”Eine<br />
Kutsche kommt hier ab und zu mal durch und be<strong>im</strong> letzten Mal hatte sie es<br />
besonders eilig. Es ist <strong>im</strong>mer dieselbe: schwarz, völlig verhängt und einige Reiter<br />
dabei. Aber sie machen hier zum Glück nie Halt...” Sabu fragt nach, wieso das<br />
ein Glück sei, da wird die Frau plötzlich ganz ernst und ihre St<strong>im</strong>me wird leise:<br />
”Der eine Reiter, der ist irgendwie unhe<strong>im</strong>lich, der hat meinen Kleinen schon öfter<br />
total verschreckt. Einmal hat er ihn auch fast über den Haufen geritten. Nein,<br />
solche Gäste wollen wir hier nicht haben.” Sabu ist mit den Antworten ziemlich<br />
zufrieden und so zückt er noch einen Silbertaler und drückt ihn der jungen Frau in<br />
die Hand. Die ist davon ziemlich überrascht, damit hat sie nicht gerechnet. Doch<br />
bevor Nellgard etwas sagen kann wendet sich schon der Zwerg an die Gruppe:<br />
”Leute, ich glaube nicht, daß es wert hat, hier abzusteigen. Wir wollen ja weiter.<br />
Und es ist erst Mittag. Wir könnten hier höchstens eine kurze Rast von einer<br />
Stunde machen, und etwas essen. Aber bei dem Schrittempo kommen wir nirgends<br />
hin. Also müssen wir so schnell wie möglich weiter.” Bei den letzten beiden Sätzen<br />
wirft er einen leicht bösen Blick auf Thamar und Devon. Obwohl er eigentlich zu<br />
beiden ein recht gutes Verhältnis hat - findet er jedenfalls.<br />
Während Sabu gerade dabei ist die zweite Wurst an Tira zu verfüttern beantwortet<br />
Thamar Sabus bösen Blick in Bezug auf ihre bevorzugte Fortbewegungsweise<br />
mit einem zauberhaften Augenaufschlag. ”Verzeiht, Meister Sabu, einem Zwerg<br />
mag ein Hinterteil aus Leder gut stehen, aber ich möchte mit meiner Haut<br />
doch etwas schonender umgehen.” Dann lächelt sie den Zwerg an. Breit grinsend<br />
mischt sich Cantos ein: ”Verzeiht mir, ehrenwerte Thamar, ich wußte gar nicht<br />
das ihr euch Gedanken über die Schönheit Sabus Hinterteils macht.” Sabu jedoch<br />
antwortet Thamar etwas sanfter: ”Oh, von einem Hinterteil aus Leder hab ich noch<br />
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nie was gehört. Dafür hat man doch Sattel und Decken. Ich glaube, reiten schadet<br />
Eurem Hinterteil weniger, als das rumspazieren, mit dem Ihr Eure Füße wund<br />
lauft. Und ob Leder an den Füßen besser ist! Ihr habt doch so zierliche Füßlein!”<br />
Dabei kann er ein verschmitztes Lachen nicht verbergen. Tira jedoch mag es gar<br />
nicht, wenn ihr Herrchen mit anderen spricht, während er doch eigentlich ihr die<br />
Wurst in seiner Hand geben sollte... Schließlich gibt es keinen Grund ihr den Rest<br />
der Wurst zu verweigern! So tapst sie näher an ihn heran und kratzt mit ihrer<br />
Pfote an seinem Bein. Nur um sie dann auf seinen Knie liegen zu lassen... Ganz<br />
leise kommt ein bettelndes W<strong>im</strong>mern aus ihrer Kehle - und der Zwerg läßt sich<br />
prompt erweichen und gibt ihr den Rest. Begeistert macht sie sich darüber her...<br />
Als der Zwerg sich von Nellgard abwendet, geht sie kurz weg, um das Brot<br />
und die übrigen Sachen zu holen. Als sie dann den Proviant den einzelnen Gruppenmitgliedern<br />
aushändigt fragt Legolas noch: ”Wie heißt eigentlich dieser Ort?”<br />
”Weihertal, das hier ist Weihertal.” Da beschließt Legolas ihr den das Doppelte des<br />
normalen Preises für die Waren zu geben. Nellgard freut sich sehr: ”Danke” Das<br />
können wir gut gebrauchen! Vielen Dank!” Auch Thamar hat noch eine Frage; sie<br />
erkundigt sich auch nach einer Burg in den Bergen. Doch da hat sie nicht so viel<br />
Erfolg: ”Eine Burg? Die einzige, die ich kenne, ist in Prem. Da bin ich nämlich<br />
schon einmal gewesen! Oder meinst Du die hohen Berge <strong>im</strong> Norden? Da sollen<br />
welche sein, aber hier in unseren Hügeln... Keine Ahnung, jedenfalls nicht <strong>im</strong><br />
Umkreis von 5 Meilen. Weiter weg bin ich allerdings noch nie gewesen. Jedenfalls<br />
soll etwas weiter nördlich - vielleicht nach 6 oder 7 Meilen - ein Weg landeinwärts<br />
führen. Und da werden unsere schönen Hügel ja auch schon etwas höher...”<br />
Während auch der Rest schon etwas ißt und von der Milch trinkt, fragt Fyanna<br />
neugierig die Bauersfrau : ”Wer ist dieser Raskir, nachdem eure Großmutter<br />
fragte? Ist ihm etwas zugestoßen?” Als Fyanna die Bauersfrau auf Raskir anspricht<br />
nickt Legolas Fyanna, wie <strong>im</strong>mer mit einem herzerweichenden Lächeln auf den Lippen,<br />
zust<strong>im</strong>mend zu und wartet gespannt auf deren Antwort. Auch Thamar spitzt<br />
neugierig die Ohren. Die junge Frau jedoch zuckt mit den Schultern... ”Keine Ahnung...<br />
Raskir ist ihr jüngster Sohn, mein Onkel. Allerdings kenne ich ihn kaum<br />
noch, denn er ist als er noch sehr jung war mit einer Gruppe Gaukler mitgezogen.<br />
Das ist schon ziemlich lange her, da war ich noch nicht einmal Teil dieser Familie...<br />
Jedenfalls haben wir seitdem nichts mehr von ihm gehört - und Großmutter<br />
erwartet ihn eigentlich jeden Tag zurück. Dabei wissen wir noch nicht einmal, ob<br />
er noch lebt.” Nellgard schaut etwas betrübt, aber mehr aus Sorge um die alte<br />
Frau als um Raskir. ”Aber seitdem ihre Augen - und ihr Verstand - nachläßt, hält<br />
sie jeden Fremden, der sie anspricht, für ihren jüngsten...”<br />
Nellgard unterbricht ihr Erzählung, wendet sich an Kuno und meint: ”So,<br />
die Grütze dürfte jetzt fertig sein; warm schmeckt sie einfach besser!” Und schon<br />
verschwand sie ist Haus um mit einem dampfenden Holznapf mit einem Holzlöffel<br />
wiederzukommen. Als der Streuner ihr zwei Heller in die Hand drückt, ist sie<br />
erfreut, scheinbar ist es mehr, als sie erwartet hat. Sabu spricht die Frau noch mal<br />
auf die Kutsche an, doch mehr weiß sie nicht zu erzählen... So kramt jeder nach<br />
Geld und bezahlt die Bäuerin nach seinem Gutdünken. Nellgard ist erfreut, daß<br />
auch der Rest nicht versucht sie übers Ohr zu hauen sondern ihr einen fairen Preis<br />
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zahlt. Legolas jedoch gibt der Bäuerin nicht nur wie versprochen das Doppelte<br />
des normalen Preises für alles; nein, statt dessen gibt er ihr sogar noch einen<br />
Dukaten extra mit den Worten: ”Ihr könnt sicher das Geld gut gebrauchen, ich<br />
hab mehr als genug!”. Nellgard ist völlig überrascht - so viel Geld hat sie nicht<br />
oft in Händen. Verlegen versucht sie das Geld abzulehnen, doch Legolas besteht<br />
darauf, daß sie es behält. Schließlich gibt sie auf; und weiß doch kaum wie sie<br />
sich bedanken soll... Sogar eine leichte Röte überzieht noch ihr Gesicht, als sie der<br />
Gruppe hinterherwinkt...<br />
Als die Gruppe am Weiher ankommt werden als erstes die Pferde getränkt.<br />
Sabu läßt auch Tira von der Leine, da hier keine Hühner mehr zu sehen sind.<br />
Sofort läuft sie zum Wasser und fängt ebenfalls durstig an zu trinken. Die Pferde<br />
und Esel fangen nach dem Tränken von selbst an zu grasen. Zudem wird deutlich,<br />
daß die Hammerschläge aus der Mühle kommen... Scheinbar ist da gerade ein<br />
Z<strong>im</strong>mermann am Werk. Dann schlägt ein Hund an und die Hammerschläge hören<br />
auf. Ein grauhaariger Mann - vielleicht 40 Jahre alt - kommt heraus und fragt:<br />
”Ihr habt was zu mahlen? Da müßt ihr bis morgen warten, dann ist die Mühle<br />
wieder betriebsbereit.” So ist klar, daß dies hier wohl der Müller ist.<br />
Bevor jemand von der Gruppe etwas sagen kann, kommt auch schon bellend<br />
ein junger Hund von undefinierbarer Rasse aus der Mühle. Als er sieht, daß sein<br />
Herrchen ganz normal mit den Fremden redet, hört er auf zu bellen und fängt an<br />
zu wedeln. Er geht näher zu Tira und versucht sie die Olporterhündin zum Spiel<br />
aufzufordern. Was auch mühelos gelingt, da Tira auch noch sehr jung ist. So<br />
sausen schon die beiden am Ufer des Weihers herum. Zum Glück sitzt keiner mehr<br />
auf einem Pferd, denn so werden die Tiere schon etwas unruhig. Auf Nachfrage<br />
bestätigt dann der Müller: ”Natürlich könnt ihr Hafer haben, keine Frage. Ich<br />
hätte sogar noch ein Futtertrog für euch da...” Nachdem geklärt ist, wieviel die<br />
einzelnen Helden haben wollen, holt der Müller eine ziemlich ramponierten Trog<br />
hervor.<br />
Während der Müller noch das Korn in den Trog schüttet, fragt Sabu den Müller<br />
noch, in welche Richtung die Kutsche weitergegangen ist. Der lacht und meint:<br />
”Gehen tut die gar nicht. Aber wohin die Kutsche gefahren ist, weiß ich auch<br />
nicht; nur das sie hier öfter durchkommt aber nie hält.” Er zuckt mit den Achseln:<br />
”Aber das ist vielleicht auch besser so...” Nachdem Sabu mit der Kutsche nicht<br />
weiterkommt, fragt Deion wohin dieser Weg ins Landesinnere führt. Der Müller<br />
schaut ihn fragend an: ”Ins Landesinnere natürlich!” Er schüttelt den Kopf: ”Dort<br />
ist jedenfalls kein Dorf oder so, völlig verlassene Gegend... Wird nur ab und zu von<br />
irgendwelchen Jägern benutzt. Soll ziemlich weit in die Ausläufer der Hjaldorberge<br />
führen, aber da kenne ich mich nicht so gut aus.” Jetzt können die Tiere erst einmal<br />
etwas fressen. Das scheint sie zu beruhigen. Zudem sind die beiden Hunde nicht<br />
so nah am Haus. Was auch gut ist, denn so kommt Tira nicht in der Nähe des<br />
Reviers des anderen Hundes. Dann schaut er kurz den Tieren be<strong>im</strong> Fressen zu<br />
- und fordert das Geld von der Gruppe. Schließlich wünscht er allen noch einen<br />
schönen Tag und eine gute Reise: ”Ich muß wieder an die Arbeit, den Trog könnt<br />
ihr dann einfach stehen lassen, ich kümmere mich später darum...”<br />
Jedenfalls hat die Gruppe jetzt erst einmal etwas Zeit auch selbst zu Essen.<br />
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Während der Rast bietet sich Thamar der Hexe sofort als Lehrerin für die unterschiedlichsten<br />
Wissensgebiete an, da sie mitbekommt hat, von welcher Wißbegier<br />
Fyanna getrieben wird. Dieser Wissensdurst kann doch nicht ungenutzt vergeudet<br />
werden. Und es ist zudem ein hesindegefälliges Werk... Fyanna winkt erst einmal<br />
ab: ”Ergebensten Dank, liebe Thamar, aber eine Gelehrte wirst Du nicht aus mir<br />
machen können”, erwidert die Hexe lachend, ”und be<strong>im</strong> Reiten lernt es sich doch<br />
leichter als <strong>im</strong> Gehen, auch wenn mein Hinterteil nicht der Ansicht ist.” Doch Deion<br />
findet die Idee gar nicht so schlecht... Der <strong>Thorwal</strong>er hat sich ins Gras gelegt um<br />
seinen Hintern zu schonen und ruht sich etwas aus. Er fragt Thamar, ob sie ihm<br />
nicht auch etwas beibringen kann. Was könnte sie ihn denn während des Rittes<br />
lehren? Auf Deions Frage, ob sie ihm etwas beibringen würde, nickt Thamar sofort<br />
begeistert. Bei soviel Wißbegier kann Cantos nur den Kopf schütteln. Da reisen<br />
wir durch die Wildnis, müssen <strong>im</strong> Freien übernachten und die Damen und Herren<br />
haben nur Lernen <strong>im</strong> Kopf: ”Wen interessiert schon ob 2+2=4 oder 5 ist?” Aber<br />
Thamars Augen leuchten, als sie anbietet: ”Ich könnte Dir etwas über Alch<strong>im</strong>ie<br />
beibringen, oder auch vieles, was mit Geschichte, alten Sprachen oder Religionen<br />
zu tun hat. Oder ein wenig Rechnen oder Rechtsprechung? Was interessiert Dich<br />
denn?” Uff, das ist fast ein zu großes Angebot um sich sofort zu entscheiden...<br />
Aber er hat ja wohl noch etwas Zeit...<br />
Inzwischen haben die Pferde den Trog ziemlich leergefressen und fangen an zu<br />
grasen. Da lädt Legolas Fyanna zu einem kurzen Spaziergang ein, um sich etwas<br />
ungestört mit ihr unterhalten zu können und sich etwas die Beine zu vertreten.<br />
Als sie zurückkommen trägt Fyanna einen neuen Ring am Finger. Und Legolas<br />
ist sehr glücklich darüber, daß Fyanna den Ring angenommen hat. Als die beiden<br />
schon fast wieder zurück bei der Gruppe sind, bietet er ihr einen Platz in seinem<br />
Zelt an - nur für den Fall, daß sie <strong>im</strong> Freien übernachten sollten... Allerdings<br />
ist lehnt sie Legolas Angebot das Zelt zu teilen ab. Eine dünne Plane aus Stoff<br />
ist nicht gerade ihre Vorstellung von einsamer Zweisamkeit. ”Da gibt es sicherlich<br />
verschwiegenere Orte!” Fyanna lächelt in sanft an. Bei diesen Worten muß Legolas<br />
leicht schmunzeln und er nickt zust<strong>im</strong>mend. Aber so überlegt, beginnt Legolas sich<br />
auch zu fragen, warum er das Zelt eigentlich gekauft hat. Schließlich ist er es als<br />
Firnelf gewohnt in kälteren Regionen, als diesen hier, <strong>im</strong> Freien zu übernachten. Er<br />
bietet daraufhin den anderen an, sein Zelt zu benutzen, wenn sie wollen. Doch die<br />
anderen hoffen wohl noch in einem Gebäude übernachten zu können. So meint der<br />
Elf zu den anderen: ”Wenn ihr soweit seit, können wir aufbrechen.” Mit diesen<br />
Worten schwingt er sich selbst auf den Hengst und hilft auch Fyanna herauf.<br />
Auch Sabu ist dieser Meinung, er ruft die Anderen: ”So, jetzt sollten wir langsam<br />
weiterreiten.” Er ruft Tira und bindet sie wieder an die Leine. Als Devon einige<br />
Zeit später wieder aufstehen will, um nachzuforschen, welche Richtung die Gruppe<br />
einschlagen will, bemerkt er erst, wie müde er ist. Er bleibt daraufhin faul sitzen,<br />
gähnt auffallend und wartet mit langweiligem Gesichtsausdruck ab. Erst als es<br />
sich nicht mehr vermeiden läßt, steht er auf und schließt sich den anderen wieder<br />
an.<br />
Währenddessen prüft Legolas nach, ob seine Wurfdolche an den richtigen Stellen<br />
sind und streift sich das mit Runen verzierte Stirnband über, daß er sich vor ein<br />
134
paar Tagen gekauft hat, über seine weißblonden Haare. Als schließlich die Gruppe<br />
aufbricht sagt er so leise, daß es selbst Fyanna kaum hören kann: ”Ich werde Dich<br />
finden Feyaria und diese ’badoc Amagra’ werden bitter bezahlen!”<br />
Nachdem alle gegessen haben und die Pferde auch versorgt wurden, meint<br />
Cantos: ”Wenn wir Richtung Daspota wollen müssen wir Richtung Norden reiten.<br />
Einige Meilen können wir noch schaffen. Sollten wir nirgendwo mehr ein Bauernhaus<br />
finden, müssen wir wohl <strong>im</strong> Freien übernachten”, sagt er zu den anderen.<br />
Als Cantos anmerkt, daß die Gruppe vielleicht <strong>im</strong> Freien übernachten muß, wirft<br />
Legolas einen kurzen Blick zu seinem ”Packpferd” hinüber und stellt zufrieden fest,<br />
daß das Zwe<strong>im</strong>annzelt und die anderen Sachen gut verstaut sind. Dann streift sein<br />
Blick Fyanna und er ist wie <strong>im</strong>mer von ihrem kupferroten Haar und ihren violetten<br />
Augen fasziniert.<br />
Letztendlich - nach einer guten Stunde Rast - bricht die Gruppe wieder in<br />
Richtung Norden auf. Der Weg führt weiter durch ziemlich hügeliges Gelände, auf<br />
den Äckern sind die Bauern mit der Aussaat beschäftigt. Immer wieder öffnet sich<br />
der Blick auf das Meer und es weht ein ständiger Wind. Aber <strong>im</strong>merhin scheint<br />
sich das trockene Wetter zu halten, jedenfalls sieht es nicht nach weiteren Regen<br />
aus. Der Zustand der Straße ist zum Glück <strong>im</strong>mer noch recht gut; zwar ist sie<br />
nicht gepflastert, doch wird sie offensichtlich gut unterhalten. So kommt die kleine<br />
Gruppe gut voran, auch wenn das ständige bergauf und bergab besonders für die<br />
Fußgänger anstrengend wird. Aber das Reiten scheint auch nicht viel bequemer<br />
zu sein - jedenfalls sind die meisten zu Pferde schon ziemlich steif...<br />
So kommen sie nach einer knappen Stunde an eine Abzweigung. Dies muß<br />
der Weg ins Landesinnere sein, von dem Nellgard gesprochen hat... Es ist ein<br />
Karrenweg, mit Kies befestigt, aber in der Mitte wächst schon Gras und andere<br />
kniehohe Pflanzen. Sabu sucht nach sichtbare Radspuren, doch es ist nichts zu<br />
erkennen. Allerdings kann das natürlich auch an dem Regen in der letzten Nacht<br />
liegen, wie Devon bestätigt. Deion ist dafür, nicht diesem Weg ins Landesinnere zu<br />
folgen, schließlich sind keine Hinweise auf etwas Wichtiges zu finden. Und: ”..wir<br />
können ja nicht bei jeder Kreuzung vom Weg abweichen.” Cantos hatte ja schon<br />
in Weihertal dafür plädiert weiter nach Norden zu gehen - und er bleibt dabei.<br />
Auch Thamar ist dafür, den Weg nach Norden zu nehmen, allerdings wird auch<br />
sie sich Legolas anschließen, wenn er anders entscheidet. Sabu meint daraufhin<br />
lapidar: ”Grundsätzlich sollte Legolas entscheiden, wohin er will. Ist ja seine<br />
Suche!” Er jedenfalls wird Legolas folgen. ”Gute Idee!” meint Deion grinsend und<br />
schließt sich dieser Aussage an. Legolas ist auch der Meinung Thamars, daß der<br />
Weg ins Landesinnere wahrscheinlich nichts bringen wird und schließt sich Cantos<br />
Meinung an. Vielleicht läßt sich <strong>im</strong> nächsten Ort etwas mehr über diese mysteriöse<br />
Kutsche erfahren. Als Sabu anmerkt, daß Legolas entscheiden soll, wohin der Weg<br />
führen soll, meint der Elf dankbar: ”Danke das Du mich als Anführer der Gruppe<br />
akzeptierst!” ”Von den Wegen in dieser Gegend hab’ ich ja leider gar keine Ahnung”<br />
meint Kuno, und so schließt er sich einfach den anderen an. Wie schon gesagt, es<br />
ist Legolas’ Suche, dann sollte er sich auch für einen Weg entscheiden...<br />
So geht es weiter durch die Hügel gen Norden. Es sind nur noch wenig Spuren<br />
von Menschen zu sehen, auch keine Schafe mehr... Diese Gegend ist offensichtlich<br />
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nicht sehr dicht besiedelt. Erst nach einiger Zeit, es ist inzwischen schon Nachmittag<br />
geworden, sind wieder Schafe zu hören...<br />
Dann führt der Weg über eine Hügelkuppe - und der Blick öffnet sich auf ein<br />
fast malerisches Tal. Windgeschützt stehen einige Höfe an einem kleinen Bach. Es<br />
sind nur 4 Höfe, die sich an den Hügel drücken. Ringsumher sind Felder und Äcker<br />
zu sehen, die teilweise schon mit jungem Grün bedeckt sind. Schafe sind auf den<br />
Feldern und von weitem ist ein Schäfer mit zwei Hunden zu erkennen. Und etwas<br />
weiter vorne kommt ihnen ein kräftiger Mann entgegen, in grüner Kleidung mit<br />
einem Bogen auf den Rücken. Neben ihm läuft wedelnd ein schlanker hochbeiniger<br />
Hund mit kurzem grau-braungemustertem Fell. Devon erkennt in dem Mann sofort<br />
einen Jäger, die Kleidung und auch der Hund sind zu typisch...<br />
”Das muß Skjal sein,” meint Jurge, ”Ich finde, wir sollten heute nicht mehr weiterreiten,<br />
sondern versuchen, hier eine Unterkunft zu finden.” Fyanna und Legolas<br />
grüßen den Jäger, während Sabu erst einmal Tira fest an die Leine n<strong>im</strong>mt und zu<br />
dem Fremden herüber reitet; Der Zwerg will erst einmal herausfinden, ob Jurge<br />
mit seiner Ortsbest<strong>im</strong>mung recht hat. Als der Mann sieht, daß der Zwerg auf<br />
ihm zukommt, bleibt er stehen und klopft mit seiner Hand kurz auf sein linkes<br />
Bein und zeigt dann mit seinem Finger auf den Boden. Sein Hund läuft sofort zu<br />
ihm, schmiegt sich einen Moment an sein Herrchen und legt sich dann zu seinen<br />
Füßen. Aufmerksam beobachtet er die Fremden und sein Schwanz klopft leicht auf<br />
den Boden, als Tira wedelnd näher kommt. Die Olporterhündin des Zwerges ist<br />
jedoch nicht so folgsam; sie zieht ziemlich an der Leine - fremde Hunde mit denen<br />
sie spielen könnte sind doch noch zu verlockend. Der Jäger lächelt, als er das sieht.<br />
Sabu fragt den Fremden erst einmal, was das für ein Dorf ist und ob der Jäger hier<br />
schon mal eine merkwürdige Kutsche hat vorbeifahren sehen. ”Das ist Yaske. Und<br />
was für eine Kutsche meint ihr?” Da mischt sich Fyanna ein und beschreibt ihm<br />
die Kutsche näher; der Jäger überlegt kurz: ”Nein hier ist keine derartige Kutsche<br />
durchgekommen. Aber vor etwa einem Monat ist mir eine derartige Kutsche auf<br />
dem Weg ins Landesinnere begegnet.” Als der Zwerg das hört, wendet er sich und<br />
sagt zu der näherkommenden Gruppe: ”Ich glaube, wir haben den falschen Weg<br />
genommen. Wir sollten umkehren und den anderen Weg nehmen.” Als der Jäger<br />
das hört unterbricht er Sabu: ”Das würde ich euch nicht raten. Die ersten Meilen<br />
sind zwar sicher - da bin ich selbst oft genug unterwegs - aber etwas weiter in den<br />
Bergen wohnen wohl Harpyien... Die Gegend solltet ihr besser meiden...”<br />
Da Jurge ja nicht mehr weiter will, fragt er den Fremden ob es möglich wäre auf<br />
einem der Höfe ein Unterkunft für die Nacht zu finden. ”Best<strong>im</strong>mt; zwar ist vermutlich<br />
kein Bett mehr frei, aber ein Platz <strong>im</strong> Heuschober sollte zu finden sein...Am<br />
besten ihr fragt Solva, die ist eigentlich <strong>im</strong>mer schon besonders aufgeschlossen<br />
gegenüber Fremden gewesen. Sie ist die Bäuerin von dem zweiten Hof - den da<br />
drüben, wo die beiden Ziegen angepflockt sind.” Er zeigt auf einen der Höfe und<br />
als Jurge nickt, gibt sich der Jäger zufrieden. ”Gut, dann noch gute Reise, ich muß<br />
weiter - schließlich wird es in knapp vier Stunden dunkel...” Er hebt noch kurz die<br />
Hand zum Abschied und geht los, wobei er kurz nach seinem Hund pfeift. Der<br />
sprintet los; ja, er scheint richtig froh zu sein nicht mehr still liegen zu müssen...<br />
Sabu will eigentlich noch weiter mit dem Jäger reden, doch als er versucht ihn<br />
136
aufzuhalten, meint der nur, daß er später noch bei Solva vorbeischauen wird...<br />
Deion hält sich während dem Gespräch mit dem Jäger lieber etwas zurück,<br />
doch nachdem Jurge vorgeschlagen hat hier zu nächtigen, widerspricht er sobald<br />
der Jäger weg ist: ”..denn was sollen wir hier den Nachmittag vertrödeln?” Sabu<br />
möchte eigentlich auch weiter - oder besser gesagt zurück, aber er überläßt die<br />
Entscheidung Legolas und schaut ihn fragend an. Auch Cantos bleibt erst mal auf<br />
seinem Pferd sitzen und wartet ab. Diese vier Höfe könnten ihnen Unterkunft für<br />
die Nacht bieten. Langsam möchte er sich mal wieder richtig lang machen und ein<br />
(oder mehr) Bierchen trinken. Daher widerspricht er den beiden noch bevor Legolas<br />
sich äußern kann: ”Die fünf, sechs Meilen, die wir noch schaffen könnten wenn<br />
wir weiter reiten/-laufen würden, bringen nicht besonders viel. Außerdem müßten<br />
wir noch einen Lagerplatz für die Nacht suchen, evtl. auf die Jagd gehen, Feuerholz<br />
suchen und dergleichen mehr. Hier könnten wir es uns gemütlich machen, müßten<br />
keine Wachen aufstellen und können in Ruhe das weitere Vorgehen beraten”, sagt<br />
er zu den anderen. Sollte die Mehrheit dafür sein weiterzureiten, ist er natürlich<br />
dabei. Besonders angetan ist er davon aber nicht. Auch Kuno ist nicht Sabus<br />
Meinung: ”Ich st<strong>im</strong>mt Cantos zu. Schließlich ist das Reiten ja noch ungewohnt,<br />
und wir sollten es zu Beginn nicht übertreiben. Viel weiter werden wir bis zum<br />
Einruch der Dunkelheit sowieso nicht kommen, und dann wäre es allemal besser,<br />
wenn wir hier in einem der Höfe Zuflucht finden könnten. Und vielleicht finden<br />
sich ja auch noch andere Reisende hier ein, die wir aushorchen können...”<br />
Da wendet Fyanna sich an ihre Gefährten: ”Ich st<strong>im</strong>me Cantos zu, für den<br />
ersten Tag sind wir weit genug gekommen. Es ist best<strong>im</strong>mt <strong>im</strong> Endeffekt besser<br />
unsere Kräfte einzuteilen. Schließlich steht uns vielleicht noch eine Menge Ärger<br />
bevor. Wir sollte fragen, ob wir hier übernachten können.” Ein wenig entschuldigend<br />
blickt sie Legolas an und wartet auf seine Reaktion. Da die meisten dafür zu sein<br />
scheinen, daß in dem kleinen Dorf Rast gemacht wird, schließt Legolas sich ihnen<br />
an und so beschließ die kleine Gruppe in zu dem Hof von Solva herunterzureiten<br />
und dort zu übernachten. Zu Fyanna gewannt meint er leise: ”Wir könnten uns<br />
ja ein Z<strong>im</strong>mer teilen”.<br />
Als die Gruppe näherkommt heben die beiden Ziegen den Kopf - und fressen<br />
dann weiter. Dafür schlägt am ersten Hof ein Hund hinter einer Mauer an. Das<br />
Gebäude von Solva selbst ist relativ klein, aus Stein gebaut mit tiefgezogenen strohgedeckten<br />
Dach. Ein Wohnteil mit einem daran anschließenden Stall. Daneben<br />
ist ein großer Heuschober von dem das Tor weit aufsteht. Vom hinter dem Haus<br />
ist Hühnergegacker zu hören. Neben dem Haus ist eine Koppel mit einer haarige<br />
Gepürgsküh, einer Kuh mit langem grauem Fell und kurzen Hörnern. Etwas weiter<br />
dahinter sind einige Schweine auf einer Wiese zu sehen, neben denen ein ungefähr<br />
elfjähriger Junge unter einem Baum vor sich hindöst. Da kommt eine stämmige<br />
etwa vierzigjährige Frau und grüßt freundlich. Als sie hört, daß der Jäger sie empfohlen<br />
hat, erscheint ein breites Lachen auf ihrem Gesicht: ”Ja, da hat er schon<br />
recht... Aber wie er schon sagte: ein Bett in einem Z<strong>im</strong>mer kann ich leider nicht<br />
bieten. Doch <strong>im</strong> Heu ist genug Platz für alle - und wenn ihr wollt, könnt ihr auch<br />
noch ein kräftiges Frühstück bekommen!” Sie führt die Gruppe in den Schober und<br />
zeigt nach oben: ”Da könnt ihr schlafen, und ich würde dafür nur 9 Heller für euch<br />
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alle haben wollen... Wenn ihr auch noch Futter für eure Tiere - Heu und Korn -<br />
braucht, macht das noch 3 Kreuzer extra. Und wenn ihr Hunger habt, mache ich<br />
nachher etwas mehr Eintopf, dann bekommt ihr noch was Warmes in den Magen<br />
und Bier dazu. Und morgen früh könnte ich Grütze anbieten... Aber nur wenn ihr<br />
das wünscht. Jedenfalls seit ihr in meiner Stube herzlich willkommen. Aber packt<br />
jetzt erst einmal euer Gepäck hin. Die Pferde könnt ihr zu meiner Kuh bringen -<br />
<strong>im</strong> Stall wird nicht genug Platz für alle sein...” Die Frau verläßt die Gruppe und<br />
geht ins Haus.<br />
Jetzt werden erst einmal die Pferde und Esel abgesattelt, das Gepäck wird <strong>im</strong><br />
Heuschober gut untergebracht und die Tiere werden zur Koppel gebracht. Dann<br />
wird kurz das Lager vorbereitet - und jetzt hat die Gruppe noch ungefähr drei<br />
Stunden bis zum Sonnenuntergang...<br />
Als die Frau dann verschwindet, erscheint ein leicht gelangweilter und enttäuschter<br />
Gesichtsausdruck auf Sabus Gesicht. Schon wieder muß er kostbare Stunden<br />
vergeuden. Also geht er sofort mit Tira in den Wald spielen, und erscheint nicht<br />
mehr vor dem Abendessen. Cantos jedoch ist froh, daß die Reiterei für heute ein<br />
Ende hat. Und Deion - oder besser: sein Hintern - freut sich ebenfalls. Die beiden<br />
können kaum noch sitzen. ’Naja, weiches Heu ist <strong>im</strong>merhin noch besser der harte<br />
Boden <strong>im</strong> Zelt.’ überlegt Fyanna. Und so n<strong>im</strong>mt auch sie dankend das Angebot<br />
Solvas an.<br />
Devon schaut fordernd in die Gruppe als die Frau das Haus betreten hat, und<br />
kann sich nicht mehr zurück halten: ”Ihr wollt doch nicht etwa wirklich <strong>im</strong> Heu<br />
schlafen? Hätten jeder der Frau einen Dukaten gegeben, würden wir jetzt sicherlich<br />
schon ein warmes Bett vor uns haben.” Ein Seufzer verläßt träge Devons Umgebung...<br />
Cantos schaut den Druiden etwas schief an: ”Wo soll die Frau die ganzen<br />
Betten her haben? Sei froh, daß wir wenigstens ein Dach über dem Kopf haben<br />
und nicht irgendwo <strong>im</strong> Wald schlafen.” ”Du hast ja recht”, brummt Devon, ”aber<br />
wenn ich an dieses kratzende Heu denke, wird mir ganz übel.”, fügt er schaudernd<br />
hinzu. Auch Fyanna schüttelt den Kopf: ”Alle Dukaten Aventuriens würden nicht<br />
plötzlich aus einem Bauernhof mitten <strong>im</strong> Nichts einen komfortablen Gasthof für<br />
so viele Leute machen! Also mein Rücken ist dankbar für den Heuschober” ”Ja,<br />
ja, ja, ihr habt ja alle recht”, sagt Devon scharf und winkt mit beiden Händen<br />
ab. ”Legolas wäre ein warmes Bett aber sicher lieber gewesen ... und Dir auch,<br />
oder?” erkundigt sich der Druide kichernd. Doch bevor Fyanna darauf eingehen<br />
kann, meldet sich Sabu zu Wort: Er will erst einmal klären, wie es weitergeht:<br />
”Wie ich schon sagte, ich glaube, wir haben den falschen Weg genommen. Wir<br />
sollten umkehren und den anderen Weg nehmen.” Legolas ist genau derselben<br />
Ansicht. Doch Kuno weist darauf hin, daß ”wir ja noch gar nicht genau wissen,<br />
ob die Kutsche etwas mit den Entführern von Legolas’ Schwester zu tun hat.<br />
Zunächst sollten wir einmal herausbekommen, ob und wo es hier verdächtige Burgen,<br />
Schlösser oder ähnliches gibt.” Dieser Vorschlag klingt recht vernünftig - und<br />
so hoffen die Abenteurer, daß der Jäger recht rasch wiederkommt um die brennensten<br />
Fragen zu beantworten...<br />
Aber so bleibt ihnen nichts anderes übrig als zu warten. Und daher haben sie<br />
jetzt erst einmal genug Zeit um die Pferde und Esel abzuladen und zu versorgen.<br />
138
Dann das Gepäck in die Scheune und die Pferde in die Koppel... Dann ist noch Zeit<br />
um es sich <strong>im</strong> Heu gemütlich zu machen, schnell sind die Nachtlager vorbereitet.<br />
Doch jetzt bekommen einige wieder Appetit. Sicher, wandern macht hungrig; aber<br />
wie Deion zum Essen - und erst recht zum Bier - drängelt fällt schon auf... Der<br />
<strong>Thorwal</strong>er hat jedenfalls keine Geduld mehr und so geht er Hühner verscheuchend<br />
über den Hof zu der Tür, durch die Solva verschwunden ist. Seine Weggefährten<br />
folgen ihm langsam und nicht ganz so aufdringlich. Erst klopft Deion vorsichtshalber,<br />
doch die Hühner sind noch so laut und aufgeregt, daß er nichts hören kann.<br />
So öffnet er die Tür und geht durch einen kurzen Gang und findet sich schon in<br />
einer großen Küche wieder. Dort ist Solva gerade dabei Rüben und irgendwelches<br />
Gemüse, Sachen die Deion noch nie interessierten und die er daher nicht kennt,<br />
klein zu schneiden. Den Speck daneben erspäht der <strong>Thorwal</strong>er aber sofort. Die<br />
Bäuerin schaut auf und nickt ihn zu: ”Immer rein mit euch... Deine Freunde<br />
sind doch best<strong>im</strong>mt gleich hinter Dir, oder?” Ihr Gesicht strahlt, sie scheint sich<br />
wirklich über Besuch zu freuen.<br />
Sabu n<strong>im</strong>mt gerne vom Eintopf, der Grütze und allem anderen, was die nette<br />
Frau zu bieten hat. Sabu sagt daher auch in freundlichem Ton zu ihr: ”Besten<br />
Dank für Euer tolles Angebot! Ich werde wohl alles buchen!” Die Frau lacht ihn<br />
an: ”Freut mich, wenn’s Dir gefällt” So nickt sie zufrieden, als sie hört, daß auch<br />
die anderen etwas vom Eintopf wollen: ”Kein Problem, die Rüben sind schnell<br />
geschnitten.” Legolas bedankt sich bei Solva und gibt ihr schon <strong>im</strong> voraus 5 Silbertaler,<br />
obwohl das viel mehr ist, als sie will. Sie steckt das Geld in eine Tasche<br />
ihrer Schürze: ”Danke”, meint sie, ”das ist mehr als genug für euch. Und für eure<br />
Pferde auch.” Dann fragte der Elf: ”Habt ihr nicht vielleicht noch eine andere<br />
Unterkunft, als den Heuschober?” ”Tut mir leid” antwortet Solva, ”wir haben gerade<br />
mal genug Platz für uns selber. Und ich weiß nicht, ob unsere Strohbetten<br />
so viel bequemer als ’n guter Platz <strong>im</strong> Heu sind...” Sie zuckt mit den Schultern.<br />
Auch Jurge n<strong>im</strong>mt gerne Solvas Angebot an. Er gibt ihr einen Silbertaler für die<br />
Übernachtung und das Essen. Sie ist ziemlich überrascht: ”Aber ich dachte, das<br />
der Elf da für euch alle...” Dann stockt sie, scheinbar wird ihr jetzt erst klar, daß<br />
Legolas nur für sich selbst bezahlt hat. ”Das ist doch nicht nötig - wirklich nicht.”<br />
Sie versucht zögernd das viele Geld abzuwehren, gibt aber dann doch relativ rasch<br />
damit auf. Schließlich kann sie das Geld gut brauchen.<br />
Fyanna erkundigt sich bei Solva nach der Kutsche, doch diese weiß nicht,<br />
worüber die Hexe redet. Auch eine Beschreibung der Kutsche hilft nicht weiter.<br />
Und so muß Fyanna erkennen, daß Sabu mit seiner Schlußfolgerung wohl offensichtlich<br />
recht haben muß. So fragt sie, ob es jemanden hier <strong>im</strong> Dorf gibt, der sich<br />
<strong>im</strong> Landesinneren besser auskennt. ”Ja sicher.” meint Solva, ”Jora, der will auch<br />
heute Abend noch vorbeischauen. Hat er jedenfalls vorhin zu mir gesagt... Meine<br />
Brüder und meine beiden Kleinen allerdings können da best<strong>im</strong>mt nicht weiterhelfen.<br />
Die sind auch noch nicht weiter weg gewesen. Ich war <strong>im</strong>merhin schon<br />
mal in Prem!” Voller Stolz ob dieser weiten Reise scheint Solva gleich um einige<br />
Zent<strong>im</strong>eter größer zu werden - und dabei ist die stämmige Frau sowieso nicht die<br />
kleinste...<br />
Dann hat sie die letzte Rübe und das letzte Stück Speck kleingeschnitten,<br />
139
schiebt alles zusammen in einem großen Kessel über dem Feuer und meint: ”Und<br />
jetzt muß das Ganze nur noch ’ne Stunde kochen... Aber in der Zwischenzeit kann<br />
ich ja eure Pferde füttern. Nehmt doch so lange Platz, der Rest müßte auch bald<br />
kommen.” Doch Fyanna hält die Frau kurz auf und fragt noch nach etwas Milch<br />
oder Wasser für Nostradamus. Das schon fast gewohnte ”Kein Problem” murmelnd<br />
verschwindet Solva kurz in einer kleinen Kammer und kommt dann mit einem Krug<br />
und einem kleinen Napf zurück. Als die Hexe Nostradamus hervorholt, zuckt die<br />
Bäuerin kurz zusammen, beruhigt sich aber etwas, als sie die einzelnen weißen<br />
Haare an der Brust des Katers entdeckt. Mit diesen Haaren erscheint eine Katze<br />
offensichtlich weniger gefährlich... Doch dann geht sie doch raus auf den Hof. Im<br />
gegen dreht sie sich noch kurz um: ”So, ich hab’ noch was zu tun. Ihr könnt ja mit<br />
rauskommen. Der Eintopf ist jedenfalls erst in einer Stunde fertig...” Sie wartet<br />
kurz und die Gruppe verläßt mehr oder weniger freiwillig die Küche. Draußen holt<br />
Solva aus einem großen Sack erst einmal etwas Getreide und schüttet das in den<br />
Trog in der Koppel. Gleich kommen die Tiere an und drängen sich gegenseitig<br />
zur Seite. Daher holt Solva noch einen zweiten Trog aus der Scheune und füttert<br />
die Tiere weiter. Kurz betrachtet sie die Pferde, besonders die junge Stute von<br />
Legolas und der Teshkaler interessieren sie. Doch dann zieht sie leise seufzend die<br />
Schultern hoch und geht wieder an die Arbeit. Sie wendet sich einem Butterfaß<br />
an der Hauswand zu und fängt an zu Buttern...<br />
Deion will noch einen Rundgang durch das Dorf machen und auch Cantos<br />
möchte sich die Beine etwas vertreten. Groß ist es ja nicht, und irgendwas auffälliges<br />
gibt es eigentlich auch nicht. Alle Gebäude sind aus Stein - <strong>im</strong>merhin... Und alle<br />
haben heruntergezogene Dächer. Der erste Hof ist mit einer Mauer gegen die<br />
Straße abgeschirmt, doch die anderen sind von allen Seiten offen. Neben dem<br />
Nachbarhof von Solva fließt der Bach. Die Straße kreuzt ihn zwar, doch es gibt<br />
keine Brücke. Dafür ist der Bach scheinbar nicht tief genug. Doch <strong>im</strong>merhin ist<br />
das Bachbett mit Steinen befestigt, so daß nicht jeder Karren gleich <strong>im</strong> Moder<br />
versinkt. Auf der anderen Seite des Baches ist neben dem nächsten Hof noch ein<br />
offenes Steingebäude, wohl eine Art Schmiede. Alles <strong>im</strong> allem ein ganz normales<br />
Dorf... Wenn nicht gerade der Schäfer mit seinen Schafen vorbei käme, würden die<br />
beiden wohl schneller zurück sein. Doch so müssen sie wohl oder übel die Schafe<br />
den Vortritt lassen. Natürlich nicken sie den Schäfer freundlich zu, der neugierig<br />
zurückgrüßt. Und natürlich hat der Schäfer kurz Zeit für ein Schwätzchen. Als er<br />
hört, daß die beiden hier <strong>im</strong> Dorf übernachten, meint er: ”Bei Solva, oder? Die<br />
hat eigentlich <strong>im</strong>mer noch Platz für ein paar Leute übrig... Mal sehen, vielleicht<br />
komme ich heute Abend auch noch vorbei.” Dann dirigiert der Mann die Herde<br />
mit seinen beiden Hunden in den Stall des Nachbarhofes von Solva; und Deion und<br />
Cantos können endlich weiter.<br />
Dort angekommen wirkt der Hof schon viel lebendiger, ein Junge treibt gerade<br />
einige Schweine in den Stall, Thamar erkennt ihn wieder: das ist der, der so<br />
faul unter dem Baum döste... Und zwei kräftige Männer sind gerade dabei, sich<br />
die Erde aus dem Haar zu waschen. Mit nackten Oberkörper stecken sie ihren<br />
Kopf in einen E<strong>im</strong>er voll kaltem Wasser... Cantos sieht auch, daß auf der Koppel<br />
noch 2 Rinder mehr sind. Und Solva ruft gerade zum Essen... ’Das paßt ja ganz<br />
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gut’ denkt sich Deion und geht gleicht in die Küche. Auch Thamar und Fyanna<br />
kommen recht rasch, der Rest trudelt dann auch langsam ein. Zuletzt kommt<br />
der junge Schweinehirte und ein etwa 2 Jahre älteres Mädchen, die auch gleich<br />
von Solva begrüßt wird: ”Na, schon wieder so spät? Was ihr <strong>im</strong>mer so trödeln<br />
mußt...” Be<strong>im</strong> Essen selbst kommt nur langsam ein Gespräch in Gang. Doch<br />
langsam tauen die Bauern auf. Besonders das Interesse Thamars an ihrer Arbeit<br />
tut ihnen offensichtlich wohl. Es scheint nicht so häufig zu sein, daß sich Städter -<br />
oder überhaupt Reisende - für Landwirtschaft interessieren. Doch so erzählen sie,<br />
daß sie gerade dabei sind die letzten Gersten und Haferfelder zu bestellen. Auch<br />
der Lein ist schon ausgebracht worden. Und dann werden morgen gemeinsam die<br />
Schafe des Nachbarn geschoren... Alles <strong>im</strong> allem sind es Themen, die die meisten<br />
anderen der kleinen Gruppe relativ langweilig finden..<br />
Nach dem Essen fordert Jurge Kuno noch zu einem kleinen Spielchen heraus.<br />
Auch die beiden Brüder und ebenso Solva sind einem Kartenspiel nicht abgeneigt.<br />
Doch erst wird der Tisch von den beiden Kindern abgeräumt. Allerdings nicht<br />
ohne Protest. Zudem streiten sie sich, wer diesmal mit dem Abwasch dran ist - bis<br />
Solva ein Machtwort spricht und beide in der Küche bleiben, während der Rest in<br />
die Stube geht. Etwas eingeschnappt sind die beiden schon... Kurz danach kommt<br />
der Bauer von nebenan mit seiner Frau. Freudig werden die beiden begrüßt -<br />
und wieder kommt das Gespräch auf das Thema Schafe... Doch dann stellt sich<br />
heraus, daß auch diese gerne ein Spiel wagen würden. Eine solche Gelegenheit läßt<br />
sich Kuno natürlich nicht entgehen: ”Klar nehme ich deine Forderung an, Jurge!<br />
Was hattest Du denn <strong>im</strong> Sinn? Würfel, Karten oder noch etwas anderes? Ich bin<br />
jedenfalls aufgeschlossen...” Bald einigen sie sich auf ein Kartenspiel, bei dem es<br />
allerdings erst einmal nicht um Geld geht. Die Bauern scheinen zu wissen, was<br />
ein Streuner ist - sehr zu Kunos bedauern. Währenddessen beschäftigt Fyanna<br />
sich eine Weile mit ihrem Kater, der etwas eifersüchtig auf Legolas reagiert. Tira<br />
ist da zum Glück anders. Die döst zufrieden in einer Ecke hinter Sabus Stuhl.<br />
Kuno fragt die Bauern nach alten Burgen und ähnlichen Gebäuden. doch in der<br />
näheren Umgebung ist scheinbar keine bekannt. ”Frag doch Jora nachher” meint<br />
der Nachbar. Da muß der Streuner wieder an den Jäger denken und erkundigt sich<br />
nach seinem Wohnort. Die Bauern schauen ihn an - und brechen in schallendes<br />
Gelächter aus. Als sich Solva wieder etwas beruhigt hat meint sie: ”Jora ist der<br />
Jäger... Jedenfalls kennen wir hier keinen anderen.” Sie grinst von einem Ohr bis<br />
zum anderen und Kuno fühlt sich leicht verschaukelt...<br />
Als es beinahe dunkel wird, klopft es und ohne auf Antwort zu warten kommt<br />
der Jäger herein. Auch er wird von der Familie freundlich begrüßt, doch es scheint<br />
normal zu sein, daß er hereinschneit. So setzt sich Jora mit an den Tisch und<br />
spickt etwas be<strong>im</strong> Kartenspiel mit ohne aber jemanden irgendwelche Tips zu geben.<br />
Sabu kann kaum seine Neugier und so geht er geradewegs auf das geplante Thema<br />
zu: ”Was sind denn Harpyien? Und wo leben sie?” Noch bevor Jora antworten<br />
kann mischt sich Devon ein: ”Sind das nicht diese Kreaturen mit Flügeln in Menschengestalt?”<br />
Bei seiner Frage läuft ihm ein kalter Schauer über den Rücken.<br />
Bisher kam die Gruppe ja lediglich in Kontakt mit üblen Piraten, mit Menschen,<br />
dessen Handlungen nicht unberechenbar waren ... ’Hoffentlich ist es keine Frage<br />
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der Zeit, bis wir auf solche Monster der Natur treffen.’, geht es ihm noch schnell<br />
durch den Kopf. Der Jäger nickt: ”Ja - genau die meine ich. Und wo die leben?”<br />
er wendet sich wieder dem Zwerg zu, ”in dem Bergen landeinwärts, in der Nähe<br />
vom Burgberg.” Sabu will mehr wissen: ”Wann und wie greifen sie an? Und wie<br />
schützt man sich am besten gegen sie? Wie stark sind sie etwa, und wieviele<br />
sind etwa zusammen?” ”Langsam, langsam” der Jäger lächelt leicht, ”wann die<br />
angreifen kann kein Mensch wissen, die Biester sind schlichtweg verrückt, können<br />
ganz freundlich sein - und <strong>im</strong> nächsten Moment angreifen... Wie tollwütige Tiere.<br />
Der beste Schutz ist daher: Nicht in ihre Nähe kommen.” Jora zuckt mit den<br />
Achseln. ”So mach’ ich das jedenfalls - und ich lebe noch.”<br />
Kuno aber fragt erst noch weiter: ”Vielleicht haben diese Bestien ja eine<br />
Achillesferse, oder sie sind nur tagaktiv, so daß wir uns bei Nacht an ihrem Horst<br />
vorbeischleichen können.” Jora schaut den Streuner nachdenklich an: ”Ich glaube<br />
nicht, daß die Nachts schlafen - ich habe jedenfalls schon von Angriffen <strong>im</strong> Dunkeln<br />
gehört... Aber tagsüber habe ich sie selbst schon am H<strong>im</strong>mel gesehen.” Legolas<br />
bedankt sich bei dem Jäger für seine Warnung, jedoch wird er seinem Rat nicht<br />
folgen. Da Wird Thamar bewußt, daß Jora von einem ’Burgberg’ gesprochen hat<br />
und hackt nach. ”Ja,” meint der Jäger, ”da ist ’ne alte Ruine. Und daher wird<br />
der Berg noch heute so genannt. Obwohl es nicht mehr viele Leute in der Gegend<br />
dort gibt. War früher anders...”<br />
Zuerst wollte Thamar ja weiter nach Norden, aber da nun doch von einer Burg<br />
in den Bergen die Rede ist, hält sie es doch für sinnvoll, den Weg ins Landesinnere<br />
zu suchen, auch wenn sie nicht gerade begeistert ist, den Harpyien zu begegnen.<br />
In ihren Erinnerungen kramt sie, was sie auf ihren Reisen über Harpyien erfahren<br />
hat Ihr fällt das ’Traktat über seltsamen Wesen’ ein. Darin stand doch etwas<br />
über diese Geschöpfe... Sie grübelt kurz nach und ihre Stirn legt sich dabei in<br />
Falten. Da kommt ihr langsam der einleitende Absatz wieder in den Sinn: ”Von<br />
der Harpyie: Nichts ist widernatürlicher als eine Harpyie. Halb Frau, halb Greif<br />
und wirren Verstandes sind diese Ausgeburten der schwarzen Magie ... Harpyien<br />
kann man nicht trauen - sie haben einen so wirren Verstand, daß sie vollkommen<br />
unberechenbar sind ... Es ist wohl der Wahnsinn ihrer Schöpfer, der sich in ihnen<br />
wiederfindet...”<br />
Während Thamar nachdenklich schweigt ist Fyanna doch neugieriger: ”Aha”,<br />
fragt sie interessiert, ”wer lebte denn dort früher?” Der Jäger meint: ”Die Burg ist<br />
wohl noch von den Neureichischen damals gebaut... Ist also schon etliche Hunderte<br />
Jahre her. Wer genau die Burg baute, weiß ich allerdings nicht...” Er zuckt kurz<br />
mit den Schultern, sein mangelndes Interesse für Geschichte - sofern es nicht gut<br />
erzählte Geschichten sind - wird deutlich. Legolas hört interessiert zu, hält sich<br />
jedoch selbst zurück. Es ärgert ihn, daß er und die anderen einen Tag durch den<br />
Umweg nach Norden verloren haben und hofft, daß diese ominöse Kutsche wirklich<br />
etwas mit den Entführern seiner Schwester zu tun hat. Aber die Hexe läßt so<br />
schnell nicht locker: ”Und in welchem Zustand ist die Ruine. Könnte man sie<br />
noch bewohnen?” Jura seufzt kurz auf. ”Keine Ahnung - ich hatte ehrlich gesagt<br />
mehr damit zu tun dort wegzukommen... Und bin nicht auf die Idee gekommen<br />
noch näher hin zu gehen. Das war mir es nicht wert. Aber soweit ich sehen konnte,<br />
142
stehen die Mauern jedenfalls noch.” Er zieht wieder die Schultern hoch und wendet<br />
sich erst mal wieder dem Bier zu.<br />
Sabu hat keine Fragen mehr. Für ihn ist es klar, daß sie zurück reiten und<br />
den anderen Weg nehmen müssen. Auch hat er vor diesen fliegenden Ungetümen<br />
keine große Angst. Lediglich um Tira hat er ein bißchen Angst, wer weiß, vielleicht<br />
schnappt sie sich ja so ein Monster... Auch Deion findet, daß alles wichtige geklärt<br />
ist - und so führt er sich noch ’etwas’ von dem Bier zu Gemüte. Allerdings muß<br />
er Solva noch unbedingt Kompl<strong>im</strong>ente für das gute Essen machen. Und bei der<br />
Gelegenheit fragt er sie dann gleich, ob sie ihm nicht morgen noch etwas Essen<br />
zum mitnehmen einpacken kann. Das ist für Solva - vor allem angesichts der guten<br />
Bezahlung - gar kein Problem. Sabu macht sich währenddessen schon langsam auf<br />
zu seinem Nachtlager. Er sucht für sich und Tira ein weiches Plätzchen, und legt<br />
sich zum Schlafen hin. Wer weiß, vielleicht ist das ja der letzte lange Schlaf, den<br />
er für ein paar Tage haben kann...<br />
Da Thamar die Kinder leid tun, die vorhin zum Abwaschen in die Küche<br />
geschickt wurden, sucht sie diese noch einmal auf, wenn sie ins Bett gebracht<br />
werden und erzählt als Gutenachtgeschichte ein bißchen von ihren Erlebnissen,<br />
natürlich nicht so blutrünstig, damit die beiden später noch schlafen können. Die<br />
beiden sind wahnsinnig stolz darauf, daß sich eine Geweihte so um sie kümmert.<br />
Und voller Spannung und mit leuchtenden Augen lauschen sie den Erzählungen.<br />
Doch als die junge Geweihte das Licht ausbläst maulen sie noch kurz, zu interessant<br />
sind die Geschichten...<br />
Anschließend sucht Thamar Jurge, denn sie war schon lange in keinem Tempel<br />
mehr und will ihr aufkommendes He<strong>im</strong>weh mit ein paar Worten über Magie<br />
bekämpfen. Daher fragt sie ihn ein wenig nach dem, was er auf der Akademie so<br />
gelernt hat. Da dieses Thema für die meisten der anderen ziemlich langweilig ist,<br />
unterhalten sich die beiden leise. Doch auch Jurge will sich früh hinlegen, damit<br />
er am nächsten Morgen ausgeruht ist, und den womöglich langen Ritt übersteht.<br />
Diesen Gedanken findet auch Thamar sehr vernünftig und so sucht auch die ihr<br />
Lager früh auf. Langsam trudelt auch der Rest ein, was allerdings auch daran<br />
liegt, daß die Bauersleut’ sich auch schon bald zurückziehen, da morgen viel Arbeit<br />
wartet. Legolas will am nächsten Morgen so früh wie möglich aufbrechen.<br />
Dies teilt er auch den anderen mit, während er sich <strong>im</strong> Heuschober sein Nachtlager<br />
einrichtet.<br />
Legolas erwacht kurz vor Sonnenaufgang durch den Lärm der Bauern und nachdem<br />
er sich schnell gewaschen hat sucht er nach einer Wiese mit schönen Wildblumen,<br />
von denen er dann einen bunten Strauß für Fyanna pflückt. Für die anderen<br />
sind diese morgendlichen Geräusche scheinbar weniger störend und so schlafen sie<br />
noch tief und fest, als Legolas zurückkommt. So legt er den Strauß vorsichtig,<br />
um Fyanna nicht aufzuwecken neben sie. Die Hexe ist ziemlich überrascht die<br />
Blumen neben sich zu finden, auch wenn sie durch Nostradamus Neugier etwas<br />
gelitten haben. Doch ihr ist sofort klar, von wem sie kommen. Sie wirft dem<br />
Elfen einen neckischen Blick ’rüber, doch der sattelt gerade seine Pferde und verstaut<br />
das Gepäck. Sie versteht nicht ganz, warum die Pferde aufgezäumt warten<br />
müssen, während die ganze Gruppe noch frühstückt, doch so wichtig erscheint ihr<br />
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das Rätsel nicht. Alle schlagen noch einmal kräftig zu, denn wer weiß, wann sie<br />
das nächste Mal eine volle Mahlzeit bekommt. Auch fragt Sabu - gefolgt von den<br />
anderen - nach einem Lunchpaket für Mittag und Abend. Und auch nach ein paar<br />
Würsten für Tira. Schnell sind die Brote eingepackt, während Deion noch seine<br />
Schläuche mit Wasser und füllt. Währenddessen ist das Mädchen schon dabei noch<br />
mal die Pferde - und natürlich auch die Esel - zu tränken und zu füttern. Sie ist<br />
richtig angetan von Legolas Stute und steckt ihr noch eine Stückchen einer Rübe<br />
zu. Doch als sie die Abenteurer kommen sieht, läßt sie die Tiere sofort in Ruhe...<br />
Zum Schluß verabschiedet sich die Gruppe noch einmal freundlich von allen,<br />
die ihnen bei der Abreise zusehen. Doch kaum sind sie aufgebrochen, wendet<br />
Sabu sich an die anderen: ”Also, wir kommen jetzt in feindliches Gebiet. Ich<br />
möchte dort so schnell wie möglich durch. Also würde ich vorschlagen, daß wir<br />
das Marschtempo erhöhen, so daß die Pferde gerade ausgelastet sind. Vielleicht<br />
müssen dann eben unsere ”Fußgänger” auch einmal aufsitzen. Auf jeden Fall<br />
möchte ich keine unnötige Nacht in diesen Gebieten verbringen.” Doch niemand<br />
ist von diesem Vorschlag eingenommen - und so marschiert ein Teil wieder zu Fuß.<br />
An der Abzweigung angekommen schlägt die Gruppe den Weg ins Landesinnere<br />
ein. Der Karrenweg ist zwar mit Kies befestigt, doch schon bald kommen die ersten<br />
Schlaglöcher in Sicht. So sind die meisten recht froh nicht in einer Kutsche zu<br />
sitzen, sondern hoch zu Roß unterwegs zu sein. Diese Hügel machen schon einen<br />
recht wilden Eindruck, doch <strong>im</strong>mer wieder sind die Spuren von Schafherden zu<br />
sehen. Bei der ersten Rast, ein ganzen Stück nach der Abzweigung sucht Thamar<br />
ein Gespräch mit Fyanna. Von Frau zu Frau grinst sie sie an und zwinkert ihr zu:<br />
”Sag mal, Legolas ist ja ganz niedlich, aber findest Du seine ”Fürsorge” und sein<br />
Bedürfnis nach ”Nähe” nicht manchmal ein wenig lästig?” Die Hexe muß bei diesen<br />
Worten lachen, doch zur Enttäuschung der lauschenden Männer unterhalten sich<br />
die beiden nur noch flüsternd. Nur ab und zu ist ein Lachen zu hören...<br />
Der Weg schlängelt sich zwischen einige Hügel durch und langsam werden die<br />
Hügel zu Bergen - vielleicht nicht sehr hoch, aber felsig und steil... Und auch der<br />
Tag geht langsam zur Neige, bald schon wird die Sonne untergehen... Etwas weiter<br />
vorne ist eine Felswand und rechts vom Weg ist eine kleine Baumgruppe...<br />
Sabu ist <strong>im</strong>mer noch enttäuscht, daß ihm niemand geantwortet hat. Scheinbar<br />
hat sein Wort in dieser Gruppe keine Bedeutung. Und so fängt er an zu grübeln, ob<br />
es überhaupt noch einen Sinn hat, weiterzureiten. Er ist nämlich nicht lebensmüde<br />
und riskiert alles für ein paar Trödler, die zu faul sind, auf ein Pferd zu steigen.<br />
Während er so überlegt, fällt er hinter der Gruppe zurück. Aber als er dies merkt,<br />
ist es ihm eigentlich egal. So spielt er zuerst mal ein bißchen mit Tira. Dann folgt<br />
er depr<strong>im</strong>iert und unzufrieden der Gruppe. Vermutlich wird er sie bei nächster<br />
Gelegenheit verlassen. ’Mit der Gruppe habe ich wohl nicht mehr viel zu reden!’<br />
denkt er bei sich...<br />
Als Legolas merkt, wie Sabu zurückfällt, reitet er auch etwas langsamer, bis<br />
Sabu wieder mit ihm aufschließt um ihn zu fragen, was mit ihm los ist und um<br />
ihn aufzumuntern. Thamar demgegenüber hat Sabus Ärger kaum bemerkt, denn<br />
sie hatte am Morgen seine Bemerkung schlichtweg überhört. Sie bemerkt nun sein<br />
mürrisches Zurückbleiben, aber da sie sieht, daß sich der feinsinnige Elf um den<br />
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kleinen Gesellen kümmert, hält sie sich raus. Legolas jedoch fragt erst einmal<br />
vorsichtig nach und meint: ”Ich hoffe Du wirst mir weiter bei der Suche nach<br />
meiner Schwester helfen. Es wäre schade, einen guten Freund wie Dich zu verlieren!”<br />
Sabu antwortet Legolas freundlich: ”Ich habe Dir doch gesagt, daß ich<br />
Dir bei der Suche nach Deiner Schwester helfen werde, also werde ich dies auch<br />
tun. Aber ich werde danach nicht länger in einer Gruppe reiten, in der es Leute<br />
gibt, die einfach unnötig die Gruppe gefährden. Reitend kämen wir nämlich circa<br />
drei- bis viermal schneller vorwärts, als <strong>im</strong> Schrittempo. Und das bedeutet, wenn<br />
wir einen Tagesritt haben, brauchen wir zwei Tage und zwei Nächte zusätzlich,<br />
was also das Risiko, um ein vierfaches erhöht. Ich weiß ja nicht, ob Leute, die<br />
meinen, sie müßten Rücksicht auf ihren Arsch nehmen, in diese Gruppe gehören.<br />
Ich möchte auf jedenfalls meinen nicht für sie riskieren!” Irgendwie mußte Sabu<br />
das mal los werden. Auch wenn diese drastische Ausdrucksweise nicht unbedingt<br />
’normal’ für ihn ist. Währenddessen schließt Legolas und auch Sabu wieder etwas<br />
mit der Gruppe auf und Legolas bittet alle ’Fußgänger’ bei einem der Reiter<br />
aufzusteigen, irgendwie wird schon ein Plätzchen zu finden sein. Die Pferde von<br />
Legolas sind ja leider schon zu beladen, um noch weitere Leute aufzunehmen.<br />
Devon ist vertieft in seine Gedanken. Die Harpyien gehen ihm nicht mehr aus<br />
dem Kopf. Erst als er Legolas’ Aufruf hört, reißt es ihn wieder in die Realität<br />
zurück. ”Nun”, beginnt der Druide, ”wenn es unbedingt sein muß, setze ich mich<br />
auf ein solches Tier.” Er schaut nun etwas lächelnd in die Gruppe und hofft, daß<br />
ihm ein Platz angeboten wird. Gleich darauf verkündet Devon hastig: ”Seht, da<br />
vorne ist ein nettes Plätzchen, an dem wir uns es gemütlich machen könnten.”<br />
Er deutet dabei zur Baumgruppe. ”Ich hoffe doch, daß die Harpyien ihre Nester<br />
in Höhlen und nicht auf<br />
Ästen haben”. Devons Augen mustern gr<strong>im</strong>mig den<br />
bevorstehenden Blätterwald.<br />
Also irgendwie muß Deion dem ’Kleinen’ - wie Sabu in Gedanken nennt - Recht<br />
geben. Auch er kann nicht einsehen, warum wir nicht schneller als <strong>im</strong> Schrittempo<br />
vorankommen. Von ihm aus kann einer der ’Fußgänger’ bei ihm mitreiten. ’Und<br />
auch eines der anderen Pferde könnte doch für eine Weile zwei Reiter tragen,<br />
ohne zusammen zu brechen.’ denkt er sich grinsend. ’Auch wenn wir erst mal<br />
<strong>im</strong> Trab reiten, sind wir doch schneller. Und wer weiß, wie lange Legolas seine<br />
Schwester noch in der Gefangenheit aushält.’ Und schneller als Trab traut er sich<br />
sowieso nicht zu! Er hält diesen Ort hier für eine<br />
Übernachtung für geeignet.<br />
Aber wir sollten uns in der Umgebung etwas umsehen, damit wir nicht überrascht<br />
werden. Deion wird sich diese Baumgruppe ansehen. Wer weiß, vielleicht hat<br />
Devon mit seiner Befürchtung recht... ”Wer will mitkommen?” fragt der <strong>Thorwal</strong>er<br />
die anderen und trabt schon einmal los.<br />
Sabu will nachschauen, ob es in der Felswand irgendwo eine schöne Höhle hat, in<br />
der er geschützt seinen Schlafsack ausrollen kann. Aber Deion hat auch diese Idee,<br />
als er antrabt, dreht er sich noch schnell um und ruft dem Zwerg zu: ”Vielleicht<br />
ist sogar eine Höhle zu finden. Sabu, sieh’ doch mal nach. Wenn, dann findet<br />
Du sie sicher!” Auch Thamar erscheint der Platz an der Bergwand gut geeignet<br />
für ein Lager, aber vorher sollte man das kleine Waldstück auf ungebetene Gäste<br />
untersuchen. Doch dann sieht sie, daß Deion schon unterwegs ist und blickt ihm<br />
145
aufmerksam nach.<br />
Deion ist schon fast am Wäldchen da scheut plötzlich seine Stute. Und prompt<br />
hat der <strong>Thorwal</strong>er ein Problem. Er beweist wieder die Wirksamkeit dessen, was<br />
die Gelehrten als ’Schwerkraft’ bezeichnen... Unangenehm macht sein Hintern sehr<br />
enge Bekanntschaft mit dem Boden. Und die Stute springt noch einige Schritt zur<br />
Seite. Aber sie läuft zum Glück nicht weg. Als Deion sich auf dem Boden sitzend<br />
umsieht, entdeckt er gerade noch eine Blindschleiche auf der Flucht. Fluchend<br />
steht er auf und klopft sich den Dreck von der Hose. Dann stapft er zur Stute<br />
hinüber, die allerdings als er sich so wütend nähert langsam zurückweicht. Also<br />
versucht er das ganze noch mal vorsichtiger - und diesmal erwischt er den auf dem<br />
Boden schleifenden Zügel. Die anderen kommen schon angelaufen und bei einigen<br />
schreckte auch die Hand zur Waffe, doch schnell ist klar, daß dies hier keinen<br />
Kampf erfordert. So untersucht Deion zu Fuß das Wäldchen - und sogar für ihm<br />
ist ziemlich deutlich, daß es sich wohl nicht zur Rast eignet. Schließlich ist der<br />
ganze Boden mit krautigen und stacheligen Pflanzen bedeckt.<br />
Fyanna sieht den tiefen Sonnenstand und ruf nach vorne zur Gruppe : ”Was<br />
haltet ihr von diesem Rastplatz? Wenn wir unter den Bäumen unsere Zelte aufschlagen,<br />
sind wir zumindest von oben einigermaßen vor den Harpyien geschützt.<br />
Dazu sollten wir noch Wachen aufstellen!” Kuno merkt, daß er sich in den Gassen<br />
einer großen Stadt doch erheblich besser als hier in der Wildnis auskennt! Daher<br />
muß er auf die Erfahrungen der andern vertrauen, wo hier ein geeigneter Rastplatz<br />
zu finden ist. Doch da kommt schon Deion zurück und muß diesen Vorschlag<br />
zunichte machen. Sabu hat sich derweil die Felswand angeschaut. Eine Höhle<br />
entdeckt er zwar nicht, doch die Felswand ist etwas überhängend und so gibt sie<br />
doch etwas Schutz.<br />
Wenn die Gruppe einverstanden ist, beginnt Fyanna das Packtier zu entladen<br />
und die Tiere zu versorgen. Dabei hilft ihr Legolas natürlich. Auch die anderen<br />
folgen ihrem Vorbild und kümmern sich um ihre Tiere. Dann wird schnell das<br />
Lager aufgeschlagen. Fyanna und Legolas schlagen ihre Zelte auf. Es sind zwar<br />
nur zwei kleine Zelte - eigentlich insgesamt für vier Personen - aber irgendwie wird<br />
man sich schon über die Belegung einig. Vor allem solange es noch trocken ist...<br />
Dann wird noch ein Feuer entzündet und schon wird es langsam fast gemütlich.<br />
Fyanna fragt Legolas leise, ob sie zusammen noch ein bißchen die nähere Umgebung<br />
erkunden sollen. Legolas st<strong>im</strong>mt ihr zu und meint zu den anderen: ”Fyanna<br />
und ich werden uns in der Umgebung etwas umsehen. Zwei von euch können sich<br />
ruhig mein Zelt nehmen, ich übernachte lieber <strong>im</strong> Freien.” Dann verschwinden<br />
Legolas und Fyanna in die langsam untergehende Sonne.<br />
Kuno führt sich dann zunächst einmal eine seiner Rationen zu Gemüte. Nachdem<br />
er noch mal nach dem Pony geschaut hat, begibt er sich zum munter flackernden<br />
Lagerfeuer und sagt zu den anderen: ”Wir sollten nicht vergessen, Wachen<br />
aufzustellen. Ich übernehme gerne die erste Schicht!” Auch Thamar ist dafür eine<br />
Wache aufzustellen - und schnell werden sich alle einig, wie die Schichten verteilt<br />
werden. Auch die anderen fangen jetzt erst mal an etwas zu essen und Sabu gibt<br />
Tira noch ein paar Würstchen. Dann legt der Zwerg sich schlafen. Nach circa zwei<br />
Stunden kommen Fyanna und Legolas zurück. Während die beiden ebenfalls et-<br />
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was essen ist Devon am grübeln. Er mustert kurz die Hexe. ”Fyanna”, sagt Devon<br />
und versucht dabei, Augenkontakt herzustellen, ”ich kenne mich nicht besonders<br />
gut mit Hexenmagie aus, aber wäre es möglich, unseren eventuellen Rastplatz mit<br />
einem ”Hexenknoten” zu schützen?” Die Angesprochene wendet sich Devon zu:<br />
”Wäre keine schlechte Idee. Allerdings wirkt der Zauber nicht so lange... Leider -<br />
was das betrifft.”<br />
Es wird schließlich dunkel. Nur das Madamal am H<strong>im</strong>mel spendet etwas Licht.<br />
Immer wieder wird es von Wolken verdeckt. Doch es bleibt trocken. Die Nacht<br />
ist ruhig, nur gelegentlich ist das Schnauben von eins der grasenden Pferde zu<br />
hören. Nicht unterbricht die Ruhe und irgendwann schlafen die Abenteurer ein.<br />
Derjenige, der gerade mit der Wache dran ist, halt viel Zeit und Ruhe um seinen<br />
Gedanken nachzuhängen...<br />
Am frühen Morgen steigt etwas Nebel aus den Boden auf und plötzlich schlägt<br />
Tira an. Doch die aufgeschreckten Helden sehen nur noch das Hinterteils eines<br />
Rehs. Zu schnell und schon zu weit weg um noch nach den Bogen zu greifen...<br />
Da Sabu auch weiterhin darauf besteht, daß weiter geritten wird, ist Thamar<br />
bereit sich auf ihr Lasttier zu setzen. Sie denkt bei sich: ’Vielleicht sieht Sabu<br />
dann ja ein, daß dadurch keine Zeit gewonnen wird, da diese Tiere nun einmal<br />
nicht mehr als Schrittempo laufen. Außerdem macht es auch überhaupt keinen<br />
Sinn, wie ein wilder Hirsch durch eine Gegend zu jagen, die man nicht kennt, in<br />
der vielleicht gefährliche Gegner lauern und ohne daß man überhaupt weiß, wo<br />
man hin muß.’ Kuno demgegenüber ist es schlichtweg egal, ob sie dann wie bisher<br />
weiterreiten oder auch die Fußgänger aufsitzen. Schließlich reitet er ja ohnehin,<br />
und einen zusätzlichen Passagier kann er seinen Pony wohl auch nicht zumuten...<br />
Doch letztendlich wird umgeladen. Das überzählige Gepäck von Thamar kommt<br />
auf Fyanna Mherwati, da sonst Thamars erheblich Probleme bekommen würde.<br />
Schließlich wiegt die Geweihte ja mehr als 80 Stein. So umgeladen will Thamar<br />
gerade aufsteigen, da hält sie Devon davon ab. Er ist bereit sich auf den Esel zu<br />
setzen - und Thamar könnte doch auf Brom, das Pony von Cantos, reiten. ”Das<br />
wäre doch etwas passender...” meint er. So reitet weiterhin jeder auf sein Pferd<br />
und Fyanna bleibt auch der Vollblutstute von Legolas treu.<br />
Und endlich kann losgeritten werden. Sabu bemerkt insgehe<strong>im</strong>, daß er Thamar<br />
wohl etwas Abbitte leisten müsse, den es geht nicht ganz so schnell voran, wie er<br />
zuerst annahm. Nicht das die Esel so langsam sind. Doch es scheint nicht möglich<br />
zu sein, sie ständig traben zu lassen. Doch auch Thamar hatte nicht ganz recht -<br />
denn es geht doch flotter voran. Und das obwohl die Berge das Tempo bremsen.<br />
Doch das hätten sie be<strong>im</strong> Marschieren natürlich auch getan...<br />
