FES-Info 2011, Nr. 3 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
FES-Info 2011, Nr. 3 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
FES-Info 2011, Nr. 3 - Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
66 EUROPA UND DIE WELT<br />
Neues Abkommen<br />
Fortsetzung langjähriger<br />
Erfolge<br />
besiegelt: <strong>FES</strong>- Geschäftsführer,<br />
Dr.<br />
Roland Schmidt und<br />
<strong>der</strong> Vorsitzende des<br />
Shanghai Institute<br />
for International<br />
Studies, Prof. Yang<br />
Jiemian unterzeichneten<br />
das neue<br />
Kooperationsabkommen<br />
(Foto: Schicke)<br />
<strong>FES</strong> I N F O 3 / 2 0 1 1<br />
EINE MINIATUR DER CHINESISCH-<br />
DEUTSCHEN BEZIEHUNGEN<br />
ZEHNTES KOOPERATIONSABKOMMEN ZWISCHEN<br />
<strong>FES</strong> UND CHINESISCHEM PARTNER<br />
Professor Yang Jiemian liebt den offenen Mei-<br />
nungsaustausch und starke Bil<strong>der</strong>: „Europa lei-<br />
de an Verstopfung“, erklärte <strong>der</strong> Präsident <strong>der</strong><br />
„Shanghai Institutes for International Studies“<br />
(SIIS) beim „China-Frühstück“ <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<br />
<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> vor 40 versammelten wirtschafts-<br />
und außenpolitischen Experten. „Während die<br />
einen sich schon übergeben müssen“, so <strong>der</strong><br />
prominente Gastredner Anfang September im<br />
Berliner Hotel Maritim, „wollen die an<strong>der</strong>en<br />
noch mehr essen“. Nein, einfach war es für die<br />
sechsköpfige chinesische Delegation auf ihrer<br />
September-Reise nach Brüssel und Berlin nicht,<br />
dieses krisengeschüttelte Europa mit all seinen<br />
Wi<strong>der</strong>sprüchen und Blockaden zu verstehen.<br />
Manchmal, wenn die Gesprächspartner im<br />
Austausch über die europäisch-chinesischen<br />
Beziehungen und die Integration Europas allzu<br />
selbstkritisch wurden, sprach Prof. Yang den Eu-<br />
ropäern gar Mut zu. „Das Wichtigste ist Selbst-<br />
bewusstsein“, erklärte <strong>der</strong> Instituts-Direktor aus<br />
Schanghai den selbstzweifelnden Vertretern <strong>der</strong><br />
EU in einer Brüsseler Gesprächsrunde. Trotz al-<br />
len Krisengeredes bleibe Europa für China ein<br />
wichtiger Akteur auf <strong>der</strong> Weltbühne.<br />
Allerdings fand Prof. Yang auch, dass zu einer<br />
verstärkten strategischen Partnerschaft zwi-<br />
schen Europa und China die Anerkennung des<br />
Gegenübers gehöre; o<strong>der</strong> genauer gesagt – die<br />
Anerkennung von Chinas Marktwirtschaftssta-<br />
tus durch die EU.<br />
Doch <strong>der</strong> Präsentation chinesischen Selbstbe-<br />
wusstseins durch die Besucher folgten auch<br />
selbstkritische Töne. Denn das Europa von heu-<br />
te, so Professor Yang, sei das China von morgen.<br />
Wenn man sich nur die soziale Fragmentierung<br />
in Europa und in seiner Heimatstadt Shanghai<br />
anschaue, dann stoße man auf ähnliche Phäno-<br />
mene sozialer Desintegration: starke Einkom-<br />
mensunterschiede und Probleme mit Arbeitsmi-<br />
granten. Für ihn ein Grund mehr, dass Europäer<br />
und Chinesen gemeinsam nach Lösungen su-<br />
chen.<br />
„Kooperation“ war auch <strong>der</strong> Leitgedanke des<br />
viertägigen <strong>Info</strong>rmationsbesuchs <strong>der</strong> Delegati-<br />
on: strategische Partnerschaft zwischen Europa<br />
und China und enge Zusammenarbeit zwischen<br />
SIIS und <strong>FES</strong>, die Yang als richtungsweisende und<br />
vorbildliche „Minia-<br />
tur <strong>der</strong> deutsch-chi-<br />
nesischen Bezieh-<br />
ungen“ bezeichnete.<br />
In <strong>der</strong> Tat stand die<br />
enge Kooperation<br />
zwischen dem ein-<br />
flussreichenaußen- politischen Think<br />
Tank in Shanghai<br />
und <strong>der</strong> <strong>Friedrich</strong>-<br />
<strong>Ebert</strong>-<strong>Stiftung</strong> mit<br />
ihren beiden Büros<br />
in Beijing und Shanghai dann auch im Mittel-<br />
punkt des letzten Besuchstages <strong>der</strong> Delegation<br />
Anfang September in Berlin. Zum 10. Mal (!)<br />
wurde im Politischen Club <strong>der</strong> <strong>Stiftung</strong> das Koo-<br />
perationsabkommen zwischen den SIIS und <strong>der</strong><br />
<strong>FES</strong> verlängert.<br />
In ihren Reden betonten Prof. Yang und <strong>FES</strong>-<br />
Geschäftsführer Dr. Roland Schmidt die Erfolge<br />
dieser bemerkenswerten Partnerschaft, die in<br />
den Worten von Prof. Yang auf die Visionen <strong>der</strong><br />
Reformpolitik Deng Xiaopings sowie <strong>der</strong> Ostpo-<br />
litik Willy Brandts und Egon Bahrs zurückgehe.<br />
War es doch die 1983 von SIIS und <strong>FES</strong> gemein-<br />
sam veranstaltete Konferenz zu den Nord-Süd-<br />
Beziehungen in Schanghai, die vier Jahre spä-<br />
ter zur Öffnung des ersten <strong>FES</strong>-Büros in China<br />
führte.