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FES-Info 2011, Nr. 3 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

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14 SCHWERPUNKT<br />

Gesetzesreform<br />

Kurz notiert<br />

<strong>FES</strong> I N F O 3 / 2 0 1 1<br />

gimetreuer Kräfte seit März <strong>2011</strong> mit hun<strong>der</strong>ten<br />

von Todesopfern führte nicht zum Stillstand<br />

<strong>der</strong> Proteste. Dennoch mussten die jungen Ak-<br />

tivisten erleben, wie die von ihnen begonnene<br />

friedliche Revolution zu einem Machtspiel alter<br />

Eliten wurde und vielerorts ihren gewaltfreien<br />

Charakter einbüßte. Während sich manche in-<br />

zwischen frustriert abgewandt haben, suchen<br />

an<strong>der</strong>e weiter einen Weg, ihren politischen For-<br />

<strong>der</strong>ungen effektiver Nachdruck zu verleihen,<br />

ohne sich dabei von etablierten Eliten manipu-<br />

lieren zu lassen.<br />

Um <strong>der</strong> Resignation etwas entgegenzusetzen und<br />

politisches Engagement zu unterstützen, führte<br />

die <strong>FES</strong> im November <strong>2011</strong> eine Serie von Trai-<br />

ningsworkshops durch: Möglichkeiten partizi-<br />

pativer Demokratie, Rolle politischer Parteien<br />

und demokratischer Institutionen, Wahlkampf<br />

und demokratische Kontrolle, Lobby- und Pres-<br />

UNERWARTETE FRÜCHTE<br />

EINE ZUKUNFT FÜR DIE PARTEIENDEMOKRATIE IN JORDANIEN<br />

Jordanien zählt wie Marokko zu den sogenann-<br />

ten Reform-Monarchien. Hier wie dort haben die<br />

beiden Könige mit ihrem Amtsantritt vor etwas<br />

mehr als einem Jahrzehnt weitreichende Verän-<br />

<strong>der</strong>ungen angekündigt. In Jordanien blieben die-<br />

se Reformen jedoch in Ansätzen stecken, immer<br />

wie<strong>der</strong> gab es Rückschläge bei <strong>der</strong> Demokratisie-<br />

rung. Erst die Umbrüche in <strong>der</strong> Arabischen Welt<br />

PARLAMENTSREFORM<br />

Auch die besten Gesetze nützen wenig, wenn ele-<br />

mentare Grundlagen für die parlamentarische<br />

Arbeit fehlen. Dazu zählt insbeson<strong>der</strong>e die Ge-<br />

schäftsordnung des Parlaments. In Jordanien soll<br />

diese nun mo<strong>der</strong>nen Erfor<strong>der</strong>nissen angepasst<br />

werden. Ein Komitee unter dem Vorsitz des sozi-<br />

aldemokratischen Abgeordneten Bassam Hadda-<br />

din erarbeitete einen detaillierten Reforment-<br />

wurf. Das Büro <strong>der</strong> <strong>FES</strong> in Amman ermöglichte<br />

einen Erfahrungsaustausch mit dem deutschen<br />

Bundestag. Der Wissenschaftliche Dienst des<br />

deutschen Parlaments analysierte den Entwurf<br />

und machte Vorschläge, um die Anwendbarkeit<br />

<strong>der</strong> Geschäftsordnung in <strong>der</strong> parlamentarischen<br />

Praxis zu erhöhen.<br />

searbeit standen auf dem Programm. Die stark<br />

nachgefragten Trainings zielen darauf, das Ver-<br />

ständnis für demokratische Spielregeln zu ver-<br />

tiefen. Gleichzeitig wurde den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern vermittelt, unter den im Je-<br />

men herrschenden Bedingungen selbst politisch<br />

tätig zu werden und den Wandel mitzugestalten.<br />

Diese Programme werden auch 2012 fortgesetzt.<br />

Auch laufende Programme zur Verbesserung <strong>der</strong><br />

Menschenrechtslage in Gefängnissen o<strong>der</strong> zur<br />

Aktivierung <strong>der</strong> parlamentarischen Kontroll-<br />

funktion gehören in den Kontext <strong>der</strong> politischen<br />

Neustrukturierung des Landes. Zusätzlich sind<br />

Aktivitäten im Bereich <strong>der</strong> anstehenden Verfas-<br />

sungsreform geplant. Um einer Spaltung des Je-<br />

men vorzubeugen, wird <strong>der</strong>zeit vor allem über<br />

die konstitutionell verankerte Einführung eines<br />

fö<strong>der</strong>alen Systems debattiert.<br />

<strong>2011</strong> haben den Bemühungen des Königshauses<br />

wie<strong>der</strong> neuen Schwung verliehen.<br />

Dabei brachte <strong>der</strong> „Arabische Frühling“ auch<br />

unerwartete Früchte für die Arbeit <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<br />

<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong>: Gemeinsam mit dem Partner-<br />

institut Al Badeel Center arbeitete die <strong>FES</strong> seit<br />

geraumer Zeit an Reformvorschlägen für zwei be-<br />

son<strong>der</strong>s umstrittene Gesetze – das Wahlrecht und<br />

das Parteiengesetz.<br />

Über Monate hinweg hatten Experten und Ak-<br />

tivisten in den Vorjahren in zahllosen Runden<br />

diskutiert, gestritten und an Entwürfen gefeilt,<br />

die dann Abgeordneten vorgestellt worden wa-<br />

ren. Doch <strong>der</strong> Erfolg hielt sich in Grenzen: Die<br />

politischen Blockaden machten zunächst wenig<br />

Hoffnung, dass substanzielle Reformen in diesen<br />

beiden Bereichen durchsetzbar sein könnten. Das<br />

Parteiengesetz war ohnehin erst 2008 restriktiver<br />

gefasst worden und das Wahlrecht trug eher ei-<br />

ner kontroversen Machtarithmetik denn dem<br />

Wunsch nach Repräsentation Rechnung.<br />

Die Situation än<strong>der</strong>te sich mit den auch in Jorda-<br />

nien aufkommenden Protesten schlagartig. Im<br />

März <strong>2011</strong> setzte König Abdullah II. ein Natio-<br />

nales Dialogkomitee ein, dessen Mandat explizit<br />

die Erarbeitung von Reformvorschlägen just für<br />

das Wahlrecht und das Parteiengesetz beinhalte

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