So oder so geht es doch noch gut voran. Der Weg wird nicht wesentlich<br />
schlechter - und das obwohl es keine direkten Anzeichen mehr von anderen Menschen<br />
gibt. Auch Schafe sind keine mehr zu sehen. Der Weg schlängelt sich<br />
regelrecht durch die Berge hindurch. Er verläßt fast ständig in einem Tal und<br />
vermeidet auch allzu starke Steigungen, wie die Suchenden erfreut feststellen. Die<br />
Landschaft ist hier schon deutlich felsiger, doch nicht wesentlich karger. Überall<br />
wächst das junge Gras und es riecht nach blühenden Pflanzen. Der Boden ist<br />
vornehmlich von gelben Blüten bedeckt, doch stellenweise erscheint er auch rot<br />
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oder lila - je nach Blütenfarbe. Und dann führt der Weg durch einen Hohlweg in<br />
ein offenes Tal hinein: und über der Gruppe ist plötzlich eine alte Ruine zu sehen...<br />
Sabu freut sich, daß sie so schnell vorwärts kommen. Auch versucht er, Thamar<br />
und Devon soviel Unterstützung wie möglich be<strong>im</strong> Reiten der Tiere zu geben.<br />
Immerhin ist er doch auch ”ein bißchen” mitverantwortlich, daß sie jetzt auf den<br />
Pferden hocken müssen. Als Sabu dann die alte Ruine sieht meint er: ”Wollen wir<br />
uns die Ruine mal ansehen? Vielleicht finden wir dort einen Platz zum Rasten.”<br />
Er blickt kurz hoch zum H<strong>im</strong>mel und sucht nach der Praiosscheibe. ”Schließlich<br />
ist es best<strong>im</strong>mt schon Mittag durch.” Devon nickt: ”Ja da hast Du recht, es ist<br />
schon beinahe eins...”<br />
Legolas mustert die Ruine mißtrauisch und sucht schon aus einiger Entfernung<br />
nach Zeichen, die darauf hindeuten, daß die Ruine bewohnt ist. Aber von hier<br />
unten ist es nicht deutlich zu sehen. Auf der rechten Seite erkennt er einen halb<br />
verdeckten Turm und daneben zwei durch eine Mauer verbundene Gebäude. Das<br />
große direkt neben dem Turm war best<strong>im</strong>mt mal höher. Die Fenster sind nur<br />
noch leere Höhlen, die in die Ferne starren. Auch ist der oberste Rand der Wände<br />
weggebrochen. Das linke Gebäude sieht von unten etwas besser aus: Immerhin ist<br />
der H<strong>im</strong>mel nicht durch die Fenster zu sehen...<br />
Legolas wendet sich an Sabu und meint: ”Ich glaube es wäre jetzt angebracht<br />
den Waffenbalsam anzuwenden. Sollten wir in einen Hinterhalt geraten, haben wir<br />
keine Zeit mehr dazu.” So n<strong>im</strong>mt er den Tiegel mit Waffenbalsam und verwendet<br />
die Hälfte davon auf seine Zweililien. Sabu ist nicht der Meinung, daß man den<br />
Waffenbalsam jetzt schon verschwenden sollte. So versucht er, Legolas umzust<strong>im</strong>men,<br />
was ihm aber nicht gelingt. Der Zwerg gebraucht seine Hälfte noch nicht,<br />
sondern steckt das Tiegelchen bei sich ein. Der Elf derweil verteilt den Balsam<br />
sorgfältig auf seiner Waffe. Das Holz und das Metall glänzt bald leicht fettig, fast<br />
etwas samtig wirkt es. Aber der Elf kann mit bloßen Augen ansonsten keinen<br />
deutlichen Unterschied ausmachen.<br />
Schließlich meint Legolas zu den anderen: ”Wir sollten uns die Ruine besser<br />
aus der Nähe ansehen.” Mit diesen Worten spornt er sein Pferd an und beginnt<br />
einen Weg zur Ruine zu suchen. Auch sucht Sabu einen guten Weg zur Ruine.<br />
Aber er meint noch zu den anderen: ”Sollte sie uninteressant sein, möchte ich<br />
direkt weiterreiten.” Da flüstert Fyanna Nostradamus schnell zu er soll bei Legolas<br />
bleiben und ihn warnen falls er etwas ungewöhnliches hört.<br />
Überrascht hält der<br />
Elf den Kleinen <strong>im</strong> Arm und weiß erst einmal nicht was er damit machen soll.<br />
Währenddessen springt Fyanna schnell ab, holt ihren Besen vom Mherwati und<br />
schwingt sich in die Lüfte. Legolas zuckt mit den Schultern, packt den Kater<br />
in eine Tasche und greift erst einmal nach den Zügeln der Vollblutstute, die von<br />
Fyanna einfach stehen gelassen wurde. Die Hexe fliegt inzwischen der Gruppe<br />
schon voraus. Bald entdeckt die Hexe etwas weiter vorne einen kleinerer Weg,<br />
unbefestigt und ziemlich sumpfig. Sie winkt der Gruppe zu und die reitet vorsichtig<br />
den Weg entlang. Der schlängelt sich am Berg entlang ziemlich steil empor. Die<br />
Reiter müssen sich weit nach vorne über den Hals ihrer Reittiere beugen um diese<br />
voran zu treiben. Rechts des Weges geht es steil empor und links sind nur einige<br />
wenige Bäume zwischen dem Weg und dem Abgrund. Aber vor sich kann die<br />
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Gruppe schon eine Kurve sehen. Dort - schon fast auf Höhe der Burg, führt dieser<br />
sumpfige Kiesweg auf einen Felsgrat direkt auf die Burg zu wie Fyanna versichert.<br />
Dann - die Hälfte des Weges ist beinahe geschafft - erschrickt die Hexe: Hinter der<br />
Burg ist plötzlich ein wildes Gekreische zu hören und zwei aufgeschreckte Harpyien<br />
flattern hervor direkt auf die fliegende Hexe zu. Eine kreischt erneut wütend und<br />
setzt zum Sturzflug auf die Hexe an, während noch eine Dritte hinter der Burg<br />
zum Vorschein kommt...<br />
Als Kuno mitbekommt wie die Harpyien Fyanna bedrängen, springt er behende<br />
von seinem Pony und läuft einige Schritte auf die Hexe zu. Er will auf jeden Fall<br />
verhindern, daß sich alle drei Harpyien auf sie stürzen, und so greift er mit seinen<br />
Wurfmessern an, um die Bestien zumindest etwas abzulenken. Er hofft natürlich,<br />
daß Fyanna schnell und unverletzt wieder bei der Gruppe landen kann, denn wir<br />
haben wohl nur alle gemeinsam eine Chance gegen diese faule Brut! Doch er trifft<br />
nicht, die Biester sind viel zu wendig.<br />
Auch Cantos sieht, wie sich die Harpyien auf Fyanna stürzen und hat dieselbe<br />
Idee; er springt er schnell von seinem Pferd um ihr zu Hilfe zu eilen. Er ist<br />
ja schon froh, wenn er nicht vom Pferd fällt bei normaler Reisegeschwindigkeit,<br />
aber während eines Kampfes... Er zieht seinen Säbel und läuft hinter Kuno her.<br />
Während er zu ihr rennt hofft er, daß die Harpyien sie nur erschrecken wollen und<br />
es nicht zum Kampf kommt. Doch noch während er hinter Kuno herlief stürzt<br />
sich eine der Harpyien auf Tira direkt neben ihm. Und so wendet er sich der hier<br />
zu, auch Devon und Deion sind schon da. Die Harpyie trifft die verängstigten<br />
Hündin am Rücken, doch Tira dreht sich rasch um und reagiert wie jedes in die<br />
Ecke gedrängte Tier: Es wehrt sich mit allem was es hat. Die Hündin erwischt<br />
die Harpyie und die Bestie muß mehr als nur einige Federn lassen. Zudem reagiert<br />
auch Deion schnell - er schlägt ebenfalls zu. Doch die Harpyie läßt nicht von der<br />
Hündin ab. Wieder und wieder greift sie an, während Devons Blitz leider mißlingt<br />
und Deion <strong>im</strong> Moder ausrutscht und sich fast den Fuß verstaucht. So flieht Tira<br />
jaulend als Cantos und Deion die Harpyie endlich so stark ablenken, daß sich diese<br />
Deion zuwendet.<br />
Während die Bestie es bei den nächsten Attacken schwerer hat als bei der<br />
Hündin hat Deion erst einmal mehr Erfolg; er trifft die Harpyie am Flügel, so<br />
daß sie nicht mehr fliegen kann. jetzt hat sie es schwerer ihre Krallen einzusetzen.<br />
Devon Blitz mißlingt wieder und Deion trifft erneut. Doch dann hat Cantos<br />
auch Glück: ihm gelingt eine glückliche Attacke... Die beiden <strong>Thorwal</strong>er greifen<br />
weiter an, doch die Harpyie gibt so schnell nicht auf: laut kreischend gelingt es<br />
ihr dre<strong>im</strong>al schnell hintereinander Deion zu verletzten und Blut strömt über seine<br />
Krötenhaut. Doch auch das eigene Federkleid ist schon arg mitgenommen und die<br />
beiden <strong>Thorwal</strong>er dringen mit aller Macht auf sie ein bis Deion der entscheidende<br />
Treffer gelingt und sie plötzlich verstummt...<br />
Auch Sabu hört das Gekreische, und nach dem ersten Schreck, versucht er, sein<br />
Pony so schnell wie möglich nach oben zu bringen, um dort abzusteigen und mit<br />
Bogen auf die Harpyien zu schießen. Allerdings hat er ziemliche Schwierigkeiten<br />
mit dem Pony. Das Gekreische der Harpyien ängstigt es fast zu Tode. Schon bei<br />
Menschen kann dies Panik erzeugen, aber so ein armes Tier ist da doch noch viel<br />
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empfindlicher. Verzweifelt bemüht sich der Zwerg oben zu bleiben, doch es klappt<br />
nicht. Er stürzt zu Boden und braucht einen Moment um sich zu orientieren.<br />
Zum Glück hat er schon den Bogen in der Hand gehabt, sonst wäre der jetzt mit<br />
dem Pony bergab verschwunden... Die Leine von Tira wurde bei dem Sturz aus<br />
seiner Hand gerissen - und so läuft Tira panisch kläffend zwischen den Abenteurern<br />
umher. Der Zwerg läßt nach kurzem Zögern den Hund gewähren und konzentriert<br />
sich auf seinen Bogen...<br />
Als Legolas das Gekreische der Harpyien hört wird er blaß. Hoffentlich passiert<br />
Fyanna nichts, denkt er sich. Er sitzt schnell und behende von seinem Pferd ab,<br />
n<strong>im</strong>mt seine Zweililie zur Hand und läuft den Weg hinauf um die Kurve herum.<br />
Als er sieht, daß die anderen die Harpyien angreifen wollen, ruft er ihnen so<br />
laut er kann ohne stehen zu bleiben zu: ”Halt! Greift sie nicht an! Vielleicht<br />
wollen sie gar nicht kämpfen!” Legolas hofft, daß Fyanna ihn auch hören konnte.<br />
Allerdings tönen der eher die Rufe der Harpyien in den Ohren. Und sie ist vollauf<br />
damit beschäftigt, den Harpyien nicht zu Nahe zu kommen... So versucht sie ein<br />
Ausweichmanöver das dem Roten Baron zur Ehre gereicht hätte. Sie beschleunigt<br />
den Besen und versucht unter der Harpyie durchzutauchen und hinter ihr nach<br />
oben zu ziehen. Sie schafft es zwar, der vordersten auszuweichen, aber fast wäre<br />
sie dabei gegen diesen vermaledeiten Baum geflogen... So streifte sie nur die obersten<br />
Zweige. Doch dann dreht sie sich in Richtung der nächsten Harpyie, die sie<br />
anblickt. Schwer atmend und leicht zitternd konzentriert sie sich auf den Zauber<br />
’Blitz Dich Find’. Sie hebt Zeige- und Mittelfinger der linken Hand in Richtung auf<br />
den Kopf des Monsters, während sich Legolas auf einen Fulminictus konzentriert.<br />
Doch die hintere Harpyie greift schon Fyanna <strong>im</strong> Sturzflug an während Kuno<br />
noch seine nächste Waffe klarmacht. Der Angriff der Harpyie gelingt jedoch und die<br />
Hexe stürzt zu Boden. Diesmal ist sie über den Baum recht froh, der ihren Sturz<br />
bremst. Doch sie wird weiter attackiert, scheinbar hat die Harpyie etwas gegen<br />
fliegende Menschen... Der Zauber von Legolas mißlingt leider, aber Kuno hat jetzt<br />
endlich sein Rapier in der Hand und nähert sich der Harpyie von hinten. Doch<br />
er ist zu spät: während sich Fyanna noch mit einem Blitz zu helfen versucht und<br />
sich Legolas noch auf seinen Zauber konzentriert gelingt der Harpyie ihr Angriff<br />
und die Hexe kann nicht mehr ausweichen.<br />
Schließlich sinkt die Hexe langsam zu Boden und bewegt sich nicht mehr. Die<br />
Bestie will noch mal nachsetzen, doch Kuno ist endlich herbei und lenkt die Harpyie<br />
ab. Da gelingt Legolas sein Fulminictus und dieses abscheulich kreischende Wesen<br />
verstummt kurz und taumelt. Der Elf verläßt sich jetzt auch lieber auf seine<br />
Zweililien und attackiert zusammen mit Kuno diese Kreatur. Doch diese aus der<br />
kranken Phantasie eines Schwarzmagiers geborene Wesen greift den Elfen erfolgreich<br />
an und der hat Schwierigkeiten sie abzuwehren. Aus teilweise recht tiefen<br />
Wunden rinnt sein Blut, während Kuno Mühe hat die Harpyie zu treffen, da der<br />
Elf direkt bei dem Wesen ist. Doch auch Legolas weiß sich zu wehren und zahlt gleiches<br />
mit gleichem he<strong>im</strong> - wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie die Harpyie. Da<br />
endlich sind Cantos und Deion mit der anderen Harpyie fertig und eilen zur Hilfe.<br />
Zwar stolpert Deion über eine Wurzel - und verletzt sich dabei denselben Fuß wie<br />
schon vorher - doch trotzdem trifft er. Aber Legolas hat keine Möglichkeit mehr<br />
150
sich zurückzuziehen; die Harpyie sitzt auf ihm und droht ihn mit ihren Krallen zu<br />
zerfleischen. Fast wäre es ihr gelungen - der Elf ist inzwischen bewußtlos - doch da<br />
reizt Kuno die Harpyie mit einem Kopftreffer so sehr, daß sie sich lieber auf den<br />
Streuner konzentriert. Während der Probleme hat diese Bestie zurückzudrängen<br />
gelingen Cantos und Deion mehrere Attacken. Doch keine ist so gut, daß die<br />
Harpyie in ernste Schwierigkeiten kommt...<br />
Währenddessen hat die dritte Harpyie sich andere Opfer gesucht: Als Jurge<br />
das wilde Gekreische hört, steigt er zuerst einmal von seinem Pferd ab. Dann folgt<br />
er den anderen den Hang hinauf, direkt vor ihm ist Thamar, die plötzlich auch<br />
angegriffen wird. Kurz überlegt Jurge, doch dann kommt er zu dem Schluß, das<br />
es wohl am sinnvollsten ist, die Harpyien zu verjagen, als sich auf einen langen<br />
Kampf mit ihnen einzulassen. Sollte es ihm gelingen, eine der Harpyien mit einem<br />
schnellen Blitz-Dich-Find zu blenden, so zieht diese sich vielleicht zurück. So versucht<br />
er sich an diesem Zauber, während Sabu schon auf diese Harpyie schießt -<br />
und auch trifft. Jetzt kann der Zwerg beweisen, daß Bögen und Zwerge durchaus<br />
zusammenpassen... Während Thamar mehrfach erfolgreich von der Harpyie angegriffen<br />
wird lädt Sabu nach und trifft diese mehrfach hintereinander. Dadurch<br />
wird diese Bestie aber nur noch wütender und ihr kreischen wird lauter. Auch die<br />
restlichen Esel und Pferde geraten in Panik und rasen den Berg wieder hinunter,<br />
nur Cantos Streitroß bleibt in der Nähe...<br />
Thamar kann unterdessen den meisten Angriffen ausweichen und endlich gelingt<br />
ihr auch eine vorbildliche Attacke; wohingegen Devon und Jurges Zauber leider<br />
mißlingen. Dann prallen Thamar und die Harpyie fast gleichzeitig aufeinander:<br />
während die Geweihte am Flügel trifft, gelingt es der Harpyie Thamar eine größere<br />
Fleischwunde am Arm zuzufügen. Da die Zauber erneut mißlingen entschließt sich<br />
Jurge einen anderen Zauber zu versuchen - diesmal will er sein Glück mit einem<br />
Fulminictus versuchen... Der Magier hebt die Hand und ruft die Formel laut und<br />
wütend aus während Thamar wieder verletzt wird. Sabu trifft die Harpyie erneut,<br />
doch der Zauber Jurges und Devons mißlingen wieder. Da greift Devon zu seinem<br />
Holzspeer und mit aller Macht stößt er zu. Die Harpyie hat keine Möglichkeit<br />
mehr auszuweichen, zu überraschend und schnell ist dieser Angriff. So taumelt<br />
sie schwer verletzt zurück und kreischt noch mal laut. Doch diesmal klingt der<br />
Ruf anders; beinahe verzweifelt klingt er. Etwas schwerfällig, wohl durch die erlittenen<br />
Wunden behindert flattert die Harpyie empor - und auch die zweite dieser<br />
Kreaturen, die noch mit den beiden <strong>Thorwal</strong>ern kämpft, wendet sich ab und fliegt<br />
hoch. Kurz noch kreisen die beiden über die Gruppe und lassen noch ein letztes<br />
Mal ihre St<strong>im</strong>me erschallen. Dann flattern die beiden um den Berg herum und<br />
verschwinden aus den Blicken der Helden.<br />
Cantos und Jurge untersuchen kurz die Verletzten und stellen fest, daß Legolas<br />
und Fyanna beide bewußtlos sind. Cantos schlägt vor, bei der Burg zu bleiben<br />
und dort zu rasten. Jurge findet diesen Vorschlag recht vernünftig, doch zuerst<br />
muß die Ruine untersucht werden, um einen sicheren Lagerplatz zu finden. Erfreut<br />
registriert er, daß sein Apfelsch<strong>im</strong>mel etwas abseits keine 50 Schritt entfernt am<br />
Wegrand steht. Von den anderen Pferden und Eseln ist nichts zu sehen. Sabu ruft<br />
derweil nach Tira und schaut sich nach ihr um. Und da kommt sie auch schon aus<br />
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einem Gebüsch gekrochen und humpelt zu dem Zwerg ’rüber... Entsetzt sieht der<br />
die tiefen Wunden in ihrem Rücken und ist dann erleichtert, daß sie überhaupt<br />
noch lebt...<br />
Stille breitet sich langsam wieder aus, die Reisenden sind froh diese gellenden<br />
Schreie nicht mehr hören zu müssen. Da ist plötzlich ein leises klägliches Maunzen<br />
aus der Tasche von Legolas zu hören. Und langsam kriegt Nostradamus unter den<br />
staunenden Blicken der anderen daraus hervor. Dann huscht er wie ein schwarzer<br />
Blitz auf den reglosen Körper Fyannas zu. Sanft schnuppert er über ihr Gesicht<br />
und bleibt dann bei ihr sitzen.<br />
’Das war knapp.’ denkt Cantos <strong>im</strong> stillen. Als er sich umblickt sieht er Fyanna<br />
und Legolas bewußtlos am Boden liegen, Deion und Thamar scheint es auch schwer<br />
erwischt zu haben. Auch Sabu ist entsetzt. Obwohl ihn normalerweise Blut nicht<br />
erschrecken kann, fährt ihm das Bild doch recht in die Knochen. Aber er weiß,<br />
daß jetzt eine schnelle Reaktion das Wichtigste ist! Die Verwundeten dürfen auf<br />
keinen Fall mehr Blut verlieren und müssen sofort verbunden werden. So hebt<br />
er vorsichtig Tira auf und trägt sie vorsichtig zu Legolas. Dort legt er sie hin<br />
und befiehlt ihr, liegen zu bleiben. Dann bittet er Kuno, ihm be<strong>im</strong> Versorgen der<br />
Verletzten zu helfen, bevor sie transportiert werden. Dieser greift sofort beherzt<br />
zu, obwohl er von seinen Fähigkeiten bezüglich dem Wundheilen nicht so überzeugt<br />
ist. An die wirklich schweren Verletzungen traut er sich daher doch nicht heran, zu<br />
groß erscheint ihm die Gefahr, einen fatalen Fehler zu begehen. So bietet Kuno an,<br />
bei der Heilung der Bewußtlosen zu assistieren. Der Zwerg schickt ihn sofort zum<br />
Pferd von Cantos; Wasser brächte er unbedingt. Gleichzeitig fängt Sabu schon<br />
einmal an seine Kräuter aus der Gürteltasche auszupacken.<br />
Währenddessen flucht Thamar leise vor sich hin. Die Biester hatten einen ganz<br />
schönen Schaden angerichtet. Aber jetzt erst mal das nächstliegende: sie bittet<br />
einen der<br />
Übrigen, die nicht mit den Schwerverletzten beschäftigt sind, ihr zu<br />
helfen, die eigenen Blutungen zu stoppen. Natürlich ist Deion gleich bereit ihr zu<br />
helfen. Sie ist recht froh darüber, schließlich ist es ziemlich schwierig selber eine<br />
Armwunde zu versorgen. So hält sie geduldig still als Deion seine Künste an ihr<br />
versucht.<br />
Der Zwerg ist noch dabei mit geschickten Händen die Wunden von Legolas<br />
zu reinigen, da dreht er sich kurz um und sagt zu Cantos und Jurge: ”Könntest<br />
Ihr bitte nach unseren Pferden schauen? Sie werden sicher unten <strong>im</strong> Tal irgendwo<br />
warten. Ich muß die Verletzten weiter betreuen.” Cantos reagiert sofort, froh etwas<br />
sinnvolles tun zu können. ”Das werde ich tun, Sabu.” sagt er noch, während er<br />
sich schon auf sein Pferd schwingt und losreitet um die geflohenen Tiere zu suchen.<br />
Doch Jurge hat anderes <strong>im</strong> Sinne: Während sich Sabu um Legolas kümmert, kniet<br />
Jurge neben Fyanna nieder und legt seine Hand auf ihr Herz. Sein Gesicht n<strong>im</strong>mt<br />
einen Ausdruck höchster Konzentration an, und die Umstehenden können hören,<br />
wie er leise <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wieder die einfache Formel ”Balsam Salabunde -<br />
Heile Wunde!” wiederholt. Nach einigen Minuten sackt Jurge erschöpft in sich<br />
zusammen - schließlich hat er gerade einen Großteil seiner magischen Kraft aufgebraucht,<br />
um der Hexe neues Leben einzuhauchen. Fyanna fängt leise an zu stöhnen<br />
und bewegt den Kopf. Immerhin haben nicht nur die Blutungen aufgehört...<br />
152
Devon bedauert, daß er nicht mehr genug Energie hat, um ebenfalls magisch zu<br />
helfen, doch so fühlt er sich beinahe etwas nutzlos. Doch dann sagt Sabu zu Kuno:<br />
”Wir dürfen die Verletzten nicht so herumtragen. Eine Bahre wäre besser. Bei<br />
jeder Bewegung verstärken sich nur die Blutungen.” Er n<strong>im</strong>mt Fyannas Dolch, der<br />
neben der Hexe liegt, und fängt an ein provisorische Bahre vorzubereiten. Einige<br />
junge Baumstämme, sein Kapuzenmantel und Bast zum befestigen und recht rasch<br />
hat er schon die erste Bahre fertig. Währenddessen ist Thamar am fluchen: Nicht<br />
nur das Deions Bemühungen unangenehm waren, nein - ihre Wunde sieht auch<br />
nicht besser aus als vorher... Doch das ist nicht mehr zu ändern. Und da sie sich<br />
selbst auch nicht so gut mit der Wundversorgung auskennt, gerade gut genug um<br />
diesen mißglückten Versuch als solchen zu erkennen, macht sie sich auf um sich<br />
nach heilenden Kräutern umzusehen. Da sie Devon schon bergauf sieht, wählt sie<br />
den Weg bergab.<br />
Sabu hat derweil die Wunden des Elfen gereinigt und legt es vorsichtig auf die<br />
schl<strong>im</strong>msten Wunden des Elfen und verbindet diese. Die Blutungen haben auch<br />
bei Legolas aufgehört, doch noch ist er bewußtlos. Als sich der Zwerg umdreht um<br />
nach Fyanna zu sehen, steht Jurge schon hinter ihm. Er nickt ihm zu und läßt den<br />
Magier an seinen Patienten. So spricht Jurge auch auf ihn einen Balsam Salabunde,<br />
während sich der Zwerg die Wunden der Hexe näher anschaut. Benommen blickt<br />
Fyanna ihn an, als er auch bei ihr Wirselkraut auf die noch nicht vollständig<br />
geschlossenen Wunden legt. Er dreht sich etwas besorgt nach seinen Kräutern um<br />
- so viele sind es nicht mehr... Doch dann konzentriert er sich wieder auf sein<br />
vordringliches Ziel und verbindet vorsichtig die Hexe. Langsam wird deren Blick<br />
wieder etwas klarer und sie hebt ihre Hand etwas. Sofort ist der kleine Kater<br />
herbei und schmiegt sich schnurrend an sie. Fyanna muß unwillkürlich lächeln<br />
- und Sabu ist froh, daß es ihr schon besser geht. Dann wendet er sich seiner<br />
Hündin zu. Diese hat ihn mit traurigen Augen die ganze Zeit ihrem Herrchen<br />
zugeschaut, aber sich nicht gerührt. Ob das aber an ihren schweren Verletzungen<br />
oder an ihrem Gehorsam liegt ist so leicht nicht zu entscheiden. Jedenfalls fängt<br />
ihre Schwanzspitze an leicht auf den Boden zu schlagen, als sich der Zwerg ihr<br />
zuwendet. Sie hebt langsam den Kopf und ihr treuer Blick dringt Sabu tief ins<br />
Herz. Vorsichtig versorgt er ihre Wunden und n<strong>im</strong>mt zwei seiner vierblättrigen<br />
Einbeeren zu Hilfe, da er kein Wirselkraut mehr besitzt... Doch Tira hält geduldig<br />
still und so gelingt es ihm zu seiner Freude, auch diese Wunde zu versorgen. Als<br />
er aufblickt sieht er, wie Kuno gerade Deion fertig verbindet. Der Streuner scheint<br />
geschicktere Hände zu haben als der <strong>Thorwal</strong>er...<br />
Dann will Kuno aber anfangen den Hang nach seinem Wurfmesser abzusuchen.<br />
”Bevor wir irgend etwas weiteres unternehmen, sollten wir erst einmal einen sicheren<br />
Rastplatz finden,” meint Jurge, ”unsere Verletzten brauchen dringend etwas Ruhe!”<br />
Sabu st<strong>im</strong>mt zu, gerade weil schon eine Stunde verstrichen ist, seitdem der Kampf<br />
stattgefunden hat. So helfen Jurge und der Zwerg erst einmal den beiden Schwerverletzten<br />
den Berg hinauf. Zum Glück ist es nicht mehr weit. Von dem Felsgrat<br />
aus, sehen die vier ins Tal hinab. Dort ist Cantos zu erkennen, wie er dabei ist<br />
die Pferde einzufangen. Ein Teil hat er schon wieder, doch alle gleichzeitig voranzutreiben<br />
ist scheinbar nicht so einfach... Jedenfalls führt der Pfad geradewegs<br />
153
auf die Burg zu. Oder besser gesagt auf die Reste...<br />
Das Tor fehlt und neben der noch vorhandenen Tordurchfahrt erheben sich<br />
Türme mit leeren Fensteröffnungen. Die Fassade steht noch, aber ein Teil der<br />
Decken scheint zu fehlen. Vorsichtig gehen die vier weiter durch die Einfahrt. Da<br />
kommt Thamar hinzu mit einem Büschel Tarnele in der Hand. Vom Tor ist nichts<br />
mehr zu entdecken und der äußere Burghof ist mit Pflanzen überwuchert. Doch<br />
es ist ein deutlicher Weg zu einem weiteren Tor - diesmal verschlossen und noch<br />
recht stabil aussehend - zu erkennen. Zwei parallele Rillen laufen auf dieses Tor<br />
zu in denen kaum eine Pflanze wächst. Fyanna und Legolas sinken erschöpft auf<br />
den Boden, als Sabu und Jurge den Hof mustern. Die großen Türme sind wirklich<br />
kaum noch als solche zu bezeichnen; durch die ehemalige Tür ist der Schutt der<br />
ehemaligen Decken zu erkennen. An den daran anschließenden Wänden sind zwei<br />
vermutlich ursprünglich rechteckige Steinhaufen zu sehen. Eine kleine Ecke steht<br />
noch; diese Gebäude - was <strong>im</strong>mer sie auch waren - sind kaum noch als solche zu<br />
erkennen. Ein kleiner Turm zur linken scheint nicht viel besser dran zu sein als<br />
die vorderen. Doch zur Rechten ist noch ein kleiner Turm, der etwas besser dran<br />
ist. Als Thamar sich den näher anschaut sieht sie, daß er sogar noch eine Decke<br />
in den beiden unteren Geschossen hat...<br />
Das Tor weiter vorne ist inmitten einer vorspringenden Mauer, die an den Enden<br />
ebenfalls große Türme aufweist. Thamar erschrickt als sie auf der Zinne des<br />
linken Turms eine Harpyie sitzen sieht, doch als diese flattert, sieht das ziemlich<br />
hilflos aus. Es muß wohl eine der beiden verletzten Tiere sein... Der andere Turm in<br />
dem rechten Winkel sieht von außen auch noch relativ intakt aus, allerdings scheint<br />
von diesem Hof kein Eingang hineinzuführen. Als sie die Umgebung so kritisch<br />
mustern kommen endlich Devon und Kuno an, Kuno sieht en wenig niedergeschlagen<br />
aus, hat er es doch so auf die Schnelle nicht geschafft sein Messer zu finden.<br />
Dafür hat Devon zwei Vierblätter dabei. Und dann hört die kleine Gruppe Hufgetrappel<br />
und Cantos reitet herein, die Pferde teilweise vor sich hertreibend, teilweise<br />
an der Leine führend. Er sieht etwas abgekämpft aus, offensichtlich ist es nicht so<br />
einfach Pferde wieder einzufangen...<br />
Sabu geht zu seinem Pony, um Decke und Schlafsack für die Verletzten zu<br />
holen. Auf dem ersten Blick scheint alles mit de Gepäck in Ordnung zu sein, die<br />
Taschen sind noch gut verschlossen wie er erleichtert feststellt. Cantos jedoch ist<br />
weniger begeistert. Er schlägt vor ein sicheres Lager zu suchen, wo die Gruppe die<br />
Verletzten versorgen kann und der Rest zu Kräften kommen kann. ”Ich meine wir<br />
sollten diese Ruine meiden. Vielleicht sind dort drüben noch mehr Harpyien als die<br />
drei die uns angegriffen haben. Außerdem glaube ich nicht, daß hier irgendwelche<br />
Sklavenjäger hausen. Dafür ist es zu gefährlich. Wir sollten nach Daspota gehen,<br />
dort können wir eher eine Spur finden. Wenn wir die Küste entlang reiten kommen<br />
wir nach Ottarje. Dort können wir uns erholen, außerdem dürfte der Weg die Küste<br />
entlang ungefährlicher sein, was in unserem jetzigem Zustand nicht unwichtig ist.”<br />
Doch auf seine Worte hört keiner - die Ruine scheint doch sicherer mit den Harpyien<br />
in der Nähe...<br />
Endlich in der Burg angekommen schlägt Fyanna langsam die Augen auf. Die<br />
Umgebung ist ein unscharfes Mischmasch aus Farben und Geräuschen. Ihr Kopf<br />
154
dröhnt wie eine Glocke. Da fühlt sie etwas warmes weiches an ihrer Seite. Nostradamus.<br />
Langsam richtet sie sich auf. Das Drumherum n<strong>im</strong>mt langsam Konturen<br />
an. Sie sieht Sabu, der sich um ihre Wunden kümmert. Mit einem noch<br />
unsicheren Lächeln bedankt sie sich bei ihm.<br />
Dann schießt der Hexe ein Gedanke durch den Kopf: ’Legolas!’ Ruckartig<br />
dreht sie den Kopf um nach ihm zu suchen. Ein Fehler! Sofort wird ihr wieder<br />
leicht schwarz vor Augen, doch dann sieht sie ihn. Jurge ist gerade bei ihm, doch<br />
er scheint bewußtlos zu sein. Alle Schmerzen plötzlich vergessend krabbelt sie<br />
auf den Elfen zu. So wie sie vor Tagen den Kater rettete streicht sie auch nun<br />
wieder ihren Speichel vorsichtig auf Legolas Wunden. Als Legolas wieder aus der<br />
Bewußtlosigkeit erwacht sieht er Fyanna über sich gebeugt, wie sie gerade seine<br />
Wunden behandelt. Er muß unwillkürlich lächeln, als er jedoch die Verletzungen<br />
Fyannas bemerkt wird seine Mine wieder ernst und er meint niedergeschlagen: ”ich<br />
konnte diese verfluchten Harpyien einfach nicht aufhalten, als sie Dich angriffen<br />
und jetzt habe ich nicht einmal genügend Energie um Deine Wunden zu heilen.”<br />
Dann rappelt er sich mit leicht schmerzverzerrter Mine auf und bedankt sich bei<br />
Fyanna, Jurge und Sabu für ihre Hilfe. Man kann ihm direkt ansehen, wie sehr ihn<br />
die Verletzungen Fyannas mitnehmen und er bittet Thamar um eine der Tarnelen<br />
für Fyanna. Doch dann sieht er, daß Sabu schon sein Wirselkraut für die Hexe<br />
hergenommen hat. Und ihm wird bewußt, daß der Zwerg wohl doch nicht so<br />
habgierig sein kann wie er dachte; schließlich ist das nicht nur eins der stärksten<br />
Heilkräuter, sondern auch der teuersten... Als er wieder klar sehen kann, hilft er<br />
den anderen Wunden zu verbinden, da er nicht mehr genügend Astralenergie hat<br />
um einen Heilzauber zu sprechen. Legolas ist erschüttert, als er die Wunden Tiras<br />
sieht doch zum Glück ist sie ja durch ihr Herrchen schon gut versorgt worden.<br />
Kuno wendet sich derweil an die Hesindegeweihte: ”Du, Thamar? Kannst Du<br />
dir bitte mal meine Verletzungen anschauen? Ich habe bei dem Kampf auch einiges<br />
abbekommen...” Doch sie wehrt sein Ansinnen entschuldigend ab: ”Du kannst Dich<br />
gerne bei den Tarnelen bedienen, aber ich unternehme lieber keine Heilversuche,<br />
darin kenne ich mich nicht aus und würde Dir vielleicht noch schaden. Vielleicht<br />
können Legolas oder Fyanna Dir nun helfen, sie sind ja wieder bei Bewußtsein.” Der<br />
Streuner wundert sich etwas: ”Nanu, ich dachte <strong>im</strong>mer, daß sich Geweihte ziemlich<br />
gut mit Heilungen auskennen. Aber auf jeden Fall danke ich für das Angebot!”<br />
Fyanna blickt von Legolas hoch, als sie die beiden miteinander reden hört und sieht<br />
Kunos schmerzverzerrtes Gesicht vor sich. Er scheint auch etwas abbekommen zu<br />
haben. Fyanna schaut Jurge kurz an, Legolas scheint bei dem Magier in guten<br />
Händen zu sein. Sie steht etwas widerstrebend auf und konzentriert sich dann aber<br />
auf Kunos Wunden. Erst streicht auch sie den Speichel über seine offenen Wunden<br />
- und die Wunden schließen sich rasch. Nur einige Prellungen bleiben zurück, doch<br />
Fyanna hat schon alles gegeben, was sie hat. Und so sinkt sie erschöpft zu Boden.<br />
Jurge schaut sich kurz um und meint dann: ”Den Turm sollten wir uns etwas<br />
genauer ansehen. Vielleicht können wir dann heute Nacht mit einem festen Dach<br />
über dem Kopf ruhiger schlafen”, schlägt Jurge vor. ”Außerdem sind wir dort<br />
drinnen einigermaßen sicher vor weiteren Harpyien. Für einen zweiten Kampf reicht<br />
unsere Kraft nicht mehr!” Sabu findet diese Idee so gut, daß er sich prompt<br />
155
sein Kriegsbeil schnappt und kurz in den Turm reingeht. vorsichtig geht er zum<br />
Türrahmen - von der Tür selbst ist nichts mehr zu sehen - und schaut aus sicherer<br />
Entfernung hinein. Von dort draußen kann er allerdings nur kahles Gemäuer entdecken<br />
und so geht er hinein. Geradezu ist ein Raum mit ungefähr 4 Schritt<br />
Durchmesser und zu seiner Rechten führt eine Treppe hinauf. Das Erdgeschoß ist<br />
völlig leer, nicht deutet auf die frühere Einrichtung hin. Nur einige Spinnweben<br />
sind in den kleinen Schießscharten zu sehen. Aber mehr nicht. So geht Sabu vorsichtig<br />
hoch, sich dabei an der Wand drückend - schließlich weiß kein Mensch (und<br />
auch kein Zwerg) - was ihn dort oben erwartet. Zusätzlich ist auch kein Treppengeländer<br />
mehr vorhanden. Aber <strong>im</strong> ersten Stock ist auch nicht mehr zu sehen:<br />
Auch hier sind Schießscharten in der Wand und eine Treppe führt noch etwas weiter<br />
hoch. Doch auf dieser Treppe sind schon einige Steintrümmer der oberen Geschosse<br />
zu finden. Zudem sind dazwischen auch wieder Spinnweben, teilweise auch quer<br />
über die<br />
Öffnung weiter nach oben. Vorsichtig schiebt er noch seinen Kopf hoch<br />
und lugt in das Geschoß darüber - und von dort kann er dann auch schon den<br />
H<strong>im</strong>mel sehen. Die Decke ist teilweise schon eingestürzt, Trümmer davon liegen<br />
auf den Boden. Zudem führt hier auch keine begehbare Treppe mehr weiter; nur<br />
einige Rest von irgendwelchen Stufen ragen aus der Wand. Aber da sie nicht mehr<br />
sehr vertrauenerweckend aussehen, läßt der Zwerg die Stabilitätsprüfung durch<br />
Begehung lieber bleiben. So geht er wieder hinaus und meldet kurz, daß der Turm<br />
sicher ist. Und so werden erst einmal die Verletzten hineingebracht.<br />
Als der Zwerg sieht, daß die Unterkunft jetzt wenigstens sicher ist, hat er Zeit,<br />
sich weiter um die Wunden seiner Gefährten zu kümmern. Er sorgt sich zwar<br />
<strong>im</strong>mer noch um Tira, doch viel mehr kann er jetzt erst einmal nicht tun. So<br />
spricht er Thamar an, die ja auch Heilkräuter mitgebracht hat: ”Soll ich Dir auf<br />
Deine Wunden auch ein paar Kräuter drauftun? Und vielleicht auch noch auf<br />
Deion? Wer hat eigentlich seine Wunden verbunden?” Kuno meldet sich gleich<br />
zu Wort: ”Das war ich! Allerdings habe ich keine Kräuter zur Hand. Abgesehen<br />
davon, kenne ich mich mit dem Zeug auch nicht so aus...” Unterdessen beginnt der<br />
Zwerg schon Thamars Verletzung besser zu versorgen. Dazu n<strong>im</strong>mt er zusätzlich<br />
zu seinen drei letzten auch eine vierblättrige Einbeere von Devon zur Hilfe.<br />
Cantos ist ziemlich erschöpft. Erst der Kampf gegen die Harpyien, dann das<br />
Einfangen der Tiere. Er ist froh, daß dieser Turm sich als Lager eignet. Dann sagt<br />
er zu den anderen, daß er auch bereit ist eine doppelte Wache zu übernehmen,<br />
damit die Verwundeten schlafen können. Dieser Vorschlag wird recht dankbar<br />
angenommen. So ruht er sich aus, um später in der Nacht nicht aus Müdigkeit<br />
einzuschlafen.<br />
Doch einige sind noch neugierig auf diese Burg: untersucht Jurge jetzt, da die<br />
Verletzten ausreichend versorgt sind, diese Rillen <strong>im</strong> Hof. Auch Legolas ist der<br />
Meinung, daß sie erst einmal in der Ruine bleiben sollten. Allein schon weil sonst<br />
die heilende Wirkung der Kräuter nicht einsetzen kann. Außerdem machen ihn<br />
die parallelen Rillen ebenfalls neugierig. Vielleicht ist die Ruine doch nicht so<br />
verlassen, wie sie erscheint? Aber erst mal muß er sich ausruhen, da er sich kaum<br />
noch auf den Beinen halten kann. Die Heilzauber von Jurge und Fyanna haben<br />
zwar seine Wunden geheilt, jedoch hat ihn das Alles doch ziemlich mitgenommen.<br />
156
So macht sich Jurge alleine auf, da Sabu noch bei Thamar ist. Er schaut sich<br />
die beiden Rillen genauer an: Sie sind nicht tief <strong>im</strong> Boden, aber dadurch das hier<br />
überhaupt keine Pflanzen wachsen, wirken sie auf den ersten Blick so wie Rillen.<br />
Dann fällt ihm auf, das auch zwischen diesen ’Rillen’ die Pflanzen niedriger sind als<br />
<strong>im</strong> restlichen Hof. Und sie sind nicht nur niedriger, sondern es sind auch trittfestere<br />
Arten. Hier werden die Pflanzen eindeutig öfter niedergetrampelt. Ob durch<br />
Pferde oder durch Menschen kann erst zwar so nicht entscheiden, doch der Abstand<br />
der ’Rillen’ scheint eindeutig für eine Kutsche zu sprechen... So geht er näher an<br />
das innere Tor heran: ’Das große Tor ist ja noch sehr gut erhalten, vielleicht wurde<br />
es vor kurzer Zeit ausgetauscht?’ grübelt er vor sich hin. Allerdings sieht es nicht<br />
ganz neu aus. Aber jünger als die Burg selber ist es mit Sicherheit...<br />
Endlich ist Sabu mit der Wundversorgung seiner Kameraden fertig: Er befiehlt<br />
Tira, liegen zu bleiben, füllt sich den Köcher mit Pfeilen vom Pony wieder auf,<br />
schnappt sich seinen Bogen und geht in die Nähe des Turms, auf dem die Harpyie<br />
<strong>im</strong>mer noch sitzt. Wenn es etwas bringen würde, würde er ja gerne sie ebenfalls<br />
verbinden. Aber sie wird wohl auch nachher noch feindselig sein. So entschließt<br />
er sich, aus einer guten Deckung, die Harpyie mit einem Pfeil abzuschießen. Er<br />
hat genügend Zeit um gut zu zielen. Dann läßt er die Sehne los und der Pfeil<br />
sirrt durch die Luft - und trifft die Harpyie. Ein gellender Schrei ist zu hören und<br />
er sieht die Harpyie wie ein Stein herunterfallen. Allerdings stürzt sie hinter der<br />
Außenmauer, so daß Sabu nicht kontrollieren kann wie er getroffen hat. Doch er<br />
vermutet, daß nach diesem Sturz den Abhang hinunter nicht mehr viel Chancen<br />
für die Harpyie bestehen. So schaut er sich den restlichen Hof an: eigentlich<br />
kann er nichts interessantes entdecken - außer Gras und irgendwelche anderen<br />
unidentifizierbare Pflanzen (jedenfalls für Sabu). Aber als Pferdefutter dürften sie<br />
schon taugen.<br />
Dann geht der Zwerg zu Jurge am inneren Tor hinüber. Er mustert es ebenfalls<br />
kritisch. Als er sich die Überlegungen von Jurge so anhört meint der Magier noch:<br />
”Es muß noch einen anderen Weg diesen Berg hinauf geben.” Der Zwerg aber weiß<br />
nicht genau, wieso Jurge zu dieser Meinung kommt. ”Das Tor ist best<strong>im</strong>mt schon<br />
einige Jährchen alt. Aber es sieht mir so aus, als ob durchaus geöffnet werden<br />
könnte. Dürfte allerdings etwas Kraft kosten. Und Lärm machen. Jedenfalls<br />
wenn ich mich daran versuche... Aber dieses Schloß sieht mir nicht sehr stabil aus.<br />
Vielleicht hat Kuno mehr Erfolg... Er zuckt kurz mit den Schultern und blickt sich<br />
noch einmal kurz um. ”Aber ich will lieber keinen solche Krawall veranstalten.<br />
Mir wäre es lieber, wenn wir erst einmal nicht bemerkt werden.”<br />
Innen <strong>im</strong> Turm unterhalten sich derweil die restlichen Weggefährten. Nachdenklich<br />
wirft Thamar die Stirn in Falten, während sie das Gesagte gegeneinander<br />
abwägt: ”Ich glaube, wir haben die Gefahr unterschätzt. Ich bin durchaus dafür,<br />
wieder umzukehren und nach Daspota zu gehen, mir scheint ein Entführer hier<br />
auch nicht unbedingt wahrscheinlich. Andererseits ist es nicht ungefährlich, so<br />
geschwächt und mit den beiden Schwerverletzten gleich wieder umzukehren. Wir<br />
sollten wirklich den Turm, der noch ein Dach hat, als Station verwenden, um uns<br />
auszuruhen und zu Kräften zu kommen. Dann hätten wir vielleicht auch noch die<br />
Gelegenheit, eine oberflächliche Untersuchung der Ruine durchzuführen. Ich denke<br />
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mal, daß die Harpyien nicht so gefährlich sind, wenn sie nicht von oben angreifen<br />
können. Sobald es allen einigermaßen besser geht, können wir dann umkehren.<br />
Und noch etwas: bei der nächsten Gelegenheit sollten wir einen Teil unseres Geldes<br />
in Heiltränke umsetzen; ich glaube, das war unser größtes Versäumnis.”<br />
Kuno überlegt kurz und antwortet: ”Da st<strong>im</strong>me ich Dir völlig zu. Hier sind wir<br />
ja wesentlich besser geschützt als <strong>im</strong> offenen Gelände, und haben wohl auch einen<br />
guten<br />
Überblick über die Gegend. Ich bin ja mal gespannt, was Sabu bei seinen<br />
Erkundungen herausfinden kann. Was mag es mit dem Tor und den Rillen auf sich<br />
haben? Ist das eine Art Bergwerk? Die Zwerge, die ich in Havena kennengelernt<br />
haben, waren <strong>im</strong>mer groß am Erzählen von ihren Gruben... Aber wenn dem so<br />
wäre, würde Sabu es ja best<strong>im</strong>mt erkennen, meinst Du nicht?”<br />
Während die beiden überlegen, was zu tun ist, macht sich Cantos etwas nützlich,<br />
da er langsam Hunger bekommt: Er packt etwas vom gemeinsamen Proviant<br />
aus. Schwarzbrot zusammen mit Speck oder Käse, dazu etwas Dörrfleisch und<br />
als Nachtisch einige Nüsse geben doch schon eine schmackhafte Mahlzeit. Auch<br />
für Jurge und Sabu, die jetzt erst wieder hereinkommen, ist genug da. Zudem<br />
bereitet Devon aus seiner letzten Einbeere und der Tarnele von Thamar noch eine<br />
Art Tee für Deion, da dieser es scheinbar am dringendsten braucht.<br />
So ruht sich die Gruppe endlich etwas aus. Thamar ist recht froh über ihren<br />
neuen Wintermantel, da es doch ziemlich kühl wurde. Und Deion ist froh, daß <strong>im</strong><br />
Sabu eine Decke leihen kann. Dafür verläuft die Nacht glücklicherweise ungestört.<br />
Nur ab und zu hört Cantos die dritte Harpyie. Doch bleibt sie <strong>im</strong>mer weit genug<br />
entfernt und nähert sich auch nicht den grasenden Pferden. Am nächsten Morgen<br />
stellt Sabu erfreut fest, daß es Tira schon wesentlich besser geht: sie läuft<br />
schwanzwedelnd herum und macht den Hof unsicher. Aber zum Glück kläffen Olporter<br />
kaum... Auch fühlt Sabu kaum noch sein Hinterteil vom Sturz am Vortag.<br />
Da es auch den restlichen Kameraden schon wesentlich besser geht, ist die St<strong>im</strong>mung<br />
recht gut. Als Devon zum äußeren Tor geht und über die Berge schaut sieht<br />
er noch, wie der starke Wind den Morgennebel vor sich hintreibt und langsam<br />
auflöst.<br />
Als Sabu sieht, das Tira anfängt, herumzuspringen, holt er sie sofort zurück in<br />
den Turm. Erstens will er nicht, daß sie sich in Gefahr begibt, da ja <strong>im</strong>mer noch<br />
so ein fliegendes Ungeheuer unterwegs ist, und zweitens hat er Angst, sie könnte<br />
zu viel Lärm machen und sie verraten. Natürlich freut er sich, daß sie wieder so<br />
fit ist. Aber man muß es ja nicht gerade übertreiben. So bindet er sie an, bindet<br />
die Leine an etwas stabilem an, und befiehlt ihr, sich hinzulegen.<br />
Cantos meint während des Frühstückes zu den anderen: ”Also ich bin der<br />
Meinung, wir sollten nach Daspota um dort die Spur neu aufzunehmen. Dort<br />
können wir uns genauer informieren und neu ausrüsten.” Doch Sabu ist anderer<br />
Meinung. Er faßt noch mal zusammen, was Jurge und er entdeckt haben. Dann<br />
sagt er: ”Ich glaube, wir sind hier richtig! Wir sollten uns unbedingt das hinter<br />
dem Tor genauer umschauen. Allerdings möchte ich erst weiter, wenn sich alle fit<br />
genug für einen Kampf fühlen. Ich werde noch schnell mal überprüfen, von wo die<br />
Rillen kommen und wohin sie genau gehen. Aber wir müssen damit rechnen, daß<br />
wir hier nicht alleine sind. Also bitte, seid vorsichtig.” Darauf meint Legolas: ”Wir<br />
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sollten vielleicht noch einen Tag rasten und heute den Lagerplatz besser absichern,<br />
damit wir <strong>im</strong> Notfall einen sicheren Rückzugsort haben.”<br />
Anschließend geht Sabu nach draußen, um sich diese Rillen noch mal anzusehen.<br />
Dabei hält er sich möglichst in Deckung, um nicht gesehen zu werden.<br />
Und obwohl er wesentlich weniger Ahnung von Pflanzen hat als Jurge muß er<br />
Jurges Schlußfolgerung, daß hier öfters eine Kutsche entlang fährt, zust<strong>im</strong>men.<br />
Als er dann wieder zur Gruppe zurückkommt hört er gerade noch wie Legolas<br />
Thamars Vorschlag, das nächste Mal mehr Geld in Heilkräuter zu investieren, uneingeschränkt<br />
zust<strong>im</strong>mt. Fyanna nickt zust<strong>im</strong>mend. Jetzt, da ihre Verletzungen<br />
geheilt sind kann sie endlich wieder klar denken. So fallen ihr die Kräuter in ihrem<br />
Gepäck ein. Sie n<strong>im</strong>mt das Wirselkraut und gibt es Sabu, um seinen Vorrat wieder<br />
aufzufrischen. Sie hat noch Tarnelen und eine vierblättrige Einbeere und bietet sie<br />
den anderen an, falls noch jemand was braucht. Als sie dabei auch Deion anblickt,<br />
wartet sie seine Reaktion nicht lange ab, sondern handelt. Er sieht schließlich <strong>im</strong>mer<br />
noch ziemlich mitgenommen aus - <strong>im</strong> Gegensatz zu den anderen. So bereit sie<br />
ihm aus der Einbeere zusammen mit der Tarnele einen Trunk zu, dabei wissend,<br />
daß die Wirkung der Tarnele wohl erst am nächsten Tag ganz sichtbar wird... So<br />
oder so, der Trunk ist schnell fertig und Deion trinkt ihn vorsichtig. Und nach<br />
dem Frühstück merkt er auch schon, daß es ihm wieder etwas besser geht...<br />
Als Legolas sieht, wie aktiv Fyanna inzwischen ist, wird ihm erst klar, daß<br />
es ihr inzwischen geht. Er ist richtig begeistert: ”Schön, daß er Dir schon soviel<br />
besser geht!”. Die Hexe dankt ihm mit einem kleinen, zärtlichen Kuß. Einen<br />
Augenblick genießt sie die traute Zweisamkeit, wendet sich dann aber wieder den<br />
anderen zu. Auch Legolas wendet um. Er verkündet, daß er auf jeden Fall dafür<br />
ist die Burg genauer zu durchsuchen. Vielleicht wird die verfallene Burg ja als<br />
Tarnung benutzt...<br />
Auf den Vorschlag von Legolas diese Burg näher zu untersuchen reagiert Kuno<br />
voller Tatendrang: ”Ich bin dabei!” meint Kuno frohen Mutes. ”Mein Arm ist auch<br />
wieder soweit in Ordnung, daß ich ohne großes Zittern Schlössern knacken kann.<br />
Das wird best<strong>im</strong>mt noch nützlich!” Aber Thamar hält die Idee, die Suche erst nach<br />
einer weiteren Rast fortzusetzen und bis dahin den Lagerplatz besser abzusichern,<br />
für sinnvoller. Jedoch könnte ein kleiner Stoßtrupp, dem sie sich auch anschließen<br />
würde, durchaus ein wenig mehr erkunden. Dieser Stoßtrupp sollte aber auf alle<br />
Fälle vermeiden, aufzufallen oder gar in Kämpfe verwickelt zu werden. Außerdem<br />
bietet sie noch einmal das Schutzamulett an, das sie mit sich herumträgt. Für<br />
das Amulett scheint sich allerdings niemand zu interessieren - und so packt sie es<br />
schulterzuckend wieder ein.<br />
Cantos demgegenüber will eigentlich gleich weiter: ”Ich bin zwar der Meinung,<br />
daß wir hier unsere Zeit verplempern, aber ohne mich seit ihr ja hilflos. Dann<br />
laßt uns die Burg genauer untersuchen, vielleicht finden wir ja etwas wertvolles.”<br />
Cantos wird also mit den anderen die Burg untersuchen. Deion bedankt sich<br />
kurz bei Fyanna für den Trank und ist dann auch dafür, diese Burg zu näher in<br />
Augenschein zu nehmen. Da sich scheinbar alle drinnen umsehen wollen, wird<br />
er versuchen, die Burg vorsichtig außen zu umrunden, vielleicht kann er etwas<br />
wichtiges wie einen Nebeneingang oder andere Spuren finden.<br />
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Sabu dankt Fyanna für das Wirselkraut, obwohl er eigentlich hofft, daß er es<br />
nicht mehr braucht. Dieses kleine Massaker hat ihm eigentlich schon gereicht.<br />
Zudem hat er ja seinen ganzen Vorrat verbraucht, und so ist er froh, wieder etwas<br />
zu haben. Man weiß ja nie. Allerdings könnte es auch genau so gut er sein, der<br />
das nächste Mal geheilt werden muß. Deshalb sagt er: ”Also wenn jemand vom<br />
Wirselkraut braucht, kann er es einfach bei mir holen.” Dann wendet Sabu sich<br />
an Legolas: ”Ja, laßt uns die Burg genauer anschauen. Irgendwas ist hier faul.”<br />
Und so wartet er, bis Legolas das Zeichen für den Aufbruch gibt. Darauf wartend<br />
spielt Sabu noch ein bißchen mit Tira während die anderen noch das Gepäck sicher<br />
verstauen.<br />
Nachdem es auch Deion wieder ein wenig besser geht, drängt Jurge zum Aufbruch:<br />
”Schließlich kommen wir unserem Ziel überhaupt nicht näher, wenn wir hier<br />
in diesem zerfallenen Turm rumhocken.” Mit diesen Worten geht er nach draußen<br />
auf den Innenhof, um sich das große Tor noch einmal genauer anzuschauen. Er<br />
entdeckt keine Schloß, doch mit schierer Körperkraft könnte es vielleicht aufgebrochen<br />
werden...<br />
Legolas st<strong>im</strong>mt Jurge zu, daß es allen scheinbar wieder gut genug geht um etwas<br />
zu unternehmen und so wendet er sich an Sabu und meint: ”Es kann losgehen.”<br />
Was der sich nicht zwe<strong>im</strong>al sagen läßt. Doch dann sieht Jurge, daß Deion die Burg<br />
verläßt, um erst einmal von außen nach einen Hintereingang o.ä. zu suchen. Da<br />
spricht ihn Jurge an: ”Deion, ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn sich unsere<br />
Gruppe trennt.” Der erwidert knapp: ”Aber meiner Meinung nach besser, als wenn<br />
wir hier alle rumstehen und die Wände anstarren.” Er grinst und fährt dann fort:<br />
”Außerdem gehe ich best<strong>im</strong>mt nicht zu weit weg. Will jemand mitkommen?” Im<br />
Fortgehen wendet er sich noch kurz nach Cantos um: ”Keine Sorge, ich passe auf<br />
wo ich hintrete und dachte besonders auf Wurzeln!” Jurge ruft ihm noch hinterher:<br />
”Wenn du einen zweiten Eingang findest, komm auf jeden Fall hierher zurück,<br />
damit wir gemeinsam entscheiden können, wie wir weiter vorgehen.” Der <strong>Thorwal</strong>er<br />
hatte das offensichtlich sowieso vor, der er ist überhaupt nicht beleidigt: ”Na aber<br />
sicher doch! Für riskante Einzeltouren fühle ich mich noch nicht fit genug.” Da<br />
bittet Legolas Cantos, Deion bei der Suche nach anderen Eingängen zu begleiten.<br />
”Schließlich wäre einer alleine ein leichtes Angriffsziel für eine Harpyie!” Das ist<br />
einleuchtend und so umrunden die beiden zu zweit die Burg während sich Kuno<br />
auf Bitte des Elfen das Tor ebenfalls ansieht.<br />
Legolas ist schon nach anderen Wegen durch - oder besser über das Tor - zu<br />
suchen. Er fragt Fyanna, ob sie <strong>im</strong> Falle des Falles ein Seil über dem Tor an<br />
den Zinnen zu befestigen, um hinüberzuklettern. Doch als Kuno sich das Tor<br />
näher anschaut sieht er durch de Spalt zwischen den beiden Torflügeln. Und dort<br />
sieht er einen kleinen Holzbalken quer liegen. Vorsichtig versucht er diesen mit<br />
seinem Rapier emporzudrücken. Und nach mehreren Versuchen gelingt es ihm<br />
auch endlich. Er zieht an den beiden Torflügel und sie schwingen leise knarzend<br />
nach außen auf.<br />
Die beiden <strong>Thorwal</strong>er gehen derweil links um die Burg herum. Der Platz<br />
zwischen der Mauer und dem Abhang wird dabei <strong>im</strong>mer schmaler - und es geht<br />
zudem teilweise ganz schön weit abwärts... Als sie den Turm erreichen, auf dem<br />
160
die Harpyie gesessen hat, wird der Abhang besonders steil und der Platz neben der<br />
Mauer beträgt nur noch etwa zwei Schritt. Cantos drückt sich <strong>im</strong>mer stärker an die<br />
Mauer, die wenigstens etwas das Gefühl der Sicherheit vermitteln und nur unter<br />
Schwierigkeiten und unter dem beruhigendem Zureden seines Freundes schafft er<br />
es, weiterzugehen. Doch letztendlich gelangen die beiden wieder zum sicheren<br />
Weg be<strong>im</strong> Außentor. Wenn auch Cantos schweißgebadet ist... Doch sie haben<br />
ihren Freunden nicht interessantes zu berichten. Keine andere Tür, kein gehe<strong>im</strong>er<br />
Gang war zu finden.<br />
Als Deion mit Cantos wieder bei den anderen ist und von ihrem erfolglosen<br />
Rundgang berichtet hat, wendet er sich an Cantos: ”Also ich an Deiner Stelle<br />
würde ja nicht solche Spaziergänge an steilen Abhängen machen, wenn ich so eine<br />
Höhenangst wie Du hätte. Ich bin ja auch nicht gerade besonders schwindelfrei,<br />
aber Du...” Sein Grinsen wirkt fast etwas gemein. Dann fährt er fort: ”Was meinst<br />
Du wie alt wir ausgesehen hätten, wenn wir angegriffen worden wären?”<br />
Jurge postiert sich so, daß er durch das Tor den Raum, bzw. Innenhof dahinter<br />
überblicken kann. Er bereitet schon sicherheitshalber ein Blitz-Dich-Find vor.<br />
Aber der Hof ist leer. So betritt die Gruppe vorsichtig den Hof: Rechts von dem<br />
Tor ist ein einstöckiges Gebäude, das noch richtig intakt aussieht. Das Gebäude<br />
links sieht ziemlich baufällig aus - aber es ist <strong>im</strong>merhin noch kein Trümmerhaufen<br />
wie das Gebäude links gegenüber dem Tor. Aber das Gebäude daneben hinter dem<br />
Brunnen sieht am besten aus: nur das Dach ist etwas defekt... Dann ist plötzlich<br />
ein klirrendes Geräusch aus dem rechten Turm zu hören...<br />
Die Köpfe zucken nach rechts. Fyanna konzentriert sich auf Nostradamus, der<br />
auf ihrer Schulter sitzt, und versucht seine schärferen Sinnesorganen zum horchen<br />
zu benutzen. Angespannt lauscht sie in den Turm hinein... Aber es ist nicht<br />
mehr zu hören, Stille herrscht wieder in dem Turm. Sabu hält sein Kriegsbeil<br />
kampfbereit in den Händen, und gibt den Anderen ein Zeichen, daß er zuerst in<br />
das Gebäude will, aus dem das Klirren kam. Tira gibt er ein Zeichen, ruhig zu sein.<br />
Und überraschender Weise ist sie es auch. Vorsichtig nähert er sich dem Gebäude<br />
und sucht eine Türe. Jurge läßt Sabu gerne den Vortritt. Dennoch n<strong>im</strong>mt er<br />
instinktiv seinen massiven Eichenholzstab mit beiden Händen fest in die Hand.<br />
Kuno zückt sein Rapier und folgt dem Zwerg zusammen mit den anderen. Deion<br />
bleibt auf dem Hof stehen, um die anderen Gebäude <strong>im</strong> Auge behalten, während die<br />
anderen diesen Turm untersuchen. Auch Jurge versucht die Situation <strong>im</strong> Innenhof<br />
gut <strong>im</strong> Auge zu behalten. Er achtet vor allem auch auf die verschiedenen anderen<br />
Gebäude - schließlich wäre dies der ideale Ort für einen Hinterhalt.<br />
Am Turm angekommen versucht Sabu vorsichtig die Tür zu öffnen. Er hat<br />
zwar nicht damit gerechnet, doch sie ist unverschlossen. Kuno schaut sich derweil<br />
den Turm von außen an; er hofft ein Fenster oder ähnliches zu entdecken. Er findet<br />
zwar ein, zwei Schießscharten, doch drinnen ist es zu dunkel - oder besser gesagt:<br />
die Sonne ist zu hell - um etwas erkennen zu können. Legolas bleibt währenddessen<br />
an Fyannas Seite und n<strong>im</strong>mt seine Zweililie kampfbereit in die Hände. Da er sieht,<br />
daß Sabu als erster den Turm betreten will, läßt er ihm den Vortritt und achtet<br />
lieber darauf, daß Fyanna in ihrer Konzentration nicht von irgendwas überrascht<br />
wird.<br />
161
Da bittet Kuno Sabu, ihn erst einmal vorzulassen, da er wohl besser schleichen<br />
kann. ”Und ich fühle mich mit Dir als Rückendeckung auch erheblich sicherer!”<br />
Fyanna hört dann ganz leise aus dem Gebäude hinter dem Brunnen ein Schnauben<br />
wie von einem Tier. Fast hätte sie es überhört, doch dann wird es vom Knarren<br />
der Tür überdeckt. Nachdem der Zwerg die Türe vorsichtig geöffnet hat, tritt<br />
er leise zur Seite um Kuno vorzulassen. Der späht vorsichtig in den Raum. Als<br />
Kuno genauer hinschaut sieht er gerade noch, wie ein bläuliches Sch<strong>im</strong>mern schnell<br />
verblaßt - und dort liegt ein Schwert am Boden; es wirkt etwas gedrungen und<br />
irgendwie archaisch. Aber dies liegt hauptsächlich an der fehlenden Parierstange.<br />
Und zudem ist es nur gut vier Spann lang; es ist also etwa eine Handbreit kürzer als<br />
die normalen Schwerter. Doch plötzlich verstärkst sich dieser Sch<strong>im</strong>mer wieder...<br />
Die Sache ist Kuno nicht ganz geheuer. Die ganze Umgebung <strong>im</strong> Umkreis von<br />
vielleicht zwei bis drei Schritt sch<strong>im</strong>mert bläulich - und das Schwert liegt in der<br />
Mitte; das riecht nach Magie! Er will das Schwert vorerst nicht berühren, es riecht<br />
zu sehr nach Falle...<br />
Auch Sabu drängt darauf, in den Raum zu sehen, und sieht das Schwert und<br />
den Sch<strong>im</strong>mer. Erschrocken geht er zwei Schritte zurück, doch dann erinnert er<br />
sich wieder, daß er ja eigentlich in den Raum wollte. Aber einfach so geht er sicher<br />
nicht rein. ’Weiß Gott, was das für ein Spuk ist!’ denkt er leise bei sich. Wenn<br />
er in den Raum neben dem Sch<strong>im</strong>mer vorbei kommt, wird er den Raum betreten<br />
und sich nach weiteren Türen umsehen.<br />
Mißtrauisch beäugt Kuno und Sabu die Umgebung: Die Treppe zur rechten<br />
führt nach oben. Aber sie sieht ziemlich unbenutzt aus. Steine und anderes Geröll<br />
liegt auf den Stufen. Der Boden des Erdgeschosses ist aber sauber gefegt. Der<br />
Raum ist genügend groß um leicht die doppelte Anzahl Personen aufzunehmen.<br />
Doch er ist völlig leer und es führen auch keine Türen weiter. Im Moment bewegt<br />
sich nichts und so scheint alles ruhig und sicher zu sein. So bittet Kuno leise Jurge<br />
herein: ”Du, Magier, ich habe hier etwas entdeckt, das dich interessieren müßte...”<br />
Auch läßt Sabu lieber jemanden vor, der sich mit Magie auskennt... Jurge läßt<br />
sich das natürlich nicht zwe<strong>im</strong>al sagen. Wenn es irgendwo was Interessantes zu<br />
entdecken gibt, ist er natürlich dabei. Vorsichtig betritt er also - an Sabu und<br />
Kuno vorbei - den Raum. Dabei paßt er auf, dem Schwert und dem seltsamen<br />
Schein nicht zu nahe zu kommen. Kurz ke<strong>im</strong>t in ihm der Verdacht, daß dies ein<br />
Teleporterfeld sein könnte. Aber normalerweise bleibt es nicht stabil... Nachdem<br />
er kurz den Raum überblickt, um sicherzugehen, daß ihn nichts und niemand in<br />
seiner Konzentration stören wird, focusiert Jurge seine Gedanken auf das Schwert.<br />
Als Thamar mitbekommt, daß Kuno Jurge hereinbittet, weil er Magie entdeckt<br />
hat, ist das junge Mädchen nicht mehr zu halten. ”Ich begleite Euch,” flüstert sie<br />
den beiden zu, ”vielleicht kann ich Euch bei der Best<strong>im</strong>mung behilflich sein.”<br />
Niemand widerspricht und so nähert sie sich mit Jurge vorsichtig dem Schwert<br />
um es zu betrachten ohne es vorerst anzufassen. Sie erkennt schon von weitem,<br />
daß es sich eindeutig um ein Breitschwert handelt. Jurge hat sich gerade auf<br />
das Schwert konzentriert und sich auf den geplanten Zauber vorbereitet; und so<br />
spricht er leise die magische Formel ”Odem Arcanum Senserei”. Er erkennt gerade<br />
noch, daß dieses Schwert mit Sicherheit nicht magisch ist, da erschrickt er: Als der<br />
162
Sch<strong>im</strong>mer sich nämlich weiter verstärkt, steht plötzlich ein großer rotblonder Mann<br />
von vielleicht 20 Sommer vor ihm. Er hält einen schweren Dolch in seiner Hand und<br />
eine Skraja hängt an seiner Seite. Der Mann trägt recht einfache Straßenkleidung,<br />
doch die geflochtenen Haare und die Tätowierungen an seinen Arm zeigen deutlich,<br />
daß er wohl hier aus <strong>Thorwal</strong> stammt. Dann erschienen hinter ihm zwei weitere<br />
Gestalten! Ein Zwerg mit einem Kettenhemd, dazu auch noch mit einer großen Axt<br />
bewaffnet und ein recht kleiner Mensch. Der maß nur wenig mehr als anderthalb<br />
Schritt und war an der Robe und dem Stab als Magier erkennbar...<br />
”Also doch ein Teleporterfeld!” ruft Jurge triumphierend aus, als die Fremden<br />
in dem blau sch<strong>im</strong>mernden Kreis erscheinen. Die anderen sind erst einmal etwas<br />
ruhiger. Sabu z.B. traut seinen Augen nicht und greift erschrocken zu seinem<br />
Amulett. Aber einen Zwergen erkennt er, auch wenn er einfach so vor ihm auftaucht.<br />
Nur - diesen kennt er nicht. Der fremde Zwerg hebt schnell das Schwert<br />
auf steckt es sich in den Gürtel und zieht gleichzeitig seine Axt: ”He, seid ihr<br />
Räuber?” platzte es aus ihm raus, ”Wir wollen euch nix böses, nur wissen, wo wir<br />
sind!”.<br />
Draußen sehen sich Cantos und Deion noch etwas um. Der Brunnen scheint<br />
tatsächlich noch Wasser zu enthalten. Und der innere Burghof ist auch fast so<br />
verwildert wie der äußere - nur sind hier die Pflanzen zwischen dem Stall, dem<br />
Turm in dem die Freunde gerade sind und dem Gebäude hinter dem Brunnen<br />
niedergetrampelt. Auch Fyanna sieht sich draußen noch um; doch dann hört<br />
sie plötzlich eine fremde St<strong>im</strong>me aus dem Turm. Sie geht schnellen Schrittes<br />
zum Turm und zieht derweil ihren Dolch. Als sie nur noch wenige Schritte - drei<br />
sind es, um genau zu sein - hört sie plötzlich Tumult. Drinnen hält es Jurge für<br />
angebracht sich erst einmal vorzustellen: ”Ich bin Jurge Eilitson aus Olport und<br />
dies hier sind meine Freunde Thamar, Sabu und Kuno - der Rest unserer Gruppe<br />
wartet weiter draußen.” Kuno demgegenüber ist auch ziemlich verblüfft von diesem<br />
Teleporter oder was <strong>im</strong>mer das auch sein mag. So fällt ihm auch kein passender<br />
Begrüßungsspruch ein. Daher ist er ganz froh, daß Jurge das Wort ergreift. Doch<br />
der Magier <strong>im</strong> Hintergrund scheint in Panik zu geraten: ”Auseinander,” rief er,<br />
”verteilt Euch! Thinmar, kümmere Dich um den Magier!” Dann springt er hastig<br />
ein paar Schritte zur Seite. Und plötzlich ruft Thamar ”Hesinde hilf!” Doch der<br />
Magier scheint blind und taub zu seiner - voller Panik zieht er seinen Dolch. Seine<br />
beiden Kumpane allerdings greifen nicht an... Sie sind von der Aktion scheinbar<br />
ebenso überrascht wie die Abenteurer selber...<br />
Fyanna stürzt auf die Tür zu, als sie Thamar hört und wirft einen Blick durch<br />
die Tür. Als sie die Fremden sieht - und die hilflose Thamar duckt sie sich und<br />
schlägt die Hände vor ihr Gesicht. Kuno ist auch erschrocken über den Angriff<br />
des Magiers. Er zieht sein Rapier und stellt sich schützend vor Thamar, aber<br />
solange die beiden anderen Fremden nicht auch in den Kampf eingreifen, wird er<br />
den Magier nicht angreifen, sondern nur versuchen, seine Attacken abzuwehren.<br />
Die Fremden haben ja Jurges besonnene Worte gehört und zumindest der Zwerg<br />
spricht ja auch ihre Sprache, also müßte sich ja sehr schnell zeigen, ob sie Kampf<br />
oder Frieden wollen...<br />
Auch Sabu erholt sich langsam von seinem Schrecken. Da er sieht, daß die<br />
163
Fremden Angst haben, senkt er schnell seine Kriegsbeil - aber nur soweit, daß<br />
er sich <strong>im</strong>mer noch damit wehren kann. Dann sagt er zu den Anderen, speziell<br />
den anderen Zwerg anschauend: ”Halt! Nicht kämpfen! Wir wollen Euch nicht<br />
überfallen, wir sind hier auch erst gerade angekommen, und Ihr habt uns auch<br />
erschreckt. Also laßt die Waffen ruhen. Wir sind hier in einer Burgruine, und<br />
scheinbar seid Ihr hier mit einem Teleporterfeld angekommen. Am Besten, wir<br />
gehen zuerst mal raus, damit wir in Ruhe reden können, mir ist das Ganze hier<br />
nicht geheuer.”<br />
Plötzlich drängelt sich ein kleines blondes Mädchen mit unschuldigen Blick<br />
durch die Weggefährten und stellt sich vor Thamar. Legolas und die Geweihte<br />
können sich schon denken, daß das Fyanna ist, doch die restlichen Freunde sind<br />
ziemlich überrascht, wo das Kind herkommt. Legolas ist über diese harmlose<br />
Gestalt von Fyanna ziemlich überrascht und stellt sich vor Thamar und Fyanna<br />
dem Magier in den Weg - mit seiner Zweililie in der Hand. Er ist bereit jeden<br />
