Zahnärztliche Nachrichten Schwaben 5/2010 - Zahnärztlicher ...
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Teilausschnitt von allen Fachärzten dieses<br />
Gebietes beherrscht wird, darf der Spezialist<br />
sich einer ihn auszeichnenden besonderen<br />
praktischen Erfahrung berühmen.<br />
Eine Verwechslungsgefahr mit den Facharztbezeichnungen<br />
wurde vom BVerfG<br />
nicht gesehen. Solange die Angabe als<br />
Spezialist wahrheitsgemäß und in sachlicher<br />
Form erfolge, handele es sich nicht<br />
um berufswidrige oder irreführende Werbung.<br />
In dem der BVerfG-Entscheidung zugrundeliegendem<br />
Fall ging es zwar nicht um<br />
Praxiswerbung, sondern um die bisher<br />
weitaus weniger strengen Regeln unterworfene<br />
Klinikwerbung. Aber die vom<br />
BVerfG angeführten Argumente für die<br />
Zulässigkeit der Spezialisierungsbezeichnung<br />
lassen sich auch auf Praxiswerbung<br />
übertragen.<br />
■ Anlasslose Werbung ist zulässig<br />
Heute ist anerkannt, dass man keinen<br />
besonderen Grund für Werbeanzeigen<br />
braucht. Das bedeutet aber nicht, dass<br />
man als Praxis wöchentlich die Gazetten<br />
mit Anzeigen voll pflastern darf. Sie<br />
dürfen nach Form, Inhalt und Häufigkeit<br />
nicht übertrieben wirken (BVerfG,<br />
22.05.1996 – 1 BvR 744/88 u.a. –).<br />
■ Sympathiewerbung ist zulässig<br />
Das vom werbenden Zahnarzt zu beachtende<br />
Sachlichkeitsgebot verlangt von<br />
diesem nicht, sich auf die Mitteilung nüchterner<br />
Fakten zu beschränken. Vielmehr<br />
ist, da darüber hinausgehende Angaben<br />
zu dem auch emotional geprägten Vertrauensverhältnis<br />
zwischen Zahnarzt und<br />
Patient beitragen können, eine „Sympathiewerbung“<br />
zulässig, soweit durch sie<br />
nicht der Informationscharakter in den<br />
Hintergrund gedrängt wird (BGH,<br />
09.10.2003 – I ZR 167/01 –). „Wir sind die<br />
liebsten Zahnärzte in A“ ginge also nicht.<br />
„Wir sind die besten Zahnärzte in A“ ginge<br />
schon deshalb nicht, weil es sich um<br />
eine vergleichende Werbung mit einer<br />
nicht zu beweisenden Behauptung handeln<br />
würde.<br />
Man muss überhaupt beachten, dass das<br />
Werbeverbot nur so weit geht, wie es zum<br />
Schutz der eingangs erwähnten Gemeinwohlbelange<br />
erforderlich ist. Der aus Zeitungsanzeigen<br />
sattsam bekannte halb geöffnete<br />
Mund wurde vom OLG Köln am<br />
ZNS 5-<strong>2010</strong><br />
Berufswidrige oder nur unsolidarische Werbung?<br />
18.07.2003 – 6 U 23/03 – noch als berufswidrig<br />
beurteilt, wohingegen das BVerfG<br />
am 29.04.2004 – 1 BvR 649/04 – dazu nur<br />
lapidar meinte: „Es lässt sich nicht nachvollziehen,<br />
dass schon allein durch die Abbildung<br />
eines halben geöffneten Mundes<br />
als Teil einer Zeitungsanzeige mit dem Format<br />
von 6 x 4 cm durch einen Zahnarzt ein<br />
Gemeinwohlbelang beeinträchtigt wird,<br />
dessen Schutz ein Verbot der geschalteten<br />
Anzeige erforderlich machte.“<br />
■ Wildwuchs in der Praxis<br />
In der Praxis sieht man allerdings zum<br />
Teil hanebüchene Werbeaussagen. Dabei<br />
werden meist einzelne Aspekte der genannten<br />
Entscheidungen kombiniert,<br />
ohne zu bedenken, dass sich auch wahre<br />
Aussagen in ihrer Gesamtschau oder ihrem<br />
Werbekontext als irreführend und damit<br />
als berufswidrig erweisen können. Das<br />
liegt nicht nur an den Zahnärzten selbst.<br />
Wir sehen immer wieder, dass auch die<br />
vielfach eingeschalteten Werbetexter von<br />
den Beschränkungen des UWG und schon<br />
gar von den Beschränkungen insbesondere<br />
des § 11 HWG kenntnislos sind. Danach<br />
darf gegenüber dem normalen Publikum<br />
(im Rechtsdeutsch heißt das: außerhalb<br />
der Fachkreise) u.a. nicht geworben werden<br />
• mit Gutachten, Zeugnissen, wissenschaftlichen<br />
oder fachlichen Veröffentlichungen<br />
sowie mit Hinweisen darauf,<br />
• mit Angaben, dass das ... Verfahren, die<br />
Behandlung ... zahnärztlich … oder anderweitig<br />
fachlich empfohlen oder geprüft<br />
ist oder angewendet wird,<br />
• mit der Wiedergabe von Krankengeschichten<br />
sowie mit Hinweisen darauf,<br />
• mit der Wirkung eines Verfahrens, einer<br />
Behandlung durch vergleichende Darstellung<br />
des Körperzustandes oder des<br />
Aussehens vor und nach der Anwendung,<br />
• mit fremd- oder fachsprachlichen Bezeichnungen,<br />
soweit sie nicht in den allgemeinen<br />
deutschen Sprachgebrauch<br />
eingegangen sind,<br />
• mit einer Werbeaussage, die geeignet<br />
ist, Angstgefühle hervorzurufen oder<br />
auszunutzen,<br />
• mit Veröffentlichungen, deren Werbezweck<br />
missverständlich oder nicht deutlich<br />
erkennbar ist,<br />
• mit Äußerungen Dritter, insbesondere<br />
mit Dank-, Anerkennungs- oder Empfehlungsschreiben,<br />
oder mit Hinweisen<br />
auf solche Äußerungen.<br />
Das Berufsgericht für die Heilberufe beim<br />
VG Münster hatte sich am 07.10.2009 –<br />
5 K 777/08 – u.a. mit folgendem Zei-<br />
5<br />
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