Werke aus der Sammlung Gruppo Mondiale im ... - kunse.com

Figuren. Eine in sich ge kehrte Welt in stillem Bedenken, in unerfüllter
Sehnsucht, in feinfühliger Berührung oder als unzählige kleinste Entwürfe.
Und dann im Garten, von hohen Buchshecken umstanden, der "Den ker"
und das "Höllentor". Neben den stereometrisch kubisch zugeschnittenen
Sträuchern wirkten die Skulpturen wie erlöste Natur. Mit 500 Exponaten
ein gewaltiges Lebenswerk eindringlicher Auseinandersetzung mit dem
menschlichen Leben. Und als ich erstmals zur "Accadémie de la Grande
Chaumière" fuhr, überfiel mich unerwartet neben dem Vavin-Metroausgang
die in den Himmel ragende Balzac-Skulptur, aus dessen umgeworfener
Mönchskutte, die wie ein schroffes Gebirge empor ragt, das gewaltige, visionäre
Dichterhaupt in die Weite blickt. Mit seinen aufgeflockten Haaren,
buschigen Brauen und in tiefen Höhlen liegenden Adleraugen ist des Dichters
Kraft auf ihr Wesen konzentriert. Eine überwältigende Einfachheit plastischen
Ausdrucks. Ich erachte noch heute dies Standbild als sein bedeutendstes
Meisterwerk. Ein archaischer Aufbruch direkter Betroffenheit, der
sich in keinen Stil einordnen lässt. Hier geht’s um die letzte Wahrheit.
Bei meinem zweiten Besuch des Rodin-Museums beeindruckte mich vor
allem sein Porträt "L’homme au nez cassé". Da geht’s nicht mehr um klassische
Schönheit, sondern um die Menschlich keit eines vom Kainsmal
geschlagenen Schicksals. Nicht um Erbar men bittet er, sondern um ein Stillestehen
und eine Beachtung. Auch er hat eine Seele.
Dann stand ich lange vor seinem "Höllentor". Ein dramatischer Weltuntergang
wie in Michelangelos Sixtina und Dantes Inferno: "lasciate ogni speranza
voi ch’entrate." Über dem Kathedralen-Portal stehen nicht Gott Vater
und nicht der Erzengel Gabriel, sondern 3 Männer mit gebeugten Nacken
und gesenkten Köpfen. Einander zugekehrt, je einen Arm hängend in den
eigenen Schat ten, der untrennbar an den Menschenleib gekoppelt ist. In
den eines jeden und in ihren gemeinsamen Schatten!
Unter ihnen, im Architrav, die zentral sitzende Gestalt des "Den kers" mit
tiefsinnigem Blick in das Schattenschicksal der Mensch heit. Auf den
geschlossenen Türflügeln überall Not zwischen Sehn sucht und Umarmung,
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