niederzuringen, der die Geweihte angreift...<br />
Als Thamar merkt, wie ihre Kameraden sich schützend vor sie stellen, ist sie<br />
gerührt. Soviel Aufmerksamkeit hatte sie gar nicht erwartet. Um Schl<strong>im</strong>mes<br />
abzuwenden, ruft sie den Neuankömmlingen zu: ”Haltet ein, Magier. Wagt es<br />
nicht, eine Dienerin der großen Schlangenmutter anzugreifen!” Doch den Fremden<br />
wird scheinbar klar, was hier passiert ist. Der Zwerg ruft zum Magier: ”Oh nein,<br />
Rhenjo, was tust Du!!!” schnell steckt er die Axt wieder weg, hebt beide Hände<br />
halb hoch, mit den Handflächen nach oben, zum Zeichen des Friedens und spricht<br />
schnell und aufgeregt weiter: ”Bei den Zwölfen, Friede! Ich bin Amon Huy und wir<br />
kommen aus der Hafenstadt Havena, wo wir uns kennen gelernt haben. Wo sind<br />
wir hier? Dort ist ein Feuerball durch das Dach eines Hauses, da sind wir rein und<br />
einem Illusionszauber erlegen, da war eine alte, hilflose, gelähmte Frau, die sich<br />
als schle<strong>im</strong>iges, angriffslustiges, böses Monster entpuppte, und eine riesige Spinne,<br />
die kein Premer Feuer mochte und bitte, helft schnell der Geweihten und bitte<br />
verzeiht uns unsere Haltung und den Irrtum... oh oh oh...” Aufgeregt hüpft der<br />
Kleine ein paar mal auf der Stelle: ” Wenn es nicht schon zu spät dafür ist... Jurge<br />
Eilitson aus Olport, Thamar, Sabu und Kuno, den Zwölfen zum Gruß und Segen...<br />
ja, so wie es aussieht ist das ein Teleporterfeld, da sind wir ja grade durch, der<br />
Rest unserer Freunde ist auch noch drüben, Kaliope, eine Elfe kommt gleich, bitte<br />
bekommt keinen Schreck, wir hatten ein paar schemenhafte Gestalten in dieses<br />
blaue Feld huschen gesehen und wußten nun nach den Angriffen in dem Haus auch<br />
nicht, was uns hier erwartet... Ihr wart das nicht? Oh oh oh...” verstört sieht er<br />
zu der Geweihten. Er wirkt völlig durcheinander als ob er nicht weiß, was er tun<br />
soll und hampelt so von einem Bein auf das andere, faßt an seinen Lederbeutel um<br />
den Hals, wagt nicht, sich zu rühren und kann doch nicht still stehen...<br />
Da die Fremden sich schon ziemlich friedliebend zeigen, eilt Jurge zu Thamar,<br />
die scheinbar das Opfer einer überhasteten Aktion des Magiers ist. Ruhig faßt<br />
er sie an den Schultern und hilft ihr, bis ihr Augenlicht nach einigen Sekunden<br />
zurückkehrt. Währenddessen dreht sich Sabu um und ruft nach draußen: ”He, es<br />
ist alles in Ordnung. Ruhig bleiben, wir bringen Besuch mit.”<br />
Als Deion und Cantos diesen Krach aus dem Turm hört, ziehen sie ihre Waffen<br />
164
und rennen fix dorthin, um seinen Freunden zu helfen. Als er dann die St<strong>im</strong>me von<br />
Sabu hört, daß alles scheinbar wieder in Ordnung ist, entspannt er sich etwas und<br />
bleibt neben dem Eingang zum Turm stehen, nicht ohne weiterhin sehr wachsam<br />
zu sein. Als er hört, daß wir Besuch haben, stellt er sich so hin, daß er jederzeit<br />
zu einer Abwehr bereit ist, aber trotzdem nicht zu aggressiv aussieht, damit die<br />
Fremden nicht denken müssen, er will sie angreifen. Cantos senkt ebenfalls seinen<br />
Säbel, stellt sich neben Deion und harrt der Dinge, die da kommen. Doch der<br />
dreht sich um und meint: ”Ist ja gut, brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja<br />
da. Aber wenn es Dich beruhigt, bleib hinter mir stehen!” Dabei grinst Deion<br />
gemein. Doch das läßt Cantos nicht auf sich sitzen: ”Ich habe keine Angst.”<br />
Sein Freund unterbricht ihn: ”Sieht aber so aus!” ”Nein, ich bin hier um dir<br />
den Rücken freizuhalten.” Wehrt sich Cantos. Doch auch darauf hat Deion eine<br />
Antwort: ”Ist ja auch logisch, da die Unbekannten ja vor mir sind!” Doch Cantos<br />
grinst und meint trocken grinsend: ”Vielleicht fange ich dich auch auf, wenn du<br />
mal wieder stolperst.” Da fragt ihn Deion scheinbar empört: ”Willst du meine<br />
Taktik sabotieren?”<br />
Während die beiden sich draußen weiter freundschaftlich streiten sieht drinnen<br />
der kleinwüchsige Magier inzwischen ziemlich schuldbewußt aus: Er schreitet auf<br />
Thamar zu und reichte ihr die Hand. Dabei bittet er inständig um Vergebung für<br />
sein übereiltes Handeln und um Verständnis. Schließlich war die Situation schon<br />
ein wenig überraschend und bei dem Blick, den sie ihm entgegenstand hatte, war<br />
er wohl in Panik geraten. Er hätte förmlich spürten können, wie ein ’Böser-Blick-<br />
Zauber’ ihn gefangen nehmen wollte... Auch der fremde <strong>Thorwal</strong>er ergreift das<br />
Wort. Da der Zwerg Huy seine Freunde nicht vorgestellt hat, sieht er es scheinbar<br />
als seine Aufgabe an: ”Swafnir zum Gruße, Jurge. Ich bin Thinmar aus <strong>Thorwal</strong>,<br />
dieser Übereifrige Zauberlehrling” er zwinkert dem fremden Magier zu, ”ist Rhenjo<br />
und mein Freund Huy hat sich bereits vorgestellt. Sag was hältst du von diesen<br />
komischen Teleportern, und wie seid ihr hier her gekommen? Und das hast Du<br />
vielleicht etwas Feuer bei Dir? Meines ist einer Spinne nicht bekommen, und habe<br />
ich Dir eigentlich schon gesagt das meine Kehle vom vielen Sprechen schon ganz<br />
rauh ist?” Auch Rhenjo ist ziemlich neugierig: ”Wer seid Ihr denn und was macht<br />
Ihr hier und wo sind wir hier und wie kommen wir hier her und wie spät ist es und<br />
welchen Tag haben wir und welchen Monat und welches Jahr?” Es ist ziemlich<br />
deutlich, daß er <strong>im</strong>mer noch ziemlich durcheinander ist. Aber <strong>im</strong>merhin greift er<br />
nicht mehr an...<br />
Dann erscheint wieder <strong>im</strong> blauen Licht die angekündigte Elfe; ihr Schwert<br />
gezückt in der Hand und ihre braunen Haare offen tragend sieht sie schön - und<br />
nicht gerade ungefährlich aus. Die fremde Elfe schaut sich kurz suchend um und<br />
als sie ihre Freunde erblickt, sieht sie irgendwie heilfroh aus, daß sie und ihre Freunde<br />
in einem Stück wieder aus dem Teleporter gekommen zu sein. Sie senkte ihr<br />
Schwert und nach einem Räuspern sage sie: ”Seid gegrüßt, Fremde! Hesinde mit<br />
euch! Ich bin Kaliope vom Volk der Waldelfen, mein Freunde hier haben sich wohl<br />
schon vorgestellt?” Dann schaut sie sich kurz um und wirkt irritiert, als sie zu den<br />
Fenstern hinaus sieht. Verwirrt schaut sie von einem Gesicht zum anderen...<br />
Legolas läßt seine Waffe sinken und heißt die Fremden willkommen. Dann<br />
165
empfängt er Kaliope mit einem höflichen Willkommensgruß auf Isdira, der Elfensprache:<br />
”Sanya” und setzt zu einer kurzen Erklärung an. Dabei erwähnt er, daß<br />
sie auf der Suche nach einer verschollenen Elfin seien und sie die Spur hierher<br />
geführt hat. Kurz vor dieser Burgruine wurden sie von Harpyien angegriffen. Der<br />
Zwerg Sabu, der verwirrt auf Kaliope und dann wieder auf Huy schaut, ist aber<br />
auch nicht still. Er wendet sich an den Huy, den anderen Zwerg: ”Du bist auch<br />
mit Elfen zusammen? In unserer Gruppe ist auch einer. Wieviele seid Ihr denn<br />
noch? Kommen noch mehr?”<br />
Dann erklärte Sabu einem <strong>im</strong>mer verblüffter aus der Wäsche schauendem Huy,<br />
das heute der 22.Peraine und Havena weit entfernt ist. So weit, als das man<br />
Wochen benötigt um es zu Fuß zu erreichen. Mit ruhiger St<strong>im</strong>me lädt er die<br />
Neuankömmlinge zum Essen ein und meinte noch mit einem Zwinkern zu Thinmar<br />
hin, daß sie auch gerne etwas zu trinken bekommen könnten. Er schloß mit den<br />
Worten: ”Mir wird’s hier langsam zu eng. Kommt raus.” Er wendet sich um und<br />
geht zur Tür um das Gebäude zu verlassen, erwartungsvoll nach hinten schauend...<br />
Doch so einfach läßt ihn der fremde Zwerg nicht weglaufen. Der bleibt einfach wo er<br />
ist und versucht dann seinerseits die Fragen von Sabu zu beantworten: ”Ey, na klar,<br />
Kaliope ist meine Freundin” ruft Huy und grinst schief ob der Doppeldeutigkeit<br />
seiner Worte. Dann erzählt er von einem Abenteuer in Havena:<br />
Über eine Suche<br />
nach irgendwelchen Seeleuten, die die ’schwarze Wut’ nach Havena brächten. Und<br />
wenn diese nicht schnell genug gefunden werden, dann könnten sie eine furchtbare<br />
Seuche über die Stadt bringen. Nicht auszudenken, was passieren würde...<br />
Bei dieser Suche waren sie nicht nur in einer Kneipe gelandet, sondern auch<br />
noch zu einem Haus gekommen, durch dessen Dach plötzlich ein Feuerball schoß,.<br />
Dann war da noch eine alte Frau, die sich als Gestaldswandler entpuppte und eine<br />
seltsame riesige Spinne die mit Premer Feuer vertrieben wurde und wohl durch<br />
den Teleporter.<br />
Überhaupt - dieser Teleporter... Der Zwerg redet sich fast ohne<br />
Punkt und Komma alles von der kleinen großen Seele... in typischer Zwergenmanier<br />
mit vielen Gesten, ohne jemanden mit seiner Axt zu nahe zu kommen. Er<br />
schließt: ”Das Fest freut mich, doch Du verstehst sicher, das mir die Wut große<br />
Kopfschmerzen bereitet, wir haben nicht sooo viel Zeit zu verschwenden, weil wir<br />
ja noch die restlichen Seebären finden müssen! Und ich weiß nicht, ob Du und<br />
Deine Freunde bereit sind, uns bei der Suche zu helfen oder mit was Problemen<br />
ihr hier gerade zu kämpfen habt. Eine Elfe ist verschwunden sagst Du? Was<br />
ist passiert? Vielleicht finden wir sie ja gleich? Oder wir müssen noch mal den<br />
Teleport ausprobieren, vielleicht führt er ja noch woanders hin...”<br />
Kuno blickt lächelnd zu Huy hinüber und sagt: ”Werter Huy, was erzähltest<br />
Du da eben über diese Gestalten, die kurz vor euch durch den Teleporter schritten?<br />
Sie waren euch feindlich gesinnt? Auch wir sind erst seit wenigen Minuten hier<br />
<strong>im</strong> Burghof und haben die anderen Gebäude noch nicht untersucht, es kann also<br />
durchaus sein, daß wir gerade jetzt von bösen Buben beobachtet und belauert werden!<br />
Ich schlage daher vor, daß wir geschwind gemeinsam die übrigen Gebäude hier<br />
erkunden, um uns Klarheit zu verschaffen! Und dann ist wohl Zeit für ein großes<br />
Lagerfeuer, um Geschichten zu erzählen, eure Fragen gründlich zu beantworten<br />
und vielleicht auch das ein oder andere Spielchen zu wagen, nicht wahr? Und wer<br />
166
kommt jetzt mit mir mit um das obere Stockwerk dieses seltsamen Turmes zu<br />
erkunden?” Legolas st<strong>im</strong>mte Kunos Meinung zu und meinte: ”Am besten bilden<br />
wir Zweiergruppen, damit wir die Burg schneller absuchen können. Am liebsten<br />
würde ich mit Fyanna gehen.”<br />
Von draußen ist währenddessen St<strong>im</strong>mengemurmel zu hören, das sich stark<br />
nach einem Streitgespräch anhört. Jedoch - daß sind nur Cantos und Deion, die<br />
sich <strong>im</strong>mer noch necken wie ein altes Ehepaar. Cantos schubst gerade seinen<br />
Freund leicht in den Rücken und meint: ”..kommst du mit rein? Ich will wissen<br />
was da los ist. Die haben best<strong>im</strong>mt ein Faß Premer Feuer gefunden und lassen sich<br />
ohne uns vollaufen...” Sofort geht er mit der Waffe in der Hand hinein ohne auf<br />
Antwort zu warten. Dabei ist ihm irgendwie Sabu <strong>im</strong> Weg - gerade das er nicht<br />
über den Haufen rennt. Cantos weicht gerade noch aus und bleibt er verdutzt<br />
stehen. ”Wo kommen die denn her” entfährt es ihm. Mißtrauisch betrachtete er<br />
das Geschehen. Er läßt seine Waffe sinken und sagte mit donnernder St<strong>im</strong>me: ”Bei<br />
Swafnir, jetzt soll mich aber doch erst mal jemand erklären was hier los ist!” Dann<br />
kommt auch Deion herein, denn er kann Cantos ja nicht alleine lassen... Wer weiß,<br />
vielleicht erwartet ihn dort ein gemeiner Killerzwerg! Als er dann die anderen<br />
trifft und sieht, das scheinbar keine Gefahr droht, senkt er seinen Khunchomer<br />
und begrüßt die Neuen freundlich. Aber diese fremde Elfe - die beeindruckt ihn<br />
unhe<strong>im</strong>lich. ”Wow, welch eine Frau...” flüstert er hingerissen.<br />
Jurge will nun ebenfalls den Turm zu verlassen. Jedoch gilt sein Interesse<br />
weiterhin dem Teleporterfeld durch das die fremde Gruppe hierher gelangt ist.<br />
Er bestürmt Huy mit Fragen und bittet unter anderem um das Schwert um se<br />
sich näher anzusehen. Dieser gibt es ihm ohne zu zögern. Doch bei näherer Untersuchung<br />
stellt sich heraus, daß eindeutig doch nicht magisch ist... Der Zwerg<br />
verweist Jurge ansonsten auf Rhenjo, der könne ihm sicher besser helfen. Dann<br />
zückt er vorsichtshalber wieder seine Axt und ist bereit das obere Stockwerk zu<br />
durchsuchen... So machen die beiden sich auf um den Rest des Turmes zu erkunden.<br />
Sie hören noch von unten den Rest der Diskussion, während sie die Stufen<br />
emporkl<strong>im</strong>men. Der erste Stock ist zwar noch halbwegs intakt, doch schon <strong>im</strong><br />
zweiten ist die Decke zerstört. Außer Schutt und Geröll, dazu noch etwas Staub<br />
ist nichts zu finden.<br />
Rhenjo wirkt ein bißchen pikiert. ’Was bildet sich diese komische Geweihte<br />
eigentlich ein. Ist doch ihre eigene Schuld, wenn sie da rumsteht und einen anblickt,<br />
als solle man auf der Stelle gefressen werden. Da braucht sie sich nicht zu<br />
wundern, wenn man sie erst mal kampfunfähig macht.’ Er will sich gerade wieder<br />
von Thamar abwendet, da er sich schon sicher schien, daß sie seine Entschuldigung<br />
nicht annehmen würde, doch da ergreift Thamar seinen ausgestreckten Arm und<br />
lächelt ihn an: ”Möge die große Mutter <strong>im</strong>mer wohlgesonnen auf Eure Taten<br />
blicken, und Euren Zaubersprüchen Gelingen und Macht schenken, auf daß Eure<br />
Feinde Euren Namen mit Furcht und Zagen flüstern, Rhenjo! Ihr befindet Euch<br />
in einer Burgruine in den Bergen <strong>Thorwal</strong>s, wir kamen hierher, nachdem wir<br />
von Harpyien überfallen worden waren und einen sicheren Lagerplatz suchten.”<br />
Thamar betrachtet neugierig und erwartungsvoll die Neuankömmlinge näher. Dabei<br />
zwinkert sie dem aufgeregten Zwerg Huy freundschaftlich zu, denn der kleine Kerl<br />
167
elustigt sie.<br />
Rhenjo bleibt trotzdem ziemlich still. Er wirkt, als ob er dringend etwas Zeit<br />
und Ruhe braucht. Vielleicht will er aber auch nur über die Ereignisse der letzten<br />
Stunden nachzudenken. Schließlich ist diese Situation doch ziemlich verwirrend:<br />
Eigentlich auf der Suche nach einer Gruppe von Seeleuten plötzlich in ein Illusionsverpestete<br />
Haus stolpern und jetzt Tage von Havena entfernt. So einfach<br />
ist das alles nicht... Er schaut die Gruppe beobachtend an, besonders Jurge betrachtet<br />
er nachdenklich. Dann schaut er sich suchend um. Fyanna sieht, daß<br />
die Lage sich wieder normalisiert hat. Sie tritt einen Schritt zurück, so daß die<br />
Fremden sie nicht sehen können. Dann n<strong>im</strong>mt sie wieder ihre normale Gestalt an.<br />
Auch sie wird intensiv von Rhenjo beäugt. Fyanna will auch nach draußen. Den<br />
Vorschlag die anderen Gebäude zu durchsuchen begrüßt sie: ”Sehr gute Idee! Ich<br />
habe vorhin Tiergeräusche aus dem Gebäude hinter dem Turm gehört. Dort sollten<br />
wir zuerst nach sehen! Kommt ihr mit?” Spricht ’s und geht zum Eingang des<br />
Gebäudes und lauscht noch mal hinein. Sie hört Pferdescharren und ein entferntes<br />
Kettenklirren...<br />
Das Licht begann wieder anzuschwellen und ein weiterer Zwerg mit braunen<br />
Haar auf dem Kopf und <strong>im</strong> Gesicht wird langsam sichtbar. Er trägt eine beeindruckende<br />
Axt in den Händen...<br />
Gerne hätte Thamar die anderen gewarnt, nur zu zweit loszuziehen; sie selbst<br />
würde Dreiergruppen bevorzugen. Aber bevor sie überhaupt ein Wort loswerden<br />
kann, haben sich die ersten schon verzogen. Ein klein wenig ärgert sie sich dabei<br />
auch über Deions respektlose Worte der Elfe gegenüber; unbewußt streicht sie sich<br />
mit der Hand über ihre Haare. ’Ungehobelter Kerl!’ denkt sie sich <strong>im</strong> Stillen.<br />
Aber alle diese Gedanken werden durch das plötzliche Auftauchen eines neuen<br />
Ankömmlings unterbrochen. ”N<strong>im</strong>mt denn das kein Ende hier?”, ruft das junge<br />
Mädchen aus, ”wir sollten die Stadtrechte beantragen. Wenn das so weitergeht,<br />
haben wir bald mehr Personen hier als in Gareth.”<br />
Mißtrauisch schaut sich der neu hinzugekommene Zwerg Falin um. Die Kameraden<br />
schienen nicht in Gefahr zu sein, sondern unterhielten sich prächtig. Trotzdem<br />
ließ Falin in seiner Wachsamkeit nicht nach und hielt die Axt weiter kampfbereit.<br />
Vorerst hält er sich an Huy, der sich <strong>im</strong>mer noch angeregt mit Sabu unterhält.<br />
Sabu selber wirkt <strong>im</strong>mer verwirrter. Einerseits möchte er Legolas helfen, andererseits<br />
hat er seit Wochen keinen Zwergen mehr gesehen und gesprochen, so daß er<br />
am Liebsten stundenlang mit Huy Geschichten austauschen würde. Auch ist ihm<br />
überhaupt noch nicht klar, was das mit dieser Gruppe hier zu bedeuten hat. ’Ist sie<br />
wirklich so friedfertig? Wieviele Leute kommen da noch? Und braucht sie Hilfe?<br />
Seine Hilfe?’ So steht Sabu da, starrt Huy an und wartet auf eine Erleuchtung.<br />
Als Kaliope Jurges lebhaftes Interesse an dem Schwert bemerkt, tritt sie zu ihm<br />
und klärt ihn auf: ”Zerbrecht euch nicht den Kopf über dieses Schwert, wir haben<br />
es nur als Probekörper mißbraucht und durch den Teleporter geworfen, als wir uns<br />
noch nicht sicher waren, worum es sich handelte! Soweit ich weiß, ist es nur ein<br />
ganz gewöhnliches Kurzschwert!” Da es <strong>im</strong> Turm langsam wirklich etwas eng wird,<br />
folgt auch Kaliope hinaus auf den Burghof und sieht sich gründlich um. Der Rest<br />
der Gruppe folgt langsam, so daß schließlich alle außerhalb des Turmes stehen.<br />
168
Kaliope wendet sich an Rhenjo: ”Was schlägst Du vor, was wir tun sollten? Ich<br />
denke, daß wir zügig mit den anderen die Ruine durchsuchen sollten, vielleicht<br />
finden wir ja noch die Gestalten, die vor uns durch den Teleporter entkommen<br />
sind, und können von denen einige Antworten bekommen! Falls unsere Suche aber<br />
erfolglos bleibt, sollten wir wieder durch den Teleporter schreiten und in Havena<br />
weiter nach den Opfern der Seuche fahnden. Ich hoffe nur, daß uns der Teleporter<br />
auch wirklich zurückführt...”<br />
Danach geht sie zu Thamar, und erzählt ihr, was die Gruppe über die Seuche<br />
in Erfahrung gebracht hat und wie man mit Opfern umgehen sollte. Schließlich<br />
kam das Schiff ja aus Prem in <strong>Thorwal</strong>, vielleicht bestand hier also auch Gefahr?<br />
Thamar hörte aufmerksam zu und als Kaliope den Bericht von Huy ergänzte und<br />
schließlich mit zu einer Erklärung der schwarzen Wut gelangte, runzelt sie die<br />
Stirn, denn das gehörte beunruhigte sie nun doch: ”Alle paar Jahrzehnte fackelt<br />
in Aventurien eine Krankheit auf, die zum ersten Mal unmittelbar nach den<br />
Magierkriegen auftrat, und seitdem viel Elend über die Welt gebracht hat: Die<br />
Schwarze Wut. Der Krankheitsverlauf ist <strong>im</strong>mer der gleiche und weder durch<br />
Magie noch durch Medizin zu beeinflussen: Nach der Infektion verstreicht eine<br />
Frist von 3-4 Tagen, in denen die Krankheit höchstens an gelegentlich auftretendem<br />
Schüttelfrost zu erkennen ist. In dieser Zeit ist die Krankheit nicht ansteckend.<br />
Am 4. oder 5. Tag bricht die Krankheit dann mit gräßlicher Geschwindigkeit<br />
aus. Die Haut des Opfers färbt sich tiefrot. Schuppige, schwarze Flecken treten<br />
auf, die sich blitzschnell über den ganzen Körper ausbreiten. Nach Abschluß der<br />
schwarzen Verfärbung versinkt der Kranke in einen 2-3 Stunden währenden Rausch<br />
- in eine tobsüchtige Raserei, während der er ungeheuer aggressiv ist und sich nicht<br />
bändigen läßt. Seine Körperkraft verdoppelt sich dabei, auch über jedes bekannte<br />
Maß hinaus! In diesem Stadium ist die schwarze Wut ungeheuer ansteckend,<br />
eine kurze Berührung der schwarzen Haut genügt. Nach dem Anfall versinkt der<br />
Kranke in einen bis zu einer Woche währenden Schlaf. Wenn er aus ihm erwacht,<br />
ist er geheilt, aber stark geschwächt. Für den Rest seines Lebens wird dieses<br />
arme Opfer gefeit sein gegen diese Krankheit. Das schreckliche an der Schwarzen<br />
Wut ist nicht eigentlich die Krankheit selbst, sondern die Raserei, die sich niemand<br />
vorstellen kann, der sie nicht einmal beobachtet hat: Der Kranke verwandelt<br />
sich in eine mordlüsterne Bestie, gleichzeitig wird er völlig unempfindlich<br />
gegen Schmerzen - nicht einmal ein Arm- oder Beinbruch bringt ihn zur Besinnung.<br />
In Anfällen der Schwarzen Wut haben Liebende einander umgebracht und<br />
ansonsten treusorgende Väter ihre ganzen Familien ausgelöscht. Die aventurische<br />
Heilkunst kenne bislang nur eine Methode, dem Wutrausch zu begegnen,” fährt<br />
Kaliope in ihrem Bericht fort: ”Sobald die Krankheit erkannt wird - oder auch<br />
nur der Verdacht der Krankheit besteht - wird der Kranke vom Kopf bis zu den<br />
Füßen mit schweren Stricken gefesselt und ausgiebig zur Ader gelassen, um ihn<br />
in einen Schwächezustand zu bringen, bevor die Raserei beginnt. Der derart<br />
geschwächte Kranke stirbt häufig während des Tobsuchtsanfalls in seinen Fesseln.<br />
Es ist schl<strong>im</strong>m genug, wenn die Schwarze Wut in einem dünn besiedelten Gebiet<br />
ausbricht, eine Großstadt wie Havena würde sie unweigerlich in ein Chaos stürzen.<br />
Als vor Jahren in Mengbila das Gerücht von der Schwarzen Wut umging, wur-<br />
169
den die Besatzungen zweier Schiffe von der Bevölkerung kurzerhand erschlagen,<br />
zu Unrecht wie sich später herausstellte.” Atemlos hören die anderen Mitglieder<br />
der Gruppe diesen Bericht zu. Betroffen schauen sich die Gefährten an...<br />
Huy - einer der beiden ’fremden’ Zwerge - seufzt: ”Ach Sabu, ich könnte<br />
Nächtelang mit dir reden... laß uns doch auch raus gehen, die anderen sind ja<br />
schon vor der Türe und hier ist ja nix zu finden...” spricht’s und huscht mit Sabu<br />
<strong>im</strong> Schlepptau hinaus. Sabu jedoch ist mit seinen Gedanken noch woanders. Er<br />
lauscht dem Gespräch zwischen Kaliope und Thamar. Erschreckt hört er von der<br />
Krankheit und ihren Symptomen. Währenddessen stellt Huy ihn gerade Falin vor:<br />
”Oh Falin, mein Freund, das hier ist Sabu und wir sind zu einer großen Feier eingeladen.<br />
Mal sehen, was die anderen dazu meinen... ich glaube, das klappt nicht so<br />
ganz... wegen unserem Auftrag...” sprudelt Huy hervor, als er Falin sieht. Da sind<br />
nun drei Zwerge zusammen, eine nette Runde. Falin ist erfreut - Zwergengelage<br />
sind ihm scheinbar am Liebsten: ”Hallo Sabu! Zu einer Feier bin ich natürlich <strong>im</strong>mer<br />
bereit und unter Zwergen trinkt es sich am besten.” Huy grinst breit und sieht<br />
sich kurz um. Den Kopf wieder seinen Gefährten zugewandt, runzelt er die Stirn,<br />
wendet sich noch mal um und schaut über die rechte Schulter zurück... Kaliope<br />
wendet sich an die Zwerge: ”Huy und Sabu, ich will mir das andere Gebäude ansehen,<br />
Deion und die anderen kommen wohl ganz gut zurecht. Begleitet ihr mich?”<br />
Doch die wollen lieber zu der Gruppe - die scheinen schließlich etwas Interessantes<br />
entdeckt zu haben... Huy meint nämlich gerade: ”Was machen die da? He, die<br />
wollen sich in den Schuppen da reinschleichen, wollen wir auch nachsehen was da<br />
los ist?” Er hat Fyanna und Deion entdeckt, sofort regt sich wieder seine Neugier<br />
und schnellen, leisen Schrittes bewegt er sich auf die Beiden zu... Auch Sabu hört<br />
Fyanna rufen und er entschließt sich auch sofort sich zu dieser Gruppe zu gesellen.<br />
Getreu seiner Aussage, daß man zusammenbleiben soll, folgt Falin Huy und Sabu<br />
zu dem Schuppen in dem Fyanna und Deion gerade verschwinden.<br />
Fyanna lauscht derweil <strong>im</strong>mer noch an der Tür. Sie gewinnt den Eindruck,<br />
daß das Kettenklirren langsam näher zu kommen scheint. Dann hört sie zwei tiefe<br />
St<strong>im</strong>men, welche sich unterhalten und ebenso wie das Klirren sich langsam nähern.<br />
Auch Deion wird es in dem Turm zu eng. Er geht also nach draußen und folgt<br />
Fyanna zu dem anderen Gebäude. Als er die Geräusche hörte, sah er sich um, ob<br />
noch jemand mitgekommen ist. Doch Fyanna und er sind noch alleine. Der Rest<br />
der Gruppe kommt gerade in kleinen Grüppchen heraus auf den Hof. ”Ich höre<br />
Kettenklirren und Pferde !” ruft Fyanna leise den anderen zu Und da kommt schon<br />
Legolas herübergelaufen, seine Zweililien in der Hand. Deion deutet ihm möglichst<br />
leise zu sein. Was irgendwie seltsam wirkt, da ein maschierender Elf für gewöhnlich<br />
weniger Lärm verursacht als ein schleichender <strong>Thorwal</strong>er... So oder so - vorsichtig,<br />
um keinen verräterischen Laut von sich zu geben, zieht Deion seinen Khunchomer<br />
und öffnet die Tür. Diese ist nicht verschlossen und somit kann er das hölzerne<br />
Ding ohne großen Mühen bewegen. Auch Fyanna n<strong>im</strong>mt ihren Dolch in die Hand<br />
und schleicht in das Gebäude hinein, wobei sie sich <strong>im</strong>mer an der Wand neben<br />
der Tür hält Als sie die Tür einen spaltweit geöffnet haben, lugen sie vorsichtig<br />
hinein. Deion kann auf der gegenüber liegenden Seite eine Treppe sehen, welche<br />
in der ersten Stock führte, dessen Dach schon seit längerer Zeit eingestürzt zu sein<br />
170
scheint. Auf der Treppe häuft sich Geröll, Dreck und Staub. Auch der kleine<br />
Vorraum, in dem etwa drei Menschen Platz finden war von Unrat gefüllt, jedoch<br />
meint er eine Spur zu erkennen, welche nach rechts führt! Dort geht eine Türe ab<br />
und rechts von der Treppe kann er den Umriß einer weiteren Türe erkennen. Die<br />
Geräusche schienen von rechts zu kommen und haben sich deutlich verstärkt.<br />
Kuno zückt sein Rapier und schleicht sich leise an das betreffende Gebäude<br />
heran. Da Deion sich wohl schon um den Haupteingang kümmert, versucht Kuno<br />
an ein Fenster heranzukommen und dort einen Blick ins Innere zu erhaschen.<br />
Links von Fyanna und Legolas ist auch in der Außenwand ein Fenster - oder<br />
besser die erbärmlichen Reste eines solchen... Er schaut durch die<br />
Öffnung; vor<br />
ihm liegt ein Raum mit Spinnweben in den Ecken. Schutt liegt auf den Boden und<br />
Sonnenstrahlen zeichnen Streifen in die staubige Luft. Er klettert vorsichtig und<br />
möglichst leise durch das Fenster und schaute sich gründlich in dem Raum um.<br />
Er ist fast enttäuscht als er keine Spuren in dem Dreck erkennt. Das heißt - bei<br />
genauem Hinsehen entdeckt er dann doch welche. Kleine, sehr kleine feingliedrige<br />
Pfotenspuren - könnten Ratten oder so sein... Von rechts hört St<strong>im</strong>mengemurmel<br />
und erkennt Sabu. Allerdings kann er durch die geschlossene Tür nicht genau<br />
verstehen, was gesprochen wird. Geradezu - dem Fenster gegenüber - ist noch eine<br />
Tür. Voller Neugier versucht er sie zu öffnen. Doch die Tür klemmt etwas und<br />
er muß sich mit seinem ganzen Körpergewicht dagegendrücken um sie zu öffnen.<br />
Letztendlich gelingt es ihm - nur um noch mehr Staub und Dreck zu finden. Aber<br />
durch die Bewegung der Tür wird die Luft noch staubiger - und Kuno muß erst<br />
einmal kräftig niesen.<br />
Deion hört derweil wie ein Schlüssel von der anderen Seite ins Schloß gesteckt<br />
und damit herumhantiert wird. In rauhem aventurisch hörte er noch die Worte:<br />
”Verdammt, daß das Ding aber auch <strong>im</strong>mer klemmen muß. Ich habe Dir doch<br />
schon so oft gesagt Du sollst es mal fetten.” Eine zweite St<strong>im</strong>me erwidert: ”Fette<br />
es doch selbst, daß habe ich dir auch schon oft genug gesagt” ”Nun mach aber mal<br />
halblang.” ”Von dir lasse ich mir gar nichts sagen, was bildest du dir eigentlich<br />
ein, mir Befehle geben zu können?”, konterte der zweite Mann, wie Deion an<br />
der St<strong>im</strong>me ohne große Mühe erkennen konnte. Gleich darauf hörte er wieder<br />
ein Klirren, als ob mehrere Ketten über den Boden gezogen werden würden und<br />
gleich darauf ein Klatschen. ”Da hast du was für dein vorlautes Mundwerk!” Für<br />
Deion hörte es sich so an, als ob eben etwas von der anderen Seite an die Tür<br />
rumpelte und gleich darauf ein Handgemenge ausbrach. ”Na warte, dir werde<br />
ich es zeigen...” ”Komm nur, komm nur.....” Rascheln und Keuchen war zu hören,<br />
gefolgt von deutlichen Geräuschen eines Kampfes, jedoch ohne Waffenklirren. Wie<br />
es schien hatten die beiden Unbekannten sich kräftig in der Wolle!<br />
Fyanna ist ja Deion hinterhergegangen und schaut ihn vielsagend an. ”Ich<br />
denke, daß sollten wir ausnutzen! Vielleicht ist diese Tür ja nicht der einzige<br />
Zugang zu dem Raum dahinter. Ich werde die andere mal ausprobieren. Wenn<br />
sie geschlossen ist, versuche ich’s über die Treppe”. Sie huscht zur Tür neben<br />
der Treppe und versucht sie zu öffnen. Dort angekommen hört die direkt hinter<br />
der Tür einen dumpfen Aufprall. Es könnte ein Mehlsack - aber genauso gut<br />
ein menschlicher Körper gewesen sein. Da kommt Sabu, der sich gerade fragt, was<br />
171
dieser Aufschlag zu bedeuten hat. ”Was ist los?” flüstert Huy leise zu seinen neuen<br />
Freunden. Doch dann erkennen die Zwerge die Spannung in den Gesichtern der<br />
anderen. Thamar lockert auch gerade ihren Degen und gesellt sich zu den anderen.<br />
”Wartet ab, was geschieht!”, flüstert sie ihnen leise zu. ”Wenn die sich gegenseitig<br />
fertigmachen, haben wir später um so leichteres Spiel. Das scheinen nicht die<br />
gesuchten Matrosen zu sein, ihren Worten nach zu urteilen, sind sie schon länger<br />
hier.” Sabu befürchtet jedoch <strong>im</strong>mer noch das Schl<strong>im</strong>mste - so absolut sicher ist<br />
er sich nicht, daß hinter dieser Tür nicht die Seuchengefährdeten zu finden sind.<br />
Und so erzählt er den Anderen die Geschichte von der schwarzen Wut weiter und<br />
warnt sie davor, die Türe zu öffnen.<br />
Nach dem Thinmar <strong>im</strong> Hof angekommen ist sucht er erst mal die Nähe der<br />
beiden <strong>Thorwal</strong>er und schaut sich unterdessen noch mal genau um ob ihm irgend<br />
etwas bekannt oder verdächtig vorkommt. Danach versucht er von den <strong>Thorwal</strong>ern<br />
genau zu erfahren wo sich diese Burg befindet - vielleicht kennt er ja die ein oder<br />
andere ”Geschichte” darüber. Ansonsten verhält er sich erst mal recht passiv.<br />
Doch die haben andere Sorgen: Als Deion die Geräusche des Kampfes hört, macht<br />
sich Freude in seinem Gesicht breit. Er sieht sich um, wer bei ihm ist und flüstert:<br />
”Na, wer hat Lust auf eine nette Keilerei ? Wollen wir da mitmachen?” Thinmar<br />
erblickt er und auch die drei Zwerge sind nicht weit. Sein Grinsen wird breiter:<br />
”Die ist best<strong>im</strong>mt mit dabei! Wo ist denn Cantos? Kaum ist was los, ist der<br />
Typ verschwunden. Dabei hing er ihm die ganze Zeit auf der Pelle. Er sieht noch<br />
mal schnell ganz genau ”hinter” sich oder den Zwerg, vielleicht ist er da irgendwo!<br />
Doch eigentlich rätselt er gerade über etwas anderes nach: ”Bleibt nur die Frage,<br />
ob die Tür gerade mit dem Schlüssel geöffnet oder geschlossen werden sollte! Also<br />
ist es das Beste, wenn wir mit Gewalt eindringen.” Er sieht sich um, ob sich der<br />
Zwerg als ”Türöffner” betätigen will. Doch er ist wohl der einzige, der es so eilig<br />
hat. So übern<strong>im</strong>mt er die Sache: Er fängt an zu brüllen und versucht mit einem<br />
höllischen Gebrüll den Raum zu stürmen. Beinahe rennt er dabei Fyanna über<br />
den Haufen, doch sie kann sich gerade noch mit einem Sprung zur Seite retten.<br />
Die Tür geht auch auf, als er sich dagegen wirft. Zusammen mit der Tür fällt er<br />
beinahe in den Raum - und ist ziemlich überrascht plötzlich dicht vor sich zwei<br />
Leichen mit eingeschlagenen Schädel zu finden. Und etwas weiter vorne stehen<br />
zwei erschreckte Gestalten mit Ketten an Händen und Füßen. Verdreckt wie sie<br />
nicht ist von ihnen nicht sehr viel zu erkennen. Und daneben stehen auch noch<br />
Pferde ’rum... Gar nicht so einfach sich da zu orientieren...<br />
Der eine Gefangene sieht irgendwie verzweifelt aus. Als ob ihm gerade alle<br />
Hoffnung verlassen hätte starrt er Deion überrascht an. Doch dann läßt Allerion<br />
hastig die schwere Steinkugel, die mit der Kette an seinem Fuß befestigt ist, zur<br />
Seite fallen und hebt beide Hände in einer versöhnlichen Geste. ”Heho,” ruft er<br />
”, bitte haltet ein, <strong>Thorwal</strong>er. Meine Name ist Allerion. Ich bin ein Waldläufer,<br />
stamme aus Lowangen. Und dies hier ist mein Freund und Leidensgenosse BonYar.<br />
Wir beide wurden Tage zuvor gefangen genommen und hierhin entführt. Heute<br />
kamen wir das erste mal aus unseren Verließen. Soeben nutzten wir die Chance<br />
unsere beiden Wächter zu überwältigen!” Allerion deutet auf die Leichen. Durch<br />
die Tür ist ein Teil der Gruppe sichtbar. Und Thinmar wäre keine echter Thor-<br />
172
waler, wenn er Deion nicht gefolgt wäre. Der Waldläufer ergreift wieder das Wort:<br />
”Nun sagt, wer seid ihr den überhaupt, was tut ihr hier und vor allem, wo IST<br />
hier??” Allerion sieht die beiden <strong>Thorwal</strong>er hoffnungsvoll an....<br />
Thinmar betrachtet unterdessen die beiden Leichen mit angewidertem Blick<br />
und fängt an die Gefangenen auszufragen. Allerdings befriedigt er erst mal die<br />
Neugier diesen Allerion: ”Die Zwölfe zum Gruße, Allerion. Ich bin Thinmar Beowulfson<br />
aus <strong>Thorwal</strong>, wo mein neuer Kampfgefährte genau herkommt weiß ich<br />
nicht mehr so genau, auf alle Fälle ist er ein thorwalscher Landsmann mit dem<br />
Namen Deion. Ich kenne ihn und seine Gefährten auch nicht mal einen Praioslauf<br />
lang. Ich und meine Freunde, die Du wahrscheinlich bald kennen lernen wirst,<br />
kommen sozusagen von jetzt auf eben aus Havena wo wir in einem Auftrag der<br />
dortigen Stadtverwaltung tätig waren. Dabei sind wir auf ein merkwürdiges Haus<br />
gestoßen in der sich ein gar merkwürdiger Gestaltenwandler aufhielt, bis ich und<br />
meine tapferen Freunde ihm begegneten, und ihn vertrauensvoll an Golgari weitergereicht<br />
haben.” Thinmar grinst über das ganze Gesicht. ”Danach hat sich<br />
noch eine riesig große Spinne mit mir angelegt, best<strong>im</strong>mt so groß wie zwei Oger”,<br />
übertreibt er in typischer <strong>Thorwal</strong>er Manier, ”aber nach ein wenig guten Zureden<br />
ist sie dann verschwunden. Dabei entdeckten wir so, hmm wie hatte Rhenjo das<br />
noch mal genannt? Rhenjo ist ein Zauberer. Einer meiner Kameraden, allerdings<br />
steckt er gerade in einer leichten Identitätskriese . Ach ja jetzt weiß ich es wieder:<br />
Teleporter. Nun ja, also sind wir durch diesen Dings, ääähhh Teleport hindurch<br />
und dort haben wir dann Deion und euch getroffen. Aber genug von mir, warum<br />
wurdet ihr, du und dein Kumpel, gefangengenommen?”<br />
Auch der zweite Gefangene sieht furchtbar erschrocken drein, als so urplötzlich<br />
die Tür aufgebrochen wird. Seine Hände greifen nach dem Schlüsselbund seines dar<br />
niedergestreckten Wächters. Mit der angeketteten Kugel hätten er und sein Freund<br />
schließlich nicht den Hauch einer Chance, nicht mal an eine Flucht wäre dann<br />
noch zu denken. Der Schweiß tritt ihm auf die Stirn und er versucht einige Meter<br />
Distanz zwischen dem Ankömmling und sich zu bringen, während er <strong>im</strong>mer noch<br />
die Schlüssel untersucht. Als er bemerkt, das Allerion sich kampflos zu ergeben<br />
schien, war er zunächst schwer enttäuscht, der Verzweiflung nahe. Doch jetzt<br />
verstand er das Verhalten seines Freundes, der scheinbar plötzlich davon ausging,<br />
daß dieser Fremde gar nicht zu den Schurken gehört. Als dann ein weiterer Mann<br />
herein kam, ja, es schienen tatsächlich beides <strong>Thorwal</strong>er zu sein, legt sich die<br />
innere Aufregung etwas. Sollte Allerion ruhig weiter versuchen mit den Fremden<br />
zu sprechen, BonYar versucht derweil weiterhin sich der Steinkugel entziehen. Mit<br />
weiterhin zittrigen Fingern fummelte er solange an den Schlüsseln insgesamt drei,<br />
herum, bis er den richtigen gefunden hat. Mit einer Woge des Glückgefühls hört er<br />
das Schnappen des Schlosses, daß ihn von seiner Eisenkugel befreit. Als Allerion<br />
dies sieht sagt er: ”Du scheinst den richtigen Schlüssel gefunden zu haben, gibst<br />
Du ihn mit auch?” BonYar macht sich daran auch Allerion von seiner Last zu<br />
befreien und entfernt die Ketten von seinen Gliedern.<br />
Inzwischen hat Kaliope mitbekommen, daß die anderen etwas (oder jemanden?)<br />
entdeckt zu haben scheinen und schon war ihre Neugier geweckt. Sie versuchte<br />
auch noch ein Plätzchen in Raum zu ergattern und zwängt sich durch die<br />
173
umherstehenden Gestalten hindurch, bis sie schließlich zwischen den ehemaligen<br />
Gefangenen und den Pferden zum halten kommt. Sie lauscht den Geschichten der<br />
Gefangenen, deren Schluß sie eben noch mitbekam. Zugleich wunderte sie sich,<br />
daß Tarjan <strong>im</strong>mer noch nicht erschienen war. Sie ist davon ausgegangen, daß er<br />
ihr folgen würde; ihm würde doch nichts zugestoßen sein, fragt sie sich <strong>im</strong> Stillen.<br />
Thinmar setzt wieder an: ”Ach was wir hier tun? Hmmm, gute Frage. Ich für,<br />
meinen Teil suche Abenteuer und Geschichten über die es sich lohnt zu berichten<br />
um bei meinen Leuten durch meine ”Arbeit” unsterblich zu werden. Für die anderen<br />
mag ich nicht sprechen.” Nachdem Thinmar geendet hat geht er erst einmal<br />
weiter in den Raum herein um den anderen nicht den Weg zu versperren, denn er<br />
hat das hastige Eindringen Kaliopes wohl mitbekommen. Schließlich war sie ihm<br />
gewaltig auf den Fuß getreten ohne es wohl bemerkt zu haben. Zugleich suchte er<br />
mal wieder vergeblich in seinen Taschen nach etwas zum trinken.<br />
Neugierig wie er nun mal war, mogelt sich auch Falin durch die Menge in das<br />
Gebäude. ’Noch mehr fremde Fremde’, denkt er sich, als er die Gefangenen sieht.<br />
Als er sieht wie der eine anfängt an seinem Schloß rumzufummeln, zieht Falin<br />
seine Hilfsmittel aus der Tasche und fragt höflich, ’Darf ich behilflich sein? Mit<br />
Schlössern kenne ich mich etwas aus. Doch als er den Schlüsselbund sieht und wie<br />
schnell es den beiden gelingt ihre Ketten abzuschütteln steckt er sein Werkzeug<br />
wieder weg. ”Kann mir endlich jemand erklären was hier los ist? Sieht aus wie<br />
ein Abenteurer-Treffpunkt, fehlt nur noch die Kneipe.’ Mißtrauisch beobachtet<br />
er jeden der Fremden, ob eventuell einer mit den Beschreibungen der Matrosen<br />
übereinst<strong>im</strong>mt oder gar schon schwarze Flecken zeigt. Irgendeinen Grund mußte<br />
es ja gegeben haben, sie zu diesem Haus in Havena zu schicken. Ansonsten sollte<br />
man sich schnell wieder auf den Rückweg machen, schließlich galt es einen Auftrag<br />
zu erfüllen und Pflichtvergessenheit konnte man Falin noch nie nachsagen zudem<br />
eine riesige Stadt von der Seuche bedroht war.<br />
Kuno in dem anderen Raum, den staubigen, ist doch etwas enttäuscht, bisher<br />
keine Schätze gefunden zu haben. Er sieht sich deshalb nur noch kurz mit gezückter<br />
Waffe in dem Raum um. Doch außer dem seltsamen Geräusch das er kurz gehört<br />
hat und dessen Ursprung er nicht finden konnte, ist er nur Dreck, Schutt und<br />
Staub zu finden. Somit will er den Raum verlassen um sich wieder dem Rest der<br />
Gruppe anzuschließen. Da anscheinend alle in das Gebäude hinein zu stürmen<br />
schienen geht auch Cantos hinterher. Er wendete sich allerdings nach der Tür auf<br />
der anderen Seite der Treppe zu und versucht sie zu öffnen. Dort findet er Kuno,<br />
der soeben am Fenster zugange ist. Es sieht aus, als wollte er hinausklettern...<br />
Nach einem kurzen Gespräch erklärt ihm dieser das es hier nichts Sehenswertes<br />
gäbe.<br />
Rhenjo blickt indessen nicht mehr durch. Ihm war das alles zuviel, er will nur<br />
noch zurück nach Havena. Also frage er seine Kameraden, ob irgend jemand mit<br />
ihm wieder in den Teleporter zurück gehen wolle, um die Aufgabe zu lösen, die sie<br />
übernommen haben. Kaliope kann es nicht fassen: ”Ach, Rhenjo, warte doch einfach<br />
noch eine Stunde ab! Ich will ja auch zurück nach Havena, aber willst Du nicht<br />
auch diesen seltsamen Erscheinungen in dem Haus, aus dem wir gekommen sind,<br />
auf den Grund gehen? Schließlich wurden wir Zeugen mächtiger Magie, daß muß<br />
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dich doch interessieren! Und für ein nettes Lagerfeuer mit Erfahrungsaustausch<br />
ist doch wohl auch etwas Zeit, Havena wird schon nicht gleich untergehen. Zudem<br />
scheinen wir es hier mit einer Zeitverschiebung zu tun zu haben. Somit stehen<br />
unsere Chancen ganz gut, daß Havena noch am Leben ist wenn wir zurückkehren.”<br />
Allerion hört interessiert den kurzen Ausführungen von Thinmar zu und ist sehr<br />
beruhigt, denn er hat mit seiner Vermutung recht gehabt. Die Fremden sind ihm<br />
und BonYar nicht feindlich gesonnen. Auf Thinmars Frage entgegnet er: ”Ich habe<br />
eigentlich keine Feinde unter den Menschen, da ich schon seit langer Zeit alleine in<br />
der Wildnis lebe. Darum weiß ich auch nicht, warum ich hierhin verschleppt wurde!<br />
Ich wurde auf meiner Reise von zwielichtigen Gestalten überrascht. Sie nahmen<br />
mich gefangen und <strong>im</strong> Verließ lernte ich BonYar kennen, der ebenfalls, so scheint’s,<br />
völlig grundlos überfallen wurde! Das alles ist erst wenige Tage her, obwohl ich<br />
mir nicht wirklich sicher bin, wie lange wir dort unten in dem modrigen Verließ<br />
waren. Doch nun zu etwas anderes, werter Thinmar Beowulfson, Ihr habt mich mit<br />
euren Worten neugierig gemacht. Bevor ich gefangen genommen wurde, war ich<br />
eh’ auf der Suche nach Abenteuern, genau wie Ihr es seid. So sagt, wäre in eurer<br />
Gruppe noch Platz für einen tüchtigen Waldläufer. Ich bin recht geübt <strong>im</strong> Umgang<br />
mit Pfeil und Bogen, nur hat man mir dummerweise meine Waffen genommen.<br />
Ich glaube auch mein Freund BonYar wäre einem ehrenvollen Abenteuer nicht<br />
abgeneigt. Doch soll er gerne für sich selbst sprechen, sobald er sich seiner Kette<br />
entledigt hat.” BonYar beobachtet wachsam die <strong>Thorwal</strong>er, denen er noch nicht<br />
so ganz traute, nicht nach alledem was er bisher gehört hat. Da jedoch aber außer<br />
dem Zwerg noch weitere Gestalten zu sein scheinen späht er vorsichtig durch die<br />
aufgebrochene Tür.<br />
Zwischenzeitlich unterhält sich Sabu angeregt mit Huy und wird von diesem<br />
unguten Gefühl nahender Gefahr <strong>im</strong>mer stärker erfaßt. Hier ist sicher etwas faul.<br />
Nur das Zusammensein mit den zwei Zwergen können seine düsteren Gedanken ein<br />
bißchen aufhellen. So antwortet er denn Huy: ”Du hast es gut. Bist <strong>im</strong>mer mit<br />
einem zweiten Zwergen zusammen. Ich bin hier <strong>im</strong>mer ganz alleine. Niemand, mit<br />
dem ich mal ein paar ruhige Worte unter Zwergen reden kann, und niemand, der<br />
mich versteht. Manchmal ist das recht depr<strong>im</strong>ierend. Allerdings habe ich Legolas,<br />
dem Elfen, mein Wort gegeben, ihm bei der Suche nach seiner Schwester zu helfen,<br />
die von irgendwelchen Elfenjägern gefangengenommen und entführt worden ist.<br />
Die Spuren führen in einer Kutsche in dieses Gebiet. Aber ich glaube, darüber<br />
können wir heute abend noch reden, wenn wir hier alles erkundet haben. Eine<br />
kurze Pause werdet Ihr ja sicher machen können.” Dann schaut Sabu zu, was die<br />
Anderen so trieben. Dabei achtet er darauf daß, sobald irgend ein Fremder auf ihn<br />
zu kommen würde, er sich in einem entsprechendem Abstand von ihm zu halten.<br />
Und er würde sich auf keinen Fall berühren lassen.<br />
Der Waldläufer Allerion ist auch ziemlich froh, endlich von seinen Ketten befreit<br />
zu sein. Vorsichtig reibt er seine Handgelenke. Die Elfe aus der fremden<br />
Gruppe gehen die Worte Allerions durch den Kopf. Da muß sie doch noch mal<br />
nachhaken: ”Was für Gestalten waren das denn? Und wie viele? Wie lange ist<br />
es her? Waren sie in einer schwarzen Kutsche unterwegs? Und was schätzt ihr,<br />
wie viele Schurken noch hier in der Burgruine sein könnten?” Der Elfe (Allerion<br />
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glaubt den Namen Kaliope gehört zu haben) antwortet er: ”Nun, ich wurde in<br />
einem kleinen Wäldchen von drei vermummten Gestalten überfallen, von denen<br />
einer, so glaube ich, eine Magier oder Dämon war. Sie überwältigten mich und<br />
das nächste an das ich mich erinnern kann ist, daß ich in einer dunklen Zelle<br />
aufgewacht bin. Mehr weiß ich nicht über diesen Ort. Doch nun sagt bitte, in was<br />
für einer Mission seid ihr unterwegs, kann ich euch vielleicht zur Seite stehen?”<br />
Doch die hübsche Elfe von der Deion die Augen <strong>im</strong>mer noch nicht lassen kann<br />
kommt nicht dazu eine Antwort zu geben. Den Deion mischt sich ein und wendet<br />
sich neugierig an die beiden ’Exgefangenen’ und fragt sie, ob sie zufällig etwas von<br />
einer gefangenen Elfe gesehen oder gehört haben. ”Denn wir suchen eine und es<br />
wäre toll, wenn sie etwas wissen.” Doch die beiden können ihn scheinbar nicht<br />
weiterhelfen. Schließlich haben sie bisher eigentlich nur ihre Zellen gesehen... Der<br />
<strong>Thorwal</strong>er wundert sich, daß plötzlich jeder eine Pause machen will obwohl hier<br />
noch einige Gebäude nicht untersucht wurden. Er sagt: ”Wollt ihr hier wirklich<br />
alle rumsitzen und vielleicht überraschend angegriffen werden? Hat Kuno nicht<br />
irgendwo ein merkwürdiges Geräusch gehört?” Er macht dann den Vorschlag, daß<br />
wir Gruppen bilden, ausschwärmen und die restlichen Gebäude untersuchen. ”Wir<br />
sind ja nun genug” meint er dazu. Wer will ihn begleiten?<br />
”Ich bin dabei!”, ruft Kuno voller Begeisterung. Deion ist erfreut über diese<br />
rasche Resonanz: ”Klasse, dann laß uns mal losziehen!” Und Kuno weiß auch,<br />
warum er so wild auf weitere Exkursionen ist: ”In solch einem Gemäuer muß<br />
es doch auch noch Kellergewölbe oder so etwas ähnliches geben, vielleicht kam<br />
dort das Geräusch her... ”Genau,” meint Deion, ”wir werden es schon drüber<br />
’stolpern’!” Er grinst breit. Auch sein Kumpel Cantos versteht diese Andeutung<br />
richtig und lacht laut. Da kommt auch Falin, diese äxteschwingende Zwerg auch<br />
der fremden Gruppe dazu: ”..also an Kellern und Höhlen bin ich <strong>im</strong>mer interessiert,<br />
was dagegen wenn ich mich anschließe?” Der angesprochene Deion dreht<br />
sich ihm zu und fragt verwundert: ”Aber wieso denn?” Dann grinst er tatenlustig:<br />
”Also dann, laßt uns losziehen.” Nun muß sich natürlich auch Cantos stärker einmischen:<br />
”Ich bin auch dabei. Laß uns mal schauen was diese Ruine noch so an<br />
Überraschungen zu bieten hat.” Dann wendet sich Kuno an die beiden die Ex-<br />
Gefangenen: ”Sagt mal, ihr beiden, wo wart ihr denn untergebracht? Habt ihr<br />
nicht gerade etwas von euren Zellen gemurmelt?” Die beiden zeigen auf die Tür,<br />
aus denen hierher geführt worden waren. ”Dort einen Gang hinunter liegen unsere<br />
Zellen. Bitte helft uns unsere Sachen zurückzubekommen”.<br />
Die Tür ist noch unverschlossen und sie betreten vorsichtig den Raum. Er<br />
scheint grob von Schutt und Geröll befreit zu sein. Sie schauen sich kurz um.<br />
Zuerst sehen sie keine Tür, doch schräg durch den Raum geht es scheinbar um<br />
die Ecke weiter. Schnell ist der Raum durchquert. Und tatsächlich: hier ist<br />
eine Kellertür. Eine verschlossene Kellertür... Aber an dem Schlüsselbund müßte<br />
ja ein passender Schlüssel zu finden sein. Nur - wer hat den denn jetzt gerade?<br />
Etwas ratlos stehen sie davor und betrachten die Tür. Das Schloß sieht erstaunlich<br />
stabil aus - wie auch die Tür. Deion ist sich jedenfalls nicht sicher wer bei einem<br />
Kräftemessen der Sieger wäre. Es könnte er sein - aber auch diese vermaledeite<br />
Tür...<br />
176
Huy, der andere der beiden fremden Zwergen, ist <strong>im</strong>mer noch mit den Worten<br />
Sabus beschäftigt: ”Sabu, ich verstehe Dich! Nun hast Du aber gute Gesellschaft.<br />
Drei Zwerge... da machen Abenteuer noch mehr Spaß! Na klar unterhalten wir<br />
uns nachher noch weiter... ”, aufmerksam und neugierig hört er den Geschehnissen<br />
zu und schaut dann um den Türpfosten und versucht etwas Platz zu finden... es<br />
ist ja hier alles von liegenden und stehenden <strong>Thorwal</strong>ern verstopft! Zwar sind es<br />
eigentlich nur zwei mehr - doch die sind so groß... Erschrocken blickt er in das<br />
Gesicht von BonYar, der auch grade um den Türpfosten lugt... ”Heee...” Huy<br />
macht eine Satz und hebt erschrocken die Axt, läßt sie aber gleich wieder sinken,<br />
weil er die Gespräche ja gehört hat. Dann endlich findet er eine Lücke und schlüpft<br />
flink durch die Tür. Enttäuscht blickt er auf die Toten: ”Deion, hier gibt es ja<br />
doch nix mehr zu Kloppen, die waren schneller... schade.” Schnell bückt er sich<br />
und durchsuchte die Taschen der Leichen, bevor jemand anderes auf die Idee kam<br />
und murmelt: ”Nur keine falsche Scham... den Kr<strong>im</strong>skrams brauchen die ja nicht<br />
mehr...” Doch auch Fyanna drängelt sich an den Umherstehenden vorbei und kniet<br />
neben den Leichen nieder. So muß sich jeder mit einer ’begnügen’. Es ist nicht<br />
so viel zu finden. Beide tragen einen Dolch am Gürtel. ’Huys’ Toter hat noch<br />
einen interessanten Silberring am Finger und vier Silbertaler <strong>im</strong> Beutel. Diese<br />
verschwindet rasch.<br />
An niemanden direkt gewandt meint Huy: ”Wir sollten uns hier mal kurz<br />
umsehen...” und geht dann zu den Pferden. Auf dem Weg kramt er schnell noch<br />
ein paar seiner wertvollen Zuckerstückchen hervor, doch dabei achtet er darauf,<br />
das noch genug für ihn übrig bleibt. Er mag diese großen Tiere... Und groß sind<br />
sie! Vier Rappen mit kräftigem Fundament, etwas mehr als anderthalb Schritt<br />
groß überragen die Zwerge um Haupteslänge. Huy ist auch schnell gut Freund mit<br />
ihnen, dies scheinen wirklich recht fromme Pferde zu sein. Sanft streichelt er ihnen<br />
übers Maul: ”Vielleicht brauchen wir euch ja noch und ihr könnt uns gute Dienste<br />
erweisen...” Er betrachtet die vier kurz: Als Kutschpferd best<strong>im</strong>mt geeignet sind<br />
sie trotzdem mehr als elegant genug um auch als Reitpferd zu dienen.<br />
Fyanna durchsucht unterdessen ’ihren’ Toten. Dabei versucht sie den fehlenden<br />
Hinterkopf zu ignorieren. Sie fragt: ”Waren das alle oder gibt’s noch mehr? Könnt<br />
ihr Euch noch an andere erinnern?” Sie findet schnell ein Bronzeamulett am Hals<br />
und zwei Taler <strong>im</strong> Beutel... Nachdem sie mit ihrer Suche fertig ist, wendet sie sich<br />
wieder den soeben Befreiten vollständig zu: ”Habt ihr Hunger oder Durst? Wir<br />
haben noch ein paar Vorräte.” Die beiden scheinen wirklich keine besonders gute<br />
Verpflegung bekommen zu haben, denn trotz dieser unschönen Leichen zeigen sie<br />
sich mit diesem Vorschlag einverstanden. Die Hexe läuft voraus, holt etwas zu<br />
Essen und bringt es in den Innenhof. Hier ist Platz für alle und vielleicht wollen<br />
die anderen ja auch etwas ausruhen? Sie teilt ein Proviantpaket für die beiden.<br />
Der Halbelf BonYar bedankt sich mit einer knappen Geste bei der Hexe und<br />
verschlingt einige Happen von dem ihm dar gebotenen. Fyanna lächelt verschmitzt<br />
und schüttelt ihre kupferrote Mähne: ”Nun, Euren Hunger zu stillen ist eine Selbstverständlichkeit.”<br />
Auch Allerion der Waldläufer, entgegnet der Frau: ”Wir kamen<br />
heute das erste mal aus unseren Verließen, drum weiß ich nicht ob es noch<br />
andere Wachen gibt. Aber soeben hörte ich die beiden von einem gehe<strong>im</strong>nisvollen<br />
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Meister reden, der hier irgendwo in der Nähe sein soll. Mehr weiß ich leider nicht!<br />
Was Euer Angebot betrifft, so nehme ich dankend an. Ich bin schon halb verhungert.<br />
Habt vielen Dank!” Auch er fängt an zu Essen. Unterdessen ist auch<br />
ein Teil der Gruppe nachgekommen. Auch diese schöne Elfe ist dabei. So wendet<br />
sich BonYar mit vollem Mund an Kaliope. Sie hat ihn ja einige Fragen gestellt<br />
- und jetzt kann er sie endlich beantworten. Aber obwohl er auf aventurisch<br />
angesprochen worden ist, antwortet er instinktiv in seiner Muttersprache. Erst<br />
als er endet bemerkt er, daß außer Kaliope wohl keiner seine Worte verstanden<br />
hat. Er schluckt den angebrochenen Bissen herunter und wiederholt nun für alle<br />
verständlich, daß er nicht wüßte wieviele Gestalten noch hier seien, aber es sicher<br />
noch einige gäbe. Er bestätigt Allerions Worte über einen gehe<strong>im</strong>nisvollen Hausherrn.<br />
Einer der Wachen habe gesagt, daß der Herr alles hören könne, wenn er<br />
wolle... Der Waldläufer wendet sich an seinen Leidensgenossen: ”Und Euch, Bon-<br />
Yar mein Freund, würde ich vorschlagen, daß wir mit dem Schlüssel noch mal<br />
zurück ins Verließ gehen, um unsere Ausrüstung zu holen! Was sagt ihr dazu?”<br />
Natürlich ist der Halbelf einverstanden, denn genau dies hatte er ja schon selbst<br />
vorgeschlagen. Nur war ihm das Essensangebot zu verlockend erschienen um es<br />
gleich in die Tat umzusetzen...<br />
Falin lauscht auf die Erzählungen der anderen, schaut sich sorgfältig um während<br />
sie in Richtung Keller stiefeln und hat plötzlich eine Eingebung: Eine verlassene<br />
Burg, ein Meister, schwarze Pferde und eine verschwundene junge Frau. Irgendwie<br />
erinnert ihn das ganze an eine alte Legende über einen blutsaugenden Grafen.<br />
Besorgt sieht sich Falin nach ein paar stabilen Holzpflöcken um, die er anspitzen<br />
könnte. Wie lang ist es noch bis Sonnenuntergang? Er schaut argwöhnisch zum<br />
H<strong>im</strong>mel. Doch beruhigt - oder jedenfalls fast beruhigt - stellt er fest, daß es noch<br />
ungefähr 5 Stunden sind.<br />
Als Kaliope Huys Interesse an den Pferden bemerkt, wird ihr erst richtig bewußt,<br />
was für eine schwere Last sie schon den ganzen Tag mit sich herumgetragen<br />
hat. Ein Reit- oder zumindest Lastpferd könnte sie wirklich gut gebrauchen, und<br />
mit Tieren kam sie ja für gewöhnlich sehr gut zurecht. So beschließt auch sie,<br />
sich die Rosse genau anzusehen und hofft, daß ein Pferd leichter durch einen Teleporter<br />
als ein Kamel durchs Nadelöhr geht... Ihr fällt der für die Größe der Pferde<br />
ziemlich kurze Rücken auf und auch, daß der Widerrist nicht allzu stark entwickelt<br />
ist. Zudem sind die Pferde <strong>im</strong> Erscheinungsbild sehr ähnlich. Entweder sie sind<br />
miteinander verwandt - oder sie gehören der gleichen Rasse an, denkt sie bei sich.<br />
Endlich hat sich auch Thamar von ihrem Schrecken über den unerwarteten<br />
Besuch erholt. Mit einem glockenhellen Lachen schüttelt sie sich die schwarzen<br />
Haare aus dem Gesicht, rückt ihren Degen zurecht und richtet das grüngoldene<br />
Stirnband der Hesinde-Geweihten. Nach ihrer gedrückten St<strong>im</strong>mung, in der sie<br />
diesen Tag begonnen hatte, scheint ein Ruck durch das junge Mädchen zu gehen<br />
und sie n<strong>im</strong>mt wieder die stolze, aufrechte Haltung ein, die man von ihrer Profession<br />
erwartet.<br />
Zuerst wendet sie sich an Sabu und redet ihn um erstenmal seit Beginn ihrer<br />
Reise auf der Zwergensprache Rogolan an: ”Nun, warum hast Du nicht vorher<br />
gesagt, daß Du Dich einsam fühlst? Einen Zwerg kann ich dir zwar nicht ersetzen,<br />
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aber vielleicht macht es dir ja Freude, in deiner He<strong>im</strong>atsprache zu reden?” Sabu<br />
ist völlig baff. Damit hat er nicht gerechnet - da spricht doch tatsächlich noch<br />
jemand seine geliebte Muttersprache! Und auch so gut - ’fast wie ein Zwerg’<br />
denkt er sich; aber er könnte auch nie zugeben, daß Thamars Aussprache perfekt<br />
ist. Allenfalls der Dialekt ist nicht der seines Clans... Danach wendet Thamar<br />
sich wieder in Garethi an Legolas: ”Mit der Hilfe der anderen können wir den<br />
Gefahren der Ruine wieder trotzen; ich bin begierig darauf, daß Kellergewölbe zu<br />
erforschen. Wollen wir uns den anderen anschließen?” darauf antwortet Legolas<br />
mit einem leicht schelmischen Blick in Richtung Sabu ebenfalls auf Rogolan: ”Ich<br />
sehe keinen Grund der dagegen spricht” und damit ihn alle verstehen, fügt er<br />
auf Garethi hinzu: ”ich habe nichts dagegen!” Sabu kann es nicht fassen. Von<br />
Elfen hat er ja bisher vieles angenommen - nur nicht, daß sie bereit währen seine<br />
Sprache zu erlernen. Wo doch die Feindschaft zwischen den beiden Völkern so oft<br />
beschworen wird...<br />
Der gröbste Hunger ist gestillt und die Gruppe um Fyanna und den beiden Ex-<br />
Gefangenen geht wieder ins Gebäude. Ohne lange zu überlegen reicht Thinmar<br />
Allerion seine ’zarten’ Pianistenpranken und meint: ”Von mir aus kannst Du und<br />
dein Kumpel mitkommen. Das Wohl! Und was Deinen Bogen und Pfeile betrifft<br />
na ich denke da werden sich schon ein paar neue organisieren lassen!” Danach fällt<br />
sein Blick auf BonYar, ”Hey Kumpel, Du guckst als hätte man gerade Premer<br />
Feuer in die Hose gekippt und Du weißt nich’ wer.” und reicht ihm ebenfalls seine<br />
Rechte um das Mißtrauen ein wenig abzubauen. BonYar zuckt bei den Worten<br />
des <strong>Thorwal</strong>ers etwas zusammen. Tatsächlich etwas verstört wechseln seine Blicke<br />
einige Male zwischen Allerion und Thinmar hin und her, bis er sich schließlich<br />
einen Ruck gibt und die ausgestreckte Hand des Mannes ergreift. Diese <strong>Thorwal</strong>er<br />
scheinen, <strong>im</strong> Moment zumindest, wirklich freundlich zu sein. ”Laßt uns jetzt<br />
schnell zu unseren Sachen gehen.”<br />
Fyanna schaut sich das Amulett etwas genauer an bevor sie es und die 2 Taler<br />
in ihren Beutel steckt. Doch es ist nichts auffälliges zu entdecken. Sie sieht ein,<br />
daß die Situation für eine Rast noch zu unübersichtlich ist und sieht zu Legolas<br />
herüber. ”Kommst Du mit in die Kellergewölbe? Wer weiß, vielleicht finden wir<br />
Deine Schwester doch noch?” Und zu den anderen gewandt: ”Wir sollten uns da<br />
unten aufteilen, falls es mehrere Gänge gibt.” Der angesprochene Firnelf antwortet:<br />
”Aber sicher komme ich mit!” Er lächelt sanft und flüstert ihr noch leise zu: ”Wo<br />
Du hingehst, dort bin auch ich zu finden.” Dann sagt er in normaler Lautstärke:<br />
”Hoffentlich finden wir meine Schwester bald ... ich habe irgendwie das Gefühl,<br />
daß sie in großer Gefahr ist!” Er hofft aber <strong>im</strong>mer noch, daß seine Schwester in<br />
der Nähe und vor allem noch am Leben ist. Sie machen sich auf den Weg zurück<br />
in das Gebäude, dorthin, wo sie die Leichen gefunden hatten. Fyanna würdigt sie<br />
keines weiteren Blickes und geht weiter zu den Zellen. Auch die anderen folgen<br />
den beiden tatendurstig.<br />
Ärgerlich vor sich hinbrummend versucht Huy den Anschluß nicht zu verpassen...<br />
sein Freund Falin geht ja auch mit und sicher auch Sabu... auf dem<br />
Weg zu der Gruppe fragt er lauthals nach dem Schlüsselbund, weil der <strong>Thorwal</strong>er<br />
ja laut genug gesprochen hatte: ”Wer von euch hat denn die Schlüssel? Wenn<br />
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ihr eure Ausrüstung geholt habt, braucht ihr den Schlüsselbund doch sicher nicht<br />
mehr... dann geb’s mir bitte”.<br />
Drinnen ist unterdessen Kuno zuversichtlich, das Schloß der Tür knacken zu<br />
können, aber die Schlüssel sind ja unterwegs... So entschließt er sich, eine Minute<br />
auf den Schlüssel zu warten und nutzt diese Zeit, um die Tür grob auf Fallen<br />
anzusuchen und dann das Ohr aufs Holz zu legen, um etwas zu lauschen, ob er<br />
etwas auf der anderen Seite hören kann. Er findet glücklicherweise (so meint er)<br />
keine Fallen - und zu hören ist auch nichts. Allerdings kann es daran liegen,<br />
daß er nicht alleine ist. Und die <strong>Thorwal</strong>er sind nicht unbedingt so leise wie<br />
er... Der Streuner wird langsam ungeduldig und überlegt, ob er sich nicht doch<br />
anschicken soll das Schloß zu knacken, da kommt die Gruppe herein und Huy<br />
drängelt sich nach vorne: ”Hey, ich hab auch n paar Dietriche...kann ja mal das<br />
Schloß knacken...” Deion tritt zur Seite, um den Schlüsselträger - oder besser gesagt<br />
jemanden mit den Dietrichen durchzulassen. Er verspürt zur Zeit keine Lust, auch<br />
diese Tür mit seinen riesigen Kräften zu bezwingen. ’Sollen die Anderen doch<br />
auch mal etwas tun.’ denkt er so bei sich. Er sieht sich solange hier um, vielleicht<br />
kann er etwas tolles finden. Allerdings ist das einzige was er findet ein ziemlich<br />
armseliger Besen, der auch schon bessere Tage gesehen hat. Dazu kommt noch<br />
eine kleine Schaufel. Die diente wohl dazu hier etwas sauber zu machen - was<br />
allerdings nicht so ganz gelungen war...<br />
Auch Allerion betrachtet die verschlossene Tür noch mal eingehend. Dann<br />
seufzt er resignierend und wendet sich an seine neuen Mitstreiter: ”Diese Tür sieht<br />
meiner Meinung nach zu massiv aus, um sie einzurennen. Sag, BonYar, hattest du<br />
nicht zuletzt den Schlüsselbund? Du hast mich doch von meinen Ketten befreit!”<br />
Allerion schaute vorsichtshalber rasch in seinen Taschen nach, um sicher zu gehen,<br />
daß er die Schlüssel nicht doch in Gedanken eingesteckt hatte! Doch BonYar folgt<br />
Allerion und den anderen Fremden, die sich bereits aufgemacht hatten, die Burg<br />
weiter zu erforschen. Mit einer weisenden Kopfbewegung forderte er die anderen<br />
auf dem Hof wortlos auf, ihnen zu folgen. Und ob er die Schlüssel noch hat. An der<br />
Türe angekommen, ein Zwerg machte sich bereits mit Dietrichen an dem Schloß<br />
zu schaffen, kl<strong>im</strong>perte BonYar einmal auffällig mit dem Schlüsselbund, um wenn<br />
man ihn an die Tür ließe, schließlich das Schloß zu öffnen. Huy merkt das und<br />
auch Sabu macht Platz. Auch BonYar lauscht wie Kuno noch mal an der Tür.<br />
Doch als er nichts auffälliges hört, öffnet er die Tür. Vorsichtig schleichen sie die<br />
Treppe hinunter. Sie kommen in einem fast quadratischen Raum mit zwei Türen.<br />
”Geradezu geht es zu den Zellen” meinen die beiden Gefangenen. Aber zur Linken<br />
ist auch noch eine weitere Tür...<br />
”Teilen wir uns doch auf!” meint Kuno. ”In diesen engen Gängen können<br />
doch ohnehin unmöglich alle gleichzeitig ihre Fähigkeiten zum Einsatz bringen,<br />
wir behindern uns doch nur gegenseitig, wenn wir weiterhin in einem so großen<br />
Haufen durchs Gewölbe ziehen! Und leise sind wir auch nicht gerade... Ich möchte<br />
durch die linke Tür, wer begleitet mich?” Ohne lange auf Antworten zu warten,<br />
untersucht Kuno kurz die linke Tür. Er lauscht an ihr - aber er kann nicht hören.<br />
Allerdings könnte das auch an den Geräuschen hinter ihm liegen.<br />
Als Fyanna sieht, daß doch sehr viele direkt in den Keller gehen, überlegt sie<br />
180
es sich anders und kehrt zu der Treppe zum ersten Stock zurück. Sie glaubt<br />
zwar nicht, daß doch etwas zu finden sein wird, aber sicher ist sicher..... Im<br />
Erdgeschoß hat sich Kaliope inzwischen die Pferde zu Genüge angesehen. Und<br />
auch dieser schwarze Olporterhund - eine Hündin, wenn sie richtig gesehen hat -<br />
scheint es langweilig zu werden. So ganz sicher ist sie nicht, wem die jetzt gehört,<br />
aber zu dieser anderen Gruppe gehört sie mit Sicherheit. Da auch Kaliope keine<br />
große Lust hat, in den engen und inzwischen wohl auch ziemlich überfüllten Keller<br />
hinabzusteigen, begleitet sie Fyanna bei ihren Erkundungen des ersten Stocks:<br />
”Fyanna, warte doch, ich begleite dich! Wir sollten hier nicht allein in unbekanntem<br />
Gebiet herumlaufen. Wer weiß. wer sich hier noch so alles herumtreibt, und<br />
hattet ihr nicht etwas von einer Harpyie erzählt, die euch entkommen ist?”<br />
Deion kann es nicht fassen, erst wollen alle eine Rast machen und sich die<br />
Bäuche vollschlagen und nun stürmen alle in diesen Keller, als wenn es nicht noch<br />
andere Gebäude gibt. Als er sich in dem Keller umsieht fällt ihm auf, daß er diese<br />
reizende Elfe nicht sehen kann. Da es ihm hier unten nun echt zu voll wird, geht<br />
er wieder nach oben, denn es gibt dort best<strong>im</strong>mt auch noch was Interessantes zu<br />
finden! Gerade als er an der Treppe ist, geht auch Fyanna wieder nach oben. Und<br />
da sie scheinbar nichts gegen ihn als Begleiter hat, schließt er sich ihr an. Kaum<br />
kommen die beiden die Schräge herauf, findet Deion schon das erste ’Interessante’:<br />
Kaliope ist noch hier... Auch Cantos wird es langsam zu voll. Eigentlich will er ja<br />
den Keller auf eigene Faust untersuchen. Doch so schließt er sich lieber der kleinen<br />
Gruppe um Fyanna herum an und geht mit nach oben.<br />
Vorsichtig um das Geröll herumstaksend steigt Fyanna die Stufen zum ersten<br />
Stock hoch... Die anderen drei folgen vorsichtig. Als sie oben angelangt sind,<br />
scheint ihnen die Sonne in das Gesicht. Allerdings nicht durch irgendwelche Fensteröffnungen.<br />
Die gehen nämlich in die falsche Richtung - nein, das Dach fehlt<br />
schlichtweg. Dafür verteilt sich auf den Boden eine Unmenge von Geröll - wohl<br />
die Reste des Daches. Dazwischen ragen die Reste von Mauern empor. Doch sie<br />
sind größtenteils gerade ein bis anderthalb Schritt hoch...<br />
Im Keller steht überlegt derweil der Rest, wie sie weiter vorgehen soll. Da<br />
fällt Falins Blick auf den Halbelfen und seinen Gefährten. Irgendwie findet er die<br />
beiden doch schlecht ausgerüstet. Kurz kramt er in seinem Rucksack und zaubert<br />
ein Wurfbeil und einen Kriegshammer hervor. ”Die hätte ich noch abzugeben,<br />
wenn jemand Bedarf hat...” meint er salopp uns zuckt grinsend mit der Schulter.<br />
BonYar schaut sich das Wurfbeil an und nickt zust<strong>im</strong>mend. ”Danke mein Freund,<br />
ich denke daß ich damit umgehen kann bis ich meine Sachen wieder habe.”<br />
An die beiden ehemaligen Gefangenen gewendet spricht Huy mit gedämpfter<br />
St<strong>im</strong>me: ”Wie war das, wolltet ihr noch nach eurer Ausrüstung sehen?”, dann<br />
sieht er sich kurz um, fixiert ebenfalls die linke Türe mit festem Blick, als müßte<br />
sie dadurch aus den Angeln springen und n<strong>im</strong>mt seine Axt in die Hände. Gerade<br />
laut genug, das auch die Großen ihn hören meinte er: ”Na Freunde, dann wollen<br />
wir mal... uns hoffentlich nicht ins Streiten kriegen, wer nun die Türe öffnet. Wenn<br />
ihr einverstanden seid, mach ich das. Wenn wir kämpfen müssen, sollten wir uns<br />
vorher überlegen, wer wo steht, damit wir uns nicht ins Gehege kommen.” Huy<br />
grinste wieder breit und kampflustig und sieht sich die Tür genauer an, in welche<br />
181
Richtung sie aufschwingen würde. Eindeutig nach außen von ihm weg. ’Das ist<br />
gut’ denkt er sich <strong>im</strong> Stillen. Doch bevor er sich aufrafft um die Tür letztendlich<br />
zu öffnen mischt sich BonYar ein. Nach den Zellen sehnt sich der Halbelf nämlich<br />
nicht gerade zurück und so schließt er sich spontan Kuno an. ”Warte, ich werde Dir<br />
helfen. Vielleicht paßt ja tatsächlich ein Schlüssel!” Die Ausrüstungsgegenstände<br />
von Allerion und ihm sind, wenn er das richtig beobachtet hatte, in einem nahe<br />
gelegenen Raum untergebracht. Er hofft, daß sie hier an der richtigen Stelle suchen,<br />
denn so langsam wird ihm <strong>im</strong>mer mulmiger in diesem dunklen Gewölbe. Die<br />
anderen sind zumindest alle bewaffnet, aber er kommt sich <strong>im</strong>mer noch regelrecht<br />
nackt vor. Auch Allerion, der seinen Bogen <strong>im</strong>mer mehr vermißte, wendet sich der<br />
linken Tür zu. Zu den Anderen sagt er - nur für den Fall, daß vielleicht doch ein<br />
paar Gegner in der Nähe sind - in gedämpften Tonfall: ” Die Türen vor uns führen<br />
zu den Zellen. Ich kann euch garantieren, daß dort nichts von Wert zu finden ist!”<br />
Mit diesen Worten stellt sich der Waldläufer vorsichtig am rechten Türrahmen<br />
auf und bereitet sich darauf vor, eventuell <strong>im</strong> Hinterhalt lauernde Angreifer sofort<br />
auszuschalten. Wer wußte was sie dahinter erwarten würde?!<br />
Legolas ist es zwar eigentlich zu eng in dem schmalen Kellergang mit den vielen<br />
Leuten und er würde viel lieber Fyanna nach oben folgen, jedoch hofft er <strong>im</strong>mer<br />
noch hier seine geliebte Schwester Feyaria zu finden und so entschließt er sich <strong>im</strong><br />
Keller zu bleiben. Kurz blickt Legolas noch etwas verloren hinter Fyanna her,<br />
als sich Kunos St<strong>im</strong>me in sein Bewußtsein drängt: ”... wer begleitet mich?” und<br />
da er sowieso lieber zuerst die Tür zur linken probieren wollte, antwortet er leise<br />
und versehentlich auf elfisch: ”Ich!”. Als ihn Kuno daraufhin fragend anblickt,<br />
wird ihm klar, daß dieser ihn gar nicht verstehen konnte und so wiederholt Legolas<br />
seine Antwort auf Garethi. Dann wartet er angespannt mit seiner Zweililie in den<br />
Händen, bis BonYar die Tür öffnet.<br />
Falin will sich um die neue Tür zur Linken kümmern, sprich sie öffnen. Die<br />
Zellen kümmern ihn wenig, da kann der Bruder der Elfin nachschauen, er sucht<br />
die Gruft dieser Burg. Ein Gedanke schießt ihm durch den Kopf: ’Hoffentlich<br />
entschwinden jetzt nicht alle nach oben, denn allein würde er eher ungern diesen<br />
Blutsaugern entgegentreten.’ Doch dann reist er sich zusammen und als ihm Kuno<br />
zunickt drückt er die Klinge vorsichtig herunter. Knarrend läßt sich die Tür öffnen.<br />
Vor ihnen liegt ein langer dunkler Gang. Anders als in dem Raum, wo sie sich<br />
gerade befinden, ist nirgends eine brennende Fackel oder Lampe die Licht spendet.<br />
Der Zwerg könnte sich in dem Schatten beinahe he<strong>im</strong>isch fühlen, doch dem Halbelfen<br />
geht es deutlich anders: BonYars empfindliche Nase wird durch der muffigen<br />
und feuchten Luft irritiert. Unwillkürlich rümpft er die Nase. Auch Kuno späht ins<br />
Dunkle. Etwas überrascht, denn einen solchen Gang hat er nicht erwartet, schaut<br />
BonYar in das Dunkel. Er versucht etwas zu erkennen, eine Lichtquelle oder ob<br />
zumindest etwas Licht von einer Seite in den Gang fällt, um abzuschätzen, wie<br />
lang der Gang sein könnte. Da er aber leider kein solchen Lichtsch<strong>im</strong>mer entdeckt<br />
fragt er die anderen, ob einer eine Pechfackel am Mann trägt. Kuno schaut ebenfalls<br />
skeptisch in den Gang. Er hat die gleiche Idee wie der Halbelf: ”Ich habe<br />
leider keine Fackel oder so etwas. Kann jemand von euch für etwas Beleuchtung<br />
sorgen? Falin, möchtest Du vorangehen? Ihr Zwerge kennt euch doch mit engen,<br />
182
unhe<strong>im</strong>lichen Tunneln aus, oder?” Kuno schaut sich den Boden <strong>im</strong> Gang genau<br />
an. Doch auf dem Boden ist bei diesem Licht nichts zu erkennen. Er scheint wohl<br />
aus Steinen zu bestehen, aber sogar das täte er nicht beschwören...<br />
”Es riecht nach einem größeren Kellergewölbe! Da scheint schon eine Weile<br />
keine frische Luft mehr durchgeweht zu sein.” sagte Huy und schnuppert fast<br />
genüßlich. ”Wenn wir da rein gehen wollen, sollten wir den anderen auf jeden<br />
Fall Bescheid sagen! Wer macht das? Und wir müssen unsere Fackelvorräte kontrollieren,<br />
ebenso das Wasser und Essen. Wer hat ein Seil außer mir? Es kann<br />
schließlich sein, das wir uns zusammen anseilen müssen, wenn’s löchrig wird. Ich<br />
bin dagegen, das wir alle nun gleich hier rein stürzen! Ich mache jetzt noch keine<br />
Fackel an. Laßt uns mit durch die andere Tür gehen, die zu den Zellen führt!<br />
Dann können, wie sie nun auch heißen mögen, sie ihre Ausrüstung holen und<br />
sich vielleicht uns anschließen. Vielleicht treiben sich ja auch noch ein paar finstere<br />
Gestalten da in dem Raum rum und da fast unbewaffnet reinzugehen könnte<br />
gefährlich sein!” noch mal den Duft des Ganges schnuppernd wendet Huy sich dann<br />
den Zellen zu, um notfalls seine neuen Freunde zu schützen. Wenn schon jemand<br />
in den dunklen Gang gehen würde, könnte er ja später <strong>im</strong>mer noch folgen. So fängt<br />
er in Gedanken schon an eine große Expedition zu planen und hofft auf ungeahnte<br />
Schätze... Doch noch findet sich niemand, der die Zellen mit untersucht. Und so<br />
folgt er schulterzuckend seinen Kameraden. Alleine kann es schließlich gefährlich<br />
werden.<br />
Als Legolas den dunklen Gang sieht, fallen ihm die zwei Pechfackeln ein, die er<br />
oben bei seinem Pferd gelassen hat und da sonst niemand etwas dabei zu haben<br />
scheint, meint er: ”Ich gehe wohl besser kurz rauf und hole meine Pechfackeln und<br />
was zum anzünden ...” Oben sieht er sich kurz nach Fyanna um und meint: ”Wir<br />
sind unten auf einen dunklen Gang gestoßen und ich hole mal eben die Pechfackeln<br />
... habt ihr irgendwas neues entdeckt?” Doch sie kann nur den Kopf schütteln.<br />
Es fällt dem Firnelfen zwar schwer sich von Fyannas Anblick loszureißen, jedoch<br />
warten die anderen unten auf ihn und so eilt er schnell zu seinen Pferden und holt<br />
die Fackeln und die Zunderdose. Wieder zurück, zündet er die beiden Fackeln an<br />
und gibt sie beide an andere weiter, da er sonst seine Zweililie nicht benutzen kann.<br />
Sabu n<strong>im</strong>mt eine der Pechfackeln. Dann sagt er zu Legolas: ”Wo warst Du wieder<br />
so lange? Geht das nicht ein bißchen schneller?”<br />
Allerion ist ein wenig verwirrt. Er hat eigentlich gehofft, daß sie hinter dieser<br />
Türe einen Raum vorfinden würden, wo seine und BonYars Ausrüstung liegt. Doch<br />
statt dessen ist dort nur ein langer, dunkler Gang!! In Allerions Magen zieht sich<br />
etwas zusammen. Ohne Waffe ist es ihm nun doch nicht mehr ganz so behaglich!<br />
Er wendet sich an Falin! ”Sagt, Falin, gilt Euer Angebot mit dem Kriegshammer<br />
noch? Wenn ja, würde ich gerne drauf zurückkommen!” Falin schmeißt Allerion<br />
den Kriegshammer rüber und betritt dann vorsichtig nach Gegner und Fallen<br />
spähend den dunklen Gang. Der Waldläufer fängt die Waffe geschickt auf. Und<br />
das bei dem Gewicht - Falin nickt anerkennend - kräftig scheint er ja zu sein...<br />
Währenddessen blickt Allerion noch einmal in die Finsternis, um dort vielleicht<br />
irgendwas zu erkennen. Er fragt die Anderen:” Tja, was ist nun? Sollen wir diesen<br />
Gang entlang gehen? Wer weiß, was er für uns bereithält..!” Doch die Antwort ist<br />
183
klar. Schon ist Huy und auch Kuno aufbruchbereit und mit den Legolas Fackeln<br />
wirkt der Gang auch schon etwas freundlicher. Auch sind Falin und Sabu schon<br />
unterwegs...<br />
Der Halbelf BonYar zögert - und wie es scheint sogar absichtlich - in diesen<br />
Gang zu gehen. Er scheint die berechtigte Hoffnung zu haben, daß seine übereifrigen<br />
neuen Freunde sich in den Gang bewegen. Und damit hat er auch offensichtlich<br />
recht. BonYar hält sich dagegen <strong>im</strong> Mittelfeld. Außerdem kommen ihm nun einige<br />
Zweifel, ob er seine Sachen über diesen Gang finden würde. Er versuchte sich zu<br />
erinnern, ob bei den Zellen vielleicht noch ein weiterer Raum gewesen sein könnte.<br />
Er ist den Gang ja nie bis zum Ende gegangen... Auch Thamar versucht sich noch<br />
einmal zu orientieren, wo man in dieser Burg eigentlich schon war und wo noch<br />
nicht. Sie zögert und betrachtet kurz die Tür zu den Zellen. Ob dort wirklich<br />
nur Zellen sind? Schließlich haben die beiden ja kaum Gelegenheit gehabt alle<br />
Räume zu durchsuchen... Sie weißt die anderen darauf hin und hofft noch drei,<br />
vier Kameraden dazu zu bewegen, sie zu begleiten.<br />
Währenddessen ist die Gruppe schon in dem Gang unterwegs. Der Boden ist<br />
mit unregelmäßigen Steinplatten ausgelegt. Die Schritte hallen laut und nur den<br />
Zwergen scheint es zu behagen. Doch Huy muß - wie er am Klang zu erkennen<br />
glaubt - zugeben, daß dies wohl kein so riesiges Gewölbe ist. Und bald, nach nur<br />
einigen Duzend Metern, knickt der Gang nach rechts ab. An dieser Ecke sind zwei<br />
Türen - eines auf der linken Seite und eines geradezu. Der vorausgehende Kuno<br />
sieht mit einem Blick, daß diese Türen nach innen - also vom Gang weg - zu öffnen<br />
sind...<br />
In der kleinen Gruppe um Fyanna genießt Deion es gerade hinter Kaliope die<br />
Stufen ins Obergeschoß hochzugehen! Was hat sie doch für schöne schlanke Fesseln.<br />
Als sie oben angekommen sind, ist er begeistert, als er sieht, wie das Sonnenlicht<br />
ihr Haar glänzen läßt. Nur mit Mühe kann er sich von dem Anblick losreißen um<br />
sich etwas umzusehen. Ist etwas anderes Interessantes als die Elfe zu sehen? Er<br />
verschafft sich einen<br />
Überblick über das Gelände. Beinahe unter ihnen scheint<br />
der Hohlweg zu sein, der ins Tal führt. Er warnt Cantos, nicht zu Nahe an den<br />
Rand zu gehen, denn es geht hier ziemlich weit runter. Der antwortet schnippisch:<br />
”Oh, der Herr hat noch Augen für seine Umwelt? Paß bloß auf, daß du nicht<br />
über irgendeinen Stein stolperst.” Doch schon blitzt der Schalk aus seinen Augen.<br />
Deion grinst seinen Kumpel an: ”Na klar doch, <strong>im</strong>mer!” Sein Grinsen wird breiter:<br />
”Aber der Herr Cantos hört sich etwas zickig an, wieso ?” Cantos winkt ab: ”Nicht<br />
zickig, überrascht. Da du hier für niemanden außer Kaliope Augen hast, habe ich<br />
nicht erwartet das du dich um mich sorgst.” Tja, scheinbar habe ich wohl doch<br />
nicht nur Frauen <strong>im</strong> Sinn. Und ich werde mich doch um die Gesundheit meiner<br />
Rückendeckung sorgen!” Währenddessen ist gerade kurz Legolas da und fragt kurz<br />
nach den Fortschritten - er selbst bräuchte nur unbedingt Fackeln. Kaum ist der<br />
Elf weg, fühlt Fyanna wie sich etwas in ihrer Tasche bewegt. Und dann folgt ein<br />
leises Maunzen der Bewegung. Da scheint es doch tatsächlich jemand langweilig<br />
zu werden!<br />
Derweil haben sich die beiden <strong>Thorwal</strong>er wieder der Umgebung zugewendet:<br />
Rechts ist eine wunderschöne Aussicht über das Tal zu bewundern. Links erheben<br />
184
sich einige Berge, die den Blick etwas versperren. Aber zwischen denen muß der<br />
Weg sein, den sie gekommen sind. Als er sich dann umdreht kann er die Reste der<br />
Burg sehen. Aber so wie es aussieht, geht es hier nicht weiter. Also müssen wir<br />
wieder runter und ein anderes Gebäude untersuchen. Zu seinen Begleitern sagt<br />
Cantos: ”Laßt uns einfach die Burg erkunden, wenn es nichts wertvolles zu finden<br />
gibt haben wir halt Pech gehabt.”<br />
Fyanna meint: ”Hm, viel zu holen ist hier wohl nicht. Laßt uns doch vorsichtig<br />
nachschauen, ob sich in dem Geröll vielleicht noch etwas interessantes verbirgt.<br />
Aber achtet darauf, daß ihr nicht einbrecht! Danach sollten wir uns das Nachbargebäude<br />
ansehen, das hat bisher ja noch gar keiner von uns untersucht. Einverstanden?”<br />
Fyanna stochert noch etwas in dem Schutt herum und dreht ein paar<br />
Steine um. Da sie nichts interessantes findet dreht sie sich zu den anderen herum.<br />
”Gut, das war wohl nichts, aber sicher ist sicher. Wir sollten uns die restlichen<br />
Gebäude ansehen.” Sie steigt die Treppe wieder herab und verläßt das Gebäude<br />
um in einen anderer, bisher unerforschten Teil der Burg zu gehen. Kaum betritt<br />
sie den Hof hört sie ein Pferd <strong>im</strong> Außenhof aufgeregt wiehern. Fyanna schaut sich<br />
um und betrachtet nachdenklich die verschiedenen Gebäude - wo waren sie denn<br />
eigentlich noch nicht?<br />
Deion genießt noch eine Weile die ’Aussicht’, bevor sie sich wieder auf den<br />
Abstieg machen. Als Legolas wegen der Fackeln kommt, kann sich Deion nicht<br />
verkneifen zu fragen, ob er wirklich der Meinung ist, wir hätten hier oben Fackeln<br />
dabei. ”Aber Du kannst völlig beruhigt sein, die Ladys sind bei Cantos und mir<br />
in den besten Händen ! Wir passen schon auf, daß ihnen nichts passiert. Nicht<br />
wahr Cantos?” Der Firnelf aber ist viel zu schnell wieder verschwunden als das<br />
er ihn noch gehört hätte. Doch Cantos geht lieber auf den Vorschlag Fyannas<br />
ein: ”Bin dabei.” meint er sofort. ”Ich würde vorschlagen, wir sehen uns erst mal<br />
dieses zerstörte Haus dort drüben (er zeigt auf ’Haus 2’) an, denn auch in einem<br />
Trümmerfeld kann etwas zu finden sein. Danach sehen wir uns den anderen Turm<br />
an und gehen dann zum Stall. Einverstanden?” Alle zusammen gehen die Treppe<br />
hinab und auch Tira ist mit dabei. Sie läuft gleich ein ganzes Stück voraus und<br />
scheint zu hoffen, daß hier draußen wieder jemand mit ihr spielt.<br />
Kaum sind sie wieder auf dem Hof geht Deion zum Brunnen und sieht ihn<br />
sich an. Er hebt die Abdeckung an und lugt hinein. Da er allerdings nicht so<br />
weit hinunter sehen kann - es ist auch viel zu dunkel da drinnen - n<strong>im</strong>mt er den<br />
erstbesten Stein und wirft ihn hinein. Es dauert nicht sehr lang bis er ein lautes<br />
Platschen hört.<br />
Überzeugt davon, daß dies wohl Wasser ist, wendet er sich wieder<br />
anderen Dingen zu. Auch er hat nämlich das Wiehern gehört. Und jetzt wo<br />
er hier unten ist kann er auch ein unruhiges Huftrampeln hören. Daher macht<br />
er den Vorschlag nachzusehen. Außerdem hält er es für besser, wenn wir die<br />
Pferde von draußen reinholen und in den Stall stellen. Er erläutert noch extra<br />
die neue geplante Vorgehensweise: ”Also sollten wir erst die Pferde holen, <strong>im</strong> Stall<br />
unterstellen und dann den Turm und die beiden Häuser untersuchen. Wollen wir?”<br />
Fyanna nickt. Das Trümmerfeld läuft uns nicht weg, aber die Pferde vielleicht.<br />
Sie geht zum Lagerplatz und n<strong>im</strong>mt Legolas Pferd und ihr Packtier am Zaumzeug<br />
und führt sie zum Stall. vorsichtig lugt sie hinein, irgendwas hat schließlich vorhin<br />
185
gewiehert. Doch es ist nur ein relativ dreckiger Stall zu sehen - einige Balken<br />
trennen die Boxen voneinander - und überall liegt alter Pferdemist auf den Boden.<br />
Ausgemistet wurde hier wohl länger nicht. Es werden wohl die eigenen Pferde<br />
gewesen sein, die gewiehert haben... Da weiter nichts ungewöhnliches zu sehen ist,<br />
sucht sie eine freie Box und versorgt die Tiere. Auch Deion geht nach draußen,<br />
n<strong>im</strong>mt sein und noch ein anderes Pferd und folgt Fyanna zum Stall.<br />
Ein Raum mit abgestandener Luft und dazu noch alles rund herum aus Stein<br />
... wie konnte ich da nur rein gehen, denkt sich Legolas und gibt den anderen ein<br />
Zeichen, daß er wieder nach oben geht. Also geht er langsam auf leisen Sohlen den<br />
Gang zurück und wieder nach oben, wo er sich nach Fyanna umsieht. Er kommt<br />
gerade oben an, als Fyanna seine Pferde zum Stall führt und natürlich läuft er<br />
schnell zu ihr hinüber und hilft ihr dabei. Als sie gerade die letzten zwei Tiere<br />
holen wollen entdecken sie die Ursache würde die Unruhe der Pferde: die Harpyie<br />
ist wider da. Sie fliegt in nicht einmal fünf Schritt Höhe über den Hof...<br />
Im Keller steht Huy beleidigt so ziemlich in vorderster Reihe und muffelt vor<br />
sich hin, er hat doch drei Fackeln und ein Zunderkästchen... doch auf ihn geht<br />
ja keiner ein. Verstockt schweigt er, nein, er würde nix mehr sagen, welche Tür<br />
nun geöffnet werden soll. Er würde sich einfach der Mehrheit anschließen. Auch<br />
stinkt es ihm gewaltig, das er sicher nicht der Erste ist, der einen Schatz entdecken<br />
würde, bei dem Gedrängel ja kein Wunder. Leise brubbelt er vor sich hin: ”Das<br />
hab ich von meiner Gutmütigkeit, anderen helfen zu wollen... sollen die sich doch<br />
um ihre eigenen Häute kümmern...” Sein Gebrummel ist so laut, daß es kaum zu<br />
überhören ist... Doch er hält seine Axt bereit, um sich sofort in einen Kampf<br />
stürzen zu können: ”Das käme mir grade recht...” mault er weiter leise in seinen<br />
Bart und hampelt etwas von einem Fuß auf den anderen. Kurz an seinem Hintern<br />
kratzend wartet er auf die Entscheidung der Freunde.<br />
Allerion schwenkt den Hammer langsam in seinen Händen hin und her. Er ist<br />
ein wenig schwer, nicht zu vergleichen mit der leichten Eleganz eines Bogens, aber<br />
dennoch ist er Falin dankbar. Es mit besser mit Kriegshammer, als mit bloßen<br />
Händen zu kämpfen! Als Allerion am Ende des Ganges die zwei Türen erblickt,<br />
quetscht er sich vorsichtig an den Anderen vorbei und lauscht an ihnen. Doch<br />
hinter beiden Türen ist es still - kein Laut dringt durch das Holz. Außerdem<br />
schaut er durch die Schlüssellöcher - vielleicht kann er auf diese Weise rausfinden,<br />
was sich auf den anderen Seiten der Türen befindet. Doch er sieht nur Schwärze,<br />
scheinbar ist auch dort drinnen kein Licht. Danach macht Allerion Platz, falls sich<br />
jemand anders an den Türen zu schaffen machen will. Den Kriegshammer hält er<br />
vorsichtshalber kampfbereit...<br />
Sabu liebt diese Gänge. Wie erinnern sie ihn doch an seine Kindheitsjahre, als<br />
er tagelang Höhlen durchsuchen konnte. Aber auch Sabu macht sich soweit möglich<br />
kampfbereit. Dann versucht auch er, etwas hinter der Türe zu hören. Irgendwie<br />
sieht es beinahe witzig aus, als der Waldläufer zusammen mit dem Zwerg die Köpfe<br />
an die Tür legen... Aber auch an dieser Tür ist nicht zu hören und so wartet Sabu,<br />
bis sich einer entschließt die Tür zu öffnen. In der Stille, die durch das Lauschen<br />
an der Türe entsteht, hört man Huys Gebrummel, und so dreht sich Sabu um, und<br />
gibt ihm einen freundschaftlichen Klaps an die Schulter.<br />
186
Als der Waldläufer sich an BonYar vorbeidrängelt, hält er ihn kurz auf. ”Allerion,<br />
glaubst Du, daß wir hier unsere Sachen finden werden? Ich bin mir nicht<br />
mehr sicher, ob bei den Zellen nicht doch noch einige andere Räume gewesen<br />
sein könnten. Ich schlage vor, Du bleibst bei dieser Gruppe und ich gehe noch<br />
mal zurück zu den Zellen.” Etwas leiser, nur noch für seinen Freund best<strong>im</strong>mt,<br />
fügt er noch etwas hinzu, denn ihm war längst aufgefallen, wie scharf die meisten<br />
hier einen Fund wertvoller Schätze heraufbeschworen. ”Und paß gut auf, daß<br />
diese goldgierigen Abenteurer sich nichts von unserem Zeug einverleiben, falls Ihr<br />
fündig werdet.” Dabei zwinkert er ihm noch einmal verschwörerisch zu und läßt<br />
sich zurückfallen. Er hat ja sogar den passenden Schlüssel, falls eine Gruppe, die<br />
zu den Zellen aufbricht, Probleme mit den Türen haben sollte. Allerion nickt<br />
BonYar zu und flüstert grinsend: ”Keine Sorge, ich passe schon auf!” Doch Huy<br />
hat gute Ohren. Er wendet sich und meint fast entrüstet zu BonYar: ”Hehehe...<br />
Zwerge sind bekanntlich goldgierig, doch sie sind keine Diebe!”<br />
Thamar stößt den kleingewachsenen Huy freundschaftlich an: ”Komm, dann<br />
wollen wir mal sehen, ob wir noch was entdecken können. Wenn sich nichts finden<br />
läßt, können wir den anderen <strong>im</strong>mer noch hinterhereilen; und hier unten werden<br />
wir hoffentlich nicht auf Harpyien treffen!”, fordert sie ihn in Rogolan auf. Dann<br />
wirft sie ihren Umhang zurück, so daß die grüngoldenen Farben Hesindes auf ihrer<br />
Kleidung sichtbar werden und zieht den Degen. ”Auf zu den Zellen!” Ein strahlendes<br />
Lächeln überzieht Huys Gesicht, als wenn ein Vorhang sich hebt. Sofort ist<br />
der Ärger über diese Bemerkung Allerions verschwunden. Bewundernd blickt Huy<br />
auf und ist keines Wortes mächtig, so einen dicken Kloß hat er <strong>im</strong> Hals, also nickt<br />
er nur und n<strong>im</strong>mt sich vor, ihr nichts geschehen zu lassen, was <strong>im</strong>mer auch käme.<br />
Auch den freundschaftlichen Stoß verzeiht er ihr sofort, denn wenn er sauer ist, ist<br />
sein Jähzorn auch nie weit.<br />
So gehen die beiden zurück und wenden sich dieser Tür in Richtung Zellen zu.<br />
Dicht hinter ihnen folgt BonYar. Vorsichtig öffnen sie die Tür - oder besser gesagt<br />
- sie versuchen es. Doch da sie verschlossen ist, können die beiden froh sein, daß<br />
der Waldläufer auch schon da ist. Schnell und leise schließen sie auf und öffnen die<br />
leise knarzende Tür. Vor ihnen liegt ein mehr schlecht als recht ausgeleuchteter<br />
Gang. Nur wenige Fackeln brennen. als Thamar genauer hinsieht erkennt sie auf<br />
der rechten Seite vier Türen und links drei - wenn sie sich jedenfalls nicht verzählt<br />
hat. Neben jeder der Türen ist ein Fackelhalter - doch nicht jede brennt. Das<br />
Ende des Ganges liegt <strong>im</strong> Halbdunkel und daher ist nicht deutlich zusagen, wie er<br />
weiter verläuft. Auch Huy kann nicht sagen, ob er dort endet oder vielleicht einen<br />
Knick macht...<br />
Im dem anderen Falin denkt sich ’bleiben wir bei links’ und öffnet kurzerhand<br />
die Tür zu linken. Nachdem das Lauschen schon von anderen übernommen wurde,<br />
vollzieht er nur einen Teil des ’Falin-Standard-Vorsichts-Rituals’: Er sucht kurz die<br />
Tür nach fallen ab - und da er nichts findet, stellt er seine Axt griffbereit neben<br />
die Tür, stößt abrupt die Tür auf - nur gut das sie unverschlossen ist - und greift<br />
blitzschnell nach seiner Axt. Kampfbereit steht er binnen wenigen Augenblicken<br />
<strong>im</strong> Türrahmen und starrt ins Dunkle. Als dann etwas Licht hineinfällt und sich<br />
seine Augen langsam anpassen erkennt er wieder mal einen staubigen und ziemlich<br />
187
leeren Raum. Immer noch kein Schatz... Aber dann ist plötzlich hinter ihm aus<br />
dem nach links abknickenden Gang ein lautes Platschen zu hören...<br />
Im dem dunklen Gang wirbelt Allerion herum, hebt den Kriegshammer zum<br />
Schlag und schaut angestrengt ins Halbdunkel, um die Ursache des ’Platsch’ ausfindig<br />
zu machen. Vorsichtig späht er um die Ecke in den abknickenden Gang<br />
hinein und bereitet sich innerlich schon auf einen Kampf vor... Doch wieder liegt<br />
alles still. Als er allerdings seine Sinne nicht mehr auf die Türen sondern in den<br />
Gang hinein konzentriert fällt dem Waldläufer auf, daß die Luft nicht mehr ganz<br />
so muffig ist. Sie ist feuchter und eine Spur frischer als noch in den Raum an der<br />
Schräge.<br />
’Platsch’? Was heißt hier ’Platsch’?, fragt sich Falin. Ein Gegner wird es<br />
auch nicht sein, wo sollte der herkommen? Wenn aus den Zellen, wäre er ja wohl<br />
eingesperrt. Außerdem wäre Falin eh ganz hinten und könnte kaum zum Schlag<br />
kommen. Wenn auch nicht völlig logisch durchdacht folgt Falin diesen Gedanken<br />
und macht einfach die zweite Tür auf, vor Aufregung jegliche Vorsicht vergessend.<br />
Zum Glück für ihn liegt wieder ein dunkler Raum vor ihn. Als er angestrengt<br />
hinein starrt entdeckt er aber <strong>im</strong>merhin nicht nur Staub. Ob allerdings leere und<br />
staubige Regale interessanter für ihn sind, darf bezweifelt werden...<br />
Draußen auf dem Hof lächelt Fyanna erst einmal Legolas an: ”Gut, daß Du<br />
kommst, ich glaube wir haben hier oben noch ein paar Gebäude übersehen, die wir<br />
uns ansehen könnten.” Als sie die Harpyie sieht, zuckt sie zusammen. Nur mühsam<br />
unterdrückt sie einen Fluch. Das Trümmerfeld können sie sich wohl abschminken.<br />
”Was sollen wir machen”, fragt sie die anderen. ”Schnell zum Turm laufen, bevor<br />
sie herunterstossen kann?” Deion begrüßt Legolas und bindet die Pferde schnell<br />
an, als er die Harpyie sieht, zieht seinen Khunchomer und macht sich für einen<br />
Kampf bereit. ”Fyanna, hast Du so was wie einen Feuerball drauf? Kaliope,<br />
kannst Du auch zaubern?” Mal sehen, ob die Elfe nur sehr gut aussieht oder auch<br />
was <strong>im</strong> Kampf drauf hat, denkt er sich, als er sich nach ihr umsieht, um ihr wenn<br />
nötig Deckung zu geben und ihr beizustehen. Um Fyanna wird sich Legolas schon<br />
kümmern.<br />
Cantos jedoch überlegt nicht lang. Der <strong>Thorwal</strong>er holt sein zweites Pferd - das<br />
erste hatte Fyanna schon ’gerettet’ - um es in dem Stall unterzustellen. Er warnt<br />
seine Freunde. ”Seid bloß vorsichtig, wir sollten sie nicht auf uns aufmerksam<br />
machen. Laßt uns abwarten und beobachten was sie vor hat.” Er selber macht<br />
sich kampfbereit und läßt die Harpyie nicht aus den Augen. Als er sie so genau<br />
mustert, fällt ihm auf, daß diese Kreatur scheinbar verletzt ist. Irgendwie kommt<br />
es ihm dadurch bekannt vor. Auch die Harpyie hat die kleine Gruppe bemerkt.<br />
Sie flattert etwas weiter weg und hockt sich wieder auf einen Turm. Scheinbar<br />
hat sie gerade ihr Mittagsmahl vom Speiseplan gestrichen - schließlich sind die<br />
Pferde nicht mehr zu sehen. Scheinbar wird Deion seinen Kampf so schnell nicht<br />
bekommen. Es sei denn er hat vor mit dem Khunchomer auf die baufälligen Reste<br />
eines Turmes zu klettern...<br />
Die Gruppe um Thamar sieht da deutlich weniger Hindernisse vor sich... Huy<br />
jedenfalls wirft einen kurzen Blick auf die Fackelhalter - und entschließt sich spontan<br />
alle anzuzünden. Er n<strong>im</strong>mt eine der brennenden aus der Halterung und hält<br />
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sie kurz an jede der nicht brennenden auf der rechten Seite. BonYar wendet sich<br />
der linken zu. Allerdings n<strong>im</strong>mt er eine Fackel aus der Halterung, entzündet sie<br />
und wendet sich der ersten Tür auf der linken Seite zu. BonYar ist <strong>im</strong>mer noch vor<br />
der Tür zum Zellentrakt. ’Mist!’ denkt er. ’Das sollte natürlich keiner mithören.<br />
Es scheint auch Zwerge mit spitzen Ohren zu geben’, schmunzelte BonYar in sich<br />
hinein. Er wendet sich den nur wenige Schritten entfernten Huy zu und spricht<br />
ihn leise an: ”Nichts für ungut Zwerg. Ich glaube nicht, daß es etwas damit zu<br />
tun hat ob jemand ein Zwerg, ein Mensch oder ein Elf ist, ob er stiehlt oder nicht.<br />
So hilf auch Du mir mein Eigentum zurückzuerhalten mein Freund.” Huy schaut<br />
ihn beinahe strafend an. Hat er doch extra nicht geredet - schließlich will er lieber<br />
vorsichtig als tot sein...<br />
Huy ist inzwischen schon etwas weiter vorne und bald ist der Gang hell erleuchtet<br />
- und der Zwerg ist beinahe am Ende des Ganges. Es scheint das der<br />
Gang nicht nur dort endet! Von seinem Standpunkt aus kann er auf beiden Seiten<br />
des Ganges Ecken erkennen. Geradeaus geht es dafür so zu sehen nicht weiter.<br />
Einige Steine und quergestellte Balken versperren den Weg. Er späht nach vorne<br />
und mustert den Boden - doch dort ist nichts zu entdecken. Noch nicht einmal<br />
Staub liegt hier... Dafür hört er ein leises Hecheln oder ähnelt es mehr einem Zischen?<br />
So genau kann er es gar nicht sagen... Als Huy dieses Hecheln hört reagiert<br />
er sofort: Ein Blick, ein großer, aber leiser Satz und Huy springt nach hinten; in<br />
der einsamen Wildnis hat er auf seiner Wanderschaft auch schon Bekanntschaften<br />
mit seltsamen Tieren gemacht, die allerdings nicht so besonders gut für diese ausgegangen<br />
sind... woher kommt das Geräusch? Von unten? Oben? Vorne? Von<br />
wo? So kräftig er auch war, sein Zantlied kann er nur für kurze Zeit <strong>im</strong> Kampf mit<br />
einer Hand führen, doch er behält lieber die Fackel in der Hand, Feuer mochten<br />
die wenigsten Tiere, falls es sich überhaupt um eine Kreatur handelte. Jederzeit<br />
bereit, mit beidem zu kämpfen, stiehlt sich ein Gedanke in seinen Kopf, er hat die<br />
Fackeln angezündet, schließlich war er ja auch ein Stückchen größer als Falin... Und<br />
wo ist nun dieses leise Geräusch, das ihn so erschreckt hat? Sich darauf konzentrierend<br />
bleibt er still auf dem Fleck stehen... Er kann es wieder kurz hören, von<br />
irgendwo vor ihm aus dem Gang. Er vermutet von rechts, ist sich aber nicht ganz<br />
sicher. Vorsicht, sagt er <strong>im</strong> Gedanken zu sich, nachher will er schließlich BonYar<br />
noch sagen, das er es nicht persönlich genommen hat und ihm gerne helfen will,<br />
die Sachen zu finden, aus dem Grund und wegen Thamar war er ja hier...<br />
Erleichtert stellte der Halbelf fest, daß hier tatsächlich noch mehr Räumlichkeiten<br />
als die zwei Zellen zu finden waren. Die vier Türen auf der rechten Seite sind allesamt<br />
von außen verriegelt. Die drei auf der linken Seite aber nicht... So wendet er<br />
sich kaum das er die Fackel in seiner Hand entzündet hat der ersten Tür auf der<br />
linken Seite zu. Er drückt vorsichtig die Klinge herab und leise quietschend öffnet<br />
sie sich. Er leuchtet mit seiner Fackel hinein und sieht mehrere Stockbetten einen<br />
Tisch und mehrere Hocker. Es sieht ihm ganz wie eine Art Wohnraum aus. Da er<br />
seine Ausrüstung dort so auf die Schnelle nicht entdecken kann geht er sofort zur<br />
nächsten. Die ist verschlossen - doch er hat Glück: Einer der Schlüssel paßt. Und<br />
sein Glück scheint anzuhalten: Dort liegen seine Kleider und auch die von seinem<br />
Leidensgenossen. Schnell streift BonYar sich seine gefundenen Kleidungsstücke<br />
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über, n<strong>im</strong>mt seinen Bausch- und einen kleinen Lederbeutel auf und greift nach<br />
dem Wasserschlauch. Ein kurzer Blick in die Beutel verrät ihm, daß er scheinbar<br />
all seine Habe unversehrt zurückgewonnen hat. Sogar seine bereits etwas heruntergebrannte<br />
Pechfackel ist bei den Gegenständen dabei. Aber wo ist seine Waffe?<br />
Hastig kramt er in den übrigen Sachen, die wohl Allerion gehören müssen herum.<br />
Doch er kann sein Rapier nirgends entdecken. Auch keine anderen Waffen, selbst<br />
sein Wurfmesser ist nicht dabei!<br />
Plötzlich ist ein Geräusch zu hören. Eine Art Singsang klingt durch den Gang.<br />
Eine einzelne St<strong>im</strong>me - tief und mit großem Volumen - scheint es zu sein. Irgendwie<br />
klingt es wie eine Beschwörung meint Thamar. Aber was da beschworen wird<br />
- das weiß sie nicht... Als sich dieser seltsame Singsang erhebt fährt Thamar beunruhigt<br />
zusammen und zeigt den anderen durch Handzeichen an, äußerste Ruhe zu<br />
bewahren. Auch Huy wird aufmerksam, ganz schwach glaubt Huy ein warnendes<br />
Handzeichen von Thamar zu erkennen, als er sich, vorsichtig alles <strong>im</strong> Blick behaltend,<br />
umdreht... Irgendwie erwartet er eine andere, fremde Gestalt zu erkennen -<br />
aber der Gang sieht nicht anders aus als vorher.<br />
Thamar versucht auch schon, die Quelle der Beschwörung zu orten. Von vorne<br />
- ja; aber genauer ist es ihr erst recht nicht möglich, ist sie doch einige Schritt<br />
weiter hinten <strong>im</strong> Gang als der Zwerg. Gleichzeitig kramt die Geweihte in ihrem<br />
Gedächtnis nach allem, was sie über Beschwörungen weiß. Zurest befürchtet sie<br />
ja, daß dieser Zauber gegen sie und ihre Freunde gerichtet ist. Doch bald wird ihr<br />
klar dies ein andres Ritual ist: sie hört <strong>im</strong>mer wieder Altgüldenländische Wörter<br />
in diesem Gesang. Aber auch andere Sprachen sind enthalten... Und dann hört<br />
sie solche Formulierungen wie: ”Der, der Du alle Macht hast, komme” .. ”n<strong>im</strong>m<br />
an das Geschenk” .. ”Kind-König, der Du huldvoll lächelst”... Langsam wird ihr<br />
klar, daß dies eine Dämonenbeschwörung sein muß. Kein Gott wird so gerufen...<br />
Langsam nähert sie sich und geht an Huy vorsichtig vorbei. Gemeinsam gehen<br />
sie etwas näher während diese St<strong>im</strong>me den ganzen Gang erfüllt. Dunkel und tief<br />
vibriert erklingen die Worte und eine seltsame Beklemmung breitet sich aus. Als<br />
sie dann näher an die Ecke herangehen, ist plötzlich über den Singsang wieder<br />
dieses Zischen zu hören - und instinktiv zuckt Thamar zurück... Sie erkennt die<br />
Seite eines Schrankes rechts auf der gegenüberliegenden Wand des Ganges. Aber<br />
von hier ist zu hören, daß dieses Zischen von rechts - und die St<strong>im</strong>me von links<br />
kommt.<br />
Als auch der Halbelf in dem Raum mit seinen Sachen auf den seltsamen<br />
Singsang aufmerksam wird, verharrt er kurz bewegungs-, ja atemlos, um diesem<br />
zu lauschen. Was mag dies sein? Singt dort einer der Abenteurer aus der Gruppe?<br />
Vorsichtig schleicht BonYar zur Tür um zu sehen, ob die anderen den Gesang<br />
auch bereits gehört hatten, oder ob nur er diesen mit seinen scharfen Sinnen zu<br />
vernehmen versteht. Aber auch die anderen scheinen bereits aufmerksam geworden<br />
zu sein...<br />
In dem anderen dunklen Gang ist Allerion sichtlich irritiert. Wie kann es nur<br />
sein, daß die Luft hier drin so feucht ist? Er ist mißtrauisch - scheinbar ist ihm<br />
der Gedanke an ein Ablenkungsmanöver auch schon gekommen. Schnell, aber auf<br />
der Hut, schreitet er den Gang noch mal ab, durch den die gekommen waren,<br />
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und betastet dabei die Wände auf eventuelle Gehe<strong>im</strong>türen. Er kann nichts finden.<br />
Doch dafür hört er auf seinen Weg zurück auch diesen Singsang. Nur klingt er<br />
etwas dumpfer - und dadurch noch bedrohlicher... Schnell geht er wieder zurück<br />
zu Sabu, Falin und den Anderen bei den Türen und macht sie darauf aufmerksam:<br />
”He, merkt ihr das auch. Irgendwas hat sich hier getan. Was kann das sein? Was<br />
es auch ist, es ist mir nicht ganz geheuer” Doch er kann den Gesang nicht wirklich<br />
orten. Er vermutet, das es aus der Richtung der Zellen kommt - aber da sind<br />
Thamar und die anderen. Hin- und hergerissen wird er von seiner Neugier: soll er<br />
dieser St<strong>im</strong>me folgen - oder dem Rest des Ganges um der Ecke untersuchen? Doch<br />
um den Gang bei den Zellen kümmert sich ja schon Huy und so.. Also doch diesen<br />
Gang? Abrupt fällt er - oder besser seine Neugier - eine Entscheidung: dieser<br />
Gang ist zuerst dran! Schließlich könnte auch von dort die Feuchtigkeit kommen...<br />
Schnell eilt er an seinen Freunden vorbei. Nach ungefähr 30 Schritt endet der<br />
Gang: es ist eine Sackgasse! Vor ihm ist der Gang aber nicht ganz zugemauert,<br />
eine Art Fensterladen aus Holz ist in der Mitte der Wand eingelassen und mit<br />
einem kleinen Riegel verschlossen. Schnell ist er geöffnet - und er starrt in einem<br />
halbrunden Raum. Als er vorsichtig seinen Kopf durch die<br />
Öffnung steckt sieht<br />
er, daß der aber keinen Boden und auch keine Decke hat. Es ist eine Art Schacht!<br />
Die Luft ist hier noch feuchter - und vor sich sieht er ein Seil hinunter führen.<br />
Langsam dämmert es ihm, was es sein könnte....<br />
’Wieder nichts!’ Langsam wird Falin richtig sauer und schwingt wütend die<br />
Axt durch den Raum und zerlegt ein paar Regal. Dann latscht er los und sucht<br />
Abzweigungen, die noch nicht erkundet wurden, falls es so ’was hier nicht mehr<br />
gibt geht er wieder hoch und ins nächste Gebäude. Doch von weiter vorne hört er<br />
bald, daß dort eine Sackgasse ist. Oben sind auch schon welche und aus diesem<br />
Gang kommt dieser unangenehme Singsang. Diesen Sänger ignoriert er einfach,<br />
best<strong>im</strong>mt nur dieser Barden, den sie in Havena aufgelesen hatten, der konnte nicht<br />
mal den Hiho-Song...<br />
Auf dem Hof sieht die Situation etwas anders aus: Irgendwie ist Deion traurig<br />
aber auch ein wenig erleichtert, daß es zu keinem Kampf mit der Harpyie gekommen<br />
ist. ’So ein wenig Bewegung hätte best<strong>im</strong>mt nicht geschadet...’ Also wird er<br />
nachsehen, ob alle Reittiere in Sicherheit sind und dann zum erkunden der übrigen<br />
Gebäude, Türme und Trümmerfelder drängen. Auch Fyanna beschließt sich als<br />
erstes das Gebäude näher anzusehen. Während sie sich dem Eingang zuwendet,<br />
versucht sie die Harpyie <strong>im</strong> Auge zu behalten. Ihren Dolch hält sie dabei in der<br />
Hand, Nostradamus wandert wieder in die Tragetasche. Wer weiß, was dieses<br />
Vieh mit unschuldigen hilflosen kleinen Katern anfängt? Natürlich läßt Deion und<br />
die anderen die Harpyie auch nicht aus den Augen, kann ja sein, daß das Vieh<br />
lebensmüde ist und angreift Dann wendet er sich an Kaliope und fragt sie, ob<br />
sie auch so ’was wie eine Zauberin ist. Irgendwie muß er ins Gespräch mit ihr<br />
kommen.<br />
Doch Kaliope geht nicht gleich auf Deions Fragen ein. Sie ist vielmehr mit ihren<br />
Gedanken bei der Harpyie: ”Die unmittelbare Gefahr scheint ja nun gebannt zu<br />
sein, aber ich habe ein ungutes Gefühl, solange dieses Biest jederzeit wiederkommen<br />
kann. Vielleicht bekommt es sogar noch Verstärkung, und <strong>im</strong> Rudel werden sie<br />
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dann best<strong>im</strong>mt auch wieder mutiger. Ich bin jedenfalls dafür, sie nach Möglichkeit<br />
jetzt auszuschalten. Legolas, Du kannst Doch auch mit einem Bogen umgehen,<br />
oder etwa nicht?” Der Firnelf reagiert sofort: ”Aber sicher ... ich hol nur schnell<br />
meinen Bogen und die Pfeile...” Kaliope plant weiter: ”Und Fyanna, kannst Du<br />
vielleicht unsere Pfeilspitzen mit einem Gift behandeln? Auf meinen ist bereits<br />
ein leichtes Gift, aber das beeinträchtigt nur die Kampffähigkeit des Gegners. Für<br />
die Harpyie wird dies zwar nicht reichen, aber es ist besser als nichts. Deion, hast<br />
Du auch einen Bogen?” ”Nein habe ich nicht.” muß der <strong>Thorwal</strong>er seine Angeh<strong>im</strong>melte<br />
enttäuschen. ”Aber mein Khunchomer und ich werden Dich schon zu<br />
beschützen wissen. Na dann, gut Schuß!” Die Elfe ist davon auch angetan: ”Ja,<br />
Du kannst uns mit deinem Schwert etwas Schutz geben! Was haltet ihr von dieser<br />
Idee?” Cantos ist eigentlich nicht ganz so davon begeistert: ”Ich habe zwar keinen<br />
Bogen und bin der Meinung das wir die Harpyie in Ruhe lassen sollten, aber wenn<br />
ihr wollt kämpfen wir halt.” Sein Kumpel Deion ist da etwas begeisterter: ”Alles<br />
klar, laßt uns kämpfen!” Legolas antwortet Kaliope in Isdira: ”Du hast recht. Sie<br />
stellt so eine ständige Bedrohung für uns dar!” Die Hexe Fyanna zögert zuerst,<br />
denkt an den ersten Angriff dieser Viecher, nickt dann aber langsam. Sich dicht<br />
bei Legolas haltend folgt sie den anderen. Kaliope bemerkt Fyannas Zögern: ”Es<br />
ist best<strong>im</strong>mt am besten so. Wir werden doch leicht mit dem Vieh fertig, schließlich<br />
sind wir zu viert, und drei von uns können zaubern, falls es wirklich nötig wird...<br />
Und schließlich sollen auf diesem Hof auch wieder kleine Kater sorglos herumlaufen<br />
können, oder?”<br />
Bald sind alle überzeugt und startbereit: ”Na pr<strong>im</strong>a!” Kaliope hat die Zeit<br />
genutzt, um nach einer guten Schußposition zu suchen und den Wind zu prüfen.<br />
Als Legolas wieder erscheint, wendet sie sich ihm zu und schlägt vor: ”Wir sollten<br />
möglichst gleichzeitig schießen, damit sie uns die Harpyie nicht entkommt. Seid ihr<br />
alle bereit? Dann LOS!” Auch Cantos hat sich langsam mit der Idee angefreundet:<br />
”Auf sie mit Gebrüll!” Legolas und Kaliopes Pfeil zischen fast gleichzeitig von der<br />
Sehne. Beide treffen! Die Harpyie stürzt hinab auf den Hof - und für Deions<br />
Khunchomer bleibt nichts mehr zu tun...<br />
Im Keller können die Helden allerdings noch nicht aufatmen. Der seltsame<br />
Singsang zieht sich durch die Gänge und strahlt eine seltsame Aura aus. So<br />
entschließt sich Kuno, leise zu Thamar, Huy und den anderen <strong>im</strong> Zellenblock<br />
zu gehen. Dieser Gesang beunruhigt ihn doch etwas, und jetzt erinnert er sich<br />
auch wieder an das unidentifizierte Geräusch, welches er aus dem Keller zu hören<br />
geglaubt hatte, während er den leeren Raum <strong>im</strong> ersten Stock erkundete. Was<br />
bedeutet das alles? Wenn er ankommt, versucht er zunächst einmal, sich einen<br />
Überblick über die Situation zu verschaffen. Er fragt flüsternd, was die Gruppe<br />
bisher herausgefunden hat. BonYar hat aber erst mal selber eine Frage: ”Du warst<br />
doch bei der Gruppe in dem langen Gang, oder? Ist Allerion noch dort? Ich habe<br />
seine Sachen gefunden.” Auch der Halbelf flüstert und beläßt eines seiner spitzen<br />
Ohren aufmerksam bei dem Singsang. Er schaut zu den Klamotten seines Freundes<br />
herüber.” ”Der Gang war eine Sackgasse. Ich schätze mal, daß auch Allerion<br />
hier bald auftauchen wird.”<br />
Sabu findet diesen komischen Singsang ebenfalls sehr merkwürdig. Wer würde<br />
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hier unten schon so auffällig und laut singen. Deshalb fragt er in die Runde:<br />
”Wer singt denn da? Ist das jemand von Euch? Von uns ist das sicher niemand!”<br />
Dann versucht er, den Weg zum Singsang zu finden. Allerdings wird er wenn<br />
möglich zuerst erkunden, wer da singt, bevor er der Person offen gegenübertritt.<br />
Bald ist er dicht hinter Thamar angekommen, die gespannt den Worten lauscht<br />
und versucht sie zu identifizieren. Dicht hinter ihm folgt Falin, der schon ganz in<br />
Kampfst<strong>im</strong>mung ist.<br />
Weiter hinten am Gangende ist noch der Waldläufer: ”Ein Brunnenschacht!<br />
Ja, das muß es sein,” murmelte Allerion in die Dunkelheit! Er greift sich einen<br />
der kleinen, <strong>im</strong> Gang herumliegenden Steine, läßt ihn in den Schacht fallen und<br />
wartet auf ein Geräusch. Plötzlich fällt ihm auch wieder ein, daß er einen Brunnen<br />
auf dem Hof gesehen hatte, oder irrte er sich etwa? Kaum ist ihm dieser Gedanke<br />
gekommen hört er auch schon das Steinchen auf dem Wasser aufschlagen. Da<br />
Allerion nicht die geringste Lust verspürt alleine dort herunterzuklettern, läuft<br />
er zurück zu den Anderen und berichtet Thinmar, was er entdeckt hat: ”Heda,<br />
dort hinten den Gang hinunter befindet sich ein Schacht, ich vermute es ist ein<br />
Brunnen, und ein Seil führt an ihm hinunter! Was sollen wir unternehmen?”<br />
Als er angesprochen wird schreckt Thinmar aus seinen Gedanken hoch, die sich<br />
um das Leben, Dere und den ganzen Rest drehten, packt seine Skraja fester und<br />
versucht dieses komische Geräusch was die anderen wohl als Singsang bezeichnen<br />
zu lokalisieren. Er hört sich kurz an was Allerion zu sagen hat, dann weist er mit<br />
einem Kopfnicken in Richtung des Zellenblockes. ”Einfach abscheulich, der Kerl<br />
kann ja nicht mal den Ton halten”, grummelt er vor sich hin und zieht los um den<br />
Burschen zu suchen der seine Ohren derart beleidigt.<br />
Ein kühle Brise streift plötzlich durch Gang und Allerion fröstelt. Als er sich<br />
ein wenig in seinen Umhang einmummeln will, stellte er bestürzt fest, daß er<br />
ihn <strong>im</strong>mer noch nicht wieder hat. Und seine andere Ausrüstung fehlt ihm ja auch<br />
noch! Der Brunnenschacht hat ihn zwar neugierig gemacht, doch ohne seine sieben<br />
Sachen fühlt er sich ganz einfach unwohl. Außerdem bezweifelt er, daß er sie <strong>im</strong><br />
Brunnen finden würde. Also sagt er zu den Anderen: ” Ähmm, ich denke damit<br />
werdet ihr auch ohne mich klarkommen, ja? Ich werde dann mal nach BonYar,<br />
Huy und Thamar sehen! Vielleicht haben die ja auch was Interessantes entdeckt!<br />
Außerdem hab ich zuvor so einen komischen Singsang aus ihrer Richtung gehört!<br />
Hmm, das ist ziemlich eigenartig! Ich bezweifle irgendwie, daß die drei auf einmal<br />
fröhliche Lieder <strong>im</strong> Dunklen anst<strong>im</strong>men! Wie dem auch sei, ich werde jetzt mal<br />
zurück zu den Zellen gehen und nach ihnen sehen!” Allerion schreitet den Gang<br />
zurück, durch den sie erstmals gekommen waren! Den Kriegshammer in seinen<br />
Händen, hält der Waldläufer zum Schlag bereit!<br />
Thamar hält sich nicht lange auf, hier ist Handeln gefragt. Mit der Autorität<br />
der Geweihten fordert sie Huy und BonYar auf, sich nicht um das Zischen zu<br />
kümmern und dicht bei ihr zu bleiben. Dann stürmt sie den Gang voran, auf<br />
der Suche nach der Quelle des Singsangs. Selbst hier <strong>im</strong> Halbdunkel können die<br />
anderen den Zorn aus ihren Augen sprühen sehen. Eine fast zwei Meter große,<br />
junge Frau, den Degen in der erhobenen Hand und das lange, schwarze Haar<br />
scheinbar lebendig wie ein Bündel Schlangen, sieht sie einen Augenblick aus, als<br />
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könne sie jeden Widerstand mit einer bloßen Geste beiseite wischen. Sie schaut sich<br />
den restlichen Gang eigentlich gar nicht an, sondern stürmt der St<strong>im</strong>me entgegen.<br />
Bald ist sie dem kleinen Gang, der nach links abknickt bis an die Tür am Ende<br />
entlang geeilt. Sie reißt die Tür auf: ”Haltet ein, <strong>im</strong> Namen der weisen Mutter,<br />
oder mein Degen wird all eurem irdischen Tun Einhalt gebieten!”, ruft sie. Zu<br />
ihrer<br />
Überraschung steht sie allerdings in einer Art Durchgangsz<strong>im</strong>mer. Rechts<br />
und links sind Regale mit einigen Büchern und seltsamen Apparaten. Doch diesen<br />
würdigt sie keines Blickes - sie hört die St<strong>im</strong>me durch die Doppeltür vor sich.<br />
Sie ist mit wenigen Schritten an der Tür. Als sie die dann mit Schwung öffnet<br />
sieht sie einen fast kreisrunden Raum. Der ist mit dunkler Farbe gestrichen und<br />
auf Wänden und Boden waren seltsame Farben gemalt. Einige Kerzen spenden<br />
spärliches Licht. Doch für all das hat sie keine Augen. Thamar sieht direkt vor sich<br />
einen hochgewachsenen hageren Mann in einer etwa knielangen dunklen Tunika. Er<br />
steht mit dem Rücken zur Tür, doch dann dreht er sich langsam etwas desorientiert<br />
um. Dabei kann die Geweihte einen menschlichen Körper vor ihm erkennen...<br />
Der Rest der Gruppe versucht Thamar zuerst zu folgen. Falin ist inzwischen<br />
wieder an der Spitze der kleinen Gruppe angekommen. Doch er ist nicht ganz so<br />
blind; an dieser Ecke angekommen hört er wieder das Zischen - diesmal lauter und<br />
aggressiver als zuvor. Er wendet den Kopf und sieht nur wenige Schritt von sich<br />
entfernt ein, nein zwei Tiere. Zuerst ist er überrascht einen Hund hier zu sehen,<br />
doch dann sieht er die grünlichen Schuppen diesen wolfsgroßen Geschöpfes. Am<br />
Hals hängt ein Hautlappen herab und eine dünne Zunge zischelt aus dem Maul<br />
wie bei einer Schlange. Mit starren Blick fixieren ihn die beiden Kreaturen...<br />
Auf dem Hof ist die Situation etwas entspannter: Kaliope geht zu der Harpyie<br />
hinüber und betrachtete die Überreste. Ist sie wirklich tot? Fällt Kaliope irgend<br />
etwas ungewöhnliches auf? Sie überzeugt sich davon, daß diese Kreatur wirklich<br />
tot ist. Dabei fällt ihr auf, daß sie nicht nur Schußverletzungen aufweist. Sie hat<br />
auch mehrere etwas ältere Stich- und Hiebwunden, die sie auf ungefähr einen Tag<br />
schätzt. Die Elfe wendet sich danach wieder den anderen zu: ”So, was nun? Ich<br />
schlage vor, daß wir uns zunächst die Nebengebäude ansehen, in denen wir noch<br />
nicht waren, und dann das Trümmerfeld. Schließlich kann auch dort unter den<br />
Trümmer noch ein Kellergewölbe verborgen sein!” Deion geht mit Kaliope mit<br />
um sicher zu gehen, das die Harpyie wirklich tot ist. Dann ist auch er dafür, die<br />
übrigen Gebäude zu untersuchen. Vorher beglückwünscht er Kaliope und Legolas<br />
zu den guten Schüssen, obwohl nun nichts mehr für ihn übrig bleibt. Cantos ist<br />
etwas enttäuschter. Erst wird er zum Kampf überredet und dann kommt es gar<br />
nicht dazu. Mit Deion und Kaliope geht er zu der toten Harpyie herüber. Nachdem<br />
auch er sich von ihrem Tod überzeugt hat wendet er sich an Kaliope. ”Du hast<br />
recht, laß uns die anderen Gebäude untersuchen. Wenn dort nichts interessantes<br />
zu sehen ist sollten wir zu den anderen in den Keller zurückgehen - vielleicht<br />
brauchen sie uns dort.” Endlich erwacht Jurge aus seinem tranceartigen Zustand<br />
- er hatte sich die ganze Zeit den Kopf darüber zerbrochen, wie das mit diesem<br />
Teleportationszauber wohl geklappt haben mochte. Erstaunt sieht er, daß sich die<br />
anderen längst über den ganzen Hof verteilt haben und scheinbar auch schon mit<br />
dem Erkunden der einzelnen Gebäude begonnen haben. Da er nicht den ganzen<br />
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Spaß verpassen möchte, geht er schnell zu Fyanna rüber und hilft ihr das nächste<br />
Gebäude zu durchsuchen. Dabei fragt er sie kurz, wo denn der Rest der Gruppe<br />
steckt. Sehr erstaunt n<strong>im</strong>mt Jurge zur Kenntnis, das die Gruppe inzwischen zwei<br />
Gefangene befreit hat. Er war wohl doch länger abwesend als gedacht...<br />
Es dauert nicht lange bis sie sich sicher sind, das in dem zweiten Turm nichts<br />
mehr zu finden ist. Auch dort sind nur Trümmer und Schutt zu finden. Ebenso<br />
auf dem Trümmerfeld. Daher gehen sie zum Keller hinunter, wo sie die Gruppe <strong>im</strong><br />
Zellenblock findet. Von weitem sehen sie Falin ganz erstarrt nach rechts schauen...<br />
’Die hat Mumm in den Knochen’, denkt Huy und huscht hinter Thamar her.<br />
Dabei muß er sich sputen, denn sie macht ’Riesenschritte’... als er in den kreisrunden<br />
Raum kommt, stellt er sich rechts an die Seite, bereit, die Fackel zur Seite<br />
zu werfen und der hageren Gestalt die flache Axt vor den Kopp zu hauen, von<br />
unnötigem Töten hält er nix, und ein Bewußtloser wacht wieder auf und plaudert<br />
vielleicht ein paar Gehe<strong>im</strong>nisse aus. Allerdings bei einem Angriff ist er nicht so<br />
zart besaitet. Schnell überlegt er, der Hagere ist scheinbar nicht ganz bei Sinnen...<br />
also spannt sich sein kleiner Körper zum Sprung...<br />
Auch Kuno ist von Thamars energischem Vorstoß derart beeindruckt, daß er ihr<br />
unverzüglich folgt. Als er dann kurz nach Thamar in das zweite Z<strong>im</strong>mer kommt, ist<br />
er doch etwas erstaunt. So beschließt er, sich zunächst abwartend in Hintergrund<br />
zu halten; Thamar kann ohnehin besser reden. Er gibt zwar acht, den Fremden<br />
nicht zu provozieren, ist aber sehr wachsam und durchaus kampfbereit, wenn der es<br />
denn wagen sollte, Thamar oder sonst jemanden auch nur ein Haar zu krümmen.<br />
BonYar will keineswegs untätig sein, doch ist er hin und her gerissen. Sollte<br />
er jetzt unmittelbar der übereifrigen Geweihten nachlaufen, die geradewegs in ihr<br />
Verderben rannte, oder sollte er nicht zuerst seinem Freund zu seinen Sachen<br />
verhelfen. Das aber auch plötzlich alles so schnell gehen mußte! Geschwind bewegt<br />
der Halbelf sich auf den langen Gang zu, in dem der Waldläufer noch irgendwo<br />
stecken mußte. ”Allerion, komm schnell her! Ich habe Deine Sachen gefunden.<br />
Sie sind in dem zweiten Raum gegenüber den Zellen! Beeil’ Dich!” ”Ja doch, bin<br />
doch schon längst unterwegs”, antwortet Allerion, als ihm BonYar auf halbem Weg<br />
begegnet! Kaum hat der Halbelf den Zuruf seines Kumpanen vernommen stürzt<br />
er hinter den Thamar und den Anderen her.<br />
Im dem runden Raum scheint die hagere Gestalt sich erst langsam der veränderten<br />
Umgebung bewußt zu werden. Erleichtert stellt Thamar aus den Augenwickeln<br />
heraus fest, daß Huy und Kuno sich bei ihr befinden. Sie wäre keine Jüngerin<br />
der wißbegierigen Hesinde, wenn sie nicht sofort anerkennend registrieren würde,<br />
daß die vielen Geschichten über die unerschütterliche Treue und Verläßlichkeit des<br />
kleinen Volkes keine Legenden sind, sondern hier ihre Bestätigung finden. Aber<br />
dann fällt ihr Blick auf den menschlichen Körper zu Füßen des Beschwörers, und<br />
der Anflug des Lächelns verschwindet aus ihrem Gesicht, ohne eine Spur zu hinterlassen.<br />
Geräuschlos läßt sie ihren Umhang von den Schultern gleiten, so daß<br />
ihr grüngoldenes Gewand dem Beschwörer nicht mehr entgehen kann. Langsam<br />
geht sie auf ihn zu, und ihre St<strong>im</strong>me klingt völlig verwandelt. Ein leises, kaum<br />
hörbares Flüstern nur, gehe<strong>im</strong>nisvoll und gefährlich, das daran erinnert, daß die<br />
Geweihten Hesindes auch die Schlangendiener genannt werden: ”Wenn ihr ver-<br />
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sucht, Eure Beschwörung zu beenden...” eine kurze Pause unterstrich ihre Worte<br />
”...oder wenn ihr versucht, einen Zauber zu sprechen...” wieder eine kurze Pause<br />
”...werdet ihr tot sein, bevor ihr das Wort beendet habt.” Mit erhobenem Degen,<br />
auf die Kehle des Beschwörers zielend, nähert sie sich ihm unaufhaltsam. Eine<br />
Gänsehaut überzieht seine Arme und bewundernd lauscht Huy den Worten der<br />
Geweihten. ’Was für eine Frau’ denkt er. Wie gebannt harrt er an seinem Platz,<br />
doch er ist bereit jederzeit anzugreifen. Er wartet nur darauf, daß dieser Trottel<br />
sich regt und auch nur andeutungsweise Thamar gefährlich wird; schließlich ist er<br />
sich sicher, daß er ihn erbarmungslos und ohne Schwierigkeiten Bewußtlos schlagen<br />
kann...<br />
Der Beschwörer steht inzwischen mit dem Gesicht zur Tür, seine Arme hängen<br />
einen Moment schlaff neben seinen Körper. Er wirft einen Blick auf die Kleidung<br />
der Geweihten und seine Augenbrauen ziehen sich unwillig zusammen. Dann weicht<br />
er langsam zurück und streicht sich dabei schnell mit seiner Hand über die<br />
Brust, murmelt einige Worte. Thamar erkennt sofort, daß er einen Armatrutz<br />
spricht; sofort reagiert sie - doch obwohl sie mit ihrer Waffe direkt in Richtung<br />
seines Hals stößt, scheint die Klinge abzugleiten und hinterläßt nicht einmal einen<br />
Kratzer. Der Hagere grinst sie siegessicher an; er reißt seine Hand hoch und ruft<br />
”Fulminictus” - doch Thamar geschieht wie durch ein Wunder nichts.<br />
Huy jedoch läßt seine Axt niedersausen und setzt sofort als dieser dunkle<br />
Beschwörer zurückweicht nochmals nach. Doch der trägt nur einen kleinen Kratzer<br />
auf der Haut davon. Noch während er von dem wütenden Zwerg attackiert wird,<br />
hält er seine Hände mit der Innenfläche nach außen vor dem Gesicht und verschiebt<br />
sie gegeneinander. Seine St<strong>im</strong>me ist fast unhörbar - aber plötzlich steht er<br />
zwe<strong>im</strong>al vor den verdutzen Angreifer! Thamar greift zwar inzwischen auch wieder<br />
an, doch ihr Degen fegt durch die Gestalt einfach hindurch. Kuno hat mehr Glück<br />
- er erwischt den echten Beschwörer und ein wütender Schrei erklingt als Blut von<br />
dessen Arm heruntertropft. Allerdings hat der Hagere inzwischen seine Faust erhoben<br />
und bedroht damit Kuno. Er schreit ihn an: ”Horriphobus Schreckenspein”.<br />
Kuno zuckt zusammen, wendet sich schreiend vor Angst ab und verläßt fluchtartig<br />
den Raum. In dem Vorraum kriecht er in eine Ecke zwischen einem Regal und der<br />
Wand und bleibt dort w<strong>im</strong>mernd und ganz eng zusammengekauert hocken...<br />
Huy hat mehr Erfolg - oder ist es Glück? - und bedrängt den Beschwörer<br />
zusammen mit Thamar. Der weicht langsam zurück und versucht <strong>im</strong>mer wieder<br />
auf Thamar und den Zwerg Zauber zu sprechen. Als er schon hinter dem Altar<br />
steht und Huy ihn wieder attackiert, berührt er den Zwerg kurz. Sofort krümmt<br />
sich Huy mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Er fällt zu Boden und windet<br />
sich in schier unerträglichen Schmerzen. So stehen nur noch Thamar und BonYar<br />
dem Beschwörer gegenüber...<br />
Allerion ist vorher schon auf die Suche nach seinen Sachen gegangen. Seine Augen<br />
wandern ihm vorbeigehen durch die Räume, und plötzlich entdeckt in einem<br />
ein paar Sachen herumliegen. Sofort stürzt er sich in den Raum und stellt erleichtert<br />
fest, daß es seine eigenen sind. ”Endlich, kam mir schon ganz nackt vor ohne<br />
meine Ausrüstung!” murmelte er leise! Der Umhang, sein Filzhut, die Decke, die<br />
Fackel, sein Proviant und auch sein Kräutersäckchen war dabei. Alles, nur nicht<br />
196
sein Bogen mitsamt den Pfeilen! ”Verflucht! Möge Boron diese elenden Diebe<br />
in sein Schattenreich holen!” knurrte Allerion. Best<strong>im</strong>mt hat einer dieser tumben<br />
Wächter, von denen sie bewacht worden waren, seine Waffe mitgehen lassen. Naja,<br />
zumindest habe ich noch den Hammer, denkt sich der Waldläufer, verstaut seine<br />
Sachen.<br />
Draußen auf dem Gang ruft Falin einen zwergischen Kampfschrei und stürzt<br />
sich auf die unbekannten Ungeheuer. ’Hoffentlich folgen Huy und Sabu, die würden<br />
sich ärgern die Gelegenheit verpaßt zu haben.’ Denkt er noch bevor der Kampf<br />
ihn gefangenn<strong>im</strong>mt. Deion kommt auch gerade in den Keller und sieht diesen<br />
Typ, Falin heißt er wohl, sehr angespannt in eine best<strong>im</strong>mte Richtung starren.<br />
Sofort erwacht sein Kampfeswille. Denn so sieht nur jemand aus, der sich bedroht<br />
fühlt. Also greift er seinen Khunchomer fester und eilt zu ihm, um ihm bei einem<br />
eventuellen Kampf beizustehen. Als er losrennt, ruft er den anderen zu: ”Hey,<br />
so wie es aussieht, braucht der Typ dort vorne unsere Hilfe! Laßt uns kämpfen!”<br />
Doch als er um die Ecke biegt sieht er nicht mehr ganz so zuversichtlich aus.<br />
Sein Mut verläßt ihn schlagartig und er starrt einen kurzen Moment auf diese<br />
widernatürlichen Kreaturen.<br />
Doch sein Ruf - und auch der von Falin - verhallen nicht ungehört. Die letzte<br />
Tür öffnet sich und ein fremder Mann, offensichtlich eine weitere Wache steht <strong>im</strong><br />
Gang. In der Hand hält er einen Degen - und sofort ist er zum Kampf bereit.<br />
Er ruft um Hilfe und tritt gleich zur Seite; so können seine zwei Kumpane auch<br />
aus der Tür herauskommen... Kaliope kann Deion ja nicht alleine ins Verderben<br />
rennen lassen, und so zückt sie ihr vergiftetes Schwert und eilt mit ihm zu Falin.<br />
Ihr Bogen wäre in diesen engen Gängen best<strong>im</strong>mt nicht sehr nützlich, aber als so<br />
plötzlich direkt vor ihr die Wache auftaucht versucht sie sofort die erste Wache zu<br />
blenden. Dies gelingt ihr auch, die Wache ist völlig überrascht und ist dann völlig<br />
orientierungslos. Doch seine Kumpels übernehmen seinen Platz sofort. Das sieht<br />
nicht gut aus! Legolas und Fyanna sehen sich kurz an und stürmen dann Deion<br />
mit gezückten Waffen hinterher.<br />
Sabu sieht, wie Falin sich auf die Bestien wirft, und sofort greift auch Sabu in<br />
den Kampf ein. Nur kurz überlegt er, ob er seine Waffe einreiben soll, doch er hat<br />
die Zeit dazu nicht. Er und Falin haben zusammen Erfolg. Unbeeindruckt von dem<br />
starren Blick und der auch sonst schreckenserregenden Erscheinung dieser beiden<br />
Kreaturen greifen sie an: sie greifen aus an. Doch dann sehen sie, daß die beiden<br />
Wesen angekettet sind - und zudem hören die beiden plötzlich fremde St<strong>im</strong>men<br />
hinter sich. Sie halten sich <strong>im</strong> sicheren Abstand von den beiden Wolfsechsen deren<br />
Bisse ins Leere schnappen.<br />
”Wen Falin dort wohl so anstarrt?” denkt Jurge noch bei sich, während ihn ein<br />
dunkles Gefühl überfällt. Schnell geht er den Gang hinunter in Falins Richtung,<br />
dabei leise den Namen des Zwergen rufend. Da Falin nicht besonders freundlich<br />
dreinschaut, macht sich Jurge auf das Schl<strong>im</strong>mste gefaßt und bereitet einen ’Fulminictus<br />
Donnerkeil’ vor. Doch als dann auch noch dicht vor seiner Nase die Tür<br />
aufgeht ist er völlig überrascht: ”Swafnir, steh mir bei!” murmelt der thorwalsche<br />
Magier überrascht.<br />
Allerion folgt inzwischen den Anderen. Nach ein paar Schritten holt er sie<br />
197
wieder ein, und entdeckt sofort den Grund für den ”Stau” <strong>im</strong> Gang: Zwei Bestien<br />
stehen den Abenteurern <strong>im</strong> Weg. Vorsichtig, ohne seine Mitstreiter zu behindern,<br />
n<strong>im</strong>mt er Kampfstellung ein..! Auch Cantos geht wie die anderen zurück in den<br />
Keller. Als er Falin da so stehen sieht, zieht er seine Waffe und macht sich kampfbereit.<br />
Kuno hockt zitternd in der Ecke; sein Geist ist von dieser überwältigenden<br />
Angst gefangen. Bei jedem Geräusch fährt er zusammen und befürchtet das Nahen<br />
dieses gräßlichen Mannes! Er kann nicht denken und ist schon gar nicht in der Lage<br />
welch ein Zauber in gefangen hat. Aber Huy ist noch schlechter dran: ”Ahhghahhhrr...<br />
” mit knirschenden Zähnen liegt er am Boden und bekommt nicht mehr als<br />
Schmerzensschreie heraus... alles verkrampft und brennt wie ein heißes Essefeuer<br />
in ihm... ein gr<strong>im</strong>miger Gedanke zieht flüchtig durch seinen schmerzgepeinigten<br />
Kopf: ’Wenn ich den erwische!’ und trudelt zum nächsten Gedanken: ’Soviel zu<br />
meiner Magieresistenz - oder wäre ich sonst schon tot? Ist daß das Ende?’ Alles<br />
dreht sich in seinem Kopf, alles scheint zu zerspringen... Schmerz über Schmerz...<br />
seine kleine Welt scheint unterzugehen. ’Salamander?... Thamar?’... dann hält<br />
sich kein bewußter Gedanke mehr in seinem Kopf... Sein Körper windet sich in<br />
Krämpfen und alles versinkt <strong>im</strong> Schmerz...<br />
Thamar sieht endgültig rot, als sie sieht, wie Huy schmerzverzerrt zusammenbricht.<br />
Wütend schlägt sie auf den Beschwörer ein, froh darüber, eine besondere<br />
Kampfausbildung <strong>im</strong> Tempel erfahren zu haben. An einen Satz aus ihrer Lehrzeit<br />
erinnert sie sich noch genau: ”Die Hesindegeweihte kämpft mit ungewohnter Härte<br />
gegen jene, die die Göttin lästern oder ihre Gebote verletzen.” Das soll er nun erfahren!<br />
”Hesinde!”, fährt ihr ein Stoßgebet durch den Kopf. ”Wenn je Deine<br />
Magie mißbraucht wurde, so hier, wo Menschen Dämonen durch Menschenopfer<br />
herbeirufen wollen. Beweise Deine Kraft! Hilf mir, den Mißbrauch Deines Wissens<br />
zu verhindern. Schütze uns vor den Zaubersprüchen des Angreifers, raube ihm<br />
seinen magischen Schutz, n<strong>im</strong>m den Schmerz von meinem Gefährten!”<br />
Sie erkennt plötzlich, daß ihr Gegner zu einem Horriphobus ansetzt, doch<br />
da hört sie die wütende St<strong>im</strong>me BonYars, der einen Fulminictus spricht. Der<br />
Beschwörer taumelt einen Moment lang zurück und sie setzt sogleich mit ihrem<br />
Degen nach. Doch sein Taumeln hat ihn scheinbar fast aus ihrer Reichweite gebracht<br />
und ihr Degen zischt wirkungslos dicht vor seiner Brust durch die Luft. Der<br />
Halbelf schräg hinter ihr greift gleich nach Huys Waffe. Der würde sein geliebtes<br />
Zantlied zwar normalerweise äußerst ungern in fremden sehen - doch wenn er in<br />
der Lage wäre etwas zu sagen würde er jetzt wohl einverstanden sein... Gemeinsam<br />
treiben die beiden den Gegner um den Altar herum, doch für die Elfe auf<br />
dem Tisch hat keiner der dreien ein Auge. Der Beschwörer konzentriert sich ganz<br />
auf Thamar. Der Hagere weicht zurück und noch bevor sie richtig nachsetzen<br />
kann spricht er einen Fulminictus. Einen Moment lang bleibt beinahe ihr Herz<br />
stehen und sie taumelt. Ein gar seltsamen Gefühl durchströmt sie; fast wie ein<br />
heißer Feuerwind. Doch dann wird ihr gewahr, daß sie kaum verletzt ist - und mit<br />
neuer Zuversicht und Vertrauen in ihrer Göttin setzt sie erneut zum Schlag an.<br />
Hieb Thamars verursacht zwar nur einen kleinen Kratzer <strong>im</strong> Gesicht des Hageren -<br />
doch das reicht um seinen Zauber mißlingen zu lassen. BonYar - inzwischen wieder<br />
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ewaffnet - setzt ebenfalls an. Er trifft den Beschwörer an der Schulter - tief dringt<br />
die Waffe ein, dessen Schutzzauber scheint nicht mehr zu helfen...<br />
Der Hagere wendet sich zur Flucht durch die Tür. Einen Augenblick ist er den<br />
Blicken seiner beiden Widersacher entzogen. Alarmrufe ausstoßend läuft er durch<br />
den Vorraum in dem sich Kuno noch tiefer in die Ecke drückt. Doch als er den<br />
Vorraum verläßt sich er sich überraschend einer weiteren Kampfszene gegenüber.<br />
Er zögert, doch dicht hinter ihm ist Thamar. Sie attackiert ihn wütend und ohne<br />
zu überlegen. Fast instinktiv scheint sie die Lücke in seiner Deckung zu erahnen<br />
und ihr Degen senkt sich in sein Fleisch. BonYar versucht den beiden zu folgen,<br />
doch bleibt sein Fuß an der Türschwelle hängen. Aber er kann sich noch fangen<br />
bevor er stürzt. Thamar inzwischen läßt nicht ab den hageren Beschwörer zu<br />
attackieren und als er sich umwendet um ihr einen Zauber entgegenzuschleudern<br />
trifft ihr Degen ihm am Hals und tödlich getroffen bricht er langsam als hätte er<br />
alle Zeit der Welt zusammen...<br />
Draußen greift Legolas sofort einen der heraustretenden Wachen an. Fyanna<br />
bleibt schräg hinter ihm, da sie mit ihrem Dolch <strong>im</strong> Nahkampf nicht viel ausrichten<br />
kann. Und so schleudert sie dem anderen Angreifer ihren Dolch entgegen. Doch der<br />
zischt knapp am Kopf der Wache vorbei. Legolas hat mehr Glück; die Wache ist so<br />
durch den Dolch irritiert, daß seine Zweililien den ungedeckten Körper trifft. Die<br />
Wache taumelt zurück - doch dann hebt er sein Säbel und setzt zum Gegenschlag<br />
an. Legolas kann sich nicht mehr rechtzeitig in dem Gedränge zur Seite retten -<br />
und die Klinge fährt ihm quer übers Gesicht. Fyanna ist entsetzt und wütend als<br />
sie das Blut des Freundes fließen sieht; sie schreit ihm mit scharfer St<strong>im</strong>me einen<br />
wütenden Fluch entgegen: ”Dir soll ein Schmerz in die Glieder fahren, daß Du Dich<br />
nicht mehr drehen und wenden kannst, Du Mistkerl!” Einen Moment lang sieht der<br />
Gegner sie überrascht an, die roten Haare umringen ein wütendes Gesicht; wahrlich<br />
- eine Furie kann nicht furchterregender sein! Dann läßt er seinen Säbel fallen und<br />
vornübergeneigt hebt er schützend seine Arme über den Kopf und stöhnt etwas<br />
von einem entsetzlich schmerzhaften Rücken... Fyanna nutzt die Gelegenheit und<br />
ergreift seine Waffe - bereit sich neuen Gegnern zuzuwenden. Legolas wischt sich<br />
das Blut aus den Augen und blickt ebenfalls suchend umher...<br />
Deion hat sich derweil sich sofort auf die nächste Wache gestürzt und ihr den<br />
Scheitel nachziehen. Fast gelingt es ihm auch - wenn, ja wenn dieser Typ sich<br />
nicht an die Wand in Sicherheit gebracht hätte. Allerdings kann er dort dem<br />
nächsten Schlag nicht mehr ausweichen. Doch Deion sieht in dem Gedränge nicht<br />
die Klinge in der Hand seines Feindes... Deion zuckt zusammen und unwillkürlich<br />
preßt er mit seiner freien Hand auf die Wunde in seiner Seite. Doch sein Gegner<br />
hat keine rechte Freude an dem Treffer - denn schon wirft sich Sabu auf ihn.<br />
Deions Gegenüber sieht den Zwerg nicht kommen und in dem Lärm ist er auch<br />
nicht zu hören - so hat er plötzlich die Axt des kleinen Kämpfers <strong>im</strong> Arm. Die<br />
Wache wendet sich wütend von Deion ab - doch das ist ein Fehler! Zwar kann er<br />
Sabu eine Schramme versetzten - Kaliope ist auch noch da! Sie schleudert dem<br />
Feind einen Blitz entgegen und greift mit dem Schwert an. ”Komm, Deion, die<br />
machen wir fertig! Jetzt zeig’ mal, was Du drauf hast!” ruft sie dem <strong>Thorwal</strong>er<br />
zu. Der Blitz hat zwar nicht gewirkt, doch zu dritt und noch dazu in der Enge,<br />
199
hat die Wache keine Möglichkeit sich ihr rechtzeitig zuzuwenden - und so trifft<br />
ihr Schwert die Schulter des Gegners. ”Gerne, aber laß’ mir diesmal noch was<br />
übrig! Und paß’ auf die angeketteten Monster auf.” antwortet Deion als er ihre<br />
erfolgreiche Attacke bewundert. Irgendwie merkt er selbst in diesem Tumult, daß<br />
diese Frau, selbst wenn sie wütend ist, ihn noch betören könnte... Allerion eilt<br />
Kaliope und Deion zu Hilfe, als er sieht, daß diese beiden, mißgebildeten Kreaturen<br />
keine Gefahr darstellen, weil sie festgekettet sind. Nur zu gut erinnert er sich noch<br />
an die zermürbende Haft in der dunklen, stinkenden Zelle, und ein Gefühl des<br />
Zorns breitet sich in ihm aus! Die Kerle sollten dafür büßen, was sie ihm angetan<br />
hatten! Aber dennoch bleibt er vorsichtig; diese Wachen sind üble Gegner. Deion<br />
wirft einen Blick zu Falin: ”Kümmert Euch zuerst um die Wachen, damit keiner<br />
von denen die Höllenhunde losbinden kann. Solange die nicht frei sind, können<br />
sie uns mal. Aber paßt auf, daß ihr ihnen trotzdem nicht zu nahe kommt!” Als<br />
er sich wieder seinem Gegner zuwendet ist von ihm nicht mehr viel übrig - seine<br />
Freunde haben zwar einiges abbekommen - doch die Wachen sind eindeutig in der<br />
Minderheit...<br />
Falin ganz vorne ist derweil fast alles egal: solange ihm ein Gegner gegenübersteht<br />
kämpft er! Er würde zwar auch mit diesen Viechern vorlieb nehmen - egal ob<br />
angekettet oder nicht, solch eine Kleinigkeit ist ihm momentan völlig egal - aber<br />
da anscheinend von hinten weitere Gegner kommen, n<strong>im</strong>mt er erst mal die ’frei<br />
beweglichen’. Er läuft auf die Wachen zu, schreit ”Argh” und hackt auf das Knie<br />
des einen ein. Die ersten beiden Hiebe entgeht der angegriffene fast wie ein Wunder.<br />
Doch irgendwann wird der Platz zu eng um weiter nach hinten zu springen<br />
- und so trifft er endlich. Auch Thinmar zeigt was er mit seiner Skraja so alles<br />
drauf hat. Zwar muß er ein zwei Treffer einstecken - aber er teilt ebenso kräftig<br />
aus. Zusammen wäre es für die beiden nicht mehr schwierig mit diesem Gegner<br />
fertig zu werden. Doch Deion wird etwas weiter hinten schon nicht mehr benötigt<br />
- und so wendet er sich einfach um und greift kurz von hinten an. Die Wache hat<br />
mit der Klinge <strong>im</strong> Rücken keine Chance - ihre Augen weiten sich und dann stürzt<br />
er schwer zu Boden...<br />
Einen Moment atmen die Abenteurer durch, dann sehen sie sich um: die eine<br />
Wache kann sich nicht entscheiden, ob er den schmerzenden Rücken halten soll -<br />
oder die Arme schützend heben. So oder so: er drückt sich ängstlich an die Wand.<br />
Die beiden anderen liegen auf den Boden...<br />
Nun gut, denkt sich Falin, wenigsten einen kleinen Treffer gelandet. Die letzte<br />
Wache würde er am liebsten umhauen, aber vielleicht will die ja jemand verhören.<br />
Doch da waren noch diese Monsterhunde. Schnell und unauffällig kehrt Falin zu<br />
diesen zurück, bevor die anderen was bemerken und ihm wieder zuvorkommen. Er<br />
wirft einen Dolch auf die Biester, um sie zu reizen und ihre Reichweite auszutesten.<br />
Dann stellt er sich gerade außerhalb davon aus und bearbeitet die Viecher mit der<br />
Axt bis sie winselnd zurück ins Körbchen huschen. Sollte doch jemand der anderen<br />
vorbeischauen, ruft er den Lieblingskampfschrei seines alten Freundes Arodhall:<br />
”Laßt sie mir!” Als Deion sieht, daß Falin die angeketteten Monster mit seiner<br />
Axt traktiert, ruft er ihm zu: ”Laß’ doch die Tiere in Ruhe, was bringt es Dir, sie<br />
nun zu quälen ? Vielleicht gehorchen sie auch uns.” Aber hört Falin derzeit nichts<br />
200
anderes, als das Singen seiner Axt und das W<strong>im</strong>mern seiner Opfer.<br />
Fyanna sieht, daß ihr Fluch eingeschlagen hat und sie setzt der stöhnenden<br />
Wache die Schwertspitze an den Hals. Das Sprechen des Fluchs hat sie viel innere<br />
Kraft gekostet. Mit einem schnellen Blick zur Seite vergewissert sie sich, daß<br />
Legolas nicht lebensbedrohend verletzt ist. Der Anblick seines blutverschmierten<br />
Gesichts läßt ihre Wut wiederaufflammen. Ihre St<strong>im</strong>me ist nur noch ein gefährliches<br />
Flüstern: ”Wenn Du noch erleben willst, daß die Schmerzen wieder abklingen,<br />
dann sag uns, wo Dein Anführer steckt! Ist er dort hinten <strong>im</strong> Gang? Gibt es noch<br />
mehr von Euch Gaunern?” Der Mann nickt ängstlich und zeigt mit seinem Kopf<br />
den Gang runter. Dann sagt er zögert: ”Und oben müssen auch noch zwei sein...”<br />
Da er sich friedlich verhält, fragt Fyanna Deion und die anderen, ob sie ihn fesseln<br />
können, damit sie sich um Legolas Wunden kümmern kann. Die haben natürlich<br />
nichts dagegen. Schnell reißt sie etwas Stoff von ihrer Kleidung ab, feuchtet sie mit<br />
ihrem Speichel an und streicht damit dem Elfen vorsichtig übers Gesicht. Dann<br />
sucht sie ihn ihrem Beutel nach Heilkräutern und legt sie ihm auf die Wunde. Bald<br />
merkt Legolas die Verletzung kaum noch.<br />
In dem Vorraum verweilt BonYars Blick erleichtert und doch noch angespannt<br />
einige Sekunden auf dem Hals des dahinsinkenden Mannes, bis der Druck des<br />
pulsierend herausspritzenden Blutes etwas nachgelassen hat. Draußen ist zwar<br />
noch <strong>im</strong>mer Kampfeslärm zu hören, doch es ist zu eng um sich jetzt erneut ins<br />
Getümmel zu stürzen. Wie, als falle ihm zu etwas bereits zuvor Wahrgenommen<br />
ein, reißt er seinen Kopf herum. Er starrt auf den Altar und erkennt jetzt deutlich<br />
das Elfenmädchen. Mit einigen Schritten eilt er zu ihr herüber und stellt die Waffe<br />
des Zwergen am Boden ab, um ihr keine Angst einzuflößen. Doch dann wird er<br />
gewahr, daß sie ihn gar nicht sehen kann: sie hat die Augen geschlossen und rührt<br />
sich nicht. Sein Blick streift kurz über den mageren Körper und der zerrissenen<br />
Kleidung, dann untersucht er sie kurz. Kühl ist die Stirn ihres jungen Gesichtes.<br />
Sie ist wirklich bewußtlos, aber er kann keine äußeren Verletzungen feststellen.<br />
Sie ist in einer schlechter Verfassung und das Gesicht ist völlig verdreckt. Aber<br />
trotzdem sie er, daß sie eigentlich recht hübsch wäre...<br />
Tiefe Dankbarkeit erfüllt Thamar. Niemals in ihrem Leben fühlte sie sich der<br />
Göttin so nahe, wie in dem Moment, als der Fulminictus durch sie hindurchgefahren<br />
war und sie erkannte, daß der Schutzzauber des Beschwörers wich. Doch<br />
für mehr als ein leise gemurmeltes ”Danke!” war jetzt keine Zeit, später würde sie<br />
ausgiebig zur weisen Mutter sprechen. Ihr Blick trifft Huy und Kuno, liebend gerne<br />
würde sie den beiden helfen. Aber sie wußte, daß die Wirkung der bösen Magie<br />
bald verschwinden würde, ohne ihr Leben in Gefahr zu bringen. Die gefesselte Elfe<br />
war jetzt wichtiger. Vielleicht war es ja Legolas Schwester!<br />
Überrascht stellt Allerion fest, daß der Kampf schon fast vorbei ist, bevor er<br />
überhaupt zum Schlag kommt. Das tagelange Herumhocken in der Zelle hatte<br />
ihn wohl ein wenig einrosten lassen. ’Naja’ denkt er sich ’zumindest bin ich unversehrt’!<br />
Also beschließt er sich flott die Anderen anzusehen, ob es ihnen auch<br />
noch einigermaßen gut geht. Als er die übriggebliebene Wache sieht, muß er grinsen.<br />
Alleine gegen eine ganze Gruppe von Abenteurern; der Kerl könnte ihm schon<br />
fast leid tun - aber nur fast!! Die Anderen werden sich wohl schon mit ihm au-<br />
201
seinandersetzen, und eigentlich ist es ihm egal was sie mit dem Typen anstellen,<br />
drum wendet sich Allerion dem Gang zu in dem er BonYar hat verschwinden sehen.<br />
Als er dort Thamar und eine übel zugerichtete Leiche entdeckt, fragt er die<br />
Hesinde-Geweihte, ob auch hier alles in Ordnung sei. Diese sieht ihn erstaunt an,<br />
nickt dann aber wortlos. Ihre Augen erscheinen Allerion eigenartig, als habe sie<br />
etwas absolut Außergewöhnliches gesehen. Das dauert aber nur einen Augenblick.<br />
Dann sagt die Geweihte: ”Schau doch bitte, ob Du Legolas finden kannst. Ich<br />
glaube, seine Anwesenheit hier ist dringend nötig.” Sie dreht sich um und geht in<br />
den Raum zurück. Allerion zuckt mit den Achseln und tut wie ihm geheißen.<br />
Draußen fällt plötzlich der Hexe auf, daß es still geworden ist. ”Ich glaube, wer<br />
<strong>im</strong>mer auch hier war, er ist besiegt. Kommt, laßt uns hinter der Tür nachsehen,<br />
vielleicht treffen wir irgendwo auf die anderen.” Zusammen mit Legolas tritt sie<br />
durch die Tür, aus der die Wachen kamen. Unterwegs hebt sie noch ihren Dolch auf<br />
und steckt ihn wieder in den Gürtel. Da kommt ihnen der Waldläufer entgegen und<br />
richtet Legolas die Botschaft der Geweihten aus. Thamar kümmert sich derweil<br />
um Kuno. Aber da der <strong>im</strong>mer noch verängstigt So vergewissert sie sich, ob der<br />
Beschwörer wirklich tot ist und durchsucht kurz seinen Leichnam. Nicht, daß am<br />
Ende böse Magie in die Hände Unkundiger fällt! Eines ist ihr aber gewiß: bei<br />
nächster Gelegenheit will sie Huy, Kuno und BonYar zu einem Umtrunk einladen,<br />
von dem noch ihre Enkelkinder erzählen werden! Doch er ist wirklich tot. Nach<br />
kurzer Überprüfung ist sie sich sicher, daß er keine magischen Sachen bei sich hat.<br />
Das einzige was er noch bei sich hat ist nämlich seine schlichte Tunika.<br />
Legolas’ Puls hat sich noch nicht von dem gerade überstandenen Kampf gegen<br />
die zwei Wachen beruhigt, als ihm plötzlich der Waldläufer Allerion entgegen<br />
kommt und meint Thamar hätte nach ihm verlangt. Etwas zögernd wendet er<br />
sich von Fyanna ab, mit der er eigentlich gerade sprechen wollte und zwinkert ihr<br />
statt dessen zu, bevor er auf den Gang hinaus tritt.<br />
Draußen holt Kaliope tief Luft und versucht, sich einen Überblick über ihre<br />
Lage zu verschaffen. Kampfgeräusche sind ja nicht zu hören, Fyanna kümmert<br />
sich um die letzte stehende Wache und Legolas’ Wunden. So wirft Kaliope nur<br />
schnell einen Blick in den Raum, aus dem die Wachen herausgestürzt kamen. Dort<br />
sieht sie allerdings nur eine verlassene Küche vor sich. Deion findet es erst einmal<br />
schade, daß er keine weiteren Gegner entdecken kann. ”Hah, welch ein Kampf, war<br />
doch ganz erfrischend!” Da bemerkt er seine Verletzung, hat ihn doch tatsächlich<br />
einer dieser Halunken erwischt. Sollte es daran liegen, daß er diesmal auf seine<br />
Gehe<strong>im</strong>taktik verzichtet hat? Kaliope kann inzwischen nichts entdecken, was sich<br />
bewegt und so wendet sie sich Deion zu: ”Hey, laß mich mal sehen! Du hast ja<br />
ordentlich was abbekommen... Mal sehen, was ich da machen kann...” Deion ist<br />
erfreut als er die reizende St<strong>im</strong>me von Kaliope hört, welche ihm ihre Hilfe anbietet.<br />
Natürlich hat er nichts dagegen, sich die Wunde von ihr versorgen zu lassen.<br />
So macht er es sich in einer ruhigen Ecke so bequem wie möglich und läßt sich<br />
verarzten. Mit einem leichten Lächeln auf den wohlgeformten Lippen versorgt sie<br />
seine Wunden. Dabei fällt ihr auf, daß auch sie selbst einen Kratzer abbekommen<br />
hat, <strong>im</strong> Kampfgetümmel hatte sie ihre Verletzung gar nicht mitbekommen. Aber<br />
diese Wunde hatte noch etwas Zeit... Mit fachkundigen und geschickten Händen<br />
202
verbindet sie die Wunde und bald ist die Blutung gestoppt. Lächelnd bedankt<br />
er sich dann bei ihr, nicht ohne ihr zu sagen, daß er von ihren kämpferischen<br />
Fähigkeiten beeindruckt ist. Auch Cantos blickt sich erst einmal prüfend um. Als<br />
er sieht das der Kampf vorbei ist kümmert er sich erst mal um die Verletzten.<br />
Auch Sabu hilft natürlich mit. Und bald schon sind gemeinsam die schwersten<br />
Verletzungen verbunden.<br />
Langsam dauert es Thamar zu lang und sie ruft in den Gang: ”Legolas! Legolas,<br />
komm und sieh, wir haben eine Elfe gefunden.” Dann sieht sie sich die Elfe<br />
an. ob ihre Hilfe vonnöten ist. Sie n<strong>im</strong>mt erfreut zur Kenntnis, daß sie schon<br />
versorgt wird. Dann ist sie bei Huy. Der rappelt sich gerade auf. Noch schmerzen<br />
seine Glieder doch sofort geht sein erster Griff zu seiner geliebten Axt. Ohne sie<br />
kommt er sich äußerst nackt vor... Langsam wird dann auch sein Kopf wieder<br />
klar. Sein Freund, der kleine Salamander ist wohlauf, wie er erkennt. Dann wird<br />
er wieder der Frau gewahr, über die sich gerade BonYar beugt. Verblüfft erkennt<br />
er, das es eine Elfe ist. Bewundernd schaut er sie an, doch dann n<strong>im</strong>mt seine<br />
Sorge überhand und er versucht Lebenszeichen zu erkennen. Auch er erkennt<br />
bald, daß sie bewußtlos ist. ’Sie ist best<strong>im</strong>mt die Vermißte’ geht es ihm durch den<br />
Kopf. Doch da sie schon versorgt wird geht er sich draußen umsehen. Huy fühlt<br />
sich noch etwas unbehaglich, doch er fühlt sich schon wieder etwas ansprechbarer.<br />
Während Thamar sich zu BonYar gesellt um sich die Elfe anzuschauen geht Huy<br />
hinaus um nach Kuno zu sehen. Er versucht ihn zu beruhigen: Der böse Zauberer<br />
ist doch tot, jetzt ist doch wieder alles gut... Langsam scheint der Streuner ihm zu<br />
glauben. Oder ob es daran liegt, daß der Horriphobus langsam aufhört zu wirken?<br />
Der Zwerg ist beruhigt, daß es seinem Freund langsam besser geht. Er blickt sich<br />
kurz um: Im Regal stehen einige teilweise recht dünne Bücher. Weiter noch etwas<br />
Schreibzeug und Papier - nichts was für Zwerge so interessant ist.<br />
Mit langen Schritten schreitet Legolas den Gang entlang in der Richtung, die<br />
ihm Allerion gewiesen hat. Nur bei den zwei ’Monsterhunden’ verlangsamt sich<br />
etwas sein Schritt, sein Gesicht verzieht sich angewidert und Legolas kann es<br />
sich nicht verkneifen seine Gefühle mit den Worten: ”Wie kann man nur solch<br />
Abscheulichkeiten erschaffen!” Luft zu machen. Gerade als Legolas weitergehen<br />
will hört er Thamars’ St<strong>im</strong>me durch die Steinmauern etwas gedämpft: ”Legolas!<br />
Legolas, komm und sieh, wir haben eine Elfe gefunden.” Sofort erhöht sich seine<br />
Schrittgeschwindigkeit und als er den Vorraum erreicht stolpert er fast über die<br />
Leiche eines Mannes. Seine Neugier vergessend eilt er durch den Vorraum an den<br />
Regalen und seltsamen Apparaten vorbei, durch die Doppeltür in den kreisrunden<br />
Raum hinein und kommt erst zwei Schritt nach der Tür zum stehen um sich zu<br />
orientieren. Auch Sabu hört Thamars Ruf nach Legolas, und da er das Schl<strong>im</strong>mste<br />
befürchtet, rennt er sofort in die Richtung, aus der er den Ruf hört.<br />
Thamar selbst fühlt sich plötzlich sehr erschöpft; alles in ihr ist nur noch leer. In<br />
der Annahme, daß Legolas und BonYar sich besser um die Elfe kümmern können<br />
als sie, setzt sie sich etwas abseits an die Wand und verbirgt den Kopf in den<br />
Armen. Für einen Augenblick schließt sie die Augen. Ohne eine Erklärung dafür<br />
zu haben, fühlt sie sich auf einmal tieftraurig und einsam. Mit Mühe unterdrückt<br />
das junge Mädchen die Tränen, die ihr in die Augen traten. Sie wartete einen<br />
203
Moment, bis es ihr wieder etwas besser geht. Doch da kommt gerade Legolas<br />
herein. Und er erkennt seine Schwester sofort.... Als Legolas die Elfin auf dem<br />
Altar erblickt, erkennt er sofort ihre Silhouette wieder und nur ein Wort huscht<br />
über seine Lippen: ”Feyaria!”, während er achtlos seine Zweililie auf den Boden<br />
gleiten läßt.<br />
Direkt hinter Legolas betritt Allerion den Raum. Neugierig geworden, weshalb<br />
er den Elfen hat holen sollen, gesellt er sich zu dem kleinen Grüppchen, daß sich um<br />
den Altar geschert hat. Erst da erblickt er die ohnmächtige Frau - zumindest hofft<br />
er, daß die ’nur’ ohnmächtig ist! Es ist eine junge Elfe, nur ungefähr vier Jahre<br />
jünger als Legolas, und plötzlich fällt ihm auch wieder ein, wie einige der anderen<br />
Abenteurer davon erzählt hatten, daß sie auf der Suche nach einem entführten<br />
Elfenmädchen seien. Ob sie das wohl ist? Dieser Legolas scheint sie jedenfalls<br />
zu erkennen! ”Seid ihr in Ordnung?”, flüstert Allerion BonYar zu, neben dem er<br />
sich gestellt hat,” was war denn nur hier los, und vor allem wer ist die junge Frau<br />
auf dem Altar?!” Doch bald hat er keinen Zweifel mehr, wer die junge Elfe ist.<br />
Legolas steht nämlich schon <strong>im</strong> nächsten Augenblick an ihrer Seite und streift ihr<br />
mit zitternden Händen durch das Haar, während Tränen der Freude in seine Augen<br />
steigen. Das er dabei von Thamar und den anderen beobachtet wird, n<strong>im</strong>mt er<br />
gar nicht wahr.<br />
”Autsch...” sich reckend und streckend versucht Huy Ordnung in seine <strong>im</strong>mer<br />
noch leicht schmerzenden Glieder zu bringen. Seine Gedanken schwirren auch<br />
noch ganz durcheinander. Hier ist kein Gold zu finden, der Magier war tot, die<br />
vermißte Elfe gefunden, Kuno ging es auch schon wieder etwas besser, Thamar sieht<br />
unverletzt aus... versucht er alles auf die Reihe zu bekommen, als ihm plötzlich<br />
die Knie weich wurden... langsam ließ er sich an einem Regal entlang neben Kuno<br />
nieder. Leise, matt und nachdenklich murmelt er vor sich hin: ”Ich kann jetzt<br />
nichts machen...”, trotzdem fingert eine Hand unabsichtlich und wie selbständig<br />
<strong>im</strong> Regal herum. Doch auf den unteren Planken sind nur solche Sachen wie kleine<br />
Glasflaschen und etwas Kreide untergebracht. Auch ein Stück Stoff fühlt er. Nichts<br />
was sein Herz beglücken kann.<br />
Falin geht es wesentlich besser, fröhlich pfeifend und den Schmadder von der<br />
Axt wischend kommt Falin zu den anderen zurück. ”Hi, schöner Kampf, mir<br />
scheint ihr habt das Elfenmädel gefunden, habt ihr eine Idee was wir nun machen<br />
könnten? Wäre eigentlich an der Zeit nach Havena zurückzukehren.” Deion sieht<br />
ihn nachdenklich an: ”Tja, wir haben unser Ziel ja erreicht. Weswegen seid ihr<br />
eigentlich hier? Vielleicht können wir Euch etwas helfen!”<br />
’Das ist also Legolas Schwester’, geht es Cantos durch den Kopf. Im Augenblick<br />
ist alles ruhig, die Schlacht ist geschlagen und die Verwundeten sind versorgt.<br />
Irgendwie erfüllt Cantos diese Erkenntnis mit Traurigkeit. Was hat er schon groß<br />
dafür getan? Während die meisten Legolas Schwester gefunden haben, hat er<br />
Steine umgedreht - den letzten Kampf hat er versäumt. Werden die Skalden jemals<br />
von seinen Heldentaten berichten? Wird er jemals ein Held werden? In seinen<br />
Gedanken versunken schlendert er traurig umher und schaut sich etwas um, ohne<br />
seiner Umgebung große Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Durch seine leicht verschleierten Augen sieht Legolas in welch schlechtem Zu-<br />
204
stand seine Schwester wirklich ist und unter Aufwand seiner gesamten Selbstbeherrschung<br />
versucht er sich zusammenzureißen und die Tränen aus den Augen zu<br />
wischen. Mit nun wieder etwas beherrschteren Bewegungen aber mit großer Eile<br />
füllt er ihren Puls und lauscht nach dem Klang ihres Herzens.<br />
”Na, das ist ja gerade noch mal alles gut gegangen,” denkt sich Jurge. Auch er<br />
folgt den anderen in den Raum des Beschwörers und sieht wie Legolas sich leidenschaftlich<br />
um seine Schwester kümmert. Doch dann kehrt Jurge in den Vorraum<br />
zurück, um Huy und Kuno zu helfen, die beide wohl nicht so besonders glücklich<br />
aussehen. Thamar steht gerade wieder auf um sich umzusehen. Jurge setzt sich<br />
zuerst neben Huy und spricht in ruhigen Worten mit ihm. Dabei merkt er, daß<br />
der Zauber bereits sein Macht über ihn verloren hat. Auch Kuno ist inzwischen<br />
wieder bei klaren Verstand. So inspiziert Jurge zusammen mit Thamar die Regale<br />
und schaut sich interessiert die Bücher und Pergamente an. Im Regal befinden<br />
sich nur wenige Bücher. Am dicksten ist ein Werk mit dem Titel ’Der 13. Weg’<br />
Es ist in Leder gebunden - doch Jurge kann nicht sagen, von welchem Tier es<br />
stammt. Daneben liegt eine recht dicke Mappe mit lauter einzelnen beschriebenen<br />
Pergamenten. Das oberste Blatt trägt nur ein Wort: ’Arbeytsbuch’.<br />
Thamar schaut sich derweil die beiden anderen Bücher an. Einmal eins dessen<br />
Außenseite nicht beschriftet ist. Dafür ist der Titel auf der ersten Seite um<br />
so länger: ’Grankheyten des Fies und anderer Creaturen, welche den Menschen<br />
bedroon.’ Daneben ist ein kleines Bändchen mit dem hübschen Titel: ’Yllusionen<br />
des Lichtes’. Weiter sind eigentlich nur Schreibwerkzeuge und ein Alchemieset zu<br />
finden. Daneben stehen einige unbeschriftete Phiolen.<br />
Legolas hat in dem runden Raum in der Zwischenzeit die Untersuchung seiner<br />
Schwester beendet. Da ihm das Resultat nicht zu gefallen scheint, legt er seine<br />
rechte Hand über die Stelle, an der sich Feyarias’ Herz befindet, atmet einmal<br />
tief durch, schließt seine Augen und beginnt dann unter äußerster Konzentration<br />
<strong>im</strong> zweist<strong>im</strong>migen Gesang in Altelfisch eine Formel <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wieder<br />
zu rezitieren, während sich auf seiner Stirn allmählich Schweißtropfen bilden ...<br />
Der Halbelf ist stark bewegt als er Legolas betrachtet, der, für ihn unschwer zu<br />
erkennen, einen elfischen Heilzauber auf die junge Elfe, die wohl tatsächlich seine<br />
vermißte Schwester ist, wirkt. Auch er hatte bereits daran gedacht einen solchen<br />
zu sprechen, doch er war sich nicht ganz sicher wo er ihn hätte ansetzen sollen.<br />
Natürlich am Herzen, wieso war er nicht darauf gekommen. Mit großer Anspannung<br />
verfolgt BonYar die Auswirkungen des Heilzaubers, wobei er überlegt, was<br />
als nächstes zu tun sei. Auf jeden fall ist sie ziemlich unterkühlt. Noch während<br />
Legolas die Formel singt, schweifen seine Blicke über die Ausrüstungsgegenstände<br />
der anderen. Er hält Ausschau nach einer Decke oder einem Umhang, etwas was<br />
man dem Mädchen überwerfen könnte. Sein Blick haftet auf Thamars Gewand und<br />
schnell geht er zu ihr herüber. ”Thamar, sei so gut und gib mir Deinen Umhang.<br />
Ich möchte das Mädchen bedecken. Sie ist ganz kalt!” Doch dann fällt sein Blick<br />
auf ein Umhängetuch <strong>im</strong> Regal. Er winkt ab, ergreift das Tuch und bringt es eilig<br />
zum Altar.<br />
Dort ist Legolas <strong>im</strong>mer noch in den Zauber versunken. Schon einmal hat er<br />
seinen Gesang abgebrochen, weil ihm irgend etwas falsch erschien. Doch dann fängt<br />
205
er mit neuer Stärke an - und diesmal hat er das ’richtige’ Gefühl. Seine ganze Kraft<br />
läßt er in sie fließen. Und langsam merkt er wie der Puls seiner Schwester kräftiger<br />
wird. Ihr Körper wird langsam wieder wärmer. Dann schlägt sie die Augen auf<br />
- doch ihr Blick erkennt ihn nicht. Ihr Gesicht ist starr und eiskalt. Sie reagiert<br />
kaum auf seine Berührungen. BonYar, der noch einige Augenblicke gewartet hat,<br />
bis der Elf seinen Zauber vollendet hat, wendet sich an ihn: ”Hier Legolas, decke<br />
sie zu. Wir sollten sie hier raus schaffen. Sie muß an die frische Luft.” Mit einem<br />
leichten Zittern in der St<strong>im</strong>me, er scheint wirklich besorgt zu sein, händigt er ihm<br />
das Tuch aus. Doch dann blickt auch er in die Augen Feyarias - und er erkennt<br />
den Wahnsinn in ihren Augen...<br />
Auch dem Waldläufer fällt auf, daß mit Legolas’ Schwester irgend etwas nicht<br />
zu st<strong>im</strong>men scheint. Erschrocken weicht er einen Schritt zurück. Ein Frösteln<br />
läuft ihm über den Rücken. Eigenartig, denkt er sich, als sie ohne Bewußtsein<br />
war, sah sie so friedlich aus, und das obwohl es nicht gerade gut um sie stand.<br />
Aber jetzt hat sie so einen unhe<strong>im</strong>liche Glanz in den Augen. Oder ist sie etwa nur<br />
verwirrt? Wer weiß schon, was ihr hier unten alles widerfahren ist. Plötzlich wird<br />
Allerion ganz flau <strong>im</strong> Magen, als ihm einfällt, daß ihm und BonYar das gleiche<br />
Schicksal gewunken hätte, wenn sie nicht befreit worden wären. Vorsichtig wartet<br />
der Waldläufer <strong>im</strong> Hintergrund, um zu sehen, was als nächstes passiert...<br />
Für einen kurzen Augenblick ist Legolas wie gelähmt durch das, was er in den<br />
Augen seiner Schwester erblickt. Für einen Augenblick verzieht sich sein Gesicht,<br />
als ob er Qualen ausstehen müßte, dann jedoch ’versteinern’ sich seine Züge und<br />
es ist nicht mehr erkennbar, was in ihm vorgeht. ’Das darf nicht wahr sein! Nein<br />
das kann nicht wahr sein!’ Um diese Gedanken scheint sich auf einmal alles zu<br />
drehen. Nur mit Mühe kann sich Legolas wieder etwas beherrschen und ohne ein<br />
Wort über die Lippen zu bringen hebt er seine Schwester auf und verläßt mit ihr<br />
das Kellergewölbe, instinktiv hoffend, daß das Tageslicht und die frische Luft sie<br />
wieder zu seiner geliebten Schwester Feyaria werden läßt.<br />
Nachdem Deion von Kaliope so fürsorglich und wirklich erstklassig verarztet<br />
wurde, bedankt er sich sofort bei ihr und bietet ihr an, ihre Wunde zu verbinden<br />
und lädt sie zum Dank zu einem Becher Bier ein. Wein hat er leider nicht, nur noch<br />
etwas Wasser....nur für den Notfall! Dann geht er auch in diesen Raum, indem sich<br />
die Schwester von Legolas und die anderen befinden. Da die kleine Gruppe dort<br />
den Raum gerade verlassen will folgt er ihnen natürlich nach draußen. Im Gang ist<br />
noch Cantos bei der Wache. Und da er <strong>im</strong>mer noch nicht sehr zufrieden aussieht<br />
versucht er, ihn ein bißchen zu trösten und ihm raten, sich be<strong>im</strong> nächsten Kampf<br />
in seiner Nähe zu halten, denn da wird er best<strong>im</strong>mt nichts verpassen. Doch sein<br />
Freund hat schon wieder ein Grinsen auf dem Gesicht: ”Ich wollte nur sehen wie<br />
du ohne mich zurecht kommst.” ”Spitzenmäßig!” Cantos ist zwar eigentlich noch<br />
etwas betrübt, doch seine Laune bessert sich schon durch dieses aufmunternde<br />
Gespräch mit Deion. Cantos hat weder für Bücher oder anderes etwas übrig und<br />
so schließt er sich der Gruppe an.<br />
Fyanna hatte sich zunächst erleichtert zurückgehalten, um Legolas nicht zu<br />
stören. Doch als sie jetzt auf ihn Zutritt und den Blick des Mädchens bemerkt,<br />
erstarrt ihre frohe Miene zu einer Maske des Entsetzens. ’Was hat dieser Wahnsin-<br />
206
nige ihr nur angetan?’, schießt es ihr durch den Kopf. ’Oder ist es diese vermaledeite<br />
Krankheit, von der die anderen berichteten?’. Wutentbrannt wirbelt<br />
sie herum, um dieses unglückselige Miststück von einer Wache zu finden. Sie<br />
läuft suchend aus dem Raum wieder heraus. Am Ende des Ganges ist er liegt<br />
er noch gefesselt auf dem Boden. Kaum hat sie ihn erblickt schießt sie auf ihn<br />
zu und faucht ihn an: ”Wenn Du mir nicht sofort sagt, was Dein Herr mit dem<br />
unschuldigen Mädchen gemacht hat, verwandele ich Dich in eine dreibeinige Ratte<br />
und werfe Dich den Harpyien draußen zum Fraß vor!” Der Blick des Angesprochenen<br />
wird wieder ängstlicher; seine St<strong>im</strong>me ist beinahe ein Flüstern: ”Der Meister<br />
brauchte sie für seine Arbeit. Und die war einfach notwendig...” Er zuckte mit<br />
den Schultern. ”Aber was genau er gemacht hat, weiß ich nicht. Aber er sagt, er<br />
würde die Gegend hier verändern - und uns würde es besser gehen...”<br />
Legolas ist inzwischen mit seiner Schwester auf dem Burghof angekommen.<br />
BonYar ist ihm gefolgt und betrachtet Feyaria. Er nähert sich ihr langsam und<br />
versucht ihrem leeren Blick mit einem wohlwollenden Ausdruck standzuhalten.<br />
Sie muß absolut verängstigt sein und benötigt vielleicht eine ruhige Bezugsperson<br />
durch die sie wieder Zuversicht gewinnen kann. Er redet ihr in ihrer Muttersprache<br />
freundschaftlich zu. Vorsichtig versucht er zu ergründen was ihr fehlt. ’Was wäre,<br />
wenn sie <strong>im</strong>mer noch unter dem Banner eines Beherrschungszaubers läge?’ Er<br />
würde ihr wahrscheinlich nicht helfen können, so sehr er es auch wollte. Über<br />
gewisse Grundkenntnisse <strong>im</strong> brechen von Beherrschungen verfügt er zwar, doch<br />
weiß er auch, daß seine arkanen Kräfte vermutlich nicht ausreichen würden um<br />
den Bann alleine zu brechen. Vielleicht würde es funktionieren wenn er sich mit<br />
Legolas zusammen tun würde? Doch als er ihr so zuspricht verändert sich ihr<br />
Ausdruck nicht. Irgendwie ist es, als ob ihr Körper eine leblose Hülle ist. Solch ein<br />
seelenlosen Blick hat er selten erlebt. Der kann nicht einen natürlichen Ursprung<br />
haben! Da ist er sich völlig sicher...<br />
Falin wendet sich an die verbliebenden Anwesenden. ”Wenn hier alles erledigt<br />
ist, sollten wir nach Havena zurückkehren, um die Schwarze Wut zu bekämpfen.<br />
Kennt sich von euch jemand mit der Krankheit aus? Vielleicht weiß man hier<br />
in der Gegend ja eine Heilmethode, die in Havena unbekannt ist. Ach, wir haben<br />
doch noch nicht alles durchsucht, irgendwo muß doch dieser Beschwörer sein Labor<br />
oder seine persönliche Kammer haben, hier liegt ja nicht viel ’rum. Vielleicht gibt<br />
es auch noch eine Schatzkammer! Also schnell alles erkunden, was wir noch nicht<br />
haben und dann ab nach Havena.” Huy überlegt laut: ”Ist die schwarze Wut<br />
nicht damals in dem großen Magierkrieg entstanden? Und wenn es wirklich mal<br />
Wissen über eine Heilung gab, ist das verloren. Hat nicht dieser Arzt in Havena<br />
gesagt, es gibt keine Heilung, man kann die Verbreitung nur durch Quarantäne<br />
verhindern... und da auch nur durch so dubiose Methoden wie Festbinden und<br />
Zuraderlassen? Eigentlich ein Horror, wenn man sich vorstellt, wieviele Leute sich<br />
nun schon angesteckt haben können...” Doch inzwischen machen sich Thamar und<br />
Jurge mit den Büchern schlau.<br />
Als Thamar nämlich mitansieht, in welchem Zustand sich Legolas Schwester<br />
befindet, versucht sie sofort, sich einen schnellen Überblick zu verschaffen, ob in<br />
den gefundenen Büchern ein Hinweis auf die Ursache dieser Schwierigkeiten findet.<br />
207
Auch in das Buch, welches Jurge weggelegt hat, wirft sie einen Blick. In Gedanken<br />
spöttelt sie ein wenig über seine übergroße Vorsicht. ”Mit dieser Vorsicht würden<br />
Menschen heute noch nicht das geringste Wissen gesammelt haben.”, denkt sie<br />
sich. Im ’13. Weg’. Es scheint eine ausführliche Beschreibung eines Rituals zu<br />
sein, mit dem ganze Städte unter der Herrschaft einer Person gebracht werden<br />
können. Bedingung ist es unter anderem eine unschuldige Seele zu finden und den<br />
Körper dieses Wesens muß ’geleert werden’ damit ein größerer Geist darin Platz<br />
hätte...<br />
Seine Mutter hatte <strong>im</strong>mer die wichtigen Dinge in den untersten Regalen versteckt,<br />
erinnerte sich Huy schmerzlich. Was so offensichtlich unten steht, kann<br />
ja nicht verboten sein und da hatte sie recht. Niemand kam auf den Gedanken,<br />
das da was Interessantes stehen könnte. Schnell schüttelte er die Gedanken an die<br />
Vergangenheit ab und wandte seine Aufmerksamkeit den Sachen zu. Die Kreide<br />
steckt Huy in eine seiner Taschen, man weiß ja nie, wofür man das brauchen kann.<br />
Und da Neugier nun mal sein zweiter Vorname sein könnte, schaut er sich die<br />
kleinen Glasflaschen an. Unüberlegt und ohne an eventuelle Folgen zu denken<br />
öffnet er sie, doch so, das kein Tropfen verloren geht... mit Säure und ähnlichem<br />
kennt er sich als Zwerg aus. Er weiß, das man an unbekannten Flüssigkeiten nicht<br />
schnuppern sollte, so fächelt er mit seiner kleinen Hand über den Öffnungen, H<strong>im</strong>beersirup<br />
wäre jetzt nicht schlecht. Den hatte er als Kind <strong>im</strong>mer seiner Mutter<br />
stibitzt. Doch dann konzentriert er sich wieder und schließt jedes Fläschchen auch<br />
gewissenhaft. Wenn ihm etwas komisch vorkommt, und er ist sehr mißtrauisch,<br />
geht er zu Thamar und fragt sie, ob sie das Zeugs kennt und was man damit anfangen<br />
kann. Schließlich hatte hier das meiste sicher mit Zauberkram zu tun, doch<br />
auch Magier kennen Heilmittel. Doch Huy findet einfach keinen Sirup. Dafür<br />
riecht gleich die erste Phiole richtig scharf in der Nase. Den Geruch kennt er!<br />
Alkohol! In dem zweiten und dritten ist scheinbar Wasser: farb- und geruchlos ist<br />
es jedenfalls. Die Phiolen sind beschriftet - doch diese seltsame Schrift kennt er<br />
nicht. Verschnörkelte Zeichen sind es oft mit kleinen Kreisen an den Enden der<br />
gezeichneten Linien...<br />
Jurge hat mehr Glück. Die Bücher sind in normaler Schrift gehalten. Das<br />
Erste ist das mit dem hübsche Titel ’Yllusionen des Lichtes’. Es beschreibt die<br />
Illusionszauberei - aber es beschreibt auch schwarzmagische Anwendungen um<br />
Personen von den 12 Göttern abzubringen... Kopfschüttelnd schaut er sich das<br />
zweite Buch an; das mit dem seltsamen Namen: ’Der 13. Weg’ - bei dem Titel<br />
möchte Jurge lieber gar nicht wissen, von welchem Tier (wenn überhaupt) das<br />
Leder stammt. Schnell stellt er es ins Regal zurück und rät - leise murmelnd - allen<br />
anderen davon ab, das Buch auch nur anzurühren. Da ist das ’Arbeytsbuch’ doch<br />
schon viel interessanter. Schnell überfliegt Jurge die einzelnen Seiten, um zu sehen,<br />
was hier über die Aktivitäten des Beschwörers, der Jurge inzwischen tot zu Füßen<br />
liegt, zu finden ist. Der Beschwörer scheint an einem Ritual gearbeitet haben, daß<br />
er <strong>im</strong>mer nur mit ’13’ bezeichnet. Jurge steckt die Blättersammlung ein, um sie<br />
später in Ruhe studieren zu können. Da Thamar <strong>im</strong>mer noch in ihrem Buch liest,<br />
schaut er sich kurz das letzte Büchlein an: ’Grankheyten des Fies und anderer<br />
Creaturen, welche den Menschen bedroon.’ Darin findet er kleine Abhandlungen<br />
208
zu der Lutanas, die Paralyse, der Lykanthropie und der Tollwut. Aufmerksam<br />
wird er durch das Wort ’Wut’. Eilig blättert er die entsprechende Seiten auf.<br />
Schnell überfliegt er den Inhalt: die schwarze Wut ist noch viel schl<strong>im</strong>mer als<br />
die gewöhnliche Tollwut. Die Joruga wirkt zwar nicht so sicher wie gegen die<br />
gewöhnliche Wut, doch sie kann zumindest den Krankheitsverlauf abschwächen.<br />
Allerdings nur, wenn ein spezieller Sud vor dem Ausbruch der Krankheit genossen<br />
wird... Aber das Rezept ist zum Glück auch angegeben. Dies ist so wichtig, daß<br />
er das gleich den anderen erzählen muß...<br />
Legolas hat <strong>im</strong>mer noch den seelenlosen Blick seiner Schwester vor Augen und<br />
ihm ist klar, daß etwas wesentlich schl<strong>im</strong>meres mit ihr geschehen sein muß, als er<br />
bisher vermutet hat. Da er <strong>im</strong> Moment nichts für Feyaria tun kann, setzt er sie an<br />
einer geeigneten Stelle ab und setzt sich ihr gegenüber hin. Er wird hier solange<br />
über sie Wachen, bis die anderen etwas über die Schreckenstaten des Magiers<br />
herausgefunden haben. Da Cantos Legolas Schwester nicht helfen kann, geht er zu<br />
seinen Pferden um sie zu versorgen. Er selbst n<strong>im</strong>mt von seinem Proviant auch<br />
etwas zu sich. Kauend geht er anschließend zu den anderen <strong>im</strong> Burghof und wartet<br />
ab was geschieht.<br />
’Mehr ist wohl aus der Wache nicht herauszubringen’, denkt sich Fyanna und<br />
macht sich auf den Weg zu den anderen. Rasch erzählt sie, was sie erfahren hat.<br />
Sie stellt sich neben Legolas und legt tröstend eine Hand auf seine Schulter. Mehr<br />
kann sie nicht tun, gegenüber so viel schwarzer Magie ist sie machtlos. Legolas<br />
blickt dankbar Fyanna und legt eine Hand auf ihre.<br />
Allerion seufzt schwer. Irgendwie kommt er sich ziemlich überflüssig vor. Feyarias<br />
befremdlicher Zustand scheint magischer Natur zu sein, und von Magie hat<br />
er nun mal nicht die leiseste Ahnung. Aber er kann gut verstehen, was in Legolas’<br />
Herz gerade vorgehen muß, hat der Waldläufer doch selber eine Schwester, um die<br />
er sich ständig sorgt. Allerdings befindet sie sich auch nicht in Gefahr, sondern<br />
lebt wohlbehütet in Lowangen, seiner He<strong>im</strong>atstadt. Nachdem der Elf mit seiner<br />
Schwester und BonYar aus dem Raum verschwunden ist, sieht Allerion sich ein<br />
wenig nach den Anderen um. Huy, Thamar und noch ein paar durchstöbern bereits<br />
die Regale, und sonst scheint es nichts interessantes hier zu geben. Ein paar Augenblicke<br />
bleibt der Waldläufer einfach so stehen und sieht den Anderen ein wenig<br />
depr<strong>im</strong>iert bei ihren Tätigkeiten zu. Doch da wird ihm plötzlich erst bewußt, daß<br />
er hier sein erstes, richtiges Abenteuer erlebt. Das war es doch schließlich, was er<br />
gewollt hatte, deswegen war er doch von zu Hause weggezogen. Um ein Abenteuer<br />
zu erleben. Diese Erkenntnis trifft ihn wie ein Schlag und beseelt ihn mit neuem<br />
Mut und Tatendrang. Stolz strafft er sich und ein zuversichtliches Lächeln bildet<br />
sich auf seinem Gesicht. Entschlossenen Schrittes folgt er Legolas und BonYar<br />
noch oben, vielleicht gibt es ja doch etwas, das er für seine neuen Freunde tun<br />
kann...!<br />
Sabu schaut sich auch schnell die Bücher an, und ist fasziniert von dem Buch<br />
’Der 13. Weg”. Als Jurge es kurz weglegt n<strong>im</strong>mt er es kurzerhand aus dem Regal.<br />
Da sich Legolas schon mit seiner Schwester entfernt hat, will er läuft ihm auch<br />
direkt nachlaufen, ohne das Buch weiter zu lesen. Gerade als er es einstecken<br />
will, hält ihn Thamar auf. Das Buch ist zu wichtig - sie und Jurge brauchen es<br />
209
noch... Doch dafür drückt Jurge Sabu das Buch über die Krankheiten in die Hand<br />
und erklärt ihm kurz die Bedeutung des Fundes. So geht er der kleinen Gruppe<br />
auf den Burghof hinterher. Da er sieht, das es Legolas Schwester nicht sehr gut<br />
geht, sagt er zu Legolas: ”Ich glaube, wir sollten sie so schnell wie möglich in<br />
die nächste Stadt bringen. Vielleicht kann ihr dort ein guter Arzt helfen. Aber<br />
zuerst sollten wir uns noch mit einer kleinen Abschiedsfeier von unseren Helfern<br />
und Gästen verabschieden.” Dabei denkt er noch einmal an ein gemütliches Gelage<br />
unter Zwergen. Doch erst gibt er dieses Buch Allerion, damit der es nach Havena<br />
bringt... Darauf antwortet Legolas: ”Wir müssen erst herausfinden, was genau mit<br />
meiner Schwester geschehen ist. Vielleicht finden ja die anderen was da unten in<br />
diesem Loch!”<br />
Kaliope n<strong>im</strong>mt Deions Angebot bzgl. der Wundversorgung dankend an. Sie<br />
hat zwar etwas Bedenken, ob der <strong>Thorwal</strong>er sich wirklich mit der Wundbehandlung<br />
auskennt, läßt sich dies aber nicht anmerken. Und gegen einen Becher Bier hat<br />
sie erst recht nichts einzuwenden... Dann erkennt sie erschreckt, was mit Legolas’<br />
Schwester geschehen ist. Kaliope kennt sich zwar recht gut mit Seelenheilkunde<br />
aus, da sie jedoch gehört hat, das Legolas keine Behandlung wünscht, versucht<br />
sie nur herauszufinden, ob der Zustand Feyarias irgendwie gelindert werden kann.<br />
Doch weit kommt sie mit ihren Erkundungen nicht. Von Magie hat sie scheinbar<br />
doch nicht genug Ahnung...<br />
’Das ist zwar nur ein ”Schluck”, doch das hebe ich auf’ denkt sich Huy als<br />
er den ihm wohlbekannten Alkoholgeruch wahrn<strong>im</strong>mt. Grinsend verstaut Huy<br />
das Fläschchen vorsichtig, damit es auch geschützt ist und nicht kaputt geht.<br />
Dann schnappt er sich die anderen Flaschen und geht zu Thamar. Zu ihr hoch<br />
blickend zuckt er mit den Schultern und fragt sie: ”Kannst Du das lesen?” Aus<br />
der Konzentration gerissen schaut sich Thamar kurz die Beschriftung an: ”Nein,<br />
aber das könnte eine der Gehe<strong>im</strong>schriften der Magier sein. Aber lesen kann ich es<br />
nicht.” Dann wendet sie sich wieder den Büchern zu.<br />
Falin fängt an zu grübeln; ’da müßte es doch noch den Raum geben wo die<br />
Wachen rausgekommen sind’ fällt ihm gerade ein. Dort wird Falin sich umsehen,<br />
denn jede kleine Münze zählt. Als Deion hört, wie Falin von Schätzen redet, ist er<br />
sofort begeistert. Denn um dem Mädchen zu helfen, ist best<strong>im</strong>mt Magie nötig und<br />
davon hat er keine Ahnung. Er wendet sich an Cantos:” Was ist, wollen wir Falin<br />
nicht begleiten, es gibt hier best<strong>im</strong>mt noch Räume und Gänge, in denen wir nicht<br />
waren. Und irgendwo gibt es hier vielleicht so ’was wie eine Schatzkammer.” Dann<br />
wendet er sich an Falin:” Wenn Du willst, begleite ich Dich. Will noch jemand<br />
mitkommen? Huy, was ist mit Dir? Sehen wir uns erst mal genauer in der Nähe<br />
dieses Arbeitsz<strong>im</strong>mer um. Wo hat der Magier gewohnt?”<br />
”Ey, klar bin ich dabei!!!” rief Huy, hatten seine Ohren doch was von einer<br />
Suche nach einer Schatzkammer gehört.... keine Antwort von Thamar erwartend,<br />
ließ er diese komischen Fläschchen bei ihr stehen und stiefelte er gleich zu seinen<br />
Freunden... ”Na schön. Ich habe schon viel von dem Zwergeninstinkt bezüglich<br />
dem Auffinden von Schätzen gehört. Ihr sollt Gold und Edelsteine ja fast riechen<br />
können. Dann zeig mal, ob was Wahres daran ist!” Kuno ist etwas enttäuscht, daß<br />
der Magier keine Schatzkisten in seinem Laboratorium versteckt zu haben scheint.<br />
210
So schließt er sich kurz entschlossen Falin und den anderen an.<br />
Zusammen müssen sie allerdings erst die Leichen der beiden Wachen zur Seite<br />
rollen um überhaupt die Tür öffnen zu können. Doch zu viert gelingt es ihnen<br />
bald. Dann gehen sie in den Raum - eine Art Küche mit einem großem Tisch,<br />
auf den noch Karten liegen. Daneben einige Münzen und ein Silberring - wohl<br />
der Einsatz bei dem unterbrochenen Spiel. Schnell verschaffen die vier sich einen<br />
Überblick über den Inhalt der Schränke und den restlichen Raum. Dabei finden<br />
sie neben etwas Räucherspeck, Salz und getrockneten Erbsen nicht nur Zwiebeln<br />
und anderen Essenzutaten: Nein, in dem Schrank neben der Tür sind auch noch<br />
ein Rapier und einige weiteren Waffen. Das könnte das vermißte Eigentum von<br />
den beiden Ex-Gefangenen sein! Mehr ist kaum zu finden. Es sei denn, die vier<br />
würden Geschirr und Mehl interessant finden...<br />
Als Thamar überfliegt, was in dem Buch ”Der 13.Weg” steht, wird ihr sofort<br />
klar, daß der Magier genau diese Beherrschungsformel versucht hat zu sprechen.<br />
Und Feyarias Seele hat er geraubt, um den Zauber wirksam werden zu lassen. Als<br />
Thamar erkennt, daß Jurge die Arbeitsblätter des Zauberers für späteren Gebrauch<br />
beiseite legen will, hält sie ihn zurück. ”Jurge, ich beginne zu verstehen, was mit<br />
Legolas’ Schwester geschehen ist. In diesem Buch ist ein Ritual beschrieben, das<br />
der 13. Weg heißt, und für welches eine Seele aus ihrem Körper geraubt wird.<br />
Schau - bitte - ”, sie sagt dieses Wort sehr eindringlich, ”in den Arbeitsblättern<br />
nach, ob Du etwas über den 13. Weg finden kannst. Wir müssen wissen, wo<br />
Feyarias Seele jetzt ist und ob es einen Weg gibt, sie wieder in ihren Körper zu<br />
bringen.” Daraufhin n<strong>im</strong>mt sie sich wieder das Buch zur Hand und sucht darin<br />
die Antwort auf diese beiden Fragen: wohin gelangt die geraubte Seele, nachdem<br />
sie den Körper verlassen hat, und gibt es einen Weg, sie wieder zurückzubringen?<br />
”Hmmm, dann handelt es sich folglich nicht um die ’13. Lobpreisungen des Namenlosen’<br />
bei dem Buch. Aber um auf deine Frage zu antworten: Ja, hier steht<br />
einiges über das Ritual, von dem du sprichst.” Daraufhin holt Jurge die Pergamentseiten<br />
noch einmal hervor, um eventuell mehr über das Ritual, welches der<br />
Beschwörer mit ’13’ bezeichnet, zu erfahren.<br />
Nach einigem Suchen findet er auch noch einige interessante Stellen. Schnell<br />
faßt er sie für Thamar zusammen: vor 3 Wochen wurde eingetragen, daß die Seele<br />
’entfernt wurde’, und das innerhalb von 2 Monaten das Folgeritual durchgeführt<br />
werden muß, da der Körper sonst verfällt. Auch ist eine Anmerkung dabei: ’Noch<br />
könnte ich zurückkehren - doch wozu?’ Auch Thamar wird fündig: Die ’Vertreibung’<br />
kann noch rückgängig gemacht werden. Allerdings nur wenn der Körper noch<br />
nicht dem Neuen als Gefäß gedient hat. Jurge blättert kurz weiter: ”Ja, die Letzte<br />
Eintragung besagt, daß er genau dies jetzt vorhatte!” Schnell ließt die Geweihte<br />
weiter: ”Hier ist ein Ritual skizziert mit Hilfe dessen die Seele zurückgeführt werden<br />
kann! Allerdings werden dazu 12 Magier benötigt. Einige müssen nur einen der<br />
12 Götter repräsentieren und nicht besonders fähig sein. Aber zumindest die Hälfte<br />
haben größeren Anteil an das Gelingen des Rituals. Es müssen also mindestens 6<br />
erfahrene Magier dabei sein!” Jurge muß kurz überlegen: Hier in der Gegend kennt<br />
er nur zwei Magierakademien: eine in <strong>Thorwal</strong>, Riva und seine He<strong>im</strong>atakademie<br />
in Olport. Seine hat <strong>im</strong>merhin 7 Lehrmeister, es wären also genügend erfahrene<br />
211
Magier da. Und die könnte er vielleicht sogar - gegen eine entsprechende Spende<br />
- dazu bringen mit zu arbeiten. <strong>Thorwal</strong> kennt er nicht so genau: Aber er hatte<br />
mal gehört, daß es in Olport mehr Lehrer gibt. Dafür ist <strong>Thorwal</strong> näher. Von<br />
Riva weiß er eigentlich nur, daß sie dort sehr viel gegen Beschwörer haben. Helfen<br />
würden die also schon. Aber ob die über genügend Erfahrung verfügen? Und weit<br />
weg ist es auch...<br />
Deion gibt sich sehr viel Mühe, um den Verband bei Kaliope auch richtig anzulegen,<br />
obwohl sich seine Hände <strong>im</strong>mer selbständig machen wollen und woanders<br />
hinzuwandern versuchen. Dann gibt er ihr natürlich auch ein oder zwei Becher<br />
Bier, wie versprochen. Als Deion mit den Zwergen in die Küche kommt stürzt sich<br />
Falin als allererstes auf die Münzen auf dem Tisch rafft sie zusammen und guckt<br />
unschuldig in die Runde. ”Ich bewahre sie erst einmal auf”. Deion will sie sich<br />
auch greifen - doch er erwischt nur den Silberring. Allerdings merkt Falin schnell,<br />
daß er sich wohl falsch entschieden hat: Es sind nur einige Kreuzer und Heller;<br />
keine größeren Münzen... Als Falin dann schon mit einem herzerweichenden Rede<br />
anfangen will meint der <strong>Thorwal</strong>er: ”Nur keine Panik, es wird ja alles geteilt. Aber<br />
ich habe auch von dem wundersamen Talent der Zwerge gehört, alles was glänzt<br />
auf N<strong>im</strong>merwiedersehen verschwinden zu lassen!”<br />
Als Deion dann das Essen sieht fällt ihm ein, daß es schon lange her ist, das er<br />
seinem Magen etwas gegönnt hat. Also steckt er sich den Räucherspeck ein und<br />
sieht sich um, ob er nicht noch mehr eß- oder trinkbares findet. Er will etwas<br />
mitnehmen, denn die anderen werden best<strong>im</strong>mt auch Hunger haben. Doch bis<br />
auf getrocknete Erbsen, Zwiebeln und Mehl ist wirklich nichts mehr zu finden.<br />
Hoffentlich denken die ’Kleinen’ auch an etwas Eßbares und nicht nur an Gold!<br />
Dann macht er den Vorschlag, die Waffen mitzunehmen, um sie den Besitzern<br />
zurückzugeben, damit die sich nicht mehr so nackt fühlen müssen. Damit sind<br />
die anderen natürlich einverstanden - und so packt Deion die Waffen kurzfristig in<br />
sein Gepäck.<br />
”Wir sollten uns beeilen, Thamar,” sagt nebenan Jurge zu der Geweihten,<br />
während er schon das Arbeitsbuch in seiner Tasche unterbringt, um den anderen<br />
auf den Burghof zu folgen. ”Wir haben jetzt genug Informationen und müssen uns<br />
nur noch entscheiden, in welche Stadt wir Legolas’ Schwester bringen.” Auf dem<br />
Weg nach oben ruft Jurge den ’Schatzsuchern’ zu, daß sie sich beeilen sollen, da die<br />
Gruppe diesen Ort so schnell wie möglich verlassen muß! Als Deion das hört fragt<br />
er: ”Was ist, könnt ihr irgendwo eine Gehe<strong>im</strong>tür sehen oder Gold und Edelsteine<br />
riechen?” Doch niemand meldet sich mit einem interessanten Fundstück. So fährt<br />
der <strong>Thorwal</strong>er fort: ”Wenn nicht, sollten wir raufgehen, scheint so, die da oben<br />
wollen aufbrechen.”<br />
Rasch blättert Allerion oben auf dem Hof ein wenig in dem Buch herum, das<br />
ihm Sabu zugesteckt hat und findet ein paar Einträge über die Schwarze Wut, von<br />
der die Abenteurer berichteten, die aus Havena kamen. Er verstaut den Wälzer<br />
in seinem Rucksack, um ihn sicher aufzubewahren. Vielleicht, so denkt sich der<br />
Waldläufer, wird das Ding noch ganz nützlich sein. Dann geht er zu Legolas<br />
hinüber, der vor seiner Schwester hockt, legt ihm mitfühlend eine Hand auf die<br />
Schulter und ringt sich ein tröstendes Lächeln ab. ”Zwar verstehe ich nichts von<br />
212
Magie, Hexerei und dergleichen, aber wenn ich trotzdem irgendwas für dich oder<br />
Feyaria tun kann, dann laß es mich wissen. In Ordnung?” Ein paar Sekunden lang<br />
verharrt Allerion neben dem Elf und kramt in dem Kräutersäckchen an seinem<br />
Gürtel. ”Ich habe auch ein paar Tarnelen, Alraunen und vierblättrige Einbeeren<br />
anzubieten. Möglicherweise kann irgend jemand damit einen Heiltrank brauen!?!”<br />
Auch BonYar ist völlig überfordert. Sein Herz ist mit großer Traurigkeit erfüllt.<br />
Ihm ist, als handle es sich um seine eigene Schwester, obwohl er sie eigentlich gar<br />
nicht kannte. Insgehe<strong>im</strong> gibt er der Kleinen keine wirkliche Chance mehr, doch<br />
gibt er sich Mühe Legolas dies nicht spüren zu lassen und nach besten Kräften<br />
Zuversicht auszustrahlen.<br />
Wieder unter freiem H<strong>im</strong>mel versammelt Jurge beide Gruppen und erklärt den<br />
anderen, was Thamar und er herausgefunden haben. Die Augen BonYars heften<br />
an den Lippen des Magiers. Gespannt hält er unbewußt den Atem an. Gibt es<br />
etwa doch noch eine Hoffnung für Feyaria? Beinahe erleichtert ist er zu erfahren,<br />
daß es einen - aber nur einen Weg gibt: Magie! Ein Ritual an dem mehrere sehr<br />
fähige Magier mitwirken müssen ist vonnöten. Alleine ist es nicht möglich die<br />
erforderliche Arbeit zu tun... Der Magier persönlich rät Legolas seine Schwester<br />
nach Olport zu bringen, da die Magier der dortigen Akademie best<strong>im</strong>mt bereit<br />
sind, ihr zu helfen. ”Ich werde dich aber begleiten, egal wohin du dich wendest,<br />
wenn du meine Hilfe weiterhin wünscht,” fügt Jurge dennoch hinzu. Scheinbar zu<br />
allem entschlossen legt BonYar die Hand auf die Schulter des Elfen. ”Auch auf<br />
mich kannst Du zählen mein Freund.”<br />
Als Falin auch nach draußen kommt überlegt er sich, wo noch etwas zu holen<br />
sein könnte. Doch als er sich umsieht und nachfragt wird ihm klar, daß die anderen<br />
die restlichen Gebäude schon erfolglos abgesucht haben. Während er so grübelt<br />
hört er noch wie die anderen über eine Magierschule diskutieren. Er weiß zwar<br />
nicht, ob in Havena eine ist, aber sicher ist es die nächstgelegene Stadt, das heißt<br />
vielmehr, die welche am schnellsten zu erreichen ist. Das Buch mit der Schwarzen<br />
Wut sollten sich die Intelligenzbestien der Gruppe mal anschauen und einprägen,<br />
denn da scheinen sehr nützliche Infos drinzustehen. Auch Fyanna denkt in eine<br />
ähnliche Richtung. Auf den Vorschlag Jurges nach Olport zu reisen, reagiert sie<br />
mit einem Gegenvorschlag: ”Was ist mit dem Teleporter und Havena? Ich war<br />
noch nie in dieser großen Stadt, gäbe es dort nicht genügend Magier? Es wäre<br />
der schnellste Weg. Was mich betrifft, wäre ich natürlich bereit meine Göttin in<br />
diesem Ritual zu repräsentieren.” Dabei ist ihr allerdings nicht ganz klar das es in<br />
Havena eine Art Magieverbot gibt...<br />
Sabu hört sich die Sache mit der Heilung an. Aber ihm scheint, daß es noch<br />
genug Zeit gibt, eine kleine Abschiedsfeier zu veranstalten. So schlägt er denn<br />
vor: ”Wir sollten unser Versprechen einhalten und jetzt noch eine kleine Feier<br />
zu ehren unserer Gäste machen. Legolas: ich glaube nicht, daß es wegen Deiner<br />
Schwester auf ein paar Stunden drauf an kommt. Aber vielleicht sollten wir durch<br />
den Teleporter gehen, und dort nach Magiern schauen. Vielleicht kommen wir<br />
dann wieder durch den Teleporter zurück! Aber zuerst laßt uns feiern, auf Legolas<br />
Schwester!” Doch die Hexe sieht das anders: ”Sabu, <strong>im</strong> Augenblick bekäme ich<br />
keinen Bissen hinunter. Ich denke, wir sollten nach Havena gehen, Feyaria helfen<br />
213
und den anderen Kranken dort. Das seltsame Haus in dem das andere Tor des<br />
Teleporters liegt würde ich mir danach auch gerne genauer ansehen. Vielleicht<br />
finden wir dort Schätze..?”<br />
Legolas ist allen für ihre Anteilnahme sehr dankbar, jedoch verbessert sich seine<br />
St<strong>im</strong>mung erst wieder etwas, als er von Jurge erfährt, daß es für seine Schwester<br />
vielleicht doch noch Rettung gibt. Nach den Ausführungen Jurges grübelt er kurz<br />
nach und antwortet dann: ”Wahrscheinlich ist es wirklich das Beste nach Olport<br />
zu gehen. Wieviel es kostet meiner Schwester zu helfen ist mir egal. Ich würde<br />
sogar mein Leben opfern, um sie zu retten!” An Sabu gewannt meint Legolas:<br />
”Es tut mir leid Sabu, aber wir sollten besser gleich aufbrechen. Wer weiß, was<br />
uns auf dem Weg nach Olport noch erwartet?!” Auch Kaliope hört Jurge zu und<br />
sieht sich das Buch an, welches von der Schwarzen Pest handelt. Da niemand<br />
etwas dagegen hat, steckt sie es ein. Best<strong>im</strong>mt würde sich ihr Auftraggeber in<br />
Havena dafür interessieren! Als sie hört, wie Fyanna auf eine Magierakademie in<br />
Havena hofft, muß sie sie leider enttäuschen: ”In Havena herrscht ein generelles<br />
Magieverbot. Magier werden zwar geduldet, aber ich denke kaum, daß sich unter<br />
diesen Bedingungen viele Zauberer dort angesiedelt haben.” Als Allerion hört, daß<br />
nur ein komplexes, magisches Ritual der jungen Elfe helfen kann, und seine paar<br />
Kräuter scheinbar nutzlos sind, was die Situation angeht, steckt er den Beutel<br />
achselzuckend wieder zurück an den Gürtel.<br />
Dann benachrichtigt Legolas alle anderen, daß er aufbrechen will und verabschiedet<br />
sich von den Mitgliedern der zweiten Gruppe, die wahrscheinlich wieder<br />
nach Havena zurückkehren will. ”Vielleicht können wir die Feier ein anderes mal<br />
nachholen ...” meint er abschließend etwas wage. Gesagt, getan ... kaum hat sich<br />
Legolas von der anderen Gruppe verabschiedet, da holt er schon seine Pferde aus<br />
dem Stall und beginnt die Ausrüstung wieder aufzuladen.<br />
Deion, <strong>im</strong>mer noch unten <strong>im</strong> Keller, hat endlich alle Waffen eingesammelt und<br />
drängt jetzt nach oben, denn so wie es aussieht, gibt es hier nichts mehr zu holen<br />
und die anderen wollen sicher aufbrechen. Oben angekommen ruft er: ”Hey, wir<br />
haben dort unten einige Waffen gefunden. Wem gehören sie ? Oder wer kann<br />
davon etwas gebrauchen ?” Dabei legt er alles auf den Boden und begibt sich dann<br />
zu seinem Pferd, um es für die Reise fertig zu machen. ”Wie sieht es mit den<br />
Tieren aus, die wir hier gefunden haben? Möchte jemand eines davon haben?”<br />
Noch meldet sich niemand auf die Frage nach den Pferden - die Waffen sind erst<br />
einmal viel interessanter. So sieht er sich die Tiere schon einmal an und sucht<br />
sich dann noch eines als Ersatzpferd aus. Als Allerion den <strong>Thorwal</strong>er bemerkt,<br />
der einen Stapel Waffen auf den Boden entlädt, huscht ihm ein Lächeln übers<br />
Gesicht. Rasch durchsucht er den Haufen nach seinem Bogen und den Pfeilen. Als<br />
er alles findet bedankt er sich noch nachdrücklich bei Falin: die Axt ist wahrlich<br />
eine gute Waffe... Dann ruft er BonYar herbei! ”Heda, BonYar! Wollt Ihr nicht<br />
schauen, ob eine der Waffen die Eure ist?” Danach gesellt er sich wieder zu den<br />
Anderen, um zu hören, was sie als nächstes zu unternehmen gedenken! Durch den<br />
Zuruf seines Freundes wird der Halbelf aus seinen von Sorgen erfüllten Gedanken<br />
gerissen. Richtig, BonYar hat seine Waffen noch gar nicht wieder. Er geht zu<br />
Allerion herüber und wirft einen Blick auf die Waffen auf die dieser weist. Dabei<br />
214
fällt ihm ein, daß er das geliehene Wurfbeil unten hat liegen lassen, als er Hals über<br />
Kopf mit Legolas herausgestürmt war. Er blickt zu Kuno herüber um zu sehen,<br />
ob er die Waffe bereits von sich aus wieder aufgenommen hatte oder nicht. Doch<br />
er sieht es nicht. schon denkt er, daß er wohl oder übel hinab in den Keller laufen<br />
muß, doch dann entdeckt er es in dem Stapel: Deion hat alles mitgenommen,<br />
was dort unten an Waffen herumlag - und so kann der Halbelf erleichtert das Beil<br />
zurückgeben.<br />
Thamar hatte sich <strong>im</strong> Hintergrund gehalten, während die anderen diskutierten.<br />
Aber je länger sie zuhörte, um so mehr geriet sie in Wut. Nun trat sie vor und<br />
sprach voll Zorn: ”Ich verstehe Euch nicht! Die einen wollen erst ein kleines<br />
Gelage feiern, die anderen suchen unten nach verborgenen Schätzen und dauernd<br />
ist die Rede von Trennung. Ich habe den Eindruck, Feyaria und Legolas sind euch<br />
völlig egal. Noch dampft mein Schwert von dem Blut des Beschwörers, und ich<br />
würde gerne eine Pause machen, um es wieder reinzuwaschen und meiner Göttin<br />
zu danken. Aber während wir hier reden, leidet die Seele dieses Mädchens Qualen<br />
und ihr Körper beginnt zu zerfallen.” Mit blitzenden Augen schaute sie Sabu an,<br />
dann sprach sie weiter: ”Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir zu lange<br />
warten, wird Feyarias Seele für <strong>im</strong>mer verloren sein. Und wir werden vielleicht<br />
jede Hand benötigen. Wenn die Kranken, die von den anderen gesucht werden,<br />
durch den Teleporter kamen, dann sind sie nicht mehr in Havena, und hier sind<br />
sie offensichtlich auch nicht. Ihr könntet genau so gut weiter mit uns kommen,<br />
und ich würde mich darüber freuen.” Im Stillen dachte sie an die drei, die ihr<br />
gegen den Beschwörer so beigestanden hatten; sie würde diese gerne weiter an<br />
ihrer Seite wissen, aber Feyaria hatte jetzt absolute Priorität. ”Legolas! Du hast<br />
gehört, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um Feyaria zu retten. Du trägst<br />
die Verantwortung für sie, und Du mußt entscheiden, wohin wir uns wenden sollen.<br />
Aber entscheide schnell!” Und, indem sie mit einem kurzen Ruck ihre schwarzen<br />
Haare nach hinten warf: ”Und wer lieber Feste feiert, soll eben zurückbleiben.”<br />
Kaliope versteht, daß Legolas und Thamar nicht zum Feiern zumute ist. Und<br />
auch auf ihre Gruppe wartet in Havena ja noch reichlich Arbeit; sie ist daher für<br />
die Rückreise durch den Teleporter. ’Hoffentlich führt er überhaupt zurück!’ Doch<br />
als sie an den Teleport denkt, kommt sie wieder ins Grübeln: Hatten sie eigentlich<br />
schon einen Hinweis gefunden, zu welchem Zweck und von wem diese magische<br />
Einrichtung geschaffen wurde? ”Jurge und Thamar, ihr habt doch die Aufzeichnungen<br />
des Beschwörers studiert, nicht wahr? Fanden sich darin Hinweise auf den<br />
Teleporter, oder ob er von diesen Schergen benutzt wurde? Die Gefangenen wurden<br />
ja wohl auf ”konventionelle” Art hier in der Gegend gemacht, oder? Ist irgend<br />
jemandem hier in der Burg ein Gegen stand oder etwas anderes aufgefallen, was<br />
auf Kontakt zu Havena hindeutet? Zu dumm, daß dieser hitzköpfige Nachwuchsmagier<br />
Rhenjo schon verschwunden ist... Vielleicht hätte er mal etwas nützliches<br />
tun und etwas Licht in die Sache bringen können...” Doch die Angesprochenen<br />
haben nichts dergleichen gesehen. Seltsam. Ob sie wohl noch etwas übersehen<br />
haben..?<br />
Kuno weiß nicht so recht, was er tun soll. In der Burgruine gibt es wohl<br />
nichts mehr für ihn zu tun, Legolas Schwester kann er auch nicht helfen, und<br />
215
mit den thorwalschen Magiergilden kennt er sich schon überhaupt nicht aus. So<br />
wird er schlicht und einfach Legolas begleiten und hoffen, das sich dieser schon<br />
richtig entscheiden werde. Immerhin gefiel ihm der Gedanke, endlich wieder in eine<br />
größere Stadt zu kommen, das Landleben war wohl doch nicht sein Fall. Cantos<br />
weiß ebenso wenig über Magie, deshalb kann er auch keine Vorschläge machen, wo<br />
der Schwester von Legolas geholfen werden kann. Er macht sich deshalb nützlich<br />
wo es geht. Wohin seine Gefährten auch gehen wollen, er geht mit ihnen.<br />
Legolas, über Sabus’ Haltung enttäuscht, blickt diesem mit einem Blick, der<br />
von tiefer Traurigkeit und starkem Schmerz durchdrungen ist direkt in seine Augen<br />
bis zum Grund seiner (aus Goldklumpen bestehenden?) Seele hinab. Einem tiefen<br />
Seufzer, läßt er einige isdirische Wörter folgen: ”Wenn jemand in Höhlen lebt und<br />
nie das Licht der Sonne erblickt, wie soll dann Licht in seine Seele kommen?!”<br />
Doch Sabu versteht ihn nicht. Und das ist wohl auch besser so. Langsam und<br />
beherrscht wendet er sich von Sabu ab und fragt Jurge: ”Dieses Havena ... gibt<br />
es in diesen Städten des Südens überhaupt keine Akademien? Vielleicht kommen<br />
wir schneller über diesen Teleporter zu einer Akademie?!” Da fühlt sich Thamar<br />
angesprochen: Havena liegt nicht so weit <strong>im</strong> Süden, wie Du zu denken scheinst:<br />
Es liegt an der Küste südlich von Nostria. Also noch nördlich meiner He<strong>im</strong>at:<br />
dem lieblichen Feld. In meiner He<strong>im</strong>at kenne ich an Akademien nur Grangor und<br />
Kuslik. Aber beide sind mehr als 400 Meilen von Havena entfernt. In anderen<br />
großen Städten wie Gareth sind best<strong>im</strong>mt auch Akademien - aber die sind auch<br />
nicht näher an Havena...<br />
Legolas meint: ”Ich will so schnell wie möglich aufbrechen, doch was hilft es,<br />
wenn wir noch nicht einmal wissen, wohin wir nun wirklich gehen? Solange ich<br />
nicht über diese sogenannten Magierakademien Bescheid weiß, kann ich auch nicht<br />
entscheiden, wohin wir uns wenden sollen!” und fügt mit fester St<strong>im</strong>me hinzu: ”Ich<br />
würde mein Leben opfern um meine Schwester zu retten!”<br />
Da Falin einsieht, daß der Gesundheitszustand der jungen Elfin keine Verzögerung<br />
zuläßt, n<strong>im</strong>mt er es der anderen Gruppe wirklich nicht übel, wenn das versprochene<br />
Gelage nicht stattfindet. Er verabschiedet sich ausgiebig von allen und begibt sich<br />
dann mißtrauisch in den Teleporter. Doch dann hört er plötzlich Huy: ”Wir sollten<br />
wirklich der Schwester erst mal weiterhelfen, also ich gehe dieses neue Abenteuer<br />
ein, weil ich echt glaube, unsere Aufgabe in Havena läuft uns nicht davon, weil wir<br />
es scheinbar mit einem Zeitparadoxum zu tun haben... ein Menschenleben gegen<br />
eine ganze Welt, das ist eine Entscheidung, eine ganze Welt gegen eine Endscheidung...<br />
doch ich ”glaube!” daran, das es ”RICHTIG” ist, daß das Leben, die Seele<br />
der Schwester zu retten, wichtiger ist... das Leben Aventuriens kommt danach...<br />
ich gehe mit nach Olsdorf, oder wie das Nest heißt...<br />
Sabu hat es gar nicht gerne, wenn man so von der Seite angefahren wird. Er<br />
dreht sich zu Thamar um und antwortet Ihr in einer sehr gereizten Art (seine Wut<br />
noch knapp unterdrückend): ”Oh Thamar, natürlich, wir alle laufen sofort los.<br />
Kopflos und wütend, wie Du es bist. Das wird sicher das Beste sein. Aber hast Du<br />
noch nicht daran gedacht, daß wenn man so eine weite Distanz laufen muß, daß<br />
man dann auch ausgeruht und verpflegt sein muß ? Wir haben doch <strong>im</strong>merhin<br />
vorhin gekämpft. Und die andere Gruppe hat noch einen riesigen Kohldampf.<br />
216
Also, was dagegen spricht, daß wir uns zuerst verpflegen, daß weiß ich überhaupt<br />
nicht. Und dann sollen wir wieder alle brav hinter den Pferdchen nachlaufen und<br />
dafür sorgen, daß wir nicht vorwärtskommen? Wo wir es doch so eilig haben?”<br />
Zu diesem Zeitpunkt hat sich seine Rede von gereizt in blanken Spott gewandelt.<br />
Doch dann wird er ernst und wendet sich an Legolas: ”Freund, ich glaube, wir<br />
sollten uns zuerst verpflegen. Und dann nehmen Du und ich 6 Pferde, wenn die<br />
anderen uns Ihre zur Verfügung stellen, und reiten mit Ihnen alleine den Weg<br />
zurück, den wir gekommen sind, wenn wir auf 3 Pferden reiten, können sich 3<br />
Pferde <strong>im</strong>mer ausruhen. Ich glaube, so kämen wir am schnellsten voran. Und die<br />
anderen können uns dann in Ruhe folgen.” Zufrieden mit sich wendet sich Sabu<br />
von dieser Diskussion ab, ohne noch auf eine Antwort zu warten, ruft Tira, die<br />
eilig herbeispringt, und verpflegt sich und seine Zwergenfreunde anschließend.<br />
Bei Sabus Worten wollte Thamars Zorn erneut aufflammen, doch diesmal hatte<br />
sie sich besser in der Gewalt. So ruhig sie es vermochte, erklärte sie dem Zwerg:<br />
”Als wir hierher kamen, war keine Eile notwendig, und wenn Du Dich erinnerst,<br />
sind wir mit den Maultieren auch kaum schneller gewesen als zu Fuß. Als ich<br />
hingegen vorhin voranstürmte, ging es um ein Menschenleben. Das war mir wichtig<br />
genug - du magst das anders sehen. Jedenfalls wäre Feyaria jetzt möglicherweise<br />
bereits verloren, wenn nicht einige von uns sich ein Herz gefaßt und das Ritual<br />
unterbrochen hätten. Und auch jetzt ist sie noch in höchster Gefahr, und das ist<br />
mir tatsächlich wichtiger als mein eigener Schlaf. Eine Seele ist viel mehr wert als<br />
unsere Bedürfnisse.” Dann fügte sie noch zwei Sätze in Rogolan hinzu: ”Im übrigen<br />
erwarte ich von dir, daß du einer Geweihten den nötigen Respekt entgegenbringst.<br />
Ohne Hesindes Hilfe wäre unser Kampf gegen den Beschwörer böse ausgegangen,<br />
und wir brauchen ihre Hilfe vielleicht noch dringend.” Der Zwerg hat sich scheinbar<br />
schon genug in die Nesseln gesetzt. So ist er gemütlich und hört sich an, wie die<br />
Anderen ziellos <strong>im</strong> Zeugs rumdiskutieren. Allerdings ist ihm bei dem Gedanken,<br />
durch dieses Höllending zu gehen, nicht sehr wohl. Aber vermutlich würde er es<br />
für Legolas tun. Aber was, wenn sie auf der anderen Seite diese ”schwarze Pest”<br />
erwartet? Wäre dann nicht alles in Frage gestellt?<br />
Doch Thamars Laune besserte sich schlagartig, als sie hörte, daß Huy sie weiter<br />
begleiten will. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, aber eine gewisse Scheu hielt<br />
sie zurück. So blieb es bei einem dankbaren Blick. ”Der Vorschlag, durch den<br />
Teleporter zu gehen und von Havena aus mit dem Schiff weiterzureisen, erscheint<br />
mir als sehr vernünftig. Wir sollten also schleunigst herauszufinden versuchen, ob<br />
es so funktionieren kann.”<br />
”Ich kenne mich noch nicht so sehr aus in der Welt der Menschen, aber Havena<br />
ist doch eine Hafenstadt, oder?” Mit ruhiger St<strong>im</strong>me wendet der Halbelf sich an<br />
Legolas und seine ’Berater’. ”Ich habe zwar noch <strong>im</strong>mer nicht begriffen was ihr<br />
<strong>im</strong>mer mit diesem Teleporter meint, aber wenn ich euch richtig verstanden habe,<br />
könnten wir über dieses Ding ganz schnell nach Havena gelangen. Ich habe in<br />
<strong>Thorwal</strong> ein Schiff gesehen, was nach Havena aufgebrochen ist. Wir könnten doch<br />
versuchen von Havena aus ein Schiff nach Olport zu bekommen. Ich bin erst vor<br />
kurzem selber mit einem Schiff aus dem fernen Riva nach Olport gelangt. Schneller<br />
kann man sich nicht fortbewegen! Vielleicht ist dieser Teleporter Feyarias einzige<br />
217
Chance!”<br />
Auch Fyanna wendet sich an Legolas. Sie blickt ihm fest in die Augen: ”Ich<br />
denke, Sabu hat vielleicht doch recht. Ihr solltet eine Nacht ruhen, Euch stärken<br />
und dann morgen ganz früh nach Olport aufbrechen. Nehmt alle Pferde mit, wir<br />
werden Euch zu Fuß folgen. Vorher sollten wir jedoch für Feyaria eine Schlepptrage<br />
bauen.” Etwas niedergeschlagen antwortet Legolas darauf: ” Eigentlich will ich<br />
sofort aufbrechen, aber Du und die anderen haben natürlich recht ... also ruhen<br />
wir uns erst einmal etwas aus.” Und fügt hinzu: ”Das mit Olport müssen wir auch<br />
noch genauer besprechen ... vielleicht sind die dort gar nicht in der Lage meiner<br />
Schwester zu helfen?!”<br />
Die Hexe schaut sich suchend nach 2 langen Stangen um. Plötzlich schießt<br />
ihr ein Gedanke durch den Kopf:” Sagt mal, diese seltsame schwarze Kutsche hat<br />
keiner von Euch gesehen oder?” Sie sieht sich <strong>im</strong> Burghof um, wo die Kutsche<br />
stehen könnte. Dann hat sie eine Idee: Im Stall hatten sie sich so gründlich ja<br />
gar nicht umsehen. Nur nach möglichen Feinden wurde dort gesucht... So geht sie<br />
noch mal hinein und sieht sich gründlicher um. Und tatsächlich. Zwischen den<br />
Heuballen und einigen Getreidesäcken findet sie die Kutsche sorgfältig mit Planen<br />
abgedeckt. Aber es wirkt nicht, als ob sie versteckt werden sollte - eher wohl sollte<br />
sie gegen diesen allgegenwärtigen Schmutz dieses Stalles geschützt werden... Als<br />
sie die Kutsche inspiziert stellt sie fest, daß sie scheinbar unbeschadet ist. Geeignet<br />
für 4 Personen, den Kutscher nicht mitgerechnet. Mehr Fahrgäste dürften nicht<br />
unbedingt bequem mehr sein. Aber trotzdem: Darin sollte Feyaria relativ bequem<br />
ihr Ziel erreichen können.<br />
Anscheinend herrscht <strong>im</strong>mer noch Unschlüssigkeit darüber, welcher Weg nun<br />
einzuschlagen ist. Nun, denkt sich Allerion, da ich sowieso nicht über irgendwelche<br />
Magierakademien in irgendwelchen Städten Bescheid weiß und all die Anderen<br />
sich schon darüber streiten, was zu tun sei oder wohin es gehen solle, halte ich<br />
mich besser raus. Die letzte Entscheidung liegt eh bei Legolas, er wird schon<br />
wissen, was das Beste ist für Feyaria! Der Waldläufer hat fürs Erste genug von<br />
all dem Wirrwarr. Zwar empfindet er aufrichtiges Mitleid für den Elfen und seine<br />
Schwester, aber was kann er selbst schon für die Beiden tun. Die Anderen würden<br />
sich schon einigen. Unauffällig zieht sich Allerion ein paar Meter zurück und<br />
macht einige Zielübungen mit seinem Bogen (natürlich verschießt er keine Pfeile).<br />
Wenn die Abenteurer erst mal so weit sind, daß sie wissen wohin sie wollen, wird<br />
der Waldläufer seine Entscheidung für sich alleine treffen! Bisher war er halt ein<br />
Einzelgänger, und so schnell kann er sich das auch nicht abgewöhnen...!<br />
Deion derweil versucht ein gutes, kräftiges und nicht zu störrisches Pferd auszusuchen.<br />
Doch er kann be<strong>im</strong> besten Willen keine größeren Unterschiede feststellen. So<br />
n<strong>im</strong>mt er einfach das erstbeste, dann geht er zu den Anderen und erinnert sie an<br />
die restlichen Pferde, denn er kann sich erinnern, daß nicht alle <strong>im</strong> Besitz eines<br />
Reittieres sind. Dann fragt er, ob nun feststeht, wohin wir gehen. Er hat so nebenbei<br />
mitgehört und die Idee mit diesem Tele-Dings nach Havena und von dort mit<br />
einem Schiff in eine Stadt mit Magiergilden hört sich für ihn am vernünftigsten<br />
an. Außerdem vermißt er das Meer! Aber es ist Legolas’ Entscheidung...<br />
”Statt erst nach Havena zu gehen und von dort ein Schiff nach Olport zu<br />
218
nehmen ist es vielleicht schneller, wenn wir uns von hier aus direkt zur Küste<br />
begeben. Wir werden sicherlich ein kleines Schiff finden, daß uns nach Olport<br />
bringt.” wiederholt Jurge. Sabus Vorschlag, daß zwei Leute mit allen Pferden<br />
voraus reiten sollten, teilt Jurge nicht. ”Schließlich ist es noch <strong>im</strong>mer eine lange<br />
Strecke und da wäre es zu gefährlich in so einer kleinen Gruppe zu reisen.” Er hält<br />
den anderen vor, daß die Strecke nach Olport wirklich ’nur’ 300 Meilen sind. Nun<br />
gut - genau genommen müssen wohl ungefähr 400 Meilen zurückgelegt werden.<br />
Schließlich muß ein Schiff nicht über Land segeln. Doch für ein Schiff ist das keine<br />
Entfernung. Schließlich kann das in einer Stunde so weit fahren, wie ein Mensch<br />
an einem Tag laufen kann...<br />
Nachdem Legolas mit Fyanna gesprochen und auch Jurge angehört hat, geht er<br />
zu Thamar und erkundigt sich bei ihr nach den Magierakademien weiter <strong>im</strong> Süden.<br />
Nach einigen gezielten Fragen werden ihm die Alternativen langsam klar: Prem -<br />
Havena; das sind ungefähr 400 oder 500 Meilen. Von Havena nach Kuslik wären es<br />
noch mal 300 oder 400 Meilen... Von Kuslik nach Vinsalt sind es keine 200 Meilen<br />
- über eine Reichstraße wohlgemerkt. Von dort aus geht es weiter nach Punin<br />
best<strong>im</strong>mt 400 Meilen <strong>im</strong>mer auf der Reichstraße entlang des Yaquir... Wie lange<br />
das mit dem Schiff dauert? Da kann Deion und Jurge weiterhelfen: 160 Meilen am<br />
Tag sind keine Schwierigkeit für ein Drachenschiff - selbst bei ungünstigem Wind<br />
würde eine derartige Fahrt vielleicht nur 3 bis 4 Tage dauern. Die Entfernung<br />
ist daher das geringere Problem. Doch die Frage ob es dort Akademien gibt, die<br />
möglicherweise ausreichend qualifizierte Magier haben wird schwieriger...<br />
Im lieblichen Feld kennt sie einige: Neben Kuslik und Vinsalt ist natürlich<br />
noch Grangor, Bethana, Belhanka und Methumis zu nennen - <strong>im</strong> übrigen alles<br />
Hafenstädte. Natürlich ist da auch noch Punin. Da war Thamar zwar noch nie,<br />
aber das soll die größte Akademie sein, die es gibt...<br />
Die wichtigsten Informationen sind diese: Kuslik hat zwei Richtungen: eine<br />
hat sich auf Ant<strong>im</strong>agie spezialisiert und ist auch etwas größer, die zweite auf<br />
die Verwandlung von Lebewesen. Dieser Zweig ist kleiner. Allerdings gibt es<br />
noch ein unabhängiges Institut der arkanen Künste dort. Vinsalt legt mehr Wert<br />
auf heilerische Magie, ist aber wesentlich kleiner. Grangor bringt besonders Illusionisten<br />
hervor. Außerdem soll die Akademie etwas kleiner sein. Bethana ist<br />
eine kampfmagische Schule die Magier für das ganze Reich hervorbringt - und dementsprechend<br />
groß ist. Belhanka auf Bewegung spezialisiert und auch recht weit<br />
bekannt. Methumis betont besonders hellsichtige Talente und ist wirklich groß.<br />
Punin ist für die hohe Qualität der Ausbildung bekannt. Dorthin kommen nur die<br />
Besten der Besten - meist mit Empfehlungen der anderen Akademien...<br />
Noch ist sich Legolas nicht einig: Dem Teleporter steht er sehr mißtrauisch<br />
gegenüber, da es zum einen unsicher ist, ob er zuverlässig arbeitet und vor allem<br />
hatte die andere Gruppe etwas von einer Zeitverschiebung erzählt?! Sein derzeitiger<br />
Plan lautet also: zur nächsten Küstenstadt mit Hafen reisen und von dort aus<br />
ein Schiff nach Kuslik nehmen..<br />
Aufmerksam hört Huy sich die Planung an, doch dann gesellt er sich zu Sabu,<br />
setzt sich und ruht sich etwas aus. Als er sich seinem neuem zwergischem Freund<br />
zuwendet wird der Geweihten bewußt, wie sehr sie sich freute, daß Huy sie weiter<br />
219
egleiten will. Ein klein wenig wird sie rot bei dem Gedanken, daß sie ihn beinahe<br />
umarmt hätte... Sie dachte schon es wäre unbemerkt geblieben, doch Huy hat über<br />
die Schulter ’geschmult’ und fühlt sich warm und wohl. Warum diese Sympathie<br />
da ist, weiß er zwar nicht, doch er genießt es.<br />
Doch dann wendet sich Huy ganz Sabu zu. Viel beitragen kann er ja zu der<br />
nötigen Planung nicht, dazu weiß er zuwenig von Magieschulen. So möchte er<br />
etwas mit seinem neuen Freund plaudern: ”Weißt Du, Sabu, laß mal, es wird<br />
schon ein Weg gefunden werden.” und grinst breit und schief. ”Nur schade, das<br />
es ein schlechter Zeitpunkt zum Feiern und Ausruhen ist, doch das holen wir<br />
nach! Immerhin will uns Thamar auch einen ausgeben, und Geweihte halten ja ihr<br />
Wort.” erneut grinst er breit. ”Der Gedanke an ein Schiff bereitet mir zwar etwas<br />
Unbehagen, wo das doch nicht unsere Welt ist, doch es verspricht interessant zu<br />
werden. Hoffentlich können wir was erreichen, nur noch eine leere Hülle ohne Seele<br />
zu sein...” er schaudert bei dem Gedanken und blickt nachdenklich drein.<br />
Da auch Deion zu dieser Diskussion nichts beitragen kann, will er sich zurückziehen<br />
und etwas ausruhen. Huy bemerkt das und ruft grinsend: ”Hehe, komm zu den Zwergen!”<br />
Doch der <strong>Thorwal</strong>er hat quasi Bedenken: ”Und dann?” Allerdings kann er<br />
sein Grinsen kaum unterdrücken - und so ist allen schnell klar, daß er es nicht allzu<br />
ernst meint. Doch er versucht es trotzdem: ”Ich hoffe, ihr habt eigene Vorräte und<br />
macht Euch nicht über meine her!” Doch irgendwie ist Deion mit der Runde noch<br />
nicht zufrieden. ’Vielleicht kann ich Kaliope finden und mich etwas mit ihr unterhalten<br />
und ihr noch ein oder zwei Bierchen spendieren. Sollte sie Hunger haben,<br />
würde ich auch den Räucherspeck mit ihr teilen...’ Suchend blickt er umher. Doch<br />
da fällt ihm etwas viel dringenderes ein: ”Wo steckt eigentlich Cantos?” Von der<br />
anderen Seite des Hofes ertönt ein: ”Hier bin ich.” Und schon gesellt sich Cantos<br />
zu Deion und den Zwergen. ”Ein gemütlicher Plausch und ein Faß Bier wären jetzt<br />
genau das richtige. Vielleicht können wir ja auch das ein oder andere Liedchen<br />
trällern.” Doch Deion blickt <strong>im</strong>mer noch suchend ’rum: Hier ist zwar jetzt jemand,<br />
mit dem er sich entweder unterhalten kann oder der vielleicht sogar ein Kartenspiel<br />
mit ihm wagt. Doch wo ist Kaliope? Als könnte Huy Gedanken lesen: ”Kaliope<br />
kommt best<strong>im</strong>mt auch zu ihrem lieben Freund Huy!” zwinkert er dem <strong>Thorwal</strong>er<br />
zu. ”Na mal sehen. Wo ist sie denn?” Und wirklich: der Zwerg hat recht: Da hat<br />
Kaliope best<strong>im</strong>mt nichts dagegen! Allerdings ist sie etwas geistesabwesend, denn<br />
sie beschleicht ein Gefühl, als ob sie etwas wesentliches übersehen oder vergessen<br />
hätte Kaliope will durch den Teleporter zurück nach Havena, ohne allzuviel Zeit<br />
zu verlieren. Sie will allerdings die Entscheidung der anderen ab warten, bevor<br />
sie aufbricht. Huy sitzt derweil einfach da, entspannt und plaudert ein wenig...<br />
”Kommst doch alle her!” meint er grinsend zu den restlichen Umherstehenden. So<br />
gesellt sich auch Kuno zu den Zwergen und wartet ab, was bei den Beratungen von<br />
Legolas, Thamar und den anderen herauskommt. Und hat Deion nicht gerade ein<br />
Kartenspiel vorgeschlagen? Da läßt sich Kuno natürlich nicht zwe<strong>im</strong>al bitten...<br />
Sabu genießt die paar Minuten, die er mit Huy und den Anderen gemütlich<br />
zusammen sitzen kann und spielt so neben den interessanten Gesprächen mit Tira.<br />
Auch Nostradamus scheint es in der herumliegenden Tasche von Fyanna langweilig<br />
zu werden. Und so gesellt sich der kleine schwarze Kater bald zu der Hündin.<br />
220
Schnell entwickelt sich ein rasanten Fangenspiel - doch wenn der eine den anderen<br />
einholt wird jedesmal deutlich, daß es wirklich nur ein Spiel ist...<br />
Fyanna teilt das Mißtrauen von Legolas gegenüber dem Teleporter. Daher<br />
befreit sie die Kutsche von den schützenden Planen und ruft nach draußen, daß<br />
sie die Kutsche gefunden hat und Hilfe be<strong>im</strong> Herausziehen braucht. Sie sucht nach<br />
dem Zaumzeug und ist erfreut festzustellen, daß die gesamten benötigten Sachen<br />
sorgfältig <strong>im</strong> Fußraum des Kutschbockes verstaut wurden. Schnell verschafft sie<br />
sich einen Überblick und sieht, daß alle vier gefundenen Pferde nötig sind um die<br />
Kutsche zu ziehen. Als Legolas den Ruf der Hexe hört eilt er sogleich zu ihr um<br />
ihr be<strong>im</strong> Hervorholen zur Hand zur gehen.<br />
Allerion fährt schulterzuckend und mit einem leisen Seufzer mit seinen Zielübungen<br />
fort. Man scheint sich <strong>im</strong>mer noch nicht vollkommen sicher zu sein, wohin es nun<br />
gehen soll, ob sich beide Gruppen wieder trennen, oder ob sie vielleicht doch noch<br />
zusammen bleiben wollen. Wenn sie weiterhin so lange diskutieren, denkt sich<br />
der Waldläufer, wird für die arme Feyaria jede Hilfe zu spät kommen. Allmählich<br />
sollten sich seine neuen Mitstreiter wirklich zu einer Entscheidung durchringen...<br />
Der Magier läßt sich die verschiedenen von Thamar aufgezeigten Alternativen<br />
durch den Kopf gehen. Von den Städten <strong>im</strong> Lieblichen Feld hält Jurge Kuslik<br />
für die einzige sinnvolle Alternative: ”Wenn wir an einer Akademie Hilfe finden,<br />
dann in Kuslik. Wahrscheinlich sind die dort ansässigen Magier sogar besser in der<br />
Lage deiner Schwester zu helfen, als die Magier in Olport, Legolas.” Der Elf nickt.<br />
”Dann brechen wir am besten gleich <strong>im</strong> Morgengrauen nach Prem auf ... ich will<br />
nicht unnötig Zeit verlieren!” Doch der Magier hat noch weiter überlegt: ”Und<br />
mit der Kutsche ist der Weg bis zurück nach Prem auch nicht so weit. Außerdem<br />
können wir die Kutsche dann in Prem verkaufen, da wir vermutlich viel Geld<br />
brauchen, um die Heilung von Legolas Schwester zu bezahlen.” Legolas schüttelt<br />
verständnislos den Kopf: ”Immer diese Menschen mit ihrem Geld ... sogar aus<br />
der Not anderer schlagen sie Profit.” Doch da meint Thamar ”Wir hatten vor<br />
kurzem - ähh - größere Einnahmen. Wir werden das Geld für die Behandlung<br />
schon aufbringen; einzig der Zeitfaktor sollte unsere Überlegungen treiben!”<br />
Das sieht der Firnelf selbstverständlich genauso: ”Da Kunsklik (oder so) scheinbar<br />
die beste Lösung zu sein scheint, entscheide ich mich für die Überfahrt mit dem<br />
Schiff zum lieblichen Feld.” Dann meint er abschließend: ”Niemand ist verpflichtet<br />
mich zu begleiten ... ich freue mich jedoch über jeden, der mich begleiten will.”<br />
Nach einem für einen Elfen angemessenen Abendessen zieht er sich in ein ruhiges<br />
Eck zurück und meditiert. Für ihn gibt es <strong>im</strong> Augenblick noch nichts zu feiern.<br />
Zwar hat er seine geliebte Schwester nun endlich gefunden, aber was ist schon ein<br />
Körper ohne Seele?!<br />
Doch dann scheint Thamar einen Entschluß zu fassen. Sie legt Legolas die<br />
Hand auf den Unterarm: ”Legolas, ich habe eine Idee, die uns vielleicht weiterhelfen<br />
kann. Aber ich muß mich dafür eine Weile zurückziehen. Faßt bitte keine<br />
endgültigen Entschlüsse, bevor ich nicht wieder bei euch bin.”<br />
Dann zieht sie sich in einen ruhigen Raum des Gebäudes zurück und begibt<br />
sich in ihre Gebetshaltung. Plötzlich waren ihr wieder die Worte ihres alten<br />
Lieblingslehrers Mergor eingefallen: ”In höchster Not sind Geweihte in der Lage,<br />
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telepathischen Kontakt untereinander aufzunehmen. Wenn du jemals meine Hilfe<br />
brauchst, liebe Thamar, dann rufe mich, und ich werde dir zur Seite stehen.” Sie<br />
wartete, bis sie die nötige innere Ruhe für das Gebet verspürte. Dann sprach<br />
sie: ”Große Hesinde. Ich danke Dir für Deinen Beistand <strong>im</strong> Kampf; ich hoffe, in<br />
meinem Tun Deine Billigung gefunden zu haben und darum wage ich es, mit einer<br />
weiteren Bitte vor Dich zu treten. Zwar bin nicht ich in Not; doch die Gefahr<br />
für dieses junge Mädchen ist <strong>im</strong>mer noch groß, und es kann nicht Dein Wille sein,<br />
daß das unschuldige Wesen für <strong>im</strong>mer verloren ist. Hilf mir, und ich werde mich<br />
dankbar erweisen. Dem ersten, der mich in Deinem Tempel um Hilfe bittet, werde<br />
ich zu helfen versuchen, was <strong>im</strong>mer sein Wunsch sein wird.”<br />
Nach diesem Schwur stellt sie sich Mergors Gesicht <strong>im</strong> Tempel von Neetha<br />
vor. Sie hofft, daß wenn sie ihn erreichen könnte, er ihr sagen würde, wo Hilfe<br />
gefunden werden kann. Und vielleicht kann er sogar einen Boten dorthin schicken,<br />
der ihre Ankunft melden und das Ritual vorbereiten kann. Sie wartet in bangem<br />
Hoffen mit geschlossenen Augen. Sie weiß gar nicht genau wie lange schon, als sie<br />
plötzlich den Eindruck hatte, eine vertraute St<strong>im</strong>me zu vernehmen: ”Sei gegrüßt<br />
meine Tochter <strong>im</strong> Geiste.” Ganz kurz fühlte sie das Alter auf ihre Knochen und<br />
sie spürte das Wissen ihres Mentors. Ja, es ist ihr ganz klar, daß die Wahl nur<br />
zwischen der Halle der Ant<strong>im</strong>agie zu Kuslik oder der Academia der Hohen Magie<br />
und Arcanes Institut zu Punin fallen kann. Für die ’Accademia Contramagica<br />
Kusliensis’ spricht ganz eindeutig die Ausrichtung und die enge Verbundenheit<br />
mit dem dortigen Hesindetempel. Dort würde sie gewiß Hilfe und Unterstützung<br />
finden. Auch die Anzahl der dortigen Lehrmeister - elf an der Zahl - läßt hoffen, daß<br />
genügend fähige Magier zu finden sind. Doch Punin ist vom Fachgebiet fast noch<br />
besser geeignet: ist doch die Academia Arcomagica Scholaque Arcania Puniensis<br />
eine der weniger Orte des Wissens über das Dunkle Zeitalter... Doch ist diese<br />
Akademie keinem Hesindetempel so nah wie die Kusliker Akademie. Und auch<br />
sonst ist es schon schwierig dort überhaupt vorgelassen zu werden...<br />
Dies alles erkennt Thamar als wüßte sie es schon seit Jahrzehnten. Das Wissen<br />
Mergors scheint plötzlich ihres zu sein. Die Entscheidung ist schwierig - ist<br />
doch Punin mit den 12 Lehrmeistern doch der beste Kandidat. Doch würde sie<br />
dort auf Hilfe hoffen können? Doch so oder so: der schnellste Weg nach Punin<br />
führt letztendlich über die See nach Kuslik oder Bethana und von dort aus der<br />
Reichsstraße folgend nach Punin. Daher würden sie sowieso erst einmal per Schiff<br />
reisen müssen. Und dann wird ihr noch etwas klar: Die Zeitverschiebung! Die Zeitangabe<br />
von zwei Monaten muß sich schließlich nicht auf den Erhalt des Körpers<br />
beziehen, sondern vielleicht auch auf den der Seele. Und da die Seele nicht durch<br />
den Transporter gehen würde, wäre allein dadurch vielleicht schon wertvolle Zeit<br />
verloren...<br />
So geht sie mit dem für sie neuem - und doch so altem Wissen zu Legolas und<br />
erläutert die Gedanken. Huy blickt sie grübelnd an, ist er doch momentan auf<br />
Götter und deren Hilfe nicht sonderlich gut zu sprechen. Thamar bemerkt das<br />
wohl, und sie wollte sich doch sowieso mal länger mit ihm unterhalten. Aber das<br />
muß <strong>im</strong> Moment wohl noch warten, sind doch drängendere Fragen zu klären....<br />
Da Kaliope daraufhin einen sehr nachdenklichen Eindruck macht, versucht<br />
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Deion, sie etwas aufzuheitern. Doch dies erweist sich als unnötig. Es liegt nur an<br />
dem Entschluß, den sie gefaßt hat: sie geht zurück in den Teleporter. Schließlich<br />
ist Havena noch nicht gerettet! Als Deion das hört, bedauert er es besonders!<br />
Doch es bleibt ihm nichts übrig als sich von ihr zu verabschieden. Dabei läßt er<br />
es sich natürlich nicht nehmen, sie zum Abschied in die Arme zu nehmen! Auch<br />
ihr wünscht er alles Gute für die Zukunft. Kaliope geht schon zu Transporter und<br />
dreht sich herum, um zu sehen, wer ihr folgt.<br />
BonYar schaut Kaliope an und überlegt kurz, wohin ihn seit Weg führen soll.<br />
Nun: Legolas hat sich also entschieden. Auch für den Halbelf gibt es <strong>im</strong> Grunde<br />
keine Frage, daß er ihn und seine Schwester begleiten wird. Etwas in sich gekehrt<br />
läßt er die letzten Tage noch einmal vor seinem inneren Auge passieren. Zunächst<br />
reiste er tagelang mit einem Schiff und sah zum ersten mal eine Stadt der Menschen.<br />
Dann wurde er kurz darauf niedergeschlagen, eingesperrt und zusammen<br />
mit Allerion gelang es ihm die Wachen zu überrumpeln. Plötzlich tauchten diese<br />
Leute auf und gleich darauf kämpfte er gegen einen Zauberer. Er hat kaum einen<br />
Grund mit nach Havena zu gehen: Von dem Buch und er Krankheit hat er nicht<br />
viel mitbekommen und keiner hat ihn je gefragt, ob er mit nach Havena kommen<br />
möchte um eine Wut zu bekämpfen - abgesehen von dem Redeschwall eines <strong>Thorwal</strong>ers<br />
gleich zu Beginn. Als seine Gedanken auf Allerion fielen, ging er zu seinem<br />
Freund herüber. ”Allerion. Was wirst Du machen? Begleitest Du Legolas und<br />
seine Schwester?” Der Waldläufer kann dem Halbelf ansehen, daß er wohl morgen<br />
früh mit aufbrechen wird und ein Hauch von Abschied liegt in seinem Gesichtsausdruck.<br />
Oder will er ihn mit diesem Blick dazu bewegen ebenfalls mitzukommen?<br />
Allerion schaut einige Momente verlegen auf seine Stiefel hinab, dann läßt<br />
er seinen Blick an BonYar vorbei über die Anderen schweifen. Er kannte sie<br />
alle erst einige Minuten, aber dennoch waren sie ihm nicht unsympathisch. Am<br />
meisten jedoch konnte er BonYar leiden, hatte er doch mit dem Halbelf während<br />
seiner kurzen Gefangenschaft ein enges Band der Freundschaft knüpfen können.<br />
Schließlich schüttelte der Waldläufer ein wenig traurig den Kopf. ”Tut mir leid<br />
mein Freund, aber ich glaube ich werde nicht mitkommen. Es begleiten schon mehr<br />
als genug Legolas und seine Schwester. Ich werde mein Glück woanders suchen!”<br />
Dann wendet er seinen Blick zu Kaliope. Die Elfe scheint sich über Begleitung<br />
auch zu freuen, sonst würde sie wohl nicht so wartend dastehen. So wendet er sich<br />
dorthin. Deion schüttelt ihm die Hand, bedauert es, daß Allerion nicht mitkommen<br />
will und wünscht ihm für die Zukunft alles Gute! Vielleicht laufen wir uns ja doch<br />
noch mal über den Weg.” ”Na, das will ich doch stark hoffen!” grinst Allerion.<br />
Traurig sieht BonYar den Freund an. Er ist nie sehr gut darin gewesen seine<br />
Gefühle vor anderen verborgen zu halten und er gibt sich auch jetzt keine Mühe es<br />
dennoch zu schaffen. Ein leichtes Glitzern liegt in seinen Augen, die weit geöffnet<br />
zu Allerion herüber blicken. ”Werden wir uns wiedersehen? In unseren Zellen<br />
haben wir uns ausgemalt, wie wir fortan gemeinsam ziehen wollten. Willst Du das<br />
jetzt nicht mehr?” Er läßt seinen Kopf ein wenig sinken und ohne ihn anzusehen<br />
wartet er auf eine Antwort. ”Klar werden wir uns wiedersehen!” Allerion lächelt<br />
aufmunternd. ”Aventurien ist klein. Vielleicht kämpfen wir schon bald wieder<br />
Seite an Seite zusammen für Ruhm und Ehre!” Er zwinkerte dem Halbelf zu und<br />
223
klopft ihm anschließend freundschaftlich auf die Schulter. ”Du weißt ja,” flüstert<br />
Allerion abschließend,” Aus den Augen ist nicht gleich aus dem Sinn!”<br />
Huy indes ist sich nicht sicher wohin er will: ”Ich möchte gerne mitkommen<br />
und der Schwester helfen, doch wenn ich in Havena gebraucht werde, sagt es mir.<br />
Dann komme ich dahin mit, denn der Auftrag, die Seebären zu finden, ist ja noch<br />
da. Ich frage Euch, braucht ihr mich in Havena?” etwas unsicher blickt Huy in die<br />
Runde. Kaliope und die anderen seiner Gruppe schauen ihn nachdenklich an. So<br />
wird ihm bewußt, daß er sich dem Wort, daß er in Havena gab nicht entziehen kann.<br />
Schließlich hat er dort einen Auftrag angenommen. Und zudem ist auch Legolas<br />
nicht alleine... Schließlich hat er noch seine Freunde und dazu noch BonYar als<br />
Gefährten. So wendet er sich mit den restlichen Gefährten Kaliope zu. Zusammen<br />
wollen sie durch den Transporter gehen. Die anderen begleiten sie noch dorthin und<br />
verabschieden sich voneinander. Besonders Sabu scheint traurig zu sein, daß Falin<br />
und Huy gehen. Der kleine Huy schaut ganz traurig drein und blickt dann betreten<br />
auf seine Füße und scharrt mit ihnen etwas <strong>im</strong> Staub. Die Arme hingen herunter<br />
und irgendwie sah der ganze kleine Kerl ziemlich ”durchgehangen” aus. Klar<br />
möchte er Aventurien vor der Wut retten, schließlich ist er zum Helden geboren,<br />
doch hielten sich seine Gedanken <strong>im</strong>mer noch am Zeitparadoxum fest. Denn nie<br />
würde er sein gegebenes Wort brechen. Aber das Schicksal von Legolas Schwester<br />
ging ihm stark zu Herzen, hegte er doch auch große Hoffnung für sie, auch wenn<br />
er Magiern nicht so ganz über dem Weg traute. Und seine neuen Freunde hatte er<br />
auch sehr gerne. Aber auch seine alten Freunde. So in sich zerrissen trottete er zu<br />
dem Teleporter und eine kleine Träne stahl sich in seine Augen. Wütend über sich<br />
selbst wischte er sie weg, drehte sich noch mal um und winkte seinen Freunden.<br />
Einen etwas längeren Augenblick sah er Thamar an und sein kleines Herz wurde<br />
noch etwas schwerer. Dann jedoch grinste er schief, hob nochmals kurz die Hand,<br />
murmelte mit belegter St<strong>im</strong>me: ”Macht’s gut Freunde, viel Glück!” und betritt<br />
den Teleport, vor Kummer ganz seine Bange vor dem blauen Licht vergessend...<br />
Auch für die anderen ist die Zeit des Abschieds gekommen: Nacheinander gehen die<br />
Leute, die aus Havena kamen in den Kreis - und verschwinden in einem bläulichen<br />
Licht...<br />
Deion will natürlich Legolas auf dieser Reise begleiten, ist doch klar! Von ihm<br />
aus brauchen wir so wenig Rast wie möglich machen, um so schneller wir auf ein<br />
Schiff kommen um so lieber ist es ihm. ”Natürlich sollten wir es so einrichten, nicht<br />
die Pferde zu sehr zu strapazieren. Apropos Pferde, ich bin natürlich bereit, das<br />
eine Pferd, welches ich mir schon genommen hat, als Kutschpferd zur Verfügung<br />
zu stellen, wenn es gebraucht wird. Ansonsten kann es natürlich auch jemand als<br />
Reittier benutzen. Ich hab heute meinen großzügigen Tag!” grinsend schaut der<br />
<strong>Thorwal</strong>er in die Runde. Doch die Wahl der Route überläßt er anderen. Auch<br />
Cantos folgt selbstverständlich Legolas, wohin er auch geht.<br />
Da macht Thamar einen Vorschlag: Eine kleine Gruppe auf Pferden reitet<br />
voraus, um in Prem ein Schiff zu chartern und alles Notwendige für die Abreise<br />
vorzubereiten. Das sollten die besten Reiter tun. Die anderen können so schnell<br />
wie möglich hinterher reisen. Ihre Worte fallen auf fruchtbaren Boden: Sabu ist<br />
sofort gerne bereit, vorzureiten, um für ein Schiff zu sorgen, oder es notfalls ein<br />
224
paar Tage aufzuhalten. Allerdings muß er genau wissen, wohin er reiten soll und<br />
wohin das Schiff fahren soll. ”Wer kommt noch alles mit?” wendet er sich an die<br />
anderen. Doch seine Kameraden schauen ihn leicht spöttelnd an: nur zu gern<br />
erinnern sie sich an Reitkenntnisse - oder besser gesagt an die nicht vorhandenen<br />
Reitkünste - des Zwerges. Und so verzichtet der Zwerg achselzuckend darauf.<br />
Legolas ist Thamar für ihre ausführliche Auskunft sehr dankbar und meint:<br />
”Ich stehe in eurer Schuld Thamar.” Ihren Vorschlag, daß eine kleine Gruppe<br />
vorreitet st<strong>im</strong>mt er zu. Er selbst will auf jeden Fall bei seiner Schwester bleiben,<br />
schon da er nicht so gut reiten kann. Mit der Kutsche dürfte er jedoch einigermaßen<br />
klar kommen. Als Ziel schlägt er Prem vor, da er dort auf eine gute Auswahl an<br />
schnellen Schiffen hofft. Er bietet den beiden ’besten’ Reitern seine zwei Pferde<br />
an und meint: ” Überbeansprucht die Tiere nicht! Wir brauchen mit der Kutsche<br />
sowieso doppelt so lange wie ihr auf den Pferden.” Nach kurzer Beratschlagung ist<br />
klar, wer reitet: Jurge - er hat sich auf der Herweg als der beste Reiter erwiesen -<br />
und Cantos. Zwar sind Fyanna und Kuno ähnlich gut - aber der <strong>Thorwal</strong>er besitzt<br />
<strong>im</strong>merhin das beste Pferd.<br />
Noch am Abend verstaut Legolas einen Großteil seiner in der Kutsche. Danach<br />
füttert er zusammen mit Jurge die Pferde. ”Was die Maultiere angeht, so werden<br />
wir sie wohl zurücklassen müssen, oder will sich jemand um sie kümmern?” sagt er<br />
noch abschließend, bevor er sich zurückzieht um vor der Fahrt etwas zu schlafen.<br />
Natürlich wäre sie notfalls sogar bereit, auf ihr Maultier zu verzichten, aber was<br />
wäre damit gewonnen? Dann müßte sie zu Fuß gehen. Auf jeden Fall will Thamar<br />
so schnell wie möglich vorankommen und möglichst wenig Pausen einlegen. Ausruhen<br />
kann man sich schließlich auf dem Schiff.<br />
Nachdem ein Teil des Gepäcks schon einmal verstaut ist, geht Cantos früh<br />
schlafen, damit er am nächsten Morgen ausgeruht ist. Deion jedoch ist scheinbar<br />
zu aufgeregt: er versucht Kuno und die anderen noch zu dem einen oder anderen<br />
Kartenspiel zu begeistern. Doch da sich keiner findet geht er dann wie die anderen<br />
auch früh schlafen.<br />
Am nächsten Morgen noch <strong>im</strong> Morgengrauen frühstücken erst einmal alle zusammen.<br />
Da sie es eilig haben, fällt es relativ kurz aus. Dann sattelt Jurge die Vollblutstute<br />
von Legolas. Und während Legolas zusammen mit Fyanna gerade die<br />
Kutsche anspannt hat Cantos ebenfalls schon sein Pferd fertig versorgt. Nachdem<br />
der <strong>Thorwal</strong>er sich zum Aufbruch bereit gemacht hat, ist er dafür so wenig<br />
wie möglich Pausen einzulegen, damit sie schnell vorankommen. Jurge will dann<br />
noch die restliche Beute aus dem Keller holen, doch da sieht er, daß auch Deion<br />
die gleicht Idee hat und der sich schon um den Keller kümmert. So ist er damit<br />
einverstanden, schon voraus zu reiten.<br />
Stolz erfüllt den jungen <strong>Thorwal</strong>er als die Wahl auf ihn fällt. Er schwingt sich<br />
lässig, ja fast angeberisch, auf sein Pferd mit der stillen Hoffnung, daß er nicht<br />
sofort wieder runter fällt, um seinen Gefährten zu zeigen das ihre Wahl richtig<br />
war. Er wendet sich Legolas zu und sagt, ”Sei guten Mutes, mein Freund. Wenn<br />
ihr ankommt haben wir schon ein Schiff und können sofort aufbrechen.” ”Ich hoffe<br />
es ... ich hoffe es ... ” meint Legolas leicht gedankenversunken. Dann reitet<br />
Cantos kurz zu Deion herüber um sich augenzwinkernd von ihm zu verabschieden.<br />
225
”Paß auf das du nicht von der Kutsche fällst. Du bist ja so ungeschickt.” ”Na<br />
warte, wenn ich Dich erwische..........” droht ihm sein Freund mit breitem Grinsen.<br />
”Aber paß Du lieber auf, in Prem nicht zu versacken!” ”Ich? Der jeden Alkohol<br />
verabscheut?” Deion muß lauthals lachen: ”Du meinst wohl ’vernichten’!?” Cantos<br />
grinst zust<strong>im</strong>mend: ”Oder so...” Dann wird Deion wieder etwas ernster: ”Ach ja,<br />
wo wollen wir uns denn in Prem treffen?” ”Ich würde sagen ”Bei Venske”, wenn<br />
die anderen nichts dagegen haben.” ”Soll’ mir Recht sein!” Lachend winkt Cantos<br />
seinen Freunden noch einmal zu und reitet dann mit Jurge nach Prem...<br />
Während die Beiden schon unterwegs sind, satteln die andere ihre Pferde. Legolas<br />
setzt seine Schwester behutsam in die Fahrkabine und bittet er Fyanna über<br />
sie zu wachen. Die Hexe ist natürlich dazu bereit und so werden wohl Fyanna<br />
und Thamar zusammen in der Kutsche Platz nehmen. So binden die beiden ihre<br />
Tiere, den Esel und das Maultier, hinter der Kutsche an. Da Brom, das Pony von<br />
Cantos, und das Pferd von Jurge momentan herrenlos sind, kommen die ebenfalls<br />
dahin. BonYar blickt etwas ratlos umher, doch nachdem Legolas schon Anstalten<br />
macht, sich auf den Kutschbock zu schwingen, stellt er erfreut fest, daß das zweite<br />
Pferd des Elfen bereitsteht. Deion füllt derweil seine beiden Schläuche mit Wasser<br />
auf und dann geht er in den Keller um den restlichen Räucherspeck zu holen.<br />
Dort findet er die gefesselte Wache vor. Die hatte seine Gefährten und er ja völlig<br />
vergessen..!<br />
Der Halbelf BonYar n<strong>im</strong>mt das Pferd von Legolas an den Zügeln und führt<br />
es zur Kutsche um nun Legolas entgegenzutreten. ”Legolas, ich werde auf diesem<br />
Pferd reiten wenn Du es gestattest.” Erwartungsvoll blickt er den Elf an. ”Ich habe<br />
nichts dagegen”, antwortet ihm Legolas, möchte er doch so schnell wie möglich<br />
reisen... BonYar ist erfreut darüber: ”Wenn Du magst, können wir uns auch ab<br />
und zu abwechseln.” ”Wenn Du mit einer Kutsche klar kommst, gerne!” meint<br />
Legolas mit einem leichten Lächeln. Während der Halbelf mit Legolas spricht<br />
streicht er dem Pferd freundschaftlich über das Fell und durch die Mähne, um<br />
das Vertrauen des Tieres zu gewinnen. Als Legolas dies sieht stellt er erfreut fest:<br />
”Wie ich sehe ist mein Pferd in guten Händen.”<br />
Vor lauter Sorge um seine Schwester hat der Elf sogar den gefangenen Wächter<br />
vergessen und ist froh, daß sich Deion und Thamar um ihn kümmern. Thamar<br />
schlägt nämlich gerade vor, die gefangene Wache einfach freizulassen. Er wird<br />
keine Gefahr mehr bilden und kann dann zusehen, lebend die nächste Ortschaft<br />
zu erreichen. So läßt Deion die Wache frei und sieht sich schnell noch mal um,<br />
ob er noch etwas übersehen hat. Der Mann sieht ihn überrascht und beinahe<br />
dankbar an. Er hat wohl nach dieser für ihn sehr unbequemen Nacht nicht mehr<br />
mit Gnade gerechnet. Immer noch mit Rückenschmerzen macht er sich humpelnd<br />
davon. Nachdem Deion nichts besonderes mehr entdeckt, beeilt er sich, zu den<br />
anderen zurückzukommen, denn er will die Gruppe nicht länger aufhalten. Thamar<br />
bleibt ansonsten still und in sich gekehrt. Der Abschied von Huy fiel ihr <strong>im</strong>mer<br />
noch schwer. Ein kleiner Trost bleibt ihr, daß von den Gefährten, die mit ihr den<br />
Beschwörer angegriffen haben, zumindest BonYar noch bei ihr ist. Hoffentlich gibt<br />
sich bald die Gelegenheit, das versprochene Gelage nachzuholen. Auch Legolas ist<br />
traurig darüber die neu gewonnenen Freunde so schnell wieder ziehen lassen zu<br />
226
müssen, aber er hat keine andere Wahl. Das Wohl seiner Schwester geht ihm über<br />
alles und er wüßte nicht, was er machen würde, sollte für seine Schwester jede Hilfe<br />
zu spät kommen.<br />
Fyanna macht es derweil Legolas’ Schwester <strong>im</strong> Inneren der Kutsche so bequem<br />
wie es geht. Dann setzt sie sich daneben und legt fürsorglich einen Arm um die<br />
Elfe, damit sie während der Fahrt nicht so durchgeschüttelt wird. ”Wir sind<br />
fertig, es kann losgehen !”, ruft sie hinaus. Nachdem auch dies erledigt war, trieb<br />
er den Rest der Gruppe höflich aber drängend an, nun doch endlich aufzubrechen<br />
und bittet Deion die Maultiere bis zum nächsten Dorf mitzunehmen um sie dort<br />
zurückzulassen.<br />
Dann endlich fährt die kleine Reisegesellschaft los. Bald schon zeigt sich,<br />
daß BonYar ein ausgesprochen guter Reiter ist - besser als der Rest der Reiter.<br />
Auch geht es wesentlich flotter voran als auf dem Weg zur Burg. Und das liegt<br />
hauptsächlich daran, daß jetzt niemand mehr zu Fuß geht. Nur der Esel und das<br />
Maultier bremsen die Kutsche etwas. Auch hat Legolas ab und zu Schwierigkeiten<br />
die Pferde vom richtigen Weg zu überzeugen. Aber Pferde sind glücklicherweise<br />
relativ einfach von einem gewählten Weg zu überzeugen - jedenfalls wenn schon<br />
andere Pferde vorausgehen. Ein geübter Kutscher kann er wirklich nicht genannt<br />
werden. Doch trotzdem gelingt es Legolas <strong>im</strong>mer wieder die Zugpferde in einem<br />
leichten Trab zu versetzten. Und so kommt bald - es ist gerade Mittag - das erste<br />
Dorf wieder in Sicht...<br />
Als das Dorf erreicht wird, macht Deion den Vorschlag, den Esel und das<br />
Maultier gegen Lebensmittel und Bier einzutauschen. ”Wenn’s sein muß, können<br />
wir auch etwas Wasser nehmen. Ich bevorzuge aber Bier!” meint er grinsend in die<br />
Runde. ”Auch sollten wir an Futter für unsere Tiere denken.” Da dieser Vorschlag<br />
sinnvoll erscheint und sie ohne die beiden Tiere vermutlich schneller wären, st<strong>im</strong>men<br />
die anderen mehr oder weniger freiwillig zu. Zwar hätte niemand etwas dagegen<br />
für die beiden Tiere Geld zu bekommen, doch ist es ziemlich illusorisch bei<br />
einem Bauern derart viel Bargeld zu erwarten... So geben sie sich mit einem guten<br />
- wirklich sehr guten Mahl zufrieden und nehmen noch etwas für unterwegs mit.<br />
Da aber jedes zusätzliche Gepäck nur die erreichbare Geschwindigkeit verringert,<br />
lassen sie es mit etwas Proviant für den Abend und Hafer für die Pferde gut sein.<br />
Nachdem sie wieder aufgeladen haben, erwartet die Bäuerin eigentlich ein paar<br />
Silbertaler - als sie aber unvermutet die Halfter in die Hand gedrückt bekommt ist<br />
sie mehr als nur überrascht. Eigentlich will sie noch fragen, wie sie das vergelten<br />
kann. Doch als sie endlich wieder die Fassung wiedergewonnen hat, ist die kleine<br />
Gruppe schon längst wieder unterwegs.<br />
Derweil kommen Jurge und Cantos gut voran. Nach gut anderthalb Tagen erreichen<br />
sie mit erschöpften Pferden endlich Prem. Inzwischen ist es der 24.Peraine<br />
am frühen Nachmittag. Es ist ein seltsames Gefühl, schließlich haben sie nicht<br />
damit gerechnet nach weniger als eine Woche wieder hier zu sein. Cantos ist froh<br />
die Reise ohne Zwischenfälle überstanden zu haben. Am liebsten würde er jetzt in<br />
einer Taverne ein paar Bierchen trinken, aber das muß warten. Also beratschlagt<br />
er mit Jurge was zu tun ist. ”Ich finde wir sollten zuerst zum Hafen gehen. Vielleicht<br />
können wir auf einem Handelsschiff eine Überfahrt buchen, das ist best<strong>im</strong>mt<br />
227
illiger als ein ganzes Schiff zu mieten. Sollten wir kein Glück haben, können wir<br />
<strong>im</strong>mer noch ein Schiff mieten oder kaufen.”<br />
Dieser Vorschlag klingt vernünftig - und so erkundigen sich die beiden nach<br />
entsprechenden Schiffen. Doch <strong>im</strong>mer wieder werden sie abgewiesen. Nach Kuslik<br />
scheint niemand in den nächsten Tagen fahren zu wollen. Es sind allenfalls Passagen<br />
nach <strong>Thorwal</strong>, Ljasdahl, Aryn und Overthorn frei... So kehren die beiden<br />
am späten Nachmittag unverrichteter Dinge bei ’Venske’ ein. Dort stellen sie erst<br />
einmal die Pferde unter und beratschlagen was sie weiter machen wollen...<br />
Die beiden sind sich nicht sicher, wie sie weiter vorgehen sollen. Etwas enttäuscht<br />
sind sie schon, daß keine Passage frei war... Cantos überlegt laut: ”Passagen<br />
auf Schiffen waren keine frei, wie sieht es denn mit kleinen Schiffen zum mieten<br />
aus?” Allerdings reicht es vermutlich nicht die Heuer der Matrosen zu zahlen, der<br />
Kapitän will sicher auch noch was haben... So kommt er auf die glorreiche Idee<br />
sich umgehend selbst ein Schiff zuzulegen. Das wäre best<strong>im</strong>mt schneller in Kuslik,<br />
als wenn sie sich in jedem Hafen einzeln nach einer Weiterfahrt erkundigen<br />
müßten. Dieser Vorschlag erscheint den beiden gar nicht mal so abwegig - und<br />
sobald der Wirt wieder auftaucht wird er gefragt, wo und für wieviel ein Schiff<br />
zu kaufen sei. ”Ein Schiff? Du meinst so ein Drachenschiff? Die sind meistens<br />
nicht zu verkaufen... Und abgesehen davon: Hast Du das nötige Geld? Mit gut<br />
3000 Dukaten müßtest Du schon rechnen!” Lachend wendet er sich ab um an den<br />
Nachbarstisch das bestellte Bier zu bringen.<br />
Die Hoffnung hat sich also schnell zerschlagen und auf den Vorschlag ein gemietetes<br />
Schiff selbst zu steuern muß ihm Jurge die Flausen aus dem Kopf treiben: ”Du<br />
wirst kaum einen finden, der sein Schiff in die Hände von völlig unerfahrenen<br />
Leuten gibt. Der einzige mit seefahrerischer Erfahrung scheine ja ich zu sein. Und<br />
ein Schiff ohne gelernte Vollmatrosen bis nach Kuslik zu fahren ist Selbstmord...”<br />
Cantos gibt nach und sucht nach weiteren Möglichkeiten: ”Wir sollten erst einmal<br />
nach <strong>Thorwal</strong> fahren, vielleicht finden wir dort ein Schiff, das uns mitn<strong>im</strong>mt.<br />
Kuslik ist ja weit weg, wahrscheinlich werden wir etappenweise reisen müssen.”<br />
Da meint Jurge: ”Wir könnten ja mal be<strong>im</strong> Hafenmeister nachfragen - falls es so<br />
etwas hier überhaupt gibt. Vielleicht, wird in den nächsten Tagen ja ein Schiff<br />
erwartet. Diese Idee erscheint den beiden so gut, daß sie sich gleich noch mal auf<br />
den Weg machen um sich zu erkundigen. Unterwegs überlegen se weiter: ”Wir<br />
könnten auch mal zum Hetmann gehen, vielleicht kann der helfen.”<br />
Auf dem Weg herunter zum Hafen kommen die beiden am Drachenhaus vorbei.<br />
Und da sie dort den Hetmann und auch Ettel schon getroffen haben, kehren sie<br />
erst einmal dort ein um sich zu erkundigen. Ettel findet sie zwar nicht - es ist den<br />
beiden völlig entfallen, daß er sich ja vor seiner Abreise zurück nach <strong>Thorwal</strong> verabschiedet<br />
hat - doch dafür laufen sie Kjaskar über den Weg. Der erkennt die beiden<br />
sofort und zieht sie an einem Tisch. Nachdem die beiden ihren Wunsch geäußert<br />
haben streicht Kjaskar grübelnd mit der Hand über seinen Bart. ”Mmm, das wird<br />
teuer...” Doch dann dreht er sich plötzlich suchend umher und winkt einem für<br />
einen <strong>Thorwal</strong>er recht kleinen und stämmigen Mann. ”Thivar” ruft er laut. Der<br />
hört das zum Glück trotz des St<strong>im</strong>mengewirrs und kommt herbei. Es stellt sich<br />
heraus, daß er der Besitzer eines kleinen aber doch recht flotten Langbootes ist.<br />
228
Kein Vergleich mit der Knorre von Ettel... Und er wäre auch durchaus bereit für<br />
gutes Geld den einen oder anderen Umweg zu fahren. Allerdings müßte der Proviant<br />
und die Heuer seiner Leute zusätzlich zu einer geringen Entschädigung für<br />
ihn gezahlt werden... Da sein Schiff 15 Mann Besatzung und zusätzlich noch den<br />
Navigator und den Bootsmann hat kommt er auf einen Sold von 196 Silbertaler<br />
pro Woche. Und dann noch der Proviant, der natürlich <strong>im</strong> Voraus gekauft werden<br />
muß... Er erkundigt sich nach der Größe der Gruppe - und muß erst einmal<br />
schlucken, als er hört das es sich um 10 Personen und 12 Pferde, einen Esel, ein<br />
Maultier und zusätzlich noch ’ne Katze und ’nen Hund handelt. Dann fängt er<br />
erst einmal an zu rechnen: Gut 70 Dukaten würde die Verpflegung schon kosten.<br />
Je Woche wohlgemerkt. Und da ist noch nichts besonderes für die Gruppe dabei<br />
- kein Wein oder Schnaps, kein guter Braten... Aber wenn das kein Problem ist,<br />
würde er die Fahrt schon organisieren - für 5 Dukaten pro Nase. Zusätzlich zu den<br />
Unkosten für Hin- und Rückweg. ”Apropos - Pferde haben auch Nasen...” meint<br />
er am Schluß seiner Ausführungen grinsend<br />
Cantos, neugierig wie er ist, hat natürlich noch Fragen: ”Wie lange dauert denn<br />
die Reise in etwa?” ”Mit ca. 2 Wochen müßt ihr schon rechnen. Einfache Fahrt...”<br />
”Das geht ja noch. Bei drei Wochen komme ich auf ca. 300 Dukaten, kommt<br />
das in etwa hin?” ”So ungefähr... Du müßtest übrigens die gesamte Rückfahrt<br />
auch berücksichtigen... Allerdings kostet Dir unsere Rückfahrt nicht ganz so viel<br />
- schließlich brauchen wir dann weniger Proviant.” meint Thivar augenzwinkernd.<br />
Aber Jurge ist auch noch nicht restlos überzeugt: ”Die Pferde müssen wir ja nicht<br />
unbedingt alle mitnehmen... Ansonsten sind die Kosten wohl kein Problem für<br />
unsere Gruppe. Also bittet Jurge den Schiffsbesitzer sein Schiff zur Abfahrt bereit<br />
zu halten. ”Pr<strong>im</strong>a, dann ist das Schiff morgen spät Nachmittag fertig!” Doch als<br />
Jurge meint, daß er sich um den Proviant kümmern will ist Thivar absolut nicht<br />
begeistert: ”...oder wißt ihr, auf welche Sonderrationen meine Matrosen Anrecht<br />
haben?” Letztendlich besteht er darauf, daß er selbst diese Aufgabe übern<strong>im</strong>mt.<br />
Jurge und Cantos sind wohl oder übel einverstanden mit dem Handel. Wer weiß<br />
wann sie die nächste Gelegenheit bekommen. Also gibt Cantos Thivar den Großteil<br />
seiner Barschaft, er behält nur soviel, wie er für die Übernachtung und das essen<br />
und trinken bei Venske braucht. Auch Jurge steuert einen großen Teil bei, so daß<br />
der Kapitän wenigstens die notwendigen Einkäufe erledigen kann. Anschließend<br />
vereinbaren sie einen Treffpunkt für den morgigen Tag: Am Hafen direkt be<strong>im</strong><br />
Schiff, dem Windfänger. Das Wichtigste ist ja schon geklärt - aber falls noch<br />
Fragen auftauchen ist er vermutlich schon am Mittag am dort. ”Aber klar ist es<br />
wie gesagt wohl erst am späten Nachmittag...”<br />
Dann kehren Jurge und Cantos zu Venske zurück. Auf dem Rückweg erkundigt<br />
sich Jurge bei einem Pferdehändler nach einem Angebot für sein Pferd. Doch<br />
der bietet ihm nur 38 Dukaten... Der Händler scheint eine Nase für Notverkäufe<br />
zu haben - und bietet entsprechend wenig. So muß der Magier es sich noch<br />
überlegen. Endlich bei Venske angekommen bittet Cantos Venske Schlafplätze<br />
für seine Gefährten zu reservieren, falls sie noch am Abend eintreffen sollten. ...<br />
Die Gefährten nähern sich derweil Prem: Wie erhofft geht die Fahrt ohne<br />
Maultier und Esel schneller voran. Das - und die Erinnerung an den Gesichtsaus-<br />
229
druck der Bäuerin - sorgen dafür, daß die St<strong>im</strong>mung nicht mehr ganz so gedrückt<br />
ist. Es kommt langsam Hoffnung auf. So hat die Gruppe nur eine kurze Nachtruhe<br />
gehalten. Am nächsten Tag fordern alle ihre Pferde noch mehr und als es Abend<br />
wird ist Prem nicht mehr fern. So ist es keine Frage, daß diesmal nicht angehalten<br />
wird und mitten in der Nacht kommen alle mit erschöpften schweißnassen Pferden<br />
in Prem an...<br />
Als sie in das nächtliche Prem hineinfahren, ruft Fyanna in Richtung Kutschbock:<br />
”Legolas! Wo sollen wir übernachten? Wie hieß noch gleich das Gasthaus in dem<br />
wir gefrühstückt hatten? Bei ...irgendwas mit f oder v ??” Darauf ruft Legolas<br />
zurück: ”Gute Idee! Ich glaube es war Vrenske ... oder so.” Legolas versucht<br />
daraufhin den Weg zum Gasthaus Venske wieder zu finden. Da er den Weg nicht<br />
gleich findet, schaut er sich nach Passanten um - allerdings hat er um diese Zeit<br />
nicht viel Glück. Mitten in der Nacht sind einfach nicht mehr so viel Leute unterwegs...<br />
aber zusammen schaffen sie es endlich die gesuchte Herberge zu finden...<br />
BonYar hat sich während des Ritts relativ unauffällig verhalten und ist froh<br />
schon so schnell in diesem Menschendorf angekommen zu sein. Von hier aus wird<br />
es also mit dem Schiff weitergehen, welches die beiden anderen hoffentlich schon<br />
organisiert haben. Es ist gar nicht so schlecht, daß er, bevor er seiner privaten<br />
Queste weiter nachging, ein wenig über die Gewohnheiten der Menschen und insbesondere<br />
der <strong>Thorwal</strong>er erfahren konnte. Sie verhalten sich in vielen Dingen<br />
so seltsam anders. Seine elfischen Brüder hatten recht gehabt, als sie ihm vor der<br />
Reise erzählten, daß Gold und Alkohol einen viel höheren Stellenwert bei den Menschen<br />
haben. Legolas scheint schon länger unter den Menschen zu leben, zumindest<br />
macht er diesen Eindruck auf den Halbelf. Auch auf der Schiffsreise wird BonYar<br />
weiter versuchen Eindrücke über die Menschen zu sammeln. Er wird sich aber<br />
auch anbieten über Feyaria zu wachen, wann <strong>im</strong>mer Thamar, Fyanna und Legolas<br />
ruhen möchten. Doch erst einmal versorgt Deion gefolgt von einigen anderen die<br />
Pferde, während sich Legolas mit Fyanna und BonYar um Feyaria kümmert... In<br />
der Herberge erkundigen sie sich erst mal nach Jurge und Cantos - und dann werden<br />
die beiden selbstverständlich gleich geweckt, um sie auszufragen. Obwohl es<br />
Jurge ein wenig stört, zu so später Stunde aus dem Schlaf gerissen zu werden, ist<br />
er doch froh, den Rest der Gruppe gesund und munter wiederzusehen. Trotzdem<br />
zieht er sich bald wieder auf das Z<strong>im</strong>mer zurück. Schließlich ist dies wohl die letzte<br />
Nacht, die er in einem ordentlichen - weichen - Bett verbringen kann.<br />
Nachdem die Pferde versorgt sind, Deion hat auch diejenigen versorgt, welche<br />
von ihren Besitzern vergessen wurden und Cantos und Jurge wach sind, versucht<br />
er erst mal was zu Essen und zum Trinken zu bekommen. Das ist zum Glück<br />
nicht so schwierig, nachdem der Wirt sowieso schon wach ist... So genehmigt<br />
sich Deion erst einmal etwas Braten und trinkt zwei oder drei Krug Bier. Sabu<br />
demgegenüber kümmert sich erst einmal darum, daß auch sein Pony und natürlich<br />
auch Tira genug zu fressen bekommen. Aber dann greift er ebenso wie die anderen<br />
zu. Dabei informieren die Cantos und Jurge den Rest der Gruppe über die bisher<br />
getroffenen Vorbereitungen. So erfahren sie, daß die beiden ungefähr 200 Dukaten<br />
vorgestreckt haben - und Cantos betont lautstark, daß er davon etwas wiedersehen<br />
will... Deion will natürlich wissen, wieviel letztendlich ’jeder löhnen’ muß. Aber<br />
230
die beiden können es ihm nicht genau sagen - das hängt von der Reisedauer ab...<br />
Als Sabu hört, wieviel die Reise kostet, macht er mal schnell einen Überschlag<br />
über sein Vermögen. Dabei stellt er fest, daß er vermutlich zu wenig Bargeld hat.<br />
So entschließt er sich, am nächsten Tag ein paar seiner Steine zu verkaufen. Dann<br />
wendet er sich an Legolas: ”Ich glaube, es wäre am Besten, Du würdest das Geld<br />
verwalten und von jedem soviel verlangen, wie Du es für richtig hältst ! Ich kann<br />
Dir zwischen 50 und 100 Dukaten geben. Wieviel brauchst Du?” Dabei drückt er<br />
ihm schon mal 40 Dukaten in die Hand. Man sieht, wie traurig es ihn st<strong>im</strong>mt,<br />
das gute Geld so einfach wegzugeben. Aber <strong>im</strong>merhin, es ist ja für einen Freund!”<br />
Den Rest muß ich erst einmal eintauschen, den geb’ ich Dir morgen.” Legolas ist<br />
überrascht, als ihm Sabu 40 Dukaten in die Hand drückt und meint schließlich:<br />
”Vielen Dank mein Freund ... ich selbst lege zwar keine Wert auf Geld oder Gold,<br />
aber ich weis, daß es für Dich sehr viel bedeutet! ... Jurge und Cantos haben<br />
glaube ich 200 Dukaten ausgelegt ...” Der grübelt kurz. ”.. ich glaube 40 Dukaten<br />
reichen als Anteil leicht aus. Schließlich sind wir zu zehnt und ich habe auch<br />
noch einiges von unserem letzten Abenteuer. Ich glaube mehr ist nicht nötig mein<br />
Freund.”<br />
Als Sabu so viel Geld hervorzaubert, kramt der Halbelf einige Sekunden in<br />
seinen Taschen herum, obwohl er weiß, daß er nichts finden wird. Das Geld haben<br />
die Schurken die ihn gefangen nahmen abgenommen. Und selbst wenn er es noch<br />
hätte, soviel Geld wie die anderen vor seinen Augen zusammentragen, hat er in<br />
seinem Leben noch nicht auf einem Haufen gesehen. Wieso muß man nur soviel<br />
Gold und Silber abgeben, nur um eine kleine Schiffsreise zu machen? Demonstrativ<br />
krempelt er seine Taschen nach außen und schaut den Elfen verlegen an. ”Ich kann<br />
Dir nichts geben. Tut mir Leid!”<br />
Am nächsten Morgen steht Legolas schon früh auf. Er frühstückt nur kurz<br />
und erzählt, daß er seine Steine wieder verkaufen will. So gibt Fyanna Legolas<br />
ein paar ihre Edelsteine als Anteil. Bis die anderen wieder zurückkommen wacht<br />
sie am Bett der kleinen Elfin. Legolas begibt sich zu dem Edelsteinhändler, bei<br />
dem er damals sein Gold zu Edelsteinen gemacht hat. Dort tauscht Legolas erst<br />
einmal seine Edelsteine wieder in Geld um, obwohl es ihn irgendwie irritiert, daß<br />
diese komischen Münzen besser sein sollen, als die wenigstens schön anzusehenden<br />
Edelsteine.<br />
Sollte sein Geld und die 40 Dukaten von Sabu nicht für die Heuer und die<br />
anderen Unkosten reichen bittet er die anderen, ob sie ihm nicht auch etwas geben<br />
könnten. Er schreibt ihnen jedoch nicht vor, wieviel er von jedem haben will,<br />
sondern überläßt es jedem selbst, was er (oder sie) bereit ist zu geben. Schließlich<br />
meint er noch: ”Hoffentlich reicht unser Vermögen um die Magier zu bezahlen, die<br />
meiner Schwester helfen sollen ... wenn wir es doch bis zu meiner Sippe schaffen<br />
könnten. Die würden gerne helfen ohne sich um dieses eigentlich wertlose Metall<br />
zu kümmern!”<br />
Auch Deion wird wohl einige seiner Edelsteine umtauschen müssen um auch 40<br />
Dukaten beizusteuern. Ihn verwundert aber, daß diese Fahrt so teuer ist. Wie er<br />
gehört hat, soll eine Überfahrt Havena - Kuslik schon für 4 D zu bekommen sein.<br />
Werden wir vielleicht über ’s Ohr gehauen oder irrt er sich nur?? Da er während<br />
231
der Überfahrt auch keine luxuriöse Kabine benötigt, kann es doch nicht so teuer<br />
werden. Dabei aber kann er bei einer einfachen Passage natürlich nicht das Ziel<br />
best<strong>im</strong>men... Aber vielleicht ist es gar nicht wichtig, wieviel wir bezahlen müssen,<br />
da uns die Zeit ja unter den Nägeln brennt. Aber da wir ja auch noch Geld für<br />
die Magier brauchen...<br />
Der Halbelf sieht traurig aus. Er hatte Legolas und seinen Freunden doch nur<br />
helfen wollen. Jetzt bemerkt er, daß er den anderen bisher nur auf der Tasche<br />
gelegen hat. Selbst sein Aufenthalt und die Speisen hier <strong>im</strong> Hotel bezahlen seine<br />
neuen Freunde für ihn. Würde er nicht mit nach Kuslik fahren, würde die Gruppe<br />
seine Überfahrt sparen. Und helfen konnte er vermutlich sowieso nicht bei der Rettung<br />
des Mädchens, war es mit seinen astralen Kräften eh nie weit her gewesen.<br />
Eine Träne kullert ihm aus dem Augenwinkel. Wo nur Allerion jetzt war. Hätte<br />
er doch besser bei ihm bleiben sollen? Als Sabu sieht, wie traurig der Halbelf auf<br />
einmal wird, legt er ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter, und fragt ihn,<br />
was er denn hat. Mit einer elfischen Handbewegung, die aber auch von Menschen<br />
durchaus richtig gedeutet werden kann, winkt er ab. ”Es ist nur, ich will doch so<br />
gerne der Schwester von Legolas helfen. Sie tut mir so Leid. Sie wurde von dem<br />
Mann krank gemacht, der auch mich und Allerion gefangen hatte. Und nun? Ich<br />
habe doch kein Geld mehr und ihr müßt alle soviel bezahlen und euch von euren<br />
schönen Steinen trennen die so wunderbar <strong>im</strong> Licht glänzen.” Als auch Legolas bemerkt<br />
klopft er BonYar aufmunternd auf die Schulter und meint: ”Mach Dir nichts<br />
daraus, daß Du mir kein Geld geben kannst. Der Wille dazu ist viel mehr Wert<br />
als die Tat selbst!” und fügt auf Isdira hinzu: ”Außerdem ist es schön jemanden<br />
dabei zu haben, der uns Elfen versteht.” Und damit meint Legolas offensichtlich<br />
nicht die Sprache... An dem erleichterten Lächeln, mit dem BonYar jetzt wieder<br />
viel sympathischer aussieht, erkennt Legolas sehr wohl, daß BonYar seine Worte<br />
zu verstehen wußte.<br />
Auch Deion n<strong>im</strong>mt Anteil an. Allerdings sind seine Methoden anders - Bier ist<br />
das Mittel der Wahl: ”Hey, was ist denn los alter Junge? Siehst ja so traurig aus.<br />
Kann ich Dir helfen? Komm’ her und trink einen Schluck mit mir, danach sieht<br />
die Welt best<strong>im</strong>mt wieder besser aus!” Der <strong>Thorwal</strong>er bietet ihm etwas Bier an.<br />
Als der <strong>Thorwal</strong>er sich so freundschaftlich an ihn wendet ke<strong>im</strong>t ein gezwungenes<br />
Lächeln auf den Zügen BonYars auf. Sie scheinen ihre Probleme <strong>im</strong>mer einfach<br />
wegzuspülen, diese <strong>Thorwal</strong>er, denkt er sich und als Deion ihm den Becher reicht,<br />
n<strong>im</strong>mt er ihn entschlossen an. Eine Sekunde blickt er seinem Gegenüber noch in<br />
die Augen, so als wolle er seine Absicht oder besser seine Hintergedanken deuten,<br />
dann setzt er, wohl zu dem Entschluß gelangt, er meine es wirklich gut mit ihm, den<br />
Becher an und trinkt einen kräftigen ersten Schluck. Nach einem kurzen zögern<br />
zieht er den Becher in einem Zug leer und setzt ihn mit strahlenden Augen wieder<br />
ab. Fast so als wäre er stolz auf seine vollbrachte Tat gibt er dem Mann seinen<br />
Becher zurück. Es scheint so, als warte er auf eine unmittelbare Veränderung<br />
seines Gemütszustandes, wie als hätte er einen Trank seiner Ziehtante Kaliposly<br />
aus Quillyana zu sich genommen. Doch da die Wirkung zunächst ausbleibt ist er<br />
gleichermaßen enttäuscht wie erleichtert. Er bedankt sich aber auf jeden Fall mit<br />
einem Lächeln bei Deion.<br />
232
Noch etwas verschlafen beobachtet Cantos wie alle ihr Geld zählen. Da er jedoch<br />
sehr müde ist legt er sich wieder schlafen. Am nächsten morgen frühstückt er<br />
ausgiebig - wer weiß wann es das nächste mal etwas gibt. Anschließend kümmert<br />
er sich um seine Pferde. Danach macht er sich zur Abreise bereit. Sabu demgegenüber<br />
hat noch etwas anderes vor: er geht zu dem ihm bekannten Juwelier, und<br />
verkauft einen Teil seiner Edelsteine, bis er wieder etwa 50 Dukaten hat. Man weiß<br />
ja nie, für was man das noch brauchen kann. Den Rest der Zeit verbringt er mit<br />
Tira, die ja sicher in letzter Zeit bei dem Eilritt viel zu kurz kam. Er wird sein<br />
Zwergenpony und Tira mitnehmen; was hätte man auch anderes erwartet.<br />
Deion erinnert aber an die Kutsche und die Pferde, wir sollten nicht vergessen,<br />
sie zu verkaufen. Wenn niemand etwas dagegen hat, wird er versuchen, einen<br />
guten Preis dafür zu bekommen. Er wird sein Pferd aber mitnehmen und nicht<br />
verkaufen. Irgendwie hat er sich schon zu sehr an ihn gewöhnt und da er bis jetzt<br />
nicht abgeworfen wurde. Bei dem Gedanken muß er unwillkürlich grinsen. Dafür<br />
bekommt er für die vier Pferde einen anständigen Preis und der Wagner bietet<br />
ihm für die Kutsche glatt 200 Dukaten!<br />
Früh am nächsten Morgen geht Jurge noch einmal in das Badehaus. Zwar<br />
fragt er die anderen natürlich, ob sie nicht mitkommen wollen, doch begeisterte<br />
Zust<strong>im</strong>mung erntet er nicht. Danach geht Jurge runter zum Hafen, um zu sehen,<br />
ob das Schiff bereits fertig gemacht wird. Jurge fragt be<strong>im</strong> Schiff nach, ob noch<br />
eine helfende Hand gebraucht wird, damit das Schiff so schnell wie möglich seeklar<br />
ist. Doch es fehlt nur noch ein Teil des Proviants und dann kann die Windjäger<br />
auslaufen.<br />
Kuno entschließt sich, sein Pony zu verkaufen. Auf der Überfahrt kann er es ja<br />
nicht gebrauchen, und was in Kuslik geschieht, weiß er auch noch nicht. Vielleicht<br />
startet er ja eine neue Karriere in dieser Stadt, oder er kauft sich be<strong>im</strong> nächsten<br />
Mal ein richtiges Pferd. So macht er sich auf die Suche nach einem Pferdehändler.<br />
Er ist sogar bereit, einen etwas niedrigeren Preis zu akzeptieren, solange man<br />
nicht völlig skrupellos versucht, ihn übers Ohr zu hauen... Einen Pferdehändler<br />
zu finden ist natürlich nicht so schwer. Unter Zeitdruck einen vernünftigen Preis<br />
zu bekommen jedoch schon. Und so schafft er es nicht mehr als 38 Dukaten zu<br />
bekommen. Dafür hat er aber endlich wieder mehr als genug Geld in bar, und<br />
so braucht er nicht mehr einen Juwelier zu suchen... Zurück bei Venske bietet<br />
er schweren seinen Anteil für die Heuer an. Nachdem Legolas auch von seinen<br />
anderen Freunden das Geld bekommen hat gibt er Jurge und Cantos das Geld<br />
zurück, daß sie ausgelegt haben - natürlich bis auf den Anteil, den sie ihm geben<br />
wollen. Dann bedankt er sich bei beiden dafür, daß sie vorgeritten sind und das<br />
Schiff gechartert haben. Als es daran geht, Venske zu bezahlen übern<strong>im</strong>mt Sabu<br />
wie selbstverständlich die Kosten für BonYar.<br />
Dann meint Legolas: ”Am besten wir brechen gleich auf!” und geht zu seiner<br />
Schwester um sie an Bord des Schiffes zu bringen. Dabei muß er sie tragen, da<br />
sie <strong>im</strong>mer noch nicht bei Bewußtsein ist. Man sieht ihm dabei direkt an, wie sehr<br />
es in innerlich schmerzt seine Schwester in diesem Zustand zu sehen. Nachdem<br />
er einen guten Platz für seine Schwester gefunden hat wendet er sich an Fyanna:<br />
” Feydra, kannst Du über sie wachen, während ich meine Pferde an Bord hole?”<br />
233
Als dies erledigt ist geht er zu Fyanna und seiner Schwester. Dann umarmt er<br />
Fyanna und flüstert ihr ins Ohr: ”Ich danke Dir ... manchmal wüßte ich nicht,<br />
wie ich das alles ertragen sollte ohne Dich.” Fyanna bleibt natürlich bei Legolas<br />
Schwester, doch als ihr Geliebter sie ”Feydra” nennt, schaut sie ihn verwirrt an. In<br />
ihrem Kopf kämpfen Besorgnis und Eifersucht miteinander. ’Wer ist dieses Weib?’<br />
fragt sie sich, ’oder waren die Anstrengungen der letzten Tage zuviel für ihn?’ Sie<br />
zieht den Elfen zu sich heran, n<strong>im</strong>mt seine Kopf in ihre Hände und sieht ihm in<br />
die Augen: ”Legolas, was redest Du? Wer ist Feydra??” Zuerst blickt Legolas<br />
Fyanna etwas verständnislos an und meint schließlich: ”Hab ich wirklich Feydra<br />
gesagt? ... Ich kenne überhaupt keine Feydra!” und fügt, direkt in Fyannas Augen<br />
blickend mit einem herzerweichenden Tonfall hinzu: ”Ich liebe nur Dich”. Dann<br />
umarmt er Fyanna und küßt sie mit sehr viel Gefühl. Doch da werden sie gestört:<br />
Thivar wendet sich ihnen wieder zu und ihnen die wichtigsten Leute vorstellt: den<br />
Bootsmann, den Navigator - und den Koch.<br />
Schnell ist der kleinen Gruppe ein guter Platz angewiesen. Und nachdem Legolas<br />
Thivar das versprochene Geld gegeben hat, wird der Befehl zum Ablegen erteilt.<br />
Die Mannschaft ist gut eingespielt und so ist die Windjäger bald seeklar und legt<br />
ab. Später als das Schiff den Hafen verläßt und alle beisammen sitzen sagt Legolas:<br />
”Solange es meiner Schwester nicht besser geht wird kein Ton aus meiner Flöte<br />
erklingen, noch werde ich ein Lied singen!” und man kann es ihm ansehen, wie<br />
ernst er dies meint.<br />
Später dann mußte Legolas daran denken, wie enttäuscht BonYar ausgesehen<br />
hatte, als es kein Geld beitragen konnte. So n<strong>im</strong>mt er denn 20 Dukaten und will sie<br />
ihm geben: ”Du warst schließlich maßgeblich bei der Befreiung meiner Schwester<br />
beteiligt.” Der Halbelf jedoch versteht überhaupt nicht, wieso Legolas ihm jetzt<br />
Geld geben will. ”Legolas, verwende das Gold für deine Schwester. Ich habe euch<br />
schon genug auf der Tasche gelegen. Du weißt, daß auch ich nichts sehnlicher<br />
wünsche, als Deine Schwester gesund zu sehen.” Seine Worte klangen best<strong>im</strong>mt,<br />
es hätte keinen Zweck ihm das Geld noch einmal anzubieten. So bleibt das Geld<br />
in der Reisekasse, in der auch nach Abzug der Schiffskosten <strong>im</strong>mer noch mehr als<br />
300 Dukaten sind...<br />
An den ersten Tagen macht das Schiff gute Fahrt. Das große gestreifte Segel<br />
knattert <strong>im</strong> Rückenwind. Auch wenn es hier auf See mit durch die feuchte Luft<br />
doch noch recht kühl ist, so ist doch die Unterbringung recht gemütlich - auch<br />
wenn es keine Kabine ist... Der Wind n<strong>im</strong>mt <strong>im</strong>mer mehr zu - nur leider dreht er<br />
sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit auch. Am 4. Tag hat die Windjäger schon mit Gegenwind<br />
zu kämpfen und macht daher nur halb so viel Fahrt wie am ersten Tag.<br />
Doch trotzdem kein Vergleich mit der Knorre, die sie schon kannten! Doch dann<br />
kommt nicht nur Nebel auf sondern der Wind läßt auch nach. Drei Tage kommt<br />
das Schiff nur rudernd voran. Und ohne Sicht ist auch die Orientierung schwieriger.<br />
Da wird der feine Nieselregen am 9. Tag auf See fast begeistert begrüßt - schließlich<br />
kommt zusammen mit den Regenwolken auch ein leichter Windzug auf. Auch ist<br />
es wieder etwas wärmer und die Luft nicht mehr so klamm. Der Regen hält sich<br />
einige Tage und ebenso die Brise, doch am 12. Tag endlich kommt Kuslik in<br />
Sicht. Land! Endlich Land! Eine große Stadt liegt vor ihnen, wirklich groß ist sie.<br />
234
Best<strong>im</strong>mt fünfmal so groß wie Prem - und <strong>im</strong>mer noch mehr als dre<strong>im</strong>al so groß<br />
wie <strong>Thorwal</strong>... Der Bootsmanne erzählt etwas von 20 000 Menschen. Eine Zahl<br />
- zu groß für die meisten es sich wirklich vorzustellen... Da läßt der Kapitän das<br />
Schiff stoppen und das Segel einholen. Thivar wendet sich an die Gruppe. Er hat<br />
ein Täfelchen in der Hand, auf der er einige Zahlen addiert hat: ”364 Silbertaler<br />
an Heuer für die Hinfahrt, noch mal soviel zurück, daß macht 728 insgesamt. Dazu<br />
Proviant für 1416 Silbertaler, die ich aber schon erhalten habe. Es fehlt noch die<br />
Summe für die Rückfahrt: 880 Taler macht das. Dann zähle ich mal kurz eure<br />
Nasen: 10 Leute, dazu 7 Pferde macht 17 Nasen. Die Katze und den Hund da<br />
drüben zähl ich mal nicht mit - will ja nicht so sein... macht jedenfalls noch 85<br />
Dukaten dazu. Das macht nach meiner Rechnung noch 2458 Taler.” Erst als die<br />
Gruppe gezahlt hat, gibt er seiner Mannschaft ein Zeichen weiterzufahren...<br />
Schon von weitem ist das geschäftige Treiben <strong>im</strong> Hafen zu sehen. Lagerhäuser<br />
mit großen dunklen Öffnungen hinaus zur See und Menschen aller Farben sind zu<br />
sehen, als die Windjäger langsam <strong>im</strong> Hafen einläuft...<br />
Thamar freut sich, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Ohne<br />
Verzögerung will sie zur Halle der Anti-Magie eilen, um festzustellen, ob es Mergor<br />
gelungen ist, diese bereits von dem Vorfall zu verständigen. Das junge Mädchen,<br />
das auf der Überfahrt seine Kleidung gewaschen hat und sich nun in der grüngelben<br />
Robe der offiziellen Ordenstracht präsentiert, mit dem Schlangenhalsschmuck aus<br />
grünem Zinn und dem grüngoldenen Stirnband, fordert Legolas und Jurge, den<br />
Magier, auf, sie zu begleiten. Auch BonYar bittet sie um seine Begleitung: ”Ohne<br />
deine Hilfe <strong>im</strong> Kampf gegen den Beschwörer hätten wir Feyaria vielleicht nie befreien<br />
können!” Natürlich freut sie sich über jeden Begleiter, aber einige sollten<br />
auch so schnell wie möglich eine Herberge ausfindig machen, zumal man Feyaria<br />
ja schlecht <strong>im</strong> Hafen herumtragen kann. Es erfüllt den Halbelfen mit Stolz und<br />
natürlich steht er sofort zur Verfügung, als die junge Geweihte ihn auffordert sie<br />
zu begleiten. ”Wir sollten Feyaria gleich mitnehmen, nicht wahr?” bietet er sich<br />
mit einer Geste an, wonach er mithelfen könnte sie zu tragen. ”Würde ich auch<br />
sagen”, antwortet Legolas und winkt ab, als BonYar ihm be<strong>im</strong> tragen helfen will.<br />
”Wir können uns ja abwechseln, wenn mir meine Schwester unterwegs zu schwer<br />
werden sollte.”<br />
Legolas folgt der Geweihten nur zu gerne zu den Magiern. Schließlich kann es<br />
ihm nun nicht schnell genug gehen. Wer weiß, wie lange seine Schwester noch Zeit<br />
hat?! So n<strong>im</strong>mt er seine Schwester auf seine Arme, verabschiedet sich schnell von<br />
Fyanna und den anderen und folgt dann der Geweihten zur Magiergilde. Auch Jurge<br />
begleitet selbstverständlich Thamar und Legolas mit zur Halle der Ant<strong>im</strong>agie.<br />
Wäre die Angelegenheit nicht so ernst und dringend, so würde Jurge sicherlich<br />
erst einmal staunend diese riesige Stadt erkunden. Sicher gibt es hier viel zu entdecken.<br />
Einiges hat er ja schon gehört über die großen Städte des Südens. Und<br />
auch wenn Kuslik sicherlich nicht die Größe von Havena oder gar der Kaiserstadt<br />
Gareth hat, so wirkt Kuslik doch schon ziemlich beeindruckend für einen, der sein<br />
ganzes Leben in Olport verbracht hat. Aber die Zeit drangt, und so verbannt<br />
Jurge diese Gedanken für ’s erste bis Legolas’ Schwester geholfen werden konnte.<br />
Doch so leicht ist die Akademie nicht zu finden... Und von den Matrosen am<br />
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Hafen ist auch nicht so viel zu erfahren. ”Welche Akademie? Was habe ich mit<br />
Akademien zu schaffen..!” ”Was soll das sein?” ”’ne Schule für Magier?” Es sind<br />
noch viel mehr konstruktive Antworten zu hören. Einer der Seeleute weiß sogar<br />
wo so eine ’Magieschule’ zu finden ist. Um welche der beiden in Kuslik ansässigen<br />
es sich dabei allerdings handelt ist so leicht nicht zu erfahren... Legolas trägt seine<br />
Schwester selbst, doch es ist ziemlich anstrengend und auch etwas entmutigend<br />
sich von Betrunkenen dumm anmachen lassen. Nur gut, daß Thamar dabei ist -<br />
der Geweihtenkleidung wird doch Respekt gezollt. So läßt sich der Elf nach einer<br />
Weile dankbar von BonYar helfen.<br />
Die kleine Gruppe fällt einem Kutscher auf. So läßt er seine Pferde antraben<br />
und neben ihnen halten. ”Wohin soll’s denn gehen?” Dann fällt sein Blick<br />
auf Thamar: ”Immer zu Diensten, die Dame. Wir von den Königlich Kusliker<br />
Karossen fahren sie für einen Silbertaler quer durch die ganze Stadt!” Dann jedoch<br />
sieht er erst die Bewußtlose in den Armen BonYars: ”Oder vielleicht doch<br />
gleich zum Heiler? Avena ist recht gut - und gar nicht weit...” Legolas meint:<br />
”Ein Heiler würde da leider nicht helfen. Wir müßten zur Magierakademie!” Den<br />
Silbertaler zahlt er natürlich gerne für die Fahrt. Als der Kutscher die Münze aufblitzen<br />
sieht, hilft er sofort Thamar in die Kutsche, während Legolas und Fyanna<br />
sich um Feyaria kümmern. Dann klettert der Mann flugs auf den Kutschbock und<br />
wendet sich um: ”Zur welcher der beiden soll’s denn gehen?” ”Zur Halle der Ant<strong>im</strong>agie!”<br />
Kaum weiß er wohin, schnalzt er mit der Zunge und die beiden Braunen<br />
traben an. Während der Fahrt ist der Kutscher fast die ganze Zeit am reden.<br />
Wenn er nicht gerade seinen Pferden irgend etwas zuruft oder einen Passanten<br />
anmeckert das nächste Mal doch etwas schneller zur Seite zu springen, erzählt er<br />
ständig irgendwelche Geschichten über irgendwelche Kunden. Gleichzeitig geht es<br />
quer durch die Stadt. Es ist ein ganzes Stück zu fahren und niemand hier ist sich<br />
sicher, ob er den Weg zurück alleine finden würde. Doch überall sind Menschen<br />
auf den Straßen - zu viele auf einen Fleck für den Geschmack eines Elfen...<br />
Es geht in die Innenstadt, dazu müssen mehrere Mauertore passiert werden.<br />
Der Kutscher weist ganz begeistert daraufhin, daß Kusmina alle Hafen- und Brückenzölle<br />
innerhalb der Stadt abgeschafft hat. Doch endlich verlangsamt er die Fahrt und die<br />
kleine Gruppe kann sich umschauen. Direkt gegenüber auf der anderen Seite des<br />
Platzes ist ein <strong>im</strong>posanter Praiostempel zu sehen. Der Kutscher fährt allerdings<br />
zu einem Eckhaus zur Rechten. Ein prächtiger Steinbau erhebt sich vor den Augen<br />
der Besucher. Vor der schweren Eichenholztür des Gebäudes stoppt er: ”Da sind<br />
wir! Hoffe die Fahrt war angenehm...”<br />
Die kleine Gruppe die <strong>im</strong> Hafen zurückgeblieben ist, kümmert sich derweil<br />
um andere Sachen. Eigentlich findet Deion es ja fast schade, schon <strong>im</strong> Hafen<br />
anzulegen. Er hat die Seefahrt sehr genossen, mehr als das Reiten - ’genauso wie<br />
sein Hintern’ stellt er grinsend fest. Da sich schon einige um die Magier kümmern<br />
wollen, wird er versuchen, eine vernünftige Herberge zu finden. Er fragt zuerst<br />
den Kapitän, ob er nicht eine bequeme, saubere aber nicht zu teuere Herberge<br />
empfehlen kann. Doch Thivar kann ihm was das betrifft nicht weiterhelfen. In<br />
dieser Stadt war er noch nicht so oft. So macht er sich auf den Weg, um eine<br />
zu finden. ”Wer kommt mit?” ”Ich!” ruft Kuno begeistert, ”Endlich mal wieder<br />
236
eine richtige Stadt, da kann ich doch nicht auf diesem Kahn sitzenbleiben. Und<br />
jemand muß dich ja begleiten, damit dir nicht noch jemand das Fell über die Ohren<br />
zieht! Und wer weiß, vielleicht haben wir ja auch einige Minuten, um das Kusliker<br />
Bier zu probieren...” Als die beiden aufbrechen wollen, hält Thivar sie auf: ”Wollt<br />
ihr nicht eure Pferde mitnehmen? Und das Gepäck? Oder wollt ihr es wirklich<br />
hier lassen..?” Nach einigem Hin und Her muß Thivar allerdings zugeben, daß die<br />
Windjäger nicht mehr am selben Tag wieder ablegen wird. Erst einmal bekommt<br />
die Mannschaft Landgang - und dann muß auch neuer Proviant gekauft werden.<br />
”Gut - es reicht, wenn ihr eure Sachen bis heute Abend abgeholt habt. Aber länger<br />
übernehme ich keine Garantie, daß die Pferde oder wir und das Schiff überhaupt<br />
hier sind. Schließlich hat mir dieser Umweg schon genug Zeit gekostet... Und ich<br />
weiß auch nicht, wann wir wieder ablegen!” Dafür empfiehlt Thivar den beiden<br />
sich doch <strong>im</strong> Hafenamt umzuhören. Dort gibt es oft Informationen zu Herbergen<br />
oder Pensionen.<br />
So machen sich Deion und Kuno auf, die Stadt zu erkunden. Oder besser<br />
erst einmal das Hafenviertel - denn Kuslik ist viel zu groß um sich an einem Tag<br />
umzusehen. Selbst nach einem Monat kann sich hier jemand noch leicht verlaufen...<br />
Doch das Hafenamt ist leicht zu finden: Dort wird den beiden der ’Silberne Kelch’<br />
empfohlen. Eine recht einfache Herberge mit guter Hausmannskost. Sollten sie<br />
allerdings länger bleiben wollen so ist die Pension ’Hafenblick’ nicht schlecht. Da<br />
ist auch direkt ein Mietstall daneben - anders als be<strong>im</strong> ’silbernen Kelch’. Wenn<br />
sie allerdings eine Wohnung oder gar ein Haus mieten wollen, dann sind sie <strong>im</strong><br />
Magistrat besser aufgehoben. Die könnten einem dabei eher helfen...<br />
Kuno und Deion müssen kurz überlegen, was denn wohl das beste wäre: ”Tja,<br />
was wollen wir den nehmen? Ich würde für die Pension mit dem Pferdestall st<strong>im</strong>men.<br />
Oder soll es doch ein Haus sein? Könnte vielleicht preiswerter sein, wenn<br />
wir länger hier bleiben wollen. Was meint ihr?” ”Ganz meine Meinung. Dort sind<br />
wir die ersten Tage best<strong>im</strong>mt gut untergebracht, und was wir danach unternehmen<br />
wollen, können wir jetzt ohnehin noch nicht entscheiden. Laß uns jetzt erst einmal<br />
die Pferde und das Gepäck vom Schiff holen. Vielleicht ist Sabu ja noch da, der<br />
hilft uns best<strong>im</strong>mt. Dann quartieren wir uns <strong>im</strong> ”Hafenblick” ein, und bitten den<br />
Kapitän des ”Windfängers”, die andern bei ihrer Rückkehr zu uns zu schicken.<br />
Oder wir gehen selber zurück und warten auf sie. Einverstanden?” So gehen die<br />
beiden erst einmal zum Schiff. Sabu ist mit Tira dort geblieben. Er bewacht<br />
die Pferde, und wartet, bis jemand ihm sagt, wo man sie unterbringen soll. Das<br />
er zufälligerweise gerade etwas Zeit findet, mit Tira zu spielen, kommt ihm nur<br />
entgegen. Als die beiden ihm erzählen, was sie erfahren haben, ist Sabu dafür,<br />
eine Unterkunft mit Stall für die Pferde zu nehmen. Er ist fast etwas überrascht,<br />
daß er gefragt wird. Hatte er schon vermutet, daß ihn ja eh niemand fragt. ’Wie<br />
<strong>im</strong>mer..!’<br />
So machen sich die drei mit den Pferden und das Gepäck auf ins ’Hafenblick’.<br />
Sie finden ein dreistöckiges Fachwerkhaus vor, dessen Eingangstür einladend offensteht.<br />
Als sie suchend umherblickend den Flur betreten, finden sie schon nach<br />
wenigen Schritten ein Gemeinschaftsraum mit offenen Kamin vor. Dort sitzt ein<br />
gemütlicher wirkender rundlicher Mann, der sofort aufsteht und mit freundlichem<br />
237
Lächeln näher kommt: ”Z<strong>im</strong>mer für drei Personen?” In Doppelz<strong>im</strong>mern oder als<br />
Einzelz<strong>im</strong>mer?” Als er dann aber erfährt, das noch mehr Leute erwartet werden,<br />
meint er: ”So viele Einzelz<strong>im</strong>mer sind gar nicht mehr frei. Ich habe nur noch drei<br />
Doppelz<strong>im</strong>mer und drei Einzelz<strong>im</strong>mer frei. Es müßten sich also wohl zwei Leute<br />
ein Einzelz<strong>im</strong>mer teilen... Aber wenn das kein Problem darstellt, dann würde es<br />
mich freuen, Sie hier begrüßen zu dürfen!” Der Wirt geht vor um den dreien die<br />
Z<strong>im</strong>mer zu zeigen. Als er dabei auf den Hof tritt, sieht Kuno schon etliche graue<br />
Haare <strong>im</strong> Bart des Mannes. Doch schon stampfert der geräuschvoll die Außentreppe<br />
hinauf und führt die drei in rustikal eingerichtete saubere Z<strong>im</strong>mer. Einfach<br />
aber ordentlich. Er wendet sich um: ”Die Einzelz<strong>im</strong>mer kosten 3 Dukaten die<br />
Woche, Doppelz<strong>im</strong>mer 5 Dukaten. Wenn ihr allerdings gleich für einen Monat<br />
zahlt, dann sind es nur noch 10 Dukaten für ein einzelnes, 18 für ein doppeltes.”<br />
Dann weist er die Gruppe auch noch auf den Stall hin: Ein Dukaten pro Monat -<br />
allerdings muß natürlich das Futter selber beschafft werden... So schlecht scheint<br />
das Haus nicht zu sein. Und Kuno weiß, daß günstigere Mieten so leicht nicht zu<br />
finden sind...<br />
Da es ja noch früh ist, sagt Sabu den Anderen, was er vor hat: ”Ich glaube,<br />
diese Unterkunft ist gut genug für uns. Oder? Ich werde zuerst mal für Verpflegung<br />
für die Pferde schauen. Dann kaufe ich mir etwas zu essen, und anschließend gehe<br />
ich an den Hafen zum Schiff zurück, und warte, bis die Anderen zurückkommen.<br />
Kommt Ihr mit?” Kuno wendet sich an Sabu und Deion: ”Na, das sieht hier<br />
doch gar nicht so schlecht aus. Ich nehm’ das zweite Einzelz<strong>im</strong>mer von links,<br />
das mit dem Straßenblick! Und was haltet ihr davon, wenn wir uns eine schöne<br />
Hafenkneipe mit Blick auf unser Schiff suchen? Dann sehen wir ja, wann die<br />
anderen zurückkommen. Und langweilig wird es uns dort wohl auch nicht. Geh’n<br />
wir?” Doch noch muß das Gepäck versorgt werden.<br />
Also Deion ist dafür, erst mal hierzubleiben. Wenn es den anderen nicht gefällt,<br />
können wir ja <strong>im</strong>mer noch woanders hingehen. Wenn weder Sabu noch Kuno<br />
Einwände haben, geht es also klar. Nachdem das erledigt ist, stellt er die Pferde<br />
unter, versorgt sie so gut es geht. Er fragt den Wirt, ob er nicht dafür sorgen<br />
kann, das genügend Futter für die Tiere da ist. ”Wir sind das erste Mal hier und<br />
wissen darum nicht, wo es gutes und preiswertes Futter gibt. Es sollte sich auch<br />
für Dich lohnen, wenn Du uns diese Arbeit abn<strong>im</strong>mst.” Der Wirt schaut ihn kurz<br />
fast mürrisch an. Dann meint er. ”Ich werde dem Besitzer von nebenan Bescheid<br />
geben. Der Mietstall gehört mir nämlich nicht...”<br />
Es dauert nicht lange bis ihre Sachen auf dem Z<strong>im</strong>mern sind und die Pferde<br />
werden ihnen auch schon von einem Stallburschen dort abgenommen - allerdings<br />
erst, nachdem ihm einige Silbertaler für die ersten Tage in die Hand gedrückt<br />
wurden... Endlich kann die Gruppe wieder zum Hafen zurückgehen und auf die<br />
anderen warten. ”Hoffentlich dauert das nicht zu lange, oder sie sind so schlau und<br />
lassen uns eine Nachricht zukommen, wo sie sind!” Dort sind einige Kneipen zu<br />
finden - zum Glück auch eine, in der sich noch nicht so viele Betrunkene aufhalten.<br />
Und be<strong>im</strong> Mornacseck - wie der Name dieser Schenke ist - stehen sogar einige<br />
Tische und Bänke draußen in der Frühlingssonne...<br />
Die Droschke hat derweil vor der Akademie gestoppt. Der Kutscher meint:<br />
238
”Da sind wir! Hoffe die Fahrt war angenehm...” ”Habt dank ... ohne euch hätten<br />
wir lange gebraucht um hier her zu gelangen”, antwortet Legolas freundlich. Bon-<br />
Yar, der in seinem ganzen Leben noch nie in einer Kutsche durch eine derartige<br />
Stadt gefahren wurde, ist <strong>im</strong>mer noch von den vielen Eindrücken der Fahrt verwirrt.<br />
Aber als die Kutsche anhält, umfaßt er entschlossen den Knauf der Tür<br />
und versucht diese zu öffnen. ’Schnell raus hier’ kann aus seiner Körpersprache<br />
gedeutet werden, denn etwas hektisch verläßt er das Gefährt. Legolas hat ähnliche<br />
Gedanken, doch er versucht diese zu verdrängen, schließlich hat er ja einen guten<br />
Grund hier zu sein. Wenn es seiner Schwester jedoch wieder besser geht, will er so<br />
schnell wie möglich die Stadt wieder verlassen. BonYar ist inzwischen ausgestiegen<br />
und blickt sich um; langsam beruhigt er sich wieder, da er begreift unbeschadet<br />
angekommen zu sein. Da wohnen also diese Zauberer die Unheilbares zu heilen<br />
vermögen? ”Legolas, laß uns schnell zu den Zauberern gehen.” Da ist auch schon<br />
der Firnelf dabei, seine Schwester aus der Kutsche zu heben und schon eilt der<br />
Halbelf sofort zu ihm herüber: ”Warte, ich helfe Dir mit Feyaria.”<br />
Während der Kutscher Thamar noch mein Aussteigen behilflich ist, gehen<br />
Legolas und BonYar zu dieser schweren Tür. Am Portal ist ein schwerer Türklopfer<br />
- ein Löwenkopf mit Ring <strong>im</strong> Maul - angebracht, der ein schweres Pochen erklingen<br />
läßt. Es dauert nur einen kurzen Moment bis sich die Tür bewegt. Ein kräftiger<br />
Mann in einer Tuchrüstung steht vor ihm. Sein Blick wandert begutachtend über<br />
die beiden vor ihm hinweg, die Gruppe dahinter scheint er kaum zu beachten.<br />
Sein gepflegte Bart ist schwarz, über die Farbe der Haare kann nur spekuliert<br />
werden, da er eine Art Lederhelm trägt. Dazu noch enganliegende Hosen und<br />
hochschaftige Stiefel vervollständigen das Bild eines Gardisten - oder zumindest<br />
eines Wachmannes. Der Blick wandert wieder zurück zu Feyaria auf den Armen<br />
von Legolas. ”Wenn ihr einen Heiler sucht, seit ihr verkehrt. Nur ungefähr fünf<br />
Minuten von hier ist Musmusta zu finden. Oder Avena aus dem Hafenviertel - ist<br />
auch zu empfehlen..” Er schaut den Elfen abwartend an, scheinbar will er sicher<br />
sein, daß die beiden wieder gehen...<br />
Der Gardist hat seinen Blick auf die beiden Elfen - oder besser gesagt: den<br />
Elfen und den Halbelfen - geheftet. Da fühlt sich BonYar scheinbar doch nicht so<br />
sicher und er überläßt Legolas das Sprechen und läßt die Geweihte vortreten, da<br />
die beiden sicher besser mit dem Mann reden können.<br />
Fyanna hatte während der Fahrt mit der Kutsche abwesend aus dem Fenster<br />
gestarrt. Erst als Legolas und BonYar die kleine Elfin aus dem Wagen heben,<br />
erwacht sie aus ihrem Tagtraum. Schnell springt sie aus der Kutsche und kommt<br />
gerade noch rechtzeitig um die Ratschläge des arroganten Wachmanns zu hören.<br />
”Wir brauchen keinen Heiler, guter Mann, sondern einen versierten Meister der<br />
Magie. Dieses arme Mädchen ist in höchster Lebensgefahr!” Legolas wartet erst<br />
einmal die Reaktion des Wachmanns auf die Worte Fyannas ab. Im Gesicht des<br />
Gardisten zuckt es kurz. Ob es daran liegt, daß er es nicht unbedingt gewöhnt ist<br />
als ’guter Mann’ angeredet zu werden, oder weil er angenommen hat, daß nur die<br />
Leute bei der Kutsche nicht dazugehören, kann Fyanna allerdings nicht so leicht<br />
erkennen. Da der Wachmann aber nicht sofort den Weg fre<strong>im</strong>acht, ergreift wieder<br />
Legolas das Wort: ”Meine Schwester wurde durch die Kräfte eines schlechten<br />
239
Magiers in diesen Zustand gebracht! Welcher Heiler glaubst Du könnte wohl so<br />
etwas heilen?!”<br />
Doch da hält Thamar es an die Zeit nicht länger schweigend daneben zu stehen;<br />
kaum hört sie die Worte des Gardisten, strafft sich Thamars Gestalt und sie geht<br />
gemessenen Schritts auf den Gardisten zu. Das hochgewachsene Mädchen baut<br />
sich dicht vor dem Mann auf und blickt ihn mit dem strengen Blick in die Augen,<br />
den sie so oft mit Mergor geübt hatte. Sie spricht so leise, daß nur diejenigen sie<br />
hören können, die um sie herum stehen, und doch ist eine tiefe Entschlossenheit in<br />
ihrer St<strong>im</strong>me: ”Sicherlich beabsichtigtet ihr nicht, einer Gesandten Hesindes den<br />
Einlaß zu verweigern, die gekommen ist, ein wenig der Gabe zurückzufordern, die<br />
die Göttin in ihrer unerhörten Großmut den Menschen schenkte? Die Zeit drängt,<br />
und wenn diesem Elfenmädchen etwas geschieht, so werdet ihr zur Verantwortung<br />
gezogen, wenn ihr unsere Zeit stehlt!” Der Gardist ist sich unsicher; eine Geweihte<br />
will er nicht davon schicken - schon gar nicht eine Hesindegeweihte - schließlich<br />
wäre das mehr als unhöflich. Aber der Rest sieht in seinen Augen nicht sehr<br />
vertrauenserweckend aus.<br />
Da gesellt sich auch Jurge dazu: ”Seid gegrüßt, mein Name ist Jurge Eilitson<br />
von der Halle des Windes zu Olport,” dabei zeigt ihm Jurge die offene Handfläche<br />
seiner rechten Hand, so daß sein Gegenüber die Tätowierung sehen kann, die ihn als<br />
Mitglied seiner Magierakademie ausweist. ”Dies hier sind meine Freunde Thamar,<br />
Fyanna und Legolas. Und in seinen Armen seht ihr seine arme Schwester, derentwegen<br />
wir hier sind. Ein schrecklicher Frevel wurde an ihr begangen und wir<br />
benötigen dringend eure Hilfe, darum bringt uns bitte schnellstens zum Leiter<br />
eurer Akademie.”<br />
Jetzt endlich läßt sich dieser Wachmann überzeugen. Er winkt den Gästen ihm<br />
zu folgen, wendet sich schweigend um und schreitet voran. Es geht durch einen<br />
längeren Gang der mit Wandgemälden geschmückt ist. Auf dem Teppich sind die<br />
Schritte nur gedämpft zu hören. Andere Personen sind nur von weitem zu sehen,<br />
scheinbar ist hier in diesem Teil des Gebäudes nicht so viel los. Dann öffnet der<br />
Mann eine zweiflügelige Tür und deutet auf einige gepolsterte Bänke und Sessel:<br />
”Nehmt kurz Platz, ich frage nach...” Er läßt die Gruppe alleine und kommt dann<br />
mit einem älteren leicht buckligen Mann zurück. Der wirft einen kurzen Blick auf<br />
die Bewußtlose und wendet sich dann an Thamar und Jurge: ”Mein Name ist<br />
Ungolf Sandfels und ich bin der persönliche Sekretär der Akademieleiterin. Vitus<br />
teilte mir mit, daß ihr ein dringendes Begehr hättet..?”<br />
Die restliche Gruppe <strong>im</strong> Hafen macht es sich inzwischen gemütlich: Als Deion<br />
dann mit Kuno und Sabu am Hafen bei ”Mornacseck” ankommt, macht er sofort<br />
den Vorschlag, daß wir uns an einem freien Tisch in der Sonne hinsetzen. So können<br />
wir uns den Wind etwas um die Nase wehen lassen und können das Treiben <strong>im</strong><br />
Hafen am Besten beobachten. Außerdem können uns die anderen dann vielleicht<br />
leichter finden wenn sie zurückkommen und wir nicht mehr gut genug aufpassen<br />
- können. Das letzte Wort fügt er mit einem genüßlichen Grinsen hinzu. ”Ich<br />
gebe einen aus!” Mit diesen Worten bestellt er drei große Krüge Bier, sobald sie an<br />
einem schönen sonnigen Tisch sitzen. Dann sieht er sich erst mal genau um, was<br />
hier so los ist. Doch er hat kaum Zeit seinen Blick über die grünen Ranken an der<br />
240
Hauswand und das Gew<strong>im</strong>mel auf den Straßen zu konzentrieren, da reagiert Cantos<br />
mit leichten Spott wie <strong>im</strong>mer: ”Freiwillig?” fragt er grinsend. ”Na klaro! Hast<br />
Du was anderes erwartet?” Cantos fährt dann als Deion endlich seine Bestellung<br />
aufgegeben hat fort: ”Ich hätte auch gerne eins.”<br />
Kuno ignoriert diese ewigen freundschaftlichen Sticheleien und meint zu Deion<br />
gewandt: ”Hervorragende Idee! Die zweite Runde geht auf mich!” Kuno setzt sich<br />
zu Deion an den Tisch und achtet darauf, daß er eine guten Sicht auf das Treiben<br />
<strong>im</strong> Hafen und auf der Straße hat. ”Dachte ich mir, daß ihr davon begeistert seid!<br />
Und Habe ich nichts dagegen, daß die nächste Runde auf Dich geht!” Auch Cantos<br />
finden Kunos Vorschlag außerordentlich sinnvoll: ”Das wird ja <strong>im</strong>mer besser. Laßt<br />
uns richtig einen draufmachen. Wir werden den Leuten hier mal zeigen wie das<br />
geht.” Auch Sabu n<strong>im</strong>mt Deions Einladung gerne an. In aller Ruhe und mit festem<br />
Boden unter den Füßen wieder mal etwas zu trinken, muß herrlich sein. Tira läßt er<br />
in der näheren Umgebung spielen, solange sie niemanden stört. Und hier draußen<br />
ist wirklich genug Platz für sie. Die Hündin legt sich neben ihrem Herrchen hin und<br />
hält den Kopf in den Wind. Faul wie sie zu sein scheint. läßt sie erst einmal all die<br />
neuen Gerüche in ihre Nase wehen. Doch als sie merkt, daß sie hier wohl bleiben<br />
werden, läßt sie den Kopf auf ihre Vorderpfoten sinken - und hebt ihn nur ab und<br />
an, wenn ihr ein Spatz verführerisch nahe kommt. Den Wirt, ein feister Mann mit<br />
rotem Kopf, ignoriert sie. Scheinbar hat Tira schon genug schwitzende Menschen<br />
in ihrem Leben gesehen - und gerochen... Da ist es für sie schon schwieriger diesen<br />
näherkommenden verrunzelten Alten zu ignorieren. Und auch Sabu und seine<br />
Freunde nehmen ihn war: ein Bettler, der offensichtlich länger nicht gebadet hat.<br />
Es ist schwierig zu entscheiden, ob er ranzig oder säuerlich riecht. Vielleicht trifft<br />
ja beides zu... Der Wirt ist gerade drinnen als er den Zwerg anspricht: ”einen<br />
Heller für die Armen..?”<br />
Sabu schaut den Alten leicht irritiert an. Da er aber gerade gute Laune hat,<br />
wirft er ihm den gewünschten Heller zu. Dann widmet er sich wieder seinem Bier.<br />
Kaum fällt die Münze zu Boden, schon erhellt sich das Gesicht des Bettlers, er will<br />
sich gerade überschwenglich bedanken, da kommt der Wirt wütend aus der Tür<br />
geprescht und schnauzt den Mann an: ”Hau ab Taugenichts! Wie oft habe ich<br />
dir schon gesagt, daß Du meine Gäste nicht stören sollst!” Der Wirt wendet sich<br />
an Sabu, während der alte schmutzige Mann ängstlich zurückweicht um dann aus<br />
sicherem Abstand abwechselnd auf den Wirt zu sch<strong>im</strong>pfen und Sabu zu preisen.<br />
Währenddessen beweist der Kopf des Wirtes, daß er noch röter - aber diesmal<br />
aus Wut - werden kann. Zugleich ist versucht sich der Gastwirt bei seinen Gästen<br />
zu entschuldigen, fragt nach irgendwelchen Wünschen und wischt wiederholt den<br />
Tisch mit einem Lappen ab. Er ist fast schon lästig, ist es doch etwas schwierig<br />
an das Bier zu kommen, wenn ständig jemand um einen herum tänzelnd. Oder<br />
besser trampelt - bei er Körperfülle ist von Tanz nicht mehr viel zu sehen...<br />
Als der Wirt den Bettler so unsanft davon jagen will, ist Deion gar nicht damit<br />
einverstanden: ”Bitte überlaß’ es uns, wem wir etwas Geld geben oder nicht. Sei<br />
Dir sicher, wir werden ihn schon los wenn wir es wollen !” Dabei grinst er den<br />
Wirt frech an. Dann ruft Deion um den Wirt etwas zu ärgern dem Alten zu: ”Wie<br />
ist denn Dein Name Alterchen ? Was hältst Du davon, wenn ich Dir ein Bad<br />
241
spendiere ?” Das Grinsen des <strong>Thorwal</strong>er wird breiter. ”Oder Du trinkst ein Bier<br />
mit uns und erzählst uns eine Geschichte? Natürlich nur, wenn niemand etwas<br />
dagegen hat.” Dabei schaut er seine Freunde fragend an, aber den Wirt ignoriert<br />
er. ”Aber setze Dich bitte so, daß der Wind von uns weg weht !”<br />
Auch Sabu ist wie Deion dafür, den Wirt so schnell wie möglich wieder loszuwerden,<br />
um sich weiterhin der Gemütlichkeit zu ergeben. So sagt er dem Wirt: ”Ihr<br />
könntet ja nochmals schnell eine Runde Bier holen, und für den armen Alten auch<br />
eins, und vielleicht noch was kleines zu essen. Ich bin sicher, daß er Euch dann<br />
in Ruhe läßt. Ich bezahle natürlich!” Kaum gesagt, sieht er schon wieder seine<br />
schönen Goldstücke schwinden. Aber was tut man nicht alles, um in Ruhe sitzen<br />
zu können. Als Deion hört, daß Sabu etwas zu Essen bestellt merkt er, daß er schon<br />
sehr lange nichts mehr anständiges gegessen hat. Also bestellt er sich als Erstes<br />
einen kräftigen Eintopf und danach ein großes frisches Fischgericht. Natürlich<br />
vergißt er nicht die nächste Runde Bier! Auch Kuno findet das nicht schlecht klingen:<br />
Herr Wirt, für mich dasselbe! Und achtet er darauf, daß unsere Bierhumpen<br />
nicht leer werden!” Dann wendet sich Sabu an den Alten: ”Ja, setzt Euch, und<br />
erzählt was!” Der Alte ist sich ziemlich unsicher. Er wettert weiter gegen den Wirt<br />
und erst als der von dannen zieht - wieder etwas zufriedener, da seine Gäste doch<br />
noch Geld loswerden wollen - kommt er wieder näher. Tira hebt den Kopf als<br />
sich der Bettler nähert, doch dann verbucht sie ihn wohl unter ’ungefährlich’ und<br />
döst weiter. Dann setzt sich der Alte am anderen Ende des Tisches hin - ganz am<br />
Rand sich beinahe hinter den Kletterranken an der Hauswand versteckend - und<br />
bedankt sich entschuldigend lächelnd. ”Ein Bad könnt ich schon vertragen - weiß<br />
allerdings nicht, ob die mich ins Badehaus lassen würden...” ”Was haltet ihr von<br />
einem netten Spielchen, solange wir die Karten noch halten können?”, fragt Kuno<br />
verschmitzt in die Runde. ”Wenn der Alte keine Geschichte für uns hat, bin ich<br />
dabei. Aber sorge dafür, daß ich <strong>im</strong>mer Deine Hände sehen kann......und bewege<br />
sie ja nicht zu schnell.......” meint Deion grinsend. Während der Bettler unsicher<br />
schweigt - er scheint längere Gespräche nicht gewöhnt zu sein - wühlt Kuno in<br />
seinen Taschen. Doch er muß feststellen, daß er sich <strong>im</strong>mer noch kein Kartenspiel<br />
gekauft. Dafür findet er seine Würfel wieder. Cantos schüttet das Bier weiterhin<br />
in sich herein und genießt den Abend mit seinen Freunden.<br />
Da kommt der Wirt mit den bestelltem Bier. Unwirsch stellt er auch eins vor<br />
dem Alten ab dann wendet er sich an Sabu: ”Euer Essen ist auch bald so weit.”<br />
Dann verzieht er sich wieder. Ob es ist, weil er so viel Arbeit drinnen hat oder weil<br />
er beleidigt ist, kann Sabu nicht entscheiden, doch dann wenden sie sich wieder<br />
neugierig dem Bettler zu. ”Och” meint der ”was soll ich erzählen... Was wollt ihr<br />
denn wissen?” Er zuckt mutlos mit den Schultern.<br />
Als Deion sieht, wie Kuno in seinen Taschen wühlt und statt einem Kartenspiel<br />
nur ein paar Würfel hervorholt, kann er sich nicht verkneifen zu sagen: ”Hey Kuno,<br />
Du kennst aber den Unterschied zwischen Karten und Würfeln? Da redet der<br />
Knabe dauernd davon, uns das Spiel mit den Karten beizubringen und dann hat<br />
er nur ein paar Würfel! Aber sonst kennst Du Dich in Deinen Taschen aus?” Cantos<br />
zwinkert seinem Freund zu: ”Er kennt sich wohl besser in anderer Leute Taschen<br />
aus.” ”Genau, daß es ist ! Er sollte seine Hände eben öfter in die eigenen Taschen<br />
242
stecken......” Kuno derweil beschließt in weiser Voraussicht diese Bemerkungen<br />
lieber zu überhören... So wendet sich Deion wieder dem Bettler zu. Der hat<br />
Zweifel, ob er überhaupt in ein Badehaus käme, doch der <strong>Thorwal</strong>er versucht<br />
ihn zu beruhigen: ”Da habe mal keine Angst, wenn Du denen genug Geld zeigst,<br />
werden sie wohl nichts gegen Dich haben! Und wenn doch, sage ihnen, daß ich dann<br />
mit Dir mitkomme!” Der Bettler mustert den <strong>Thorwal</strong>er argwöhnisch. Irgendwie<br />
hat er scheinbar doch einiges über thorwalsche Besuche gehört... Doch Deion will<br />
endlich echte Informationen bekommen: ”Nun sei’ mal nicht so schüchtern. Du<br />
wirst doch best<strong>im</strong>mt einige Geschichten erzählen können. Oder erzähle uns etwas<br />
von dieser Stadt. Wir sind das erste Mal hier und kennen uns nicht aus. Was<br />
ist denn hier so los? Bevor Du loslegst.......PROST! Aber wenn Du wirklich keine<br />
Geschichte erzählen willst oder kannst, bist Du dann an etwas Arbeit und leicht<br />
verdientem Geld interessiert? Du könntest unsere Freunde suchen und ihnen sagen,<br />
wo wir auf sie warten und das wir auch schon eine Unterkunft haben. Wie ist es?<br />
Am Besten wäre es natürlich, Du verdienst Dir erst das Geld, gehst dann baden<br />
und erzählst uns dann eine Geschichte! Du hast die Wahl.”<br />
Der Alte ist etwas irritiert: ”Von welchen Freunden redet ihr? Aber gut, da<br />
ihr neu hier seit... Soweit ich gehört habe, ist vor allem der Hesindetempel hier.<br />
Der soll der größte überhaupt sein. Allerdings gehe ich eher ab und an zum<br />
Perainetempel. Da sind sie oft nett und haben was zu Essen übrig... Ansonsten<br />
ist hier eigentlich <strong>im</strong>mer was los, laufen doch oft Schiffe ein. Und dann noch<br />
die Seesöldner dazu, die jeder anheuern kann... In der inneren Stadt sind auch<br />
einige Tempel. So der Praiostempel - aber da bin ich eigentlich nie. Sind viel<br />
zu viele feine Pinkel dort zu finden. Haben nichts für jemanden wie mich übrig<br />
und schicken einem <strong>im</strong>mer nur weiter... wenn ich Glück habe. Manche holen auch<br />
gleich einen Stock oder ’ne Gerte raus. Brauch ich nich’ dann geh ich lieber erst<br />
gar nicht hin...”<br />
Er schweigt kurz. ”’ne Geschichte? Da muß ich echt überlegen. Habt ihr schon<br />
von der kleinen Vana gehört? Die Tochter des Wirts hier. Soll gerade schwanger<br />
sein. Wer allerdings der Vater ist, läßt sich wohl nicht mehr herausbekommen.<br />
Seitdem ist er auch <strong>im</strong>mer schlecht gelaunt... Und wenn ein einzelner Gast da ist,<br />
läßt er ihn gar nicht mehr aus den Augen. Und heraus darf sie auch kaum noch.<br />
Habe sie jedenfalls seit Tagen nicht mehr hier draußen gesehen, nur manchmal von<br />
drinnen gehört. Und dabei hat sie mir und einigen anderen oft an der Hintertür<br />
irgendwelche Essenreste zugesteckt, Manchmal war sogar Braten dabei. Aber seitdem<br />
’ner guten Woche ist es damit vorbei...” Er schweigt kurz und scheint dem<br />
richtig hinterher zu trauern... Dann meint Sabu: ”Es muß ja keine Geschichte sein.<br />
Aber Du bekommst sicher mit, was <strong>im</strong> Augenblick so <strong>im</strong> Hafen und der Gegend<br />
läuft, was für Schiffe kommen und gehen, oder welche Persönlichkeiten sich gerade<br />
in der Stadt befinden. ”<br />
”Naja - Vana interessiert euch vermutlich wirklich nicht so. Ihr bleibt ja wohl<br />
auch nicht so lang... Vor kurzem sind wieder 3 Schiffe von Stoerrrebrandt eingelaufen.<br />
Und hat auch einige Seesöldner angeheuert. Muß wohl wieder mal in ’ne<br />
gefährliche Gegend fahren. Und gestern sind wohl wieder Rauschkraut an Land<br />
gebracht worden. Ist hier ja nicht ganz so gefährlich damit zu handeln wie ander-<br />
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swo... Wichtige Leute; keine Ahnung, denen gehe ich eigentlich <strong>im</strong>mer aus dem<br />
Weg. Haben keine Geduld und auch kein Geld für Leute wie mich... Ich kümmere<br />
mich daher nicht um sie... Ansonsten, was hier so los ist: wo hier viele hingegen<br />
ist das magische Theater. Soll recht witzig sein habe ich gehört. Und sollen auch<br />
viele Stücke dabei sein, die woanders nicht zu sehen sind. Vielleicht auch, weil hier<br />
die Inquisition nicht so viel zu sagen hat... Wenigstens etwas.” Wieder schweigt er.<br />
Doch dann scheint ihm etwas einzufallen: ”Woran erkenne ich denn eure Freunde?<br />
Suchen tu ich sie gerne, aber ich weiß nicht, ob die dann auch mit mir sprechen<br />
wollen. Doch ich probier’s gern. Erst recht wenn ihr etwas Kleingeld übrig habt!”<br />
Als dieser ranzig riechender Bettler nachfragt, wie er die gesuchten Freunde<br />
erkennt, ist Deion scheinbar recht erfreut, denn er fängt gleich an genauere Instruktionen<br />
zu geben: ”Okay Alterchen, da mir Deine Geschichten wirklich nicht<br />
gefallen, sei mir bitte nicht böse”, der <strong>Thorwal</strong>er grinst den Alten freundlich an,<br />
”werde ich Dir unsere Freunde schnell beschreiben. Also da ist ein Elf, Legolas,<br />
der seine kranke Schwester dabei hat. Er wird von einer Hesindegeweihte namens<br />
Thamar, dem Halbelf BonYar und Jurge begleitet. Ach ja, unsere Hexe Fyanna<br />
ist auch dabei. Also die sind zu einer Magiergilde unterwegs, um Feyaria, die<br />
Schwester von Legolas, zu heilen. Es gibt hier wohl nur zwei große Gilden, in weiß<br />
nicht, in welcher sie sind. Irgendeine, die sich auf Ant<strong>im</strong>agie oder so ’was versteht.<br />
Suche sie und sage ihnen, das wir hier auf sie warten und auch schon Quartiere für<br />
uns haben, in der Pension ’Hafenblick’. Willst Du das tun? Sage ihnen, von wem<br />
Du kommst, beschreibe uns und sie werden Dir best<strong>im</strong>mt glauben. Mir fällt auch<br />
nicht so ’was wie ein Gehe<strong>im</strong>wort ein.” ”Klar” meint der Bettler. ”Das Geld kann<br />
ich schließlich brauchen!” Erst als Deion ihm einige Münzen in die Hand drückt,<br />
zieht er los um die verloren gegangenen Freunde zu suchen...<br />
In der Akademie verhalten sich die Leute zum Glück etwas förmlicher: Als der<br />
Sekretär nach dem Begehr fragt, denkt Thamar nach. Entweder hat Mergor ihre<br />
telepathische Nachricht nicht richtig verstanden, oder der Bote hat Kuslik noch<br />
nicht erreicht - oder er ist in die andere große Magiergilde in Kuslik gegangen.<br />
Thamar hatte mal von einem Reisenden von einer anderen Welt gehört, die auf<br />
dem Rücken einer Schildkröte thront. Dort gibt es eine Einrichtung namens Teflon,<br />
kleine Dämonen, die in Windeseile von einem Ort zum anderen reisen können,<br />
um wichtige Botschaften zu überbringen. Aus irgendeinem Grund brauchen sie<br />
für ihren Weg aber kleine Drähte, die über das ganze Land gespannt werden -<br />
diesen Grund hat Thamar nicht genau verstanden. Warum gibt es so etwas nicht<br />
in ihrer Welt? Sie bleibt erst einmal stumm. Das Verhältnis zwischen Magiern<br />
und Hesindegeweihten ist oft nicht so sehr gut, weil die Geweihten bevorzugen,<br />
magische Gegenstände in ihren Tempeln aufzubewahren, was den Magiern aus<br />
schleierhaften Motiven nicht recht ist. Vielleicht können Jurge und Legolas hier<br />
mehr ausrichten als sie. Auch Fyanna hält sich nun zurück und überläßt Jurge<br />
und Legolas das Reden, da sie mit ihrem Mundwerk schon bei der Wache beinahe<br />
alles verdorben hatte.<br />
Da es sich <strong>im</strong>merhin um Legolas Schwester handelt, wartet Jurge zunächst<br />
einmal ab, ob Legolas auf die Frage des Mannes antwortet. Da der Elf aber nicht<br />
das Wort ergreift, und er gleichzeitig das Gefühlt hat, das ihr Gegenüber noch<br />
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nicht so recht überzeugt ist, versucht er die Sachlage zu klären: ”Diese Frau hier ist<br />
Legolas Schwester,” dabei zeigt Jurge auf die entsprechenden Personen: ”Sie wurde<br />
von einem Schwarzmagier ihrer Seele beraubt, in einem Ritual, das vermutlich von<br />
borbaradianischem Ursprung ist. Wir haben einige Hinweise gefunden, wie das<br />
Ritual rückgängig gemacht und die Seele dieses armen Mädchens gerettet werden<br />
kann. Jedoch ist höchste Eile geboten und wir werden die Hilfe eurer Akademie<br />
benötigen. Wir sind natürlich bereit, der Akademie ein großzügige Spende für<br />
ihre Hilfe zu geben.” Nach einigen kurzen Fragen von Ungolf Sandfels stellen sich<br />
alle Anwesenden erst einmal vor um ihm dann ungefähr das Gleiche zu erzählen<br />
wie dem Gardisten. Er denkt kurz nach und betrachtet euch nachdenklich. Dann<br />
schweift sein Blick zu Thamar: ”Von wo kommt ihr..?” Thamar ist irritiert, daß der<br />
Sekretär sich so unumwunden an sie wendet. Um nichts zu verderben, antwortet sie<br />
gemessen, aber ausgesucht höflich: ”Ursprünglich stamme ich aus dem lieblichen<br />
Feld, aus Neetha, und meine Profession erkennt Ihr an meiner Kleidung. Ich zog<br />
in die Welt, um zu lernen und zu lehren, und auf meinem Weg traf ich Legolas,<br />
dem ich half, seine Schwester zu suchen. Den Rest habt ihr bereits von Jurge<br />
vernommen. Ich weiß, daß die Beziehungen zwischen den Geweihten Hesindes und<br />
jenen, die Ihre Gabe anwenden, nicht <strong>im</strong>mer die besten sind. Aber um der Seele<br />
dieses jungen Mädchen willen bitte ich Euch, alles in Eurer Macht Mögliche zu tun,<br />
um das Ritual durchzuführen, welches in dem Buch beschrieben ist, das Jurge mit<br />
sich führt.”<br />
Legolas wartet zuerst Thamars Antwort ab und ergänzt dann: ”Wird sind<br />
schließlich heute erst mit einem Schiff aus Prem eingetroffen ... aber das ist wohl<br />
jetzt nicht entscheidend! Wichtig ist jetzt nur, daß meiner Schwester so schnell wie<br />
möglich geholfen wird, wenn es nicht schon bereits zu spät ist ... ” bei den letzten<br />
Worten wird seine St<strong>im</strong>me <strong>im</strong>mer leiser. ”Wie euch Jurge schon berichtete wurde<br />
meine Schwester von einem dem Bösen verfallenen Magier zu einer besonderes<br />
verächtlichen Form der Magie mißbraucht! Zum Glück fanden wir ein Buch, in<br />
dem das Ritual beschrieben wurde und auch wie man die Wirkung umkehren<br />
kann ... jedoch bedarf es dazu einer großen Zahl von Magiern und die Zeit ist<br />
begrenzt!” Mit festem Blick wartet Legolas auf die Antwort des Magiers. Da<br />
Thamar angesprochen ist, hält sich Jurge diesmal wirklich zurück. So läßt er<br />
seinen Blick durch den Raum schweifen und wartet gespannt auf die Reaktion<br />
Ungolfs auf Thamars Antwort.<br />
Der Sekretär betrachtet nochmals diese bunt zusammengewürfelte Gruppe vor<br />
ihm: ”Dann seit ihr doch die, die uns angekündigt wurden. Vor einigen Tagen<br />
kam ein Bote aus Neetha mit der Information, daß eine Gruppe aus <strong>Thorwal</strong> zu<br />
uns unterwegs sei. Bei dieser Gruppe sei eine junge Geweihte”, Ungolf nickt kurz<br />
Thamar zu, ”und sie benötigte unsere Hilfe. Bitte verzeiht unseren Argwohn,<br />
aber wir konnten nicht wissen, daß ihr die Angekündigten seit!” Er atmet kurz<br />
durch und scheint zu überlegen, was zu tun sei: ”Nun denn, ich würde vorschlagen,<br />
daß wir dieses Buch studieren und uns dementsprechend vorbereiten.” Dann<br />
wendet sich Ungolf an Jurge: ”Ich bin erfreut zu hören, daß unsere Arbeit dabei<br />
entsprechend honoriert wird...” Erneut wendet er sich an die Geweihte: ”Wenn<br />
ihr noch keine standesgemäße Unterkunft gefunden habt, so empfehle ich euch den<br />
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’goldenen Adler’. Das Hotel ist zwar etwas kostspieliger als üblich, dafür ist es<br />
aber auch hervorragend ausgestattet und hat auch eine sehr gute Küche. Zudem<br />
- was wohl auch wichtig ist - befindet es sich hier direkt um die Ecke. Hier in der<br />
Akademie ist es leider kaum möglich euch alle unterzubringen. Wir hätten nur<br />
noch einige freie Räume, die eigentlich für Dienstboten gedacht sind. Aber die<br />
Elfin können wir sehr wohl hier pflegen - wenn ihr es wünscht.” Sein Blick gleitet<br />
zu Legolas, ist er sich doch nicht ganz sicher, ob er damit einverstanden wäre, seine<br />
Schwester hier zu lassen...<br />
Als Legolas sich so durch Ungolf beobachtet fühlt, ergreift er das Wort: ”Ich<br />
werde an der Seite meiner Schwester wachen, bis es ihr wieder besser geht. Ich<br />
hoffe ihr habt nichts dagegen ...” erwartungsvoll blickt er dem Magier entgegen.<br />
”Das ginge schon, etwas anderes habe ich kaum erwartet... Eine weitere Person<br />
wird wohl noch Platz haben” fügt er freundlich lächelnd hinzu. Dann wendet er<br />
sich wieder Thamar zu, die ihn gerade anspricht: ”Ich bin froh, daß der Bote Euch<br />
rechtzeitig erreicht hat, und ich danke Euch von Herzen für Eure Hilfsbereitschaft.<br />
Wenn unsere Anwesenheit hier nicht weiter von Nutzen ist, dann werde ich Euren<br />
Vorschlag aufgreifen und mich <strong>im</strong> goldenen Adler einquartieren, um jederzeit<br />
erreichbar zu sein. Legolas, ich kann gut verstehen, daß Du bei Feyaria bleiben<br />
willst. Du weißt, wo Du uns finden kannst.” Legolas erwidert mit einem dankbaren<br />
Nicken.<br />
Dann spricht sie zu BonYar, Fyanna und Jurge: ”Kommt Ihr mit? Dann sollten<br />
wir uns erst einmal das Quartier sichern. Anschließend können wir dann <strong>im</strong>mer<br />
noch versuchen, die anderen zu finden und entscheiden. ob wir alle hier Quartier<br />
nehmen oder uns verteilen.” Der Halbelf hat sich bewußt bisher zurückgehalten,<br />
was hätte er auch schon tun können. Selbst jetzt, wo Thamar ihn direkt anspricht,<br />
weiß er <strong>im</strong> Grunde nicht, wie er sich entscheiden sollte oder ob es überhaupt etwas<br />
zu entscheiden gab. Legolas würde bei seiner Schwester bleiben und die anderen<br />
wenden sich bereits zum Gehen, da sie sich ein Quartier besorgen wollen. BonYar<br />
zögert etwas und blickt fragend zu dem Elfen herüber. Legolas hatte zwar genickt,<br />
aber ob er tatsächlich ganz alleine bei diesen Magiern bleiben wollte? Sicher ist<br />
ihm, auch wenn er <strong>im</strong> Umgang mit Menschen best<strong>im</strong>mt mehr Erfahrungen hat als<br />
er selber, auch nicht so recht behaglich unter all den Fremden Gestalten. Etwas<br />
angewurzelt harrt er noch einige Sekunden aus, um zu prüfen, ob der Elf ihn an<br />
seiner Seite haben mochte. Doch der Firnelf ist schon froh, daß wenigstens er hier<br />
bleiben kann, so daß der Halbelf sich wortlos den anderen anschließt.<br />
Bevor die kleine Gruppe sich zum Gehen wendet, weißt Ungolf noch daraufhin,<br />
daß er jederzeit für Thamar und ihre Freunde zu sprechen sei. Zudem werde er bei<br />
jeder Zustandsänderung einen Boten in den ’goldenen Adler’ schicken. Als dann<br />
Thamar mit den anderen den Raum verlassen und durch einen Dienstboten hinaus<br />
geleitet wird läutet Ungolf eine kleine silbernen Glocke, die auf einem Tisch an der<br />
Tür steht. Kurz danach betritt eine kräftige pausbäckige Frau den Raum. Auf<br />
Geheiß des Sekretär hilft sie Legolas mit seiner Schwester. Ungolf geleitet sie in<br />
einem etwas weniger prunkvollen Trakt des Gebäudes und bringt ihn letztendlich<br />
in ein schlichten Raum mit weißverputzter Mauer. Das Bett sieht sauber aus<br />
und neben der Tür ist sogar ein kleiner Holzofen. Daneben ist an der Wand ein<br />
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Tisch mit zwei schlichten Stühlen. Ungolf wendet sich wieder Legolas zu: ”Ich<br />
hoffe es wird so gehen, Lidda wird Euch behilflich sein. Solltet ihr irgend etwas<br />
benötigen, so wendet euch an sie. Nebenan wird ein Z<strong>im</strong>mer für euch bereitet... Ich<br />
hoffe die Unterkunft genügt wenigstens halbwegs euren Ansprüchen, doch leider<br />
können wir derzeit keine besseren Quartiere anbieten. Die Materialien bezüglich<br />
der Verzauberung werden wir unverzüglich studieren und morgen früh können wir<br />
uns wieder treffen um das weitere Vorgehen miteinander zu besprechen...” Ohne<br />
eine Antwort abzuwarten nickt er dem Elfen zu und verläßt das Z<strong>im</strong>mer.<br />
”Jetzt müssen wir wohl erst einmal abwarten - du hast Recht, wir sollten<br />
uns erst einmal um ein Quartier kümmern. Ich werde zurück zum Hafen gehen<br />
und versuchen den Rest zu finden,” antwortet Jurge. So trennt er sich von der<br />
restlichen Gruppe, die sich den ’goldenen Adler’ ansieht. Das Hotel ist ziemlich<br />
luxuriös - nicht nur, das es richtige Fensterscheiben hat, nein, die Fassade ist nicht<br />
nur einfach verputzt sondern auch noch farbig: ein dezentes Beige. Am Eingang<br />
steht bereits ein Page dienstbereit zur Stelle um sich gleich um die Pferde der Gäste<br />
zu kümmern. Als sich die kleine Gruppe nähert öffnet der Page ihnen gleich die<br />
Türe und heißt sie willkommen. Im Innern ist das Licht weicher und ein warmer<br />
unaufdringlicher Duft nach Pfeifentabak dringt in die Nasen der Besucher. Der<br />
Boden ist mit Parkett ausgelegt und zur Linken ist eine Art Theke hinter der ihnen<br />
erwartungsvoll ein Portier entgegen blickt. Es sind keine Gäste zu sehen, aber<br />
sogar dieser Dienstbote ist in feinstem Leinen und Seide gekleidet. Der Durchgang<br />
hinter ihm ist durch einen samtenen Vorhang verschlossen...<br />
Der Magier versucht derweil den Weg zurück zu finden. Doch so einfach ist es<br />
nicht und so ist er gezwungen wieder eine Mietdroschke zu nehmen. Der Kutscher<br />
wählt einen anderen Weg - doch schneller ist er auch nicht. Bald schon ist er am<br />
Hafen und kaum haben ihn die anderen <strong>im</strong> Mornacseck erblickt, wird er mit lauter<br />
St<strong>im</strong>me begrüßt. Als er hört, daß die anderen auch schon ein Quartier gefunden<br />
haben, schlägt er vor, daß sich die Gruppe auf die zwei Herbergen verteilt. Er<br />
selbst möchte nämlich lieber direkt bei der Akademie wohnen, da er vermutlich eh<br />
die meiste Zeit dort verbringen wird. Auch erfährt er, daß Deion schon jemand losgeschickt<br />
hat, de Gruppe zu suchen, doch noch sei derjenige nicht zurückgekehrt...<br />
Deion ist mit Jurges Vorschlag einverstanden, das wir uns auf zwei Herbergen<br />
aufteilen. ”Nur wie wollen wir in Verbindung bleiben? Wann und wo wollen wir<br />
uns treffen?” Deion erzählt von dem Bettler, welcher die anderen sucht. ”Wenn<br />
der wiederkommt, könnten wir ihn ja als Boten einsetzen, wenn bei uns hier etwas<br />
ungewöhnliches passiert. Eher wird wohl aber bei Euch etwas zu berichten sein.<br />
Wie geht es denn Feyaria? Wo steigt ihr ab und zu welcher Akademie habt ihr sie<br />
hingebracht? Wir haben <strong>im</strong> ’Hafenblick’ Z<strong>im</strong>mer gefunden.” Jurge erzählt Deion<br />
und den anderen, daß der Rest der Gruppe sich <strong>im</strong> ”goldenen Adler” einquartiert<br />
hat und beschreibt ihnen - so gut er es denn kann - den Weg dorthin. ”Wenn<br />
ihr noch etwas hierbleibt, geselle ich mich zu euch und trinke noch ein Ale und<br />
schaue euch be<strong>im</strong> Würfelspiel zu.” Der Wirt ist erfreut, das sich diesmal ein etwas<br />
angenehmerer Gast zu den dreien an den Tisch gesellt - Jurge scheint ihm<br />
offensichtlich besser zu gefallen als dieser Bettler! So ist das bestellte Bier bald<br />
gebracht und die Zeit vergeht fast wie <strong>im</strong> Flug...<br />
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Derweil in der Akademie kümmert sich Legolas liebevoll um seine Schwester.<br />
Eigentlich wollte er sich ja noch bei Ungolf bedanken, aber der verließ leider viel<br />
zu schnell das Z<strong>im</strong>mer. So legt der Elf seine Schwester behutsam auf das Bett und<br />
macht sich dann daran <strong>im</strong> Holzofen Feuer zu machen. Schließlich sind auch <strong>im</strong><br />
<strong>Frühjahr</strong> die Nächte teilweise noch recht frisch. Als er sich nach dem Holz bückt,<br />
bemerkt er eine große Kiste unter dem Bett - eine Art kleine Kleidertruhe. Doch<br />
erst macht der Elf es etwas behaglicher: am Fenster zur Linken der Türe er die<br />
Vorhänge zur Seite um soviel Licht wie möglich in das Z<strong>im</strong>mer fallen zu lassen.<br />
Dann bittet er Lidda um etwas zu Essen und zu Trinken. ”Etwas Brot, Käse und<br />
Wasser würden mir schon reichen” meint er zu Lidda und fügt noch hinzu ”aber<br />
auf keinen Fall Bier!”. Das ist kein Problem und es dauert keine zehn Minuten bis<br />
die Frau mit einem Tablett zurück kommt. Darauf sind nicht nur die gewünschten<br />
Sachen - auch etwas heiße Brühe für Feyaria ist dabei. Dazu kommt noch ein<br />
frischer Kräutertee - Lidda scheint wirklich mitzudenken...<br />
Nachdem Legolas etwas gegessen und getrunken hat kümmert er sich um seine<br />
Schwester. Vorsichtig flößt er ihr von der nun lauwarmen Brühe etwas ein, schließlich<br />
kann auch ein bewußtloser Körper schnell austrocknen. Als er damit fertig ist, geht<br />
er zu ’seinem’ Z<strong>im</strong>mer nebenan um eine Decke zu holen. Dabei stellt er fest, daß es<br />
sehr ähnlich eingerichtet ist: Auch hier ist neben Bett und Tisch ein kleiner Ofen<br />
und eine kleine Truhe vorhanden. Doch er will lieber bei seiner Schwester sein -<br />
auch wenn er nichts mehr tun kann. Er n<strong>im</strong>mt die Decke und legt sie mehrmals<br />
gefaltet neben das Bett seiner Schwester. Dann setzt er sich in einer Art ’Schneidersitz’<br />
auf die Decke und meditiert. Seine Zweililie legt er vorher noch direkt<br />
neben das Bett seiner Schwester. Legolas hat nicht vor in dem anderen Z<strong>im</strong>mer zu<br />
schlafen. Er wird statt dessen ständig an der Seite seiner Schwester wachen und<br />
ihr wenn möglich nicht von ihrer Seite weichen.<br />
Im Mornacseck verabschiedet sich inzwischen Jurge wieder von den anderen,<br />
schließlich wollen Thamar, BonYar und die anderen best<strong>im</strong>mt wissen, wo der Rest<br />
bleibt... Wenn Jurge dann gegangen ist, blickt Deion in die Runde und fragt:” Was<br />
wollen wir denn nun anstellen? Heben wir noch ein paar, würfeln etwas oder was?<br />
Zum Schlafen finde ich es ja noch zu früh. Wie spät ist es denn? Ich schlage vor,<br />
daß wir uns hier noch etwas umsehen, vielleicht ist woanders mehr los.” So machen<br />
sie sich auf den Weg nachdem die Zeche bezahlt ist. Bald schon ist eine Kneipe<br />
gefunden, aus der es schon lustig heraustönt. Drinnen ist die Luft wärmer und<br />
dicker. Fast schon stickig - wie Kneipen halt so sind. Der Rock der Bedienung<br />
ist hochgeschlitzt und die St<strong>im</strong>mung geradezu überschäumend... Dort kann ein<br />
<strong>Thorwal</strong>er genauso glücklich werden wie ein Streuner. Dumm nur, daß sich einige<br />
am Nachbarstisch in die Haare bekommen und bald ist die schönste Schlägerei in<br />
Gang. Dumm auch, daß relativ flott einige Stadtgardisten auftauchen. Da bleibt<br />
den dreien nur, sich zu ’verdünnisieren’. Klappt auch ganz gut: einige leichte<br />
Blessuren haben sie zwar davon getragen - aber nichts, was nicht am nächsten<br />
Morgen verschwunden sein wird. Und abgesehen davon ist daß <strong>im</strong>mer noch besser<br />
als eine Nacht bei der Wache. So wachen die drei am nächsten Morgen in ihrem<br />
Z<strong>im</strong>mer wieder auf - allerdings irgendwie müder als noch am Tag davor... Doch es<br />
dauert nicht lange und dieser Bettler taucht auf: etwas sauberer diesmal: Doch er<br />
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ist wieder etwas niedergeschlagen: ”Ich habe eure Freunde gefunden: sie sind <strong>im</strong><br />
’goldenen Adler’ be<strong>im</strong> Praiostempel. Dummerweise hat mit die Dienstmagd dort<br />
wieder rausgeworfen, so daß ich nicht mit ihnen reden konnte... Aber hinführen<br />
kann ich euch!”<br />
Im goldenen Adler verläuft der Abend etwas ruhiger: Nachdem Jurge wieder<br />
mit einer Kutsche zurückgefahren ist - diesmal kommt ihm aber der Weg etwas<br />
bekannter vor: Irgendwann wird er ihn best<strong>im</strong>mt auch mal alleine finden - meldet<br />
sich der Magier bei den anderen zurück und erzählt ihnen, wo die <strong>Thorwal</strong>er und<br />
der Streuner untergekommen sind. Thamar hat sich ja inzwischen entschlossen<br />
<strong>im</strong> ’goldenen Adler’ zu bleiben. Dabei hält sich der Rest aus dieser Entscheidung<br />
heraus. BonYar zum Beispiel richtet sich weiterhin nach den anderen. Er kennt<br />
sich nicht nur nicht aus hier, er hat auch Probleme mit diesem Stadtwirrwarr.<br />
Solange er jedoch bei den anderen ist, hält sich seine Beklommenheit in Grenzen.<br />
Er würde gerne mehr von der Stadt sehen, aber gewiß geht er nicht alleine drauf<br />
los. Seine Blicke haben auf dem Weg zum Hotel an allem geheftet, was neu für<br />
Ihn war, und seien es nur die seltsamen Hüte und Kleider der Stadtleute. Es ist<br />
schon erstaunlich aus was alles aus Stoff hergestellt werden kann. Allein schon wie<br />
groß so ein Damenhut sein kann - ein Wunder, daß der nicht wegfliegt! Auch das<br />
die Kleidung oft sehr unpraktisch aussieht. In der läßt sich best<strong>im</strong>mt nicht jagen...<br />
Er spricht aber die anderen nicht darauf an, schließlich sind sie nicht nur zum<br />
Vergnügen hier. Doch <strong>im</strong> Hotel ist es vollends passiert: so viel unnützes Zeug hat<br />
er selten auf einen Haufen gesehen. Immerhin schaut es hübsch aus - aber auch<br />
ziemlich empfindlich. Läßt sich best<strong>im</strong>mt schwierig in einem so guten Zustand<br />
halten. Jedoch - hier ist die Nähe zur Akademie ein erheblicher Vorteil. Das wird<br />
wohl auch Thamar bewegen und so läßt sich die Gruppe dort häuslich nieder.<br />
Nachdem sich Thamar ein Z<strong>im</strong>mer genommen hat versucht sie, ihr schlechtes<br />
Gewissen zu beruhigen. In einem kurzen Gebet versucht sie, Hesinde ihre Handlungsweise<br />
zu erklären. ”Ich danke Dir, daß Du mir bei meinem Einsatz für Feyaria<br />
so geholfen hast. Ich habe mein Gelübde nicht vergessen und werde es erfüllen.<br />
Aber Du wirst sicher verstehen, daß ich noch nicht gleich in den Tempel gehe;<br />
vielleicht braucht Legolas meine Hilfe noch, und ich würde ihn nicht gerne mittendrin<br />
allein lassen.” Nur wenig beruhigt geht sie in ihrem Z<strong>im</strong>mer auf und ab.<br />
Dann bleibt sie vor dem Spiegel stehen. Jetzt erst erkennt das junge Mädchen,<br />
daß sie unter der Reise doch einiges gelitten hat. Damit steht ihr Entschluß fest:<br />
sie wird erst einmal irgendwo ein Bad nehmen und ihre Haare richten lassen, um<br />
anschließend mit BonYar und Fyanna zu abend zu essen. BonYar gegenüber hat<br />
sie ja auch noch eine Einladung offen, und vielleicht hat er Lust, ihr etwas über<br />
seine Jugend zu erzählen.<br />
Im Speisesaal des Hotels wird wirklich gutes Essen serviert. Es schmeckt nicht<br />
nur gut - es ist auch kunstvoll angerichtet. Der Fasan am Nachbartisch hat seine<br />
Schwanzfedern und seinen Kopf wiederbekommen, niemand würde ihn jetzt mehr<br />
mit einem Huhn verwechseln! Und das Spannferkel dahinter sieht richtig lieb<br />
mit den<br />
Äpfeln und der Petersilie aus... Der Koch hier scheint wirklich etwas<br />
von seinem Handwerk zu verstehen... Auch Jurge gesellt sich dazu: schließlich<br />
betrachtet er das Bier <strong>im</strong> Mornacseck nicht unbedingt als Abendessen. Obwohl er<br />
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aus <strong>Thorwal</strong> stammt. Anschließend zieht sich Jurge auf sein Z<strong>im</strong>mer zurück, um<br />
sich erst einmal von der anstrengenden Reise zu erholen. Am nächsten Morgen geht<br />
Jurge zusammen mit Thamar und den anderen Interessierten als erstes rüber in die<br />
Akademie, um sich nach den Vorbereitungen zu erkundigen. Sie kommen gerade<br />
rechtzeitig: Ungolf hat gerade Legolas zu sich gerufen um die ersten Ergebnisse<br />
zu diskutieren. So kommt eine kleine Gruppe in das Arbeitsz<strong>im</strong>mer des Sekretärs<br />
zusammen und hört sich die vorläufigen Ergebnisse an: ”Es besteht durchaus die<br />
Möglichkeit der Elfin zu helfen. Allerdings sind dazu nicht nur magische Mittel<br />
notwendig: auch einige alch<strong>im</strong>istische Stoffe und einige Kräuter sind notwendig.<br />
Es gibt eine recht genaue Liste der Gegenstände: unter anderem Thonnys, aber<br />
auch Xordai - das ist nicht nur teuer, sondern auch noch selten - dazu noch Ambra<br />
und etwas Braunöl. Und noch einige weitere nicht ganz so teure Stoffe. Wir<br />
können die Sachen auch besorgen, doch es wird etwa zwei Tage dauern - und wir<br />
würden es sehr begrüßen, wenn ihr die Kosten bestreitet...” Er mustert die Gruppe<br />
auffordernd...<br />
Zum ersten Mal, seit sie Feyaria gefunden haben, spürt Thamar deutliche Erleichterung.<br />
Strahlend geht sie zu Legolas, legt ihm eine Hand auf die Schulter und<br />
gibt ihm einen - überaus züchtigen - Kuß auf die Wange: ”Ich spüre es, Legolas.<br />
Alles wird gut enden.” Legolas ist ziemlich über Thamars Aktion überrascht und<br />
bedankt sich mit einem dankbaren Lächeln.<br />
Dann n<strong>im</strong>mt die Geweihte ein Lederbeutelchen von ihrem Hals, öffnet es, und<br />
zieht zwei gleißende Diamanten daraus hervor. ”Hier, ich denke, daß wird für Eure<br />
Unkosten ausreichen. Wenn nicht, so sagt es nur, aber verliert bitte keine Zeit.”<br />
Mit diesen Worten reicht sie Ungolf die Steine. Ungolf schaut sich die Steine kurze<br />
an, dann blickt er hoch: ”Als Anzahlung ist es jedenfalls passend. Denn schließlich<br />
kostet alleine das Xordai kostet schon ungefähr 100 Dukaten!” Die Geweihte ist<br />
überrascht - mit derartigen Preisen hat sie nicht gerechnet! So ist Thamar dafür,<br />
bei den anderen eine Sammlung zu veranstalten. Gibt’s vielleicht eine Möglichkeit,<br />
das Zeug teilweise selbst zu sammeln oder jemand zur Kräuterhexe zu schicken,<br />
der gut handeln kann? ”Vielleicht können wir ein paar der Kräuter auch selbst<br />
finden?” überlegt nun auch Legolas laut. Doch der Sekretär ist da anderer Meinung:<br />
”Xordai stammt zum Beispiel aus Maraskan. Und auch die anderen Mittel<br />
sind teilweise rechte Exoten. Daher wird es leider auch so teuer... Nach Eurem<br />
Bericht hatten wir selbst nicht mit derartigen Kosten gerechnet... Doch was soll’s<br />
- wir haben selbst sehr gute Verbindungen zu einem Händler, der <strong>im</strong>mer sehr gute<br />
Ware liefert. Und an der Qualität sollte wohl besonders in diesem Fall nicht gespart<br />
werden. Zudem ist er auch nicht überragend teuer!” Legolas überlegt kurz<br />
und rechnet nach, wieviel noch in der Reisekasse sein müßte; er kommt auf 372<br />
Dukaten und 1 Taler - das müßte reichen! So wendet er sich erneut an Ungolf:<br />
”Wir werden natürlich für die Kosten der Kräuter aufkommen!” ”Gut - nun das<br />
geklärt ist, werden wir jemanden einkaufen schicken. Die benötigten Dinge sollten<br />
innerhalb von 2 oder 3 Tagen in unserem Besitz sein. Das gibt uns zudem noch<br />
die nötige Zeit, das Ritual genauestens auszuarbeiten. Die entsprechende Anzahl<br />
Magier in einem Kreis zu versammeln ist zum Glück für uns kein Problem. Sie<br />
werden alle rechtzeitig hier versammelt sein. Und einen entsprechenden Raum<br />
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haben wir auch.” Er räuspert sich kurz und scheint zu überlegen, welche Worte<br />
er als nächstes wählen soll: ”Nun, ich muß allerdings darauf hinweisen, daß nicht<br />
jeder von euch an dem Ritual teilnehmen kann. Genaugenommen würde vermutlich<br />
eure Anwesenheit stören. Jede Person, die nicht teil des Rituals ist, würde<br />
stören. Doch wenn ihr wollt, kommt übermorgen vormittag her, ich werde euch<br />
dann eine Aufstellung unserer Unkosten geben. Vermutlich in der Nacht kann das<br />
die Arbeit getan werden...” Ungolf Sandfels steht auf und verabschiedet sich. Eine<br />
Wache - dieselbe, die sie am Vortage einließ - führt die kleine Gruppe hinaus ins<br />
Freie. Sonne flutet über den Platz und blendet die Gruppe etwas. Thamar wendet<br />
sich an die anderen: ”Nachdem es hier nichts weiter für uns zu tun gibt, sollten<br />
wir die anderen aufsuchen und unsere Sachen holen.”<br />
Im Hafenviertel schläft Sabu sich derweil erst mal richtig aus. Jedenfalls versucht<br />
er es. Aber Tira ist diesmal geduldig und die Sonne blendet ihn schon, als<br />
er die Augen aufschlägt. Doch kaum hat die Hündin gemerkt, daß ihr Herrchen<br />
wach ist läßt sie ihm keine Ruhe mehr. So dauert es nicht lange bis er unten<br />
zum Frühstück erscheint. Auch Deion ist recht spät: Als er am nächsten Morgen<br />
aufwacht, erinnert er sich mit einem breiten Lächeln an den gestrigen Abend. War<br />
doch ganz lustig diese Kneipe, auch wenn die Gardisten zu schnell auftauchten.<br />
Er n<strong>im</strong>mt sich vor, dort noch mal einzukehren, auch wegen dieser reizenden Bedienung!<br />
Bei der Erinnerung zieht ein breites Lächeln über sein Gesicht. Als dann<br />
der Bettler auftaucht, n<strong>im</strong>mt er dessen Vorschlag, ihnen den Weg zu diesem Tempel<br />
zu zeigen, dankend an. Also wird er sich nach dem Frühstück mit dem Alten auf<br />
den Weg machen. ”Hey Alterchen, hast Du was dagegen, wenn ich Dich für Deine<br />
heutigen Dienste als Führer zum Frühstück einlade? Vielleicht zeigst Du mir/uns<br />
außer dem Weg zum Tempel auch noch etwas von dieser Stadt? Wie war denn<br />
das Bad? Wie ich sehe bzw. riechen kann, haben sie Dich nicht abgewiesen!” Der<br />
<strong>Thorwal</strong>er grinst den Alten an, der sich scheinbar nicht mit sich selber einig ist, ob<br />
er diese Bemerkung als Kompl<strong>im</strong>ent oder Beleidigung auffassen soll. Doch nachdem<br />
es um ein kostenloses Frühstück geht, beschließt er offensichtlich sie am besten<br />
zu ignorieren. So ist der Alte gerne bereit ihn zu führen - auch wenn er nicht viele<br />
Sehenswürdigkeiten kennst... ”Was will er denn sehen?” fragt der Alte vorsichtig...<br />
Bevor der <strong>Thorwal</strong>er sich entscheiden kann taucht Sabu auf. So wird zusammen<br />
gefrühstückt und währenddessen erkundigt sich der Zwerg be<strong>im</strong> Wirt, wo denn in<br />
der Nähe ein Gebiet ist, wo man ein bißchen jagen kann. ”Oh” meint der Wirt,<br />
”da müssen Sie schon die Stadt verlassen. Und natürlich darauf achten was sie so<br />
jagen wollen. Mehr als Hasen und Wildkaninchen sind nicht drin. Es sei denn,<br />
sie wollen als Wilderer angeklagt werden. Die meisten hohen Herren haben etwas<br />
dagegen, wenn jemand anderer ihr Rot- oder Schwarzwild jage. Und auch bei den<br />
Wildvögeln lassen die nicht mit sich spaßen...” Doch Deion hat weniger gefährliches<br />
vor; er läßt sich vom Alten zum Praiostempel führen. Dort angekommen erblickt<br />
er Legolas und den Rest der Gruppe, die gerade die Akademie verlassen.<br />
So treffen sich alle wieder: den <strong>Thorwal</strong>ern wird sofort berichtet, wie es um<br />
die Schwester steht. Es sind beruhigende Nachrichten... So haben alle Zeit, um<br />
durch die Stadt zu bummeln und sich in irgendwelchen Läden umzuschauen. Doch<br />
erst wird Thamars Vorschlag in die Tat umgesetzt und das Gepäck der Leute <strong>im</strong><br />
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’goldenen Adler’ herübertransportiert. Auch die Pferde können <strong>im</strong> hoteleigenen<br />
Stall untergebracht werden. So hat jeder seine Sachen in der Nähe...<br />
Mit Freude hört Deion, daß es mit Feyaria aufwärts geht. Da er nichts für ihre<br />
Genesung tun kann, wird er sich die Stadt etwas genauer ansehen. Mal sehen,<br />
was hier so los ist. Da er sich als <strong>Thorwal</strong>er besonders für Seeluft und Feiern<br />
interessiert, wird ihn sein Weg zum Hafen führen, vorausgesetzt, keiner der anderen<br />
hat eine bessere Idee! Doch erst hilft er die Sachen der anderen in den ’goldenen<br />
Adler’ und zur Akademie zu bringen.<br />
Sabu ist nicht unbedingt begeistert, in die Nähe der Akademie zu gehen. So<br />
einen oder zwei Elfen hält er ja noch aus, aber mehr? Er würde zwar gerne Legolas<br />
und seiner Schwester helfen, aber er wüßte nicht wie. Andererseits zieht es ihn<br />
nach der langen Seefahrt wieder einmal in die Wildnis. Von seinen Gefährten<br />
verabschiedet er sich kurz und dann macht er sich auf den Weg. Er besorgt sich<br />
noch Verpflegung für zwei Tage, sattelt sein Pferd, und verläßt die Stadt, begleitet<br />
von Tira. Sabu reitet dann mal einfach dem Weg entlang, bis er einen schönen<br />
Flecken findet, an dem man sich einfach mal wieder frei und natürlich finden kann.<br />
Es dauert seine Zeit bis die Stadt hinter ihn liegt, doch dann läßt er den Lärm<br />
und die Hektik hinter sich. Fast das gesamte hügelige Land, daß vor ihm liegt, ist<br />
von Ackern und Weiden bedeckt. Doch auch einzelne Wäldchen gibt es. Kleine<br />
Baumgruppen, in denen ein Lager aufgeschlagen werden kann. Der Zwerg reitet<br />
voran und Tira läuft munter vor ihm her. Als er den ersten Hügel überquert ist<br />
von Kuslik schon fast nichts mehr zusehen, doch dafür liegt ein Dorf in der Senke<br />
vor ihm. Er verläßt die Reichsstraße und wählt einen kleine Feldweg, der an einem<br />
Bach endet. Die Weide zur rechten ist leer und einige Bäume laden zu einer kleinen<br />
Rast ein. So widmet er seine Zeit seiner Hündin und spielt mit ihr, schaut sich<br />
nach Kaninchen um und erholt sich sonst einfach...<br />
Auch Kuno hat etwas anderes vor: Er hat ein Lokal mit dem interessanten<br />
Namen Xiechops Taverne gefunden und möchte diese besuchen. So verläßt er<br />
die anderen noch bevor sie zur Akademie zurückkehren. Als Legolas mit seinem<br />
Gepäck zur Akademie ankommt, verabschiedet er sich von den anderen. Er will<br />
bei seiner Schwester bleiben Zwar glaubt er nicht, daß ihr bei den Magiern Gefahr<br />
droht, jedoch will er nun, da er sie endlich gefunden hat und es wieder Hoffnung<br />
auf ihre Rettung gibt, nichts riskieren und sich um sie kümmern. Bevor ihn die<br />
anderen verlassen wendet sich Legolas an Fyanna und meint leise zu ihr: ”Ich hoffe<br />
wir sehen uns heute abend noch.”<br />
Von einem Einkaufsbummel hält Jurge <strong>im</strong> Moment nicht allzu viel, aber er<br />
würde sich doch gerne mal diese große Stadt etwas genauer ansehen. Er fragt daher<br />
den Rest der Gruppe, wer ihn auf einer Stadtrundfahrt begleiten möchte. Cantos<br />
”Ich komme gerne mit Jurge. Vielleicht läßt sich ja herausfinden warum hier so<br />
viele Menschen leben. Irgend etwas muß an dieser Stadt ja dran sein.” Dann versucht<br />
Jurge ein Kutsche zu finden und bittet den Fahrer, <strong>im</strong> die Stadt und alle ’Sehenswürdigkeiten’<br />
zu zeigen. Der Magier n<strong>im</strong>mt sich ruhig ein paar Stunden Zeit<br />
dafür. Deion ist natürlich dabei und begleitet Jurge auf der Stadtrundfahrt! Dann<br />
wird er seinen Hafenrundgang eben etwas verschieben. Denn aufgeschoben ist nicht<br />
aufgehoben. Da Cantos noch ein paar Dukaten besitzt ist auch er dafür einen<br />
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Stadtbummel zu unternehmen, best<strong>im</strong>mt kann er irgendwo etwas Geld loswerden.<br />
In dem Gedränge dieser großen Stadt achtet er natürlich besonders auf seinen<br />
Geldbeutel.<br />
Bald schon ist eine passende Kutsche gefunden. Ein recht stattlicher junger<br />
Mann mit einem fröhlichen Lachen auf dem Gesicht lenkt die weißrotlackierte<br />
Mietdroschke. Das Verdeck der Kutsche ist offen - wohl wegen des schönen Wetters.<br />
Hilfsbereit und zuvorkommend hilft er den beiden Damen - wie er Thamar und<br />
Fyanna anspricht - in die Kutsche und hält für die restlichen Fahrgäste die Tür<br />
auf. Als er von Jurge hört, daß die Gruppe mehr von der Stadt sehen will ist<br />
er erfreut - er hört schon einige Silbertaler in seinem Beutel klingen. Schließlich<br />
dauert so eine Fahrt länger als normal.<br />
Erst einmal weist er auf die verschiedenen Gebäude hier direkt an der Akademie:<br />
”Das rundliche Gebäude da mitten auf dem Platz ist der Ratssaal. Das trutzige<br />
Gebäude dahinter ist das Rathaus mit dem Schuldturm daneben und dem Wachhaus<br />
der Stadtgarde auf der anderen Seite.” Er fährt los in Richtung auf den<br />
Praiostempel. ”Das Gebäude zur Rechten ist das alte Herzogschloß, doch die<br />
Fürstin selbst hat ihre Residenz <strong>im</strong> Norden der Stadt. Sie mag nicht hier auf dem<br />
Gelände der Alten Burg wohnen. Den Praiostempel hier erkennt ihr best<strong>im</strong>mt<br />
und der Tempel daneben ist der Travia geweiht.” So fährt er weiter und stellt<br />
die wichtigsten Gebäude vor. Er zeigt auf ein sehr großes Gebäude hinter dem<br />
Praiostempel und den Traviatempel und erzählt einiges über das wunderschöne<br />
Bildnis der Göttin Rondra darin. Dann geht es weiter durch ein Tor in die Stadtmitte.<br />
Vorbei am Efferdtempel geht es weiter zum Tempel der Hesinde. Doch<br />
trotz der Größe erzählt er lieber einiges über den Rahjatempel in der Nähe. Diese<br />
Göttin scheint ihm mehr am Herzen zu liegen als die anderen. Dann erzählt er<br />
am Hafen wilde Geschichten über die Seesöldnergilde ’Zum schwarzen Säbel’. Die<br />
soll sich für die Gesetzte der Stadt nur bedingt interessieren.<br />
Über die benach-<br />
barte Hafenbefestigung erzählt er auch eine Anekdote: Die Mannschaft soll so<br />
treffsicher sein, daß sie bei einem einlaufendem schon mal zum Spaß das Vordeck<br />
durchschossen hat. Das er will gerade einiges über dieses Schiff und die nachfolgenden<br />
Verwicklungen zum Besten geben, da fällt sein Blick auf die beiden <strong>Thorwal</strong>er<br />
in seiner Kutsche - und er schweigt lieber grinsend... Nach einigen Stunden fährt<br />
der Kutscher be<strong>im</strong> ’goldenen Adler’ vor. Er erzählt, daß dieses Hotel erst vor<br />
ungefähr einem Jahr eröffnet wurde. Nachdem ihm einige Münzen in die Hand<br />
gedrückt werden läßt er seine Pferde wieder antraben.<br />
So stärkt sich die Gruppe erst <strong>im</strong> Hotel. Be<strong>im</strong> Essen schiebt sie verstohlen<br />
ein Teller mit Wasser unter den Tisch und etwas frischen Fisch für Nostradamus.<br />
Dann bummeln sie durch die Straßen. BonYar gewöhnt sich so langsam an den<br />
Trubel in den Straßen, doch <strong>im</strong>mer noch schreckt er auf, wenn plötzlich wie auf<br />
dem Nichts Kutschen mit hoher Geschwindigkeit durch die engen Gassen fahren.<br />
Er ist sich sicher, daß sie die Menschen einfach umfahren würden, wenn diese<br />
nicht rechtzeitig, in der Erkenntnis dem Fuhrwerk best<strong>im</strong>mt unterlegen zu sein,<br />
den Weg frei machen würden. BonYar bleibt wenn es möglich ist <strong>im</strong>mer in der<br />
Nähe Thamars, was auch <strong>im</strong>mer sie in dieser Stadt machen wollen.<br />
Wie Thamar bemerkt Fyanna in der feinen Umgebung des Hotels, daß sie auf<br />
253
ihr Aussehen in den letzten Tagen etwas zu wenig geachtet hat. Be<strong>im</strong> abendlichen<br />
Bad hat sie daher beschlossen sich nach etwas neuerer Kleidung umzusehen. Bald<br />
schon ist ein Schneiderladen gefunden. Er hat neben guter Alltagskleidung auch<br />
wunderschöne Kleider zu bieten. Das eins aus reichbestickter tiefblauer Seide ist<br />
fast schöner als das Nachtgewand ihrer Mutter! Doch auch andere hübsche Sachen<br />
sind zu finden. Als Fyanna sich nach dem Preis erkundigt sind die zwar etwas höher<br />
als normal, doch dies ist auch ein besseres Geschäft als irgendein Krämer um die<br />
Ecke. Zudem weist der Schneider darauf hin, daß er auch innerhalb recht kurzer<br />
Zeit spezielle Wünsche erfüllen kann. Sonderanfertigungen sind kein Problem! So<br />
fällt die Entscheidung nicht so leicht....<br />
Jurge demgegenüber interessiert sich nicht für Kleidung: Bücher liegen mehr<br />
in seinem Interessengebiet. So bummelt er alleine noch ein wenig durch die Stadt<br />
- vielleicht hat er ja auch Glück. Diese Sachen jedoch interessieren die <strong>Thorwal</strong>er<br />
nicht. Wenn der Magier wirklich in so einen Bücherladen will, wird Deion ihn aber<br />
nicht begleiten, sondern dann entweder eine Kneipe aufsuchen oder zum Hafen<br />
gehen. Bücher sind auch für Cantos nichts, deshalb wird er Deion begleiten. ”Bin<br />
mit Deiner Begleitung einverstanden. Obwohl, wenn ich die Wahl zwischen Dir und<br />
Thamar habe...” Deion grinst Cantos frech an. ”Aber ist ja toll, daß Du überhaupt<br />
noch mit mir redest. Nach unserem Besuch der Kneipe am Hafen warst Du ja sehr<br />
still, war wohl eins der Biere schlecht gewesen.” Sie schlendern wieder zum Hafen.<br />
Erst zu der Taverne, wo sie schon waren. Diesmal nehmen sie sich allerdings die<br />
Zeit den Namen auf dem Schild zu lesen: ’Kieloben’ - klingt eigentlich nicht so<br />
einladen... Abgesehen davon ist es noch recht früh. So nehmen sie sich die Zeit am<br />
Wasser entlang weiterzugehen. Nicht sehr viel weiter kommen sie zu einer anderen<br />
Taverne mit dem hübschen Namen: ’Roter Meerdrachen’. Der Name gefällt den<br />
beiden auf Anhieb. Bei den Wort Drachen müssen sie schließlich nicht an die Tiere<br />
sondern zuerst an die Schiffe aus ihrer He<strong>im</strong>at denken. Und als sie die Taverne<br />
betreten stellen sie fest, daß sie dieser Gedanke nicht getäuscht hat: Eine resolute<br />
<strong>Thorwal</strong>erin steuert an einigen Tischen vorbei auf sie zu und begrüßt sie. Da es<br />
noch relativ früh ist, sind auch noch nicht so viele Gäste anwesend. Doch die, die<br />
da sind, haben seltsamerweise fast alle lange blonde Haare. Dies ist der passende<br />
Ort für die beiden...<br />
Legolas wacht inzwischen in der Akademie der Ant<strong>im</strong>agie über seine Schwester.<br />
Ab und an schlägt sie zwar, wie auch in den vorherigen Tagen, die Augen auf, doch<br />
ihr Blick ist <strong>im</strong>mer noch so entsetzlich leer. Auch fühlt er nicht ihre Nähe, die er<br />
sich doch so dringend wünscht. Es ist offensichtlich, daß es nur der Körper ist,<br />
der reagiert - doch kein Geist ist da; keine Seele erfüllt diesen Körper mit echtem<br />
Leben. Schmerzerfüllt harrt der Elf an der Seite seiner Schwester aus und kann<br />
nur hoffen, daß die Vorbereitungen für das Ritual gelingen. Auch von Kuno ist<br />
nichts mehr zu sehen. Seitdem er zu dieser Taverne mit dem seltsamen Namen<br />
ging, wahrt er nicht mehr gesehen.<br />
Fyanna hat derweil be<strong>im</strong> Händler ein wunderschönes - und teures - Kleid gefunden.<br />
Blaue Seide mit Stickereien... Damit hat der Händler genau Fyannas<br />
Geschmack getroffen! Die Hexe strahlt geradezu. In Gedanken hat sie das Kleid<br />
schon gekauft und angezogen. Steht ihr best<strong>im</strong>mt gut zu den roten Haaren. Als<br />
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der Händler sieht wie begeistert Fyanna von dem Kleid ist, verlangt er gleich 5<br />
Dukaten. Und er holt gleich einige Seidenstrümpfe herbei: ”Nur 15 Silbertaler!”<br />
preist er sie an. Und dazu dann vielleicht noch ein Paar Spangenschuhe nach Maß<br />
vom benachbarten Schuster? Mein Laufbursche kann ihn holen! Dürften nur circa<br />
zweieinhalb Dukaten kosten. Fertige natürlich etwas weniger - aber bei einem<br />
solche Kleid! Oder wie wäre es mit diesen Mieder und dem Unterrock hier?” Er<br />
wendet sich um und holt etwas aus dem benachbarten Regal: ”Zusammen nur 4<br />
Taler - fast geschenkt würde ich sagen...” Erwartungsvoll schaut er die Hexe an.<br />
Die Hexe merkt plötzlich, daß er vorher zwar höflich war, doch jetzt da er merkt<br />
das Fyanna echtes Interesse hat, ist er gleich noch mal so freundlich. Aber was<br />
soll’s: Dieses Kleid muß sie einfach haben. Und so dauert es nicht lang, bis sie - um<br />
einiges schöner gekleidet - den Laden wieder verläßt. Wie eine richtig edle Dame<br />
ist sie gekleidet. Und trotzdem läßt ihr dieses Schmuckstück aus Stoff genügend<br />
Platz um sich zu bewegen. So kann sie sich weiter in der Stadt umsehen, doch<br />
nachdem es langsam spät wird, wendet sie sich dem He<strong>im</strong>weg zu. Zudem ist der<br />
H<strong>im</strong>mel auch nicht mehr so strahlend blau; die Sonne versteckt sich <strong>im</strong>mer wieder<br />
hinter einigen weißgrauen Wolken...<br />
BonYar ist erfreut, daß er gefragt wird, ob er Thamar begleiten möchte. Er<br />
lächelt die junge Frau an, nickt eifrig und schließt sich ihr neugierig an. Die<br />
Geweihte freut sich, daß der schüchterne Halbelf Vertrauen zu ihr gefaßt hat und<br />
schenkt ihm ein bezauberndes Lächeln. Dann faßt sie sich ein Herz und geht in den<br />
Hesindetempel, um dort zu beten. Der Halbelf ist beeindruckt von den heiligen<br />
Hallen und beobachtet alles sehr genau. ’In solchen Häusern wohnen also die<br />
Götter?’ Thamar jedoch kann natürlich seine Gedanken nicht hören. Sonst hätte<br />
sie ihm den Unterschied zwischen Tempeln und Wohnungen schon erklären können.<br />
So jedoch vertraut sie BonYar in der Zeit ihres Gebetes der Gastfreundlichkeit der<br />
dortigen Priester an. Diese grüßen Thamar freundlich und ein Novize ist gerne<br />
bereit den Halbelfen Gesellschaft zu leisten. Der junge Mann schwärmt BonYar<br />
von Hesinde vor, doch seine Gedankensprünge sind zu groß als das der Halbelf<br />
ihm inhaltlich auch nur annähernd folgen könnte. Er bekommt zwar mit, daß<br />
es dabei irgendwie um Wissen, Bibliotheken und Bildung - was <strong>im</strong>mer das ist -<br />
geht. Aber genaueres kann er sich darunter nicht vorstellen. Das der Vortrag<br />
des Novizen auch nicht das Verständnis fördert liegt aber auch sehr wohl daran,<br />
das der nicht merkt, daß er bei BonYar mit den Grundzügen beginnen müßte.<br />
Schließlich weiß der Halbelf nicht genau, wer Hesinde überhaupt ist. Und er kann<br />
sich zudem auch die ganzen verschiedenen Frauen nicht merken. Wer ist denn nun<br />
diese Allwissende? Und wer die Mutter der Weisheit? So hört der Halbelf nur<br />
noch mit halben Ohr hin und wartet geduldig.<br />
Doch dann ist Thamar wieder da und BonYar ist froh darüber. Als er an<br />
der Seite der Geweihten ins Freie tritt, bringt er endlich mal den Mut auf sie<br />
persönlich anzusprechen. ”Du bist sehr freundlich zu mir Thamar. Ich freue<br />
mich Dich begleiten zu dürfen. Sag, wo wollen wir jetzt hingehen. Wohnen hier<br />
noch andere Götter die wir besuchen müssen? Oder sollen wir ein wenig fröhlich<br />
sein und tanzen und singen?” Seine Worte scheinen aufrichtig zu sein. Man sieht<br />
ihm an, daß es ihm nicht leicht gefallen ist derartiges zu der jungen Geweihten zu<br />
255
sagen, schließlich weiß er nicht, ob Geweihte der Götter überhaupt so etwas machen<br />
dürfen. Vermutlich hatte er wieder einmal die völlig falschen Worte verwendet,<br />
aber das war ihm jetzt auch egal. Er war das ewige Trübsal blasen leid und<br />
außerdem gab es ja Grund genug zu feiern. Schließlich war Legolas Schwester<br />
vorerst in Sicherheit und mehr konnte man wohl eh nicht machen, zumindest nicht<br />
jetzt. Freundlich und erwartungsvoll hält der Blick aus seinen großen, graugrünen<br />
Augen dem der Geweihten stand.<br />
Thamar lacht glockenhell auf und antwortet: ”Nein, wir müssen keine anderen<br />
Götter mehr besuchen. Komm, wir gehen etwas durch die Straßen und ich erzähle<br />
dir von den Geweihten.”<br />
Übermütig n<strong>im</strong>mt sie BonYar bei der Hand. ”Jeder<br />
Geweihte dient nur einem Gott, wobei wir die anderen Götter durchaus ehren.<br />
Jeder Gott und seine Geweihten kümmern sich um andere Dinge; wir Hesinde-<br />
Jünger kümmern uns um das Wissen. Wir versuchen so viel zu lernen wie möglich,<br />
und das Gelernte an die Menschen weiterzugeben, manchmal für Geld, aber bei<br />
den Armen auch umsonst. Oft sind wir auch Richter oder Tröster, weil wir ihn<br />
engerem Kontakt zu den Göttern stehen als die anderen Menschen. Dadurch<br />
genießen wir Respekt, aber das macht uns auch einsam. Wir singen und tanzen<br />
genauso gern wie andere Menschen, und manchmal gründen wir auch ein He<strong>im</strong> und<br />
haben Familie, aber das ist sehr schwer, wenn sich andere nicht trauen, sich dir<br />
zu nähern. Mir ist nach der langen Reise und den Sorgen auch nach Tanzen und<br />
Fröhlichkeit zumute, und wir wollen uns einen geeigneten Ort suchen. Aber ich<br />
weiß nicht, ob dir die lärmenden Vergnügungen der Menschen gefallen. Du mußt<br />
mir sagen, wenn du dich unbehaglich fühlst, dann wollen wir woanders hingehen.”<br />
Als Thamar anfängt BonYar zu erklären was Geweihte - und natürlich speziell<br />
Hesindegeweihte - überhaupt sind, hört er genau zu und glaubt zu verstehen was<br />
die junge Geweihte ihm zu erklären versucht. Sie kann gut erklären, so wie seine<br />
Mutter, die konnte auch <strong>im</strong>mer so gut erklären. Dann schlägt sie ihm vor, zusammen<br />
aus zu gehen. Er ist erfreut: ”Ich bin mir sicher, daß Du einen schönen Ort<br />
finden wirst. Bisher hast Du doch auch nur sehr schöne Orte gezeigt, so wie das<br />
Haus Deiner Göttin. Außerdem will ich ja die Welt der Menschen kennenlernen,<br />
schließlich fließt auch etwas von ihrem Blut in mir.” Bei seinen letzten Worten, die<br />
wohl etwas stolz wirken sollten, lag ein seltsamer Unterton in seiner St<strong>im</strong>me, der<br />
der Geweihten nicht entgangen sein dürfte. Sie könnte ihm ansehen, daß dieser<br />
Umstand den jungen Mann eher unangenehm als recht ist. Als dann Thamar sich<br />
abwendet um nach einen hübschen Ort Ausschau zu halten, ist der Halbelf froh<br />
daß gerade in diesem Moment einige Leute vorbeigehen an die sich die Geweihte<br />
spontan wendet. ’Oft sind wir auch Richter oder Tröster, weil wir in engerem Kontakt<br />
zu den Göttern stehen’ gehen ihm ihre Worte von vorhin noch einmal durch<br />
den Kopf. Sollte er ihr erzählen warum er die Sippe verlassen hatte? Schlagartig<br />
verändert sich sein betrübter Blick allerdings wieder, als er zu dem Entschluß<br />
kommt, daß der Zeitpunkt der falsche sei. Schließlich sagte sie auch, sie wolle auch<br />
mal wieder fröhlich sein. Erwartungsvoll lächelt er Thamar wieder an. So gehen<br />
die beiden weiter und entdecken zusammen dieses Haus der Kunst...<br />
Anschließend spricht Thamar einige Passanten an, um herauszufinden, wo man<br />
sich ein wenig vergnügen kann. Der erzählt ihr von einem Keller mit einem magis-<br />
256
chen Theater. Doch heute ist auch wieder eine Ausstellung in der Halle der schönen<br />
Künste sein. Das ist nur einen Katzensprung von hier entfernt, das zweistöckige<br />
Gebäude ist von hier aus zu sehen. ’Das könnte auch einen Halbelfen gefallen’,<br />
denkt sich Thamar. Und so gehen die beiden zusammen. Durch das mächtige<br />
doppelflüglige verzierte Bronzetor. BonYar - und nicht nur e allein - bewundert<br />
die beiden Frauen aus Marmor be<strong>im</strong> Tor. Es ist fast so, als würden sie gleich<br />
anfangen zu atmen so lebensnah sind sie geworden. Gegen ein Entgelt von einem<br />
Heller je Person werden die Gäste eingelassen und die Werke <strong>im</strong> Innenhof zwischen<br />
Rosenstöcken bewundern. In der Galerie hängen Bilder in verschieden Stilrichtungen.<br />
Auch einige Portraits hängen dabei, deren Augen einem überall hin zu folgen<br />
scheinen. BonYar ist fasziniert - er kennt viele Kunstwerke - aber diese Art von<br />
Bildern ist ihm fremd. Skulpturen und Schnitzereien sind ihm vertraut - aber das<br />
ist doch eher Magie. So wandeln die beiden durch das Haus und können auch <strong>im</strong><br />
Haus verschiedenen jungen Talenten bei der Arbeit zusehen. Langsam wird es spät<br />
- und erst als die beiden das Haus verlassen, merken sie, daß es beinahe Dunkel<br />
wird. Es ist Wind aufgekommen, der kalt durch die Gassen der Stadt weht. So<br />
machen sie sich zusammen auf dem He<strong>im</strong>weg...<br />
Deion ist richtig begeistert: Wenn diese Taverne hält, was der Name und das<br />
Publikum versprechen, hält er sich die nächsten paar Stunden <strong>im</strong> ’Roter Meerdrachen’<br />
auf. Auch Cantos will sich die Zeit mit Deion zusammen in dieser Taverne<br />
vertreiben. Irgendwann werden die beiden schon nach Hause wanken. Deion<br />
macht den Vorschlag, später irgendwann auf dem He<strong>im</strong>weg einen Besuch <strong>im</strong> Rahjatempel<br />
einzuplanen! Cantos fragt ganz neckisch: ”Was willst Du denn da??” ”<br />
Was wohl? Was jeder Mann dort tut, ein paar Silberstücke spenden...” grinst ihn<br />
sein Freund breit an. So necken sich die beiden gegenseitig, singen bei den Liedern<br />
der anderen mit, lauschen auch der Geschichte eines anwesenden Skalden und irgendwie<br />
vergeht die Zeit wie <strong>im</strong> Flug. So stellt sich Cantos Annahme als nicht<br />
ganz richtig heraus. Denn irgendwann - es wird schon wieder hell und draußen<br />
regnet es in Strömen - stehen die beiden mit brummenden Schädel am Ausgang<br />
und rätseln wie sie he<strong>im</strong>kommen. Kalt und naß ist es, doch das stört die beiden<br />
in ihrem Zustand weniger. Doch wo genau ist denn das ’He<strong>im</strong>’ wo sie hinwollen?<br />
So machen die beiden sich <strong>im</strong> Morgengrauen auf den Weg - und sie finden sogar<br />
ihr Quartier. Aber frage besser nicht wie und wann...<br />
Jurge sieht sich derweil in anderen Läden um. Und nach einer Weile entdeckt<br />
er einen Laden eines Schreibers, der nicht nur seine Dienste und allerlei Schreibwaren<br />
anbietet. An der Wand ist auch ein größeres Regal indem allerlei Bücher<br />
stehen. Jurge wendet sich sofort diesen Schätzen zu: Neben einigen relativ leicht<br />
zu findenden Büchern wie das ’Brevier der zwölfgöttlichen Unterweisungen’ und<br />
den ’Annalen des Götteralters’ fällt ihm auch das ’wohlfeiles Sanges-Büchelein’ ins<br />
Auge. Er ist überrascht, gilt dieses Werk doch <strong>im</strong> Mittelreich als staatsgefährdend!<br />
Da spricht ihn ein sorgfältig rasierter Mann an. Jurge hält ihn <strong>im</strong> ersten Moment<br />
trotz der rote Robe mit dem Horasadler auf dem Rücken für den Schreiber. Doch<br />
dann sieht er in seiner linken Hand die Tätowierung der Akademie aus Beilunk.<br />
Ein Kollege also! Der fremde Magier stellt sich erst kurz als Andruil zu Finsterwalde<br />
vor. Dann fährt er fort: ”Ein interessantes Werk, nicht wahr? Es ist zu<br />
257
merken, daß diese Stadt freier ist als die meisten anderen. Habt Ihr denn schon<br />
etwas von ihr gesehen? Oder soll ich Euch etwas herumführen?” Er lächelt Jurge<br />
freundlich und hilfsbereit an. Jurge scheint über die Gesellschaft des anderen<br />
Magiers froh: ”Ich habe zwar gerade eine kleine Stadtrundfahrt hinter mir, aber ihr<br />
könnt mir best<strong>im</strong>mt noch vieles zeigen, was ich noch nicht gesehen habe. Ich bin<br />
erst seit gestern hier und Kuslik ist eine sehr interessante Stadt.” Jurge begleitet<br />
Andruil und läßt sich von ihm noch einmal die Stadt zeigen. ”Gerne werde ich<br />
Euch führen”, meint Andruil. So führt Andruil euch erst einmal zur Halle der Ant<strong>im</strong>agie,<br />
seiner Zweitakademie, und erzählt ihm dabei etwas über die Akademie,<br />
ihre Geschichte und den Lehrstoff. ”..., und nach der Rundfahrt könntet ihr ja<br />
noch mal bei mir zu Hause vorbeikommen, denn mir scheint, ihr habt Interesse an<br />
Büchern.” Danach zeigt Andruil Jurge den berühmten Efferdplatz und den Tempel<br />
des Meeresgottes. Dort bedankt sich Jurge gleich für die geglückte Überfahrt und<br />
verbindet dies mit einer kleinen Spende.<br />
Doch auch den wichtigsten Tempel Kusliks läßt Andruil nicht aus, den Hesindetempel<br />
mit der größten Bibliothek Aventuriens, in der sich Andruil, wie er Euch<br />
erzählt, auch oft aufhält. Auch dort geht Jurge kurz hinein, um kurz für die<br />
Heilung Feyarias zu beten und um der Göttin eine kleine Spende zu erbringen.<br />
Während einer weiteren Rundfahrt berichtet der Kusliker Magier auch von der<br />
Hinrichtung Kusminas auf Befehl der Königin selbst. Kusmina versuchte das<br />
Königshaus zu stürzen, aber das gelang ihr nicht so ganz, so daß Kuslik jetzt<br />
nur noch vom Kusliker Rat regiert wird. Andruil verweist euch auch mit einem<br />
Grinsen auf den sehr schönen Rahjatempel. Solltet Ihr aber anderes Vergnügen<br />
suchen, so ist das Magische Theater wohl das Beste für euch, dort führen zwei<br />
Magier Stücke mit Illusionen auf - sehr beeindruckend.<br />
Doch dann - es ist inzwischen schon fast Abend und langsam wird es kühl -<br />
fragt Jurge Andruil, wo man den in Kuslik gut essen könne und lädt ihn dorthin<br />
ein. ”Speisen? GUT speisen? Na, da müßt ihr wohl ins Hotel ’zum Springenden<br />
Delphin’ gehen.”, meint Andruil auf seine Frage hin. So führt er ihn dann ins Hotel,<br />
wo sie auch eine vorzügliche Mahlzeit zu sich nehmt. Erst nach einigem Hin und<br />
Her kann Jurge Andruil davon abhalten, ihn einzuladen, und nicht umgekehrt. So<br />
ist Jurges Geldbeutel nun um ein Goldstück leichter geworden. Be<strong>im</strong> Essen fragt<br />
Andruil ihn: ”Seid ihr einer der <strong>Thorwal</strong>er mit der kranken Elfe, von denen die<br />
Magierschaft hier in Kuslik andauernd redet?” ”Ja, das st<strong>im</strong>mt. Ich traf Legolas,<br />
den Bruder der kranken Elfe schon in <strong>Thorwal</strong>. Seither haben wir einiges zusammen<br />
erlebt.” antwortet Jurge. Dann erzählt er Andruil, wie sie Legolas’ Schwester<br />
aus den Händen des Schwarzmagiers befreit haben. Das Angebot Andruils, ihn<br />
nach Hause zu begleiten, n<strong>im</strong>mt Jurge nach diesem guten Essen gerne an. Gespannt<br />
wartet er darauf, was der freundliche Magier mit seinem Hinweis auf die<br />
Bücher gemeint haben könnte.<br />
Andruil zu Finsterwalde geleitet Jurge jedoch nicht zu sich nach Hause, sondern<br />
in die Akademiebibliothek. Dort zeigt er ihm ein Buch von dem Jurge bisher<br />
nur gerüchteweise gehört hat: Die ’Trollzacker Manuskripte’. Ein Quartband von<br />
best<strong>im</strong>mt mehr als 300 Seiten schätzt Jurge. Andruil berichtigt ihn: 380 Seiten<br />
hat es. Dann als der Olporter Magier schon gar nicht mehr weiß, welche Seite<br />
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er als erstes aufschlagen soll, blinzelt der andere ihm verschwörerisch zu. Dann<br />
verschwindet er kurz um mit einem riesigen Buch - fast einen halben Schritt mißt<br />
der Rücken in der Höhe - wiederzukommen. Es ist zwar etwas dünner als das<br />
erste Buch - aber durch die enorme Größe wiegt es trotzdem erheblich mehr. Als<br />
Jurge es vorsichtig aufschlägt liest er die erste Seite: ’Porta Aithericca - Thore<br />
in den<br />
Äther’. Eine wahr Seltenheit. Jurge weiß gar nicht was er sagen soll, als<br />
ihm der andere Magier anbietet die Werke zu leihen um sie abzuschreiben... Er<br />
ist völlig baff. Aber abgesehen davon, weiß er auch nicht, wie er das mit den<br />
Plänen der anderen verbinden soll. Schließlich will er eigentlich so schnell die<br />
Reisegruppe nicht verlassen - und so eine Abschrift herstellen dauert best<strong>im</strong>mt<br />
länger... So bittet er sich Bedenkzeit aus. Doch dann blättern die beiden noch<br />
etwas zusammen in den Büchern und als sie die Bibliothek verlassen ist es schon<br />
spät. Durch den Regen hindurch geleitet ihn Andruil noch zum ’goldenen Adler’.<br />
Nachdem er Jurge noch geschildert hat, wo sein Haus zu finden ist, verabschiedet<br />
er sich freundlich...<br />
Sabu gefällt der Ort, den er entdeckt hat. Und so vertreibt er sich diesen Tag<br />
an diesem schönen Ort. Nur selten kommt ein Bauer vorbei, doch die grüßen ihn<br />
nur kurz und beachten ihn kaum. Dafür hat der Zwerg ein richtiges Erfolgserlebnis:<br />
Nachdem er Tira dazu bringen konnte auch einmal ruhig zu sein, hat er es glatt<br />
geschafft ein kleines Wildkaninchen zu schießen! Es ist zwar noch jung und daher<br />
ist es für Tira und ihn zusammen viel zu wenig - aber endlich hat er auch Jagdglück!<br />
Das ist die drei Pfeile durchaus wert , findet jedenfalls Sabu. Eigentlich gefällt es<br />
ihm so gut, daß er bis zum ende des nächsten Tages bleiben will. Doch gegen Abend<br />
bewölkt sich der H<strong>im</strong>mel zunehmend. Das allein stört ihn nicht und so macht er<br />
sich ein Nachtlager zurecht. Mit Tira an seiner Seite schläft er eingebuddelt in<br />
seinem Schlafsack auch bald ein. Wach wird er jedoch etwas unsanfter: Naß ist<br />
es und Regentropfen schlagen ihn ins Gesicht. Tira liegt unter einem Busch und<br />
schielt zu ihm hinüber als er aufsteht. Fluchend steht er auf, packt seine nassen<br />
Sachen zusammen und macht sich auf den Rückweg. Völlig durchweicht kommt er<br />
am Hotel an. Dort ist er froh sich die nassen, kalten Kleider vom Leib reißen zu<br />
können und es sich in seinem Z<strong>im</strong>mer an einem warmen Feuer gemütlich machen<br />
zu können. Hund und Herrchen haben einen anstrengenden Tag hinter sich - und<br />
so ist es schon recht spät als sie Aufstehen. Immer noch regnet es, wenn auch<br />
etwas weniger stark...<br />
Da Sabu vom nächtlichen Regen noch genug hat, bleibt er <strong>im</strong> Hotel. Es bleibt<br />
den ganzen restlichen Tag so trüb, so daß er nur kurz mit Tira hinaus geht. Aus<br />
dem geplanten Stadtspaziergang wird jedenfalls nichts. Nur Jurge will sich hinaus<br />
wagen. Er steht früh auf. Trotz des Regens muß er einfach hinaus - zu<br />
neugierig ist er auf die andren literarischen Schätze von Andruil. Die Kapuze<br />
seines Umhanges zieht er tief in das Gesicht als der Regen ihm vor dem Hotel ins<br />
Gesicht schlägt. Aber zum Glück ist die Lagebeschreibung des Hauses ausführlich<br />
genug. So dauert es nicht lange, bis Jurge ein mittelgroßes, zweigeschossiges Haus<br />
mit kleinem Garten erblickt. Dort wir er sogleich eingelassen. Andruil führt ihn<br />
herein, bietet ihm Essen und Trinken an. Dann fragt er ihn, ob er nun eine Kopie<br />
einiger - <strong>im</strong> Mittelreich nicht erhältlicher - Bücher anfertigen will. So zeigt er Jurge<br />
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nach einiger Zeit seine restliche Bibliothek, sie ist aus praktischen Gründen in der<br />
Halle der Ant<strong>im</strong>agie untergebracht. Mit dabei sind Bücher mit solchen Titeln wie:<br />
Praios größtes Geschenk: Intelligenz; Magie <strong>im</strong> Kampf-Kämpfende Magie; Magie<br />
des Stabes; Liber Menthelessae; Chroniken von Illaris; Mermodions Zauberbuch;<br />
Trollzacker Manuskripte; Astrale Gehe<strong>im</strong>nisse; Das Buch der Elementarmagie;<br />
Grundlagen der Kampfmagie; Lexikon der Ant<strong>im</strong>agie; Das Buch der 6 Elemente;<br />
Die Gespräche Rohals des Wiesen, 10 Bände; Die Erleuchtung; vom Wesen der Inovactionae;<br />
Corpus Mutantis; Tore in den Äther; Der vollendeter Kunchomerkampf;<br />
Liber Zhamorrica per Satinav und der Geschichte des Horasreiches...<br />
Welch ein Schatz an Wissen. Jurge ist erst einmal völlig sprachlos. Von<br />
einigen dieser Bücher hat er ja schon einmal gehört, aber viele sind ihm auch<br />
gänzlich unbekannt. Und ein Buch wie das Porta Aithericca in Händen zu halten<br />
ist für einen Magier, der eben erst die Akademie verlassen hat, ein erhebendes<br />
Gefühl. Allerdings befürchtet Jurge, daß viele der Thesen in dem Buch über<br />
seinen beschränkten Verstand hinausgehen. Schweren Herzens entschließt sich Jurge<br />
deshalb, ein leichter verständliches Buch zum Abschreiben auszuwählen. Da<br />
Jurge sich in nächster Zeit sowieso mit seinem Stab beschäftigen wollte, um den 3.<br />
Stabzauber auf ihn zu wirken, kann ihm das Buch ’Die Magie des Stabes’ vielleicht<br />
dabei helfen. Sooft er Zeit hat will sich Jurge also in die Bibliothek begeben, um<br />
an seiner Kopie zu arbeiten.<br />
Nach einigem Plausch über unser gemeinsames Fachgebiet - die Magie - schaut<br />
ihn Convocatus Andruil zu Finsterwalde - ein Ratsmitglied der Grauen Gilde - fragend<br />
an und meint:” Sagt, werter Mann aus Olport, wäret ihr damit einverstanden,<br />
daß ich euch helfend begleite. Ich denke, daß ich euch und euren Freunden auf<br />
eurer Reise sehr nützlich sein könnte. Darüber hinaus habe ich gute Kenntnis vom<br />
Horasreich, solltet ihr weiterreisen wollen.” Jurge ist wirklich erfreut: ”Es wäre mir<br />
ein große Ehre, wenn ihr uns begleiten würdet. Ich bin mir sicher, meine Freunde<br />
werden nichts dagegen habe, denn eure Kenntnisse der örtlichen Begebenheiten<br />
werden uns sicherlich eine große Hilfe sein. Warum besucht ihr mich nicht einfach<br />
morgen <strong>im</strong> Goldenen Adler, dann werde ich euch meinen Freunden vorstellen.<br />
”Gerne nehme ich Eure Einladung an, werter Adeptus. Ich bin erfreut, euch<br />
auf eurer Reise begleiten zu dürfen, wenn es euch nichts ausmacht, versteht sich<br />
natürlich.” antwortet Andruil. So kommen sie überein, daß Jurge ihm den Rest<br />
der Gruppe vorstellen wird, am späten Nachmittag solle er doch <strong>im</strong> Hotel vorbeikommen...<br />
Bald schon wird es Zeit wieder zur Halle der Ant<strong>im</strong>agie zu gehen. Da fällt<br />
Fyanna etwas ein: hatte sie nicht am Vortag in einem kleinen Laden unweit des<br />
Hotels einige seltsam geformte Räucherkerzen gesehen? Einen Duft dort hatte sie<br />
sofort wiedererkannt.. Es ist der Duft einer Holzart, die in der He<strong>im</strong>at Legolas’<br />
weitverbreitet ist. Wenn man die Kerze anzündet, glaubt man dort in einer warmen<br />
Nacht an einem Lagerfeuer zu sitzen. Sie überlegt, ob dies vielleicht ein kleines<br />
Geschenk für die beiden Elfen wäre. Eine kleine Aufmunterung wäre sicher nicht<br />
schlecht. Schuldbewußt schaut sie an ihrem neuen teueren Kleid herunter. Für ein<br />
paar Stunden hatte sie nicht mehr an das schreckliche Schicksals Feyarias gedacht.<br />
Sie huscht in ihr Cape einhüllt durch den Regen zu den Laden. Ihre Hilflosigkeit<br />
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macht sie wütend und so klingt ihre St<strong>im</strong>me mit der sie den Händler anspricht,<br />
etwas rauh und unbeherrscht. Mit ihrer letzten Neuerwerbung in der Hand, kehrt<br />
sie ins Hotel zurück. Nach einem kurzen Abendmahl macht sie sich auf, um in der<br />
Akademie Legolas und seine Schwester zu besuchen.<br />
Auch die anderen sind aufbruchbereit. Kurz bevor sie die Empfangshalle verlassen<br />
kommt Mann mit roter Robe hinein. Jurge erkennt sogleich Andruil. Er<br />
stellt ihn kurz den anderen vor und zusammen gehen sie zur ’Halle der Ant<strong>im</strong>agie’.<br />
Dort werden sie schon erwartet und sogleich zu Ungolf Sandfels begleitet. Der<br />
begrüßt besonders Thamar und Andruil freundlich. Bei den beiden <strong>Thorwal</strong>ern<br />
jedoch reagiert er etwas kühl. Er mustert die beiden nachdenklich und rätselt<br />
wohl über deren Motive nach. Doch dann wendet er sich wieder den anderen zu,<br />
besonders die junge Hesindegeweihte und Legolas spricht er an: ”Das Ritual ist<br />
vorbereitet, die notwendige Anzahl an Magiern zusammengekommen. Zwölf an der<br />
Zahl müssen es sein. Und es mußte einiges an Räucherwerk und Tinkturen vorbereitet<br />
werden. Auch spezielle Farben für die Symbole waren vonnöten.... Daher<br />
wie versprochen hier die Aufstellung über die von uns eingekauften Sachen.” Der<br />
Sekretär wendet sich nun direkt an Thamar: ”Für die beiden Diamanten haben<br />
wir <strong>im</strong> übrigen einen guten Preis von 65 Dukaten erzielt.” Dann n<strong>im</strong>mt er ein<br />
vorbereitetes Blatt und reicht es Legolas. Darauf steht eine Liste mit Preisen:<br />
2x Thonnys 70 D Xordai 95 D Ambra 18 D Braunöl 10 D Mondsilberstaub 10<br />
D Purpur 20 D Kreidepulver 4 S Karneol 5 D 6 Kerzen (schwarz) 12 H Salbenfett<br />
1 D<br />
ges. 229 D 5 S 2 H - 65 D Rest 164 D 5 S 2 H<br />
”So - das Geld könnt ihr mir dann morgen oder so vorbei bringen. Ansonsten<br />
könnt ihr am eigentlichen Ritual nicht teilnehmen. Jedoch könnt ihr gerne nachsehen,<br />
wofür wir euer Geld ausgegeben haben...” Er schreitet voran durch einen<br />
langen Gang. Dann geht er eine steinerne Treppe hinab und durchschreitet einen<br />
kleinen Vorraum. Entlang eines kahlen Ganges - keine Spur mehr von den prunkvollen<br />
Teppichen und Wandbehängen des Erdgeschosses - geht es weiter. Dann,<br />
endlich, kommen sie in einen fast leeren Raum. Dort stellt ein Knecht gerade einige<br />
Waschschüsseln auf. ”Einem solches Ritual sollte <strong>im</strong>mer eine Reinigung vorangehen...”<br />
erläutert Ungolf. Dann zeigt er ihnen den dahinterliegenden Raum. Er ist<br />
durch Fackeln hell erleuchtet. Entlang der Wänden stehen große Kerzenständer<br />
mit schwarzen Kerzen; jedoch noch sind sie nicht entzündet. In den Ecken stehen<br />
kleine Räuchergefäße bereit. Die Wand ist schon mit seltsamen Symbolen bemalt.<br />
Und ein Adept ist dabei kunstvolle Symbole auf den Boden zu malen. Doch -<br />
Malen ist nicht das richtige Wort. Er hat keinen Stift und keinen Pinsel. Nein - er<br />
läßt farbigen Sand - oder ist es doch Kreide? - zu Boden rieseln. Die Linien, die er<br />
momentan formt, sind purpurn... Doch in der Mitte der Raumes ist ein Platz ohne<br />
Farbe, ohne Formen. Gerade groß genug für einen Körper ist er. Jurge ist sofort<br />
klar, daß hier Feyaria liegen wird... Doch als die Gruppe den Raum betreten wird<br />
hält Ungolf sie zurück: ”Besser nicht - wenn auch nur eine der Linien gestört wird,<br />
ist das gesamte Werk in Gefahr!”<br />
Da kommt Lidda und bringt die verzauberte Firnelfin herbei. Die Bewußtlose<br />
liegt schlaff in den Armen der Magd. Da eilt schon ein weiterer Magier herbei.<br />
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Er kommt Legolas zuvor und trägt Feyaria behutsam in den Raum. Dann streift<br />
er ihr Kleid herab und n<strong>im</strong>mt eine farbige Salbe zur Hand. Mit größter Sorgfalt<br />
fängt er an Ornamente und Symbole auf ihr Gesicht und Körper mit dieser Paste<br />
zu malen. Ungolf winkt die Gruppe zur Seite. Besonders Legolas geht es sehr<br />
zu Herzen, daß er nicht tun kann. Zur Hilflosigkeit verdammt, während für seine<br />
Schwester die Entscheidung über leben und Tod fällt...<br />
Lidda führt die kleine Gruppe hinaus, während Ungolf noch einige Dinge mit<br />
dem Magier klärt. Dann kommt er kurz hinaus: ”Die anderen beteiligten Magier<br />
sammeln sich gerade in einem kleinen Andachtsraum. Sie werden bald herkommen<br />
und das Ritual wird dann beginnen. Ich bitte euch: wartet draußen - stört nicht<br />
unser Werk. Es wäre fatal, wenn die Konzentration eines Magiers bei dieser Arbeit<br />
gebrochen wird...<br />
Schweres Herzen läßt sich Legolas überzeugen. Auch die anderen schließen sich<br />
ihm als Lidda ihn hinausbringt. Auf den Weg begegnet ihnen ein hochgewachsener<br />
Praiosgeweihter. Er grüßt die Gruppe nur mit einem kurzen Nicken. Seit Blick<br />
ist ernst und in sich gekehrt. Lidda bringt die Gruppe in den Raum, in dem sie<br />
auch bei ihrem ersten Besuch gewartet haben. Unterwegs erzählt sie, daß der<br />
Geweihte bei dem Ritual dabei sein wird. Er sei aufgrund der Freundschaft zu<br />
dieser Akademie hinzugekommen. Doch dann läßt Lidda die Gruppe allein; bange<br />
Stunden der Angst und des Hoffens vergehen. Mitten in der Nacht, jegliches<br />
Zeitgefühl verloren treiben die Gedanken und kehren doch <strong>im</strong>mer wieder in den<br />
Raum tief unter ihnen zurück.<br />
Jurge unterhält sich leise mit Andruil, der die Grundzüge des Rituals erläutert.<br />
Die Symbole seien hauptsächlich Zeichen in Zhayad, Nanduria und dem fast vergessenen<br />
Arkanil gewesen. Sie dienen vor allem dazu diese Seele Feyarias wieder herab in<br />
ihren Körper zu leiten. Anschließend werden Hesinde, Praios, die Sphärenwächter<br />
und das Mysterium von Kha beschworen um jene Mächte zu vertreiben, die von<br />
dem Körper besitzt ergreifen wollten...<br />
Irgendwann später, es ist <strong>im</strong>mer noch dunkel, kommt Ungolf herein. Er bringt<br />
die beruhigende Kunde, daß das Werk geglückt sei. Sofort kennt Legolas kein<br />
Halten - hin zu ihr eilt er, die Stufen hinab. Ungolf folgt lächelnd mit den anderen.<br />
Dann kommen sie zu den Ritualraum; er riecht schwer und süßlich. Doch nicht<br />
einmal Jurge kann deuten welcher Duft, welche Räucherung die Ursache ist. Dann<br />
sind sie bei Legolas; der Elf hält seine Schwester <strong>im</strong> Arm. Friedlich und entspannt<br />
scheint sie obwohl Blut aus ihrem Ohr sickert. Jedoch ihre Augen sind geschlossen.<br />
Dann, Legolas befürchtet schon das Schl<strong>im</strong>mste, öffnet sie ihre Augen. Klar ist ihr<br />
Blick. Doch sie erkennt niemand, zu lange war sie weg: ”Wo bin ich?”<br />
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